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Ideleb nicht mehr versucht worden. Idelebs „Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie" erschien vor 80 Jahren (1825/26) und beruht noch fast gänzlich auf den von den klassischen Schriftstellern auf uns gekommenen Nachrichten. Als vor fünf Jahren Herr Prof. Harnack mich auf die dringende Notwendigkeit einer Neubearbeitung des lüELEBSchen „Handbuchs" hinwies, war ich durch anderweitige astronomische Untersuchungen zwar mit dem Zeitrechnungswesen der Alten verschiedentlich in Be- rührung gekommen und hatte die Notwendigkeit einer Renovierung des „Idelek" oft gefühlt, aber welch große Ausdehnung die archäo- logischen Materialien haben, die von der Forschung seither aufge- häuft worden sind und bei einer Neubearbeitung des Gegenstandes herangezogen werden müssen, konnte ich noch nicht übersehen. Als ich nun an die Sammlung des Stoffes füi* diesen I. Band herantrat, welcher vornehmlich das Zeitrechnungswesen der Orientalen enthalten sollte, wurde mir sehr bald klar, daß behufs einer Neudai-stellung des Ganzen eine Umarbeitung des „Idelek" den Zweck nicht erreichen würde. Die meisten Kapitel des lüELERSchen Werkes sind für die Jetztzeit sehr veraltet, und die Einführung des modernen Materials in diese alte Form würde wegen des großen Übergewichtes, welches man diesem Material gegenüber dem klassischen Fundament einräumen muß, einer einheitlichen Darstellung widerstrebt haben. Das moderne Material zwingt uns nicht nur innerhalb der Darstellung der einzelnen Zeit- rechnnngsarten zu neuen Gruppierungen des Stoffs, sondern fordert auch andere historische Gesichtspunkte über das Zeitrechnungswesen der Völker. Die Bearbeitung des Gegenstandes verlangte also von selbst eine in Form und Inhalt neue Darstellung, und nur jene Er- gebnisse wurden mit in den neuen Aufbau herübergenommen, welche im Fortschritte der Forschung noch unerschüttert geblieben sind. a* 156160 IV Vorwort. Das neue Werk ist auf drei Bände berechnet. Das Ziel der Darstellung ist wesentlich weiter gesteckt als bei Idelebs Handbuch, da nicht bloß auf die Zeitrechnung der Völker der klassischen Zeit und des christlichen Mittelalters Rücksicht genommen, sondern auch jene anderer Völker erörtert werden soll, soweit sich hinreichende Nachrichten hierüber vorfinden. Der vorliegende erste Band be- richtet vornehmlich über das Zeitrechnungswesen der Asiaten (mit Ausnahme der Juden, welche ein umfangreiches Kapitel beanspruchen und einem der andern beiden Bände einverleibt werden müssen), und zwar der Babylonier, Mohammedaner (Araber und Türken), Perser, Inder, Chinesen und Japaner, sowie über die Zeitrechnungen in Hinter- indien und auf den südostasiatischen Inseln, endlich über jene der Ägypter und der einstigen Bewohner von Zentralamerika. Zu diesem ersten Bande sind mir wohl einige Bemerkungen gestattet. Das Material, welches hier zur Verwendung kommt, über- wiegt die Nachrichten der Klassiker gänzlich, und letztere können nur hie und da ergänzend oder vergleichend gebraucht werden. Von den Ergebnissen, welche aus der neueren Erforschung der alten Kultur- stätten Asiens resultierten, ist eben auch ein reiches Maß von Erkenntnis für das Zeitrechnungswesen abgefallen. Es bietet sich uns da ein un- gemein reichhaltiges, auf die Denkmäler und Literaturreste jener alten Völker gegründetes archäologisches Material dar, dessen Beurteilung, weil es bei den einzelnen Völkern in verschiedener Eigenart auftritt und weil mitunter auch die archäologische Führung in Unsicherheit gerät, schwierig ist, doppelt schwierig aber für den Astronomen, der dieses Material verarbeiten soll. Die Kenntnis der Sprachen der in Betracht kommenden Völker, welche man vielleicht als notwendig anzunehmen geneigt sein wird, hätte allein keine Sicherung gegeben. Denn abgesehen davon, daß ihrer vierzehn für den vorliegenden Band erforderlich gewesen wären — eine Kenntnis, die man dem Bearbeiter kaum zumuten darf — muß daran erinnert werden, daß auch die Kenner der Sprachen sich betreffs des Zustandes mancher Zeitrechnungs- arten in bedeutendem Zweifel befinden. Ich verweise auf die Zeit- rechnung in Arabien vor dem Aufkommen des Islam, über welche nur einander widersprechende Nachrichten späterer Schriftsteller und un- zureichende Andeutungen aus der altarabischen Poesie vorliegen ; oder ich erinnere den Leser an die Widersprüche, in denen sich die Kenner der ägyptischen Sprache bei vielen Gegenständen befinden, die sich auf das Kalenderwesen der Ägypter beziehen. Der astronomische Bearbeiter, welcher das vielgestaltige archäologische Material in Be- ziehung auf das Zeitrechnungswesen zu untersuchen, d. h. im letzten Grunde auf den Zusammenhang mit den astronomischen Tatsachen zu prüfen hat, tut vielmehr am besten, sich auf die als zuverlässig Vorwort. V geltenden Fachmänner der betreffenden Sprachgebiete und auf die von diesen gemachten Vorarbeiten zu stutzen. Glücklicherweise ist gegen- wärtig bereits ein großer Teil der in Betracht kommenden Quellen, aus welchen man Belehrung über das Zeitrechnungswesen der Orientalen holen kann, in die europäischen Hauptsprachen übersetzt, also der Allgemeinheit zugänglich. Dieses ist der Fall bei den Hauptwerken der Inder über Astronomie und Zeitrechnung; auch der größere Teil der vedischen Schriften des alten Indiens und der heiligen Bücher der Parsenliteratur ist leicht lesbar geworden. Unter den modernen Schriftstellern über indische und altpersische Zeitrechnung befinden sich auch schon Eingeborene, deren Beiträge von Wert sind. Von großer Bedeutung für das gesamte ältere Zeitrechnungswesen sind die Hauptwerke des Arabers ALBinuNi, welche uns durch E. Sachau zugänglich gemacht worden sind. Der Aufhellung bedürftig bleibt derzeit noch die geschichtliche Entwicklung der Zeitrechnung im alten China und Japan und im alten Arabien, über welche noch wenig verläßliches Material vorliegt. Ziemlich befriedigend ist unsere Kenntnis der Zeitrech- nungsart der früheren zivilisierten Bewohner Zentralamerikas, dagegen müssen wir uns betreffs Hinterindiens und der Zeitrechnung auf den südasiatischen Inseln, in Polynesien u. s. w. hauptsächlich auf die Reisewerke und die zerstreute Reiseliteratur verlassen. Für Baby- lonien und Ägypten liegt reiches Material vor durch das Inschriften- material auf den Tontafeln und den altägyptischen Altertümern. Ich muß hier aber gleich bemerken , daß das Kapitel der Zeitrechnung der Ägypter das schwierigste des Buches war, und daß sich dort die Forderung, eine abgerundete Darstellung des Gegenstandes zu erzielen, schwer erfüllen ließ, da sowohl die Übersetzungen der Inschriften wie ihre Interpretation sehr häufig noch einander sehr widerstreitenden Meinungen unterliegen. Ich hatte mich bei diesem Kapitel anfänglich hauptsächlich an die Arbeiten von H. Bkugsch, wohl des besten Kenners des ägyptischen Kalendermaterials, gehalten, und das Kapitel in dieser Gestalt hatte auch den Beifall des Wiener Ägyptologen J. Kball gefunden. In neuerer Zeit sind aber Zweifel an der Richtigkeit der Deutungen von Brugsch, und noch mehr seiner Übersetzungen, laut geworden. Wegen dieser Bedenklichkeit habe ich deshalb Herrn Prof. H. Schäfer (vom ägyptischen Museum in Berlin) zu Rate ge- zogen. Derselbe riet mir, von jenen Übersetzungen, als unsicher, möglichst wenig Gebrauch zu machen; mit seiner Hilfe habe ich dann den größten Teil des Kapitels in diesem Sinne umgearbeitet Vielleicht darf ich hoffen, daß meine Darstellung der ägyptischen Zeitrechnung einen Ägyptologen, der mit dem einschlägigen Material vertraut ist und sich auch einige astronomische Kenntnisse an- eignet, dazu ermuntert, eine kritische Revision der Arbeiten von VI Vorwort. Beugsch, soweit selbe auf die Zeitrechnung Beziehung haben, zu versuchen. Was weiter die Form der Darstellung des Buches betrifft, so habe ich mich bemüht, dieselbe dem Zwecke eines „Handbuchs" ent- sprechend so zu gestalten, daß der Leser schnelle Auskunft über die einzelnen Gegenstände erhalten soll. Die Auseinandersetzungen sind deshalb kurz gehalten, und ich war, so gut es sich tun ließ, darauf bedacht, dabei das als verläßlich geltende Material zu verwenden. Der ganze Stoff des Buches wurde nach einzelnen Paragraphen be- handelt, um dem Leser eine leichte Übersicht darbieten zu können; dem Buche wurde außerdem ein Register beigegeben ; ich hoffe darum, daß eine schnelle Orientierung möglich sein wird. Betreffs der Dar- stellung der verschiedenen Ansichten und Hypothesen über einzelne Zeitrechnungsarten konnte ich nur jene aufnehmen, welche seit Ideler entstanden sind; das Buch schließt sich also in dieser Beziehung an den alten „Ideler*' an, und die früheren Ansichten wird man in letzterem nachzusehen haben. Der Inhalt des Buches erstreckt sich wie bei Idelek sowohl auf die geschichtliche Entwicklung der Zeit- rechnungsformen, wie auf die praktischen Aufgaben der technischen Chronologie (Verwandlung gegebener Daten einer Zeitrechnung in die einer anderen u. dgl.). Gern hätte ich die Details in der Zeitrechnung der Inder und der Chinesen noch weiter ausgeführt, mußte mich aber, da das Buch trotz Ausscheidung manchen Materials über den geplanten Umfang hinaus wuchs, auf das Notwendige beschränken. Das über beide Zeitrechnungen Gesagte wird aber genügen, um einen hin- reichenden Einblick in die Konstruktion der indischen und chinesischen Kalender zu gewähren. Für Detailstudien ist die den einzelnen Kapiteln angehängte Literatur bestimmt. Dieselbe besteht (mit wenigen Ausnahmen) nur aus solchen Quellen, die ich behufs Abfassung des Buches selbst benützt, durchstudiert oder irgend zu Rate gezogen habe. Die während der Herstellung des vorliegenden Handbuclis bis zum Abschluß desselben noch erscheinende Literatur wird in Form eines Nachtrags einem der späteren Bände einverleibt w^erden. In den Rahmen des „Handbuchs" wurde nicht bloß das geordnete Kalenderwesen der Kulturvölker, sondern auch die primitive Zeit- einteilung mancher auf tiefer Zivilisationsstufe stehenden Nationen einbezogen. Dies geschah mit Absicht, um die Schwierigkeiten an- schaulich zu machen, welche der Mensch überwinden mußte, ehe er von den einfachsten Zeitbegriffen zu einem Kalender gelangt ist. Es' scheint, daß diese Schwierigkeiten, besonders was die Bestimmung der Länge des Sonnenjahres, oder den Übergang vom Mondjahr zum Sonnenjahr durch Schaltungen betrifft, recht oft unterschätzt werden, da sonst Voraussetzungen wie die eines vollkommen bekannten Jahres Vorwort. VII schon für die älteste Zeit der Kulturvölker (Ägypter u. a.) nicht hätten gemacht werden können. Ich habe in den einzelnen Kapiteln, wie der Leser bemerken wird, auch auf diejenigen Einrichtungen der Zeitrechnung geachtet, welche in derselben Weise bei verschiedenen Völkern vorkommen, Avelche also entweder gemeinsamen älteren Ur- sprungs sind oder doch auf solchen hinzuweisen scheinen. Die Hervor- hebung dieses Entwicklungsgedankens konnte selbstverständlich nur skizzenhaft und mit Vorsicht geschehen. Das Gemeinsame näher zu präzisieren, durch genügendes Material zu begründen, ist Sache der zukünftigen Forschung. Vielleicht führt dieser Gedanke einst zu einer vergleichenden Chronologie. Da das vorliegende Handbuch für Historiker, Chronologen und Archäologen, aber auch für Astronomen und andere Interessenten, also für weitere Leserkreise bestimmt sein soll, habe ich getrachtet, die Darstellungsform hinreichend verständlich zu halten. Die drei dem eigentlichen Zeitrechnungswesen vorangehenden Vorkapitel dürften des- halb gerechtfertigt sein. Der Leser wird ferner unter den An- merkungen im Buche einige finden, die ihm vielleicht geläufig und selbstverständlich, für andere aber erwünscht sind. Die Historiker, welche die Schwierigkeiten meiner Aufgabe kennen und darum wohl auch die aufgewendete Mühe zu würdigen wissen werden, bitte ich noch um Nachsicht, wenn ich in meinen Ausführungen hier und da etwas übersehen haben sollte. Ergänzende Bemerkungen zu einzelnen Kapiteln, welche für notwendig gehalten und mir angezeigt werden, sollen als Nachträge in den beiden folgenden Bänden Platz finden. Es erübrigt mir noch, meinen besten Dank allen jenen Herren abzustatten, welche mir bei der Abfassung dieses ersten Bandes des Handbuchs ihre Beihilfe, sei es durch Ratschläge oder Mitteilungen u. s. w. gütigst gewährt haben; besonders bin ich Dank schuldig den Herren Professoren W. Grube, F. Kielhorn, C. F. Lehmann, Gustav Opfert, H. Schäfer und E. Seler. Femer danke ich Herrn Prof. H. Jacobi für die Erlaubnis, seine Tafeln zur indischen Zeitrechnung in mein Buch aufnehmen zu dürfen, sowie meinem langjährigen früheren Kollegen Dr. R. Schräm für die Bereitwilligkeit, mit welcher er mir ge- stattet hat, das Manuskript seiner neuen, in Vorbereitung befindlichen chronologischen Tafeln für die Beispiele im Buche zu benützen. Berlin, im April 1906. Der Verfasser. Inhaltsverzeichnis. Seite Einleltnng. § 1. Vorbemerkung 3 A) Astronomische Begriffe der technischen Chronologie. § 2. Vorbegriffe 4 § 3. Die vier Koordinatensysteme 6 § 4. Geographische L&nge und Breite. Reduktion der Zeit 9 § 5. Die Bewegung der Sonne in der Ekliptik. Jahreszeiten. Die Arten der Zeit 12 § 6. Täglicher und jährlicher Auf- und Untergang der Gestirne .... 18 § 7. Die Sternbilder. Verändemngen der Fundamentalebenen. Wirkungen der Präzession 27 § 8. Sonnen- und Mondbewegung. Sonnen- und Mondjahr 31 ^ 9. Sonnen- und Mondfinstemisse 39 § 10. Die Planetenerscheinungen. Sonstige für die Chronologie bemerkens- werte Phänomene 43 B) Hilfsmittel der Chronologie. § 11. Allgemeine Bemerkungen über die Hilfe der Astronomie 47 § 12. Spezielle astronomische Hil&mittel 50 § 13. CnFonologiBche flil&mittel. Archäologische Grundlagen 54 C) Die Zeitelemente und ihre historische Entwicklung. § 14. Die primitiven Zeitbegriffe 58 § 15. Mond- und Sonnenjahr. Ausgleichung. Schaltjahr. Kundjahr ... 62 § 16. Die Mondfltationen 70 § 17. jper Zodiakus 78 § 18. Aren. Zjklen. Jahres-, Monats- und Tagesteilung 88 § 19. Julianisches und gregorianisches Jahr. Julianische Periode. Lage des Frühlingspunktes im julianischen Jahre 97 § 20. Literatur zu C 102 Zeitrechnung der einzelnen Yölker. L Kapitel. Zeitrechnung der Babylonier. § 21. Vorbemerkung 107 § 22. Die haupteächlichsten in Betracht kommenden Kulturmomente der Babylonier 109 Inhaltsverzeichnis. IX Seit« § 28. Monate 113 § 24. Monatseinteilung, Wochen (hamuätu), Tageseinteilung und Tagesanfang 118 § 25. Sonnen- und Mondjahr. Perioden 124 % 26. Schaltung 130 § 27. Die seleukidische Ära (xora XaXdaiavg) und die Arsakiden-Ara . . . 136 § 28. Der fLanon des Ptolemäus und die Epon^uijenlisten 188 § 29. Die Ära Nabonassar und die philippische Ära 143 § 80. Literatur , 147 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. § 31. Astronomie. Quellen für das Kalenderwesen 150 § 82. Der Nil in seiner Beziehung zur ä|?yptischen Zeitrechnung .... 154 § 88. Monate, Jahreszeiten, veränderte Bedeutung der Zeichen der letzteren 156 § 84. Taffeseinteilung und Tagesanfang 160 § 85. Dekaden (Wochen) und Dekane 165 § 86. Mondtage. Das hypothetische Mondjahr und Rundjahr. DieEpagomenen 166 § 87. Bezeichnung des tlahres un.4 der Mond- und Sonnenstände 172 § 38. Große Jahresperioden der Ägypter a) Periode von 365 Jahren 174 b) Han- oder Henti-Periodc 174 c) Sed- (oder Set-) Periode 175 d) Großes und kleines Jahr 176 e) Phönixperiode 177 f) Apisperiode 180 § 89. Die hehakischen Siriusaufgänge 181 § 40. Die Sothisperiode. Apokatastasen. Siriusdaten 187 § 41. Das tanitische Jahr (Dekret von Kanopus) 196 § 42. Der Doppelkalender des Papyrus Ebers 200 § 48. Die Feste und ihre Bedeutung für die ägyptische Zeitrechnung . . . 203 § 44. Theojfie des ägyptischen Jahres 212 § 45. Die Ären. Die angebliche Ära Nubti. Die alexandrinische Ära (anni Augustorum). .. Die diokletianische und Märtyrerära 222 § 46. Indiktionen in Ägypten 232 S 47. Literatur 284 ni. Kapitel. Zeitrechnung der Mohammedaner (Araber nnd Türken). $ 48. Vorbemerkung 238 A. Die vorislamische Zeitrechnung. § 49. Neuere und alte Namen der Monate 239 § 50. Jahreszeiten. Wochen. Zählung nach Nächten 241 § 51. Die heiligen Monate. Die Nasaa 248 § 52. Hypothesen über das altarabische Jahr 247 § 58. Epochen der alten Araber 251 B. Die mohammedanische Zeitrechnung. § 54. Mondmonate 252^ § 55. Der 80jährige und der 8jähriffe Zyklus 254 § 56. Tagesanfang. Tagesteilung. Wochen 25ft § 57. Epoche der Hidschra. Reduktion von Daten , 258 § 58. Fremde von den Mohammedanern gebrauchte Ären. Sonnen jähre . . 268 § 59. Beschreibung eines Rus-name 266 § 60. Die Feste der Mohammedaner 271 § 61. Literatur 273 O in sei, Chronologie L. , b X Inhaltsverzeichnis. Seite IV. Kapitel. Zeitrechnung der Perser. § 62. Vorbemerkung 275 § 68. Die ältesten Namen der Monate (Inschrift von Behistän) 275 § 64. Die alt- und neupersischen Monatsnamen 277 § 65. Die Monatsta^, Jahreszeiten und die Gahanbar 280 § 66. Epagomenen, Tagesanfang. Tagesteilung, Feste 287 § 67. Das persische Jahr nach den alten Autoren 290 § 68. Hypo.thesen Über die Einrichtung des altpersischen Jahres 293 § 69. Die Ära Jezdegerd 298 § 70. Die Ära.Pschel&leddin 300 § 71. Andere Aren in Persien. Monate und Tage in Sogd und Khw&rizmieu 305 § 72. Literatur 808 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. § 78. Vorbemerkung 310 A. Zeitrechnune der Veda. § 74. Das yedische Jahr 311 § 75. Jahreszeiten 314 § 76. Monate und Tagesteilung 316 § 77. Die Nakshatra 317 B. Zeitrechnung der nachvedischen Periode. § 78. Die Jahresarten 320 § 79. Monats- und Tagesteilung 324 § 80. Nakshatra 327 § 81. Zodiakus, kalpa, yuga 329 C. Zeitrechnung der Siddhänta. § 82. Die vier Siddh&nta 330 § 83. Die späteren Werke 333 D. Technische Chronologie des indischen Kalenders. § 84. Hauptmeridian 336 § 85. Die ^oflen yuga. Epoche des Kaliyuga 337 § 86. Zodiäus. Monatsnamen, Wochentage und Tagesteilung ...... 838 § 87. Sonnenjanr. Elemente desselben, Länge der Sonnenmonat«, Ahargana, Samkränti, Jahreszeiten ' . 341 § 88. Beginn der Sonnenmonate 346 § 89. Mondmonat 347 § 90. Die tithi 348 § 91. Das Lunisolarjahr 350 § 92. Ermittlung der tithi und paksha eines gegebenen Datums und um- gekehrt. Nachprüfung für ein- und ausgeschaltete Monate .... 353 § 98. Jahresbeginn, vollendetes und laufendes Jahr 357 § 94. Karana und Yoga. La^a 359 § 95. Nakshatra und Finsternisse 363 § 96. Der 60jährige und der 12jährige Jupiterzyklus 868 § 97. Religiöse Feste und besondere tithi 376 E. Die Aren der indischen Zeitrechnung. § 98. Vorbemerkung 380 a) Die Aren in Nordindien. § 99. Die Ära Sap.tarshi-Käla 382 § 100. Die New&r-Ära 384 § 101. Die Gupta-Ara 384 § 102. Die Sri-Harsha-Ara 887 § 108. Die. Ära des Vikram&ditya 387 b) A^en in Zentralindien. § 104. Die Saka-Ara 890 § 105. Die Chälukya-Vikrama-Ara 391 InhaltsTerzeichnis. XI Seite § 106. Die Chedi- oder Kalaohuri-Ära 392 § 107. Die Lakshmaiia-Sena-Ara 392 § 108. Die Fasli- Jahre (Erntejahre), das Bengali-San, Vilayati-Saa und das Amli- Jahr , 393 § 109. Die Iiahi- o U. Tafel der Halbetagbogen 546 III. Tafel der Neumonde von 605 bis 100 v. Chr 547 IV. JA.COBIB Tafeln zur Zeitrechnung der Inder 563 Register 575 Zusätze und Berichtigungen. ad S. 208 Anm. 1. Zitat nach der Maolttos- Ausgabe. ad S. 281 Z. 21 v. o. Das dort gegebene Beispiel soll nur als Illustration zur Verwandlung des Datums der Diokletianischen Ära dienen. Der angeb- liche Brief des Ämhrosius ist unecht, und die Angabe, Ostern sei am 28. April gefeiert worden, zweifelhaft; nur nach der Osterrechnung de» alezandrinischen Zyklus fiel Ostern auf den 23. April; s. £. Schwabtz,. Christliche u. jüdische Ostertafeln, S. 54. 55 (Äbhandlg. d. Königl. Ges. d. Wiss, z. Göttingen, phil. bist. KL, N. F., VIII No. 6 [1905]). ad S. 402 Zu den Tafeln kann noch hinzugefugt werden Cowasjee Patell, Chrono- loge containing corresp, dates of the different eras used hy Christ.^ Jews, Greeks, Hindus etc. London 1866. ad S. 444 Z. 12 y. o. zu lesen «Bienenzüchter* statt .Bienenpächter ". ad S. 547 Tafel III (Neumondtafel). Handelt es sich nur um. die näherungs- weise Kenntnis der Zeit der Neumonde, so kann man die Neumondreihe benützen, welche von 1622 v. Chr. bis 1984 n. Chr. im II. Bd. (Astron. Appendix) von H. Gbattan Guinness, Creation centred in Christ, London 1896, gegeben ist. Da diese Neumonde nur mit flilfe einer verbesserten Periode berechnet sind, weichen sie von jenen der Taf. lÜ bald im positiven, bald im negativen Sinne, u. z. um 1^/, bis 3 Stunden ab. Einleitung. Gim«!, Chronologie I. § 1. Yorbemerkung. Um größere Zeiträume messen d. h. die zeitliche Folge des Ge- schehenen im Leben des einzelnen oder der Gesamtheit der Menschen bestimmen zu können, bedarf man eines möglichst unveränderlichen Mafies. Dieses Maß bieten einzelne Himmelskörper durch ihre ewig ge- setzmäßige Bewegung und durch ihre nach Perioden wiederkehrenden Erscheinungsformen. Insbesondere sind es die Sonne und der Mond, welche schon in frühester Zeit der Kulturentwicklung der Menschheit als die natürlichen Zeitmesser angesehen worden sind, da die Sonne durch ihren scheinbaren Umlauf die Jahreszeiten und das Jahr, und der Mond durch seine wechselnden Lichtgestalten die nächst kleineren Zeiträume, die Monate, abmißt. Um aber ein sich bewegendes Himmelsobjekt als Zeitmesser benützen d. h. angeben zu können, wievielmal gewisse Perioden seiner Bewegung in gegebenen Zeit- räumen enthalten sind, mußte man eine klare Vorstellung von der Art der Bewegungen der Sonne und des Mondes zu erlangen suchen. Auf diese Weise wurde die Menschheit zur Beobachtung des Himmels geführt, und die Astronomie verdankt zum guten Teile jener Not- wendigkeit der Zeitmessung ihren Ursprung. Das Ergebnis der Be- obachtungen der Sonne und des Mondes waren die Jahrformen, welche von den einzelnen Nationen, je nach dem Grade der Erkenntnis und je nach Entwicklungsbedingungen, die in dem Werden der Völker mit- spielten, mehr oder minder -übereinstimmend oder abweichend aus- gestaltet wurden. Die Lehre von der Beschaffenheit der verschiedenen Jahrformen und von den inneren Einrichtungen des Jahres bei den einzelnen Völkern heißt die technische Chronologie. Unsere Kenntnis derselben beruht gegenwärtig hauptsächlich auf den Denk- mälern, dem archäologischen und inschriftlichen Material, das uns jene Völker aus verschiedenen Kulturepochen hinterlassen haben; daneben kommt ihre Nationalliteratur in Betracht. Die Nachrichten, welche die klassischen Schriftsteller darbieten, und auf die man sich früher haupt- sächlich stützen mußte, sind größernteils in die zweite Linie zurück- getreten. Bei der Sichtung und Kritik jenes Materials leistet die rechnende Astronomie oft Beihilfe, indem sie die Mittel zur Beurteilung 1* 4 Astronomisclie Begriffe der technischen Chronologie. der Tradition herbeischafft. Unter mathematischer Chronologie versteht man vorzugsweise die astronomischen Lehren von den Be- wegungen der Sonne und des Mondes, inwieweit sie mit dem Zeit- rechnungswesen in Verbindung sind; im engeren Sinn aber besonders die Anwendung der Mathematik auf die Ergebnisse der technischen Chronologie, wie die Herstellung von Formeln zur Verwandlung ge- gebener Daten einer Zeitrechnungsform in Daten einer anderen u. dgl. Bei dem gegenwärtigen Stande der Verhältnisse hat diese Disziplin weit weniger Interesse für den Historiker als früher, und es wird deshalb im vorliegenden Werke überwiegend die technische Chronologie behandelt werdend Den eben gemachten Andeutungen entsprechend tritt die Not- wendigkeit einer Einleitung hervor, welche auf die technische Chronologie der einzelnen Völker vorbereitet. Ich zerfalle dieselbe in drei Kapitel. Das erste Kapitel der Einleitung gibt eine Definition der astronomischen Begriffe und technischen Ausdrücke, soweit solche in der technischen Chronologie vorkommen. Das zweite bespricht die Hilfsmittel, mit denen die moderne Chronologie arbeitet, und zwar die astronomischen und die archäologisch-historischen. Das dritte, welches man einen Versuch oder Abriß vergleichender Chronologie nennen kann, hebt die Haupt-Zeitelemente besonders hervor, welche den Zeitrechnungsformen gemeinsam sind, und sucht deren Entstehung, soweit der Stand der Forschung dies zuläßt, zurück zu verfolgen. A) Astronomische Begriffe der technischen Chronologie. § 2. Torbegriflfe. Der gestirnte Himmel erscheint uns überall, wohin wir uns an der Erdoberfläche begeben, als Kugel und zwar als Halbkugel, indem wir immer nur den Teil des Himmels sehen können, welcher über unserm jeweiligen Horizonte liegt. Denken wir uns in irgend einem Standpunkte an der Erdoberfläche eine horizontale Linie markiert 1) Der Titel «HaDdbuch der math. u. techoiBchen Chronol.* dieses Werkes wurde nur mit Rücksicht auf das gleichnamige Werk von Idelbr, dessen Ziele dem Verfasser vorschwebten, beibehalten. Die mathematische Chronologie hat aus dem Grunde an Interesse für den Historiker verloren, weil gegenwärtig für die meisten Zeitrechnungsarten ausgedehnte Tafeln vorhanden sind, nach denen man fast ohne Rechnung die Daten einer Zeitrechnung in diejenigen einer anderen verwandeln kann, ohne dafi ein Zurückgehen auf die Formeln der Astronomen notwendig wird. Desgleichen sind die anderweitigen astronomischen Hilfsmittel vereinfacht und be- quemer eingerichtet worden , so daß die mathematischen Vorschriften sehr zurück- treten und der Historiker meist ohne besondere mathematische Kenntnisse jene Hilfsmittel benützen kann. § 2. Vorbegriffe. 5 (z. B. mit Hilfe der Wasserwage) und auf derselben eine Senkrechte errichtet, bis diese die scheinbare Himmelskugel in einem Punkte trifft, so heißt letzterer Punkt Z das Zenit (oder der Scheitelpunkt) unseres Standortes; die Verlängerung dieser Linie führt durch den Erd- mittelpunkt 0 (s. Fig. 1). Die durch die Horizontale gelegte Ebene heißt die Ebene des scheinbaren Horizontes und die zu ihr parallele, aber durch das Erdenzentrum 0 gehende Ebene der wahre Horizont (HT). Jeder Ort auf der Erde hat also sein eigenes besonderes Zenit und seinen besonderen wahren Horizont. Der dem Zenit entgegen- gesetzt liegende Punkt Z' der Senkrechten, welcher also auf der für uns unsichtbaren Himmelshalbkugel liegt, heißt das Nadir (der Fußpunkt). Vermöge der Bewegung der Erde um sich selbst scheint sich der Sternhimmel von Ost nach West zu bewegen, und zwar ergibt eine aufmerksame Betrachtung, daß nur ein Teil der Sterne über dem Horizonte auf- und untergeht, andere dagegen die ganze Nacht über dem Horizonte bleiben und sich nur sehr langsam fortbewegen; an einem bestimmten Punkte des Himmels scheint überhaupt kein Umschwung des Himmels stattzufinden. Dieser letztere Punkt P, um welchen die ihm nahen Sterne ihre Kreise nur langsam durchwandern, heißt auf unserer Nordhalbkugel der Nordpol des Himmels, der ihm ent- 6 Astronomische Begriffe der technischen Chronologie. gegengesetzte der Südpol; beide Pole heißen die Himmelspole; sie müssen, wie bei der großen Entfernung der Sterne von der Erde im Ver- hältnis zum Erddurchmesser begreiflich, beide in der Verlängerung der Erdachse liegen. Um diese Weltachse (verlängerte Erdachse) PP' bewegen sich die Sterne in Kreisebenen, welche auf der Weltachse senkrecht stehen; diese Kreise heißen Parallelkreise (z. B. GG). Der größte der Parallelkreise wird jener sein, der durch den Erd- mittelpunkt geht; dieser Parallelkreis AQ, welcher die Himmels- sphäre in zwei gleich große Halbkugeln teilt, ist der Äquator. Wenn wir durch die Weltachse verschiedene Ebenen legen, welche die Himmelskugel in größten Kreisen schneiden, so heißen diese die Meridiane des Himmels; sie gehen durch die Pole PP' und stehen alle senkrecht auf der Aquatorebene. Die Meridianebene, welche durch einen gegebenen Ort der Erdoberfläche geht, der Meridian des Ortes (Mittagskreis), enthält die Weltpole, das Zenit und Nadir, und schneidet die Horizontebene in einer Geraden, der Mittagslinie. Für den Ort 0 ist der Halbkreis TPZH der Meridian, HOT die Mittags- linie. Ein Stern, welcher einen Parallelkreis LL' beschreibt, muß notwendigerweise den Meridian des Ortes in einem Punkte L treffen; man sagt dann, der Stern kulminiert. Die Zeiten zwischen dem Aufgange und der Kulmination resp. dem Untergange sind einander gleich, d. h. die Halbetag-Bogen «L und /?L werden durch den Kul- minationspunkt gleich groß. Liegt die Kulmination auf dem Teile des Meridians, welcher den sichtbaren Pol und das Zenit enthält, so ist dies die obereKulmination des Sterns (auf dem Bogen TZP); die untere Kulmination liegt auf dem Ergänzungsbogen PH. Der Bogen PH zwischen dem Pol und der jeweiligen Horizontebene ist die P 0 1 h ö h e (oder geogr. Breite am schnellsten ist. Teilt man die Ekliptik, vom FrOhjahrsäqninoktinm ausgehend, in 12 gleiche Teile, so entsteht der Zodiakus (Tierkreis). Die 12 Zeichen dieses Kreises fassen je 30*> und werden nach benachbarten oder in den Kreis fallenden Stern- bildern in folgender Weise benannt und durch Symbole gekennzeichnet : 0—30« Länge: 30—60« „ 60—90» „ 90—120» 120—150» 150—180« 180—210« 210—240» 240—270» 270—300« 300—330» 330—360« n n r. T Widder (Aries) V Stier (Taurus) n Zwillinge (Gemini) 2p Erebs (Cancer) Sl Löwe (Leo) np Jungfrau (Virgo) rO: Wage (Libra) VVt Skorpion (Scorpius) >? Schutze (Sagittarius) *)o Steinbock (Capricornus) J» Wassermann (Aquarius) 5 Fische (Pisces) Ältere Bezeichnungen sind für Schütze Arcitenens, für Wassermann Amphora. Wäre die Bahn der Sonne (resp. der Erde) genau ein Kreis, so mäfite die scheinbare Sonnenbewegung durch die 12 Zeichen eine gleich- mäßige sein; da dies nicht der Fall ist, so folgt, daß die Bahn eine Fig. 3. elliptische (wenngleich vom Kreise nicht sehr viel abweichende) ist, in deren einem Brennpunkte die Sonne steht. Nach den Keplerschen Gesetzen ist die Geschwindigkeit der Bewegung in dem Punkte am größten, in welchem die Erde im Perihel d. h. der Sonne am nächsten ist; im entgegengesetzten Punkte der Ellipse, dem Aphel, der Sonnen- feme, hat die Erde die langsamste Bewegung. Der Perihelpunkt, 280<*, wird von der Erde etwa am 2. oder 3. Januar, das Aphel, 100<>, wird ungefähr am 3. Juli erreicht (s. Fig. 3). Die Sonne erhebt sich in dieser 14 AstroDomische Begriffe der technischen Chronologie. Ellipse am 21. März über den Äquator, ihre Deklination wächst; dadurch werden ihre Meridianhöhen über dem Horizonte größer, die Tagebogen werden länger, und die Morgen- und Abendzeiten, d. h. die Abstände des Aufgangspunktes vom Ostpunkte und des Untergangspunktes vom Westpunkte rücken vor. Durch die länger währende Sonnenbestrahlung steigt die Temperatur der Luft und des Erdbodens: das Frühjahr tritt ein. Ungefähr am 21. April ist die Sonne auf der Ekliptik bis zum Zeichen des Stiers (30^), am 22. Mai bis zu den Zwillingen (60°) vorgerückt; am 22. Juni^ hat die Sonne den nördlichsten Punkt der Ekliptik, das Zeichen des Krebses (90°), erreicht; sie steht im Sommer- solstiz. Die heiße Zeit, der Sommer, beginnt für die nördliche Erd- hemisphäre. Nach dem Durchlaufen dieser drei aufsteigenden Zeichen der Ekliptik wendet sich die Sonne (Wendepunkt des Krebses) in den zweiten Quadranten und nähert sich wieder dem Äquator; am 23. Juli passiert sie das Zeichen des Löwen (120°), am 23. August das der Jungfrau (150°). Die Deklination hat abgenommen, die Tagebogen werden kürzer, die Schatten des Gnomons werden zur Mittagszeit länger-. Am 23. September steht die Sonne wieder im Äquator, in der Wage (180°), im Herbstpunkte. Tag und Nacht sind wieder gleich lang. Nun gelangt die Sonne in die Stellungen unter- halb des Äquators ; die Deklination wird negativ, die Tagbogen werden immer kürzer für die Xordhälfte der Erde. Am 24. Oktober steht die Sonne im Skorpion (210°), am 23. November im Schützen (240°), und am 28. Dezember hat sie ihre südlichste Stellung, das Winter- solstiz, das Zeichen des Steinbocks (270°), das letzte der ab- steigenden Zeichen, erreicht Die Tage sind jetzt am kürzesten, die Mittagsschatten des Gnomons am längsten, der Winter beginnt Nun wendet sich die Sonne wieder nach Norden (^Wendepunkt des V Diese Daten der SonneneiDtritte in die 12 Zeichen entsprechen nnr der Jetttteit. Für weit lurückliegende Zeiten gestalten sie sieh wesentlich anders. 2"^ Die Messungen des Schattens, welchen eine auf horiiontaler £t>ene gehörig senkrecht stehende Säule (Gnomon) lur Zeit der jeweiligen Kulmination der Sonne wirft, gehört lu den ältesten Beobachtungen und tu den Anfangen der Astronomie. Die Vei^leichung iweier Zeiten« die iwischen den Tagen der kürzesten oder längsten Mittagschatten der Sonne liegen, gab ungefähr die Länge des Jahres; die Schiefe der Ekliptik läfit sich ebenftdU näherungsweise, wenn die geogr. Breite des Beobachtungsortes bekannt ist, aus den Maximalhohen der Sonne lu Zeiten der Wendepunkte mittelst der Schattcnlängen bestimmen. Die Schattenlängen eines 4^ hohen Gnomons i. B. betragen unter 52^ nordl. Br. am 22. Juni 2,2». am 2S. September 5.1», am 23. Dezember 15,4», unter 20- nordl. Br. an denselben Tagen dagegen nur 0,2» resp, 1,5», resp. $^S». Als älteste Bestimmung der Schiefe der Elkliptik wird die von TschoH-Kuttg um IICN) t, Chr. an önem S Fnfi hohen Gnomon lu Lovang {Z-i^ 47* nönil. Br.) Torgenoncunene Beobachtung angegeben. Die Gnomonbeobachtungen spielen in der indischen Astronomie eine wichtige RoUe. Auf die Schattenlängen gründet sich die Berechnung des lo-rNO. welches su den Elementen des indischen Kalenders gehört ^s, § lH\ § 5. Die Bewegung der Sonne. Jahreszeiten. Die Arten der Zeit. 15 Steinbocks, Winterpunkt) und erreicht nach Durchlaufen des Wasser- manns (300^, am 21. Januar) und der Fische (330^, am 20. Februar) mit wachsender Geschwindigkeit wieder den Frühjahrspunkt. Die astronomischen Jahreszeiten sind, wie man aus den angeführten Daten der Jahrpunkte ersieht, nicht gleich lang: der Frühling dauert 93 Tage, vom 21. März bis 22. Juni, der Sommer 93 Tage, vom 22. Juni bis 23. September, der Herbst 91 Tage, vom 23. September bis 23. Dezember, und der Winter 88 Tage, vom 23. Dezember bis 21. März^. Die Sonne bleibt also um etwa 6 Tage länger auf dem nördlichen Teile der Ekliptik als auf dem südlichen, ein Hinweis darauf, daß sie sich ungleich schnell in der Ekliptik bewegt und daß die Sonnentage veränderlich an Länge sind. Als das Maß der täglichen Zeitmessung kann entweder der Umschwung der Sterne oder die Bewegung der Sonne angenommen werden. Die zwischen je zwei aufeinander folgenden Kulminationen eines bestimmten Sterns in demselben Meridiane verfließende Zeit nennt man einen Sterntag. Er enthält 24 Stunden Sternzeit. Man zählt 0^ Sternzeit, wenn der Frühlingspunkt durch den Orts- meridian geht; es ist 1^, 2^, 3** . . . Stemzeit, wenn der Stunden- winkel des Frühlingspunktes 1^, 2\ 3** . . . beträgt. Die Sonne be- wegt sich aber nicht in einem Parallel kreise über und unter dem Äquator wie der Stern, sondern in der Ekliptik. Nur am 2L März, wenn sie im Frühlingspunkte steht, fällt ihre Kulmination nahe mit 0^* Stemzeit zusammen; die Zeit ihrer Kulminationen verschiebt sich also desto mehr gegen die Sternzeit, je mehr die Sonne in der Ekliptik vorrückt. Vergleicht man die Sternzeit -Kulminationen eines Sterns mit einer nach den Kulminationen der Sonne regulierten Uhr, so wird man finden, daß am 22. März, einen Tag nach der Kulmination des Frühlingspunktes, der Stern um 3™ 56^ früher durch den Meridian geht als Tags vorher, am 23. März um den doppelten Betrag von 3"» 56» früher u. s. f. ; um den 22. Juni geht derselbe Stern bereits 6 Stunden früher durch den Meridian als am 21. März, am 23. September 12 Stunden früher. Schließlich hat das mittlere tropische Jahr (vgl. S. 32) einen ganzen Tag gewonnen und faßt 366,2422 Sternen- tage. Während der Zeit also, wo die Sonne 365 mal kulminiert, haben sich 366 Stern-Kulminationen vollzogen, und die Sternzeit durchlief 1) Die Erkenntnis, daß die astronomischen Jahreszeiten ungleiche Länge haben, wird gewöhnlich dem Hipfarch (150 v. Chr.) zugeschrieben. Es ist aber kaum mehr daran zu zweifeln, daß die babylonischen Astronomen diese Kenntnis schon vor Hipparch gehabt haben. Wenigstens geht dieses Kesultat aus Kuolebs rechnerischen Untersuchungen babylonischer astronomischer Tafeln des 2.. und 3. Jahrb. v. Chr. hervor. Die Chinesen dagegen haben sehr lange die Bewegung der Sonne als gleichförmig angenommen und sollen erst im 6. Jahrb. n. Chr. die Jahreszeiten als verschieden lang betrachtet haben. 16 Astronomische Begaffe der technischen Chronologie. inzwischen alle Tages- und Nachtzeiten. Die Rechnung nach Stern- zeit ist demnach zwar für die astronomischen Beobachtungen sehr brauchbar^, aber für das bürgerliche Leben ganz ungeeignet, da der Stand der Sonne, nach welchem sich unsere Zeiteinteilung richtet, dabei unberücksichtigt bleiben muß. Aber auch die wahre Sonnen- zeit, nämlich die zwischen je zwei aufeinander folgenden Kulminationen der Sonne liegende Zeit, der wahre Sonnen-Tag, ist kein völlig gleichförmiges Maß. Wie wir gesehen haben, sind die Sonnentage veränderlich in ihrer Länge. Um nun mittelst der Sonne ein gleich- mäßiges Maß herzustellen, führt man eine gedachte Sonne ein und läßt dieselbe sich nicht in der Ekliptik, sondern im Äquator mit einer gleichbleibenden Geschwindigkeit bewegen, so daß diese Geschwindig- keit das Mittel der variablen Geschwindigkeiten der wahren Sonne vorstellt, dabei aber die gedachte Sonne genau ein tropisches Jahr beschreibt wie die wahre Sonne in der Ekliptik. Diese mittlere Sonne gibt mittlere Zeit an, und zwar durch je zwei einander folgende Kulminationen die Dauer des mittleren Sonnentages. Es ist mittlerer Mittag an einem Orte, wenn die mittlere Sonne durch den Meridian dieses Ortes geht. Die Astronomen zählen den Beginn des Tages von diesem Momente an. Der bürgerliche Tag unserer Zeitrechnung fängt aber schon mit der vorhergehenden Mitternacht an; man muß also auf diesen Umstand bei astronomischen Zeitangaben achten. Beide Arten von Datierung sind kongruent im Datum von Mittag bis zur nächsten Mittemacht, dagegen hat das astronomische Datum einen Tag weniger als das bürgerliche für die Zeit von Mittag bis zur vorhergehenden Mittemacht. Juli 7, 7** 16™ astronomisch ist also der 7. Juli bürgerlich, Nachmittag 7^ 16"»; und Juli 7, 19** 16"* astronomisch kommt dem Vormittag 7** 16" des 8. Juli bürgerliche Zeit gleich. — Um die wahre Sonnenzeit gegebenenfalls in mittlere Zeit verwandeln zu können, muß man den jeweiligen Unterschied beider Zeiten im Augenblick des Mittags kennen. Diese Differenz heißt die Zeitgleichung; sie wird in dem Sinne in den astronomischen Jahrbüchern angegeben, daß man sie zur wahren Zeit zu addieren hat, um die mittlere Zeit zu erhalten. Die Zeitgleichung variiert während eines Jahres; ihre größten und kleinsten Beträge erreicht sie ungefähr an den folgenden Tagen: 12. Febmar + 14*/»™, 14. Mai — 4™, 26. Juli + 6"^, 3. November — 16V«°'. Die Verwandlung 1) Die nach Sternzeit gehende Uhr gibt unmittelbar die Zeit des Meridian- durchganges der Sterne an, da die Rektaszension der Sterne mit der Stemzeit im Augenblicke des Meridiandurchganges gleich ist, oder diese Uhr zeigt auch die Entfernung des Gestirns vom Meridiane an (in Zeit), da der Stundenwinkel gleich dem Unterschiede Sternzeit weniger Rektaszension ist. Man begreift also, weshalb die Astronomen ihre Beobachtungsuhren nach Stemzeit gehen lassen. § 5. Die Bewegung der Sonne. Jahreszeiten. Die Arten der Zeit 17 wahrer Zeit in mittlere kommt z. B. vor bei den Ablesungen von Sonnenuhren, wenn man Angaben der letzteren in mittlere Ortszeit mnsetzen will. — Viel häufiger hat man Stemzeitdaten in mittlere Zeit (und umgekehrt) zu verwandeln, da die meisten Beobachtungen in Stemzeit erhalten werden und auch viele Rechnungsresultate aus astronomischen Tafeln in diesem Zeitmaße erfolgen^. Das Rechnen mit der mittleren Zeit hat sich erst seit etwa 1780 in den europäischen Staaten allmählich eingebürgert; früher rechnete man nach wahrer Zeit*. Wir haben oben (S. 10) gesehen, daß, um die Zeitangaben nach zwei verschiedenen Meridianen miteinander vergleichen zu können, die Anbringung der Längendifferenz an eine der beiden Zeitangaben notwendig ist. Im Eisenbahn- und Telegraphen- Verkehr brachte das Bestehen diverser mittlerer Ortszeiten verschiedene Unzukömmlichkeiten mit sich (z. B. in den Ankunfts- und Abfahrts- zeiten der Eisenbahn-Fahrpläne), da man dem Publikum die richtige Reduktion der Zeiten nicht zumuten durfte. Man strebte deshalb bald in einzelnen Staaten nach Einführung einer Einheitszeit, 1) Da auch der Historiker bisweilen (beim Rechnen mit astronomischen Tafeln) in die Lage kommen kann, solche Verwandlungen ausführen zu sollen, so gebe ich (mit Unterdrückung der Ableitung der Anweisung) hier wenigstens kurz die Regeln zu solcher Rechnung an. Soll die Sternzeit T in mittlere Zeit T' verwandelt werden, so entnimmt man aus den astron. Jahrbüchern fUr das gegebene Datum die , Stern- zelt im mittl. Mittag'^ M und hat zu rechnen r = (T - M) ?^-_55^ = (T - M) . 0,99727 , resp. für den umgekehrten Fall T = M + r. 24»L+|-^56^'== M + T'. 1,00274. Es sei z. B. 1906 , Februar 1 , 7^ 50» 3> Sternzeit München in mittl. Zeit zu ver- wandeln. Die Längendifferenz München-Berlin ist + 0^ 7™ 9«. Die entsprechende Berliner Stemzeit ist also 7^ 57n> 12«. Für 1. Februar 1906 gibt das Berl. Astron. Jahrbuch M = 20^ 42«» 59«. Man hat demnach T — M = 7*^ 57« 12« — 20^ 42« 59« = 11h Hm 13« und T = 11^ 12« 23» m. Berl. Zeit oder 11»» 5« 14« m. Zeit München. — Im Falle man für eine weit zurückliegende Zeit die Verwandlung von Sternzeit in mittlere Zeit auszuführen hat, ermittelt man die dazu nötige , Stemzeit im mittl. Mittag' mit Hilfe der NEuoEBAUERschen Sonnentafeln (s. weiterhin S. 54); fUr das gegebene Datum ist aus diesen Tafeln zuerst die Sonnenlänge O zu be- rechnen und letztere mittelst der Formel tang a = tang0cos s (wobei s, die Schiefe der Fkliptik, aus den Werten sub § 7 zu entlehnen) in Rektaszension zu verwandeln; von letzterer hat man die ebenfalls aus den genannten Tafeln zu er- mittelnde Zeitgleichung zu subtrahieren, das Resultat gibt die «Stemzeit im mittl. Mitlag*. Für den 2. März 571 n. Chr. z. B. hat man die Sonnenlänge 343<> 39', die Schiefe der Ekliptik 23o 37', die Rektaszension 344« 57' = 23h o«, die Zeit- gleichung-f- 13«, also die Stemzeit im mittl. Mittag 22^ 47«. [Von der gerlng- ägigen Korrektion der Sternzeit im mittl. Mittag fUr die einzelnen Ortsmeridiane kann man bei historischen Zwecken absehen.] 2) Mallet führte 1780 die mittlere Zeit in Genf ein ; 1810 wurde sie in Berlin, 1816 in Paris eingeführt. Früher schon wurde mittlere Zeit in England angenommen. G^insal, Chronologie I. 2 18 Astronomische. Begriffe der technischen Chronologie. nämlich der Zeit eines Hauptmeridians, nach welcher sämtliche Ver- kehrszeiten angegeben werden sollten. England wählte deshalb den Meridian von Greenwich, Frankreich die Pariser Zeit, Schweden den um 15® östl. von Greenwich abstehenden Meridian. Zu der Zeit dieses letzteren Meridians ging auch Deutschland am 1. April 1893 über. Der 15. Meridian d. i. 1^ von Greenwich geht dort über Stargard, Görlitz; die nach ihm gerechnete Zeit heißt mitteleuropäische Zeit. Diese Zeit ist gegenwärtig auch in Österreich, Bosnien, Serbien, Italien, der Schweiz, Dänemark und Norwegen (und, wie vorher be- merkt, in Schweden) angenommen. Osteuropäische Zeit, nämlich den 30, Meridian (2*>) von Greenwich, haben Bulgarien, Rumänien, die türkischen Eisenbahnen und Ägypten, westeuropäische, d. i. Green- wicher Zeit, haben England, Holland und Belgien. Frankreich und Algerien rechnen noch nach Pariser Zeit, Spanien nach Madrid-Zeit (die Eisenbahnen nach Greenw. Zeit), Portugal nach Lissabon-Zeit, Griechenland nach Athener Zeit. Die russischen Eisenbahnen richten sich nach Petersburger Zeit, die Vereinigten Staaten haben 1883 die Meridiane 4**, 5^, 6*», 7*», 8^\ 9^ westl. Greenwich eingeführt und unter- scheiden demgemäß Intercolonial time, Eastern time, Central time, Mountain time, Pacific time und Alaska time. In Japan gebraucht man seit 1886 den Meridian 9^ östl. Greenwich, in Australien Zonen- zeiten von 8 bis 11 •^ östl. Greenwich ^ Die Einführung der Wel t zeit, welche alle Ortszeitrechnung aufheben wird, nämlich der Greenwicher Zeit, und des Tagesbeginns mit Greenwicher Mittemacht ist jetzt noch ein Traum der Zukunft. § 6. Täglicher und jährlicher Auf- und Untergang der Gestirne. In § 2 haben wir schon gesehen, daß jeder Stern wegen der 24 stündigen Umdrehung der Erde auf seinem Parallelkreise zweimal durch den Meridian irgend eines Ortes gehen muß, und zwar in Zeiten, die um 12*» von einander verschieden sind. Diese beiden Meridian- durchgänge heißen obere und untere Kulmination. Zur Zeit der Kulmination erreicht ein Stern seine größte Höhe über dem Horizonte. Der Bogen LT zwischen dem höchsten Punkte L (Fig. 1), in welchem der Parallelkreis des Sterns den Meridian berührt, und dem Horizonte nennt man die Äquatorhöhe, weil dieser Bogen den Winkel y an- gibt, um welchen der Äquator gegen den Horizont eines Ortes geneigt ist. Wie man leicht sieht, gibt die Summe von Äquatorhöhe und 1) Über den gegenwärtigen Stand des Gebrauchs dieser festen Meridiane in den verschiedenen Staaten s. E. £. Hatden, The present Status of the use of Standard Time {Fublic, of the U. St, Naval Observatory, II. ser. vol. IV, Appeud. IV, 1905 Washington). § 6. Täglicher und jährlicher Auf- und Untergang der Gestirne. 19 geographischer Breite (gi) immer 90®. Von dem Parallelkreise, den der Stern während eines Stemtags beschreibt, kann nur ein Teil ge- sehen werden, nämlich der über dem Horizonte des Beobachters be- findliche Bogen ahß, da der andere, «L'/?, durch die Erde selbst ihm verdeckt wird; der erstere Bogen ist der Tagbogen, der andere der Nachtbogen. Die Punkte a und ß sind die Auf- und Unter- gangspunkte des Sterns im Horizonte. Da der Meridian den Tag- bogen (resp. Nachtbogen) halbiert, sind die halben Tagbogen, also die Zeitdifferenzen zwischen Aufgang (Untergang) und Kulmination einander gleich*. Für alle Sterne, die im Äquator AQ selbst stehen (deren Deklination 0® ist), beträgt der halbe Tagbogen 6*^, also der Tag- bogen 12**; ebensoviel der Nachtbogen. Denkt man sich einen Stern nördlich vom Äquator, so wird ein desto größeres Stück des Tag- bogens über dem Horizonte bleiben, je nördlicher der Stern steht; dagegen werden die Nachtbogen dieser Sterne immer kürzer. Hat ein Gestirn eine solche nördliche Deklination, daß (Fig. 1) der Parallelkreis HHT gerade noch den Horizont in einem Punkte H be- rührt, so schneidet der Parallelkreis überhaupt den Horizont nicht mehr; der Stern hat nur einen Tagbogen, seine Deklination 8 ist dann gleich der Äquatorhöhe y. Ist die nördliche Deklination eines Sterns größer als die Äquatorhöhe eines Ortes (d. h. größer als 900 — qp)^ gQ YfYj^i ^ßj. Stern für die entsprechende geographische Breite zum Circumpolarstern (s. § 2) und geht für diese Breite nicht mehr unter. Sterne mit südlicher Deklination (südlich vom Äquator) haben für Orte der Nordhemisphäre der Erde desto kleinere Tag- bögen, gehen also für jene Orte desto früher unter, je weiter südlich die Sterne vom Äquator abstehen. Beträgt die südliche Deklination mehr als 90** — q>, so kann der Stern für den Parallelkreis der Breite tp überhaupt nicht mehr über den Horizont kommen, und für solche Orte bleibt der Stern unsichtbar. Betreffs der Punkte des Horizontes, an denen die Sterne auf- und untergehen, ist folgendes zu bemerken : Einen durch das Zenit gehenden und auf die Meridian- ebene senkrechten größten Kreis nennt man den ersten Vertikal- kreis; seine Schnittlinie mit dem Horizonte (die also auf dem Meridian senkrecht steht) weist nach dem Ost- und Westpunkte des Horizontes. Steht ein Stern im Äquator (ist somit seine Deklination ^ = 0), so geht der Stern in diesen beiden Punkten auf resp. unter. Hat ein Stern aber eine bestimmte Deklination nördlich 1) Hierauf beraht eine Methode, die Richtungslinie des Meridians eines Ortes za bettimmen. Man mißt das Azimat eines Sterns, bevor er in Kulmination kommt, nnd mißt das Asimut wieder nach der Kulmination, wenn der Stern genau die gleiche fl5he wie vorher erreicht hat. Das Mittel aus beiden Azimut gibt die Bichtung des Meridians. 2* 20 Astronomische Begriffe der technischen Chronologie. oder südlich vom Äquator, so treffen die Tagbögen den Horizont in Punkten, welche vom Ost- und Westpunkte um ein gewisses Azimut entfernt sind; diese Distanzen heißen die Morgen- und Abend- weite des Sterns. Wie man aus den bisherigen Erklärungen sieht, hängen Morgen- und Abendweite der Sterne, sowie die Tag- und Nachtbogen, also indirekt auch die Zeiten des Aufgangs und Unter- gangs der Sterne von der jeweiligen Deklination des Sterns und von der geographischen Breite des Beobachtungsortes ab^. Man hat also zuvor die jeweiligen Positionen der Gestirne zu ermitteln, welche die- selben für ein vorgelegtes Datum einnehmen. Die Örter der Planeten, sowie die der Sonne und des Mondes für ein historisches Datum kann man aus den später zu erwähnenden NEUGEBAUEBSchen Tafeln hin- reichend genau berechnen. Für die Fixsterne (welche ihren Ort nur sehr langsam ändern) genügt es, den mittleren Ort d. h. die Eektaszension und Deklination zur Zeit des betreffenden Jahranfanges zu nehmen. Die Positionen der hellsten (26) Sterne unseres Nordhimmels findet man im Anhange (Tafel I) dieses Buches von 4000 v. Chr. bis 800 n. Chr. In der untenstehenden Anmerkung wird als Beispiel der Be- rechnung die Untergangszeit für den Stern i] Tauri (Plejaden) vom 2. März 571 n. Chr. ermittelt, und zwar für die Breiten von Athen, Babylon, Mittelägypten (Memphis) und Zentralindien (Madras). Die Be- rechnung des Halbetagbogens kann umgangen werden durch Benützung 1) Zur Ermittlung der Zeit des Auf- und Unterganges hat man mittelst der Deklination ä und der geogr. Breite q> den halben Tagbogen t zu berechnen nach der Formel cos t = — tang q> tang &. Diesen Betrag t (in Zejt verwandelt) hat man zur Bektaszension des Gestirns (d. i. die Stemzeit, zu welcher der Stern den Meridian passiert) zu addieren resp. davon zu subtrahieren, um die Stemzeiten des Untergangs resp. des Aufgangs zu erhalten; die resultierenden Stemzeiten sind dann noch in mittlere Zeit umzuwandeln (s. S. 17 Anm. 1). Die Morgen- und Abendweite M eines Gestirns ergibt sich aus sin M = sin tf : cos 9. Für das obige Beispiel der Plejaden hat man für 571 n. Chr. durch entsprechende Interpolation aus den Ortern des Sterns tj Tauri in Taf. I des Anhangs den Sternort: Bektasz. = 2h 25,4m, Deklin. = -f 18« 39,8'. Für die Breiten von Athen y = + 37«» 58*, Babylon + 32" 31', Memphis + 29" 62', Madras + 13" 4' finden sich die Halbetag- bögen t = 7h Im^ 6h 50», 6^ 45«, 6h 18™ und daraus die Sternzeiten des Unter- gangs für diese Orte 9^26», 9h 15», 9h 10m, 8h 43m, welche, mittelst der .Sternzeit im mittl. Mittag* 22h 47m (g. s. 17 Anm. 1) und Berücksichtigung der Längen- differenz in mittlere Zeit verwandelt, die Untergangszeiten für Athen 10h 38«, für Babylon 10h 27», für Memphis 10h 22», für Madras 9h 55» ergeben. — Bei Gestirnen, welche ihre Position rasch verändern, wie bei Merkur, Venus und nament- lich beim Monde, hat man mit der Deklination zu rechnen, welche der Aufgangs- resp. Untergangszeit entspricht. Da letztere bei Beginn der Rechnung nicht be- kannt ist, muß zuerst mit provisorischen Deklinationsbeträgen gerechnet und die Bechnung wiederholt werden. Bei der Berechnung der Auf- und Untergänge der Sonne genügt die Anwendung der Deklination, welche im Mittag des betreffenden Datums für die Sonne statt hat § 6. Täglicher und jährlicher Auf- und Untergang der Gestirne. 21 der Tafel 11 im Anhange dieses Buches. Dieselbe gibt für die geogra- phischen Breiten von 20 bis 45^ nördl. Br. , d. h. für das Gebiet der älteren Geschichte, und für Gestirne mit der Deklination von — 30** bis + 49^, unmittelbar den Halbetagbogen (mit Rücksicht auf Refrak- tion ; über letztere s. S. 22). So findet man für das unten (Anmerkung S. 20) stehende Beispiel der Plejaden für die Breite von Memphis den Halbetagbogen &' 47'° mit Berücksichtigung der Refraktion. Die Auf- und Untergangszeiten der S o n n e besitzen für den Historiker besonderes Interesse, da sie zur Beurteilung der Fälle notwendig sind, ob helle Sterne oder Planeten, oder ob die beginnende Mondsichel (das erste Erscheinen des Mondes nach Neumond) in der Abenddämmerung oder Morgendämmerung, welche an jene Untergangs- und Aufgangszeiten geknüpft sind, schon sichtbar werden konnten. Da man sich die Sonnen- längen für jedes gegebene Datum aus den NEUGESAüEBSchen Tafeln sehr schnell berechnen kann, so setze ich hier ein Täf eichen an, welches mit den Argumenten 0 (Sonnenlänge) und y (geogr. Breite) von 20 bis 45^ die entsprechenden halben Tagbogen der Sonne (mit Rücksicht auf Refraktion) liefert: 0—0» lO« 20« 30« 1 40O 50» 60« 70« go« 90» IOO<> IIO<> 9" 30» K 40* 45« 6li 2in 6 3 ,6 3 6 3 6 3 6 3 6h gm 6 II 6 12 6 14 6 17 6 19 6hi5m 6 lg 6 21 6 25 6 30 6 35 6h 20m 6 25 6 30 6 36 6 43 6 50 6^2510 6 32 6 39 6 46 6 55 7 5 6h3oTn 6 38 6 46 6 55 7 6 7 20 6h34m 6 43 6 53 7 3 7 16 7 3« 6h37in 6 47 6 58 7 10 7 23 7 40 6h39m 6 49 7 I 7 13 7 2g 7 46 6h4om 6 50 7 2 7 15 7 30 7 48 6h39in 6 49 7 I 7 13 7 28 7 46 6h37m 6 47 6 58 7 10 7 23 7 40 O 120» 130^ HO® 1500 160® 1 170° 1 igo» 1900 200° ! 210O 220® 230« 20* 30» 1 35° 4o" 45" 6h34m 6 43 '6 53 7 3 .7 16 j7 3« 6h3om 6 38 6 46 6 55 7 6 7 20 61125m 6 32 6 39 6 46 655 7 5 6h2om 6 25 6 30 6 36 6 43 6 50 6h 15m 6 18 6 21 6 25 6 30 6 35 6h gm 6 II 6 12 6 14 6 17 6 19 6h 2m 6 3 6 3 6 3 6 3 6 3 5h56m 5 55 5 54 5 52 5 49 5 47 5h5im 5 48 5 45 5 41 5 36 5 31 5h46m 5 41 5 36 5 30 5 23 5 16 5h4im 5 34 5 27 5 20 5 II 5 i 5h36m 5 28 5 20 5 " 5 0 4 48 O — 240« 250" 260«' 270<* 280® 1 290^ 300* '310® 320® 1 330* 340O 350O ad» ' 'S' , 30» 40» 45' 5^32™ 5 23 5 13 5 3 4 50 4 36 eh29in 5 19 5 8 4 56 4 43 4 27 5b27m 5 17 5 5 4 53 4 38 4 22 5b26m 5 16 5 4 4 51 4 36 4 20 5h27ni 5 17 5 5 4 53 4 38 4 22 eh29ni 5 19 5 8 4 56 4 43 4 27 5h32m 5 23 5 13 5 3 4 50 4 36 5^36" 5 28 5 20 5 " 5 0 4 48 5h4im 5 34 5 27 5 20 5 " 5 I 5h46m 5 41 5 36 5 30 5 23 5 16 5h5im 5 48 5 45 5 4« 5 36 5 31 5h56m 5 55 5 54 5 52 5 49 5 47 Die Tafel ist für das Jahr 500 v. Chr. berechnet, kann aber auch für weit von diesem Jahre abliegende Zeiten gebraucht werden, da sich 22 Astronomische Begriffe der technischen Chronologie. die Tagbogen nur sehr wenig verändern \ Die Tafelwerte geben, zu 0** (w. Kulmin. der Sonne) hinzugelegt, die wahre Zeit des Sonnen- untergangs, von 0^ abgezogen, die wahre Zeit des Sonnenaufgangs, bei Anbringung der Zeitgleichung (mittl. — wahre Zeit) die mittlere Zeit. Für den 2. März 571 n. Chr. war die Sonnenlänge etwa 343^ (s. S. 17 Anm. 1), daher hat man für Athen (geogr. Br. 4- 38®) den Tagbogen = 5^ 43"*; die Zeitgleichung betrug + 13", somit ging die Sonne für Athen unter um b^ 43™ -h 13°^ = 5** 56°» abends, auf um 18*» 17" -1- 13" = 6*» 30" morgens. — Die Auf- und Unt^rgangs- zeiten der Gestirne werden durch die Refraktion (Strahlenbrechung) etwas verändert, da vermöge der letzteren die Gestirne schon sicht- bar werden, wenn sie noch unter dem Horizonte stehen. Die Auf- gangszeit wird dadurch um einige Minuten verfrüht, die Untergangs- zeit um denselben Betrag verspätet. Nicht ohne Wichtigkeit für die Beurteilung, ob gewisse Gestirne dem bloßen Auge gegebenenfalls bei Sonnenauf- oder Untergang sichtbar sein konnten, ist die D ä m m e r u n g. Wenn die Zenitdistanz der Sonne 96^8^ beträgt, d. h. wenn die Sonne 67«® unter dem Horizonte steht, tritt das Ende der bürgerlichen Dämmerung (Abenddämmerung) oder deren Anfang (Morgendämmerung) ein ; dieselbe bezeichnet den Erleuchtungszustand der Atmosphäre, bei dem man etwa noch ohne künstliche Beleuchtung lesen kann. Hat die Sonne 108® Zenitdistanz, steht sie also 18® unter dem Horizonte, so werden erfahrungsgemäß am Abend die schwächeren Sterne für das freie Auge sichtbar resp. erlöschen dieselben am Morgen. Dieser Stand der Sonne bezeichnet die astronomische Dämmerung. Die Dauer der astronomischen Dämmerung (welche also am Abend von der Zeit des Sonnenuntergangs bis zu dem Momente währt, wo der Sonnenmittelpunkt 18® unter dem Horizonte liegt) ist verschieden und hängt, wie der Tagbogen, von der geogr. Breite des Ortes und der Deklination der Sonne ab*. Bei dem vorerwähnten Beispiele für das 1) Die Veränderung der obigen Tafel werte beträgt in 1000 Jahren zwischen den Sonnenlängen von 240 bis 800® und 30 bis 40® geogr. Br. nur + 1"*, «wischen 60 bis 120" und denselben Breiten — 1™, für die übrigen Sonnenlängen ist sie = 0. — Direkt würde man den Halbetagbogen der Sonne ermitteln durch tang yt* = , . .vi wo & die Deklination der Sonne: d verschafft man sich mittelst der cos {q> -|- dy Sonnenlänge O und der Schiefe der Ekliptik £ durch sin <^ = sin O sin s, 2) Um die Dauer der astron. Dämmerung zu finden, berechnet man den Stunden Winkel des Sonnenmittelpunkts für die Zenitdistanz 108® nach den Formeln a = A[108« + iv-ä)] b = A[1080-(^ -i)] sin V,t = V^£^; q> ist die geographische Breite des Ortes , <^ erhält man aus sin d = sin 0 sin c. Der positive Wert von t entspricht der Zeit des Untergangs, der negative dem Aufgang. Von t, in Zeit verwandelt, hat man die Zeit des Sonnenuntergangs zu § 6. Täglicher und jährlielier Auf- und Untergang der Gestirne. 23 Datum 2. März 571 n. Chr. hatten wir für die Breite von Athen die XJntergangszeit der Sonne 5*» 43"* abends gefunden. Für das Ende der astronomischen Abenddämmerung erhält man 7^ 11™, also betrug die Dauer der Dämmerung 1*» 28™; schwache Sterne werden daher erst nach 7^ 11™ mit freiem Auge wahrgenommen worden sein. Die Sterne verändern ihre Stellung gegen den Äquator, d. h. ihre Rektaszension und Deklination nur allmählich, in großen Zeiträumen. Die Tagbogen der Sterne, die Stemzeiten des Auf- und Untergangs (welche von letzteren und der Rektaszension abhängen) bleiben also für einen bestimmten Ort dieselben (desgleichen die Morgen- und Abendweiten). Da aber die Sternzeit schneller läuft als die Sonnen- zeit und jeder Stern um 3™ 56» früher durch den Meridian geht als an dem vorhergehenden Tage (s. S. 15), so findet auch der Aufgang resp. Untergang eines Sterns täglich etwa 3™ 56» früher statt. Man bemerkt deshalb bald bei täglicher Betrachtung des Abendhimmels, daß am Osthorizonte immer neue Sternbilder aufgehen, während jene, die über dem Westhorizonte bis dahin sichtbar waren, sich ihrem Untergange zuneigen und schließlich unter dem Horizonte verschwinden. Jeder Monat und somit auch jede Jahreszeit bringt um Mitternacht andere Sterne in Kulmination, und der Anblick des Sternhimmels ist so in jeder Jahreszeit ein anderer, bis nach Ablauf eines Jahres sich der alte Umschwung des Himmels wiederholt. Für die Bewohner Deutschlands hat gegenwärtig z. B. das Sternbild Orion im Oktober - November am Abend seinen Aufgang; im Dezember- Januar sehen wir Orion um Mittemacht in Kulmination ; im Februar- März ist er aber schon so weit vorausgeeilt, daß er nach Mittemacht untergeht; im April und Mai rückt der Untergang des Orion immer mehr in die Abenddämmerung hinein, und im Juni geht er mit der Sonne auf und unter, wird uns also unsichtbar ; erst im August bemerkt man vor Sonnenaufgang den Orion wieder am Osthorizonte, im September geht er schon um Mitternacht auf, und im Oktober fällt der Aufgang wieder auf den Abend. Die Auf- und Untergangszeiten irgend eines Sternbildes liegen demnach in dem einen Teile der Jahres- zeiten in der Zeit, innerhalb deren sich die Sonne unter dem Horizonte befindet, in den andern Jahreszeiten in dem Tagesteile, während dessen die Sonne über dem Horizonte ist. Man nennt nun jährliche Auf- und Untergänge der Sterne (auch poetische genannt bei den Klassikem) diejenigen, welche die diesen Sichtbarkeitsverhältnissen entsprechenden Stellungen der Sterne gegen die Sonne bezeichnen. sabtrahieren, der übrig bleibende Betrag gibt die Daaer der astron. Abenddämmerong an. Im oben angesetzten Beispiele ist 9 = + 87" 58', ^ = — 6« 29', t = lOT^ 48' = 7h lim (s. aach die Tafel für die Ermittlang der Dämmerung in Nectgebauebs AbgeküTsten Mondtafeln). 24 Astronomisclie Begriffe der technischen Chronologie. Es wird nämlich zunächst zwei Tage im Jahre geben, wo Stern und Sonne einander im Horizonte gegenüberstehen, d. h. wo der Stern in dem Augenblicke aufgeht, in welchem die Sonne untergeht, und um- gekehrt, wo zur Zeit des Sonnenaufgangs der Stern untergeht. Der erstere jährliche Aufgang heißt der wahre akronychische Auf- gang des Sterns. Für den Orion fällt dieser Aufgang in unsem Breiten in die erste Hälfte Januar. Die zweite Art von Erscheinung heißt der wahre kosmische Untergang des Sterns (für Orion zu Anfang Dezember). Ferner müssen zwei Zeiten eintreten, wo Stern und Sonne gleichzeitig miteinander auf- oder untergehen: diese beiden Erscheinungen nennt man den wahren kosmischen Auf- gang resp. den wahren akronychischen Untergang des Sterns (Orion Mitte Juli resp. Ende Mai). Es ist selbstverständlich, daß man mit freiem Auge diese vier Erscheinungen, welche man zu- sammen wahre Auf- und Untergänge benennt, nicht wahrnehmen kann, denn wenn Stern und Sonne gleichzeitig auf ein und derselben Seite den Horizont aufgehend oder untergehend durchschneiden, über- wuchert das Sonnenlicht den Stern so vollständig, daß der letztere ganz in den Sonnenstrahlen verschwindet. Dasselbe ist auch noch der Fall, wenn im Augenblick des Untergangs der Sonne ein Stern eben aufgeht, oder wenn im Momente des Sonnenaufgangs der Stern zum Untergange gelangt. Dagegen wird die Möglichkeit, den Stern in der Nähe der Sonne zu sehen, vorhanden sein, sobald der Stern beim Aufgange der Sonne etwas vorauseilt, oder beim Untergange der Sonne folgt. Nach dem wahren kosmischen Aufgange, wo Stern und Sonne gleichzeitig miteinander aufgingen, kommt der Stern Tag für Tag etwas früher in den Osthorizont als die Sonne, und es tritt bald die Zeit für ihn ein, wo er, falls sein Licht der ersten Größen- klasse angehört, nicht mehr von der Sonne überstrahlt werden kann. Der Stern wird also, nachdem er der Sonne hinreichend weit vorauf gegangen ist, in der Morgendämmerung wieder wahrgenommen werden können, während er bis dahin unsem Blicken durch die Strahlen der Sonne entzogen war. Dieser erste in der Morgendämmerung sichtbare Aufgang des Sterns heißt der heliakische Aufgang. Nach dem heliakischen Aufgange geht der Stern täglich früher auf, seine Auf- gangszeiten rücken allmählich in die Nachtstunden und schließlich tritt der Aufgang in der Abenddämmerung ein. Der Aufgang wird aber nur so lange verfolgt werden können, als die Sonne tief genug unter dem Horizonte steht. Der letzte Aufgang, der in der Abenddämmerung noch sichtbar ist, heißt der scheinbare akronychische Auf- gang der Sterns. Anderseits sieht man vor dem akronychischen Untergange des Sterns einige Tage den Stern in der Abenddämmerung untergehen; bald wird aber der Stern in den Strahlen der nicht tief § 6. Täglicher und jährlicher Auf- und Untergang der Gestirne. 25 genug unter dem Horizonte befindlichen Sonne verschwinden: den letzten noch wahrnehmbaren Untergang des Sterns nennt man dessen heliakischen Untergang. Wenn die Untergänge endlich in die Zeit der Morgendämmerung gerückt sind, sieht man den ersten in der Morgendämmerung eintretenden Untergang als scheinbaren kosmischen Untergang^ Die vier letztgenannten Erscheinungen, die heliakischen Anf- and Untergänge und die scheinbaren akronychischen Aufgänge und scheinbaren kosmischen Untergänge, werden unter gewissen Bedingungen für das bloße Auge sichtbar. Hauptsächlich hängt diese Wahrnehm- barkeit von der Helligkeit des Sterns (der astronomischen Größenklasse) und von dem jeweiligen Tiefstande der Sonne unter dem Horizonte ab; in zweiter Linie aber auch von der Sehschärfe der Augen des Beobachters und von seiner Übung im Auffassen geringer Helligkeits- unterschiede, sowie von der Durchsichtigkeit der Luft. Um bei der Vorausberechnung der jährlichen Auf- und Untergänge diesen Be- dingungen zu genfigen, muß man der Rechnung einen Tiefstand der Sonne zugrunde legen, bei welchem nach den Beobachtungserfahrungen die Wahrnehmung der helleren Sterne vorausgesetzt werden kann. Dieser Bogen der Sonne unter dem Horizonte heißt der Sehungs- bogen {aretts visionis); er wird in Gradmaß ausgedrückt. Ideleb hat aus zahlreichen Angaben über Stern -Auf- und Untergänge bei Ptolemäus den Sehungsbogen rechnerisch ermittelt, welcher den ver- schiedenen Fällen genügt^. Er findet, daß die Alten bei heliakischen Auf- und Untergängen für Sterne 1. Größe einen Sehungsbogen von 11 bis 12«, für Sterne 2. Größe 13 bis U^, für Sterne 3. Größe 14 bis 16°, für schwächere Sterne 15 bis 17° angenommen haben, und daß sie beim scheinbaren akronychischen Aufgang und kosmischen Untergang für die genannten Stemklassen 7°, 8V«^ 10° und 14° an- setzen. Diese Zahlen stimmen mit den Angaben von Lambebt und WuKM und mit den Beobachtungen überein, welche in neuerer Zeit F. J. Schmidt und F. Habtwig über die Wahrnehmung der in den Sonnenstrahlen verschwindenden und hervortretenden Sterne mit freiem Auge gemacht haben. Nach letzteren würde der Sehungsbogen für den Sirius etwa 10°, für Aldebaran (1. Gr.) 10 bis IP//, für Regulus 1) Die Auf- und Untergänge der Sterne werden bei den Griechen mit cpdaig bezeichnet; den täglichen Aufgang nennen sie (Gemincs c. 11) &vatoXrjf den jähr- lichen ijtitoXri', im Speziellen heißt bei ihnen der heliakische Aufgang = inixoX^ u&a, der heliftkische Untergang := ävcig kcicsgLa, der scheinbare akronychiBcbe Aufgang = iniroXi} itncsgla, der scheinbare kosmische Untergang = 6vaig k 5% das Jahr 1869/70 365«* b^ 58°^ 57% das Jahr 1870/71 365^ 5^ 48"» 34« mittl. Zeit; aus den ansehnlichen Unter- schieden, die sich hier zeigen, wird begreiflich sein, daß die Länge des tropischen Jahres nur aus einer großen Reihe von Beträgen des- selben abgeleitet werden kann, und daß es sich dabei um die Her- stellung eines Durchschnittswertes, um die mittlere Länge handelt. Nach Newcomb beträgt diese Länge für das Jahr 1900 n. Chr. 365,24220«* oder 365«* 5^ 48"^ 46,0'^; sie nimmt ab, die jährliche Ver- kürzung beträgt 0,0053^ Die Länge des siderischen Jahres läßt sich erst dann ermitteln, wenn man die jährliche Präzession kennt. Zu einem vollständigen Umlaufe der Sonne fehlt noch der Betrag der Präzession, da die Sonne erst den Bogen 360° — 50,2564" zurückgelegt hat. Hieraus ergibt sich, daß das siderische Jahr um 20^23,8" länger ist als das mittlere tropische Jahr, somit beträgt seine Länge 365,25636«* oder 365«* 6^ 9°^ 9,8* mittl. Zeit. Wir haben früher gesehen (S. 15), daß das aus den Kulminationen der Sterne hervorgehende Jahr 366 Sternzeittage hat, das tropische Jahr hat also einen Sterntag mehr als es mittlere Sonnentage faßt, es hat demnach 366,24220 Sterntage; daraus ergibt sich das Verhältnis § 6. SoDDen- und Mondbewegung. Sonnen- und Mondjahr. 33 zwischen dem mittleren Sonnentage und dem Stemtage, nämlich 365,24220 : 366,24220, oder ein Sterntag ist gleich 0,99727 Sonnentage ^ Die scheinbare Bahn der Sonne ist eine Ellipse ^ Wie schon Seite 13 bemerkt ist, wird der Bahnpunkt, in welchem die Sonne der Erde am nächsten ist, das Perihel genannt, und der Punkt, wo die größte Entfernung stattfindet, das Aphel. Beide Punkte heiüen auch die Apsiden, und ihre Verbindungslinie die Apsidenlinie. Im Perihel ist die tägliche Bewegung der Sonne am schnellsten, etwa 61' in Länge, im Aphel am langsamsten, etwa 57'. Jene Be- wegung, vermöge welcher die Sonne während des tropischen oder des siderischen Jahres wirklich 360^ zurücklegt, nennt man die mittlere (gleichförmige) tägliche Bewegung. Beim siderischen Jahre be- trägt somit die mittlere siderische Bewegung 3600: 365,25636 = 59' 8,19", die mittlere tropische Bewegung 360^ : 365,24220 = 59' 8,33" in Länge (3°* 56,56' in Rektaszension). Auch die Apsiden sind keine un- veränderlichen Punkte, sondern rücken gegen die Präzession vor, die Apsidenlinie trifft also mit der Zeit immer auf andere Sternbilder. Die Zeit von einer Stellung der Erde im Aphel bis zur Wiederkehr derselben Stellung im Aphel heißt man das anomalistische Jahr; es beträgt (nach Hansen) 365* 6^ 13«° 48,5» mittlere Zeit (365,259589 mittl. Sonnentage) , ist also um 4°^ 39» länger als das siderische. — Wegen der bald beschleunigten, bald retardierenden Geschwindigkeit der Sonne in der Ekliptik hat man zur Zeitmessung, wie schon früher (S. 16) bemerkt wurde, eine hypothetische, mittlere Sonne eingeführt, der man eine gleichförmige Geschwindigkeit gibt. Wenn man beide Sonnen, die mittlere und die wahre, vom Peiihel ausgehen läßt, so eilt die wahre alsbald voraus, da sie im Perihel ihre größte Ge- schwindigkeit hat; dann nimmt ihre Geschwindigkeit ab, bis sie der mittleren gleich wird, und beide Sonnen gehen gleichzeitig durch das Aphel. Der jeweilige Winkel, um welchen die wahre Sonne sich von der mittleren entfernt hat, heißt die Mittelpunktsgleichung. Den größten Betrag, ungefähr 1® 55' 12", erlangt die Mittelpunkts- gleichung etwa 90 Tage vor und nach dem Periheldurchgange. Um aus der mittleren Länge (des Sonnenortes in der Ekliptik) die wahre Länge zu erhalten, wird man also die dem Falle entsprechende 1) Hieraus erklärt sich die auf S. 17 Anm. 1 angegebene Kegel zur Verwandlung von Stemzeit in mittlere Zeit, und umgekehrt. Ein Stemtag ist um 3™ 55,91" kurser als der mittl. Tag (24^ _ 3^ 55,91>); ein mitü. Tag ist 1,002738 Sterntage, oder der mittl. Tag ist {24^ + 3» 56,55*) Stemzeit. 2) Diese Tatsache könnte man aus Beobachtungen des Sonneudurchmessers ableiten. Den wechselnden Entfernungen der Erde von der Sonne entsprechend Yariiert der Sonnendurehmesser an Gröfie und zeigt ein Maximum (97S'') am 1. Januar, ein Minimum (946") am 2. Juli. Oinxel, Chronologie I. 3 34 Astronomische Begriffe der technischen Chronologier Mittelpunktsgleichung zu berechnen und mit der mittleren Länge zn verbinden haben. Das tropische Jahr ist das Jahr des Sprachgebrauchs : wenn vom „Jahr" geredet wird, so versteht man im allgemeinen hierunter das tropische; die chronologischen und die Kalenderjahre sind also tropische Jahre. Das tropische Jahr reguliert durch den wechselnden Sonnenstand die Temperaturverteilung auf der Erdoberfläche, die atmosphärischen Strömungen , die Niederschlagsmengen u. s. w. , kurz den Gang der Jahreszeiten. Durch die tellurischen Erscheinungen, die es bringt, kennzeichnet sich von selbst seine ungefähre Länge, und man kann vermuten, daß die ersten rohen Anfänge der Völker, eine Vorstellung von der Länge des Jahres zu erhalten, von der Beobachtung solcher Erscheinungen ausgegangen sind, wie den Ver- änderungen in der Pflanzen- und Tierwelt, dem Wechsel der Temperatur, dem Auftreten mächtiger Luftströmungen (der Monsune) u. s. w. Je schärfer sich durch diese Erscheinungen in einer Klimazone die Grenzen der Jahreszeiten markierten, desto eher konnte man an solchen Orten einen rohen Begriff von der Länge des Sonnenjahres bekommen. Diese Bemerkung ist chronologisch nicht unwichtig, weil darin auch der Hinweis liegt, daß gewisse technische Einrichtungen des Jahres an die jeweiligen örtlichen klimatischen Verhältnisse gebunden sein können. In Indien z. B. ist das Gebiet am Indus durch Trockenheit charakterisiert; das Gangesgebiet hat dagegen achtmal mehr Regen; desgleichen hat das zentrale Indien ein viel mehr abgestuftes Klima. Daher haben Völker, die von Nordindien nach Süden wanderten, ihre Jahreszeitenordnung verändert. Die Ursache, daß manche Naturvölker Südasiens nach Halbjahren rechnen, liegt in dem regelmäßig halb- jährigen Wechsel der Monsune ^ Ebenso wichtig für die chronologischen Einrichtungen wie die Bewegung der Sonne ist die Bewegung des Mondes. Die Bahn des Mondes um die Erde ist, wenn wir von seiner Bewegung mit der letzteren um die Sonne absehen, eine Ellipse von schwacher Exzen- trizität (0,055) ; in dem einen Brennpunkte derselben steht die Erde E (s. Fig. 4). Die Sonne, die wir uns in der Richtung S denken müssen, 1) Das Wort Monsun (yom arabischen Mansitn = bestimmte Zeit, Jahreszeit) weist schon auf das regelmäßige, an gewisse Sonnenstände gebundene Eintreten dieser Winde hin. Der SUdwest-Monsun, vom Juni bis Ende August, ist in Vorderindien die mächtigste, bis in die Äquatorzone hinabreichende Luftströmung. Wie beein- flussend die ZenitstäDde der Sonne auf den Regen sind, sieht inan aus den Regen- zeiten in der Äquatorzone sehr deutlich ; die Sonne kommt dort zweimal im Jahre ins Zenit, Ende März und Ende September, und demgemäß treten bald darauf zwei Regenzeiten ein, im April und November. Für Nord-Australien ist die Sonne Ende Oktober und Mitte Februar im Zenit, und die Regenmazima faUen Januar und Februar. § 8. Sonnen- und Mondbewegung. Sonnen- und Mondjahr. 35 beleuchtet dieses Körpersystem, und ihre Strahlen S' S" können wegen der großen Entfernung der Sonne als parallel angenommen werden. Da eine Kugel von irgend einer Lichtquelle aus immer nur auf einer Seite erleuchtet werden kann und die andere Seite dunkel bleiben muß, so kann auch die Mondkugel nur auf einer, und zwar auf der der Sonne zugewendeten Seite erhellt sein. Da der Mond, den wir uns während seines monatlichen Umlaufs um die Erde in den Stellungen M«, M^, M^ .... denken, seine beleuchtete Hälfte also der Sonne zukehrt, so können wir von dem be- leuchteten Teile je nach seiner Stellung gegen uns bald mehr, bald weniger sehen. Der Mond bietet uns also von einem Um- lauf zum andern ge- wisse Lichtgestalten oder Phasen dar. Steht der Mond in der Stellung M«, näm- lich in der Richtung zur Sonne, oder wie man sagt, befindet er sich mit letzterer in ^Conjunktion, so wendet er uns nur seine unbeleuchtete Hälfte zu, und wir sehen deshalb gar nichts von ihm. Diese Stellung heißt Neumond oder die Neomenie. Der Mond bewegt sich nun von West nach Ost und kommt bald in die Stellung M^, in welcher ein Teil seiner beleuchteten Hälfte uns als Sichel sichtbar wird. Die Sichel ist anfangs (etwa 1 V« Tage nach Neumond) kaum noch mit freiem Auge wahrnehmbar; sie heißt Neulicht und bildet für die Chronologie die wichtigste Mondphase, da jene alten Völker, welche nach Mondjahren rechneten, den Monat mit dem Neulicht be- ginnen ließen. Die Sichel wächst in den folgenden Tagen, und wenn der Mond (nach etwa 7 Tagen) die Stellung M" erreicht hat, kehrt er uns die Hälfte seiner dunklen und die Hälfte seiner hellen (westlichen) 3* Fig. 4. 36 AstroDomische Begriffe der technischen Chronologie. Seite zu, er erscheint uns also als leuchtende Halbkreisfläche ; dies ist das erste Viertel. Während er beim Neulicht noch tief am West- horizont stand und bald nach der Sonne unterging, bleibt er jetzt mehr gegen die Sonne zurück und wird uns besser sichtbar. Die Sichel nimmt nun an Breite stetig zu, bis der Mond in Opposition (M^^) steht. Wir sehen jetzt die volle Scheibe, der Mond geht schon beim Untergänge der Sonne auf und ist die ganze Nacht sichtbar; dies ist die Phase des V o 1 1 m o n d s. In der zweiten Hälfte der Bahn rückt darauf der Mond wieder auf die Sonne zu (M^, sein beleuchteter Teil liegt jetzt auf der anderen, östlichen Seite und nimmt an Breite täglich ab, bis er das letzte Viertel (M^^ erreicht. Um diese Zeit geht er schon in den ersten Morgenstunden auf und am Tage unter. Zuletzt verschwindet er, mit schmaler Sichel untergehend, in der Morgendämmerung und nimmt wieder seine Stelle als Neumond ein. Konjunktion und Opposition des Mondes werden auch Syzygien, die Stellungen im ersten und letzten Viertel Quadraturen genannt K Die Zeit, die der Mond braucht, um von einer Konjunktion zur anderen zu gelangen, heißt der synodische Monat Da die Neu- monde unsichtbar sind, läßt sich die Länge dieses Monats nicht direkt bestimmen. Unter gewissen Bedingungen ereignet sich aber die Er- scheinung, daß bei der Konjunktion der Mond direkt in die Ver- bindungslinie E M® S (Fig. 4) tritt, sich also vor die Sonne stellt : dann tritt eine Sonnenfinsternis ein, weil für uns die Sonne ganz oder teil- weise unsichtbar wird. Anderseits kann bei der Opposition der Mond (M^^) in den Schatten, den die Erde wirft, kommen und es wird uns der Vollmond vei'flnstert erscheinen: dann hatte eine Mondfinsternis statt. Um die Länge des synodischen Monats aus diesen Finster- nissen abzuleiten, beobachtet man die Zeit der Mitte derVerflhsterungen, wählt mehrere weit voneinander abliegende Finsternisse aus und divi- diert die Zwischenzeit derselben durch die Zahl der Umläufe. Man wird aber bei dieser Vergleichung der Finstemiszeiten ziemlich von- einander abweichende Beträge der Dauer des synodischen Monats er- halten, da die Bewegung des Mondes in den Zwischenzeiten wegen mannigfacher Störungen eine sehr ungleichmäßige ist, außerdem auch die Sonne sich nicht gleichförmig schnell fortbewegt. Aus den Finster- nissen kann man deshalb nur einen Durchschnittswert des synodischen Monats gewinnen, der bei Verwendung sehr vieler Finsternisse dem wahren Werte nahe kommt. Diese Länge des synodischen Monats ist 29,53059^ oder 29M2M4"» 2,9«. Das Mondjahr, mit 12 synodischen Monaten, hat also 354^ 8^ 48™ 36^ Wie oben gesagt wurde, bemerkt man nach der Konjunktion, daß 1) Die Viertel heifien auch Dichotomien. § 8. Sonnen- und Mondbewegung. Sonnen- und Mondjahr. 37 der Mond täglich mehr and mehr gegen die Sonne zurückbleibt. Er rückt der täglichen Bewegung des Himmels entgegen von Westen nach Osten und steht also jeden Tag in der Nähe anderer Sterne. Die Zunahme seiner Rektaszension beträgt pro Tag etwa 13V«"; ^^^ mehr als 27 Tagen sieht man ihn wieder im Meridian mit demselben Stern, mit dem er im Monat vorher kulminiertet Diese Zeit, welche der Mond bedarf, um wieder an einen bestimmten Meridian des Himmels zu kommen, nennt man den periodischen oder siderischen Monat. Die Länge dieses Monats ist 27,32166^ oder 27* 7^ 43°» 11,4- mittlere Zeit*. Etwas kleiner wird der Monat, wenn man ihn als die Zeit eines Umlaufs vom Frühlingspunkte aus betrachtet (tropisch). Diese tropische Monatslänge wäre dann 27,32158* = 27* 7^ 43"» 4,7«, also um 7* küi^zer als die siderische. Die mittlere tropische Bewegung des Mondes beträgt in einem Tage 13® 10' 35,03"; zu einem täglichen scheinbaren Umlauf, d. h. zur Rückkunft zu der Kulmination in einem gegebenen Meridian braucht er 24^ 50°» 28,32» mittlere Zeit ; diese Zeit bezeichnet man als einen Mondtag. Die Ebene, in welcher sich der Mond um die Erde bewegt, fällt nicht mit der Ekliptik zusammen, sondern bildet mit letzterer einen Winkel von b^ 8' 48" (hat also gegen den Äquator eine Neigung von 28* 36); dieser Winkel bleibt nicht konstant, sondern die Mondbahn schwankt um die Mittellage etwas auf und ab (um etwa 9). Die beiden Punkte, in welchen die Mondbahn die Ekliptik schneidet, heißen Knoten, die sie verbindende, durch den Erdmittelpunkt gehende Linie die Knotenlinie. Der eine Knotenpunkt, durch welchen der Mond bei jedem Umlauf von der nördlichen Seite der Ekliptik auf die südliche Seite übertritt, heißt der absteigende C^S) oder Drachenschwanz, der andere, durch den sich der Mond von Süden nach Norden bewegt, der aufsteigende Knoten (^1,) oder Drachen- kopf. Die Knoten unterliegen einer Bewegung, welche aus der Attraktion der Sonne entspringt: sowohl einer regelmäßig fortschreiten- den, wie einer in kurzen Intervallen bald vorwärts, bald rückwärts gehenden (periodische Störung). Die Zwischenzeit der Durchgänge 1) Am 2. Januar 1906 kommt z. B. der Mond mit dem Stern a Andrem, in Konjunktion. Am nächsten Tage ist der Mond um ^/4 Stunde, am folgenden Tage um fast 1 Stunde, am 8. Tage um 1^/^ Stunden von dem Stern entfernt, da der Mond täglich später durch den Meridian geht, anfänglich ^/4 Stunden, dann fast eine Stunde später. Der Mond entfernt sich also immer mehr von dem Stern. Erst am 29. Januar kommt er wieder mit a Androm. in Konjunktion, dann am 25. Fehruar, 24. März, 20. April, 17. Mai u. s. f. j 2) Die Länge des siderischen Monats findet man aus der Formel s = j-^j i wo J das siderische Sonnenjahr, p der synodische Mondmonat ist. Da J = 365,25636, oo toAi^Qj « A ♦ 365,25636 • 29,53059 „. ^^.^^, p = 29,53059^, so findet man s = — qq^ isirö^ ^^ 27,32166*. 38 Astronomische Begriffe der technischen Chronologie. des Mondes durch die Enoteu ist daher sehr ungleich. Im allgemeinen braucht die (von Ost nach West gerichtete) Knotenbewegung zu einem ganzen Umlauf etwa 18,6 tropische Jahre (nach Hansen 6798*8*^3" 9,8* mittl. Zeit). Der durchschnittliche drakonitische Monat (Drachenmonat), d. i. die Zeit zwischen zwei einander folgenden Durch- gängen des Mondes durch den aufsteigenden Knoten, beträgt (nach Hansen) 27,21222* = 27«^ 5^ b^ 35,8« mittL Zeit. Die Lage und Be- wegung der Knoten kann man ungefähr aus der Beobachtung der Mond- finstemisse ableiten, da diese sich nur in der Nähe der Knoten ereignen. Ebensowenig fest wie die Knoten li^en in der Mondbahn die beiden Punkte, welche der größten Nähe zur Erde resp. der größten Entfernung entsprechen, und in welchen sich der Mond am schnellsten resp. am langsamsten bewegt. Diese Punkte heißen Perigäum (Erdnähe) und Apogäum (Erdfeme). Ihre Lage läßt sich aus Be- obachtungen des größten und kleinsten Durchmessers des Mondes nur schwierig ermitteln (nicht wie Perihel und Aphel aus dem variierenden Sonnendurchmesser), da die Maxima und Minima des Monddurchmessers unter sich verschieden sind. Außerdem verändern beide Punkte ihre Lage am Himmel sehr beträchtlich ; es findet im ganzen eine Vorwärts- bewegung (von West nach Ost) statt, aber auch zeitweises Rück- schreiten; die Apsiden (Perigäum und Apogäum) liegen daher selten einander gegenüber, wie es sonst bei der Sonne der Fall ist. In etwa 8,85 tropischen Jahren (323 1<^ 11^ 11"» 22,3« mittl. Zeit) vollenden sie einen Umlauf. Das Mittel der Zeit, welches zwischen zwei einander folgenden Durchgängen des Mondes durch die Apsiden Uegt, heißt der anomalistische Monat. Er beträgt (nach Hansen) 27,55460* = 27d 13h igm 37^4» mittlere Zeit. Alle diese Zahlenverhältnisse des Mondsystems sind jedoch nur mittlere. Die wahre Bewegung des Mondes, welche ungemein kompli- zierter Natur ist, läßt sich nur immer für einen gegebenen Fall mit Hilfe der Mondtheorie (d. h. der auf die Analysis gegründeten Theorie seiner Bewegung) berechnen. Die elliptische Form der Bahn, welche wir für die Bewegung des Mondes um die Erde vorausgesetzt haben, hält der Mond nur im allgemeinen ein ; in der Tat weicht er von der- selben fortwährend wegen der vielfachen Störungen (Ungleichungen) ab, die durch die Anziehungskraft der Erde, der Sonne und der Planeten hervorgerufen werden. Die größten und wichtigsten dieser Ungleichungen sind unter den Namen Evektion, Variation und jährliche Gleichung bekannt. Was schließlich die Frage betrifft, welche mathematische Linie die Bahn des Mondes während des Umlaufs mit der Erde um die Sonne darstellt, so kann man dieselbe als eine Schraubenlinie bezeichnen mit ungleich langen Windungen, die sich im Laufe eines Sonnen jahrs etwa 12,4 mal um die Erdbahn herumziehen. § 9. Sonnen- und Mondfinsternisse. 39 § 9. Sonnen- nnd Mondfinsternisse. Wenn die Bahnebenen des Mondes und der Erde nicht einen Winkel machen würden, so könnte, wie im vorigen Paragraphen be- merkt wurde, öfters der Fall vorkommen, daß für uns eine Sonnen- finsternis eintritt. Sobald nämlich der Mond die Konjunktion- stellung M^ erreicht hat (s. Fig. 4), fällt sein Schatten, den die Sonne erzeugt, in der Richtung gegen die Erde. Da jedoch die Neigung der Mondbahnebene über 5® beträgt und anderseits die scheinbaren Durchmesser des Mondes und der Sonne nur etwa Vs® erreichen, so streift der Mond meist unter oder über der Sonne vorbei und sein Schatten fällt nicht auf die Erde. Die Neumonde (Konjunktionen) bleiben daher vielfach ohne die Begleiterscheinung einer Sonnenfinsternis. Geht aber der Mond zur Zeit der Konjunktion durch den Knoten oder ist er in der Nähe desselben, so befindet er sich in diesem Moment in der Ekliptik, und der von ihm ausgehende Schatten kann also die Erde treffen. Die Sichtbarkeit der Sonnenfinsternis gestaltet sich ver- schieden je nach der Lage des Schattenkegels. Letztere hängt von der jeweiligen Entfernung der Sonne und des Mondes von der Erde, d h. von ihren scheinbaren Durchmessern ab, und von der Entfernung der Knoten vom Neumond. Der Durchmesser der Sonne wechselt zwischen 31' 30" bis 32' 35", jener des Mondes von 29' 30" bis über 33', je nach den Entfernungen von der Erde; der Monddurchmesser kann also kleiner sein als der kleinste Sonnendurchmesser, und größer als der maximale der Sonne. Infolgedessen wird es vorkommen, daß die Spitze a des Schattenkegels b a c (Fig. 4) so weit von der Erde E absteht, daß sie die Erdoberfiäche nicht erreicht: dann erscheint uns zwar der Mond zentral die Sonne zu verdecken, jedoch bleibt um den Eand der Mondscheibe ein schmaler Ring der Sonne noch hell leuchtend. Eine solche Finsternis ist eine ringförmige (annulare) Sonnen- finsternis. Fällt aber der Kemschatten des Mondes ganz auf die Erde (bei d), so war der scheinbare Monddurchmesser größer als der Sonnendurchmesser, und ein in d befindlicher Beobachter sieht die Sonne für einige Zeit ganz durch den Mond verdeckt: es tritt für ihn eine totale Sonnenfinsternis ein. Sie wird auch eine zentrale genannt, weil die Mittelpunkte von Mond und Sonne für jenen Ort zusammenfallen. Bei den ringförmigen Finsternissen erscheint der leuchtende übrig bleibende Ring der Sonne nicht überall auf der Erde gleich breit; für solche Orte, wo aber der Ring gleichmäßig breit erscheint, ist die Bedeckung auch zentral gewesen ^ Endlich ent- steht nur eine partielle Sonnenfinsternis, wenn der Schatten- 1) Die ringförmigen Finsternisse sind jedoch für die einzelnen Erdorte nicht notwendig immer zentral. 40 AstronomiBche Begriffe der technischen Chronologie. kegel die Erde nicht trifft, wohl aber der Halbschatten b f e c auf sie fällt ; ein Beobachter in e f sieht dann nur einen Teil der Sonne, den oberen oder unteren verdeckt. Auch jeder totalen und ringförmigen Finsternis geht eine partielle voran und folgt derselben, da der Eintritt und Austritt des Mondes in und aus der Sonne nicht plötzlich erfolgen kann, sondern entsprechender Zeit bedarf. Die seltener stattfindenden Finsternisse, bei welchen bisweilen ein Übergang der Ringförmigkeit in die Totalität stattfindet, nennt man ringförmig-totale Finster- nisse. Sie charakterisieren sich durch die sehr kurze Dauer ihrer Zentralität. Da die Lage der Knoten zur Zeit der Konjunktion ver- schieden ist, hängt die Art der eintretenden Finsternis und ihre Möglichkeit überhaupt von der Entfernung der Knoten ab. Diese Finsternisgrenzen sind ungefähr folgende: Ist der Abstand der Sonne vom Mondknoten größer als IS^' 21', so tritt keine Sonnen- finsternis ein; zwischen 12® bis 18® 21' Distanz finden partielle Finster- nisse statt oder können eintreten ; die Grenzen für totale und ringförmige Finsternisse sind O^/» bis 12<>. Unter Größe der Finsternis versteht man gewöhnlich die Maximal- phase, d. h. die größte Fläche, welche der verfinsternde Mond im Ver- laufe der Sonnenfinsternis von der Sonnenscheibe verdecken kann. Man drückt dieselbe in Teilen des Durchmessers aus oder, wie be- sonders für die historischen Finsternisse üblich, in Zollen, indem der ganze Durchmesser der Sonne gleich 12 Zoll gesetzt wird. Die Phase beträgt 7 Zoll z.B. heißt, es werden ^/^g oder 0,58 Teile der Sonne verfinstert. Das Sichtbarkeitsgebiet der Sonnenfinsternisse auf der Erde ist sehr verschieden, je nach den Verhältnissen, unter denen sie eintreten. Im allgemeinen kann, da der Mond kleiner ist als die Erde und letzterer 400 mal näher steht als die Sonne, immer nur ein kleiner Teil der Erdoberfläche die Sonnenfinsternisse sehen. Für die partiellen Finsternisse lassen sich nur die Grenzkurven des Sichtbar- keitsgebietes angeben. Innerhalb dieses Gebietes variiert die Größe der Verfinsterungsphase je nach der Lage des Ortes, ebenso die Zeit. Bei den zentralen Finsternissen (den totalen und ringförmigen) läuft der Mond-Kemschatten in Form einer Zone über die Erde ; die Grenzen einer solchen Zone (Nord- und Südgrenzen der Zentralität) schließen dann das Gebiet in sich, innerhalb dessen die Orte das Maximum der Phase (Totalität, ßingförmigkeit) sehen können; die nördlich und südlich von dieser Zone situierten Orte können die Verfinsterung nur partiell sehen, und zwar eine desto größere Phase, je näher sie der Zentralitätszone liegen. Die Breite der Zentralitätszone ist sehr ver- schieden; ein Maximum erreicht dieselbe dann, wenn die Sonne weit vom Monde und die Erde nahe demselben ist, da dann der Kern- schatten sich auf der Erde mehr ausbreitet; die größte Breite der § 9. Sonnen- und Mondfinstemisse. 41 Zone kann etwa 220 km erlangen. Eine bemerkenswert schmale Zone haben die ringförmig - totalen Finsternisse. Die Dauer der Finsternisse ist ebenfalls verschieden. Die Gesamtdaner einer zentralen Finsternis d. h. vom Zeitpunkte des Mondeintritts am Westrande der Sonne (Anfang der Finsternis) bis zum Austritt am Ostrande (Ende der Finsternis) kann etwa 2 Stunden sein; die Dauer der Totalität und Ringförmigkeit ist viel kürzer, da der Mond vermöge seiner schnellen Bewegung eine längere Bedeckung der Sonnenscheibe unmöglich macht. Bei totalen Sonnenfinsternissen beträgt die Dauer der Totalitäts- phase gewöhnlich 3 — 5 Minuten ; länger dauernde Verfinsterungen sind schon selten ; die nächste über 7 Minuten dauernde und auf der Nord- hemisphäre der Erde sichtbare totale Finsternis wird die am 8. Juni 1937 stattfindende sein. Bei ringförmigen Finsternissen ist die Dauer der Zentralität etwas größer als bei totalen und kann sogar bis auf 12 Minuten steigen. Bei den ringförmig-totalen erreicht dagegen diese Dauer kaum einige Bruchteile von einer Minute. Schließlich muß auch noch auf die Seltenheit totaler Finsternisse für einen gegebenen Ort aufmerksam gemacht werden. Es können viele Jahr- zehnte vergehen, ehe die Totalitätszonen (welche in verschiedenster Richtung die Erdoberfläche kreuzen) wieder auf denselben Ort treffen. Athen z. B. hat im ganzen 4. Jahrh, v. Chr. nur eine totale Sonnen- finsternis, jene vom 15. August 310 v. Chr., gesehen. Was die Wahrnehmbarkeit der Sonnenfinsternisse mit freiem Auge anbelangt, so sind nur die bedeutenden Phasen sichtbar, ins- besondere muß die Phase eine beträchtliche Größe erreicht haben, wenn die Sonne zur Zeit der Verfinsterung hoch steht, falls die Phase der Allgemeinheit auffallen soll. Bei sehr niedrig stehender Sonne, am Horizonte, können auch kleinere Phasen dem freien Auge wahr- nehmbar werden. Im allgemeinen kann man bei der Beurteilung der Sichtbarkeit historischer Finsternisse an dem Erfahrungssatze fest- halten, daß die Verfinsterungen erst dann die Aufmerksamkeit des Volkes erregen, wenn die Phase wenigstens 9 Zoll erreicht hat. Die bekannten Erscheinungen, welche den Eintritt der Totalität anzeigen, wie die plötzliche Abnahme des Tageslichtes, die eigentümliche Färbung des Himmels , das Sichtbarwerden von Sternen u. s. w. , stellen sich gewöhnlich erst bei einer Phase von 12 Zoll ein. Einzelne von hellen Sternen oder Planeten können auch bei einer 11 zölligen Phase schon sichtbar werden. Es mag noch bemerkt werden, daß die ringförmigen Sonnenfinsternisse weniger auffällig sind als die totalen. Ich wende mich nun zu den Mondfinsternissen. Wie die Sonnenfinsternisse nur bei den Konjunktionen (Neumonden) entstehen können, so können die Mondfinsternisse nur bei den Oppositionen (Vollmonden) zustande kommen. Der Kernschatten ghi (Fig. 4), den 42 Astronomische Begriffe der technlscheD Chronologie. die Erde wirft ^), zeigt, wenn man ihn in der auf die Schattenachse oi senkrechten Richtung schneidet, die Gestalt einer Kreisfläche. Dieser Kreis ist , wenn man als Schnittstelle i , d. h. die Entfernung des Mondes betrachtet, immer noch größer als der Mond (der Durchmesser des Schattenkreises ist etwa das 2,7 fache des Monddurchmessers), so daß der Mond je nach der Lage der Bahn ganz in den Schatten ein- tauchen kann oder nur zum Teil verfinstert wird. Im ersten Falle tritt eine totale, im anderen eine partielle Mondfinsternis ein. Wie bei den Sonnenfinsternissen entscheidet die Entfernung des Erd- schattens vom Mondknoten, welche Art von Mondfinsternis eintritt. Ist die Entfernung der Sonne vom (auf- oder absteigenden) Knoten zur Zeit des Vollmonds größer als 12^4', so findet überhaupt keine Mondfinsternis statt. Unterhalb dieser Grenze tritt die Möglichkeit für partielle Verfinsterungen ein; die totalen und partiellen können zwischen i^lO' und 12^4' sich ereignen, nur totale bedürfen der Grenze von weniger als 4^10' Entfernung. Die Dauer der Ver- finsterung ist bei den Mondfinsternissen, welche bloß partielle sind, sehr verschieden, je nachdem ein kleinerer oder größerer Teil des Mondes in den Schatten kommt, kann aber 3 Stunden erreichen; bei den totalen Finsternissen dauert die Partialität maximal 3^/4 Stunden, die Totalität 1^/4 Stunden. Die Phasen einer totalen Mondfinsternis reihen sich wie folgt aneinander: Beginn (Anfang) der Partialität, Anfang der Totalität, Mitte der Finsternis, Ende der Totalität, Ende der Partialität. Die Größe der Verfinsterung wird in Teilen der Linie ausgedrückt, welche man sich (für die Mitte der Finsternis) vom Mittelpunkt der Mondscheibe bis zum Rande des Schattenkreises ge- zogen denkt. Alle Finsternisse über 12 Zoll sind totale Verfinsterungen, jene unter 12 Zoll partiell*. Die Verfinsterungsgröße ist nicht (wie bei den Sonnenfinsternissen) für die Erdorte verschieden, sondern für die ganze Erde die gleiche, ebenso der sonstige Verlauf. Das Sichtbarkeits- gebiet der Erde für die Beobachtung der Mondfinstemisse ist viel größer als bei den Sonnenfinsternissen. Deshalb sind für einen gegebenen Ort der Erde viel mehr Mondfinsternisse sichtbar als Sonnenfinsternisse. Die periodische Wiederkehr der Sonnen- und Mondfinster- nisse hängt von dem Verhältnis des synodischen Umlaufs zum drako- nitischen ab. Die Wiederholung der Finsternisse tritt in Zeiträumen ein, welche eine ganze Zahl beider dieser Umläufe in sich enthalten. 1) Der Halbschatten ist für eine merkbare Verfinsterung des Mondes zu schwach. 2) Die Astronomen der früheren Zeit geben die Verfinsterungsgroße (von Sonnen- und Mondfinsternissen) . durch 12 digiti an , welche die Größe der ver- finsterten Oberfläche darstellen. Ungefähr ist 1 Zoll = 0,4 digiti, 2 Zoll = 1,0 digiti, 8 Zoll = 1,7 digiti, 4 ZoU = 2,6 digiti, 5 Zoll = 8,6 digiti, 6 Zoll = 4,7 digiti, 7 Zoll = 5,8 digiti, 8 Zoll = 7,0 digiti, 9 ZoU = 8,2 digiti, 10 ZoU = 9,5 digiti, 11 ZoU = 10,8 digiti, 12 ZoU = 12 digiti. § 10. Planetenerscheinungen. Sonstige Phänomene. 43 Die Periodizität hängt also von dem Verhältnis 27,21222**: 29,53059* ab. Verwandelt man diesen Bruch in einen Kettenbruch, so erhält ,. T...., . 12 13 88 51 242 777 , , man die Näherungswerte H' 12' 35' 47' 223' 716' ^- ^- ^^'^ ^ ^• 11 synodische Monate = 12 drakonitischen, 12 synod. = 13 drak. u. s. f. Von diesen Näherungsbrttchen sind die Verhältnisse 223 synod. = 242 drak., und 716 synod. = 777 drak. bereits recht genaue, da die Differenz in Tagen beim ersteren nur 0,0359**, beim letzteren gar nur 0,0068'^ beträgt. Man wird also die Wiederkehr der Finsternisse nach Zeit und Größe erwarten können nach je 223 synodischen Monaten oder 6585 '/s Tagen = 18 Jahren 10 Vs Tagen; oder aber beim zweiten Verhältnis nach 716 synodischen Monaten = 21144 Tagen = 57 Jahren 325 Tagen. Die erstere Periode ist der babylonische Saros. Die Brauchbarkeit dieser und anderer Perioden, die man für die Vorausbestimmung der Finsternisse angegeben hat^, erleidet aber Einbuße, wenn es sich (und dies ist für das Altertum der eigentliche Fall) darum handelt, die Finsternisse voraus anzugeben, die alle für ein bestimmtes Land oder einen bestimmten Ort stattfinden sollen. Dann zeigt sich, daß der babylonische Saros bei weitem nicht den Wert besitzt, den man ihm in astronomischen Handbüchern oft bei- legt. Dagegen steigt die Leistungsfähigkeit des Saros, wenn man nicht den einfachen, sondern den dreifachen d. h. die Periode 54 Jahre 33 Tage anwendet. Bei den 128 Sonnenfinsternissen, die z. B. zwischen 900 bis 1 Y. Chr. für Kleinasien auffällig gewesen sind, würde man mit dem einfachen Saros nur fünfmal einen Treffer machen (also 10 Finster- nisse dem Datum nach richtig treffen) ; bei Anwendung des dreifachen Saros macht man dagegen 27 Treffer, femer 12 doppelte, dreifache und vierfache Treffer (mit 95 Finsternissen). Die moderne Astronomie rechnet selbstverständlich nicht mehr mit solchen Perioden, da diese immer nur als Annäherungen und nicht als zuverlässig zn betrachten sind. § 10. Die Planetenerscheinnngen. Sonstige für die Chronologie bemerkenswerte Phänomene. Von den Planeten kommen für die Chronologie nur Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn in Betracht. Die ersteren beiden 1) Solche Perioden sind z. B. 6444 synod. M. = 6993 drak. = 190295 Tage (521 Jahre); 138449 Tage (365 Jahre 132 Tage) u. a. Merkwürdig ist, daß auch der Kallippische Zyklus, wenn er um einen Mondmonat yermindert wird, für FiDStemisvorausbestimmungen geeignet wird, wie L. Schlachteb gesehen hat. Dieser Zyklus bezweckt nur den Ausgleich des Sonnenjahrs mit dem Mondjahre und isiQi 27759 Tage oder 76 Jahre. Vermindert man ihn um ^9 Tage, so sind die restlichen 27 730 Tage = 939 synod. Mon. = 1019 drakon. Mon. Dieser ver- kürzte Kallippische Zyklus gleicht also das Verhältnis zwischen synod. Mon. und Knoienbewegung ebenfalls aus. 44 Astronomische Begriffe der technischen Chronologie. bezeichnet man als untere (innere) Planeten, die anderen als o b e r e (äußere), weil die Bahnen der unteren zwischen Sonne und Erde, die Bahnen der oberen außerhalb der Erdbahn liegen. Die Planeten mußten schon in den Anfängen der Himmelsbetrachtung durch ihre eigene, von den Sternen verschiedene Bewegung, durch ihre zeitTveisen Stillstände, ihr Vor- und Eückwärtsgehen, durch die Schleifenbildung in ihren scheinbaren Bahnen und durch ihre an die Sonne gebundenen Stellungen auffallen. Merkur und Venus zeichnen sich, entsprechend ihrem im Verhältnis zu den anderen Planeten kleinen mittleren Abstand von der Sonne, durch rasche Bewegung aus. Sie entfernen sich nie weit von der Sonne, sondern werden in der Nähe derselben bald in der Morgendämmerung, bald am Abendhimmel sichtbar (Morgen- und Abendsteme); insbesondere wechselt Merkur sehr oft diese Stellungen und ist deshalb wegen seines meist tiefen Standes mit bloßem Auge nicht leicht zu sehen. Wenn ihre Rektaszension zu- nimmt, die Planeten sich also von West nach Ost (gegen die Sonne) bewegen, nennt man ihre Bewegung rechtläufig. Öfters ver- langsamt sich diese Bewegung, der Planet scheint einige Zeit an einem Punkte des Himmels still zu stehen, worauf er rückläufig wird , d. h. anfängt sich in entgegengesetzter Richtung zu bewegen ; nach einigen Tagen steht der Planet wiederum still, und schließlich eilt er wieder in der Richtung West-Ost mit wachsender Geschwindig- keit der Sonne nach. Es entsteht also in dem Wege des Planeten eine Schleife; um die Zeit dieser Schleifenbildung hat der Planet seine Konjunktion mit der Sonne, und zwar liegt die innere (untere) Konjunktion gegen uns zu, vor der Sonne, die äußere (obere) Konjunktion jenseits (hinter) der Sonne. Da der Planet einmal zurückbleibt, das andere Mal voreilt, so erreicht er auf der westlichen (rechten) Seite der Sonne resp. auf der östlichen (linken) einen Grenzwert des Abstandes von der Sonne; die größte Distanz auf der westlichen Seite heißt die westliche Elongation, jene auf der östlichen die östliche Elongation. Die Elongationen betragen beim Merkur nahezu 23^, bei Venus über 46®. Die äußeren Planeten, Mars, Jupiter, Saturn, haben ebenfalls ihre Konjunktionszeiten; sie werden (wegen ihrer langsamen Bewegung) durch die Sonne eingeholt und werden uns auf einige Zeit in dem sie überstrahlenden Sonnen- lichte unsichtbar. Allmählich bleiben sie gegen die Sonne zurück und erreichen bei 180® ihren Gegenüberstand von der Sonne, ihre Opposition. Um diese Zeit sind sie uns die ganze Nacht sichtbar. Merkur und Venus haben keine Oppositionen, sondern nur Konjunk- tionen. Die Oppositionszeiten der äußeren Planeten, welche zugleich, wie bemerkt, die Zeit ihrer besonders guten Sichtbarkeit für das freie Auge bezeichnen, bleiben selbstverständlich nicht in jedem Jahre § 10. PlanetenencheinungeD. Sonstige Phänomene. 45 die gleichen, sondern verschieben sich allmählich. Jupiter z. B. hatte im Jahre 1894 seine Opposition im Dezember; seither verschob sich die Oppositionszeit jährlich um einen Monat, so daß er 1901 die Opposition im Juni erreichte und erst 1906 wieder im Dezember in Opposition kommt. Bei Saturn rücken die Oppositionen langsamer weiter als bei Jupiter; 1894 war Saturn im April in Opposition, 1906 hatten sich seine Oppositionen erst bis in den September ver- schoben K Die Oppositionen der äußeren drei Planeten führen zu einer Be- merkung, welche für die Jahrformen in der Chronologie wichtig ist. Diejenigen Oppositionen werden den schönsten Anblick des Planeten darbieten, welche in die Jahreszeit der langen Nächte fallen; der Planet wird in seinem vollen Lichte sich zeigen, wenn er nicht zu ungünstig (nicht zu südlich vom Äquator) steht. Da nun die Oppo- sitionen, wie oben gesagt, nach einer Eeihe von Jahren in dieselbe Jahreszeit zurückkehren, so wird auch eine besonders günstige, in welcher der Planet besonders auffällig und leicht erkenntlich erschien, nach einer gewissen Jahresreihe zur selben Zeit wiederkommen. Der Planet steht dann (infolge seines siderischen Umlaufs) das ganze Jahr wieder in denselben Sternbildern und bei den hellen Sternen, wo er vor Jahren gestanden hat So wiederholt sich die Eückkehr in dieselben HMmelsstellungen bei Jupiter nach je 12 Jahren (1879, 1891, 1903), bei Saturn nach 29 Jahren (1845, 1874, 1903), bei Mars nach 2 bis 5 Jahren (Herbst 1886, Januar 1888, 1903); auch Venus kehrt nach 8 Jahren in dieselben Stellungen zurück (1879, 1887, 1895, 1903). Es ist deshalb erklärlich, daß die alten Völker in den Zeiten, wo die Planeten noch durch Götter personifiziert und ihnen bedeutsame Eigenschaften beigelegt wurden, dieser periodischen Wiederkehr der Planeten besondere Beachtung geschenkt haben-. Auf diese Weise wahrscheinlich entstanden Planeten jahre, wie der 12 jährige und 60 jährige Jupiterzyklus der Inder. Die Planeten kommen bei ihrem zeitweisen Voreilen und Zurück- bleiben auch häufig in gegenseitige Konjunktion und stehen dann 1) Die Konjunktionszeiten von Mars, Jupiter und Saturn rücken in Intervallen vor, welche den Oppositionen entsprechen. Bei Saturn liegen die Kon- junktionen um 377 Tage auseinander, bei Jupiter um 403 Tage, bei Mars um 2 Jahre 46 Tage (1906). Gegenwärtig (1907) fällt die Konjunktion von Jupiter in den Juli, von Saturn in den März, von Mars in den August. 2) Die Babylonier kannten bereits solche Planetenperioden. Auf drei keil- inschriftlich erhalten gebliebenen Tafeln (Zeüschr. f. Assyr. V 342) wird z. B. eio bestimmtes Jahr der seleukid. Ära durch ein Beobachtuugsjahr plus der Planeten- periode ausgedrückt; für Venus gebrauchen die babylonischen Astronomen 8 Jahre (wie oben), für Jupiter 83 (die etwa 7 fache Periode), für Mars 79 (die 16 fache Periode), fük- Saturn 59 Jahre (die doppelte). 46 Astronomische Begriffe der technischen Chronologie. Öfters einander recht nahe. Am auffälligsten wird eine solche Erscheinung, wenn mehrere der hellsten Planeten sich zu einer Konstellation vereinigen und durch längere Zeit in einem Stem- bilde dicht beisammen stehen. In der Mitte des Dezember 1901 konnte man in unsem Gegenden in den ersten Abendstunden eine Konstellation . von Mars, Jupiter und Saturn im Sternbilde des Schützen (beim Sterne n Sagitt.) bemerken. Historische Konstellationen fanden statt z. B. zur Zeit der Geburt Christi, vor der Geburt Mohammeds (die „Konstellation der Religion"); die Inder rechnen die Epoche des Kali-yuga von einer angeblich allgemeinen Planetenkonjunktion am 17. Febr. 3102 v. Chr. Einige Bemerkungen verdient noch die Helligkeit des Planeten Venus. Dieser Planet kann um mehr als 4 Größenklassen heller werden als Arktur (Bootes) und ist dann, wenn man seinen Ort am Himmel kennt, selbst am Tage mit freiem Auge wahrnehmbar. Das Licht von Venus wechselt mit den Planetenstellungen gegen die Sonne; das Maximum des Glanzes tritt etwa 37 Tage vor und nach der unteren Konjunktion ein^; obwohl die Differenz zwischen dem Maximum des Glanzes und der mittleren Phase nur eine Viertel - Größenklasse beträgt*, so muß Venus in Gegenden, die durch besonders klare Luft ausgezeichnet sind, zu diesen Zeiten doch einen auffälligen und pracht- vollen Anblick darbieten, welcher sich namentlich durch die Bück- künfte von Venus in dieselben Himmelsplätze (alle 8 Jahre) in der Erinnerung der Völker befestigt hat. — Jupiter und Mars können bei günstigen Oppositionen etwa eine Größenklasse schwächer werden als Venus. Die Helligkeitsschwankungen sind bei diesen beiden Planeten unbedeutend. Größer sind die HelligkeitsdiSerenzen an Saturn, bei welchem sie 2 Größenklassen betragen können. Von den sonstigen Erscheinungen, welche der Himmel dem freien Auge darbietet, wären hauptsächlich die Kometen zu erwähnen, über welche sich Aufzeichnungen aus sehr zurückliegender 2ieit (bei den Chinesen) vorfinden. Welchen Weg am Himmel ein Komet zurückgelegt hat, läßt sich rechnerisch nur ermitteln, wenn hin- reichende Angaben vorhanden sind, um seine Bahn bestimmen zu können; desgleichen läßt sich die Frage, ob ein bestinmiter Komet schon zu einer anderen, früheren oder späteren, Zeit erschienen sein könnte (periodisch wiederkehrend wäre), erst beantworten, wenn seine Bahnbestimmung verbürgt ist. — Schließlich haben noch die periodischen Sternschnuppenschwärme einiges Interesse für den Historiker, 1) Die unteren Konjunktionen (und die oberen) wiederholen sich bei Venus nach etwa 584 Tagen; ebenso die Elongationen. 2) 8. G. Müller, Die Photometrie der Gestirne, Leipz. 1897 S. 866. § 11. AUgemeine Bemerkungen über die Hilfe der Astronomie. 47 da sich in den Annalen hie und da ebenfalls Aufzeichnungen über diese Erscheinungen vorfinden. Kann man aus den Angaben konstatieren, aus welcher Gegend des Himmels (Sternbild) ein solcher Schwann scheinbar zu kommen schien, so läßt sich ein Rückschluß auf die uns derzeit bekannten Stemschnuppenschwärme machen und die vermutliche Zeit der Erscheinung näher definierend B) Hilfsmittel der Chronologie. §11. Allgemeine Bemerkungen Aber die Hilfe der Astronomie. Der Nutzen, den die Astronomie bei chronologischen Untersuchungen gewähren kann, besteht hauptsächlich darin, daß sie astronomische Er- scheinungen, von denen in historischen Quellen die Eede ist, oder chronologische Einrichtungen, welche auf jenen Erscheinungen auf- gebaut sind, rechnerisch fixieren hilft. Der Stand, den gegenwärtig die theoretische Astronomie erreicht hat, ermöglicht es, solche Fest- stellungen und Nachweise mit viel größerer Zuverlässigkeit vornehmen zu können, als dies in früherer Zeit der Fall sein konnte. Unsere Tafeln der Bewegung der Sonne, des Mondes und der Planeten, die Positionen der Fixsterne u. dergl. sowie die verbesserte Kenntnis der astronomischen Konstanten und ihrer langsamen Veränderungen haben gegenwärtig einen hohen Grad an Schärfe erlangt, so daß man mit diesen Hil&mitteln rechnerisch auch bis auf entfernte Zeiten zurück- gehen kann ; höchstens läßt unsere Kenntnis der Bewegung des Mondes für die älteste Zeit noch einiges zu wünschen übrig. Ferner sind — und dies ist ein sehr beachtenswertes Moment — in neuerer Zeit speziell für chronologische und historische Zwecke mit Aufgeben der äußersten Genauigkeit eingerichtete, aber die Wahrheit doch treffende Hilfsmittel geschaffen worden, welche die Beantwortung der sich ein- stellenden Fragen mit Bequemlichkeit und vor allem mit einem viel geringeren Zeitaufwand gestatten, als es früher der Fall gewesen ist. Die Hilfe, welche die Astronomie durch diese Einrichtungen ge- währen kann, ist aber an die historischen Grundlagen gebunden, unter welchen die betreffende Frage formuliert wird. Der Erfolg hängt also weniger von der Eechnung ab als davon, ob der Inhalt der historischen Nachricht hinreichend verbürgt, ob eine Inschrift richtig 1) Von den zahlreichen Werken , welche eingehendere Belehrung über die hier nur kurz behandelten Gegenstände geben, seien zwei besonders brauchbare den Historikern empfohlen: Th. Epstein, Geonomie, Wien 1888; und H. C. E. Mabtus, Astronomisehe Erdkunde. 3. Aufl. Dresden, Leipzig 1904 (das erstere Werk mit fnehr, das zweite mit weniger Anforderungen an mathematische Kenntnisse). 48 Hilfsmittel der Chronologie. gelesen und sinngemäß übersetzt ist, ob die zeitlichen Grenzen der berichteten Tatsachen festgestellt werden können, ob ein Anhaltspunkt über den Ort, wo eine astronomische Erscheinung beobachtet worden sein soll, vorhanden ist u. s. f. Sind diese näheren Umstände, welche eine Frage begleiten, gesichert, so können die astronomischen Hil&- mittel oft direkt entscheidend eingreifen; bisweilen müssen sie sich aber mit dem Hinweise auf gewisse Möglichkeiten begnügen ; sie ver- sagen endlich auch hie und da, wenn entweder die historischen Grund- lagen sehr unsicher sind, oder wenn sich die rechnerisch ermittelten astronomischen Erscheinungen so gruppieren, daß eine Entscheidung nicht getroffen werden kann. Es wird nicht überflüssig sein, die Resultate, die man gegebenenfalls von der Astronomie zu erwarten hat, durch einige Beispiele nachstehend zu illustrieren. Bei Plutahch {de fade in orbae lunae c. 19) ist die Rede von einer Sonnenfinsternis, welche um Mittag eingetreten und so bedeutend gewesen sei, daß die Luft eine Färbung wie um die Zeit der Dämmerung angenommen habe, und daß viele Sterne sichtbar geworden seien. Nach den sorgfältigen Untersuchungen von Pomtow über die Lebensumstände Plutaechs ist das wahrscheinlichste Geburtsjahr des Plutakch das Jahr 45 n. Chr., er muß mindestens bis 125 n. Chr. gelebt haben, da er die Aufstellung der Hadrianstatuen überwacht hat und diese nicht vor Mitte 125 errichtet worden sind. Seine Familie entstammte der Gegend von Delphi, er war Delphischer Bürger, bekleidete städtische und Tempelämter; sein Wohnort war (abgesehen von seinen Reisen) meist Delphi und Chäronea. Die Schrift de fade gehört wie die meisten seiner philosophischen Werke in die jüngere Lebenszeit; zur Zeit Neros, um 67 n. Chr., war Plutakch in Delphi, beteiligte sich an den philosophischen Unterhaltungen und beschäftigte sich mit mathe- matischen Wissenschaften (de el apud Delphos). Damals, unter dem Eindruck der großen Sonnenfinsternis, entstand wahrscheinlich die Schrift de fade. Die Zeit der Sonnenfinsternis liegt denmach etwa um 67 n. Chr.; der Ort, wo sie äußerst auffällig war, ist Delphi oder Chäronea. Auf Grund dieser sehr gut definierenden Umstände ergibt sich aus der astronomischen Untersuchung der in Betracht kommenden Finsternisse mit Sicherheit, daß die gemeinte Sonnenfinsternis keine andere sein kann als die ringförmig-totale vom 20. März 71 n. Chr., da diese sowohl für Delphi als für Chäronea nach 11*» Vormittag total war. Plutaech war 26 Jahr alt, als er die Finsternis beobachtete. Neben diese vollständig sichere Finsternisbestimmung will ich gleich eine zweifelhaft gebliebene setzen. Nach Zonakas (IX 14) sollen die Karthager während der Schlacht bei Zama mit wenig Kampflust gegen die Kömer gekämpft haben, da „die Sonne sich ganz verfinstert hatte". Als Ort der Schlacht wird Zama regia (nach Mommsen) oder § 11. Allgemeine Bemerkungen über die Hilfe der Astronomie. 49 Ost-Zama (J. Schmidt) im karthagischen Afrika angenommen. Für das Jahr dieser Schlacht (202 v. Chr.) gibt es aber keine Sonnen- finsternis, die in Nordafrika hätte halbwegs auffällig sein können ; von einer totalen kann überhaupt keine Rede sein. Nur die Finsternis vom 19. Oktober 202 v. Chr. war zu Zama regia vormittags mit einer Maximalphase von SVs Zoll sichtbar; eine so geringe Phase kann aber mit freiem Auge gar nicht wahrgenommen werden, um so weniger, als die Sonne zur Verfinsterungszeit schon eine Höhe von 32" über den Horizont erreicht hatte. Die Finsternis ist wahrscheinlich nur vor- ausgesagt worden ^ Während die astronomische Rechnung in den beiden vorgenannten Fällen eine positive Antwort erteilen kann, in dem einen Falle be- jahend, im anderen verneinend, bleibt sie im Resultat bei einer weiteren Finsternis, die für die römische Chronologie viel besprochen worden ist, ganz zweifelhaft. Bei Cicebo (de repicbl I § 25) findet sich ein Vers nach ENNros zitiert, welcher als Beschreibung einer bei Sonnenunter- gang vorgefallenen Sonnenfinsternis gedeutet worden ist. Man hat daraus die Gleichung 350 urb. cond. = 400 v. Chr. gezogen, voraus- setzend, daß es sich in dem Verse um die totale Sonnenfinsternis vom 21. Juni 400 v. Chr. handelt. Andere dagegen nehmen eine andere Gleichung und demgemäß eine andere Abend-Sonnenfinsternis an, während manche Forscher nach besonderen Deutungen des Verses und diesen entsprechenden Tagesfinstemissen suchen. Die astronomische Rechnung kann keine Entscheidung bringen, da der Fall, daß für Rom bei Sonnen- untergang beträchtliche Verfinsterungen sich ereignet haben, in der Nähe des Jahres 400 v. Chr. noch dreimal vorkommt, und zwar 405, 399, 391 V. Chr. Weil also die historischen Grundlagen hier bedenk- lich sind und die Rechnung keinen Beitrag zur Entscheidung stellen kann, gehört die ENNn:s-Finstemis zu den zweifelhaftesten Finsternissen. Um von historisch gemeldeten Planeten-Konstellationen ein Bei- spiel zu geben, sei die Konstellation von Jupiter und Saturn im Skor- pion erwähnt, welche arabische Schriftsteller vor die Zeit der Geburt Mohammeds, in das Frühjahr 571 n. Chr. setzen. Wie die Rechnung zeigt, standen in der Tat von Mitte Februar bis nach Mitte März 571 n. Chr. die Planeten Jupiter und Saturn im Skorpion dicht über- einander. Zuletzt setze ich noch ein Beispiel für die Beantwortung der Frage, ob die Neumondsichel (das Neulicht) an einem bestimmten Tage gesehen werden konnte, hier an. Zur Bestimmung der Regierungszeit 1) ZoNAKAS, ein Byzantiner, benützt als Hauptquelle (bis zur Zerstörung von Karthago) den Dio Cassius. Die Finsternis wird sonst von keinem der römischen Schriftsteller erwähnt. Zonaras schrieb Überdies erst im 12. Jahrb. n. Chr. Oinxel, Chronologie I. ^ 50 Hilfsmittel der Chronologie. Thutmosis IIL wird unter andern der Neumond, welcher am 22. Febr. 1477 V. Chr. morgens eintrat, herangezogen ^ Es fragt sich ^ ob am nächsten Tage, dem 23. Febr. abends, die neue Mondsichel in Ägypten unter etwa 30® n. Br. schon sichtbar sein konnte. Die Ermittlung der Mondörter für den 22., 23., 24. Febr. des genannten Jahres mit Hilfe der NEUGEBAtrEESchen Mondtafeln und die Berechnung der Unter- gangszeiten des Mondes aus diesen Örtem ergibt, daß der Mond unter jener Breite am 23. Februar etwa um 7*^ 4° mittl. Zeit unterging. An diesem Tage erfolgte der rechnerisch ermittelte Untergang der Sonne (wobei die Sonnenörter aus Neugebauebs Sonnentafeln genommen sind) um 5*» 43""; die Dauer der astronomischen Dämmerung (s. S. 22) be- trug an diesem Tage 1^ 26", also konnten schwächere Sterne erst etwa um 7*> 9^ für das freie Auge sichtbar werden. Da der Mond aber schon vor dieser Zeit unterging, ist nicht besonders wahrschein- lich, daß man die feine Sichel schon gesehen hat, um so mehr, als nur 0,04 des Monddurchmessers erleuchtet waren. Für eine so entlegene Zeit, wie das in Rede stehende Jahr, können jedoch unsere Mond- tafeln den Mondort und also dementsprechend die Untergangszeit nur genähert angeben. Die Möglichkeit ist sonach nicht ausgeschlossen, daß die Sichel noch sichtbar gewesen ist, aber das Gegenteil ist ebenso leicht möglich. § 12. Spezielle astronomische Hilfsmittel. Was nun die rechnerische Untersuchung von Fragen, wie solche beispielsweise eben angeführt worden sind, betrifft, so kann ich nur die neueren Hilfsmittel hier namhaft machen. Von den älteren ist vieles, besonders die Sonnen-, Mond- und Planetentafeln, veraltet, und es ist ratsam, die neueren Tafeln zu benützen, wenn man zuverlässige Resultate erhalten will. Die Sonnenfinsternisse werden gegenwärtig nach, der von P. A. Hansen aufgestellten Theorie der Sonnenfinstemisse und ver- wandter Erscheinungen (Äbhdlg. d. h. sächs, Oes. d. Wiss. ZFLeipz. 1858) berechnet. Die Sonnenörter entnimmt man dabei den Tafeln von Levebrieb oder von Newcomb, die Mondörter den Mondtafeln von Hansen. Da indessen die Berechnung der Sonnen- und Mondörter nach diesen Tafeln schon für sich eine beschwerliche Arbeit ist, die nur in dem Falle notwendig wird, wenn man besonders genaue Angaben über die Zeit, die Sichtbarkeitsgrenzen, die Lage der Zentralitätszone u. s. w. erhalten will , so tritt für historische Zwecke die Notwendig- keit anderer Einrichtungen hervor. Man hat deshalb besondere Tafeln 1) Ed. Meyer, Ägypt Gironologie, S. 50 (Abhdlg. d. Berlin, Äkad. d, Wiss. 1904). § 12. Spezielle astronomische Hilfsmittel. 51 konstruiert, welche die direkte Bestimmung der Sonnen- und Mond- örter umgehen, vielmehr die zur Ermittlung der Sonnen und Mond- finstemisse nötigen Größen gleich für die Zeiten der Syzygien, d. h. der Neumonde und Vollmonde finden lassen. Die ersten gut brauchbaren neueren derartigen Tafeln waren die von C. L. Lakgeteau, Tahles pour le caleul des sysygies Miptiqties ou quelconques (Mem. de Vacad, de^ sciences de VInst de France, t XXII Paris 1850. — Connaissance des temps p. Van 1846, Äddit Seite 3, Paris 1843) ^ Bald darauf gab Hai^sen im Anschluß an seine großartigen Arbeiten über die Theorie der Mondbewegung neue ekliptische Tafeln heraus : Ekliptische Tafeln für die Konjunktionen des Mondes und der Sonne, nebst Angabe einer wesentlichen Abkürzung der Berechnung einer Sonnen- finsternis (Berichte üb. die Verhandle d, k, sächs. Ges. d. Wiss, IX, Bd. Leipz. 1857). Etwas genauer und in den Zielen erweitert sind P. Lehmanns Tafeln zur Berechnung der Mondphasen und der Sannen- und Mondfinstemisse, Berlin 1882 (herausgegeb. vom K. Statistischen Bureau). Ein ganz vorzüglicher Rechnungsapparat erschien durch Th. v. Oppolzees Syzygientafeln für den Mond {Publik, d. Astron. Oesellsch. XVI. Leipz. 1881), welche es ermög- lichen, sowohl die Elemente der Sonnenfinsternisse wie der Mond- finstemisse in verhältnismäßig kurzer Zeit mit einer für die historischen Zwecke mehr als genügenden Genauigkeit zu bestimmen^. Die Rechnungsarbeit zur Herstellung der Hauptdaten für eine Mond- finsternis reduzierte dann Th. v. Oppolzee noch durch seine Tafeln zur Berechnung der Mondfinstemisse (Denkschr. d. Wiener Akad. d. Wi^s., 47. Bd., math. Kl. 1883) auf ein Minimum. Das Hauptwerk der Finsternisse für den heutigen Historiker, Th. v. Oppolzees Canon der Finsternisse (Denkschr. d. Wiener Akad. d. Wiss., 52. Bd., math. Kl. 1887), wurde mit Hilfe der beiden letzterwähnten Tafeln hergestellt. Dieses Werk enthält von 8000 Sonnenfinsternissen (von 1208 v. Chr. bis 2161 n. Chr.) die Elemente, von 5200 Mondfinsternissen (bis 2163 n. Chr.) die Zeit, Größe, Dauer, und den Ort, wo der Mond im Zenit war; eine dem Werke beigegebene Ikonographie bringt auf 160 Karten von jenen zentralen Sonnenfinsternissen, die auf der Nordhalbkugel der Erde sichtbar sind, die ungefähre Lage der 2ientralitätskurven , gestützt auf 3 Punkte, nämlich die Orte, wo die Finsternis beim Sonnenaufgang zentral ist, wo sie im Mittag und wo sie beim Sonnenuntergang zentral erscheint. Durch diese Kurven 1) Vgl. auch Jo». VON GüMPACH, Hilfsbuch der rechnenden Chronologie, oder LargeteaWs abgekürste Sonnen- und Mondtafeln. Heidelberg 1853. 2) S. auch die auf diesen Tafeln beruhenden, die Rechnung mehr populär handhabenden Schriften von 0. Beau, Die Berechnung d, Sonnen- u, Mondfinst. (GTmnas. Progr.Sorau. 4 TeHe. 1897—1901.) 4* 52 Hilfsmittel der Chronologie. wird die Lage des Gebietes, in welchem die Yerfinsterungsphase am auffälligsten ist, der Hauptsache nach festgelegt, und der Historiker kann daher mit Hilfe dieser Ikonographie bequem die Finsternisse übersehen, welche für ihn in einem gegebenen Falle in Betracht kommen. Um die Bechnungsarbeit , die mit den Elementen des Kanon vorzunehmen ist, wenn man die ungefähre Zeit und Größe der Finsternisse für einen bestimmten Ort oder die rohe Lage der Grenzkurven ermitteln will, noch weiter abzukürzen und damit das massenweise Berechnen der Finsternisse zu ermöglichen, gab R. Schbam Tafeln zur Berechnung der näheren Umstände der Sonnenfinsternisse {Denlcschr. d. Wiener AJcad. d. Wiss., 5L Bd., math. Kl. 1886). Da bei der Dai*stellung der historischen Sonnenfinsternisse, welche der sehr weit zurückliegenden Zeit angehören, das HANSENSche Fundament, wie oben angedeutet, nicht ganz befriedigend ist, hat Oppolzeb in seinem Kanon gewisse provisorische Korrektionen mit in Bechnung gebracht, um den überlieferten Beobachtungen jener Finsternisse besser Genüge leisten zu können. Aus einem sehr umfangreichen Material von Finsternissen (besonders des Mittelalters), über welche viele Augenzeugen berichten, hat F. TL Ginzel dann neue Korrektionen abgeleitet, um dieselben beim Rechnen mit Oppolzebs Kanon be- rücksichtigen zu können, tabulierte R. Schbam diese Korrektionen in seinen Reduktionstafeln für den OppoLZERSchen Finsterem - Kanon zum Übergang auf die GiNZEischen empirischen Korrektionen (Denkschr. d, Wiener Akad. d, Wiss., 56. Bd., math. Kl. 1889). Die Berücksichtigung dieser Korrektionen, sowie die detaillierte Darlegung aller Finsternisse, welche in das geographische Gebiet der alt- klassischen Forschung fallen, lieferte F. K. Ginzel in dem Speziellen Kanon der Sonnen- und Mondfinstemisse für das Ländergebiet der klassischen Altertumsmssenschaften und den Zeitraum von 900 v. Chr. Us 600 n. Chr., Berlin 1899. Dieses Werk gibt von jeder Finsternis, welche in den genannten 1500 Jahren in die Länder zwischen 350 bis 50<* östl. Lg. und 30 bis 50® nördl. Br. gefallen ist, die variierende Größe innerhalb dieses Gebietes derart an, daß man dieselbe für jeden beliebigen Ort selbst bestimmen kann, ferner Zeit und Größe speziell für Rom, Athen, Memphis und Babylon. Die Zentralitätszonen der zentralen Sonnenfinsternisse sind auf 15 Karten ausführlich ein- gezeichnet; von den Mondfinsternissen wird Zeit, Größe und der Ver- lauf für Rom, Athen, Memphis und Babylon gegeben. Femer sind 80 historische Finsternisse und die babylonisch - assyrischen in Be- ziehung auf Literatur , Stellenbelege u. s. w. behandelt und näher untersucht. Die Mondphasen, Neumond, Vollmond, erstes und letztes Viertel, kann man mittelst der oben genannten Tafeln von Labgeteaf § 12. Spezielle astronomische Hilfsmittel. 53 und P. TiETTMAiTy berechnen, die Neu- und Vollmonde auch mittelst der OppoiiZEBSchen Syzygientafeln. Auf etwa eine halbe Stunde genau kann man die Phasen auch durch eine im Anhange zu B. Schbams HUfstafeln für Chronologie (Denkschr, d, Wiener Ahad. d, Wiss.f 45. Bd., math. El. 1883) befindliche Tafel ermitteln. Da die Neumonde von besonderer Wichtigkeit für chronologische Fragen sind (in der ägyptischen Chronologie, wegen der Frage der babylonisch-assyrischen Schaltungsregel, in der griechischen Chronologie u. s. w.), so ist eine umfangreiche Sammlung derselben wünschenswert. E. v. Haeedtl hat mit Hilfe der zuletzt genannten ScHBAMSchen Tafel die Neumonde von 957 bis 605 v. Chr. berechnet (Astron. Beiträge z. assyr. Chronologie. Denkschr. d. Wiener Akad. d, Wiss., 49 Bd., math. Kl. 1884). An diese Arbeit schließt sich die Reihe der Neumonde an, welche von 605 bis 100 V. Chr. (und zwar ebenfalls nach Schbams Tafel) von mir berechnet und dem vorliegenden Werke als Tafel in (s. am Schluß) beigegeben ist*. Sternpositionen, in die alte Zeit zurückgehend, findet man bei 0. Danckwobtt, Sterntafeln von 46 Fundamentalstejmen für alle Jahrhunderte von — 2000 bis -j- 1800 (Vierteljahrsschrift d. Astron. Ges., XVI. Bd., Leipz. 1881) und von 26 Hauptstemen bis 4000 v. Chr. zurückreichend in der Tafel I des vorliegenden Werks. Die Bestimmung der Z e i t der Äquinoktien und Solstitien für ein gegebenes Jahr kann man ausführen mittelst Lahgeteau, Tables abregees pour le calcul des equinoxes et des solstices (Mem. de VAcad. d. sc. de VInst. de France, t. XXII, Paris 1850), oder auch, sowie überhaupt die Ermittlung der Eintrittszeiten der Sonne in die 12 Zodiakalzeichen , mittelst der Zodiakaltafel in R Schbams oben an- geführten Hilfstafeln für Chronologie. Zur Berechnung der jährlichen Auf- und Untergänge der Sterne (heliakische Aufgänge u. s. w.) benützt man am besten W. F. WisLiCENUs' Tafeln zur Bestimmung der jäh'lichen Auf- und Untergänge der OeMime (Publik, d, Astronom. Oesellsch. XX Leipz. 1892). Was die Örter der Sonne und der Planeten betrifft, so müßten dieselben, wenn man Genauigkeit verlangt, aus den Tafeln 1) Da die Neumonde von 2000 v. Cbr. bis 2000 n. Chr., von denen bei E. Mahleb {Zeüschr. f. ägypt. Spr. XXVII S. 104) die Rede iat, noch nicht ▼eroffentlicht sind, so habe ich es für angezeigt gehalten, meine oben angegebene Neumondreihe Ton 605 bis 100 y. Chr. dem vorliegenden Buche einzuverleiben. Einzelue alte NeumondreiheD sind gerechnet von £. Mahler (a. a. 0.) fUr das 15. Jahrh. v. Chr., von R. Schräm für bestimmte Monate aus der Zeit 1600— 1200 v. Chr. (s. bei J. Krall, Grundriß d. dltorientcd. Geschichte I. Teil, S. 186; Wien 1899). 54 HilfBmittel der Chronologie. von Levberieb oder von Nbwcomb und Hill, jene des Mondes nach Hansens Tdbles de la lune, Londres 1857, berechnet werden. Alle diese Tafeln sind jedoch sehr umständlich^ im Gebrauch, gehen auch nicht sehr weit in die alte Zeit zurück. Für historische Zwecke, wie zur Ermittlung von Planetenkonjunktionen, der Sonnenlängen, der Örter des Mondes behufs Bestimmung des Mond- Auf- und Untergangs u- s. w. sind hinreichend P. V. NEuaESAUEBS Ahgekürzte Tafeln der Sonne und der großen Planeten , und dessen Ahgekürzte Tafeln des Mondes (Veröffentlichungen des Königl, Astron. Secheninstituts zu Berlin, No. 25 und No. 27, Berlin 1904, 1905), welche auf Leveeeeebs und Hansens Tafeln beruhen und schnelles Arbeiten erlauben ; außer- dem gehen sie bis 4000 v. Chr. zurück. Schließlich sei noch bemerkt, daß dem Historiker zur Einführung in den Gebrauch der astronomischen Tafeln als sehr gutes Hilfsbuch W. F. WisLicENUs' Astronomische Chronologie^ Leipz. 1895, dienen kann. §13. Chronologische Hilfsmittel. Archäologische Grundlagen. Die Literatur, welche über die technisch - chronologischen Ein- richtungen der Jahrformen der einzelnen Völker derzeit existiert, ist so umfangreich, daß der Versuch gar nicht gemacht werden kann, dieselbe in diesem Vorkapitel einigermaßen namhaft zu machen. Ich werde deshalb am Schlüsse jedes der folgenden Kapitel über die Zeit- rechnungsarten die hauptsächliche Literatur angeben und selbe, so weit es sich tun läßt, auch nach den Materien ordnen. Hier inter- essieren uns mehr diejenigen Werke, welche zusammenfassende Dar- stellungen der gesamten Chronologie enthalten, oder die als grund- legend betrachtet werden. Ich werde besonders solche Werke auf- führen, die auf den Inhalt dieses I. Bandes sich beziehen; im 11. und ni. Bande sollen in der Einleitung die Bücher erwähnt werden, welche Abrisse oder Gesamtdarstellungen der griechischen, römischen, der jüdischen und der christlich-mittelalterlichen Zeitrechnungen enthalten. Als Begründer der wissenschaftlichen Chronologie ist Josef Justus 1) Für den Fall, daß man auf diese Tafeln zurückgehen will, folgen hier die nötigen Literaturangaben: J. U. Leverrier, Tdbles du soleü (Annales de Vobser- vaioire inipSr, de Paris IV 1858), desselben Merkurstafeln (ibid. V), Mars, Venus (ibid. VI), Jupiter^ Saturn (ibid. XII); S. Newcombs Taf. der Sonne und des Merkur, Astron, papers prepared for the tise of ihe Amerie, Ephemer, a. NauHc. Almanac, Yol. VI, Washington; Venus und Mars (ibid. VI); W. Hill, Jupiter und Saturn (ibid. VII). S. auch C. M. Stürmer, Sonnentafeln nach Leverriers Elementen der Sonnenhahn, Würsburg 1874. — Die HAi^SENschen Mondtafeln sind so kompliciert, daß ein geübter Rechner lu einem yollständigen Mondorte einen ganzen Arbeits- tag aufwenden muß. Die Bildung der Fundamental- Argumente bedarf 61 Tafeln, der wahren Mondl&nge 11 Tafeln, der Parallaxe 23 Tafeln, der Mondbreite 36 Tafeln. § 13. Chronologische Hilfsmittel. Archäologische Grundlagen. 55 ScALiGEB (1540 bis 1609) anzusehen. In seinem Werke De emendatione temporum (Paris 1583, verbesserte Auflage 1598, beste Ausgabe Genf 1629) gab er die Grundlinien der mathematischen und technischen Chronologie verschiedener Völker, und im Thesaurtcs temporum (Leyden 1606, vermehrte Ausgabe Amsterdam 1658) eine allgemeinere Dar- stellung desselben Stoffe, sowie eine Beschreibung der alten Ären. Sehr beachtenswert ist auch das Opus chronologicum (Leipzig 1605, 2. Ausgabe Frankfurt a. 0. 1620, außerdem Ausgaben 1629, 1650, 1685) seines Zeitgenossen Sethus Calvisius. Der theologische Gegner ScALiGEES war DiONYSius Petavius (1583 bis 1652). Das Werk De doctrina temporum (Paris 1627, 2 Bände), später mit dem Ergänzungs- bande Uranologion (1629) vereinigt (Ausgaben Antwerpen 1703, Verona 1734, Venedig 1757; die erstgenannte die beste), ist gegen Scaligeb gerichtet, kritisiert denselben und sucht durch eigene Forschungen Neues aufzustellen. Einen Auszug aus diesen Werken gibt das Ratio- imrium temporum (Paris 1631, verschiedene Auflagen). Mitte des 18. Jahrh. wurde das große chronologische Werk Art de verifier les dates et les faits hwtoriqties von Dom d'Antine begründet. Die erste Auflage, von Clämencet und Duband, erschien 1750 (Paris), die zweite, verbesserte (von ClIiment) 1770, die dritte, weiter vervollständigte (von ÜLfiMENT) 1783—87. Die vierte Auflage, 1818—44 von St. Allais, ist die vollständigste ; sie erschien in zwei Ausgaben, 44 Bände Oktav und 11 Bände Quart. Dieses außerordentlich inhaltsreiche Werk bildet immer noch ein sehr schätzenswertes Hilfsmittel für den Chronologen und Historiker. Die Angaben über die Finsternisse (St. Allais-Quart- ausgabe 1818, T. I 87 — 131) benütze man nicht, da dieselben auf Hallets ganz veralteten Sonnen- und Mondtafeln beruhen. Der Zeit- folge nach ist dann von Gesamtdarstellungen der Chronologie Ludwig Idelebs Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie (2 Bände, Berlin 1825 — 26) zu nennen; ein unveränderter Wieder- abdruck erschien 1883 zu Breslau \ Es bildet die vorzüglichste und zuverlässigste Zusammenfassung der Chronologie der Völker, soweit sie bis zum ersten Viertel des 19. Jahrh. bekannt war. Eine Aufarbeitung des uns durch die aufblühende archäologische Forschung zugeführten Materials hat seitdem nicht mehr stattgefunden ; nur einzelne Zweige der Chronologie sind dargestellt worden. Von späteren Werken sind (soweit sie nicht auf chronologische Teile Beziehung haben, die außerhalb unseres I. Bandes liegen) etwa die folgenden zu nennen: Die technische Chronologie im I. Band von N. DE Wailly, Elements de paUographie (Paris 1838), der chrono- 1) Einen Auszug daraus steUt Idelebs Lehrbuch der Chronologie (Berlin 1829) vor. 56 Hilfsmittel der Chronologie. logische Abriß in F. Akago, Astronomie populaire (Paris 1857) vol. IV; F. J. Bbockmann, System der Chronologie, Stuttgart 1883; E. Beinck- MEiEBy Praktisches Handbuch der historischen Chronologie, Leipz. 1843, 2. Aufl. Berlin 1882; B. M. Lebsch, Einleitung in die Chronologie, 2 Teile, Freiburg i. Br. 1899. (Die beiden letztgenannten Werke weniger empfehlenswert.) Hervorgehoben muß noch werden Fe. Kühl, Chronologie des Mittelalters und der Neuzeit, Berlin 1897; dieses Werk, obwohl hauptsächlich das Mittelalter behandelnd, interessiert hier wegen der mohammedanischen und persischen Zeitrechnung. Die mathematische Chronologie erhielt Anstoß zur Weiterbildung durch einige Arbeiten von C. F. Gauss über die Ostemberechnung. Verschiedene Autoren stellten Formeln auf zur Verwandlung der Datierungen einer Zeitrechnung in die Datierung einer andern, und die astronomischen und mathematischen Fachzeitschriften aus der ersten Hälfte des 19. Jahrh. enthalten verschiedene Beiträge über die Lösung dieser Fragen. Als sehr beachtenswerter, allerdings nur den Mathe- matiker interessierender Versuch in dieser Beziehung sei W. Matzkas Chronologie in ihrem ganzen Umfange, Wien 1844, erwähnt. Mit der Zeit haben es aber die Praktiker vorgezogen, für die Vergleichung der Daten der bekannteren Zeitrechnungen besondere Tafeln zu kon- struieren, in welchen die einander entsprechenden Daten in gewissen Intervallen gegeben werden. Solche Tafeln werden für eiozelne Zeit- rechnungsarten im vorliegenden Bande am Schlüsse der Kapitel unter „Literatur'* genannt werden. Sofortige Erwähnung mögen die Chj^ono- logischen Vergleichungstahellen von E. Mahleb finden, deren erster Band (AVien 1889) die Tafeln für die Ägypter, Alexandriner, Seleukiden, Griechen, Inder und Mohammedaner enthält. Besondere Hervorhebung verdienen endlich die Kalendariographischen Tafeln in den R. Schbam- schen Hilfstafeln für Chronologie (s. oben S. 53). Diese gestatten nicht bloß, ein Datum der fremden Zeitrechnung in das entsprechende christliche zu verwandeln, und umgekehrt, sondern erlauben überhaupt die Verwandlung jedes Datums einer beliebigen Zeitrechnung (mit sicherer Ära) in das einer andern und zwar auf dem denkbar ein- fachsten Wege; man hat im Prinzipe nur zwei Zahlen zu addieren und mit der Summe in die entsprechenden Tafeln einzugehen, um die Daten zu erhalten. Da diese Tafeln von R Schham neuerdings um- gearbeitet und in eine viel bequemere und erweiterte Form gebracht werden^, werde ich mich in diesem Werke öfters auf dieselben be- ziehen und Beispiele daraus bringen. 1) Da die neue Bearbeitung der Hilfstafeln für Chronologiej welche in dem- selben Verlage wie das vorliegende Buch bald erscheinen wird, zur Zeit noch nicht vollendet war, hat mir der Herr VerfSasaer die Entnahme der nötigen Zahlen aus seinem Manuskripte gestattet § 13. Chronologische Hilfsmittel. Archäologische Grundlagen. 57 Schließlich wären nun noch die archäologischen Grund- lagen der technischen Chronologie zu beschreiben. Diese sind aber so vielfältig und so sehr voneinander verschieden, daß dieselben im einzelnen besser bei den Zeitrechnungsformen selbst erwähnt werden. Es mögen daher nur einige allgemeine Bemerkungen über die Mate- rialien des vorliegenden Bandes hier Platz finden. Voran zu nennen sind die Inschriften, die sich, in Stein oder Felsen gehauen, oder ge- malt, an Tempelwänden, an Geländen der Flußtäler, auf Sarkophagen, auf Tonscherben und Tontafeln u. s. w. vorfinden. Sie enthalten zum Teil direkte Datierungen (wie das Dekret von Kanopus, der Stein von Elephantine) oder bringen indirekt Beiträge zur technischen Chronologie (wie manche babylonischen Tontafeln, Berichte der Beamten, Briefe der Könige, Tafeln mit astronomischen Datierungen, oder wie die Felseninschrift von Behistan). Inhaltsreich für die Chronologie sind die ägyptischen Papyrus, namentlich für das spätägyptische (nach- römische) Zeitrechnungswesen, die Kontrakte, Verträge u. dergl. ; ferner die ägyptischen Festkalender. Große Wichtigkeit für die Beschaffenheit der Ären in Indien besitzen die Kupfertafeln, welche über Schenkungen berichten und mit genauer Datierung versehen sind. Es ist erst mög- lich geworden, den vollen Nutzen aus diesen vielfältigen Denkmälern für die technische Chronologie zu ziehen, seit die Entzifferung und Lesung der Inschriften festen Boden gewonnen hat, also seit der Ent- wicklung der Paläographie (speziell der Epigraphik). Mancherlei Ein- blicke in das Zeitrechnungswesen, so in die Namen der Monate, ihre Herkunft, in die Ausbildung der Definition der Jahreszeiten und in andere chronologische Einrichtungen gewähren auch die uns erhalten gebliebenen Bruchstücke der alten Nationalliteratur einzelner Völker, wie die Schriften der Veda-Epoche, das Avesta, die heiligen Bücher der Chinesen. Wichtig werden hie und da ferner manche uns durch alte arabische, persische, indische und chinesische Schriftsteller über- lieferten Nachrichten, wenngleich der Wert dieser Tradition ein sehr verschiedener ist, da nicht alle diese Autoren ihre Mitteilungen aus verläßlichen Quellen schöpfen (ALBiKTOi beispielsweise ist mustergültig und sehr wertvoll), oder bloß als Überarbeiter oder als Kommentatoren auftreten (wie die chinesischen Schriftsteller oder die islamischen, welche Nachrichten über den Kalender vor Mohammed geben). End- lich leisten noch die Nachrichten der griechischen und lateinischen Klassiker gute Dienste; allerdings treten sie gegenüber dem ander- weitigen archäologischen Material gegenwärtig schon in die zweite Linie zurück, während früher auf ihnen unser chronologisches Wissen hauptsächlich beruhte. Von den Hilfswissenschaften der Geschichte, welche auch die Chronologie unterstützen, ist besonders die Numis- matik hervorzuheben; ihre wichtigen Beiträge auf dem Gebiete der 58 Die Zeitelemente und ihre historische Entwicklung. Münzenfunde für die Kenntnis der Ären werden wir im ü. Bande des vorliegenden Werkes kennen lernen. Weitere Hilfsmittel der Chrono- logie finden dort an passender Stelle ihre Erwähnung. C) Die Zeitelemente nnd ihre historiscbe Entwicklnng. § 14. Die primitiyen Zeitbegriffe. Ebenso wie alle Kulturerrungenschaften der Menschheit von ein- fachen Anfängen ausgegangen sind und erst im Laufe der Zeiten die Formen angenommen haben, unter denen sie sich uns jetzt vorstellen, so haben auch die Zeitrechnungsformen und deren innere Einrichtungen ihre Phasen durchgemacht. Viele der sogenannten Naturvölker zeigen uns in der Gegenwart noch die Anfangszustände im Zeitrechnungs- wesen. Je tiefer sie in der Kultur stehen, desto weniger ausgebildet ist bei ihnen irgend eine Teilung der Zeit. Die Bewohner der mela- nesischen Inseln z. B. zählen die Zeit nur nach den Beschäftigungen, die für die Feldbestellung erforderlich sind, der Blüte- und Erntezeit der Früchte u. s. w., indem sie ungefähr die Zahl der Monderscheinungen wissen, die zwischen diesen Zeiten liegt. Sie haben überhaupt noch kein „Jahr". Die Nikobaren rechnen nach dem Eintritt der Monsun- Winde: die erste Hälfte der Zeit beginnt mit dem Südwestmonsun (Mai), die zweite mit dem Nordostmonsun (November); diese beiden Natur-Halbjahre werden nach den Neumonden roh geteilt; Anfang und Dauer des Jahres bleiben aber sehr unbestimmt. Die Einteilung des Tages ist bei diesen Völkern ebenfalls kaum entwickelt; einige besondere Benennungen der Tagesabschnitte nach dem Sonnenstande reichen ihnen hin, die Zeit für die Arbeiten im Freien und in den Hütten anzugebend — Einigermaßen bestimmter beginnen sich die Zeitbegriffe bei jenen Naturvölkern zu gestalten, welche durch die geographische Lage ihrer Wohnorte, durch die Art der Boden- produktion ihres Landes zu speziellen Beschäftigungen genötigt sind, die einen zur Fischerei, die andern zum Anbau erträgnisreicher Kulturpflanzen u. s. w. Diese achten auf die Zeit des Erscheinens ge- ^) Vgl. § 121. — Die Bati-Insolaner (die betreffe der Zeiteinteilung schon auf einer etwas höheren Stufe stehen) stellen in einer Hütte ein mit Wasser ge- fülltes Gefäß auf, in welchem sich ein kupferner Napf mit einer Öffnung befindet. Das Wasser dringt durch die Öffnung in den Napf. Nach dem jedesmaligen Voll- laufen des Napfes ist ein Achtel des Tages vorüber. Der Wächter hat dann den Auftrag, durch Schlagen auf einen von der Decke der Hütte herabhängenden Tamtam dem Dorfe die Zeit zu verkünden. Auf derselben Methode beruht bei den Indem die zur Zeitmessung bestimmte Kupferschale, welche durch ihr jedes- maliges Untersinken den Ablauf einer nädikä = ^i^ der natürlichen Nacht anzeigt. § 14. Die primitiven Zeitbegriffe. 59 wisser Fischarten im Meere, jene auf die Zeit der Überschwemmung der Eeisfelder beim Beginn der Tropenregen u. s. f. Bei diesen Acker- bauern, Jägern und Fischern mußte sich die Notwendigkeit einstellen, jene Zeiten durch gewisse Anhaltspunkte genauer angeben resp. voraus- sagen zu können. Bei solchen Völkern bemerken wir deshalb das Achten auf die Stellungen einiger Gestirne, durch welche jährlich diese Zeiten ungefähr feststellbar werden, femer das Teilen der größeren Zeiträume nach der periodischen Wiederkehr der Mondphasen. Die Bewohner von Timor, der Südwestinseln, die Batta, Tenggem u. a., selbst die halbwilden Dajak (Bomeo) haben Kenntnis von einigen Sternen, wie vom Orion, den Plejaden, vom Siebengestim, und regeln nach deren Stellungen das Anpflanzen, die Bewässerung und die Emte K Auf der nächsthöheren Kulturstufe suchen die Naturvölker bereits die Zeit durch die Bewegung des Mondes, wenn auch in nur primitiver Weise, zu messen, und zwar durch den Umlauf, der sich unmittelbar dem Auge darbietet, also durch den sich wiederholenden Stand des Mondes bei denselben Sternen resp. durch seine wachsende Entfemung von letzteren, d. h. durch den siderischen Umlauf. Hierauf bemht z. B. die Kenong-Bjecimang der Atchinesen (s. § 121). Indem diese letzteren dabei vom Stembild des Skorpion ausgehen, anderseits aber die Auf- und Untergänge der um 180<* vom Skorpion abstehenden Plejaden verfolgen, gelangen sie zu einem rohen Naturjahre für ihren Landbau. Die Orion- und die Plejaden jähre* haben sich aus solchen Anfängen ausgebildet ; sie faßten hauptsächlich dort Wurzel, wo sich der mytho- logische Sagenkreis auf die Gestime erstreckt hatte. Anderseits gaben die Konjunktionen des Mondes mit denselben hellen Sternen oder, um volkstümlich zu sprechen, der zeitweise sich wiederholende Aufenthalt des Mondes in den gleichen Stembildern den Anstoß zur späteren Bildung eines wichtigen Zeitelementes, der Mondstationen. Die Natur- stämme, bei denen sich Handel und Verkehr entwickeln, müssen bald von diesen schwankenden Zeitabgrenzungen zu bestimmteren gelangen. Der natürlichste Zeitmesser am Himmel ist für sie der Mond, als das hellste Gestirn am Nachthimmel und wegen seiner für jedermann sicht- baren, regelmäßig wechselnden Lichtgestalten. Die Naturvölker zählen 1) Die Dajak beginnen die Felderbebauung um die Zeit des Frühaufgangs der Plejaden (Karantikd), im Juli, die Atcbineeen nehmen um dieselbe Zeit die Aussaat auf den Reisfeldern Yor. 2) Das Wiedererscheinen der Plejaden namentlich bildete bei manchen Völkern das Zeichen zum Anfangen eines neuen Jahres. So rechneten die Tapujas (Brasilien) den Jahresanfang von dem Aufgange der Plejaden (nach MABcaRAv), desgleichen mehrere Indianerstämme in Nordamerika. Im Kultus spielen die Plejaden schon bei den Babjloniern eine gewisse Rolle, so durch Symbolisierung als .Sieben- goftheit' (s. £. Schbadeb, Keilschrift u. alt Testament , III. Aufl. v. Zimmern- W1NCKI.KB, S. 459, 620). 60 Die Zeitelemente und ihre historische Entwicklung. also die Tage, die zwischen der Wiederkehr des Vollwerdens der Mondscheibe oder zwischen dem Auftauchen der ersten Sichel am Abendhimmel nach Neumond liegen und gewinnen, je nach den Beträgen , die sie für diesen Monat annehmen , ein Jahr , das in seinem Umfange entweder dem Mondjahre nahe kommt oder z^dschen dem Mond- und Sonnenjahre liegt; bisweilen schätzen sie aber auch schon die Länge des sjuodischen Monats und bilden daraus ein Jahr. So finden wir bei den Indern noch in der nachvedischen Zeit, aber jedenfalls aus der älteren übernommen, ein 27tägiges „Sternjahr" (Mondjahr) zu 324 Tagen, ein ebensolches von 13 Monaten mit 351 Tagen, und ein richtiges synodisches Mondjahr mit 354 Tagen. Die Haida-lidianer (auf den Königin-Charlotte-Inseln) benennen ilire 13 Monate nach der Kälte, Wärme, dem Erscheinen des Bären, des Lachses u. s. w. und rechnen jeden Monat zu 28 Tagen; ihr Jahr hat also 364 Tage. Auf dieser Zivilisationsstufe machen sich auch die Anfänge des Bestrebens bemerkbar, bei der Zeitrechnung auf die Jahreszeiten Rücksicht zu nehmen und diese irgendwie mit den Mond- erscheinungen in Verbindung zu bringen. Je nach der . geographischen Position des Volkes neigt dann die Zeitrechnung mehr zum Sonnen- jahre oder mehr zum Mondjahre. Treten in dem betreffenden Klima die Grenzen der Jahreszeiten scharf hervor, so daß die Länge der einzelnen Perioden leicht erfaßt werden kann, so bildet sich ein Sonnen- jalir meist eher aus, als das Mondjahi\ Die Ägypter wurden durch die Natur ihres Landes, durch die ziemlich regelmäßig sich einstellenden Nilüberschwemmungen, die darauf folgende Fruchtbarkeit des Niltals und die nach dieser auftretende brennende Hitze schon in der ältesten Zeit zu einem dreiteiligen Sonnen jähre hingeführt. In dem an klima- tischen Abstufungen reichen Indien dagegen ist das Mondjahr immer das vorherrschende Jahr geblieben, obwohl es mit dem Sounenjahre verbunden wurde, denn es weist in seinen Einrichtungen deutlich auf den Mond zurück. Nicht seßhafte, in ihrem Erwerbe bewegliche Stämme begünstigen das Mondjahr, so die räuberischen arabischen Stämme vor und nach Mohammed. In den nördlichen, dui'ch scharf differenzierte Klimate charakterisierten Breiten, mit seßhaften, Acker- bau treibenden Völkern gewinnt das Sonnen jähr bald die Herrschaft; so wurde in China schon in sehr alter Zeit das Mondjahr zu einem Lunisolarjahre umgestaltet, in welchem das Mondjahr wesentlich zurück- tritt. Einen nicht zu unterschätzenden Einfluß auf die Ausbildung der Jahresart hatte ferner der Kultus, welcher bei den Völkern aus- geübt wurde. Neuere Forschungen an alten Kultusstätten in Südarabien lassen die Vermutung berechtigt erscheinen, daß im alten Arabien eine weit verbreitete Verehrung des Mondes stattfand; dies erklärt die Rechnung nach dem Monde, welche selbst Mohammed respektierte, § 14. Die primitiven ZeitbegrifFe. 61 obgleich sie für ihn eine „heidnische" Gepflogenheit sein mußte. Auch Südbabylonien hatte Mondkultus, während in den nördlicheren Ge- bieten Mesopotamiens die Sonne verehrt wurde. — Die Länge des Sonnen Jahrs ist auf der Entwicklungsstufe der Chronologie, von der hier die Rede ist, nur ganz ungefähr bekannt; man weiß nicht viel mehr, als daß diese Länge größer ist als die des Mondjahrs. Den ackerbauenden Stämmen kommt es hauptsächlich darauf an, die Länge einzelner Jahresabschnitte zu kennen, während welcher gewisse Feld- arbeiten ausgeführt sein müssen. Zur Bestimmung dieser Jahres- abschnitte bedient man sich eines sehr einfachen Hilfsmittels, der mit der Jahreszeit wechselnden Länge des Schattens eines senki^echt stehenden Gegenstandes. So ermittelten früher auf Java die Priester die mangsa, 12 ungleich lange Zeiträume, nach welchen die Feldarbeit geregelt wurde (s. § 120). Bei den Inka von Peru standen auf den Hügeln um Cuzco 12 Säulen, succanga (oder rucana) genannt, nach deren Schattenlänge zu den verschiedenen Zeiten man die Monate erkannte; auf 8 Türmen im Osten und 8 im Westen der Stadt er- mittelten die Priester aus der Schattenlänge die Zeit der Sonnenwenden. Nach dem Schu-king der Chinesen (L Kap. 2) sendet schon Kaiser Yao (2357 V. Chr.) vier Astronomen aus nach Norden, Süden, Osten und Westen, um die Orter der auf- und untergehenden Sonne und die Längen des Schattens zu beobachten. Die kulturfähigen Stämme kamen, wie man nach den bisherigen Ausführungen beurteilen wird, überall, trotz räumlich großer Ent- fernungen von einander, in den rohen anfänglichen Teilungen der Zeit zu denselben Prinzipien. Dies bestätigt die Existenz des Faktors im geistigen Entwicklungsleben, welchen A. Bastian den „Völker- gedanken'' genannt hat^, auch für die chronologische Entwicklung. Die Ureinteilung der Zeit ist auf niedriger Zivilisationsstufe nahezu überall die gleiche ; erst wenn ein höheres Niveau erreicht ist, beginnt des selbständige Denken und das subjektive Gestalten der Zeitelemente. Auf noch höherer Stufe, auf der die Völker in geistigen und Handels- 1) Der .Yölkergedanke'* besteht dariD, daß der Mensch auf den unteren Ent- wicklungsstufen fiberall auf der Erde im Denken zu gewissen gleichen Grund- vorstellusgen kommt. «Aus einer in der Ethnologie angesammelten Masse von Beweismaterial, dem fdr jedes statistische Auge als entscheidendste Majorität sich bereits der Ausschlag erklärt, ist die elementare Gleichartigkeit des Völker- gedaokens unwiderleglich erklärt, und erweist sich die Berechtigung der all- gemein durchgehenden Phasen sowohl, wie der Grund fUr das Warum der geographischen Abweichungen im einzelnen, bei den rechtlichen Institutionen, aus dem Studium des menschlichen Gesellschaftscharakters in seinem sozialen Organismus, oder in seinem psychologischen Wachstumsprozesse für die religiös- mythologischen Anschauungen.* (A. Bastian, Ällgem, Grundzüge d. Ethnologie^ Berlin 1884, S. 79.) 62 Die Zeitelemente und ihre historische Entwicklung. verkehr treten, kommen schließlich hie und da Übergänge chrono- logischer Einrichtungen von einem Volke zum andern vor. Die weitere Entwicklung des Zeitrechnungswesens zeigt das Ver- folgen mehrerer Ziele. Die numerischen Annahmen über die Sonnen- und Mondbewegung werden bestimmter und nähern sich mehr den tatsächlich bestehenden. Man sucht nach Schaltungsarten, um eine Verbindung des Mondjahrs mit dem Sonnenjahre herzustellen. Die Schaltungen sind solange nur empirischer Art und schwankend, bis es der sich entwickelnden Astronomie gelungen ist, die Verhältnisse zwischen den Umlaufszeiten genauer festzulegen. Dann erfolgt ent- weder der Übergang zum Lunisolarjahre oder zum reinen Sonnenjahre. Femer zeigt diese Periode das Bestreben, die übrigen Zeitelemente, wie die Monats-, Wochen, Tages- und Stundenteilung, zu vertiefen und entweder nach vorliegenden praktischen Bedürfnissen oder nach allgemeineren Prinzipien durchzuführen. Die vorstehenden Bemerkungen über die allmähliche Entwicklung des Zeitsinnes und der Zeitrechnung sind für unser Buch nicht über- flüssig, denn sie leiten zu der Folgerung, daß auch die Kulturvölker, von deren Zeitrechnungen die Rede sein wird, nur vom Rohen zum Vollkommneren fortgeschritten sind, und daß man also ethnologisch nicht berechtigt ist, schon für die sehr alte Zeit dieser Völker eine geordnete Zeitrechnung mit guter Jahrkenntnis anzunehmen. § 15. Mond- und Sonnenjahr. AnsgleichuDg. Schaltjahr. Bnndjahr. Die astronomischen Erklärungen, auf welchen die Zeitelemente beruhen, wurden in Einleitung A gegeben. Wir haben nun diese Zeitelemente näher, nach der technischen und historischen Seite, zu betrachten; ich muß mich hier hauptsächlich über jene verbreiten, welche für diesen I. Band wichtig sind. Die Länge des synodischen Monats beträgt (s. S. 36) 29^ 12»» 44™ 2,9« oder 29,53059 Tage; das astronomische Mondjahr faßt also 354^ 8*» 48"» 36». Im praktischen Leben , wo es notwendig war , daß der Anfang eines Monats mit einer Hauptphase des Mondes, mit Neu- mond oder mit Vollmond, zusammenfiel, konnten die nach Mondjahren rechnenden Völker nicht nach den astronomischen, aus ganzen Tagen und Bruchteilen bestehenden Monatslängen rechnen. Der Überschuß des synodischen Monats über 29 Tage mußte daher ausgeglichen werden. Dieser Überschuß ist nahezu —^^— TageS der Monat ist 1) Nämlich 12ii 44™ 2,9» = 45842,98« ; ^ Tag ist 864«, also der Überschuß = 458,4298 ^ ^"" — 864~ ^*«^- § 15. Mond- und Sonnenjahr. Ausgleichung. Schaltjahr. Rundjahr. 63 kleiner als 30 Tage, und zwar beträgt er 30 — ^^^ Tage. Man konnte also den Ausgleich bewirken, wenn man im Verlaufe des Mondjahrs bald volle Monate zu 30 Tagen, bald hohle zu 29 Tagen annahm. Die letztgenannte Ergänzung —^öt- Tage des synodischen Monats zu 30 Tagen ergibt, wenn man diesen Bruch in einen Ketten- 17 8 28 422 bruch verwandelt, folgende Näherungsbrüche : g? j«> p=y j^> ^^, Der erste dieser Näherungswerte V* zeigt schon an, daß man ungefähr jeden zweiten Monat als hohlen anzusetzen haben wird, um den Über- 7 8 schuß verteilen zu können. Die beiden folgenden Brüche j^ und . = sagen aus, daß man unter 15 Monaten 7 hohle einsetzen darf, oder unter 17 Monaten 8 hohle. Eine genauere Ausgleichung wüi'de sich mit dem weiter folgenden ^^ = -^^— erreichen lassen, nämlich mit 2 achtmonatlichen und einer siebenmonatlichen Periode; es wären unter 49 Monaten 26 volle und 23 hohle zu verteilen; man erhält dann 1447 Tage, 49 Monate zu 29,53059** geben aber fast 1447 Tage, also wäre der Ausgleich bereits nahezu vollkommen erreicht. (Noch genauer ist das letzte der obigen Verhältnisse.) Was die zweck- mäßigste Anordnung in der Verteilung der 23 hohlen Monate betrifft, damit die Monatsanfänge möglichst wenig vom Anfange des astro- nomischen Monats abweichen, würde man zuerst vom 2. bis 16. Monate jeden 2. Monat hohl gelten lassen, dann vom 19. bis 31. jeden zweiten, und vom 34. bis 48. jeden zweiten. Allein diese Perioden und diese Art von Ausgleichung sind für das bürgerliche Leben nicht bequem; außerdem haben in der ältesten Zeit die Kulturvölker die Länge des synodischen Monats nicht so genau gekannt, um die Perioden aus- findig machen zu können. Man hat sich daher, wie im arabisch- türkischen Kalender, begnügt, die vollen Monate mit den hohlen ab- wechseln zu lassen (also nur das erste der oben genannten Verhältnisse zu benützen). Dafür muß nun der Überschuß von Zeit zu Zeit nach ganzen Mondjahren ausgeglichen werden. Man nennt Einschalten (intercalare, hpißaXXuv) das Verfahren, einen vernachlässigten Überschuß in der Jahreslänge , wenn er auf eine volle Zahl von Tagen oder Monaten angewachsen ist, wieder einzurechnen. Der eingelegte Monat ist der Schaltmonat (bis- weilen handelt es sich nur um Schalttage), das Jahr, in welchem die Schaltung stattfindet, das Schaltjahr, zum Unterschiede vom Gemein jähr. Wird das Einschalten nach gewissen Intervallen wiederholt, so bilden diese Intervalle den Schaltzyklus. Ich nehme zuerst das freie Mondjahr vor. Ein freies Mond- 64 Die Zeitelemente und ihre historische Entwicklung. jähr ist ein solches, welches ohne jede Beziehung zum Sonnenjahr steht, also nur der synodischen Mondbewegung folgt. Es hat in der Begel 6 volle und 6 hohle Mondmonate, enthält also im gemeinen Jahre 354 Tage; das Schaltjahr zählt 355 Tage. Es fragt sich, wie der Überschuß von 8^ 48°» 36» über 354* (s. oben. S. 62) durch Schaltung eingebracht werden soll. Da das synodische Mondjahr 79 285 354,36707* zählt, die durch den gemischten Bruch 354 ^'^ß aus- gedrückt werden können, erhält man aus letzterem (wie oben) die Näherungsbrüche y y y n' iö' 80 • • • • ^^ ersten beiden Brüche deuten schon darauf hin, daß man nach 3 oder auch nach je 2 Jahren ein Schaltjahr von 355 Tagen zu rechnen hat. Die 3 4 weiteren y und ^ berücksichtigen die Schaltung schon besser; man hat danach in je 8 Jahren dreimal, oder in 11 Jahren viermal ein Schaltjahr einzulegen. Die Türken benutzen die achtjährige Periode in ihren Eus-name (immerwährenden Kalendern). Der letzte der obigen Brüche g^ zeigt den 30jährigen Schaltzyklus an, welcher II Schaltjahre enthält; derselbe ist bereits ziemlich genau und wird von den arabischen Astronomen gebraucht. Die 11 Schaltjahre sind das 2. 5. 7. 10. 13. 15. 18. 21. 24. 26. 29. Jahr des 30 jährigen Zyklus. Danach ist die mittlere Dauer des Mondjahrs 354 g^«^ = 354** 8^ 48°* d. h. bis auf 36» richtig. Das freie Mondjahr durchläuft, da es um 11 Tage kürzer ist als das 365tägige Sonnenjahr, mit seinem Anfange alle Jahreszeiten. Ein solches Jahr ist nicht sehr für den Kultus brauchbar, wenn dieser sich an die Mondphasen knüpft, denn meist wird an die Zeitrechnung die Forderung gestellt werden, daß man die Feste immer in der gleichen Jahreszeit feiern wolle. Daher bildete sich frühzeitig im Oriente das gebundene Mondjahr (Lunisolar-Jahr) aus, welches die Umlaufszeiten der Sonne und des Mondes so in der Zeit- rechnung ausgleicht, daß eine Anzahl ganzer Sonnen jähre zugleich eine Anzahl ganzer synodischer Mondmonate umfaßt. Der synodische Monat ist in dem tropischen Sonnenjahre (365,2422 : 29,53059) un- gefähr 12Vsmal enthalten^; man wird also einen Ausgleich zwischen beiden dadurch herstellen können, daß man 12 und 13 Monate in gewisser Weise in der Jahreslänge abwechseln läßt, d. h. in einem bestimmten Zyklus nach je einer Zahl gemeiner Mondjahre ein Schalt- jahr von 13 Monaten einschiebt. Die überschüssigen Brüche über 1) Der genauere Betrag ist = 12,368268. § 1 5. Mond- und Sonnenjahr. Aosgleicliiuig. Schaltjahr. Rundjahr. 65 12 erhält man dorcli Verwandlung des obigen Verhältnisses des synodischen Monats zum tropischen Jahre in einen Kettenbruch. Es ergeben sich die Näherungswerte y' -3' -g' n' 19' 33*4 • • • • ^^® ersten fünf von diesen Näherungen haben wir schon vorher beim Aus- gleich des freien Mondjahrs gefunden. Der fünfte Wert ist schon ziem- 7 235 lieh genau, denn 12jg d. h. -^^ zeigt an, daß 235 synodische Monate •-= 19 tropischen Jahren sind; in der Tat haben die ersteren 6939,6884 Tage, die zweiten 6939,6018 Tage, also ist die Differenz bei diesem Ver- hältnisse nur 0,0866 Tage. Noch genauer würde der letzte der obigen 123 4131 Näherungswerte 12^^^ = -gg^ sein, denn 4131 synodische Monate geben gegen 334 tropische Jahre nur einen Unterschied von 0,0310 Tagen. Das Verhältnis 235 : 19 wurde von Meton um 432 v. Chr. für den athenischen Kalender aufgestellt, aber erst später eingeführt. Nach je 19 tropischen Jahren wiederholen sich die Neu- und Voll- monde wieder an denselben Monatstagen wie früher \ sie können also, wenn sie einmal durch 19 Jahre hindurch bestimmt sind, für kommende Zeiten mit Hilfe dieses Mondzyklus angegeben werden. Der METONSche Zyklus erwarb sich großes Ansehen und wurde noch im Mittelalter gebraucht (Ostertafel des Anatolios). Da 235 synodische Monate nur um die oben angeführte Differenz 0,0866 Tage (= 2*» 5") länger sind als 19 tropische Jahre, so genügt der Zyklus für nicht scharfe Forderungen; erst in 219 Jahren (nach 11,54 Zyklen) steigt die Differenz auf 1 Tag. Die späteren Verbesserungen des Zyklus durch Kallippus und Hippakch gingen von der vierfachen (76 jährigen) und 16 fachen (304 jährigen) Periode aus. Die 7 Jahre, welche in dem 19jährigen Zyklus zu Schaltjahren gemacht werden, können auf mehrfache Weise verteilt werden, z. B. auf das 3. 5. 8. 11. 13. 16. und 19. Jahr. Das Sonnenjahr unterscheidet man in ein festes und ein bewegliches. Das letztere wurde nur zu 365 Tagen ohne jede Einschaltung angenommen; da also der Überschuß von 5^ 48" 46,43^ (für 1800 nach Hansen) nicht in Rechnung kommt, durchlief es nach und nach alle Jahreszeiten (in etwa 1500 Jahren ein Jahr); das be- wegliche Jahr heißt deshalb auch Wandeljahr {annus vagus). Das feste Sonnenjahr ist dagegen ein solches, welches möglichst mit der faktischen tropischen Sonnenbewegung übereinstimmt. Um die Ein- schaltungsverhältnisse übersehen zu können, entwickelt man den Überschuß 5»» 48°» 46,43« = 20 926,43« oder in hundertfachen Tagen = 1) Abgesehen von Verschiebungen um einen Tag, wegen der veränderlichen Länge des synodischen Monats. Oinzel, Chronologie I. ^ 66 Die Zeitelemente und ihre historische Entwicklung. 8 640 000 ^^^^' *^^ Kettenbruch und erhält die Näherungsbrfiche -4:' 29' Ä' ä' iry Berücksichtigt man nur das erste Verhältnis |, schaltet also jedes 4. Jahr einen Tag ein, so hat man ein mittleres Jahr von 365^4 Tagen; dieses weicht, da es vom tropischen um 0,007796* verschieden ist, in etwa 128 Jahren um einen Tag ab, verdient also nicht den Namen eines festen Jahres. Eine vorzügliche 31 Übereinstimmung ließe sich durch den 4. Näherungsbruch .gg erreichen, man hätte in 128 Jahren 31 Schaltjahre (zu 366"^), und zwar 27 nach je 4 Jahren und 4 nach je 5 Jahren unterzubringen; die mittlere Länge eines Jahres wäre dann 365* 5*» 48°* 45», würde also gegen die von Hansen angegebene nur um 1,43» abweichen, also erst in 60420 Jahren um einen Tag (wenn sich inzwischen die Länge des tropischen Jahrs nicht verändern würde, s. S. 32). Auf das julianische und gregorianische Sonnenjahr komme ich in § 19 zurück. Es ist für die Beantwortung der Fragen nach den Jahrformen der ältesten Kulturvölker nicht ohne Wichtigkeit, in Kürze noch die Wege zu übersehen, auf welchen die Kulturvölker zur Erkenntnis der Jahreslängen kommen konnten. Am leichtesten war die Beobachtung zu machen, daß der Mond zeitweise in der Nähe eines und desselben hellen Sternes stand, täglich hinter diesem zurückblieb, und daß die Zeit der ünsichtbarkeit des Mondes (Neumond) mit diesen Bewegungen durch Perioden zusammenhing. Indem man also solche Annäherungen des Mondes an helle Sterne beobachtete, erhielt man einen rohen Betrag der Länge des siderischen Monats ; durch Vergleichung von Beobachtungen, die um mehrere tausend Tage aus- einander lagen, ergab sich, wenn man auf die Zahl der Wiederkünf te des Mondes aufgemerkt hatte, ein besserer Betrag des siderischen Monats. Dabei mußte man bald wahrnehmen, daß die Zeit, zu welcher der Mond ein und dieselben Phasengestalten zeigte, etwas von jener Bewegung verschieden war. Nach je ungefähr 29 Tagen erschien die feine Sichel wieder am Abendhimmel, nachdem der Mond mehrere Tage unsichtbar gewesen. Lange Zeit rechnete man wahrscheinlich mit dieser primitiven Monatslänge, die zwischen zwei Neulicht- erscheinungen enthalten ist. Die Zeit des Neulichtes wurde dadurch für die alten Völker ein so wichtiges Zeitelement, daß diese Phase auch dann noch den Beginn des Monats bildete, als man längst die Zwischenzeit zu bestimmen wußte, die zwischen den wahren Neu- monden selbst liegt. Für die genauere Erkenntnis der Länge des so gewonnenen synodischen Monats wurden die Mondfinstemisse wichtig. Indem man die Zeiten der Hauptphase oder des Eintritts zweier Mondfinsternisse beobachtete und durch die Zahl der inzwischen § 15. Mond- und Sonnenjahr. Ausgleichung. Schaltjahr. Rundjahr. 67 abgelaufenen synodischen Monate dividierte, konnte die Kenntnis des synodischen Monats verbessert werden; den genaueren Wert konnte man aber nur allmählich ermitteln, in dem Maße, als die Aufzeichnungen über beobachtete Mondfinsternisse sich über immer größere Zeit- abschnitte auszudehnen begannen. Die Vergleichung der Zeiten der Mondfinsternisse mit der Dauer des siderischen Monats führte zugleich zu den ersten rohen Begriffen über die Länge der drakonitischen Umlau&zeit und lieferte das Mittel, die Mondfinstemisse im voraus erwarten zu können. Auf die angedeutete Weise gelangte man früh- zeitig zur Kenntnis der ungefähren Länge eines Mondjahrs; der Mond gab den eigentlichen Ausgangspunkt aller Zeitmessung ab; in den Veda-Schriften heißt er schon „der Ordner der Zeiten" oder „der Messende"; die Ägypter nannten ihn soJcha = Teiler der Zeit, und überall finden sich spezielle Einrichtungen der Kalender, die Teilungen der Monate in gewisse Fristen, Wochen u. dergL an seine Bewegung geknüpft. Die fortschreitende Kultur und vor allem der Ackerbau ließen aber bald hie und da das Interesse an dem Sonnenjahre hervortreten. Das Sonnenjahr wurde nun entweder das Hauptzeitmaß, oder man trachtete — und dies ist bei der Überzahl der Nationen der Fall gewesen — die wiederkehrenden Jahreszeiten mit dem Mondjahre zu verbinden. Allein das eine wie das andere, die Ermittlung der Länge des Sonnenjahrs sowohl, wie der Übergang auf das gebundene Mond- jahr, muß den alten, noch auf den unteren Stufen der Zeitmessung stehenden Völkern große Schwierigkeiten bereitet haben. Ein erster roher Begriff von der Länge des Sonnenjahrs stellte sich ein durch die Abweichung des zwölfmonatlichen synodischen Mondjahrs von den Jahreszeiten; man konnte daraus konstatieren, daß das Sonnenjahr etwas länger sein müsse als das Mondjahr. Die nähere Kenntnis dieses Überschusses ließ sich nur durch astronomische Beobachtungen ermitteln. Die roheste Beobachtungsart war wohl folgende; Man merkte von einem höher gelegenen Punkte aus auf die Orte der Sonne am Horizonte. Durch Markieren dieser Orte (etwa auf einem horizontal liegenden Steine) am Beobachtungspunkte sah man in kurzer Zeit, daß der Ort des täglichen Sonnenaufgangs sich allmählich nach Norden verschob, zum Stillstand kam, darauf nach Süden wanderte, wieder zum Stillstehen gelangte, und dann wieder nach Norden zurückkehrte. Die Zwischenzeit zwischen je zwei Rückkehrzeiten gab die ungefähre Länge des Jahres. So beobachteten die alten Peruaner die Sonne von dem Steine Inü-hnntana, die Mexikaner von den Höhen ihrer TeocälJis\ auch mehrere der siebenstufigen Tempel- türme und Terrassen der Babylonier zu Babylon, Borsippa, Sakkära, vielleicht besonders der dem Marduk (Gott der Morgensonne und der 5* 68 Die Zeitelemente und ihre historisclie Entwicklung. Frühjahrssonne ^) geweihte Tempel Esagil {= hochragendes Haus) mit seinem Turm E-temen-an-ki (= Haus des Fundamentes des Himmels und der Erde) haben jedenfalls Beobachtungszwecken gedient. Bei der Schwierigkeit, die Sonne durch längere Zeit mit freiem Auge ver- folgen zu können % mußte die resultierende Länge des Jahrs nur eine ungefähre sein. Mehr Sicherheit ließ sich erst mit der Aufstellung der Gnomone erlangen, aus deren Schattenlänge man den Tag des kürzesten Schattens konstatierte; die Zwischenzeit zwischen je zwei solchen Tagen, aus möglichst vielen Jahren abgeleitet, gab die Jahres- länge auf den Tag sicher (365 Tage). Allein diese Methode erfordert schon Erfahrungen im astronomischen Messen, bedarf auch der Auf- lösung einer Dreiecksaufgabe '\ kommt also erst für die rechnerisch und astronomisch weiter fortgeschrittene Zeit in Betracht und nicht für die Epoche der Anfänge der chronologischen Elemente. Das gebundene Mondjahr ist, wie wir gesehen haben, erst dann mit Zuverlässigkeit herstellbar, wenn nicht allein das synodische Mondjahr, sondern auch die Länge des tropischen Sonnenjahrs hin- reichend genau bekannt sind. Die Länge des synodischen Mondjahrs war nicht allzu schwer zu erkennen, dagegen mußte die Feststellung der Länge des tropischen Sonnenjahrs großen Schwierigkeiten be- gegnen ; die Beobachtung der (ebenfalls schwierig verfolgbaren) helia- kischen Auf- und Untergänge der Hauptsteme, in welchen man vielleicht ein Mittel zur Lösung der Frage zu finden vermeinte, leitete eher zur Erkenntnis des siderischen Jahrs als des tropischen. Wir müssen deshalb aus der ethnologischen Entwicklung dieser Dinge den Schluß ziehen, daß auch das Schaltungsverfahren in jenen Zeiten noch ein sehr unsicheres und darum schwankendes gewesen ist; man 1) Hiezu ist zu erinnern, daß in der späteren Zeit in Babylonien das Neujahr mit der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche (Nisannu) begann und daß das Neujahrs- fest (akiiu) durch mehrere Tage mit großen Feierlichkelten, Prozessionen u. s. w. vom Marduk-Tem^el aus seinen Ausgang nahm. 2) Diese Schwierigkeit bildete bis ins Mittelalter hinauf das Haupthindernis für die Erkenntnis der wahren Sonnenbewegung. Die alten Astronomen behalfen sich damit, die Sonne entweder nur bei ihren Auf- und Untergängen zu beobachten oder reflektierte Sonnen bilder , die man in mit Ol und Wasser gefüllten Becken herstellte, zu benutzen. Letzteres Mittel verwendeten die griechischen und römischen Priester, selbst noch die arabischen Astronomen. Später verwendete man Diopter mit feiner kreisförmiger Öffnung. Zu Keplebs Zeiten noch bedienten sich die Astronomen solcher Platten bei Sonnenbeobachtungen, besonders bei Sonnenfinster- nissen. Dann kam man auf die Methode, das Sonnenbild in einer verfinsterten Kamera auf weißem Papier aufzufangen ; Moestlin (1579 n. Chr.) scheint der erste gewesen zu sein, der auf diese Art beobachtete. Mit der Entdeckung der Sonnen - flecke (1611) kamen dann die Projektionsapparate und die farbigen Gläser zur AbblenduDg der Sonne auf. 8) Die Verwendung des Gnomons für obigen Zweck setzt auch schon eine ungefähre Kenntnis der geographischen Breite des Beobachtungsortes voraus. § 15. Mpnd- und Sonnenjahr. Ausgleichung. Schaltjahr. Rnndjahr. 69 vermochte nur durch Versuche (empirisch) zum Ziele zu gelangen. Die Chinesen (die man doch als eines der ältesten Kulturvölker hinstellt) rechneten bis ins 7. Jahrh. n. Chr. mit einer gleichmäßigen täglichen Bewegung der Sonne und vermochten (wohl eine Folge ihrer Ab- geschlossenheit) durch Jahrhunderte hindurch ihr Lunisolar jähr nicht zur genügenden Übereinstimmung mit dem Himmel zu bringen. In Äg3rpten haben die Könige durch Veränderung der Schaltung ein zutreffenderes tropisches Jahr herzustellen versucht, als vermutlich die Priester zu geben imstande waren, denn späterhin mußten die Könige bei ihrer Krönung den Schwur leisten, daß sie keine Schaltungen vornehmen würden ^ In der Entwicklungsperiode des Jahrs, von der hier die Rede ist, scheint nun das Sexagesimalsystem , das sich von Babjlonien aus über Vorderasien verbreitete und in seinen Spuren bis nach Indien und China reicht, einen entscheidenden Einfluß auf das Zeitrechnungs- wesen geäußert zu haben. Es ist nämlich auffallend, daß in ganz Vorderasien und in Ägypten das Sonnenjahr zu 360 Tagen mit 5 angehängten Ergänzungstagen (Epagomenen) gerechnet wird. Von einem 360tägigen Jahre, zerfallend in 18 Abschnitte zu 20 Tagen mit angehängten 5 nemonteml, haben wir außerdem Nachricht bei den Zentralamerikanem ; die vedischen Schriften der Inder kennen überhaupt nur das 360tägige Jahr, und Hinweise auf ebendasselbe finden sich bei den Chinesen. Merwürdig ist, daß die 5 Ergänzungs- tage überall eine unheilvolle, ungünstige Bedeutung haben; die 5 fiemontemi der Mexikaner haben denselben schlechten Ruf wie die 5 Epagomenen der Ägypter. Daß man wirklich nach einem nur 360 Tage dauernden Sonnen jähre gerechnet hätte, führt zu schweren Ungereimtheiten, denn schon im Verlauf eines Menschenlebens würde ein solches Jahr alle Jahreszeiten durchlaufen haben, und würde in jeder Hinsicht als unbrauchbar befunden worden sein. Dagegen wird die Abtrennung der 5 Ergänzungstage von einem 365tägigen Jahre erklärlich, wenn man annimmt, daß man in der Epoche, wo die Länge des Jahres noch nicht endgültig festgelegt war, mit den Versuchen und den Schaltungen unter dem Einflüsse des Sexagesimalsystems von einem 360tägigen Jahre ausging. Diese Jahrform werde ich im folgenden ein Eundjahr nennen. Ein solches Eundjahr hatte den Vorteil, daß man es in 12 Monate zu 30 Tagen zerlegen, die 5 Tage anhängen und dabei dem sexagesimalen Prinzip genügen konnte-; 1) Bei den Babyloniem warden im 3. Jahrtausend y. Chr. noch die Schaltungen je nach Bedarf auf Befehl der Könige yorgenommen (ffammurabi). 2) Bei den Babyloniern nehmen die fünftägigen Fristen {hamtiilu) in der Unterabteilung des Monats eine wichtige Stelle ein ; 6 solcher Perioden geben den 30t£gigen Monat, 72 = 6 • 12 ein Bundjahr, 73 = 6 • 12 -f 1 = ein Sonnenjahr von 365 Tagen. 70 Die Zeitelemente und ihre historische Entwicklung* das Rundjahr gestattete aber auch, leichter die Sehaltongsverhältnisse zum siderischen , synodischen Mondjahre übersehen und bilden zu könnend Das Rundjahr stellte also ein theoretisches Jahr vor, von welchem man bei der Feststellung der Verhältnisse der yerschiedenen Jahrformen zu einander ausging. In die Praxis trat es nur in ver- einzelten Fällen aber, namentlich dort, wo es eine bequeme Basis zur Rechnung abgeben konnte; wir finden das 360tägige Jahr als Ver- rechnungsjahr in der Inschrift von Siut und in den Texten von Tellohy wo der Monat durchaus zu 30 Tagen gerechnet wird, wieder; die 36 Dekaden der Ägypter beruhen ebenfalls darauf. Selbst in der G^enwart verrät es noch eine Spur, da unsere Kaufleute bei gewissen Usancen den Monat nur zu 30 Tagen rechnen. § 16. Die Mondstationen. Die Mondstationen gehören zum ältesten Bestände der chrono- logischen Zeitelemente. Schon in der Zeit, da man den siderischen Mondmonat erkannte, trat die Notwendigkeit hervor, den allmonatlichen Weg des Mondes am Himmel irgendwie für das Gedächtnis festzulegen. Da der Mond von Zeit zu Zeit immer wieder durch dieselben Stern- bilder geht, so mußte man, um den täglichen Aufenthaltsort des Mondes unter den Sternen zu charakterisieren, für die ganze Dauer seiner sichtbaren Phasen 27 oder 28 Himmelsgegenden mit Namen benennen; diese Himmelsgegenden führen die Gesamtbezeichnung Mondhäuser oder Mondstationen. Der Weg des Mondes liegt im allgemeinen in der Nähe der Ekliptik ; vom Äquator kann er sich weiter als die Sonne, bis zu 28^ südlich und nördlich von demselben, entfernen. Da man für jeden Tag des ,,lichten" Monats, d. h. während der etwa 27 Tage fassenden Periode vom Sichtbarwerden der ersten Sichel bis zum Verschwinden der letzten vor dem Neumond, eine Station angeben wollte und letztere durch besonders helle Sterne leichter kenntlich zu machen suchte, kam man zur Aufstellung von von 27 oder 28 Mondstationen, die anfänglich ziemlich regellos nördlich und südlich vom Äquator lagen und in sehr ungleichen Intervallen 1) Bei den Indern der uachvedischen Periode finden wir verschiedene Jahres- arten zu monatlich 27, 29, 30 und 30^2 Tagen (s. § 78). Aus diesen Jahren bilden die Inder ein fünfjähriges yuga von 1830 Tagen, in welchem sich die genannten Jahresarten alle unterbringen lassen. Man bemerkt aber, daß das yuga auf sexa- gesimalem Aufbau beruht: 1830 Tage = 5 Rundjahre -j- 1 Kundmonat, oder = 61 Bundmonate. — Die Übergänge vom siderischen Mondmonat (27 Tage) auf das Rundjahr hat C. F. Lehmann (Zwei Hauptprobleme der aUorient Chrofwl.f Leips. 1898, S. 197) entwickelt, indem er von einer uddu (uddänu) genannten babylonischen Zeiteinheit (vermutlich ^/^^q des siderischen Monats) ausging. § 16. Die Mondstationen. 71 einander folgten. Diese Mondstationen sind uns durch die Tradition besonders bei drei Nationen, den Indem, Chinesen und Arabern, zweifelfrei nachgewiesen. Bei den Indern heißen sie nakshatra (ursprunglich nur in der Bedeutung „Stern", erst in den Brähmana- Texten als Stationen des Mondes); die vedischen Schriften kennen vorzugsweise 27 nakshatra, das 28. abhijit entstand später, wahr- scheinlich mit der genaueren Kenntnis der Länge des siderischen Monats. Die nakshatra wurden für die indische Zeitrechnung von größter Wichtigkeit, da sich bald an das Erscheinen des Vollmondes in den Mondhäusem die Opferzeiten knüpften, aus diesen Zeiten aber, und zwar zum Teil mit Beibehaltung der nakshatra-^Bmen^ die alten Mondmonate hervorgingen (s. § 76, 77, 80, 95). Bemerkenswert für die Entwicklung der nakshatra bei den Indern ist, daß die Mond- häuser in ungleichen Intervallen und in gleichen auftreten ; das erstere System ist aber sehr wahrscheinlich das viel ältere; man ging erst später zu gleichen Intervallen über. — Die Chinesen kennen die Mond- stationen unter dem Namen siu (= eine Nacht, während einer Nacht, DomizU). Obwohl sich nach A. Webee die siu in der chinesischen Literatur nicht über 250 v. Chr. zurückverfolgen lassen (und erst während der San-Dynastie bestimmter auftreten), so ist doch ander- seits, im Hinblick auf die UnvoUständigkeit der alten astronomisch- chronologischen Literatur (vieles ging bei der Bücherverbrennung im 3. Jahrh. v. Chr. zugrunde) nicht zweifelhaft , daß die Mondstationen auch in China sehr alten Ursprungs sind (s. § 133). — Die Araber nennen die Mondstationen menäzil (Sing, manzil). Bei ihnen reichen die Stationen vielleicht in eine weniger zurückliegende Zeit hinauf, kommen aber nach Hommel schon in der altarabischen Poesie vor^; SpREKoi^ß versuchte nachzuweisen, daß die Mondstationen von den vorislamischen Arabern zur Bestimmung der Zeit des Pilgerfestes gebraucht wurden, und ALBiBrai berichtet uns, daß die alten Araber sich bei den Schaltungen der Monate nach den Auf- und Untergängen der Mondstationen gerichtet hätten (s. § 51 und 52). — Die Identi- fizierung der Sterne, welche die einzelnen Mondhäuser zusammen- setzen, ist für die indischen, chinesischen und arabischen Stationen von Le Gentil, Colebbooke, J. B. Biot, Buegess, A. Wkbeb, G. Schlegel, Hommel u. a. vorgenommen worden. Ich setze hier die aus den gleichen Sternen bestehenden Stationen resp. die parallelen neben- einander : 1) In dieser alten Literatur soUen 14 Stationen und zwar 1. {ahaSarät}, 3. Plejaden, 4. {(ü-dehar&n) ^ 6. {a^gatiza) , 7. {al-dira), 8. (naträ)j 10. (gabha), 11. (airiardt), 13. (al-'awwa), 14. (fimak), 18. {al''akrab)j 20. (an-na^äm), 24. (as- su^üd), 26/7. (ad-dälwu) yorkommen. 72 Die Zeitelemente und ihre historisclie Entwicklung. MandL 1. aä-iaratdni oder ät- nath. ß u. y Arietis. 2. c^butain , Bäuchlein (des Widdew)«. a, b^ c MuBcae. 3. at'turaijä (Plejaden). ri Tauri. 4. äl-dabarän. a %• y 6 s Tauri. X (pi (p^ Orionis. 6. dl-han*a. ri ii V y ^ Gemin. 7. ad-dird^u. a ß Gemin. 8. an-natra. y d f Cancri. 9. at'tarf ,Auge (des Löwen)". I Cancri, X Leonis. 10. al-gdbha «Stirn (des Löweu)*. a 7\ y i Leonis. 11. az-zuhra , Mähne". 9 0" Leonis. 12. aß-parfa »Wende". ß Leonis. 13. al'aiDwä ,die kläffende (Hündin)«. ß 71 y S B Virginis. 14. as-fimdk „Höhe des Himmels". a Virginis. Nakghatra. 27. äivini „Rosselenkeiin". ß n. y Arietis. 2S. bharant ,die "Weg- führende", a, b, c Muscae. 1. hrittikd (Plejaden) ,die Verflochtenen". ri Tauri. 2. rohini ^die rote, auf- steigende". a d- y d 6 Tauri. 3. mrigaäiras .Haupt des Rehs". X q)i qpj Orionis. 4. drdrd »die feuchte" (Arm, Vorderbein des Rehs). a Orionis. 5. punarvasu »wieder gut«* K a ß Gemin. 6. pushya »Heilgestim". y d -ö" Cancri. 7. däleshd »die Umschlin- gende". e d a ri Q Hydrae. 8. tnaghd »die mächtige". cc 7} y ^ y, s Leonis. ^.pürva-pMlguni »vordere phdlg^ ä & Leonis. 10. uttara-pTidlguni »äußerer phäJg.* 93, ß Leonis. 11. hastd »Hand". 6 y B a ß Corvi. 12. chttrd ,die wunder- same". a VirgiDis. Sia. 16. leu »Schnitterin*. cCf ßy y Arietis. 17. wei »Eombehäiter (Bauch, Magen)". a, b, c Muscae. 18. mao »untergehende Sonne " (auch » Himmels- weg"). ij Tauri. 19. pi »Jagdnets". a ^ y 6 B Tauri. 20. tsui »Mund (o. Kopf des Kriegers)". X qpj qpj Orionis. 21. Uan »der Erhabene". aßydB%r\% Orionis. 22. tsing »Brunnen". {i' V y i X i B Gemin. 23. hui »die Manen (Ge- spenster)". y d 71 %• Cancri. 24. Heu »Weide" oder »Bambus". d B i %• (^ a Gi Hjdrae. 25. sing »Stern". a X Hydrae. 26. tschang »Fangnetz". V V (p {L X % Hydrae. 27. yi »Flügel". a Crater. (u. 21 Sterne des Bechers u. der Hydra). 28. Uchin »Wagen". y B ä ß ri Corvi. 1. kio »Hörn" (des blauen Drachen). a Virginis. 1) Vom Wetter (meteorologisch resp. astrologisch, wie mehrere andere der nakshatra). §16. Die Mondstationen. 73 Manril. 15. al-ghafr „Decke". i % X Virgin. 16. as'zubdnay (Scheren d. Skorpions) *. a ß Librae. 17. al'iklil ,Krone*. Nakshatra. 13. svdti (Halsband, Schwert) ? a Bootis. 14. viiäkhd «die zweizin- kige, gabelförmige*. t Y a ß Librae. 15. anurddhd ,die heil- bringende, günstige". S IC ß Scorpii. 6 7C ß Scorpii. 18. al'kalb .Herz (des Skor- i 16. jyeshthd (?) pions)". a Scorpii. 19. ai-shaula .Schwanz (des Skorpions)*. X V Seorp. 20. an-na'djim .die Strauße*. Y d 8 ri cp r S Sagitt. 21. al-bäldäh .Land, Ge- gend * (Sternenleere Stelle bei n Sagitt.). 22. 8a*d ad'däbih .Glücks- stern d.Schafschlächters*. a ß Capric. 23. sa'd huia' .Glücksstern d. Verschlingers'. B \L V Aqnarii. 24. sa'd dS'Su'üd .Glücks- stern der Glückssterne*. ß I Aqnarii. 25. sa'd cü-abhija .Glücks- stern der Zelte* (ver- borgenen Orte). a y ^ 71 AquariL 26. (d-fargh cU-awwäl .erster Henkel (des Schöpfeimers)*. a ß Pegasi. 27. a2-/ar^/i-a2^nl .zweiter Henkel*. 7 Pegas. a Andrem. 28. batn äl-Tiüt .Bauch des Fisches*. ß Androm. a a T Scorp. 17. mülam .Wurzel*. sX^irid'LTiv Scorp. 18. pürva-shädhds .die vor- deren unbesiegten*. d s Sagittarii. 19. utiara-shddhds .die äußeren unbesiegten*. 6 i Sagitt. 20. abhijit .siegreich*. a E i Lyrae. 21. äravana .lahme Kuh*. cc ß y Aquilae. 22. iravishtlid ,die ruhm- reichste*. ß a y S Delphini. 23. äatabhishaj (?) X Aquarii. 24. pürva-bhddra-padds .heilbringende Füße ha- bend* (vorderer bhäd.). a ß Pegasi. 25. uttara'bhddra-padds (hinterer bhddrap.), y Pegas. a Androm. 26. revati .die reiche*. ^ Piscium. Sin. 2. hang .Hals' (des Drachen). t 7i X fi Virgin. 3. ti .Grund* (Brust des blauen Drachen). a ß y V Librae. 4. fang .Haus*. 9 ^ ß Q Scorpii. 5. sin .Herz* (des blauen Drachen). a 6 t Scorp. 6. wi .Schwanz* (des b1. Drachen). eXiiri^LTtv Scorp. 7. ki .Mistgefäß«. y & 6 Sagitt. ß Telesc. 8. teu .Scheffel*. IL X (p r a i Sagitt. 9. niu .Ochs* (Ochsen- schlächter). a ß ^ Capric. 10. nu .Jungfrau* (Hoch- zeit). 8 iL V Aquarii. 11. hin .Grabhügel*. ß Aquar. a Equulei. 12. wci* .Giebel*. a Aquar. 8 & Pegasi. 13. tschi .Feueraltar*. a ß Pegasi. 14. pi .Mauer*. y Pegas. a Androm. 15. kui .Sandal* {tien-tschi Himmelsschwein). riJ^i8&7tviiß Androm. 6 X V fp X 1^ Piscium. 1) Der arabische Name hängt mit dem babylonischen zibänitu .Wage* zu- sammen; letzteres erlangte die Bedeutung .Scheren des Skorpions* erst, als die Araber der Abbasidenzeit mit dem Almagest bekannt wurden. 74 Die Zeitelemente und ihre historische Entwicklung. Die diesem Werke beigegebene Karte zeigt die Lage der Stationen am Himmel für die Zeit 4000 v. Chr. Sie gründet sich auf die Stempositionen der Tafel I. Die arabischen Mondhäuser sind darin mit [1] [2] [3] . . . ., die indischen mit I, II, m . . . ., die chine- sischen mit 1. 2. 3 . . . .bezeichnet. Wie man aus dieser Karte und aus der vorstehenden Übersicht der nianzil, 7iaJcshatra und siu ersieht , stimmt die größere Zahl der Stationen in der Wahl der Stemgegenden und der Sterne gegenseitig fiberein, wie z. ß. gleich die ersten 5 mamil mit den parallelen nakshatra und siu: manche Stationen sind nur Erweiterungen der parallelen, wie die chinesische 21. tsan, welche die indischen 4. ärdrä, 3. mrigdSiras und die arabische 5. al-häkfa, die sich nur auf den Kopf des Orion beziehen, durch ein über dieses ganze Sternbild reichendes Mohdhaus ergänzt. Manche bevorzugen ein und dieselben Stemgegenden, obwohl sich auf dem Durchschnittswege des Mondes auch Sterne hätten finden lassen, die diesen Weg besser bezeichnen. Anderseits finden auffällige Ab- weichungen statt, z. B. die südliche Lage der chinesischen Stationen 24. Heu, 25. sing, 26. tschang, 27. yi und 28. tschin in der Hydra und im Haben abweichend von den ihnen parallelen arabischen und indischen, sowie die abirrende Position der indischen 26. reoaü und 23. ^atabhishaj in den Fischen und im Wassermann von den be- nachbarten arabischen 26. 27. 28. im Pegasus und der Andromeda; femer die abweichenden indischen Häuser 21. äravana (Adler) und 22. iravishfhä (Delphin) gegen die arabisch - chinesischen 22. 9 und 23. 10. Ganz besonders merkwürdig liegen die indischen Mondhäuser 20. ahhijit (Wega) und 13. sväti (Arktur), die sich weitab vom Wege des Mondes befinden. Eine gewisse Übereinstimmung ist trotz der genannten Abweichungen zwischen den indischen, chinesischen und arabischen Stationen nicht zu verkennen. Hätte jedes dieser drei Völker die Mondstationen selbständig aufgestellt, so würden die zu- sammengefaßten Sterngruppen keine solche räumliche Trennungen von- einander aufweisen, sondern die verschiedenen Stationen würden mehr durcheinander liegen und viel weniger koinzidieren, da hellere Sterne genug auf dem Mondwege vorhanden sind. Betreffs der Inder kommt noch der Umstand hinzu, daß die alten Schriften derselben zwar die 27 (28) nahshatra kennen, aber sonst nur sehr wenige Steme des Himmels, daß sie also, im Gegensatze zu den Chinesen und Arabern, eine auffällige Kenntnislosigkeit des Sternhimmels verraten. Man hat deshalb schon bald nach Colebrooke eine Entlehnung der Mond- stationen von einem Volke zum andern angenommen ; Biot wollte die Stationen allein den Chinesen zuschreiben (die Stationsreihe habe anfänglich nur 24 Glieder gehabt), von welchen sie mit Mißverständ- nissen zu den Indern übergegangen sei ; Max Mülleb, Lassen, Bubgess § 16. Die MondstationeD. 75 sachten dagegen den indischen Ursprung zu v^erteidigen. Weit mehr Interesse als diese Kontroversen hat gegenwärtig die von A. Webeb näher begründete Hypothese eines gemeinsamen Ursprungs der Mondstationen (welcher Ansicht später auch Whitney in der Haupt- sache beitrat; Sedillot nahm ein Vorhandensein der Mondstationen bei allen orientalischen alten Völkern und eine spätere Bevorzugung des arabischen Systems in Indien und China an). A. Webeb führte (1860) für seine Vermutung eines ursprünglichen Mondstationenkreises bei den westasiatischen Völkern hauptsächlich drei Gründe an : Die Harraniter ^ feierten nach einer Angabe aus dem Fihrist des Ennedim am 27. Tage des Mondmonats ein Neumondfest, indem sie an diesem Tage dem Monde Opfer brachten; femer sind 27 tagige Fasten zu Ehren des Mondes bezeugt. Durch den siderischen Monat und den 27tägigen Kultus scheine die Existenz der 27 Mond- stationen bei den Harranitern angedeutet. Die zweite Beziehung fand Webeb in der Schriftstelle des Alten Testaments, wo (11. Buch der Könige 28, 5) von Josias gesagt wird, dieser habe „die Bäucherer des Baal, der Sonne und des Mondes und der mazzdlot und alles Heeres am Himmel^ abgetan. Unter den mazzalöt kann nur eine bestimmte Art von Sternen gemeint sein^, diese BezeichnuBg finden wir aber bei dem arabischen manzil (Mondstationen) wieder. Das dritte Moment bildet der Hinweis auf die Verbreitung der Mondstationen bei den Arabern {Koran X 5, XXXVI 39) \ Als Webeb seine beiden grundlegenden Abhandlungen über die nakshatra schrieb, war ihm noch fraglich, ob die Araber unabhängig zu den Stationen gekommen, oder ob sie dieselben von Indien her erhalten haben. Sicher erschien nur, daß jene Anordnung der menäzil, welche sich zuerst bei Alfebghaki (9. Jahrh.) vjDrfindet, bestimmt aus Indien herrührt. Die nakshatra zeigen nämlich eine zweifache Anordnung: in der alten Zeit (Brähmana - Zeit) bildet die spätere dritte Station kritülä (Plejaden) immer die erste und den Frühjahrspunkt der Reihe (s. § 77), in der späteren Zeit ist dagegen 28. revati resp. 1. äivini 1) Harrän in Mesopotamien, am Belias^ ein altes Zentrum des Mondkultus. 2) Das Wort mastzaHot ist sicher auf das babylonische mamaUu .Standort*' (der Sterngötter) zurückzuführen. Ob damit die obige Stelle II Kön. 23, 5 zu- sammengebracht werden darf und die bisweilen zitierte Job 38, 31 , scheint nach ZocMBBK (s. ScHBADEB, KdUnsckr. tt. du, Teatam., III. Aufl., S. 628) nicht hin- reichend sicher. 3) X 5: ,£t (Gott) ist es, der .... den Mond eingesetzt hat zu leuchten bei Nacht, und seine Stellungen so bestimmt hat, daß ihr . . . die Berechnung der Zeit wissen könnt.* XXXVI 39 : ,Und dem Monde haben wir gewisse Wohnungen bestimmt, bis daß er zurückkehrt gleich dem Zweige eines Palmbaums" (Ver- gleich mit dem Abnehmen des Mondes; der Palmzweig schrumpft wie der Mond zusammen). 76 Die Zeltelemente und ihre historische Entwicklung. die oberste. Die Reihe bei Alfebghani beginnt nun mit der Station äarafän (Ji, y Arietis), welche identisch mit cLivmi (/9, y Arietis) ist (s. vorher S. 72). Webeb nahm deshalb an, daß die 28 menazil auf Indien hinweisen. Auf Indien als Ursprungsort weist nach Webeb auch ein der hebräischen Literatur angehörendes Werk von Majariß (gest. 1004 n. Chr.), in welchem die 28 Stationen mit ihren arabischen Namen und ihrer Lage im Zodiakus aufgeführt werden, wobei sich der Autor vielfach auf die Inder beruft (s. auch die vorher S. 71 von HoMMEL, Spbengeb uud ALBiBiJNi gegebenen Nachweise). Femer scheinen in Iran die alten Parsen nach einer Stelle im Bundehesh (c. 2) die indische o^i^im- Reihe bei sich aufgenommen zu habend Diese gegenseitigen geographischen Beziehungen der Mondstationen, sowie die angebliche Gleichheit der längsten Tagesdauer, die uns (trotz des geographischen Breitenunterschiedes) aus Indien, China und Babylon überliefert ist (s. hierüber § 79), bestimmten Webeb schließlich zur Annahme eines gemeinsamen Ursprungs der Mond- stationen und Babyloniens als deren Quelle. „Wenn wir bedenken, daß sich die Mondstationen mit geringen Verschiedenheiten ganz identisch auch in China und Arabien vorfinden, und daß die Annahme einer Entlehnung aus Indien großen Schwierigkeiten begegnet, daß femer für eine solche, in ihren Einzelheiten doch zum Teil will- kürliche Himmelsteilung nicht anzunehmen ist, daß sie selbständig in drei verschiedenen Ländern so identisch hergestellt sein sollte, daß somit eine gemeinsame Quelle für die drei Länder sich fast als eine Notwendigkeit ergibt, so drängt sich die Annahme, daß wir diese gemeinsame Quelle in Babylon zu suchen haben, von selbst auf." Seitdem ist durch Kugleb der Nachweis geliefert worden, daß die Dauer des längsten Tages, welche uns für Babylonien von Ptolemäus überliefert ist, tatsächlich aus den keilinschriftlichen astronomischen 1) ^Äüramazda erschuf zuerst die Himmelssphäre und die Sterne, jene 12, deren Namen sind; sie sind Ton ihrem Anfang an in 28 Haufen (khürdak) geteilt worden, deren Namen sind: 1. padevar 8. taraha 15. ht^ru 22. got 2. pesh-parviz 9. avra 16. srob 23. muru 8. parviz 10. nahn 17. nur 24. hunda 4. paha 11. miyän 18. gel 25. kdhtsar 5. avesar 12. avdem 19. garafsa 26. vaht 6. hesn 13. mäshäha 20. varant 27. miyän 7. rakhvad 14. spür 21. gau 28. kaht* Diese Pazend-Namen sind jedoch sehr entstellt, die entsprechenden Pe^lm-Namen müßten erst ermittelt werden. Die 3. Station parviz ist sicher =parven (Plejaden), also = der indischen krittikä. Dann würde die 1. Station padevar = dMni sein, die parsischen Mondhäuser würden also mit derselben Station anfangen wie die späteren indischen. § 16. Die Mondstatioiien. 77 Tafeln folgt, womit der Schluß, daß diese Tageslänge von den Indern angenommen worden ist, eine weitere Sicherung gewonnen hat. Es müßte nun noch ein direkter Nachweis, daß die dreifache Mond- stationenreihe in Bahylonien ihren Ursprung nimmt, geliefert werden. Dieser Beweis ist indessen bisher noch nicht erbracht. Epping glaubte zwar etwa 28 Konstellationen, die man auf Planeten- oder Mond- stationen deuten könnte (die Zahl blieb nicht sicher), in den babylonischen Tafeln gefunden zu haben, und Hommels Vergleichung dieser Stationen mit den arabischen manzil läßt allerdings auf das Vorhandensein von etwa 14 Stemgruppen schließen, die in der babylonischen und arabischen Reihe identisch sind; allein diese Ver- gleichung ist nur eine künstliche und wirkt noch nicht überzeugend. Die Voraussetzung, daß ursprünglich nur 24 Mondstationen existiert hätten, und daß diese aus dem 12 teiligen Zodiakus hervorgegangen seien, ist von vornherein als sehr unwahrscheinlich abzuweisen. Trotz dieses negativen Resultates bleibt aber die Hoffnung, daß der babylonische Ursprung der Stationen aus inschriftlichem Material noch nachweisbar sein wird, weiter bestehen. Der Einfluß der Kultur Babyloniens war in Asien ein so großer, daß er sich uns noch in diesen Spuren verraten könnte^. 1) Die Entsteh UDg der Mondstationen müssen wir in die ersten Zeiten der Bildung chronologischer Elemente setzen, also in vorhistorische Zeiten, in die Periode der Staatenbildangen und Völkerwanderungen. In jenen Zeiten können schon die Stationen sich in Westasien von Bahylonien aus verbreitet haben. Aber auch für die alte historische Zeit haben wir einige Zeugnisse, daß Indien, Arabien und China nicht ohne alle Beziehungen zu Bahylonien geblieben sind. Der Prophet Jesaia (XLIII 14) spricht von der Schiffahrt der Chaldäer auf dem persischen Golf. Babylonier hatten sich zu G-errha (am Westufer des pers. Golfs) nieder- gelassen und betrieben Land- und Seehandel nach Babylon; eben von dort aus später die Phönizier und Sabäer nach Indien. Von Babylon führten alte Handels- straßen nach Medien» Baktrien und China. F. Hirth hat aus chinesischen Quellen nachgewiesen (China and the Roman Orient. 1885), daß kommerzielle Verbindungen zwischen China und Babylon seit dem 1. Jahrh. v. Chr. bestanden, seit durch Ts<^ng Tschien die ersten Nachrichten von dem Lande TiaoUchi (Bahylonien) nach China gelangt waren. Nach diesen Quellen führte eine alte Handelsstraße über Ssu-pin (Ktesiphon) A-man (Ekbatana) An-Jisi (Parthien) und P'an-tu (Heka- tompylos) nach Zentralasien. Die Verbreitung der Mondstationen in Arabien läßt •ich erklären durch den Mondkultus, der in ausgedehnter Weise in West- und Südarabien betrieben wurde, wie verschiedene in neuerer Zeit aufgedeckte alte Roltusstätten lehren (s. § 52). Zu Petra in Nordarabien hatten indische Kauf leute eine Kolonie; zu Zeiten der römischen Kaiser war dieser Ort ein Hanptsitz des indischen Handels. Für den ursprünglich engen Zusammenhang zwischen Persien und Indien sprechen viele Gründe. Das Altpersische der Keilschriften, das Alt- persische des II. Teils des Yama und des übrigen Avesta sind mit dem Sanskrit so verwandt, daß sie fast nur Dialekte einer Sprache genannt werden können. Eine Beihe von Gottheiten, Heldensagen, religiöse und anderweitige Gebräuche finden sich aus Persien in Indien wieder (F. Spiegel, Avesta I 5). J 78 Die Zeitelemente and ihre historische Entwicklung. § 17. Der Zodiakns. a ^ er o (0 s s B er* o A O 0 CT? 9 'S, 8» c: & OB B A S ^ S ►^^ A *1 A A n A ^ B gL O n» 8 O % O W5 r o O «3 >1 «3 A 55 -1 er? A .1 6) 9 St JB* s & r c P-. iVllit tUt 9- OD O* BT • A I I Co -S- 1- ?-8- ?, «•«■4 Sa Co •I 9 P P 9 p p p 7- > so c OD Q* a Ml a <§'a a a OO a a .3 a s 1 §^ .rf st a •3 ä'S .» a st a O a s: *•• a SS a a a> ■ a a st a St 3 s; so B o» TT äs B 0) A ö- A a^ CS 3 9b- ?r s? Pt* a^ 1 1 a S' 3 Co a 5^ ^fc -< a a a a % B* A 1: r 3 a 00 St 2 1 's- Co »4 1 11 •». 3 ft> <«< Ä 1 erp a • l A ' a s: 1- 3 a 00 • St 55 1 5- ^ Chine- sische § 17. Der Zodiakus. 79 Der Tierkreis bildet in der historischen Entwicklung des Zeit- rechnungswesens ein ebenso wichtiges chronologisches Element wie die ifondstationen. Wir wollen zuerst die Namen seiner 12 Zeichen kennen lernen, welche bei den Völkern vorkommen, deren Zeitrechnung uns in diesem Bande hauptsächlich beschäftigt Ich setze also die Tier- kreisbenennungen der Griechen, Babylonier, Araber, Inder (Sanskrit und aus dem Griechischen korrumpierte Namen), Parsen, Javanen und Chinesen hier an (s. nebenstehende Tabelle); betreffs der Namen bei den Ägyptern verweise ich auf die Zeitrechnung der letzteren § 31. Über die Bedeutung und den Zweck des Tierkreises hatte man früher die Ansicht, daß die Tierkreisbilder und die Teilung der Ekliptik in 12 gleiche Intervalle miteinander gleichzeitig entstanden sein müßten und aus der astronomischen Notwendigkeit hervorgegangen wären, den Weg der Sonne und der Planeten zu bezeichnen. Allein die Erfindung astronomischer Kreise, wie der Ekliptik, kann man nicht in die Erstlingszeiten der Teilung der Zeit legen. Die natürliche Entwicklung fordert vielmehr, daß man zuerst durch Verbindung von Sternen in den Himmelsgegenden, wo sich die Planeten vorzugsweise aufhielten, Bilder gestaltet hat und allmählich zu einer Teilung der Ekliptik, die anfänglich ungleich war und später erst in Dodeka- temorien (12 gleiche Abschnitte) zerfiel, übergegangen ist. Die Stern- bilder Widder, Stier, Zwillinge u. s. w. liegen in ganz ungleicher Aus- dehnung hintereinander (worauf schon Letkonne hingewiesen hat) und lassen auf allmähliche Entstehung schließen ; man hat die helleren Sterne verbunden, wie man sie eben vorfand, später wurden die größten Intervalle mit Bildern aus weniger auffallenden Sternen besetzt. Daß der tägliche Weg der Sonne (die Ekliptik) in der Nähe der Bahnen liege, welche die Planeten am Nachthimmel zwischen den Sternen beschreiben, konnte erst in späterer Zeit erkannt werden. Den eigent- lichen Ausgangspunkt der Himmelsteilung, abgesehen von der Formu- lierung der vier Himmelsgegenden Norden, Süden, Osten, Westen, bildet der Äquator. Dieser wurde aus dem täglichen Umschwung des Himmels schon sehr früh erkannt j auf ihn beziehen sich die ersten Teilungen. Auch die 36 Dekane der Ägypter gingen aus der Äquator- teilung hervor, während sie in der späteren Astrologie durchaus Teile der Ekliptik vorstellen. Zur Charakterisierung der Ekliptik wurden die Sterabilder Widder , die mehr oder weniger zwischen Äquator und Ekliptik herum lagen, erst später erhoben, als man an die Zwölfteilung schritt. Die Teilung nahmen die Alten (mittelst Wasser- messungen und Wägungen, wie sie Sextus Empiricur advers. Astrol. V 23 für die Babylonier beschreibt *) zuerst am Äquator vor (da dabei 1) Diese rohe Methode diente überhaupt zur Messung von Bogen am HimmeL l>en Durchmesser der Sonne z. B. bestimmte man auf folgende Weise. Zur Zeit 80 Die Zeitelemente und ihre historische Entwicklung. die ekliptikalen Teile ungleich lang ausgefallen sein würden) und gingen von da auf die Ekliptik über (s. Idelee, Üb. d. Ursprung des Tierkreises S. 17). Daß gerade eine Zwölfteilung eingeführt wurde, hat nicht nur in der Übertragung der Zwölf teilung des Jahres auf den täglichen Himmelsumschwung , sondern auch in dem vorder- asiatischen Sexagesimalsystem seinen Grund, insbesondere in dem babylonischen KAS .BU d,i, der Doppelstunde des Tages (wie Boll hervorgehoben hat). Die Idee der Doppelstunde konnte aus der Be- obachtung entstehen, daß die Sternbilder längs des Äquators, d. h. hauptsächlich die Zodiakalbilder , unter jeder geographischen Breite die gleiche Zeit, etwa 6 Doppelstunden (= 12*^ = 7« Tag) von ihrem Aufgange bis zum Untergange brauchten, und daß auch die Sonne zur Zeit zweier Hauptpunkte des Jahrs (Frühjahr- und Herbstäquinoktium) 6 Doppelstunden über und unter dem Horizont verweilte. Ebenso wie der Tag dann von den Babyloniern in 12 Doppelstunden eingeteilt wurde, so teilten diese auch den Äquator und später die Ekliptik in in 12 gleiche Teile zu 30^ Auf diese Weise wurde der KÄS.BU auch ein Gradmaß (s. Zeitrechn. d. Babyl. § 24). Die Doppelstunde treffen wir noch völlig deutlich bei der Tagesteilung der Chinesen und Japaner an (s. § 128), Spuren dieser Teilung finden sich ander- orts während des Altertums mehrere. Die Tierkreisbilder der Baby- lonier stellen, wie sie uns durch Angabe der Sterne auf den Denk- mälern entgegentreten, ungleiche Abschnitte vor; trotzdem rechnen ihre Astronomen (d. h. die späteren, aus deren Zeiten wir ßechnungs- tafeln besitzen) mit 12 Intervallen zu 30^ und berücksichtigen dabei die ungleich schnelle jährliche Bewegung der Sonne; die Monate werden bei ihnen schon in der ältesten Zeit durch die Tierkreisbilder charakterisiert (s. § 23); bei den Indem treten die 12 Tierkreis- zeichen erst in einer späteren Epoche der Kultur, und zwar sofort als gleichteilige Dodekatemorien auf (s. § 81), sind also wahrscheinlich einer Entlehnung zuzuschreiben, um so mehr, da den Tierkreiszeichen in ihrem Kalender eine weit weniger wichtige Stelle als den Mond- stationen zukommt. Auch die Ansichten über das Ursprungsland und die Ver- breitung des Tierkreises haben in der neueren Zeit eine völlig der Äquinoktien, wenn sich die Sonne morgens am Horizonte zeigte, öffnete man ein mit Wasser gefülltes und durch Zufluß aus einem Wasserbehälter stets gefüllt bleibendes Gefäß, das mit einem Loche im Boden versehen war. Zum Auffangen des austropfenden Wassers bediente man sich zweier Behälter, wovon der eine bis zum voUendeten Aufgange der Sonne und der andere geräumigere bis zu ihrer Erscheinung am folgenden Tage untergeschoben blieb. Man maß oder wog das in beiden Behältern gesammelte Wasser und schloß : wie sich die ganze Quantität zu dem im kleinen Behälter vorhandenen verhält, so 860^, der Umfang des Himmels, zu dem gesuchten Durchmesser. § 17. Der Zodiakus. 81 andere Basis erhalten. Dieselben gingen früher hauptsächlich von den beiden ägyptischen Tierkreisen zu Dendera aus. Dupuls (Origine de tous les cultes, 1806) hatte aus den Figuren des Rundbildes auf eine astronomische Darstellung, in die ältesten Zeiten Ägyptens zurück- reichend, geschlossen und für das Alter des Tierkreises ein Älter von 15 000 Jahren angenommen. Diese Hypothese, welche durch Baillys phantastische Vermutung über ein vorhistorisches Volk, das in Besitz großer astronomischer Kenntnisse und Kultur gewesen, eine Stütze erhielt, wurde durch Letbonne zerstört, welcher nachwies, daß in dem Tierkreise (sowohl dem rimden wie dem viereckigen) keine Dar- stellung vorliege, die zu irgendeiner Zeit mit dem Himmel überein- gestimmt haben könne, sondern vielmehr als ein astrologisches Bild angesehen werden müsse. Für den runden Dendera-Zodiak verneinten auch DELAArBRE und Foubeer eine wirkliche Projektion des Himmels (gegen Jollois und Devilliers). Biot glaubte noch das Alter der Kreise in das 7. oder 8. Jahrh. v. Chr. setzen zu können, aber Lepsius mußte (mit gewissen Einschränkungen in Letronnes Ausführungen) damit bis in die römische Kaiserzeit heraufgehen. Nachdem in neuerer Zeit noch C. Riel in dem Dendera-Kreise die Darstellung kalendarischer Konstellationen vermutet hatte, ist man gegenwärtig wohl darüber einig geworden, daß dieser ägyptische Tierkreis nur einen astrologischen Zweck verfolgt. Als der ägyptische Ui-sprung der Tierkreiszeichen aufgegeben war, kehrte man zu Letroxnes Ansicht zurück, welche die Griechen als Urheber des Tierkreises betrachtete und die Zeichen von Griechen- land nach Ägypten und von dort durch die Entwicklung der alexan- drinischen Astronomie bis nach Indien verbreiten ließ. Der Versuch A. W. V. Schlegels, die Inder als die selbständigen Erfinder des Tierkreises hinzustellen, wurde von A. Holtzmann widerlegt. Schon Idelbb hatte 1838 vermutet, daß die Namengebung des Tierkreises zu den orientalischen Völkern (Babjioniern) in einer Beziehung stehe und daß der Tierkreis von diesen zu den Griechen übergegangen sei K Die archäologischen Funde in Babylonien förderten etwa seit 1874 zahlreiches Material über die Kenntnis des Fixsternhimmels bei den Babyloniem zutage, und um 1890 konnte nahezu gleichzeitig von 1) , Meine Ansicht geht dahin, daß die Chaldäer die Ekliptik frühzeitig in 12 Teile teilten, daß sie dieselben, um sie gehörig unterscheiden zu können, durch einzelne Sterne und Sterngruppen bezeichneten , denen sie die Namen Widder, Stier .... beilegten, und daß diese Namen mit einer rohen Notiz der Sonnenbahn entweder über Phönizien oder durch die hellenischen Kolonien in Kleinasien um das 7. Jahrh. v. Chr., vieUeicht schon im Zeitalter des Hesiod zu den Griechen gelangten, die ihrer Weise nach förmliche Sternbilder an sie knüpften . . . .* (Ursprung des Tierkreises S. 21). Gin sei, Chronologie I. 6 82 Die Zeitelemente und ihre historische Entwicklung. Epping der Gebrauch der zwölf Tierkreiszeichen bei den Babyloniern des 3. Jahrh. v. Chr., und von Jensen die Existenz der Zeichen in der alten Zeit nachgewiesen werden, und zwar von Epping auf rechnerischem Wege durch Untersuchung der auf mehreren babylo- nischen Tafeln angegebenen Planetenstände in den Stemgruppen, und von Jensen mittelst sprachlicher Analyse der in vielen Inschriften und Zylindern gleichmäßig wiederkehrenden Namen von Sternen, hin- sichtlich einiger Zodiakalzeichen allerdings weniger erfolgreich. Die Namen, unter welchen bei den Babyloniern die Zodiakalzeichen auf- treten, lassen keinen Zweifel, daß die ganze Namengebung unter dem Einflüsse der alten orientalischen Weltanschauung, ihrer Mythen und kosmogonischen Legenden, entstanden ist. So sind Skorpion, Ziegenfisch, Fische und Widder in der „Wasserr^on" (Ea-Region) personifiziert, weil in der Tiama^-Legende (tiämat = das Meer) ein Skorpionmensch, Fischmensch, Ziegenfisch und Widder zu den Helfern des Meeres ge- hören. Manche Zeichen wollen Beziehungen zu den Jahreszeiten aus- drücken. So der „Löwe" die Hitze des Sommers, die „Amphora" die wasserreiche Zeit des Winters, „Jungfrau" die Zeit des in Ent- wicklung (in Ähren) stehenden Korns. Diese Beziehungen lassen auch einen Schluß daräber zu, um welche Zeit einzelne Zodiakalzeichen eingeführt worden sein können. Für „Jungfrau" nimmt Jensen 3000 bis 4000 V. Chr. an; Löwe, Skorpion und Stier sind an den Himmel gesetzt worden zu einer Zeit, wo der Frühlingspunkt im Stier lag (3000 V. Chr.). Stier und Pegasus haben ursprünglich ein Sternbild gebildet, und zwischen beide ist später der Widder eingeschoben wonien. Ebenso stellten einst Wage, Skorpion, Schütze ein Sternbild vor, und die Scheren des Skorpions reichten in das Gebiet der Wage hinein ^ Aus Jensens und Eppings Untersuchungen läßt sich im ganzen schließen, daß von den bei den Griechen beschriebenen Tierkreisbildem, wie die keüinschriftlich vermerkten Namen zeigen, in der älteren Zeit bei den Babyloniern mindestens die Hälfte vorhanden waren und Spuren der später eingeführten vorkommen, und daß alle diese Zeichen in der babylonischen Astronomie (oder Astrologie) ihren Ursprung haben. Das hohe Alter des Tierkreises bei den Babyloniern erhält eine ganz wesentliche Stütze durch die Untersuchung von 22 babylonischen Grenzsteinen, welche Hommel ausgeführt hat. Diese Grenzsteine, welche etwa in die Zeit von 700 — 1300 v. Chr. zurückreichen, zeigen im Prinzip ein und dieselben Bilder, welche den einzelnen Zodiakal- zeichen zukommen, jedoch mit mancherlei Varianten. Nach den ge- nannten Untersuchungen kann man annehmen, daß mehr als die Hälfte 1) Näheres über Jensens Vermutungen s. dessen ,,Kosn\dlogie^ ^ S. 88 — 93, ::J15— 320, 498—502. § 1 7. Der Zodiakus. 83 der Tierkreiszeichen für jene Zeit nachgewiesen sind, nämlich Widder, Stier, Zwillinge, Hnnd (Löwe), Skorpion, Schütze, Steinbock, Jung- fran(?); die übrigen sind noch einigermaßen unsicher ^ Die Bilder, durch welche die eben genannten Zeichen ausgedrückt werden, sind ungefähr folgende: Widder und Stier durch dämonenhafte Tiere mit Symbolen (Triangel und Keule) über sogenannten Altären; Zwillinge durch einen Zwillingsdrachen mit Löwen- oder Geierköpfen, öfters mit Streitkolben; Löwe als sitzender oder stehender Hund, mit Altar auf dem Bücken, manchmal eine Göttin begleitend; Skorpion als Skorpion mit Stachel; Schütze durch einen Skorpionmenschen (Zentaur) mit Doppelkopf, oft mit Bogen, bisweilen nur durch einen Pfeil dargestellt; Steinbock durch ein Fabeltier, Fischziege oder Fischbock mit einer Schildkröte, öfters nur als Schildkröte dargestellt; Jungfrau durch eine liegende Kuh (mit Altar), darüber eine Ähre. Selbst wenn man für das 12. Jahrh. v. Chr. (für die Grenzsteine) bei den Babyloniem noch nicht den vollständigen Zodiakus annehmen wollte, müßte man dies mindestens vom 6. Jahrh. ab zugeben, denn nicht nur eine von Epping untersuchte Tafel* aus dem 7. Jahr des Kambyses (521 v. Chr.), sondern auch eine von Pinches bemerkte Tafel von etwa 500 v. Chr. enthält den vollständigen Tierkreis. Bei den Griechen* finden wir die Kenntnis des ganzen Tierkreises viel später. Da auch die ander- weitige Kenntnis des Fixsternhimmels, nach den reichhaltigen Stem- namen, die schon in den alten Tafeln auftreten, bei den Babyloniern bereits im 6. Jahrh. v. Chr. eine ansehnliche war, kann man wohl nicht länger zweifeln, daß die Babylonier als die Begründer des Zodiakus anzusehen sind. Bei der Wichtigkeit, die der babylonische Tierkreis fernerhin für die Geschichte der Astronomie und für die vergleichende Chronologie haben wird, führe ich die in der Tabelle eingangs dieses Paragraphen gegebenen Namen nochmals an, mit der verbesserten Lesung nach 1) Die babylonischen Grenzsteine enthalten Texte über Käufe, Besitz- erwerbe u. 8. w. ; 8. zahlreiche Beispiele bei F. £. Peiser , Keilschriftliche Akten- stücke aus hdbyl. Städten^ 1889, und Texte Jurist, u. geschäfÜ. Inhalts {Keilschr. BiUioth., IV, 1896). 2) Zeitschr, f. Assyr, V 281. 3) Die griechischeti Schriftsteller und Dichter erwähnen die auf die Zodiakal- zeichen Beziehung habenden Sternbilder erst ziemlich spät. Den Stier kennen HoacER und Hesiod noch nicht. Pindar (um 560 v. Chr.) kennt den Wassermann. Um die Zeit Auakreons (540 v. Chr.) scheinen Widder, Schütze, Ziege (vermutlich ▼on Kleostratos aus Tenedos benannt) bekannt gewesen zu sein. Ecripides (,480 Y, Chr.) erwähnt die Zwillinjge. Die Gestirnbeschreibung des Aratus (278 V. Chr.), hauptsächlich auf den Überlieferungen des Eüdoxüs (409—356 v. Chr.) beruhend, zählt alle 12 Zodiakalzeichen auf (vgl. J. K. Schaubach, Geschichte d, griech. AMron(mie, 1802; E. Bethe, Das Alter d. gi'iech. Sternbilder^ Rhein, Mus, f, Philol, LV, 1900, S. 414). 6* 84 Die Zeitelemente und ihre historische Entwicklung. Jensen , ferner die Ausdehnung der Zeichen in der Ekliptik nach Epping, sowie die Bedeutung einiger Namen nach E. Bbown: 1. ku = Widder. Jeu = Abkürzung von I-Jcu = „der vordere" oder „Leitstern des Jahrs"; hiermit übereinstimmend Jensens Lesung lulim = „Vorderschaf" = „Leitschaf". Von 358 — 18*^ der Ekliptik. 2. te-te = Stier = GUD-an-na („Himmelsstier" nach Jensen). Der Hauptstem aldeharan heißt bei Epping Olä-Da = inänu („Stier, oder Krieger des Himmels"). Von 26 — 47®. 3. mas-maäu = Zwillinge; sumerisch maa-tab-ha (Jensen), assyi'isch tuumu (rahüti) = die großen Zwillinge. Von 61 — 85®. 4. nangaru = Krebs. Richtige Bezeichnung (n. Jensen) puluklcu (Krebs ?). Das Wort für Krebs im Sumerischen resp. Assyrischen ist nicht bekannt ; auf Grenzsteinen findet man aber öfters über einem Altar eine Schildkröte abgebildet. Bbown liest has = Teüung (Kolurkreis der Solstitien ?). Von 89—113®. 5. a = Löwe; a = Abkürzung von arü = Löwe. Von 111 — 148". 6. kl = Jungfrau; nach Jensen abäinu und äir'u (irgend eine Beziehung zu „Korn, Halm, Ähre"), Ohne Zweifel geht die (griechische) Darstellung der Ähre in der Hand der Jungfrau auf diese Namen zurück. Bbown setzt Jci = ctäru, einer Be- zeichnung für „Mondstation", der chinesischen 1. Mo = a Virginis entsprechend. Von 152 — 174®. 7. nüru (?) = Wage = zibänitu, gleichwertig der arabischen Be- zeichnung „Schere des Skorpions". Hiermit deckt sich die Bezeichnung ;^i?Aai = Scheren des Skorpions, bei Aratus. Von 177—2030. 8. ahrabu = Skorpion = sumer. Gir-tab (der Angreifer, der Stechende). Von 213— 216^. 9. 2^^ (od. hut) = Schütze; j^;a eine Abkürzung für den Stern pa-bil'sag = „der geflügelte Feuerbringer" ; kut= „der Bringer des Tages, des Tagesanfangs". Von 232— 262<>. 10. ÄaÄil = Steinbock; eigentliche Bedeutung = Ziegenfisch (s?^Äörw- Fisch mit eijzii = Ziege als Kopf), nämlich eine (auf Siegel- Zylindern bisweilen abgebildete) Ziegengestält mit Fischschwanz. Von 270—2940. 11. gu = Wassermann; Bedeutung von gu (assyr. M) ist unbekannt, vermutlich = „Gefäß (Urne)" des Wassermanns (Amphora). Von 298— 314<>. 12. zib = Fische (= „Himmelsmarke, Ordnung, End-Zeichen"), oder niniu == „Fisch (des Ea)". Auch das dar iiünu ,.Fischband" läßt sich inschriftlich nacliweisen. Von 314—0^. § 17. Der Zodiakus. 85 Der babylonische Tierkreis verbreitete sich im ganzen Orient und in Südeuropa, erfuhr aber daselbst verschiedene Umgestaltungen, indem er den landesüblichen Vorstellungen und besonders den Mythen angepaßt wurde. Der Skorpion nahm bei den Babyloniem früher zwei Tierkreiszeichen ein und wurde erst später getrennt. Bei Akatüs finden wir den Skorpion noch in der ersteren Gestalt, er erhielt sich also bei den Griechen bis ins 3. Jahrh. v. Chr., während zu dieser Zeit bei den Babyloniern das Sternbild in Wage und Skorpion geschieden war. Engonasin ist bei Eunox und Abatus noch ein auf den Knien flehender Mann, bei Ehatosthenes aber in den mit der Keule gegen die Schlange streitenden Herkules um- gewandelt. In einer von Teukros (etwa 1. Jahrh. n. Chr.) her- rührenden Beschreibung des Sternhimmels, welche im 5. Jahrh. von Rhetobios bearbeitet und späterhin von vielen benützt worden ist, hat BoLL verschiedene Hinweise darauf gefunden, daß, obwohl diese Autoren die Sternbilder Ägyptens beschreiben, doch in den Dar- stellungen Verschiedenes vorkommt, was nichtägyptischen Ursprungs sein muß: so stimmt die Beschreibung des Schützen als eines ge- flügelten, den Bogen spannenden Zentauren mit Doppelkopf und Doppel- schwanz (desgleichen erscheint er so auf den beiden Dendera) ganz mit der babylonischen Darstellung auf den Grenzsteinen (vgl. oben S. 83). Boll hat noch auf einen Umstand aufmerksam gemacht, der die Verbreitung des Tierkreises in Asien erklären könnte. Bei den Tibetanern, den Thai und Khmer, sowie bei den Chinesen und Japanern (s. § 118 u. 125) und anderen asiatischen Völkern finden wir einen sehr alten Duodenar-Zyklus vor, welcher vorzugsweise zur Bezeichnung der Jahre dient, in China aber auch ehemals zur Zählung der Monate und Tage (zur Zählung der Tagesteile bei den Doppel- stunden noch jetzt) verwendet wurde. Dieser 12 teilige Zyklus wird durch Tiere charakterisiert und in folgender Ordnung gebraucht: 1. Maus (Eatte) 7. Pferd 2. Ochs (Stier) 8. Schaf (Ziege, Widder) 3. Tiger 9. Affe 4. Hase 10. Hahn (Henne, Vogel) 5. Drache 11. Hund 6. Schlange 12. Schwein (Eber) Bailly vermutete schon ^, daß dieser Zyklus einst in ganz Asien verbereitet gewesen sei, und daß die chinesischen Zodiakalzeichen durch die eben angeführten 12 Tiernamen bekannt worden seien. 1) Histoire de VÄstron. ancienne, Paris 1775. (Eclair. IX. Des Constellations, du Zodiaque et des Planisphires anciens, S. 493.) 86 Die Zeitelemente und ihre historische Entwicklung. A. V. Humboldt hat den ostasiatischen Tierzyklus mit den Namen der altmexikanischen Tage nnd mit dem Tierkreis des Bianchini ver- glichen^ und glaubte eine gewisse Übereinstimmung in den gegen- seitigen Bezeichnungen feststellen zu können. Nach Boll kommen nun in den oben erwähnten ägyptischen Himmelsbeschreibungen (und zwar vollständig nur im TEUKBOs-RHETOEios-Texte) bei den Dekanen der einzelnen Sternbilder 12 Tiemamen vor, nämlich bei T der Kater bei :£^ der Bock „ V der Hund „ Vit der Stier (die Kuh) „ n die Schlange „ ^ der Sperber „ 25 der Käfer „ *)o der Aflfe „ Sl der Esel „ vx der Ibis „ npder Löwe ,, 5 das Krokodil In derselben Ordnung und mit denselben Tieren ist ein von Dakessy beschriebener doppelter Zodiakus römischer Arbeit ausgestattet ^. Auf dem oben erwähnten Tierkreis des Bianchini * kommen 5 konzentrische Kreise vor ; der zweite enthält eine Reihe von Tieren ; noch erkennn- bar davon sind bei y der Hund bei np der Löwe „ n die Schlange „ £b die Ziege „ S> der Krebs „ Ui das Rind, T) Sl der Esel also dieselbe Reihe wie bei den beiden vorher angeführten Tierkreis- beschreibungen. Eine Ähnlichkeit mit diesen Tierkreisen scheint auch der von Pococke beschriebene Zodiak von Panopolis (Akhmin) gehabt zu haben*. Der oben angeführte ostasiatische Zyklus, verglichen mit den 12 Tieren dieser drei Tierkreise, ergibt einen gewissen Zusammen- hang: Ochs (Stier), Schlange, Ziege (Bock), Affe, Hund kommen beiderseits vor, verwandt sind wenigstens Tiger-Löwe, Drache-Krokodil, Pferd-Esel, Hahn (Vogel) - Ibis, unvergleichbar bleiben nur drei : Maus, Hase und Schwein, mit Katze, Käfer und Sperber. Wenn man über die völlig ungleiche Anordnung des Zyklus gegen die Tierfolge im 1) Vue des CordiUeres IL 6—12, 60. 2) S. Literatur am Schluß dieses Kapitels. 3) 1705 auf dem Aventin gefunden und zuerst von Fb. Bianchini (1662—1729) beschrieben; durch Napoleon I. im Louvre aufgesteUt. Der Tierkreis ist unter dem Namen ^die Planisphäre des BiANcmKi" oder als Marmoraltar des Louvre bekannt. 4) Descriptions of the East I 77. Der Zodiak (jetzt zerstört) hatte in der Mitte die Sonne, im Kreise herum 12 Vögel, im 8. Kreise die 12 Tierkreiszeichen, im 4. Kreise 12 Gestalten. § 1 7. Der Zodiakus. 87 Zodiak wegsehen darf, würde man also annehmen müssen, daß der ostasiatische Tierzyklus früher in Westasien (und Ägypten) verbreitet war und zur Bezeichnung des Sonnenzodiakus verwendet worden ist. Auf indischen Tierkreisen kommen bisweilen ebenfalls die oben be- merkten Tiere vor^ auch scheinen sie hie und da für die Bezeichnung der indischen 11 Karana (s. über diese § 94) gebraucht zu werden. Für die Geschichte der Verbreitung des Tierkreises in Ajsien von Wichtigkeit, aber, wie es scheint, bisher nicht recht gewürdigt (auch bei BoLii nicht erwähnt), sind ferner die Tierkreisdarstellungen aus Java, die sich auf becherförmigen Gefäßen aus Kupferblech vorfinden ^ und außerdem in einigen Handschriften beschrieben sind. Nach den Beschreibungen und Abbildungen, die T. St. Eaffles, J. Cbawfhbd, Th. Fbibdebich und H. C. Millies davon geben, muß man schließen, daß in diesen javanischen Tierkreisen etwas von dem babylonischen Urbild erhalten geblieben ist. Java wurde von Indien aus kolonisiert; mit gewissen Eigentümlichkeiten der indischen Zeitrechnung mag gleichzeitig der indische Tierkreis nach Java übergegangen sein; Reste der alten Zeitrechnung sind gegenwärtig noch trotz der Über- wucherung des Mohammedanismus vorhanden. Da der indische Tier- kreis auf dem westasiatischen beruht, der seinerseits wieder auf den babylonischen zurückgeht, so ist es nicht befremdend, daß im java- nischen Zodiak Spuren mehrerer Quellen sichtbar werden^. Auf die 1) Ebabd Mollien, Becherches sur le zodiaque Indien. {Mim, prSs, p, divers savants ä VAcad, d. Inscript, I S^r., T. III, 1858, S. 240—276). Ein Zodiak auf einer Kupferplatte der Pagode von Chellambaram zeigt: Götter und Figuren der Planeten, am Rande die Schutssgötter der 27 nakahatra, als Zwischenstücke die Zodiakalzeichen , darüber und dazwischen folgende Tiere: Hahn, Katze, Löwe, Hund, Stier, Esel, Elefant, Rabe (Vogel). Ein gemalter Zodiak auf der Mauer einer Pagode im Fort von Trichinopoly zeigt in der Mitte eine Lotosblume; um dieselbe laufen in 6 Ringen : die 7 Wochentage, die 7 Planeten und die 2 Drachen- Btücke (Mondknoten), die 11 Jcarana in Form von Tieren, die 12 Zodiakalzeichen, die 14 tiihi und die 27 ndkshatra samt ihren Gottheiten. 2) Diese Gefäße rühren aus der Hinduzeit her; sie dienten wahrscheinlich zu astrologischen Zwecken. Das Museum in Leyden soll Originale besitzen; im Berliner Museum für Völkerkunde sind solche Becher nicht vorhanden, wie mir mitgeteilt wurde. 8) Eine ganz kurze Beschreibung der einzelnen javanischen Zodiakalbilder wird hier am Platze sein: 1. Widder: Obwohl der Widder für die Javaner fremdländisch ist, wird das Zeichen durch ein Widder-ähnliches Tier, auf einem Fußstücke stehend, ausgedrückt. 2. Stier: Ein Stier mit mehreren (vier) Hörnern. 3. Zwillinge: Ein krebsartiges Schaltier, welches immer paarweise im Meere angetroffen wird; auch als Zweiflügler (Schmetterling?) dargestellt. 4. Krebs: Ein Seekrebs mit aufwärts gerichteten Scheren. 5. Löwe: Sitzender Löwe oder Hund, auch dämonen- haftes Tier mit Hörnern und Hufen. 6. Jungfrau: Frauengestalt, knieend oder nach orientalischer Weise sitzend, in der Linken ein Werkzeug. 7. Wage: Eher Jochform als Schale; doch letztere auf javanischen und indischen Denkmälern gleich. 8. Skorpion: Skorpion mit Stachel. 9. Schütze: Einzelner Pfeil, oder 88 Die Zeitelemente iind ihre historische Entwicklung. babylonische weist der Stierdämon (Stier), der sitzende Hund (Löwe), das Joch (Wage), der Skorpion, das gehörnte Meertier (Steinbock), die Urne (Wassermann) und der abenteuerliche Fisch (Fisch). Auf den genannten javanischen Bechern ist über jedem Zodiakalbilde ein und dieselbe Gestalt angebracht, die 6. etwas größer, was 12 Genien, ähnlich wie auf den westasiatischen Tierkreisen, zu entsprechen scheint. Merkwürdig ist noch, daß die Jahreszahl auf vielen Bechern gerade beim 9. Zeichen angebracht worden ist. Der 9. Monat ist in der alt javanischen Zeitrechnung (s. § 120) Äo^aw^ra = März , der indische Chaitra. Dieser Monat bildet in vielen indischen Ären den Jahresanfang. Betrachtet man dagegen als erstes Zodiakalzeichen Widder = chaitra, so wäre das neunte im Monat Märgaiirsha (Oktob. Nov.), von welchem Monate allerdings nicht sicher ist, ob eine der indischen Ären das Jahr damit begonnen hat. Auf die weite Verbreitung des westasiatischen Tierki'eises deuten endlich die Namen, die die Zodiakalzeichen auf Sunda, Sumatra und dem malaiischen Archipel haben. Während die javanischen (s. Tabelle am Anfang dieses Paragraphen) und die malaiischen sich an die arabischen Namen anlehnen, sind die alt javanischen , sowie die auf Sumatra (Battak) aus den indischen Sanskritnamen entlehnt; die Namen auf Madagaskar entstammen wieder den arabischen. § 18. Ären. Zyklen. Jahres-, Monats- und Tagesteilnng. Die Jahre wurden auf den niedrigen Stufen der Zeitrechnung gewöhnlich nach irgend einem darin vorgefallenen Ereignisse benannt und die Zeit gelegentlich von einem solchen Jahre ab gezählt, so vom Jahre eines Erdbebens, von der Eröffnung eines Bewässerungskanals, der Befestigung einer Stadt u. dgl Solche Zählweise bemerken wir in der altjüdischen, assyrisch-babylonischen und ägyptischen Zeit. Da größere Jahresreihen sich nach solchen Jahren nicht ohne Mißver- ständnisse vergleichen lassen und zu vielen Verwechslungen Anlaß geben mußten, so benützte man später die ordnungsgemäß fortgeführten Verzeichnisse der Statthalter, der Vorstände von Stadtgemeinden (Eponymen, Archonten) und zählte die Jahre von dem Jahre des Amtsantrittes, bei den Königen nach deren Lebensjahren oder von dem Jahre ihrer Regentschaftsübemahme. Hervorragend ist in dieser Hinsicht die Zählung nach den Konsuln, die sich bis über das Alter- Pfeil mit Bogen, oder auch Figur mit Bogen. 10. Steinbock: Phantastisches, gehörntes Schaltier, mit Scheren. 11. Wassermann: Gefäß, Urne oder Topf (der Sanskritname fiir Wassermann = Äum&Äa heißt Topf ). 12. Fische: Ein einzelner Fisch, auch Delphin mit Rüssel; das Zodiakalzeichen für Fisch = mtna heißt im Kawi Fisch, Seefisch). — Die Zeichen 1, 2, 8, 10, 11 stimmen mit den entsprechenden der indischen (besonders der südindischen) Tierkreise fast ganz Uberein. § 18, Ären. Zykleo. Jahres-, Monats- und Tagesteilung. 89 tum hinaus erhielt Da sich bei geschichtlichen E^chnungen und chronologischen Vergleichungen die Notwendigkeit einstellte, große Jahresreihen von einer bekannten Zeit ab zu zählen, so wählte man hiezu historische Epochen, wie Kriege, Gründungen u. s. w. So rechnet das Alte Testament vom Auszuge aus Ägypten, von der Erbauung des ersten Tempels, von der Zeit der Wegführung des jüdischen Volkes in die babylonische Gefangenschaft. Thukydides zählt die Jahre vom Anfange des peloponnesischen Krieges, von der Eroberung Trojas, vom Sturze der Pisistratiden u. s. w. Polybius rechnet die Einnahme Eoms durch Brennus nach den Jahren der Schlacht bei Aigospotamoi (oder von Leuktra). Allmählich verlangte die Geschichte und die Chronologie für die Zählung nach einem festen, womöglich bis auf den Tag bestimmten Ausgangspunkt. So bildeten sich die Ären aus. Das Wort Ära^ stammt von der etwa seit dem 5. Jahrh. n. Chr. in Spanien und Portugal üblichen gewesenen sog. spanischen Ära (hierüber im in. Bande); die Jahre dieser Zeitrechnung werden nämlich in den Dokumenten, Inschriften u. s. w. mit dem Zusatz Era verbunden ; aus diesem Attribute entwickelte sich in der Chronologie der Begriff einer von einem festen Zeitpunkte ausgehenden Jahresreihe. Die astro- nomischen Ären wurden von den Chronologen und Astronomen auf- gestellt und vorzugsweise von diesen gebraucht. Die älteste ist die Ära des Nahonassar, welche wahrscheinlich babylonischen Ursprungs ist, aber von Ägypten (den alexandrinischen Astronomen) aus unter den Chronologen sich verbreitet hat; die Ära vom Tode Alexanders (philippische Ära) und die Ära des Augustus sind eigentlich Fort- setzungen der Ära Ndbonassaf. Das Kaliyuga der Inder ist ebenfalls eine astronomische Ära, von einer angeblichen Planetenkonjunktion ausgehend. Religionsären entstanden durch die Anknüpfung der Zeitzählung an Lebensumstände hervorragender Religionsstifter; so die christliche Ära von dem Geburtsjahr Jesu^ die Hidschra vom Jahre der Flucht Mohammeds, die burmesische Ära zum Gedächtnis der Einführung des Buddhismus, die buddhistische Ära vom Todesjahre des Buddha. Die Überzahl der Ären sind politische Ären, von den Jahren der Regenten, der Dynastien u. s. w. gerechnet. Sie sind weniger beständig, da mit dem Wechsel der politischen Verhältnisse recht oft eine Änderung des Ausgangspunktes der Jahrzählung ein- tritt, wie bei den Ären der kleinasiatischen Städte, den Ären in Indien u. s. f. Eine besondere Klasse bilden die Weltären, welche 1) Richtig Era\ so lautet die Schreibung in den Urkunden. Die Ableitung des Wortes era hat man aus einer Reihe von Sprachen versucht, aus dem Arabischen, Hebräischen, Grothischen, Lateinischen, Iberischen. 90 Die Zeitelemente und ihre historische Entwicklung. auf das Schöpfungsjahr zurückgehen wollen, wie die verschiedenen Weltären der Christen und Juden, die byzantinische, welche große Verbreitung erlangte, u. a. Von anderen Ären seien hier nur noch die Rechnungen nach Jahren der Stadt Rom (die verbreitetste , die sog. varronische, von 753 v. Chr.) und die Olympiaden (die erste im Sommer 776 v. Chr.) erwähnt. Zyklen (Zirkel, Zeitkreise, Perioden) sind wieder- kehrende Jahresreihen, nach deren Ablauf sich astronomische oder anderweitige Verhältnisse wiederholen. An die Spitze derselben ist der jedenfalls unter dem Einflüsse des Sexagesimalsystems entstandene Sexagesimalzyklus der Chinesen zu stellen, der in seiner Anwendung auf Monate und Tage sehr alt, in Beziehung auf die Jahrzählung jüngeren Datums ist. Hierher gehört ferner der 60 jährige und 12jährige Jupiterzyklus der Inder, sowie der südindische graha- parivritti (90 Sonnenjahre) und der 0/iÄ;o-Zyklus (59 Lunisolarjahre). Historisches Interesse haben die sexagesimalen Saren, Neren und Sossen der Babylonier, die ifan-Periode, Set-Fenoäß (30 Jahre), die Apisperiode (25 Jahre), die Phönixperiode und die Sothisperiode (1461 Jahre) der Ägypter. In die Zyklen kann man schließlich die sog. großen und kleinen Jahre, die Weltalter, die Sabbat- und Jubeljahre u. a. einreihen. Chronologisch von großer Bedeutung waren die schon früher erwähnte Metonsche und Kallippische Periode, welche in Griechenland die schwankende Rechnung nach Olympiaden be- seitigten. — Von den astronomischen Zyklen kann vorläufig (näheres im II. u. III. Bande) der Sonnenzirkel (cyclus solaris) und der Mondzirkel (circulus lunaris) erwähnt werden. Der erstere stellt eine Reihe von 28 Jahren vor, nach deren Ablauf wieder gleiche Wochen- tage mit gleichen Monatstagen zusammenfallen^. Als 1. Jahr des 1. Zyklus nimmt man das Jahr 9 v. Chr. an. Hat man den Sonnen- zirkel für ein gegebenes Jahr unserer Jahrform zu finden, so wird man also 9 zu der Jahreszahl addieren und die Summe durch 28 divi- dieren; der Rest bezeichnet den Sonnenzirkel. (Bleibt kein Rest, so ist der Sonnenzirkel = 28.) Der Mondzirkel faßt 19 Sonnenjahre (s. vorher S. 65). Die Zahl, welche die Stelle eines Jahres in diesem Zyklus angibt, heißt die goldene Zahl {numerus aureus). Füi* die Bestimmung der goldenen Zahl wird das Jahr 1 v. Chr. als erstes Jahr eines Mondzyklus angenommen. Man findet also die goldene 1) Das 365tägige Jahr hat 52 Wochen + 1 Tag, das 366tägige 52 Wochen + 2 Tage. Der Beginn des Jahrs rückt also nach einem gemeinen Jahre um einen Tag, nach dem Schaltjahre um zwei Wochentage vor. Bei gemeinen Jahren würde in einer Jahresreihe nach je 7 Jahren das Datum auf dieselben Wochentage zurück- kehren ; da jedes 4. Jahr aber ein Schaltjahr ist, erfolgt diese Rückkehr erst nach 4 • 7 = 28 Jahren. § 18. Ären. Zyklen. Jahres-, Monats- und Tagesteilung. 91 Zahl eines Jahres, wenn man zur betreffenden Jahreszahl der chnst- liehen Ära 1 addiert und die Summe durch 19 dividiert; der Rest gibt die goldene Zahl. (Wenn der Rest = 0, ist 19 die goldene Zahl). Auf die Anwendung und Besonderheiten dieser Zyklen komme ich bei der christlichen Zeitrechnung zurttck. Der Begriff Jahr ist aus der Vorstellung eines Kreislaufes (der Jahreszeiten) entstanden, oder steht mit Jahreszeiten in direkter Ver- bindung. Das griechische iviavroc deutet auf den Kreislauf, desgleichen die Zusätze neQinkofuvog, negirdikofiivog (= im Kreise, im Umlauf der Jahre ; oft bei Homeb), ebenso das altgriechische Xvxußag = Licht- gang (der Sonne d. h. des Jahres); femer das lateinische anmcs. Das zendische järe, das deutsche jähr und das gothische atapni dürften Bezeichnungen an und für sich sein. Dagegen hängt die Wurzel des Sanskritnamens für Jahr = samvat, samvatsara mit vasanta = Frühling zusammen. Auch ns« = schanah bedeutet nach der Ver- mutung einiger eigentlich Jahreszeit. Die Jahreszeiten wurden anfänglich den klimatischen Ab- stufungen entsprechend nur in 2 oder 3 Zeiten zusammengefaßt, später erweiterte man hie und da diese Teilungen. Als die älteste Unter- scheidung hat man die Jahresteilung in die warme und kalte, oder trockene und nasse Zeit anzusehen. So scheinen in Griechenland an- fänglich nur Sommer und Winter im Sprachgebrauch unterschieden worden zu sein; Hesiod kennt ägorog, den beginnenden Winter, und cifii]Togj den beginnenden Sommer; desgleichen dürften die Hebräer der alten Zeit nur zwei eigentliche Jahreszeiten, kajiz den Sommer, und ehoref den Winter, unterschieden haben. Homee spricht von drei Jahreszeiten, tag = Frühling, &igog = Sommer, und x^f^^^ = Winter. In der vedischen Periode der Inder galt ebenfalls die dreifache Jahres- zeit: warme Zeit, Regenzeit und kühle Zeit, sie hatten aber in noch früherer Epoche nur hima den Winter und samä den Sommer. Die Ägypter kamen frühzeitig zu einer Dreiteilung nach Jahreszeiten. Nach ihrer Ausbreitung über Indien hatten die Inder fünf, zuletzt sechs Jahreszeiten. Bei den vonslamischen Arabern kommen vier und sechs Jahreszeiten vor (ursprünglich hatten sie wahrscheinlich drei), desgleichen bei den alten Persem. — Den Beginn der Jahres- zeiten schätzte man in der ältesten Zeit nach der Stellung gewisser Gestirne. Die Griechen und Römer richteten sich nach dem Wieder- erscheinen und Verschwinden der Plejaden, die Chinesen achteten auf den großen Bären. „Wenn der Schwanz des Bären nach Osten zeigt, ist es überall Frühling; wenn er nach Süden weist, ist es Sommer; wenn er nach Westen zeigt, ist es Herbst, und wenn er nach Norden sich richtet, wird es Winter" (Ho-Jctumg-tse). Oder man merkte auf den Stand der Sterne, welche die Mondstationen bildeten, und unter- 92 Die Zeitel erneute und ihre historische Entwicklung. schied danach (wie die Chinesen und Araber) die Wintermondhäuser von den Sommerstationen. Der Monat ging entweder aus den Jahreszeitenbildungen oder aus direkter Teilung des Jahrs hervor. Das erstere sieht man noch an den Spuren der Halbjahrrechnung, die sich hie und da vorfinden. Dadurch, daß man anfänglich die Zeit nur als nasse oder kühle und als trockene oder heiße unterschied, war das Halbjahr, welches zur Anordnung der Ackerbauarbeiten hinreichte, schon gegeben. Die Monate, d. h. die 6 Unterabteilungen , in welche später das Halbjahr zerlegt wurde, verraten durch ihre paarweise Gruppierung bisweilen ihre Entstehung. Die alten vedischen Monate z. B. erscheinen deutlich paarweise verbunden (je 3 Doppelmonate in einem Halbjahr) und weisen, wie die Namen Madhu- Mädhava (Honig - honigartig), Sukra- Suci (leuchtend -brennend), Nahhas - Ndbha^ya (Gewölk- wolkig), Jsh- ürj (Saft-Kraft), Sahas - Sahcmja (Gewalt-gewaltsam), Tapas - Tapasya (Wärme -warm) zeigen, auf die 6 (ehemals 2) Jahreszeiten zurück. Bei den Arabern erscheinen nur die Monate des einen Halbjahrs ge- koppelt, die anderen nicht: Rehi 7, Bebt 11, Dschumudfi I, Dschumädä 11, Dhul'Jcade, Dhul-hiädsche, jedoch sollen die Monate Moharrem und Safar früher als Safar I und Safar II bezeichnet worden sein (s. § 49 u. 52). Ebensolche Verbindungen, jedoch viel weniger deutlich, kommen anderwärts vor (bei den syrischen Monaten Tisri I und Tisi'i II, Kanun I, Kanun II; bei den Angelsachsen hieß Juni der „erste milde Monat", Juli der „zweite milde Monat**, bei uns der Januar „der große Hörn", Februar „der kleine Hörn"). Die 12-Teilung des Jahrs entwickelte sich aber auch durch die Wahrnehmung, daß während der Wiederkehr derselben Jahreszeit, d. h. innerhalb zweier Halbjahre, der Mond ungefähr zwölfmal die gleichen Phasen zeigte. Als man die größere Länge des Sonnenjahrs einigermaßen kennen gelernt hatte und man den Monat größer voraussetzen mußte, wurden die Zodiakalabschnitte egalisiert, d. h. zu 30^ angesetzt. Man be- trachtete, unter dem Einflüsse des Sexagesimalsystems, den Sonnenlauf (das Jahr) fernerhin als Kreis von S&O^ (bei den Chinesen 365 "/ 4^). Als „Monat" wurde in den ältesten Zeiten nur der Lichtmonat genommen, nämlich die Zeit zwischen der Wiederkehr derselben Mond- phase. Den Anfang des Monats bildete überall der Tag des Neu- lichts, d. h. das Erscheinen der ersten feinen Sichel nach dem Neumonde. Da diese Sichtbarkeit je nach der Lage der Ekliptik gegen den Horizont verschieden ist, mußte die jedesmalige Beobachtung entscheiden, deren Ergebnis man in primitiver Weise dem Volke be- kannt machte. Mit der Ausbildung astronomischer Kenntnisse wurde die Neulichtbestimmung auf Grund von Regeln vorgenommen; die Rechnung nach dem Neulichte hatte sich aber (insbesondere durch § 18. Ären. Zyklen. Jahres-, Monats- und Tagesteilung. 93 die Feier verschiedener Feste, die an die Neumondszeit gebunden waren) beim Volke so befestigt, daß man nach dem Neulichte noch weiter rechnete, als die Ordner des Kalenders schon längst die Neu- und Vollmonde zyklisch vorausberechnen konnten. Hiervon geben die astronomischen Tafeln der Babylonier des 3. Jahrh. v. Chr. einen Beweis, in welchen eine Reihe Zahlenkolumnen auftreten, welche zur Vorausbestimmung der Zeit des Neulichtes dienen sollen. Auch die späteren Juden verfügten (wie ans Maimonides hervorgeht) über solche Regeln. Aus den Angaben der babylonischen Tafeln folgt für das Intervall des Neulichts nach dem Neumond eine Zeit von 19 bis 50 Stunden \ der Durchschnittsbetrag würde also etwa 1 Va Tage sein. Nach den Beobachtungen mit freiem Auge, die F. J. Schmidt in Athen gemacht hat, liegt die Zeit der Sichtbarkeit der ersten Sichel zwischen 63 — 29 Stunden nach Neumond ^. Man wird demnach, wenn von der berechneten Zeit des wahren Neumonds auf die Zeit der ersten Sichel geschlossen werden soll, etwa den babjionischen Durchschnitts- wert von 1^/2 Tagen nach Neumond anzunehmen haben. Ein zu- verlässigeres Resultat läßt sich herstellen, wenn man mittelst Neugebaiters Mondtafeln (s. S. 54) die Mondörter für mehrere Tage und daraus die Untergangszeiten des Mondes ermittelt ; wenn man auch die üntergangszeit der Sonne und die Dauer der astronomischen Dämmerung 1) Strassmaieb u. EppDra, Astronomisches aus Babylon^ S. 42. 95. 2; Abgesehen von der Durchsichtigkeit der Luft u. s. w. hängt die früheste Sichtbarkeit der Mondsichel für das freie Auge von der geographischen Breite des Ortes und von der Monddeklination ab. Je steiler die scheinbare Mondbahn gegen den Horizont abfällt, desto eher kann die Sichel gesehen werden. Für unsere Breiten sind deshalb Winter und Fi-ühjahr am günstigsten, am spätesten wird der Mond in den Sommermonaten gesehen. Für südlichere Breiten ist die Dämmerung kürzer, daher auch die Sichel leichter sichtbar (auch im Sommer). Beobachtungen der Zeit, wann nach Neumond die Sichel zum erstenmal am Abendhimmel gesehen werden kanu, sind für südlichere europäische Breiten nicht viele vorhanden. F. J. Schmidt hat zu Athen (und Korinth) von 1859—67 solche Beobachtungen gemacht {Astron. Nachr., vol. 71, 1868, S. 202). Er gibt aus 23 Aufeeichnungen folgende Mittel- zahlen für die einzelnen Monate: Januar 29,5 Stunden, Februar 40,9, März 30,8, April 31,5, Juni 46,0, Juli 88,2, August 54,0, September 63,0, Oktober 44,5, November 48,7, Dezember 38,7 Stunden. Vereinigt man diese Monatsmittel zu Vierteljahrsmitteln, so erhält man für den Frühling 32, Sommer 46, Herbst 52, Winter 36 Stunden, aus welchen Zahlen die bei weitem frühere Sichtbarkeit der Sichel in den Herbst-, Winter- und Frühjahrsmonaten ohne weiteres hervorgeht. Unter sehr günstigen Umständen, und wenn man den Ort des Mondes am Himmel durch Vorausberechnung gut kennt, dürfte sich für das in Rede stehende Intervall aus- nahmsweise ein Tag annehmen lassen. Über die Sichtbarkeit der Sichel in nörd- licheren Breiten (England) s. Denning, VmhiUty of the new moon {The Astrono- mical Eegister^ vol. XIX p. 119, London 1881), Über neuere Beobachtungen mittelst Opernglases s. 0. Schrader, Astron. Nachr., vol. 168, 1905, S. 319. Vgl. auch C. LiTTRow, Zur Kenntnis der kleinsten sichtbaren Mondphasen {Sitzher. d. Wiener Akad. d. Wiss., Bd. 66, math. KL, 1872). 94 Die Zeitelemente und ihre historische Entwicklung. berechnet, wird man die Bedingungen, ob die Sichel zu einer an- genommenen Zeit schon sichtbar sein konnte, gut beurteilen können. Die Einteilung des Monats tritt in verschiedenen Formen auf. Sowohl der siderische wie der synodische Mondmonat, sowie später der SOtägige Monat des zur Ausgleichung bestimmten Jahres bilden den Ausgangspunkt. Die natürliche Zerlegung ist die des Monats nach 2 Hälften, vom unsichtbaren Neumond bis zum Voll- mond, und von diesem bis zum Neumond. Bei den Indern hat sie sich noch bis heute erhalten; die vedischen Texte kennen schon die die helle oder lichte Hälfte (pürva paksha) und die dunkle oder schwarze (apara paksha). Die Zeit des Vollmonds war bei den Indern, Harranitem, Arabern mit Zeremonien und Festen verknüpft, das Erscheinen des Neulichts wurde mit Geschrei begrüßt (wie bei den arabischen Stämmen) oder öffentlich ausgerufen (wie bei den Juden und Römern). Im alten China soll der Gebrauch bestanden haben, daß man an jedem 2. und 16. des Monats (d.h. nach der ersten Sichel und nach Vollmond) der Geisterwelt ein Opfer brachte. Davon haben sich noch 2 Festtage des chinesischen Kalenders, der 2. Tag des ersten Monats (genannt „der erste Opfertag") und der 16. des letzten Monats („der letzte Opfertag") erhalten. Auf die Auffassung des Monats im Sinne einer Zweiteilung weisen auch die Ausdrücke vovfitjvia (erster Monatstag) und dixofir]via (Vollmondstag) bei den ältesten Griechen, die altgermanischen 14tägigen Fristen u.a. — Wichtig ist für die vergleichende Chronologie die fünftägige Woche ihamu^tu) der Babylonier (s. § 24), weil sie auf dem Sexagesimal- prinzip beruht; sie diente im Handels- und Geldverkehr; einen gleichen Zweck hatte die ebenfalls fünftägige alte ^o^ar -Woche auf Java (s. § 120). — Die zehntägige Woche (Dekade) ist aus Denk- mälern für die Ägypter festgestellt (s. § 35), Spuren finden sich bei den Chinesen (s. § 127). — Die siebentägige Woche ist nicht babylonischen Ursprungs (s. § 24), sondern hat überhaupt nur ihre Entstehung in Vorderasien zu suchen; die heilige Siebenzahl spielte dabei die wesentliche Ursache. Hierauf weist die Hervorhebung des 7. Tages bei den Babyloniern (des 7., 14., 19., 21., 28. Tages), wie auch die astrologische Bedeutung der siebentägigen Frist Bei den Juden ging die (vermutlich ursprüngliche astrologische) siebentägige Woche in den bürgerlichen Gebrauch über, unabhängig vom Mond- monat. Derselben gemeinsamen vorderasiatischen Quelle entstammt die siebentägige Woche der alten Perser. Spuren siebentägiger Fristen finden sich in Indien, bei den chinesischen Buddhisten (in der Heiligung des 8., 15. und 23. Monatstages) und in dem alten wukvrZy^\i& auf Java (30 Wochen zu 7 Tagen). — Endlich wäre die rein sexagesimale eotägige „Woche" (richtiger der Zyklus) der Chinesen zu nennen. §18. Ären. Zyklen. Jahres-, Monats- und Tagesteilung. 95 Den Tag kann man entweder als die Zeit zwischen dem Auf- und Untergänge der Sonne (Lichttag), resp. zwischen dem Untergang und Anfgang derselben (Nacht) ansehen, oder als die Zeit, welche zwischen zwei Meridiandnrchgängen der Sonne liegt. Der erstere ist der natürliche Tag, der zweite heißt der bürgerliche Tag {dies naturalis, dies civilis, Kalendertag). Einige Sprachen unter- scheiden diese Begriffe voneinander. Im Dänischen und Schwedischen heißt der natürliche Tag (Lichttag) dag, der bürgerliche dagegen dänisch dogn, schwedisch dygn; im Griechischen gilt wx&w^Qov nur für den bürgerlichen Tag, schehanruz im Persischen. Der natürliche Tag bildete bei den Völkern, deren Zeitrechnung uns hier im L Bande interessiert, die Grundlage der Teilung. Es wurde nämlich die Zeit zwischen dem Auf- und Untergang der Sonne in 12 gleiche Teile und die Nacht in ebensolche 12 TeUe geteilt. Da der Tag- und Nacht- bogen der Sonne sich mit den Jahreszeiten fortwährend verändert, auch für jede geographische Breite ein anderer ist, wechselten die Stunden dieser Teilung von einer Jahreszeit zur anderen an Länge. Mittag fiel also auf den Anfang der 7. Tagesstunde, Mittemacht auf den Anfang der 7. Nachtstunde. Diese Stunden heißen bei den griechischen Astronomen wgai xaiQixal Qiorae temporales oder horae inaequales), d. h. Stunden, die von Bedingungen, von der jeweiUgen Läi^e des Tages und der Nacht abhängen. Sie wurden mittelst der Sonnen- und Wasseruhren (clepsydra) gemessen. Diese Stunden waren überall im bürgerlichen Leben verbreitet. Bei den griechischen und orientalischen Astronomen kommen auch unsere gegenwärtigen Stunden, die Vierundzwanzigstel des bürgerlichen Tages, vor; sie werden nur für die Zwecke der Rechnung gebraucht; bei den klassischen Schriftstellern werden sie sehr selten erwähnt (bei Plinius hist nat. H 99, VI 39, XVIII 59). Diese gleichlangen Stunden hießen (agai lao^BQtvai {horae aequinodiales). Ptolemäus gebraucht haupt- sächlich diese und unterscheidet sie als „gleichteilige" Stunden von den anderen „zeitlichen"; er rechnet sie von Mittag zu Mittag. Die Temporalstunden haben während des ganzen Altertums und noch lange im Mittelalter Geltung gehabt. Mit dem 14. Jahrh. gewannen aber die Äquinoktialstunden (durch die Einführung der Schlag- uhren) allmählich Eingang. — Der Tagesanfang wird sehr ver- schieden gerechnet. Im allgemeinen betrachten die Völker, welche ein Sonnenjahr haben, den Sonnenaufgang als Tagesbeginn, jene, die nach dem Monde zählen, den Sonnenuntergang. Die Ägypter fingen sehr wahrscheinlich den Tag mit der Morgendämmerung an, ebenso die alten Perser ; betreffs der Babylonier ist der Tagesanfang noch nicht hinreichend sicher erwiesen ; in Hinsicht der Griechen halten die einen am Sonnenuntergänge fest, während andere den Sonnenaufgang als 96 Die Zeitelemente und ihre historische Entwicklung. Tagesanfang glauben nachweisen zu können. Die Römer nahmen Mitternacht als Tagesbeginn, desgleichen die Chinesen schon in alter Zeit. Die Araber, Türken und Juden rechnen von Sonnenuntergang. Es muß noch daran erinnert werden (vgl. S. 16), daß die heutigen Astronomen den Tag von Mittag zu Mittag zählen (seit Ptolemäus), und zwar von 1^ bis 24** hindurch, woraus sich gegen die bürgerliche Zählung ein Unterschied von einem halben Tage (im ersten Halb- kreise des Tags) ergibt. Die Rechnung nach Nächten finden wir bei den Arabern, aber nach den Zeugnissen von Caesab {de belJo OaUico VI 18) und Tacitus {German. c. 11) auch bei den Galliern und Germanen. Zuletzt noch einige Bemerkungen über den Ursprung der 24-Teilung des Tag-Nacht-Kreises. Ohne Frage ist die (babj-lonische) Doppelstunde (Kas-hu) der Ausgangspunkt dazu gewesen. Wie man auf die Doppelstunde kommen konnte , und welche Rolle dabei der Zodiakus spielte, wurde schon früher erwähnt (vgl. S. 80). Durch die Doppelstunde war die 12-Teilung des Tagkreises gegeben, welche nach dem Vorbild der 12-Teilung des Jahrkreises (der 12 Monate) ausgeführt wurde. Als man der Länge des Mondjahrs einigermaßen sicher war und Versuche machte, auf Grund eines etwas längeren Jahrs des 360 tägigen Rundjahrs (s. S. 69) , durch Schaltungen auf das der Sonnenbewegung angepaßte Jahr überzugehen, nahm man jeden Kreis, auch den Tagkreis, zu 360 Teilen an, also die Doppel- stunde zu 30®, analog der Sonnenbewegung von 30® in einem Zwölftel- jahr (Monat). Die Doppelstunde wurde dann sexagesimal weiter ab- geteilt, wie der Grad des Kreises. Der natürlichen Vierteilung des Tages durch die Sonne in Morgen, Mittag, Abend und Mitternacht entsprach der Quadrant des Kreises von 90®, oder im Tagesviertel- kreise das Intervall von 3 Doppelstunden. Da dieses Intervall für die Zwecke des täglichen Lebens eine weitere Teilung erforderte, gingen die meisten Völker bald auf die Hälfte der Doppelstunden, auf den Tagesviertelkreis von 6 einfachen Stunden, also auf die 24-Teilung des Tages über. Reste der Doppelstunde, sowie der sexa- gesimalen Teilung der Tageszeit haben sich im Altertum noch er- halten. Die halbe muhürta der Inder (der Tag wird bei ihnen in 30 muhürta geteilt) entspricht ^/co des Tages, ebenso beruhen die (später eingeführten) direkten 60-Teilungen des Tags, wie die ghatu 2)alas u. s. w. auf dem Sexagesimalsystem ; selbst die jüdische Teilung der Stunde in 1080 Khalahm scheint noch ihre sexagesimale Herkunft zu verraten und aus einer ursprünglichen 3-Teilung der Stunde (ent- sprechend den 3 Teilen des Vierteltagkreises) und aus der 360-Teilung dieser (3 • 360 = 1080,. oder = 3 • 60 • 60) hergeleitet zu sein. 1 §19. Julian, u. gregor. Jahr. Julian. Periode. Frühlingspunkt im Julian. Jahr. 97 § 19. Julianisches und gregorianisches Jalir. Jnlianische Periode. Lage des Frähllngspnnl^tes im jnlianischen Jahre. Obwohl die Darstellung des julianischen und des gregorianischen Jahres in die beiden folgenden Bände dieses Werkes gehört, müssen doch die Haupteinrichtungen dieser Jahre hier kurz angegeben wei'den, da insbesondere das julianische Jahr die Gnindlage vieler chrono- logischen Rechnungen ist. Da der Kalender der Römer in arge Verwiming geraten war, unternahm C. Julius Caesar in seinem dritten Konsulate (46 v. Chr.) eine Neuordnung der Jahresrechnung. Es sollte nach vierjährigen Zyklen gerechnet werden, in welchen das erste Jahr immer 366 Tage und die folgenden drei 365 Tage hatten. Das mittlere tropische Jahr wurde somit zu 365^/4 Tagen angenommen. Das erste Jahr dieser Zeitrechnung (45 v. Chr.) begann mit dem ersten Neumondstage nach der bruma (Wintersonnenwende, 1. Januarius 45 v. Chr.). Der Schalttag (dies intercaUrls) lag im Februarius. Diese Jahre er- hielten, als von Julius Caesar eingeführt, im Volke die Bezeichnung julianische Jahre (anni juliani). Das julianische Jahr steht bezüglich seiner Länge von 365^4 Tagen noch auf der Stufe, die schon mehrere Jahrhunderte vorher in Griechenland, Ägypten u. s. w. hinsichtlich der Bestimmung des tropischen Jahres erlangt worden ist. In der Tat mußten sich die Völker des Altertums bis ins 3. oder 4. Jahrh. v. Chr. mit diesem Jahre begnügen, da mit den astronomischen Hilfsmitteln der alten Zeit sich nicht viel mehr erreichen ließ. Erst mit der Erfindung der Armillasphäre konnte man versuchen, den überschüssigen Jahresbruch- teil von 5*» 48™ 46* des tropischen Jahres genauer zu ermitteln , da sich mit diesem Instrumente die Jahrpunkte besser beobachten ließen. Dies war Hippabch (um 150 v. Chr.) ziemlich gelungen, und der umstand, daß 100 Jahre später von dem Astronomen Sosigenes, welcher den Caesar mit Rat untersützte, keine Rücksicht auf die HippARCHSche Bestimmung genommen wurde, ist ein Beweis, wie unklar man sich in der Länge des Sonnenjahres damals noch war. Der Fehler des julianischen Jahrs von 11°^ 14^* gegen das tropische (oder in 4 Jahren nahezu ^j^ Stunden) mußte sich allmählich zeigen, da er in etwa 128 Jahren auf einen Tag anstieg. Im Mittelalter wurde der Fehler merkbar, um so eher, als man für die Bestimmung der Neumonde nur den METONSchen Zyklus verwendete, und diese in Ver- bindung mit den unrichtig fallenden Tag- und Nachtgleichen die Lage des Osterfestes nicht mehr richtig angaben, welches nach kirchlicher Vorschrift an den Mond und an das Frühjahrsäquinoktium geknüpft Ginzel, Chronologie I. ' 98 Die Zeitelemente und ihre historische Entwicklung. war. Vom 13. Jahrh. an datieren daher die Versuche der Reform des Kalenders, welche durch Papst Geegob XIII. 1582 ihren Abschluß fanden. Hinsichtlich des tropischen Jahres wurde durch die gregoria- nische Reform bestimmt, daß das Frühjahrsäquinoktium, welches zur Zeit des Konzils von Nicaea (325 n. Chr.) auf den 21. März gefallen war, jetzt aber um 10 Tage früher, auf den 11. März fiel, fortan unveränderlich auf dem 21. März haften sollte. Zu dem Zwecke Avurden im Oktober 1582 diese 10 Tage weggelassen, indem man vom 4. Oktober sogleich zum 15. Oktober fiberging. Zur Verbesserung in der Annahme der Jahreslänge wurde folgende Bestimmung getroffen : Jedes 4. Jahr bleibt wie im julianischen Kalender ein Schaltjahr, jedoch sind jene Säkularjahre (d. h. das letzte eines Jahrhunderte, mit 2 Nullen in den Einheiten und Zehnem) fernerhin Gemeinjahre, welche durch 400 nicht ohne Rest teilbar sind. (Daher sind die Jahre 1600 und 2000 n. Chr. Schaltjahre, die Jahre 1700, 1800, 1900 aber Gemeinjahre.) Durch diese Regel erreicht man in der Haupt- sache die Ausgleichung, wenn auch nicht ganz^ Die Rechnung nach dem eben beschriebenen gregorianischen Jahre nennt man auch Rechnung nach dem neuen Stil, zum Unterschiede vom alten Stil, dem julianischen Kalender. — Es ist chronologisch öfters von Interesse zu wissen, um wieviel Tage ein gegebenes gregorianisches Datum dem entsprechenden julianischen vorausgeht. Folgende Regel liefert diese Differenz : Man multipliziere die in dem gegebenen Jahre n. Chr. ent- haltene Zahl der Jahrhunderte mit 3, subtrahiere vom Produkt 5 und dividiere dann den Unterschied durch 4, so gibt der Quotient die Anzahl Tage, um welche die Datierung nach beiden Stilen ver- schieden ist; z.B.: um wieviel Tage eilt im Jahre 2157 n.Chr. der gregorianische Stil gegen den alten voraus? Die Zahl der Jahr- hunderte in 2157 ist 21, demnach ^ = 1^> ^- ^- ^^ gregoria- nische Datum ist um 14 Tage voraus. Folgende kleine Tafel gibt die gesuchte Differenz für einige Jahrhunderte. Um ein julianisches Datum zwischen den nachstehenden Grenzen auf das entsprechende gregorianische zu reduzieren, hat man 1) Bei der ErklaruDg der AusgleichuDg des Überschusses über 365*^ (s. S. 66) wurde schon hervorgehoben, daß man diese Ausgleichung ziemlich vollständig er- reichen könnte, wenn in 128 Jahren 31 Schaltjahre eingelegt würden. 384 Jahre brauchten 93 Schaltjahre. Nach der gregorianischen Begel würden in 400 Jahren 97 Schaltjahre nötig sein. Die von 384 auf 400 fehlenden 16 Jahre liefern noch 4 Schaltjahre. Während aber bei den 3 • 128 = 384 Jahren durch die Schaltung eine erhebUche Genauigkeit erzielt wird, legt man bei den 16 Jahren etwas zu viel hinzu, so daß in 400 Jahren ein Plus von etwa 2^50^ entsteht, welches in 3400 Jahren wieder 1 Tag ausmacht. Die gregorianische Schaltregel ist also nur näheruugsweise richtig. § 1 9. Julian, u. gregor. Jahr. Julian. Periode. Frühlingspunkt im Julian. Jahre. 99 vom 5. Oktob. 1582 bis 29. Febr. 1700 (alt. Stil) 10 Tage „ 1. März 1700 „ „ „ 1800 11 „ 1800 „ „ „ 1900 12 „ 1900 „ „ „ 2100 13 „ 2100 „ „ „ 2200 14 „ zu addieren. In der Chronologie zählt man die julianischen Jahre von der Epoche der Geburt Christi nach vorwärts und rückwärts, unter- scheidet also Jahre vor und nach Christus. Das erste Jahr v. Chr. und das erste n. Chr. folgen bei den Historikern unmittelbar auf- einander. Die Zählung nach vorwärts beginnt mit drei Gemein- jahren, so daß das 4. 8. 12. . . . n. Chr. ein Schaltjahr ist; dem- entsprechend sind die Jahre 1, 5, 9, 13... v. Chr. ebenfalls Schaltjahre; es gut also die Regel: diejenigen Jahre n. Chr. sind Schaltjahre, welche bei der Division durch 4 keinen Rest geben; jene v. Chr. sind Schaltjahre, für welche bei der Division durch 4 der Rest 1 bleibt. Von dieser historischen Zählung der Jahre unterscheidet sich die astronomische dadurch, daß die letztere bei den Jahren v. Chr. ein Jahr weniger zählt. Die Jahre v. Chr. werden nämlich als negative ( — ), die Jahre n. Chr. als positive {+) der ganzen Reihe aufgefaßt ; ein solcher Begriff erfordert aber den Durch- gang der Jahre durch Null. Es wird daher das dem Jahre 1 n. Chr. vorausgehende Jahr mit Null bezeichnet; hiedurch wird das Jahr 2 v. Chr. (histor.) = — 1 (astronomisch) „ „ 3 ,, „ = — 2 „ U.SW., oder allgemein : die astronomischen Jahre v. Chr. sind um eine Einheit kleiner als die der Historiker. Bei den Jahren n. Chr. ist in beiden Zählungsarten kein Unterschied. Wie man leicht bemerkt, gewährt die astronomische Zählung zwei Vorteile. Nach derselben sind die Jahre +4, 4-8, +12... Schaltjahre (wie bei den Historikern), aber auch die Jahre — 0, — 4, — 8, — 12 . . ., es gilt also hier die Regel ohne Ausnahme, daß alle durch 4 ohne Rest teilbaren Jahre Schaltjahre sind. Femer läßt sich irgend ein Intervall zwischen Jahren v. Chr. und Jahren n. Chr. ohne weitere Überlegung, durch Subtraktion, bilden. Das Intervall zwischen der Olympiadenrechnung 776 V. Chr. und der Epoche der Hidschra 622 n. Chr. ist nicht 1898 Jahre, sondern(1398— 1) = 1397 Jahre, da die historische Zählung bei den Jahren v. Chr. eigentlich 1 Jahr zuviel rechnet. Nach der astronomischen Zählweise hat man aber unmittelbar; (+ 622) — (— 775) = -f- 622 + 775 = 1397 Jahre. Unter der julianischen Periode versteht man einen Zyklus von 7980 Jahren, dessen Jahre juliamschQ sind. Das erste Jahr der 100 Die Zeitelemente und ihre historische Entwicklung. Periode beginnt mit 1. Januar 4713 v. Chr. (= — 4712 astronomisch). Die julianische Periode ist eine künstliche, aus dem Produkte der Zykluszahlen 28, 19, 15 (SonnenzirKel, Mondzirkel, Indiktion) gebildete, von Josef Scaliger eingeführte Periode ^ Sie wird besonders dann vorteilhaft, wenn man statt mit Jahren nach den Tagen der julia- nischen Periode rechnet und die Daten durch diese ausdrückt, wie es in den ScHKAMSchen Tafeln (s. S. 56) geschieht. Die Verwandlung von Datierungen einer Zeitrechnung in die einer anderen wird durch die Anwendung dieses Prinzips höchst einfach, und die meist schwer- fälligen Regeln, die man zur Lösung solcher Aufgaben gegeben hat, werden überflüssig. Ich setze noch den Epochetag einiger Ären, welche uns im I. Bande interessieren, und von denen dieser Tag fest- steht, in solchen julianischen Tagen ausgedrückt hier an: Epoche der Ära m JuliaD. Tag Kaliyuga 17. Febr. 3102 V. Chr. = 588465 Nahonassar 26. Febr. 747 >• = 1448638 Fhillpin 12. Nov. 324 n = 1603398 Saka -Ära 15. März 78 n. Ohr. = 1749621 Dlödetian « 29. Aug. 284 n — 1825030 Hldschra 16. Juli 622 r> -- 1948440 Jezdegerd 16. Juni 632 r — 1952063 Burmesische 21. März 638 « = 1954167 Newär'kvdi 20. Okt. 879 )• = 2042405 Dschelaleddin 15. März 1079 ♦• — 2115236 Diese Ausdrucksweise von Datierungen durch julianische Tage hat auch den Vorteil, daß man nach den ScHEAMSchen Tafeln sofort den Wochentag des Datums finden kann, wenn die julianische Tageszahl durch 7 dividiert wird ; der bei der Division bleibende Rest = 0 gibt Montag, 1 = Dienstag, 2 = Mittwoch, 3 = Donnerstag, 4 = Freitag, 5 = Sonnabend, 6 = Sonntag. Die Division der julianischen Tageszahl der ersten von den eben angeführten Ären durch 7 zeigt, daß die Epoche des Kaliyuga ein Donnerstag ist (Rest = 3). Von Wichtigkeit für die Chronologie ist schließlich noch die Be- antwortung der Frage, um wieviel die Jahrpunkte (s. S. 14) zu ver- schiedenen Zeiten im julianischen Jahre zurückliegen. Dieses Zurück- weichen beträgt, da das mittlere tropische Jahr um 11°^ 14" kürzer ist als das julianische, ungefähr alle 128 Jahre einen Tag. Das ge- naue Datum, wann die Sonne nach julianischer Zählung in den Widder, Krebs, Wage, Steinbock in einem gegebenen Jahre tritt, muß aus den Sonnentafeln berechnet werden. Direkt für diese Ermittlung ein- 1) De emendatione temporumf Colon. AUobr. 1629, p. 859 f. § 1 9. Julian. iL gregor. Jahr. Julian. Periode. Frühlingspunkt im Julian. Jahre. 101 gerichtet ist die „Zodiakaltafel" in Scheams Hilfstafeln für Chronologie (s. S. 53). In der folgenden Tabelle gebe ich die Lage des wichtigsten der vier Jahrpunkte, des Frühlingspunktes, berechnet nach der eben genannten Tafel, von — 4000 (4001 v. Chr.) bis -j- 1600 (1600 n. Chr.) von 100 zu 100 Jahren, und zwar das Datum in ganzen Tagen und deren Bruchteilen, gerechnet von Mittag zu Mittag des Meridians von Greenwich. Mit Berücksichtigung dieser Zählungsart des Tages und des Meridianunterschiedes gegen Greenwich kann man Tag und Stunde des Fruhlingspunktes für jeden anderen Ort ermitteln; für das 4. Datum Julian. .lüfir Datum des Frühlings- Julian. Jahr Datum des Frühlings- Julian. Jahr Datum des Frühlines- vttur äquinoktiums V OUl äquinoktiums V out aqumoktiums 4000 April 23,3568 — 2100 April 8,0075 — 200 März 23,8531 3900 22,5571 — 2000 « 7,2034 — 100 23,0740 3800 21,7418 — 1900 » 6,3983 0 22,2789 — 3700 20,9368 — 1800 » 5,5958 + 100 21,5019 3600 20,1312 — 1700 « 4,8030 + 200 20,7213 3500 19,3218 — 1600 9 3,9939 + 300 19,9293 3400 18,5174 — 1500 n 3,195^ 4- 400 19,1625 — 3300 17,7106 — 1400 n 2,3953 -+■ 500 18,3705 3200 16,8912 — 1300 n 1,5821 + 600 17,5977 — 3100 16,0862 — 1200 März 31,7995 4- 700 16,8201 3000 15,2739 — 1100 » 30,9884 -h 800 16,0328 2900 14,4591 — 1000 9 30,1985 4- 900 15,2614 2800 13,6683 — 900 n 29,4017 + 1000 14,4833 2700 12,8459 — 800 it 28,5977 + 1100 13,7112 2600 12,0476 — 700 n 27,8130 -j- 1200 12,9466 2500 11,2396 — 600 9 27,0163 + 1300 12,1758 2400 10,4216 — 500 » 26,2285 + 1400 11,4028 2300 » 9,6278 — 400 » 25,4395 4- 1500 10,6392 2200 1» 8,8112 — 300 11 24,6482 4- 1600 9,8634 der Tabelle 2. B. hat man — 3700 Aprü 20,9368 = 20. AprU 22»^ 29"^ Gr. Zt, daher für Babylon (2^ 58™ östl. v. Gr.) 21. April 1^ 27» Babyl. Zt. Im Jahre 3701 v. Chr. trat also die Frühjahrs-Tag- nnd Nachtgleiche für Babylon am 21, April Julian, um 1^ 27"* nachmittags ein. Für die zwischen die Intervalle fallenden Jahre, d. h. zu Inter- polationen, darf die Tabelle nicht benützt werden, da die Bewegung des Frühlingspunktes von einem Jahre zum nächsten zu unregelmäßig ist, eine Interpolation also ein falsches Resultat liefern würde \ Trotz- 1) Für die Zeit des Konzils zu Nicaea ergibt z. B. die direkte Rechnang den Prühlingseintritt am 20. März 325 n.Chr. 1^ b^«^ Nicaea-Zeit (Nachmittag), [März 19,9960 Gr. Zt.]. 102 Die Zeitelemente und ihre historische Entwicklung. dem wird die Tabelle wohl willkommen sein, da sie eine Übersicht über die Bewegung des Frühlingspunktes in 5600 Jahren gewährt und sogleich auch auf die ungefähre Lage der andern 3 Hauptpunkte schließen läßt. § 20. Literatur zu C. 1. Entwicklung der Zeitbegriffe, der Beobachtungen und des Jahres. John Nabbien, An historical account of the origin and progress of Aatrononiyy London 1833. — P. Tannbry, Recherches sur Vhist, de Vastron, ancienne {Mem. de la sociit. des sciences de Bordeaux, 4. s^r. T. I, 1893). — H. Zimmern, Das Prinzip unserer Zeit- und Baumteilung {Berichte d. König, Sacks. Ges, d. Wiss.^ philol.-hist. KL, 1901, S. 47). — £. Mahler, Die Entstehung der Zeit- und Kreis- teilung {Orient. Litterat, -Zeitung, ed. Pbiser, VI, 1903, S. 9). — L. Ideleb, Histor. Unters, üb, die astron. Beob. der Aken, Berlin 1806. — Vgl. femer in vielen der nachstehenden Arbeiten. 2. Mondstationen. Colebrooke, On the Indian and Arabian divisions of the Zodiac {MisceU. Essays II 321 ; 1837). — S^dillot, MaUriaux pour servir ä Vhist. comparie des sc. math,^ chez les Grecs et les Orient, II S. 548. — Buboess (In den Anmerkungen zur Übersetzung d. Sürya Siddhdnta, Joum. of the Americ, Orient, Society, VI, 1860). — J. B. BiOT, JStudes sur VAstr, indienne et sur VAstr. chinoise, Paris 1862. — A. Webeb, Die vedischen Nachrichten v. den naxatra (Abhdlg. d, Berh Akad, d. ir., I u. II, 1860); Indische Studien IX, 1865, S. 424; X, 1868, S. 213. — Hommel, Üb. d. Urspr, u. d. Alter der arab. Stemnamen u. insbes, der Mond- Stationen {Zeitschr, d, deutsch, morg. Ges. XLV, 1891 , S. 613). — G. Thibaut, Astronomie, Astrol, u. Mathem. (Grundriß d. Indo- Arischen Philologie, vol. III, 1899, S. 12—19). — A. DE MoTYLiNSKi, Les mansions lunaires des Arabes, Alg^re 1899. — Vgl. vieles in der Liter, üb. den Zodiakus. 3. Zodiakus. Letbonne, Observat, critique et archM. sur Vobjet des reprisewtations zodia- cäles, Paris 1824; Sur Vorigine grecque des zodiaques pritendus igyptiens {s. Milanges d'Srudition et de critique historique). — Biot, M^. sur le zodiaque circidaire de Denderah {Mem. de VInst. roy. d. France, Acad. d, Inscr, XVI 2, 1846). — Letbonne, Analyse critique des reprisent. zodiac. de Dendera et d'Esixe (ibid.). [Vgl. auch Joum, des savants 1839, 40, 45, 59, 60, 61.] — A. W. Schlegel, Üb. d, Sternbilder d, Tierkreis, im äU. Indien {Zeitschr, f. d, Kunde d. Morgenl. I 354, III 369 ; vgl. auch IV 302). — A. Holtzmann, Üb, d. griech. Ursprung des indischen Tierkreises, Karlsruhe 1841. — L. Ideleb, Üb. d. Urspr, d, Tierkreises {Abhdlg. d. Berl, Akad. d. W. 1838). — Büttmann, Üb. d, Entstehung d, Stembüder auf d. griechisch. Sphäre {Abhdlg. d. Berl, Akad. d. \V. 1826). — Th. Fbiedebich und H. C. MiLLiEs {Opmerkingen over den oud-Javaanschen dierenriem) Verslagen en Mededeel. d. Koninkl, Akad, v. Wetensch, 7. deel 1863, Afdeel. Letterkonde, S. 237 u. 298. [Daselbst Literatur über javanische, indische und mohammedanische Tierkreise] — W. Fböhneb, Notice de la sculpture antique du Musie Imperial. § 20. Literatur zu C. 103 Pari« 1869 [Beschreibung des Tierkr. von Bianchini]. — Eppino u. Strassmaier, Astronomisches aus Babylon, Freiburg 1889. — P. Jensen, Die Kosmologie der Bahylonier, Straßburg 1890. — Hommel, Die Astronomie d. alten ChaMäer (Auf- sätze u. Ahhdlgn. II 1900, III 1, 1901; vgl. „Ausland'^ 1891, 1892). — Thiele, Antike Himmelsbilder , Berlin 1898. — R. Brown, Researches into the origin of the primitive Constellations of the Chreeks, Phoenicians and Bäbylonians, 2 vol., London 1899, 1900; Bemarks on the Euphrat astron. names ofthe signs ofthe Zodiac {Proceed. of the Soc. of Biblicäl Archaeol, vol. XIII, S. 246). — E. W. Maünder, Snake forms in the consteüations and on Babylon. Boundary Stones (Knowledge, Neue Serie 1904, I 227; London). — Daressy, Becueil de travaux rel, ä la philol. et ä Varch. tgypt. Assyr., vol. XXIIl 1901, S. 126 [Beschreibg. d. ägypt. Tier- kreises, vgl. S. 86]. — Jensen, Göttinger Gelehrt, Anzeig. 1902, S. 370 [Spät- babylonische Namen der Tierkreisbilder]. — Fr. Boll, Sphaera, neue griech. Texte u. Untersuchungen z. Geschichte d. Sternbilder, Leipz. 1903. — Vgl. auch F. Stuhr, Unters, üb. die Ursprünglichkeit u. Altertümlichkeit d, Stei-nkunde unter den Chinesen u. Indern, Berlin 1831; J. G. Rhode, Versuch üb. d. Alter d. Tier- kreises tt. d. Urspr. d. Sternbilder, Breslau 1809; J. K. Schaubach, Geschichte d. griech. Astronomie, Göttingen 1802. 4. Abbildungen von Tierkreisen. Bei Boll (a. a. O) das Rundbild von Dendera, der rechteckige Tierkr. v. Dendera, Bl4NCHInis Zodiakus, der Sgyptische Tierkreis von Daresst, die Plani- sphäre Vatican. gr. 1087. — Javanische Tierkreise: T. St. Rapples, History of Java, London 1817, I 478, 11 52, 66; John Crawpürd, History of the Indian Archipelago, Edinb. 1820, vol. I 803, pl. 8; Friederich, Verhandelingen van het Batav. Genotschap, d. XXUI, Batavia 1850. Betr. Abbildungen indischer u. arab. Tierkreise s. die Literaturangaben bei H. C. Millies (s. oben). 5. Tage, Stunden, Wochenu. s. w. G. BiLFiNGEB, Der bürgerliche Tag, Unters, üb. d. Beginn des Kalendertages im Mass. Altert, u, chrisü. Mittelalter, Stuttgart 1888; Die babylonische Doppel- stunde, Stuttgart 1888; Die Zeitmesser der antiken Völker, Stuttgart 1886; Die antiken Stundenangaben, Stuttgart 1888. — W. H. Röscher, Die enneadischen und hebdomadischen Fristen u. Wochen der ältesten Griechen (Abhdlg. d. Königl. Sachs. Ges, d. Wiss., philol.-hist. Kl., XXI. Bd., 1903, Nr. IV). Zeitrechnung der einzelnen Völker. L Kapitel. Zeitrechnung der Babylonier. § 21. Yorbemerkung. Über das Zeitrechnungswesen von Babylonien und des mit diesem zeitweise verbunden gewesenen Assyrien haben uns die klassischen Schriftsteller nur dürftige Nachrichten hinterlassen. Der Grund davon liegt nicht sowohl in der für die alte Zeit bedeutenden Entfernung des Zweistromlandes von Griechenland und Italien, als vielmehr darin, daß in der Periode der Blüte Griechenlands und Roms die Kulturhöhe Babyloniens bereits einer längst vergangenen Zeit angehörte. Die Geschichte der Babylonier beginnt für uns jetzt, auf Grund der durch die Ausgrabungen zutage geförderten Dokumente, mindestens mit 3000 V. Chr., und die Anfänge der Kultur jener Länder haben wii-, nach allem was bis jetzt bekannt geworden, vielleicht auf 6000 v. Chr. zurückzusetzen. Zur Zeit, da die Dorier erst in den Peloponnes ein- wanderten, waren die Babylonier bereits in Besitz des größten Teils ihrer eigenen geistigen Errungenschaften, und für die römischen und griechischen Klassiker, welche (mit Ausnahme Hebodots) im ersten Jahrh. v. Chr. oder viel später über die Babylonier schrieben, war die hohe Kultur Mesopotamiens nur mehi* eine Legende, um so mehr, als Babylonien und Assyrien längst ihre politische Selbständigkeit verloren hatten. Daher die schwankenden Berichte bei Plinixjs (A. n. VU 56, 57), Manilius (I 40, 45), Macrobius (Com. Somn. Scip, I 21), Clem. Alexandb. {Strom, I 16), AcHiiiL Tatius {Isag. 1) u. a., welche den Ursprung der Astronomie in Ägypten und Babylon suchen ; daher die fabelhaft großen Zahlen, die von Cicebo {de divin. I 19), Diodob (U 31), PoBPHYBius (bci SimpUc. Comment. in Äristot de caelo n 12)^ und Hippabch (nach Jamblichus, bei Procl. in Tim. Fiat I 31) für das Alter der astronomischen Beobachtungen der 1) Einige dieser hohen Zahlen erklären sich durch fehlerhaften Gebrauch der Zahienzeichen ; vgl. C. F. Lehmann , Zwei Hauptprobleme d. altorient Chronol, Leipzig 1898, S. 110. 108 T. Kapitel. Zeitrechnung der Babylonier. Babylonier angegeben werden, und welche Zahlen zu erklären man sich früher manche Mühe gegeben hat. In der Tat haben von den Berichten jener Autoren nur noch einige Angaben von Geminus, DiODOR und Heeodot einigen Wert, besonders die Bemerkungen des letzteren, der wahrscheinlich Babylon besucht hat und aus eigener Anschauung spricht^. Eine neue Ära für unsere Kenntnis der Kultur der Babylonier und damit auch der Astronomie und des Zeitrechnungswesens dieses Volkes datiert erst seit dem Beginne der Ausgrabungen, die durch den Engländer J. Rich 1811 — 1820 in den Ruinenhügeln von Hillah und Mosul ihren Anfang nahmen. Die Entwicklung, welche aus diesen Expeditionen für die orientÄlische Geschichtsforschung und für das Aufblühen neuer Wissenszweige hervorging, kann hier nur flüchtig angedeutet werden. E. Botta nahm 1842—46 die Aus- grabungen in KujundschiJc (dem einstigen Ninive) und Khorsabad in Angriff; ihm folgte 1852 V. Place, während Layabd 1845 — 47 Nimrud (Kalah, südlich von Ninive) und 1849 — 51 Babylon und Ninive auf- deckte. Nun folgten fast gleichzeitig die Ausgrabungen durch Rassam bei Kileh - Schergat (1852 — 54) und KujundschiJc, die der französischen Expedition 1853 in Babylon und Borsippa, femer die Forschungen von Lord Lofttjs, Taylor und Rawlinson in Süd- babylonien und Nimrud (1853 — 54). An diese reihen sich die wichtigen Funde durch G. Smith (1873 — 76); von weiteren Expeditionen sind die von Rassam in Nimrud, Babylon und Ähu-Habba (1877 — 81), die gleichzeitige von E. de Sarzec in Telloh, die Berliner Expedition in Surghul und El Hibba (1886 — 87), die amerikanische von Petebs- HiLPEECHT (1889 — 90), und zuletzt jene von Lehmann - Belck (1898) und die Ausgrabungen der deutschen Orientgesellschaft (seit 1899) zu nennen 2. Die Entzifferung des gefundenen keilinschriftlichen Materials hängt mit der Lesung der persischen Keilschrift (der Achämenidenurkunden) zusammen. Hincks identifizierte 1846/47 schon 76 der assyrischen Schriftzeichen, und später wies er die syllabarische Natur der phonetischen Zeichen nach. Rawlinson (1851) las bereits 246 Zeichen. Die erste assyrische Grammatik gab 1860 Julius Oppebt heraus, und durch die neueren Arbeiten von Noebis, E. Schradeb, Fbiedb. Delitzsch, Lion u. a. wurde die Kenntnis der babylonisch- assyrischen Keilschrift mit den günstigsten Erfolgen weitergeführt. 1) Daß Herodot eine Reise nach Babylonien gemacht hat, wird Yon einigen bezweifelt (Sayce, Bbeddin, Winckleb), von anderen (C. F. Lehmann, SamaUumukin, Lpzg. 1892, S. 173, und Babyloniens KuUurmisston einst u. jetzt, 1908, S. 63) als sicher angenommen. 2) Über die Ausgrabungen , die Entwicklung der Assyriologie u. s. w. b. be- sonders Hommel, Geschichte Bahyl, «. Assyr.j Berlin 1885, S. 75 — 132. § 22. Die hauptsächlichsten Kulturmomente der Babylonier. 109 ■ § 22. Die haupteflchlichsten ia Betracht kommenden Snltnr- momente der Babylonier. Eine Schildermig der großartigen Ergebnisse, welche das Studium der durch die Ausgrabungen zutage geförderten Tontafelfunde in Beziehung auf die Kulturgeschichte — durch den Nachweis des hohen Alters gewisser Industrie- und Kunstzweige, geordneter Rechtspflege u. s. w. — ergeben hat, muß notwendigerweise ebenso sehr außerhalb des Bereichs dieses Werkes liegen, wie die Würdigung der rein historischen Ergebnisse, durch welche die früheren Begriffe über altorientalische Geschichte gänzlich umgestaltet worden sind. Für uns handelt es sich hier nur um diejenigen Faktoren, welche mit der Zeitrechnung der Babylonier im Zusammenhang stehen. In dieser Beziehung nimmt den ersten Platz die Weltanschauung der Babylonier ein, oder vielmehr, dieses Sj^tem enthält die Wurzeln der Zeitrechnung, und nicht nur dieser einen Disziplin, sondern überhaupt aller Formen, die uns aus der babylonischen Überlieferung im wissenschaftlichen und religiösen Denken entgegentreten. Zunächst enthält dieses System die Götterlehre, welche vielfach astraler Natur ist: die Götter sind nicht durch Gestirne personifiziert, sondern durch die Sterne wird symbolisierend die Macht der Gottheiten ausgedrückt, es offenbart sich deren Wesen durch die Sterne. Das Walten der Götter, ihi- Einfluß auf den Menschen ist für den Kundigen am Himmel lesbar. 8o führt die astrale Mythologie zur Astrologie. Das Unabänderliche, Gesetzmäßige am Hinmiel kann nur durch Verfolgung der Gestirne erkannt werden, denn auch die Macht der Götter hängt von ihrer Bewegung, ihrer gegenseitigen Stellung ab: so ist der Impuls zur rein astronomischen Forschung gegeben. Aber eben diese Forschung zeigt, daß das Weltall nach Grundsätzen einer ewigen Harmonie, nach zahlenmäßigen Verhältnissen angeordnet ist. Daruni leitet sich aus der Astronomie die Zahlensymbolik, die Heiligkeit gewisser Zahlen ab; aus ihr entspringt das Sexagesimalsystem und das Prinzip der Zeitmessung. Auf diese Weise haben sich Mythologie, Astrologie, Astronomie und Messungslehre nicht unabhängig, von einander ent- wickelt, sondern sind ein und derselben Wurzel, der altorientalischen Weltanschauung, entsprossen. Schon in sehr alter Zeit, und zwar weit vor der Epoche, aus der die ersten geschichtlichen Dokumente stammen, bildeten sich die Anfänge dieses Systems aus, und in der Folge gewannen die Grundsätze desselben, begünstigt durch die weit reichende Verbreitung der Keilschrift — das Gebiet der letzteren reichte von Iran bis nach Ägypten und Cypern — fruchtbaren Boden in ganz Vorderasien. Die Ausläufer des Systems erhielten sich, nach- dem Babylonien als Staat längst zu existieren aufgehört hatte, durch 110 I. Kapitel. Zeitrechnung der Babylonier. das ganze orientalische Altertum, gewisse Spuren und Triimmer selbst im Abendlande und bis an die Scliwelle der modernen Zeit. Wir werden im Laufe dieses Werkes Gelegenheit haben, auf einzelne Besonderheiten in der Zeitrechnung der orientalischen Völker hinzu- weisen, welche auf babylonischen Ursprung hindeuten. Was nun die einzelnen Kichtungen oder Glieder der altorienta- lischen Weltanschauung, soweit sie mit dem Zeitrechnungswesen zu- sammenhängen, anbelangt, so können in dem vorliegenden Werke nur kurze Hinweise gegeben werdend Der Gestirndienst zeigt, da er sich vornehmlich der Sonne und dem Monde zuwandte, seinen be- stimmenden Einfluß in dem Gebrauch eines Sonnenjahres oder Mond- jahres ; die eine oder die andere dieser beiden Jahrformen fand in der Folge auch bei Völkern Eingang, denen der Gestimdienst vielleicht ursprünglich fremd war. Die Astrologie tritt namentlich in den sehr alten astronomischen Tontafeln durch die Deutung der be- obachteten Stellungen der Gestirne auffallend hervor, im Zeitrechnungs- wesen ordnet sie die Monate nach günstiger und ungünstiger Be- schaffenheit, sie setzt über größere und kleinere Zeitabschnitte dominierende Patrone u. s. w. Die astronomische Tätigkeit der Babylonier müssen wir, da die Zeitrechnung auf den astronomischen Zahlenverhältnissen basiert, wenigstens in ihren Hauptzügen charakteri- sieren. Sie ist durchaus empirischer Art, indem sie hauptsächlich auf die Kenntnis der Perioden abzielt, welche die Erscheinungen der Sonne, des Mondes und die Bewegung der Planeten darbieten. In- folgedessen betreffen die babylonischen Beobachtungen die Konjunktionen der Planeten, die Abstände des Mondes und der Planeten von Sternen, heliakische Auf- und Untergänge, die Zeiten der Kehrpunkte, der Sonnen- und Mondfinstemisse u. dgl. Im 3. Jahrh. v. Chr. kennen die Babylonier die Perioden, welche sich aus diesen Beobachtungen ziehen lassen, bereits mit vorzüglicher Genauigkeit, und zwar sind sie in dieser Beziehung die Vorläufer von Hippaech und Ptolemäus. Die rechnerische Darstellung des Sonnen- und Mondlaufs ist in dieser Zeit bei ihnen völlig ausgebildet, sie besitzen bestimmte Rechnungsvor- schriften, und ihre Astronomenschulen lehren nach verschiedenen Systemen die Vorausbestimmung der Sonnen- und Mondbewegung und des Eintritts der Finsternisse. Die Zahlenverhältnisse sind ihnen mit einer uns überraschenden Genauigkeit bekannt und zwingen zu dem Schlüsse, daß dieser Kenntnis eine vielhundertjährige astronomische Tätigkeit vorangegangen sein muß. Ihre Beobachtungen, bestehend in Winkelmessungen und Zeitbestimmungen, lassen sich bis jetzt mindestens bis ins 7. Jahrh. v. Chr. zurück verf olgen ; kontinuierliche 1) SpezieUe Literaturangaben enthält der Anhang «Literatur* dieses Kapitels. § 22. Die hauptsächlichsten Kulturmomente der Babylonier. 111 Beobachtungsreihen (von ständigen Observatoren angestellt), durch einige Jahre fortlaufend, besitzen wir inschriftlich aus dem 3. und 4. Jahrh. v. Chr. Die Aufzeichnung roher Beobachtungen auf den Tafelfunden aus der Zeit Sargons geht aber bis 2800 v. Chr. zurück. Die allgemeine Kenntnis des Himmels ist offenbar noch bei weitem älter. Der Zodiakus hat wahrscheinlich seinen Ursprung vor 3000 V. Chr.; Darstellungen sämtlicher 12 Tierkreisbilder zeigen schon Grenzsteine des 12. Jahrh. v. Chr. Auch die Hauptsteme und die Planeten sind um jene Zeit bekannt, und in der Arsacidenzeit liegt bereits eine sehr vollständige Kenntnis und Namengebung des Sternhimmels vor. In die sehr alte Zeit der babylonischen Astronomie gehört auch das Auftauchen gewisser Verbindungen der Planeten mit Sternbildern und dem Monde, vielleicht aufzufassen als Planeten- und Mondstationen. Die Zahl dieser Konstellationen ist derzeit noch sehr unsicher (s. Einleitung S. 77), liegt aber vermutlich zwischen 24 bis 36; in diesen Konstellationen ist möglicherweise der Ursprung der 28 (27) Mondstationen zu suchen, auf die wir bei den Arabern, Indem und Chinesen treffen werden, und anderseits der 36 Dekane, von welchen im nächsten Kapitel bei der Zeitrechnung der Ägypter die Rede sein wird. Das Sexagesimalsystem als Prinzip der Zeitmessung schließt sich unmittelbar an die Astronomie und ist in Babylon so alt wie diese. Auf die Sechs- und die Sechzig - Teilung als Grundlage des 360tägigen Eundjahrs und der Tagesunterabteilungen werden wir alsbald zu sprechen kommen. Es muß aber noch flüchtig darauf hin- gewiesen werden, daß die sämtlichen babylonischen Maße und Gewichte auf sexagesimaler Basis ruhen, und ferner, daß aus den babylonischen Längen- und Gewichtsmaßen sich in vielen Nachbarstaaten eine große Reihe von Maßeinheiten entwickelt hat, die in ihrer Weiterbildung ins Abendland herüber und bis in die neuere Zeit heraufreicht. Die weite Verbreitung einzelner Teile der babylonischen Welt- anschauung, wie des Astralmythus, des Messungswesens, gewisser Elemente der Zeitrechnung, wie der Monatsnamen, der Tages- und Monatsteilung u. s. w. in Vorderasien wird verständlicher , wenn wir neben dem schon genannten Faktor des weitreichenden Gebrauchs der Keilschrift noch den Ursprung der Babylonier und die Völker- bewegungen im Zweistromlande in Betracht ziehen. Von den griechischen Schriftstellern werden die Babylonier als ein Priester- volk, XaXöaioi, hingestellt, das als besondere Kaste mit der Pflege der Astrologie und Wahrsagerei in Babylonien betraut gewesen sei (so bei DioDOE II 29 und Strabo XVI); doch unterscheidet Hebodot deutlich zwischen Chaldäem, als den Priestern, und Babyloniem als Volk. Diese Unterscheidung ging den späteren römischen und 112 I. Kapitel. Zeitrech nuog der Babylonier. griechischen Autoren verloren, besonders, als die Babylonier ihre politische Unabhängigkeit hatten aufgeben müssen, und die Be- zeichnung „Chaldäer" wurde in der Folge für das babylonische Volk überhaupt gebraucht. Jedoch ist es heute keine Frage mehr, daß die Chaldi oder Chaldäer nur ein Glied in der langen Kette der Ein- wanderungen in Mesopotamien darstellen, und zwar eine ziemlich späte Phase. Das Urvolk im Zweistromlande waren die Sumerer, ein nicht- semitischer Stamm mit eigener Sprache^. Die Existenz dieses Volkes liegt weit vor dem Beginne geschichtlicher Überlieferung; ebenfalls in jene Zeit noch reicht die erste Einwanderung der Semiten, in welchen die Sumerer aufgingen und mit jenen eine neue Bevölkerung, die „Babylonier", bildeten. In dieser Epoche einer neuen Sprache, der babylonisch-assyrischen, liegen wahrscheinlich schon die Anfänge des philosophisch - religiösen Systems, welches man gegenwärtig als altorientalische Weltanschauung bezeichnet. Derselben Zeit gehören auch die ältesten bisher bekannten Denkmäler an. Über den weitereu Verlauf der Völkerbewegung gehen die Meinungen noch sehr aus- einander; aber im allgemeinen wird angenommen, daß Babylonien- Assyrien von weiteren, von Arabien nach Norden vordringenden Einwanderungen (nach Schbadeb, Wincklee von den Kanaanäem, Kassiten , Aramäern u. a.) mehr oder weniger beeinflußt worden ist. Zu den spätesten Völkerströmungen würde das Auftreten der Suü und der Chaldi (Chaldäer) im 11. und 9. Jahrh. v. Chr. gehören. Die Chaldäer sollen aus Ostarabien oder vom äußersten Süden Mesopotamiens hergekommen seiu^. Diese Wanderungen mußten dazu beitragen, die Errungenschaften der sumerischen und altbabylonischen Kultur weit- hin in Vorderasien zu verbreiten, denn jene Stämme brachten eine niedrigere Kultur mit, als diejenige war, auf die sie in Babylonien stießen, sie nahmen daher vielerlei von den babylonischen Einrichtungen an und behielten diese auch in den Wohnsitzen, an denen sie seßhaft wurden, bei. 1) Welchen Ursprungs die sumerische Sprache ist (ob turaniBchen oder ural- altaischen), bleibt derzeit noch eine Streitfrage. Dafl sie eine selbständige nicht- semitische sei, vertreten J. Oppebt und C. F. Lehmann, Gegner sind Halevy, GuYABD, PoGNON uud Fbiedr. DELITZSCH. Geographisch bezieht man Sumer auf das eigentliche Mesopotamien und Südbabylon, Akkad auf das Hochland gegen Medien und Elam. 2) Dies würde die spätere Bezeichnung der babylonischen Priester als ^Chaldäer*' erklären. Denn wenn SUdbabylon der Sitz der sumerischen Kultur war und der Staomi der Chaldäer in diesen Gegenden seinen Sitz hatte, so konnten die Priester, deren Wissen ausschließlich auf dem der Sumerer fußte, ihrer Herkunft nach als Chaldäer bezeichnet werden (C. F. Lehmann, ^mcLÜumukin, Lpzg. 1892, S. 173; üb. die sumerische Sprache daselbst S. 57 f.). §23. Monate. 113 § 23. Monate. Da der Zeitraum, den wir für die Kultur in Babylonien in Anspruch nehmen mttssen, mindestens 6 Jahrtausende umfaßt, ist es naheliegend, daß der Werdeprozeß alles philosophischen Denkens in dieser Zeit mannigfache Entwicklungsphasen durchlaufen hat. Es muß also auch das Zeitrechnungswesen notwendigerweise, und zwar schon im bloßen Hinblick auf die sich allmählich vervollkommnenden Kenntnisse in der Astronomie, gewisse Veränderungen erfahren haben, abgesehen von anderen Faktoren, welche (wie z. B. die ebenfalls der Veränderung unterworfenen mythologischen Anschauungen) bestimmend gewesen sind. Solche Differenzen können wir gleich bei den Monats- namen konstatieren. Ich setze zuerst die Namen der Monate (arhu) hier an, wie sie sich in der späteren Entwicklungsstufe auf den Tontafeln repräsentieren: *"ll^i = Xisayinu ^'^i = Tairitu I'"*"'^'^'^ = Slvannu (ßimannu) '"*^f = KisUvu (KisUmu) *^i = Dazu {Du^uzu) ^\ = Dhahitu """^■"I = Abu *f- = Sahadhu ISlI = Uluhi V = Äddaru Die Bedeutung der Namen ist erst in neuerer Zeit aufgehellt worden, doch vermutete 1874 bereits Sayce, daß Abu mit dem Feuer, Taäritu mit Heiligung in Verbindung zu bringeu, daß JSivan „der Monat der Ziegelsteine" sei u. s. w., außerdem, daß die Namen irgendwie mit den 12 Tierkreiszeichen in Verbindung stehend Bevor ich die neuere Etymologie der Namen gebe, müssen wir aber die hauptsächlichsten von den früheren, alten Monatsnamen kennen lernen. Von den alten Namen der Monate sind bis jetzt vollständige Reihen aus der Zeit Sargons /., Gudeas und der 4. (3.) Dynastie Ur bekannt, also bis zum Ende des 3. Jahrtaus. v. Chr. zurück ^ Die Namen zeigen mancherlei Varianten gegen einander und sind vor- 1) Transact. of the 8oc. of Bihl. Archaeoh III, 1874, S. 161—65. 2) Wenn wir nämlich Sargon I. mit C. F. Lehmann {Zwei Hauptprobh d. aUarient, Chrondl., 1898) auf 2800 v. Chr. (gegen 3800 nach Radau) und ffammurabi auf 21M— 2152 ▼. Chr. (nach demselben Autor, Beitr. e, alten Geschichte III 157) ansetzen. Oinsal, Ghronologi« I. 8 114 I. Kapitel. Zeltrechnung der Babjlonier. läufig noch schwierig zu identifizieren. Aus den ziemlich zahlreichen Listen hebe ich einige für verschiedene Zeiten nach Eadait und L. W. KiNa heraus. (Die Namen treten meist ideographisch geschrieben auf und folgen auch nachstehend in dieser Form): I. Zeit Sargons I. 1. ^EIL'LA 2. GAN-MAS 3. GUD-DU-NE- SAR-SAR 4. NE-SU 5. ? 6. ZIB-KU 7. DÜMU-ZI 8. ? 9. BA-U 10. MU-SU-GAB 11. AMAR'A'SI 12. ? Schaltmonat; II. Zelt des Bur-Sin und seiner Dynastie. Se-ll-la GAN'MAä GUB'DU'NE- SAR-SAR NE-SU SU-KUL ZIB-KU DUMU-ZI DUN-GI BAU MU-SU-UL amar-aasi Se-kin-kud DIR-äE-KIN- KUD III. IV. Zeit von ffammurabi ab. Zu identifizieren mit BAR-AZAG-GAR Nisa-an-nu Nisan GUD-SI-DI A-a-ru IJar] Seg-ga Si-ma-nu [Sivan] SU-KUL-NA Du'-u-zu Tammuz BIL-BILGAR A-hu [-46] KINidingir) Innanna U-lu-lu [EluT\ DUL-AZAG Tti-ri-tu [TOrf] ENGAR-GAB-A A-ra-ab-sam-na [Marheivanl GAN-GAN-NA Ki-si-li-mu KisUv AB-BA-UD-DU Te-bi-tum Tebet] AS-A-AN Sa-ba-tu Sebat äEKIN'KUD Ad-da-Tu Adar dir-Se-kin-kud ar-bu mab-ru Sa [TL Adar] Ad-da-ru Die letzte (Identifizierungs-) Kolumne ist, soweit sie die Namen der Kolumne I und II betrifft, nur mit Vorbehalt zu lesen. Dagegen ist die Identität der Namen zwischen III und IV durch keilinschrif tliches Zeugnis gesichert auf neu - assyrischen Tafeln lexikalischen Inhalts, welche altes Material verwertend Die Monatsnamen der Kolumne in werden in einem besonderen Texte (V E 43) mit einer größeren Zahl anderer, meist sonst nicht belegter (nichtsemitischer oder ideo- graphischer) Bezeichnungen verglichen. Thtjeeau - Dangin hat auf folgende Namen aufmerksam gemacht-, die in der Zeit Sargons L ge- braucht wurden: 1. ITU EZEN GAN-MAä ± ITU EZEN GUD-DU'NE-SÄE-SAB 3. ITU EZEN {clingiryNE'SU 4. ITU EZEN SU-KUL 5. ITU EZEN DIM-KU 6. ITU EZEN {(lingir) DUMU-ZI 7. ITU UR 1) 8. P. Haupt, Akkadische u. sumerische Keilschrifttexte, Heft I, S. 44, sub No. 5, und Heft II, S 64, Z. 1—13. 2) Zeitschr. f. Assyr. XV, 1900, S. 410; vgl. auch Notice sur la troisieme collect, d, tablettes decouverte p. De Sarzec {Revue d'Assyr, et d*Arch. Orient. V, 1902, No. 3). § 23. Monate. 115 8. ITU EZEN (dingir) BA-U 9. ITU MU-äU'GAB 10. ITU MES-EN^DU-äE-A-KA 11. ITU EZEN AMAR'A'SI 12. ITU SE'^E-KIN-A 13. ITU EZEN JÖE^IL'LA Diese Liste unterscheidet sich von den Namen der Kol. I und II da- durch, daß der Monat äE-IL-LA hier nicht an der Spitze, sondern als letzter steht; femer an Stelle des 7. Monats UR tritt oben DUN-OI, und der 10. MES-EN-DU-^E-A-NA verschwindet ganz aus der Reihe (die den Namen vorangehenden ITU EZEN stehen auch bei den Namen der Kol. I und II). Der Monat D UN- Gl scheint zu Ehren des Königs DUN- Ol (um Mitte des 3. Jahrtaus. v. Chr.) so benannt und für den 7. substituiert worden zu sein. Mehrere Namen deuten auf die Jahreszeiten, in welche die betreffenden Monate gefallen sind. So soU GAN-MAS = Feli in Blüte, SU-KUL ^S^en, SE'KIN'KUD = Kornernte , SE-IL-LA = Wa^ch^en des Korns be- deuten. Wenn dies zutrifft, müßte äE-KIN-KUDj den klimatischen Verhältnissen in Mesopotamien entsprechend, etwa in den März (Ernte- zeit) gefallen sein. Bad au glaubt, daß das Jahr ursprünglich mit DUMU'ZI (dem 7. Monate in Kol. II), entsprechend dem TUritu (dem jüdischen Tiäri) begonnen worden sein könnte, denn der 7. Monat heißt auf babylonischen Tafeln der 3. Dynastie auch a-Jd-ti = Neu- jahrsfest (zur Zeit Gudeas hieß der 7. Monat jBJ.-?7, in ihn fiel das ^ogrmw = Neujahrsfest). Dies ist um so bemerkenswerter, als wir bei den Juden nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft neben dem kirchlichen Nisan- JsJure ein bürgerliches, ebenfalls mit dem 7. Monate, dem Tiärt beginnendes Jahr antreffen. Der jüdische Tiä^ri bedeutet „Anfang, Einweihung", der Name deutet also auf den Beginn einer Jahresrechnung (vom Herbste). Das alte babylonische Jahr würde also mit dem Herbstäquinoktium begonnen haben; zur Zeit Gudeas sei der Jahresanfang auf Frühjahr, den Monat SE-IL-LA (entsprechend dem jüdischen Nisan) verlegt worden. — Außer den obigen Namen und deren Varianten finden sich auf alten Tafeln noch andere Monatsnamen, welche meist noch nicht identifiziert werden könnend Die folgenden Namen aus späterer Zeit lehnen sich bereits nahe an die oben genannten an: 1) Z. B. in dem Datum dea Prismas Ttglat Püesers I. der Monat Ku-sal-lu (Siran?) [Keütnsehr, Biblioth. I 46]; in der Inschrift Adadniraris L der Monat Mu-bu-ur ildni [ibid. 17]; auf den kappadozischen Tafeln Ab-iorra-nu, Ku-fol-lu, Sa-ia^^a-tim, Zi-eu-im [ibid. IV 51, 58, 55]. . 8* 116 I. Kapitel. Zeitrechnung der Babylonier. Elunu (E'lu-nim, E-lu-nu-um) Tiru {Ti'TVrum, Ti-ri-im) Kinnu {Ki-nur-nu) Nabru (Na-ab-ri) Sibutu {Si-bu-ti, Zi-bu-tim) äandutu (Sa-dtc-tim, Sa-ad-du-tim) JRabutu (Ra-burtim) Dür-Rammänu Dür-abi Humtu (Hu-um-tum) Sepi (Se-pi), Die Monate sind in bestimmter Beziehung zu den 12 Tierkreis- zeichen, welche die Babylonier schon in alter Zeit kannten (s. Ein- leitung S. 82). HoMMBL hat an Grenzsteinen, die bis ins 12. Jahrh. V. Chr. zurückreichen, dargetan, daß auf diesen Steinen die Bilder der 12 Tierkreiszeichen größernteils schon gebraucht werden, und daß in den Texten der Steine verschiedene Götter (besonders Sin, äamaä, litar, Änu, Bei, Ea, Marduh, Bamman, Ninib, Gula, Nergal) an- gerufen werden, denen die Zeichen und Planeten untergeordnet sind\ Den Monaten standen bestimmte Götter (Patrone) vor, wie bei den Ägyptern und Persem, was überhaupt auf die Weltanschauung im alten Oriente zurückgeht. Ein Beispiel von Gegenüberstellung solcher Patrone bei den Monaten gibt folgender Text (IV R 33) : Monat [Gottheit] Gestirn] ! Nisannu Anu und Bei Airu Ea, Herr der Menschheit Sivanu Sin, der regierende Sohn Bels (TVfond) Düzu Der Held (od. kriegerische) Ki7iib (Sonne) Abu Nin-giä-zidda (?) (Nebo-Merkur) Ululu IStar, Herrin .... (Venus) Tairitu SamaS, der Held (Mars) Arah-samna Marduk, der weise der Götter (Jupiter) Kislivu Der Held Nergal (Saturn) Dhabitu Pap-sulcal, d. Bote Anus u. iHars Sabadhu Rammän, d. Gott d. Himmels u. d. Erde Addaru ■ Die große Siebengottheit ^* Die eingangs dieses Paragraphen angeführten Namen der Monate stammen, wie bemerkt, aus jüngerer Epoche. Wann dieselben auf- gekommen sind, ist schwer anzugeben, aber wahrscheinlich reicht ihr 1) Vgl. die interessanten Funde, welche V. Scheil, Notes d^^igraph, et d'ArcTiaeol. assyr, (Eecueil de trav, rel. ä la PhiL et ä VArcK egypt, et assyr,, XXni 13; vgl. auch Dilegation en Perse. Mhnoires T. I, T. III Texte) be- schrieben hat; einzelnen Gestirnen und Zodiakalbildem sind dort Gröttemamen un- mittelbar beigeschrieben. 2) H. WiNCKLER, AUorienL Forschungen, 2. Reihe, 11, 1900, S. 367; vgl. HoMMEL, Aufsätze u. Ahhdlgn., S. 447. § 23. Monate. 117 Alter schon über das 1. Jahrtaus. v. Chr. zurück. Bei den Juden finden wir vom 6. Jahrhundert v. Chr. ab (nach dem babylonischen Exil, d. L 538 v. Chr.) nämlich dieselben Monatsnamen vor, und durch die Juden mögen die Namen auch im westlichen Vorderasien in Auf- nahme gekommen sein, wie sich aus der nahen Verwandtschaft der Monatsnamen z. B. mit den syrischen und heliopolitanischen ergibt : Babylonische Jüdische Syrische Heliopolitanische Nisannu Nisan Nisan Niasan Airu Ijar Ijar Arar {larar) Sivannu Sivan ffaztran Ozir {Ezir) Dazu Tammuz Tammuz Tammuz (Tamiza) Abu Ah Ab Ab Ululu Elul IM Ilul Ta^ritu Tiärt Teärin I Äg Arah-samna MarheSvan Teärin II Torin {Tisirin) Kisilivu Kislev Kanün I Gelom Dhabitu Tebet Kanün II Kanu {Kamm) Sdbadhu Sebat äebat Sobat Addaru Adar Adar Adad (Adar) Der babylonische Monat Arah-samna heißt wörtlich „der achte Monat"; er deutet wohl auf die Zeit zurück, wo die Monate noch keine Namen hatten und nach den Ordnungszahlen benannt wurden^; die weiter- folgenden schreibt man auch, mehr in Übereinstimmung mit den jüdischen, Kislimu, Tebitu, J^abätu und Adaru. Ich gebe nun noch die Etymologie der Namen nach Muss- Abnolt : 1. Ni-sa-an-nu =^ Nisänu , abzuleiten von nesÄ = bewegen , fort- schreiten, springen. Der entsprechende Name (s. Kol. III, S. 114) des alten Monats ist ITU J5AB-^ZAö-ÖAB = Monat der Heiligung. Zodiakalzeichen dieses Monats ist Jcu('SariJcJcu) = Widder. Patron des Monats: A7iu (Himmel) und Bei 2. A-a-ru (Airu) von arw = hell, licht, oder von -t'N aussenden, sprossen; also der blühende, Sprossen treibende Monat. OUD- /ST-D7= Monat „der auf den Hinterbeinen wandelnden Stiere". Zodiakalzeichen te-te = Stier. Patron : Ea, Gott der Gewässer. 3. Si-ma-nu, äEG-GA, der Monat der Ziegelerzeugung. Zodiakal- zeichen maä-maäu = Zmümge. Patron: Sin, der Mondgott. 4. Du'-u-zu; von DU (Sohn) und ZI (Leben) = Sohn des Lebens, Herr der Macht. SU-KUL-NA = Monat der aussäenden Hand. 1) Dieser Meinung sind mehrere Autoritäten ; s. die gegenteilige von Hale vy, Bevue des J^udes juives, 1881, S. 187. 118 I. Kapitel. Zeitrechnung der Babylonier. Zodiakalzeichen nangaru (puluJcJcu) = Krebs. Patron : Ädar (= Ninib) (der Krieger, Richter, Zerstörer). 5. Ä'hu, von aftw = feindlich (wegen der Hitze); der Monat der Vorbereitung zum Bauen. NE-NE-OAR (BIL-BIL-GÄB) = der Monat, welcher mehr Feuer (Wärme) macht, die Zeit des Herabsteigens des Feuergottes. Zodiakalzeichen a = Löwe. 6. U'lu-lu (Etymologie?) KIN {dingir) NIN'NÄ=MoiiBit der Botschaft der Istar. Zodiakalzeichen ki = Jungfrau. Patron: lätar (Aphrodite). 7. Tiä-ri-tu bedeutet „Beginn, Anfang" (des andern Halbjahrs). DUL-AZAG =^ äer Monat des „reinen, leuchtenden Herrn" (der Sonne). Zodiakalzeichen nüru^Wsge, Patron: Samas (Sonne). 8. ^-ra-aÄ-sam-wa = „der achte Monat". AlPIN-GAJB-A {ENO AB- GAB-A) = Monat der Grundsteinlegung, der Eröffnung der Felder. Zodiakalzeichen aJfcraJw = Skorpion. Patron: Marduh 9. Zi-si-Zi-mw (Etymologie? vielleicht = Periode, Eponymat). GAN- G^AZV^-A^J. = Wolkenmonat (?). Zodiakalzeichen pa-hü-sag (pa oder kuf) = Schütze. Patron : Nergal 10. Te-hi-tum, der trübe Monat. J_B-J5J.-?7D-D?7= Monat „des Weitergehens des Wassers" (der Wetterwolken?). Zodiakal- zeichen äahü = Steinbock. Patron Pap-sukal (Nabu). 11. Sa'ba-tu = ier Zerstörende, der Monat der Regen und Fluten. A&'-A'AN = Regenmonat. Zodiakalzeichen gu = Wassermann. Patron: Bammän „der Führer des Himmels und der Erde". 12. Ad-da-rw = der „dunkle" Monat. ÄJ5;-ZIA"-JSrt7i> = Erntemonat. Zodiakalzeichen zih = Fische. Patron: „die sieben großen Götter". 13. Der Schaltmonat arhu mahru $a Addaru (der 2. Addar) oder Addaru arkü, in den nichtsemitischen Texten durch DIB- vom parallelen Monat unterschieden. Patron: Aäur. § 24. Monatseinteilung, Wochen {hamvMu\ Tageseinteilung und Tagesanfang. Das in Babylonien uralte Prinzip des Sexagesimalsystems offen- bart sich schon in der alten Teilung des Monats. In sehr alten Texten wird nämlich öfters der 5. 10. 15. 20. 25. und 30. eines Monats besonders gekennzeichnet, mit Opferhandlungen verbunden u. dgl. In der Tafel III R 55 , No. 3 erscheinen Benennungen für je 5 Tage; der Mond zeige sich vom 1. bis zum 5. Tage als Sichel {askaru\ vom 5. bis 10. als Niere (kaUtu), vom 10. bis zum 15. Tage als Mütze, Königsmütze {agü taärif^ti); das erste Zeitintervall wird bisweilen (wie in IV E^ 32) dem Anu, das zweite dem Ea, das dritte §24. Monaiseinteilung, Wochen, Tageseinteilung und Tagesanfang. 119 dem Bei gewidmet. Diesen „Tagesfünften" liegt offenbar die geheiligte Zahl 6 als Teilungsprinzip zugrunde. Ferner vermutete schon A. H. Sayce , daß die in einer kappa- dozischen Tafel aus Gyttl Tepe vorkommende Bezeichnung hamiisüm eine Fünfzahl, wahrscheinlich eine fünftägige Woche, bedeute und von der babylonischen Doppelstunde KAS.BTJ abgeleitet sei. Nach H. WiNCKLEB hängt das Verständnis des Wortes hamv^ti mit dem Gebrauche von ina (= von) und iatu (= in) in den Texten zusammen, und die Bedeutung dieses Ausdrucks läßt sich besonders ans Texten feststellen, die aus Kappadozien herrühren. In diesen altassyrischen Tafeln (s. GolIinischeff , Vingt-quatre tablettes Cappadocienyies) ist von der Abmachung von Geldgeschäften oft die Rede, und es tritt wiederkehrend die Phrase „?i^?w hamnsti ..." auf^ Aus der Ver- gleichung solcher Texte stellt Wixgkler fest, daß die Angabe „in der hamuätu^ als eine Zeitangabe zu verstehen ist, welche ausdrückt, zu welcher Zeit ein Kapital geliehen worden ist resp. wann es zurück- gezahlt werden soll. Da hamustu seiner Bedeutung nach irgend eine Fünfheit ausdrücken muß, so liegt am nächsten, an ein Intervall von fünf Tagen zu denken. Diese fünftägige Woche würde sich auch dem Sexagesimalprinzip gut anpassen, denn zwölf Doppelstunden KAS.BU machen einen Tag, und fünf Tage geben 60 Doppelstunden. Die hamu^tu als bürgerliche Zahlungstermine aufzufassen, kann also wohl berechtigt sein. Die Texte deuten sogar darauf hin, als wenn zur Überwachung der hamuätu besondere Eponymen bestellt gewesen wären. Ob die hamuätu als Woche in dem Sinne, wie wir sie gegen- wärtig auffassen, gegolten liat, wird die zukünftige Forschung lehrend Die Sechsteilung des Monats, die der hamuätu zugrunde liegt und, wie es scheint, auch im alten Kultus verborgen ist, setzt einen 30tägigen Monat, also ein 360tägiges Jahr als Ausgangspunkt der Zählung (ein Bund jähr im Sinne von Einleitung S. 69) voraus, deutet mindestens auf ein Sonnen jähr. Wir werden im nächsten Para- graphen sehen, inwiefern die Möglichkeit für den Gebrauch eines solchen Jahres gegeben sein konnte. In der alten Zeit kommt aber auch schon die Viert eilung des Monats vor. Der Monat wird 1) Z. B. ,Von zwei Minen Geldes, welches Innam-Malik dem Aiurrabt schuldet, hat eine halbe Mine Geld in der hamnitu von Aiurbilmäti — Kapital samt Zinsen — Iradail gekauft. ** 2) Nach zwei Tafeln aus dem 7. Jahrh. v. Chr. summiert sich die tägliche Bewegung des Mondes nach je 5 Tagen derart, daß der Mond am 5., 10., 15., 20. und 25. Tage an. gewissen Hauptpunkten des Kreises anlangt. Die eine dieser Mondlängen-Tafeln (K. 90; s. hierüber bes. Zeitschr. f. Assyr. II, 1887, S. 337; MonMy Notices Boy, Astron, Soc, vol. 40, 1880, S. 108) teilt den Kreis in 480^ die andere (80—7—19, 273; s. hierüber Proceed. of the Soc, of Bibl Arch. XXII, 1900, S. 67) in 360o. 120 I. Kapitel. Zeitrechnung der Babylonier. deutlich nach den Mondvierteln abgeteilt, der 7. 14. 21. 28. Tag (und der 19.) sind böse Tage (umu lemnu), es sollen gewisse Handlungen an diesen Tagen nicht verrichtet werden. Diese Teilung weist also auf den Mondmonat resp. das Mondjahr hin. Die siebentägige Woche, welche nicht selten, namentlich in populären Werken, als babylonischen Ursprungs und von den Juden übernommen, hingestellt wird, kann nur mit Vorbehalt dem baby- lonischen Kulturgebiet zugeschrieben werden. In dieser Form, nämlich als eine siebentägige, ohne Beziehung auf den Monat durch das Jahr fortlaufende Periode (also wie in der christlichen Zeitrechnung) ist sie bis jetzt keilinschriftlich nicht nachweisbar. Ebensowenig sind besondere Wochentagsnamen bekannt. Die heilige Siebenzahl hat zwar bei den Babyloniem allerlei Bedeutung (z. B. es sollen an ge- wissen 7. Tagen die Kleider nicht gewechselt, es soll der Wagen nicht bestiegen werden u. dgl.) \ und es ist daher nicht auffallend, daß auch die Planetengottheiten mit der Siebenzahl in Verbindung gebracht werden. (Die Sabier und Mandäer kennen ebenfalls diese Sieben- reihe.) Die Ableitung unserer Wochentagnamen aus der ihnen ent- sprechenden Eeihe 1. Sonntag = Sonne 4. Mittwoch = Merkur 2. Montag = Mond 5. Donnerstag = Jupiter 3. Dienstag = Mars 6. Freitag = Venus 7. Sonnabend = Saturn ist aus den uns bekannt gewordenen babylonischen Planetenreihen aber direkt nicht möglich, da diese in ganz anderer Anordnung auftreten. Die wahrscheinlich älteste Planetenreihe ist jene aus der Bibliothek Ässurbafi'qxds (II E 48, 48—54«^^ und IH R 57, 65—67«^), welche die Planetengottheiten wie folgt anführt: 1. Sin = Mond 4. Dilbat = Venus 2. JSamaä= Sonne 5. Kaimänu^=^ (später) Saturn 3. SuLpa .ud,du =^? 6. Gud-ud = Merkur 7. Zal-bat-a-nu = ? 1) Der hebräische ^Sabhath'^ steht nicht ganz ohne Beziehung zur babylo- nischen Siebenzahl. Das babylonische iabattu (oder sapattu) ist ableitbar entweder von iahäiu = aufhören, beruhigen, oder von Sabattu = schlagen (des Kopfes oder der Brust) bei Büß werken. Manche Tafeln (so II R 32, 16 >b) bezeichnen nun den Büß- und Bet-Tag als iabattu. Wenn die siebenten Tage, wie oben bemerkt, ominöse Tage waren, so könnten sie als iabattu gegolten haben, wofür sich ein inschriftlicher Nachweis bisher aber nicht erbringen läßt; insofern könnte also der iabattu (als Bußetag) bei den Juden Aufnahme gefunden haben. — Zimmern bat neuerdings aus einem Texte aus der Bibliothek Assurbanipals nachgewiesen (Zeitschr. d. deutsch, morg. Ges. LVIII, 1904, S. 199), daß im babylonischen Monat nicht bloß der 7., 14., 21., 28. Tag charakteristische Tage (^opat^u-Tage) waren, sondern daß hauptsächlich der 15. Tag (der YoUmondstag) iapattu hieß. § 24. Monatsemteilung, Wochen, Tageseinteilung und Tagesanfang. 121 Wenn die Namen der Planeten im Laufe der Zeit nicht geändert worden sind, so würde die dieser Reihe entsprechende Planetenordnong folgende sein (nach Jensen): 1. Mond, 2. Sonne, 3. Jupiter, 4. Venus, 5. Saturn, 6. Merkur, 7. Mars. Aber die ursprungliche Reihe war, wie Hommel und Winckleb wahr- scheinlich gemacht haben, eine andere, indem gegenseitige Substitutionen der Planetennamen vorgenommen worden sind. Als die ursprüngliche Anordnung betrachtet Hommel die folgende: 1. Sonne, 2. Mond, 3. Jupiter, 4. Merkur, 5. Mars, 6. Saturn, 7. Venus, welche auch den Planetenfarben (jeder Planet wurde durch eine Farbe charakterisiert) auf den Mauern von Ekbatana (und dem Turme von Khorsabad) entsprechen. Bemerkenswert ist die sporadisch bei den Mandäem, Syrern und Juden vorkommende Ordnung 1. Sonne, 2. Venus, 3. Merkur, 4. Mond, 5. Saturn, 6. Jupiter, 7. Mars; aus der letzteren läßt sich nämlich die für die Folge unserer Wochen- tage maßgebende Ordnung (Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus, Saturn) ableiten, wenn man der zweiten von den beiden An- weisungen folgt, welche Dio Cassius (XXXVII c. 17) für die Benennung der siebentägigen Woche angibt \ Allein die Voraussetzung eines solchen Prinzips für die Entstehung der siebentägigen Woche ist künstlich genug. Wahrscheinlicher bleibt, daß außerhalb des babylonischen Kulturgebietes die Heiligkeit der Siebenzahl mit der Zeit zu einer Zusammenfassung eines siebentägigen Intervalls Veranlassung gegeben hat, und insofern geht allerdings, da die Siebenzahl ein wichtiges Glied der Zahlenharmonie in der altorientalischen Weltanschauung dar- stellt, die siebentägige Woche auf die babylonische Kultur zurück. Ich begnüge mich in diesem Werke, in welchem weitgehende Schlüsse vermieden werden müssen, mit diesem Hinweise. Auf Verbreitung der 1) ,Oder, wenn man die Stunden des Tages und der Nacbt von der ersten Tagesstunde zu zählen anfängt, diese dem Saturn, die folgende dem Jupiter, die dritte dem Mars, die vierte der Sonne, die fünfte der Venus, die sechste dem Merkur, die siebente dem Monde beilegt, nach der Ordnung, welche die Ägypter den Planeten anweisen, und immer wieder von vorn anfangt, so wird man, wenn man alle 24 Stunden durchgegangen ist, finden, dafi die erste des folgenden Tages auf die Sonne, die erste des dritten auf den Mond, kurz die erste eines jeden Tages auf den Planeten trifft, nach welchem der Tag benannt wird.' — Zu den oben an- gefahrten Planetenordnungen ist zu bemerken, daß dieselben keineswegs die einzigen sind, die in der vorderasiatischen Überlieferung vorkommen. Eine namentlich von den Klassikern aufgezählte Reihe ist die Anordnung der Planeten nach der schein- baren Entfernung von der Erde: Mond, Merkur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter, Satom. Für die spätbabylonische Zeit (2. Jahrh. v. Chr.) gibt Kugleb die Planeten- reihe Jupiter, Venus, Merkur, Saturn, Mars, Mond . . . an. 122 I. Kapitel. Zeitrechnung der Babylonier. Woche , Benennung der Tage u. s. w. komme ich im III. Bande bei der christlichen Zeitrechnung zurück. In Beziehung auf die Teilung des Tages ist man bisher hauptsächlich auf die Angaben in den astronomischen Tafeln der Babylonier angewiesen. In diesen Tafeln wird der Tag (d. h. der volle Tag-Nacht-Kreis) dem sexagesimalen Prinzip gemäß in 6 Ab- schnitte, jeder dieser in 60 Teile, und jeder der letzteren wieder in weitere 60 Teile geteilt. Eigene Namen für diese Teile und Unter- abteilungen scheinen nicht gebraucht worden zu sein. Wenn wir die einzelnen Stufen dieser Teilung als „Sechsteltag", „Zeitgrade", „Zeit- minuten" und „Zeitsekunden" bezeichnen, ist also 1 Sechsteltag = 60 Zeitgrade, 1 Zeitgrad = 60 Zeitminuten, 1 Zeitminute = 60 Zeitsekunden. Dieses Zeitmaß erscheint fast durchaus auf allen astronomischen Tafeln der späteren Zeit. Der „Zeitgrad" entspricht 4 unserer Zeit- minuten. Bisweilen, und zwar nur in einzelnen Planetentafeln, wird der Tageskreis unmittelbar in 60 Teile geteilt, mit weiteren Sechzig- teilungen der einzelnen Abstufungen. Während diese beiden Zeit- maße nur in der Astronomie üblich sind, scheint das eigentliche populäre, bürgerliche Zeitmaß durch die Zwölfteilung des Tageskreises, KAS. BU genannt *, dargestellt zu werden. Dieses Maß findet nämlich bei astronomischen Angaben weniger Verwendung, am ehesten noch in Finstemisberichten. Ein KAS.JBU, in modernen Schriften auch als „babylonische Doppelstunde" bezeichnet, ist . ^ d^ Tages = 2 unserer Stunden. Ein KÄS . B U wird in 30 US zerlegt , demnach 1 US = 4 Minuten. Da der Volltag somit 360 US faßt, repräsentiert diese Teilungsart die direkte Übertragung des 360 teiligen Kreises auf den Tageskreis. Die Entstehung dieses Zeitmaßes hängt wahrscheinlich mit der Entstehung des Zodiakus zusammen (s. Einleitung S. 80). Durch die „Doppelstunde" wird auch die Angabe von Hebodot be- stätigt, welcher sagt (II 109), daß „die zwölf Teile des Tages von den Babyloniem zu den Griechen" gekommen seien 2. Erinnerungen an die babylonische Doppelstunde scheinen sich übrigens im Altertum hie und da erhalten zu haben. Letronne hat aus zwei Stellen des 1) Die Lesungsart des Ideogramms KAS.BU ist zur Zeit noch nicht sicher angebbar, desgleichen nicht die Lesung der Unterabteilung üb. Dieses Maß wird übrigens auch als Bogenmaß gebraucht und zwar ist 1 KAS.BU = V12 der Ekliptik = 30" l^KAS .BU = 12 ammat, 1 ammat = 24 ubdnUy also 1 ammat = 2,5"; 1 ubdnu = 6^/4. 2) IIoXov ^hv yciQ xal yvoni^ova xal rä 6vm6hxa fi^gsa rf]£ T^iiigris nccQcc Bccßv- Xaviav t\La%'ov ol "^XXfivig. § 24. Monatseinteilung, Wochen, Tageseinteilung und Tagesanfang. 123 EuDoxrs-Papyrus dargetan, daß dort (Hqcc im Sinne von Doppelstunde gebraucht wird ^ Der Doppelstunde werden wir auch bei den Chinesen wieder begegnen (s. § 128). Eine 24-Teilung des Tages ist bis jetzt inschriftlich auf babytonischen Tafeln nicht nachgewiesen, man kann daher die Babylonier nicht direkt als die Urheber unserer Tages- teilung hinstellen, wohl aber als Vorläufer derselben. (Vgl. die 12 Stunden der Zifferblätter unserer Uhren.) Eine sehr alte Teilung der Nacht in Babylonien ist die der drei Nachtwachen : hararitu = Zeit des Stemauf gangs, hablUu = Mitte der Nacht, und nama7^itu = die Zeit der Dämmerung. Was schließlich die Frage anbelangt, mit welcher Zeit die Baby- lonier den bürgerlichen Tag angefangen haben, so hat sich bisher darüber noch keine völlige Sicherheit gewinnen lassen. Epping konnte die auf astronomischen Tafeln des 2. Jahrh. v. Chr. vermerkten An- gaben über die Neu- und Vollmonde am besten mit der Rechnung vereinigen, wenn die Mittemacht als Ausgangspunkt der babylonischen Zeitzählung vorausgesetzt wurde. Denselben Tagesanfang konnte KiTGiiER aus astronomischen Tafeln des 2. Jahrh. v. Chr. rechnerisch feststellen; aus anderen Tafeln, die wahrscheinlich aus einer anderen Astronomenschule herrühren (es bestanden in Babylonien mehrere der- artige Schulen), konnte er aber die Zeit des Sonnenuntergangs als Tagesanfang nachweisen. Für die astronomische Rechnung bot der Sonnenuntergang als Tagesanfang keine bequeme Basis, da er durch das ganze Jahr variierte, wohl aber für das Anstellen von Beobach- tungen, wenn angegeben wurde, um welchen Zeitbetrag nach oder vor Sonnenuntergang irgend eine astronomische Erscheinung sichtbar sein werde, wann z. B. das für den Beginn des Monats so wichtige Erscheinen der ersten Mondsichel (Neulicht) stattfinden, oder wann eine Finsternis eintreten werde u. s. w. Da nun viele babylonische Ephemeriden tatsächlich in Zeitgraden angeben, welche Zeit zwischen dem jeweiligen Sonnenuntergänge und einer astronomischen Er- scheinung liegt, also in solchen mehr für die Öffentlichkeit bestimmten Tafeln augenscheinlich auf den Gebrauch für das Volk Rücksicht nehmen, so scheint es, daß wenigstens der Kalender für die Sonnen- untergangszählung eingerichtet wurde. Wir müssen also vorläufig annehmen, daß zu Rechnungszwecken von den Astronomen die Mitter- nacht als Ausgangspunkt genommen, für den Volkskalender aber der Sonnenuntergang als Tagesanfang betrachtet wurde. Wie im bürger- lichen Leben der Tag gezählt worden ist, entzieht sich noch unserer Kenntnis. Die alten Schriftsteller geben einstimmig an, es sei der Sonnenaufgang gewesen; Plinius {h.n. 1179): Ipsum diem alii 1) Journal des savantsj 1839, S. 585. 124 I. Kapitel. Zeitrechnung der Babylonier. aliter observavere, Babylonii inter duos solis exortus. (S. a. Censobin c. 23 ; Macbobius, Satwm. I 3 ; Gellius w. a. DI 2 ; Isidob. Etym. V 30). § 25. Sonnen- nnd Mondjahr. Perioden. Welche Jahrform bei den Babyloniem die ursprüngliche gewesen ist, läßt sich gegenwärtig noch nicht entscheiden. In der Überzahl der bis jetzt bekannt gewordenen Tafeln haben die Monate eine Länge von abwechselnd 29 und 30 Tagen, ergeben also zweifellos die Voraussetzung eines Mondjahrs. Man muß also annehmen, daß das Mondjahr schon ziemlich früh bei den Babyloniem Eingang gefunden hat. Das Prinzip, nach welchem den Monaten die Längen von 29 und 30 Tagen (hohle und volle Monate) beigelegt wurden, ist nicht bekannt; in den astronomischen Tafeln wird, wie Epping und EuGLEB gesehen haben, ziemlich ausnahmslos die Länge der Monate dadurch ausgedrückt, daß den einzelnen Monaten die Zahl 1 oder 30 beigesetzt wird: 1 zeigt an, daß der vorhergehende Monat ein voller war, 30 definiert, daß er als hohl zu nehmen sei. Die Tafel Sp. 1162 weist z. B. folgende Bezeichnungen auf^: Airu 1, Simannu 30, Düzu 30, Abu 1, Ulülu 30, TiSrttu 1, Araft-samna 1, d. h. der dem Airu vorhergehende Monat Nisannu hatte 30 Tage, ebenso der dem Abu vorhergehende Düzu^ der dem Tiäritu vorher- gehende Ulülu und der dem Arah-äamna vorhergehende Tiäritu; dagegen hatten Airu, Simannu, Abu jeder 29 Tage. Die Monate wurden von Neumond zu Neumond gerechnet, jedoch nicht vom wahren Neumond, sondern vom ersten Erscheinen der Mondsichel (vgl. Einleitg. S. 93). Daher ist erklärlich, daß die Berechnung der Zwischenzeit vom Neumond bis zum „Neulicht" in den astronomischen Tafeln der Babylonier eine wichtige EoUe spielt, und daß sich zahl- reiche Angaben über diesen Zeitbetrag vorfinden (und z. T. auch über das „Altlicht", d. h. die Zeit von der letzten Sichelerscheinung des abnehmenden Mondes bis zum Neumond). Die Regeln, nach welchen die Zeit des ,,Neulichtes" bestimmt wurde, sind noch nicht be- kannt, ihre Aufdeckung wird aber sicher vieles in der babylonischen Zeitrechnung für die Forschung klar legen. In der alten Zeit waren die Babylonier, wie andere Völker, darauf angewiesen, den Beginn des Monats durch faktische Beobachtung des Mondneulichtes zu be- stimmen, und die große Zahl von Sonnen- und Mondbeobachtungen, die wir frühe schon bei ihnen antreffen, entsprang offenbar dem Be- streben, sich von jener primitiven Methode frei zu machen. Im 1) KuGLER, Die hdbyL Mondrechnung, S. 86; vgl. Eppinö-Stbassbiaier, Astron. aus Babylon f S. 15. § 25. Sonnen- und Mondjahr. Perioden. 125 3. Jahrh. v. Chr. ist die Kenntnis der Mondbewegung bei den Be- rechnern der babylonischen Ephemeriden bereits ein so vorzügliche^ daß sich die Werte, welche sie für die Dauer der einzelnen Arten von Monaten annehmen, nahezu mit unseren modernen Annahmen decken; Kuglbb fand nämlich aus der rechnerischen Untersuchung jener Ephemeriden folgende Elemente: Babylonische Werte. Moderne Werte. Dauer des synodischen Monats 29** 12^ 44°» SVs" 29^ 12*» 44™ 2,9» „ „ drakonitischen „ 27 5 5 35,8 27 5 5 35,8 „ „ siderischen „ 27 7 43 14 27 7 43 11,4 „ „ anomalistischen Monats 27 13 18 34,7 27 13 18 37,4 Mittlere sider. tägl. Mondbewegung 13^ 10' 34,851" 13^ 10' 34,893''i. Perioden: 251 synod. Mon. = 269 anom. Mon. 5458 „ „ = 5923 drakon. „ Bei einer solch genauen Kenntnis der Mondbewegung (und auch einer^ wie wir noch sehen werden, guten Kenntnis der scheinbaren Sonnen- bewegung) ist es einigermaßen seltsam, daß die Babylonier bei der Rechnung des Monatsbeginnes vom „Neulicht" ab verblieben sind^ denn es mußte ihnen doch ein leichtes sein, die Zeit der wahren Neumonde voraus anzugeben; aber eben das Beharren bei dem alten Gebrauche zeigt, daß es sich dabei um eine tausendjährige Gepflogen- heit handelte, die man dem Volke nicht nehmen wollte oder konnte. Was den Jahresanfang betrifft, so muß derselbe im Frühjahr liegen, um die Zeit der Tag- und Nachtgleiche. Der Monat Abu wird schon auf ziemlich alten Tafeln öfters der Monat der trockenen Hitze^ der Monat J^abatu der Monat des Schnees und der Kälte genannt; da der erstere in der Folge der Monate der fünfte, und der andere der eilf te ist, so muß Nisannu, der Anfangsmonat, etwa März fallen -. In der späteren Zeit des Gebrauchs der seleukidischen Ära ist der Jahresanfang mit Nisan im Frühjahre außer Zweifel, außerdem ist die Frühjahrs- Al^an-Rechnung für mehrere Nachbarvölker nachweis- bar; es wird daher die jetzt allgemein geltende Annahme zutreffen^ daß die späteren Babylonier ihr (gebundenes) Mondjahr mit dem Xisannu um die Zeit des Frühjahrsäquinoktiums, und zwar mit dem 1) Geminus (im 1. Jahrh. y. Chr.) kannte den oben angegebenen genaueren Betrag der Mondbewegung, den die Babylonier schon fast 200 Jahre vor ihm an- wandten, noch nicht und gibt an, ,die mittlere Bewegung des Mondes wurde von den Chaldäern gleich 18« 10' 35" gefunden* (Isagoge 15, 2). 2) In einem Berichte des Astronomen an den König (s. III K 51,1; vgl. Delitzsch, Assyr, Lesestücke, 3. Aufl., S. 122 No. 1) heißt es: ,Am 6. Tage de* Monats Nisdn waren Tag und Nacht gleich, es waren 6 KAS.BU des Tages und 6 KAS.BU der Nacht. Mögen Nabu und Marduk dem Könige günstig sein.» 126 I. Kapitel. Zeitrechnung der BabylQnier. „Neulicht" begonnen haben. Sehr wahrscheinlich ebenso verhält es sich mit dem Jahr der Assyrer. Trotzdem Babylonien und Assyrien in Beziehung auf Kultur und Schicksale eng mit einander verbunden er- scheinen, wäre immerhin die Möglichkeit vorhanden, daß in einzelnen Details der Zeitrechnung zwischen beiden Staaten Unterschiede existieren; aber vorderhand darf man die Identität der Jahrform im allgemeinen voraussetzen. Für die alte Existenz eines Mondjahres in Babylonien spricht auch der in sehr alte Zeit zurückreichende Mondkultus. In der Gestimverehrung , die in Vorderasien (wie früher schon bemerkt) ein Glied in der altorientalischen Weltanschauung bildet, ist neben Anu (Himmel), Bei (Gott des Himmlischen imd Irdischen) und Ea (Gott der Gewässer) der Hauptgott Sin d. h. der Mond. Er genoß nament- lich in Südbabylonien hohe Verehrung; Uru (heute El Murgheir) und Harrän (am Bellas^ einem Zuflüsse des Euphrat) waren die Haupt- stätten des Mondkultus ^, außerdem aber finden sich auch Spuren dieser Religion in Vorderasien und Arabien. Die heilige Zahl des Sin ist 30, das Ideogramm seines Namens wird oft durch diese Zahl ausgedrückt. Daß der Jahresanfang durch das Erscheinen des Früh- jahr-Neumondes signalisiert wird, und daß der Monatsbeginn an das „Neulicht" geknüpft ist, wurde schon hervorgehoben. Es mag nur noch bemerkt werden, daß auch die zu- und abnehmende Mondsichel durch zwei Götter {Sin und Nergal, die „Zwillinge") repräsentiert werden. Allein auch der Sonnenkultus ist in Babylonien von hohem Alter. Die hauptsächlichste Verehrung der Sonne als oberster Gott- heit (J^'amaä) konzentrierte sich in Larsa {Senkereh) und Sippar {Abu Hdbha). Da außerdem in diesem Kultus die Hauptphasen der Sonnenbewegung, die täglichen wie die jährlichen (wie es scheint, be- sonders die Frühjahrssonne), mit Göttern verknüpft werden *, so könnte man hierin den Hinweis auf die Existenz eines Sonnen jahres sehen. Mehr Grund für die Voraussetzung eines Sonnenjahres in der ältesten 1) Sin heißt in Harrän auch Bel-Harrdn ; er wird von den Gottheiten Nikkal, litar und Nusku begleitet. Das Mondheiligtum zu Harrän war eines der be- rühmtesten und erregte das Staunen der Römer. Der dortige Kultus erhielt sich über das Auftreten des Mohammedanismus hinaus, denn die Harraniter (Sabier) widerstanden allen Bekehrungsversuchen und errangen sich 880 n. Chr. das Zu- geständnis freier Religionsübung. 2) Das uralte berühmte Gilgamei-EpoB (s. Transkr. u. Übersetzg. v. Jensen, Keüinschr. Biblioth.j VI) ist nach Rawlinsok und Jensen ein Sonnen - M3rthu8, welcher eigentlich den jährlichen Lauf der Sonne darsteUt; Kugleb hat auch den in dem Epos vorkommenden Details einen durchaus astronomischen Hintergrund zu geben versucht. § 25. Sonnen- und Mondjahr. Perioden. 127 Zeit dürfte indessen in gewissen alten Angaben über den sexagesimalen Aufbau des Jahres liegend In einigen alten Texten finden sich nämlich Spuren eines 360tägigen Jahres. So heißt es III R 52, 37 ^• „(Die) zwölf Monate eines Jahres (sind) sechs mal sechzig Tage Zahl . . . zagmuh-Fesi^^. Der Titel einer Tafelsammlung aus der Bibliothek Sargons lautet: „Eine Sammlung von 25 Tafeln der himmlischen und irdischen Zeichen nach ihrer guten und schlechten Bedeutung. Die Vor- zeichen, die im Himmel sind, als auch die auf der Erde werden be- richtet. Dies ist der Bericht ... 12 Monate für jedes Jahr, 6 mal 60 Tage, nach der Ordnung verzeichnet . . .^^. Ebenso hat das Jahr in der Tafel in E 60 durchaus 360 Tage , denn bei jedem einzelnen Monat werden 30 Tage angegeben „im Monat Adar vom 1. bis zum 30. Tage — im Monat Nisan vom 1. bis zum 30. Tage — " u. s. f. durch alle Monate*. Femer wird in den Tempelrechnungen des Tafelfundes von Telloh (aus der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr.), welche von Reissnek bearbeitet worden sind, der Monat durchweg zu 30 Tagen gerechnet. Es kann sich nun möglicherweise hier um ein astrologisches, d. h. dem 360 teiligen Kreise angepaßtes Jahr, oder um ein Geschäftsjahr handeln (wie auch bei uns für gewisse kaufmännische Usancen ein 360tägiges Jahr üblich ist), aber es kann in diesen Beispielen auch der Hinweis auf ein theoretisches Jahr, das 360tägige „Eundjahr'', liegen. Die Annahme eines „Eundjahres" in dem Sinne, wie es früher (s. Einleitg. S. 69) aui^efaßt wurde, wäre für die alte babylonische Zeit 1) Die Basis des Sezagesimal-Systems bei den Babyloniem wird von den meisten Autoritäten in astronomischen Beziehungen gesucht. Cantob sucht die Entstehung der 60 in der Wahrnehmung, daß die aus dem ungefähr 360tägigen Jahre erkannte Kreisteilung von 360® in Verbindung mit dem Verhältnis des Kreisradius zum Umfange (die Sehne ist ^/^ des Umfanges) zur Zahl 60 geführt habe. Brahdis geht auf das Verhältnis des scheinbaren Sonnendurchmessers zum Himmelskreise (*/, : 360 = 1 : 720) zurück. C. P. Lehmann weist insbesondere darauf hin, daß die Doppelstunde KAS ,BÜ zum Sonnendurchmesser zur Zeit der Äquinoktien im Verhältnis 1 : 60 steht. Küqleb bemerkt, daß KÄS .BU ein Natur- maß insofern sein konnte, als es in der von den Babyloniem erkannten ungleich schneUen Bewegung der Sonne den längeren Sonnenweg ausdrücke, nämlich 30®; dieser Betrag im Verhältnis zum scheinbaren Sonnendurchmesser '/,'* führt auf 1 : 60. Zimmern sieht die Ursache des Verhältnisses 1 : 60 in einer ursprünglichen Secbsteilung des anfänglichen 360tägigen Jahres. — Auf die mannigfachen Be- ziehungen des Sezagesimalsystems zum Maß- und Gewichtswesen der Babylonier und der antiken Maße überhaupt kann hier selbstverständlich nicht näher ein- gegangen werden. Die wichtigsten Literaturnachweise hierüber habe ich am Schlüsse dieses Kapitels unter «Literatur** beigebracht. 2) ^Xllojrbi Sa iatti Iffon VI \ui] Urne ia minat [zag-mug] ina iu . . .' Vollständige Übersetzung der Stelle ist, wie mir Herr Prof. C. F. Lehmann mitteilt, wegen der Verstümmelung des Textes nicht möglich. 3) Transact. Soc, of Biblic, Arch., III 155. 4) ibid. 272—283. 128 I. Kapitel. Zeitrechnung der Babylonier. nicht unmöglich. Man kann sich denken, daß in der ältesten Zeit^ wo die Länge des Sonnen Jahres noch mangelhaft bekannt war, nnd wo man es doch des Ackerbaues wegen nötig hatte, das „Rundjahr" den Ausgangspunkt der Versuche bildete, die Länge desselben mittelst Schaltungen mit den Jahreszeiten übereinstimmend zu machen. Die Schaltungen konnten anfangs in größeren Zeitintervallen (Jahren) vor- genommen werden und waren jedenfalls' noch unregelmäßig; als man endlich wußte, daß das Sonnenjahr 365 Tage habe, genügte der Über- gang von der 72 fachen (6 mal 12 fachen) hamuitu (72 X 5 = 360) auf die 73. hamtiätu (365 Tage), um dem Sonnenjahre mit Berück- sichtigung seines ursprünglich sexagesimalen Aufbaues (6 x 60 = 360 Tage) die richtige Länge zu geben. Auf sexagesimale Grund- lage des Jahres würden aber die 6 Doppelmonate zu 60 Tagen deuten, welche einstens das babylonische Jahr nach H. Winckleb gehabt haben soll, und von welchen Doppelmonaten nach letzterem Autor die Anordnung der Monate im altarabischen und römischen Jahre her- rührte — Die vorstehenden Bemerkungen sollen nicht etwa die Existenz eines Sonnen jahres für Babylonien beweisen, sondern nur dessen Möglichkeit offen lassen. Es scheint sogar die Wahr- scheinlichkeit näher zu liegen, daß im Volksgebrauch nie ein anderes als das Mondjahr benützt worden ist. Ganz anders gestaltet sich aber die Sache für die babylonischen Astronomen. Die Be- obachter und Eechner kennen, wie aus den Arbeiten von Kugleb hervorgeht, im 3. Jahrh. v. Chr. bereits die Länge des siderischen Jahres, die Beträge der ungleichen Bewegung der Sonne in der Eklip- tik, die ungleiche Länge der astronomischen Jahreszeiten u. s. w. mit respektabler Genauigkeit^. Die Angaben, die in den babylonischen 1) C. F. Lehmann weist auf das Zofftnuku-Fest hin (Verhdlg, d, Berl, anthropöl. Ges.j 1896, S. 445), eine fünftägige Feier, die bei den Babyloniern an der Spitze des Jahres stand und den 5 Epagomenen (durch die wir anderwärts, wie bei den Ägyptern u. s. w., das 365 tägige Jahr ergänzt sehen) entspricht. — In der Tat fällt das ZagmukU' oder Akitu-FeBt (Sakäen-Feat des Bebossos) auf den Jahresanfang (rei-mtti) in (oder vor?) die ersten Tage des Nisannu und ist schon in der ersten Hälfte des 3. Jahrtaus. v. Chr. inschriftlich nachweisbar. Es hatte nach Meissner {Zeitschr. d. deutseh. morgenL Ges.^ L. Bd., S. 296) dieselbe Bedeutung wie die Feier der Farwardigan-TsiQe^ bei den Persern (s. diese Kap. IV dieses Werkes), und auch das Purimfest der Juden geht zum Teil hierauf zurück. 2) Obwohl die Tafeln, welche Küoleb untersucht hat, vornehmlich sich mit der Vorausberechnung der Neu- und Vollmonde befassen, also für sie die genauen Werte der Sonnenbewegung nicht notwendig sind, geht doch für das siderische Sonnenjahr der Betrag 365* 6*» 13"» 43» aus ihnen hervor, welcher nur 4^/,» vom modernen Werte abweicht. Die Länge des astron. Frühjahrs beträgt 94,498 Tage (richtig 94,044), des Sommers 92,726 (statt 92,305), des Herbstes 88,592 (statt 88,619) und des Winters 89,445 (statt 90,282) Tage. Die Kenntnis der Präzession ist nicht sicher aus den Tafeln zu erweisen, es finden sich aber einige Anzeichen dafür. § 25. Sonnen- und Mondjahr. Perioden. 129 Ephemeriden über die Sonnenbewegung, die ungleiche Länge des Tages, das „Neulicht" u. s. w. gemacht werden, lassen keinen Zweifel darüber, daß jene Astronomen das Sonnenjahr als Grundlage bei ihren Rechnungen benutzten und daß sie fähig gewesen wären, falls man dieses Jahr im Volke eingeführt haben würde, diese Jahresform ge- hörig zu überwachen. Daß die Einführung nicht geschehen ist, beweist, wie eingewurzelt das Mondjahr im Volke war. Das Sonnen- jahr verblieb Eigentum der Priesterkaste, aus der ja auch die Astro- nomen hervorgingen. Einigermaßen zweifelhaft bleibt auch, ob die Babylonier die größeren Zeiträume nach Perioden abgemessen haben. Der Ge- brauch von solchen Perioden („großen Jahren") ist zwar bei den orientalischen Chronographen, wie wir bei der ägyptischen Zeitrechnung sehen werden, nicht selten, aber bei den Babyloniem finden sich nur einige Andeutungen vor ; inschriftlich sind solche Perioden bisher über- haupt nicht nachweisbar gewesen. Eusebiur, Synkellos, Suidas und HESYcmrs erwähnen nämlich den Saros, Neros und Sossos in mehr oder weniger deutlicher Weise als die Zeitperioden, nach denen die Babylonier gerechnet haben sollen. Bei den ersteren beiden Schriftstellern heißt es: „Beeossos hat in seiner Geschichte nach Sare7i, Neren und Sossen gerechnet. Der Saros bezeichnet einen Zeit- raum von 3600, der Neros von 600, und der Sossos von 60 Jahren" ^. Man hat früher geglaubt, daß Saros^ Neros, Sossos n u r als Zeiträume, und zwar insbesondere als Mondperioden (223 synod. Mondmonate) aufzufassen seien ; andere haben hierin aber Tage gesehen, und es hat sich eine ziemliche Eeihe von Meinungen und mancherlei Literatur hierüber angesammelt. Durch das Studium der Inschriften, welche jene Ausdrücke recht oft darbieten, ist bald klar geworden, daß die Wörter Saros, Neros, Sossos nur Zahlen an und für sich sind, ohne jede Beziehung auf Zeitmessung. Der Sossos {awaaog) oder assyrisch hi§iu ist die Grundzahl des bei den Babyloniern über das ganze Maß- wesen sich erstreckenden Sexagesimalsystems, nämlich sechzig. Nor {nerv), vijgog bedeutet „Führer, Leiter", die Führerzahl 600; iar (aägog) bedeutet etwa „alles was groß ist", ,.Schaar, Masse", „Massen- zahl oder Vollzahl", nämlich 3600. Ursprünglich bedeutete äicääu = Ve ; das Ideogramm dafür ist der Kreissextant, im Gegensatze zu sar, dessen Ideogramm durch einen Vollkreis ausgedrückt wird. Insofern würde aar (aägog) also auch die Bedeutung „Kreis, Zyklus, Periode" (z. B. der Zeit, der Jahre) rechtfertigen; ursprünglich hat aar ver- 1) Synkellos 30, 6 (s. Schoenb, Eusebti Chronicon, col. 8) &XX' 6 iihv BriQtaaaog diu coQOiv xal vrigav xal a^öotov &vsyQcii{}(xto ' schreiben.« {The chronol. of anc. nations, edit. E. Sachau, 1879, S. 65). § 26. Schaltung. 133 mit Verbesserungen, die mir der Herr Verfasser angegeben hat. Die liste enthält die betreffenden Jahre v. Chr. samt den Belegstellen, a) Assyrische Schaltjahre: 713 V. Chr.i 9. Jahr Sargons] K 2679. i673 « Jahr d. Eponjm. Ad-ri-ilü] Johns, Ässj/n lan DeedSj No. 53. b) Bab: ^Ionisch le Schaltjahre von 603- -495 V.Chr. von 747 603 sind keine bekannt]: t*603 V . Chr. Strassm. Nbk. 409« 533 V. Chr. Strassm. Cyr. 219, 242 »598 « « 61 t»530 11 Strassm. Camb. 5; Peiser, *596 it « 78 Bab. Vertr., XXV. t 579 u » 170 *527 It Strassm.Camb.177-183,226 t 572 11 • 262 525 V , 300. 569 11 « 3143 t 622 9 Strassm. Dar. 8^ t*564 • « 382 u. 385. *519 9 , 80, 81 « t 560 Evetts Nerigl. 9 517 9 9 192 195 t 557 EvettB Bab. 1 ?* 514 9 Strassm. Dar. 245, 246; 555 Strassm. Nbn. 51-53 • Bar ton (Amer. Journ. of 553 n 132—134 Semit, lang. XVI 68) 550 9 244, 245 *511 9 Strassm. Dar. 306, 307 •546 • 436-439 509 T , 366 544 9 683 689 506 9 , 435, 436 t 541 I» 938-944 t 500 9 Strassm. Dar. 557;Peiser, •537 Strassm. Cyr. 54-60 Babtjl VeHr., CXXXVIII. 536 « n 148 152 495 9 Barton (a. a.O. p.70No.7.) c) Babylonische Schaltjahre von 494—393 v. Chr. [von 494—434 und von 424 — 393 sind keine bekannt]: 395 V. Chr. (10. Reg.- Jahr Artaxerxes I). V Rawl. 37, 58». 373 , (32. , „ ) Hilprecht a. Clay, Bah. Exped., Ser. A, vol. IX No. 32. 365 , (40. , „ ) ibid. No. 73. d) Babylonische Schaltjahre von 392 — 100 v. Chr. nach Angaben von Epping, Stkassmaieb und Kugler: t 389 V. Chr. f 378 " \ Epping-Strassm. Sp. II, 71 (Zeitschr. f. Assyr. VID 170) t*313 ' 1) Die Jahre verstehen sich 603/2, 598/7 u. s. f. 2) Schaltjahr mit Ululu II nach der Berliner Taf. VATh. 9. Einiger Wahr- scheinlichkeit nach (Taf. Strassm. .^A;. 409) war auch das 22. Jahr Nahk. ein Schaltjahr mit Addaru II. 3) Auch durch ein Täfelchen der deutsch. Exped. Bahyl. gesichert. 4) Dieses Jahr ist vielleicht einzufügen, vorbehaltlich Nachprüfung des Textes. 5) Jahr 528 ist zu streichen ; s. Kuoler, Zeitschr. f. Assyr.j XVII, 1903, S. 214. 6) J. Opfert {Zeitschr. f. Assyr.j VIII 69) gibt aus der Zeit Darius I. als Schaltjahre die Regierungsjahre 3, 5, 8, 11, 16, 19, 22, 25, 27 an. Die meisten sind inschriftlich belegbar. Zum 19. Jahre (503 v. Chr.) ist zu bemerken, daß nach Strassm. Dar. 495 Z. 10 ein .vorderer Addaru"^ angegeben ist, und, obwohl diese Bezeichnung nicht durch gehends angewendet wird, auf einen Addaru H ge- schlossen werden kann. 134 I. Kapitel. Zeitrechnung der Babylonier. Kugler, Bab. Mondrechn., S. 56—65*. 175 V. Chr. = 137 Sel.-Ära 172 , =140 170 , =142 167 , =145 , 164 , =148 t 161 , = 151 , 159 , =153 156 , =156 153 , = 159 , t 123 ^ = 189 , Epping-Strassm., Ästr, a. Bdbyl., 8. 19, 179. ) Kugler, a. a. 0. S. 33. t»104 , = 208 102 . = 210 Die mit * bezeichneten Jahre haben als Schaltmonat einen Ululu 11, die übrigen den Addarii IL Die mit f bezeichneten sind in Mahlebs Tafeln keine Schaltjahre, während sie inschriftlich als solche bezeugt sind. — Für die Prüfung der vorkommenden Schaltjahre sind die Daten der stattgefundenen Neumonde von großer Wichtigkeit. Die Tafel m der Neumonde (am Schluß dieses Bandes) wird solche Untersuchungen wesentlich unterstützen. Auch die von den Babyloniern beobachteten Sonnen- und Mondfinsternisse würden, wenn sie uns mit Datierung überliefert wären, von großer Hilfe für die Erkenntnis des babylonisch-assyrischen Zeitrechnungswesens sein. Leider sind nur wenige Finsternisse völlig genau (nach Jahr, Monat, Tag) datiert ; außerdem sind manche Texte schwierig zu interpretieren. Überdies erscheinen in verschiedenen astronomischen Aufzeichnungen nicht selten berechnete und beobachtete Finsteraisse auf einer und derselben Liste, desgleichen meteorologische Verfinsterungen (atmosphärische Trübung), so daß es noch der Er- forschung und Sicherung der von den Babyloniern geübten Terminologie bedarf, bevor alle Fälle zweifelfrei hingestellt werden können. Hier folgen in gedrängter Form die bisher rechnerisch behandelbar ge- wesenen astronomischen Finsternisse; betreffs der Texte nnd Kechnungs- resultate verweise ich auf meinen j^Spez, Kanon d. Somien- u. Mandf.^^ S. 235 — 260 und auf die im folgenden beigefügten Literaturangaben. L Sonnenfinsternis im Eponymat des PUB . ÄX-sa-gcU-e. Datum feststehend nach Kawlinson, Schbader, Hincks, Hind, Lehmakn- GiNZEL 15. Juni 763 v. Chr. 2. Inschriftlich K. 154. Text schwierig, nach Lehmann - Ginzel Sonnenfinst. 6. Aug. 700 v. Chr. oder Mondfinst. 2. Juli 671 v. Chr. Nach Weissbach (Zeitschr. d, deutsch, morg. Ges., LV 218) Ent- 1) Epping DeDnt das Jahr 153 Sei.- Ära (159 y. Chr.) als gemeines Jahr (Zeitschr.f. Amjr., V 353), 154 als Schaltjahr, Strassmader dagegen (ibid. Vm 107) 153 Sel.-Ara als Schaltjahr. § 26. Schaltung. 135 scbeidang nicht möglich ; nach Kugleb handelt E. 154 nur von einer atmosphärischen Finsternis (Gewitter) (ibid. LVI 65). 3. Mondfinsternis unter äamaääumuktn an einem 15. Sdbatu nach einem Texte von Boissier. Datum nach Lehmann - Ginzel 17. Feb. 664 v. Chr. (neben den konkurierenden Finsternissen 27. Jan. 662 und 1 8. Jan. 653). Opfert (Zeitschr. f. Ässyr., XI 31 0) 18. Jan. 653. Der Text einer im „Spez. Kanon d. F." an- geführten Tafel K. 223 , nach Boissier Beziehung habend auf eine im Sahat unter Ääurbanabal vorgefallene Mondfinsternis, soll nach Weissbach (a. o. a. 0. 217) weder Monatsnamen noch Tag enthalten. 4. Finsternisbericht in den Annalen ÄäurhaJiahals , Zylinder B,. Kol. IV 84 — Kol. V 9 , zu beziehen nach Lehmann - Ginzel auf die Mondfinsternis 3. Aug. 663 v. Chr. (ebenso Weissbach), die Sonnen -Verdunkelung erklärbar durch die Sonnenfinsternis 27. Juni 661 (nach Welssbach nur eine atmosphärische Ver- dunkelung) ; Kugler (a. a. 0. 68) bezieht den Text überhaupt nur auf eine atmosphärische Erscheinung. 5. Mondfinstemisbericht K. 467 (R. F. Habper, Ässyrian a. Babylon. Letters, II No. 137), zu beziehen nach Weissbach {Orient Liter. Zeitg., VI, 1903, S. 483) auf die Mondfinsternis 18. Jan. 653 v. Chr. 6. Mondfinstemisse im 7. Jahre des Kambyes nach Strassmaier, Kambys., No. 400 Z. 45, 55. Datum nach Lehmann - Ginzel und J. Opfert 16. Juli 523 und 10. Jan. 522 v. Chr.\ 7. Berechnete Sonnenfinsternis E IV 397 (Stjiassm., Epping, Zeitschr. f. Ässyr., VI 236, VII 236); in Babylon unsichtbar. Datum nach Epping, Lehmann- Ginzel 30. Novemb. 233 v. Chr. Derselbe Text erwähnt eine unsichtbare (berechnete) Mond- finsternis vom 13. Kislimu = 14. Dezemb. 233. 8. Sonnen- und Mondfinsternisse aus den Jahren 188, 189, 201 Seleuk. Ära (Epping -Strassm., Astronomisches aus Babylon, S. 152), und zwar Sonnenfinsternisse 23. Jan. 123 v. Chr., 19. Juli 123, 12. Jan. 122, ?• Juni 111, 2. Dezb. 111 v. Chr.; Mondfinsternisse 7. Febr. 123 v. Chr., 2. Aug. 123, 28. Dezbr. 123, 24. Mai 111, 16. Novb. 111; jedenfalls nur berechnete Finster- nisse. 1) Der Zeitfolge nach dürfte hier noch eine Sonnenfinsternis einzureihen sein, von welcher ein sehr verstümmelter Text berichtet (s. Zeitschr. f. Assyr., XV, 1900, S. 128 Anm. 1). Das Jahr und der Monat sind nicht genannt, nur der Tag 29. Sie müßte in die Zeit Alexanders d. Gr. und Alexanders II. (IV.) fallen. Möglicher- weise ist die Sonnenfinsternis vom 23. Mai 824 v. Chr. gemeint; sie fand für Babylon in den Morgenstunden statt und war dort 10,2 Zoll. 136 I. Kapitel. Zeitrechnung der Babylonier. 9. Mondfinsternis nach Steassmaeeb (Zeitschr. f. Assyr,, III 15 No. 9, IV 76) vom 13. Nisan 232 Seleuk. Ära = 11. April 80 V. Chr. Außerdem finden sich in dem sonstigen Inschriftenmaterial noch eine größere Zahl von Finstemisangaben verzeichnet, welche wegen Mangel- haftigkeit der Texte oder wegen Fehlens jedes chronologischen An- haltepunktes bisher nicht näher untersucht werden konnten. § 27. Die selenkidisehe Ära (xatä XalSaiovg) nnd die Arsakiden-Ära. Die babylonischen astronomischen Tontafeln des 2. und 3. Jahrh. V. Chr. erscheinen meist mit Datierung nach der seleukidischen Ära. Diese Ära hat sich im 3. Jahrh. v. Chr. in dem von den Seleukiden unterworfenen Babjionien verbreitet, erscheint aber auch in Phönizien, Palästina, im 2. Jahrh. alleinherrschend in Syrien und hatte überhaupt lange Zeit Verbreitung im Orient. Den Anlaß zu ihrer Errichtung gab entweder die Schlacht von Gaza (312 v. Chr.), in welcher Seleukos mit Unterstützung von Ptolemaios den Demetrius Poliorketes besiegte, und auf welche die Einnahme Babylons erfolgte — oder die Ermordung Alexanders IV. Ägus '(311 v. Chr.). Als Epoche der Ära wird der Herbst 312 v. Chr. angenommen (für das Mittelalter ist nach RIthl der Epochetag 1. Oktob. 312 sicher). Im Almagest des Ptolemäus (IX 7 u. XI 7) erscheint nun eine Ära xard Xalbaiovg^ nach welcher 3 Planetenbeobachtungen mit den entsprechenden Daten nach Kdbonassar (s. nächsten Paragraph) ver- glichen werden. Es heißt, daß die erste dieser Beobachtungen im 67. Jahre der Chaldäer am 5. ApeUaios^ die zweite im 75. am 14. Dios, und die dritte im 82. am 5. Xanthikos gemacht seien. Die beigesetzten Angaben nach der Ära Nahonassar, mit den christlichen Daten ver- glichen, geben 5. Apellaios 67 chaU. = 27. Thoth 504 Nahon. = 18. Novb. 245 v. Chr. ILD'ws 75 „ = 9. „ 512 „ = 29. Oktob. 237 v. Chr. h.Xanthilos^2 „ = 14. T//&/ 519 „ = I.März 229 v.Chr. Der Umstand, daß es sich bei jenen Beobachtungen um babylonische Aufzeichnungen handelt, läßt erkennen, daß ihre Datierung nach „dem Jahre der Chaldäer" übereinkommen muß mit der als seleukidische bezeichneten in den babylonischen Tontafeln des 2. und 3. Jahr- hunderts V. Chr. Die astronomische Untersuchung mehrerer dieser Tafeln durch Eppixg-Strassmaieb hat aber ergeben, daß die Angaben jener Tafeln nur mit einander vereinigt werden können, wenn man § 27. Die seleukidische und die Arsakiden-Ära. 137 als Epoche das Frühjahr 311 annimmt, also am wahrscheinlichsten vom 1. Kisannu ausgeht. Die seleukidische Ära oder, zur Unter- scheidung von der Rechnung xavd XakSaiovg, auch syro-makedonische Ära genannt, beginnt also ein halbes Jahr früher, mit dem Herbst 312, nach WiNCKLEÄ fünf Monate früher, weil das makedonische Jahr mit dem Dios = Mar^eSevan begann, während das babylonische erst mit dem N\sannu= Xanthikos anfangen konnte. Eine andere Ära, von welcher die Babylonier derselben Zeit auf ihren Tafeln Gebrauch machen, ist die arsakidische Ära. Der An- fang dieser Ära ist zweifelhaft. Der gewöhnliche Ansatz 256 v. Chr. beruht auf der Aussage des Jrsxnsus (Hist. XLI, 4), daß die Parther sich unter den Konsuln L. Manlius Vulso und M. Attilits EEauLus, d. L 256 V. Chr. von der Seleukidenherrschaft frei gemacht hätten. Die Chronik des Eusebics (edit. Schoene II 120) setzt aber den Abfall der Parther auf 248 v. Chr.^. Auf den babylonischen Tafeln tritt die arsakidische Ära insofern auf, als zahlreiche Tafeln mit Doppeldatierungen vorkommen, wo ein seleukidisches Jahr mit einem anderen Jahr verglichen wird, bei welchem der Zusatz j,Aräa1cä (Jean) iar ^arränV' = Arsaces , König der Könige, gemacht ist; z.B. ^im Jahre 145 des Arsaces, des Königs der Könige, welches gleich ist dem Jahre 209 am 13. Simannu, Mondfinsternis". Die Differenz beider Jahreszahlen, die in diesen Doppeldatierungen nebeneinander gestellt werden, beträgt auf allen Tafeln 64. J. Oppebt glaubte, daß in diesen Tafeln die seleukidische Ära nur dann angenommen werden dürfe, wenn der Name SeJeukos dabei vermerkt stehe. Epping-Stbassmaieb haben aber eine Anzahl Doppeldatierungen veröffentlicht, wo die Jahre nicht nach Seleukos benannt werden, aber doch die seleukidische Ära gemeint ist. Oppebt nahm als Epoche der Arsakidenära das oben genannte Jahr 256 (Herbst) an, allein diese Annahme widerspricht der konstanten Differenz 64 auf den Tafeln. Später hat Oppebt als Epoche 181 V. Chr. angenommen, durch welche Annahme gewisse historische Schwierigkeiten, die man gegen die Verbindung der seleukidischen Jahre mit den arsakidischen vorbringen kann, ge- mindert werden. Die historischen Bedenken von Oppebt, Schbadeb hat Stbassmaieb zu widerlegen gesucht ; deraelbe, sowie auch Kugleb auf Grund von Untersuchungan an astronomischen Doppeldatierungen, sind bei der konstanten Differenz von 64 Jahren der arsakidischen Ära gegen die seleukidische stehen geblieben und haben als Epochen- jahre demgemäß angenommen 1) Eine Verwechslung des M. Attilius mit C. Attilius (der mit L. Manlius VüLso 250 V. Chr. KodbuI war). Cf. Gutschmid, Geschichte Irans ^ 18^8, S. 30, G. Rawlinson, Orient. Man., VI, S. 44. 138 I. Kapitel. Zeitrechnung der Babylonier. Jahr 1 Arsak. Ära = 65 Seleuk. Ära = 247 v. Chr. „ 1 Seleuk. Ära = 311 v. Chr. Nach diesen Autoren lie^ also das Anfangsjahr der Arsakiden-Ära 247 nahe bei dem obengenannten nach der Chronik des Eusebius, 248. KüGLEB ist auch der Ansicht, daß die babylonischen Astronomen nicht nur die Jahre der Seleukidenära mit dem Nisannu im Frühjahre begonnen, sondern auch jene der Arsakidenära so gerechnet und an der Differenz von 64 Jahren zwischen beiden Jahreszählungen fest- gehalten haben. § 28. Der Kanon des Ptolemäns und die Eponymenlisten. In den Hauptstaaten des Altertums bildete sich, um die Zeit irgend eines Ereignisses angeben zu können, der Gebrauch aus, das betreffende Jahr vom Jahre des Eegierungsantrittes eines Königs ab zu zählen. Auch die Babylonier befolgten (nach vorhergegangenen primitiveren Versuchen) diese Art der chronologischen Fixierung. In Assyrien sehen wir merkwürdigerweise diese Methode erst ziemlich spät angewendet, denn vorher bestand der Usus, die Jahre nach den sogenannten Limu zu bezeichnen (=Eponymen). Das Regentenver- zeichnis, dessen sich die alten Chronologen und Schriftsteller haupt- sächlich bedienen, um die Zeit von Ereignissen nach Regierungsjahren der Könige angeben zu können, beginnt bezeichnenderweise mit einem babylonischen König, dem Nahonassar {Nalü-näsir\ Das Verzeichnis führt den Titel Kavutv ßamXmv oder ftaffikeiwv, Kanon der Regenten oder Regierungen, auch der mathematische oder astronomische Kanon genannt, besonders aber als der Ptolemäische Kanon bekannt, da er uns hauptsächlich durch Claudius Ptolemäus (3. Jahrh. n. Chr.) zugänglich gemacht worden ist. Der Kanon beginnt mit dem Anfang des Kalenderjahrs, in welchem Nahonassar König von Babylon wurde, mit 27. Februar 747 v. Chr. (astronomisch vom Mittag des 26. Febr. ab) und enthält von jenem Jahre ab die Regierungsdauer babylonischer Könige, von 538 an persischer Könige, von 324 an makedonischer Könige, von 30 v. Chr. an die der römischen Kaiser. Die Jahre dieses Verzeichnisses sind als bewegliche Sonnenjahre d. h. 365 tägige (wie sie in Ägypten gebraucht wurden) zu verstehen, also ohne Schaltung. Jedes Regierungsjahr beginnt, wenn vom 1. Thoth^ dem Jahresanfang der Ägypter (s. Kap. II) ausgegangen wird, wieder mit 1. Thoth, Wir müssen den Ptolemäischen Kanon hier in seinem zuverlässigsten Teile ansetzen, um so mehr, da sich an ihn die Ndbonassarische Ära knüpft, von der noch die Rede sein wird. (Neben die vielleicht manchem Leser nicht mehr geläufigen griechischen Zahlen sind unsere modernen Beträge gesetzt.) § 28. Der Kanon des Ptolemäos und die Eponymenlisten. 139 Namen der Regenten [Jahre] ini6VV- ayayij [Summe] Jahre PhUippi Jahre des Aognstns 1. ja 2, JÜ o m s 3. 9 a o 4. o JS a NaßovatfgaQov Nadiov Xivj^flQog xal Tlmgov 'IlovXaiov MaQ^oxsiiitdiov (icßaeiXevra) Baißov 'AytaQavadlov ^PriYißv^ov Mtör^aniOQSdxov {äßattiltwa) *A6a^adivov 2kcoaSovx ivov Kivrilcciävov NaßoTCoXaaödgov NaßoxoXaocdqov 'IXXoagovddfLOv Nrt ffiyt^ffoXaöödQOV Naßovailov ' KVQOV Kapißvaov ^agBiov nganov 'Affxa^ig^ov ngarrov Jagsiov dswBgov 'Agta^ig^ov dsvxigov 'Agotyov JagUov tgixov 'AXt^dvdgov Maxsddvos avSgov thv xtloxr^v *AXk^dvdo(tv ixigov IlxoXiiuciov Adyov ^tXadiX(pov E'hBgyixov ^tXfntdxogog 'Eniffdvovg ^iXou,f]xogog E^tgyirov Sivrigov Zof^gos ^JirOvvöov viov . KXiOitdxgag Aiy/avaxov Tiß$giov Faiov KXavdiov Nigovog Ovkcnaciavov Tixov Jotuxiavov N/gova Tgaiavov 'Adgucvov AlXiov 'AvxodvIpov ti Cu) ß (2) s (5) s (5) tP(l2) £ (S) ß (2) 7 (3) s (6) « (I) * (4) V (8) X(20) *ß (22) xa(2i) *»"/ (43) ß (2) i (4) «t(i7) «• (9) V (8) if (36) xor(2i) jtc(4i) t»(i9) '(« (46) Ixa (2 1 ) i (^) 7ry(783) '»(^«^(787) CO« (801) COM (815) ä)X£ (825) (0X71 (828) ö>^y (843^ ä)fid'(844) wfiy (863) a)3rd(884^ T^f(907) t (7) i» (19) ^ (39^ of (77; C>|(I02: p^6'(ii9'i 9^7 (143) 90/3(178; (yr(207^ fffiy (243) aoß (272; (y4d(294) T«(337) ^v^ (359) ^ly (363) Tof(377) ^Aa (391) VC (40 1; vd {404) ^^^419) vx (420) vi^ (439) vg (460) v«y (483) Regiernngsdaner unter Annahme des beweglichen Sonnenjahres von bis 27.Fbr.747 22.Fbr.733v .Chr 23- • 733 21, , 731 22. , 73 [ 20. , 726 21. , 726 19. , 721 20. , 721 16. , 709 17. • 709 14. , 704 15. , 704 14. , 702 15. , 702 13. , 699 14. , 699 12. , 693 13. • 693 II. , 692 12. , 692 10. , 688 II. , 688 8. , 680 9. , 680 5. . 667 6. , 667 3 I.Jan. 647 I. , 647 26. , 625 27. Jan. 625 20. 0 604 21. , 604 10. , 561 11' • 561 9. , 559 10. , 559 8. . 555 9. , 555 4. • 538 5. » 538 2. , 529 3. » 529 3 I.Dez. 522 1. , 521 22. , 486 1 23.Dez.486 16. , 465 17. , 465 8. , 424 7. , 424 I. , 405 2. y, 405 20.N0v.359 21.N0v.359 15. , 33^ i6- , 338 14. » 336 15. . 336 13. . 332 14. , 332 11. , 324 12. , 324 9. „ 317 10. • 317 6. , 305 7. 1, 305 I. • 285 2. n 285 23.Okt.247 24.Okt.247 17. ^ 222 18. j, 222 12. , 205 13. » 205 6. , 180 7. » 180 28.Spt. 146 29.Spt. 146 20. , 117 21. , 117 11. , 81 12. , 81 4. , 52 5. , 52 30. Aug. 30 w (43) 31.A11g.30v. 19.Aug.14n .Chr. i u (65) 20. , 14«. 13. » 36 i» (69) 14. n 36 , 12. , 40 ity (83) 13. , 40 , 10. , 54 AI (97) II. , 54« 5 ,, 68 ^^(107) 6. , 68, 3. , 78 1 e* (HO) 4. , 78 , 2. , 81 gxB (125) 3. , 81 , 29. Juli 96 gxg (126) 30. Juli 96 , 29. , 97 giis ('45) 30. , 97 , 24. , 116 eS- (166) 25. , 116 , 19. , 137 g7id-(lS9) 20. , 137 , 13. . 160 140 I. Kapitel. Zeitrechnung der Babylonier. Die erste Zahlenkolumne gibt die Dauer der einzelnen Eegienmgen, die zweite Kolumne (kmavvaywy//) summiert dieselben, so daß man sofort die seit Nahonassar verflossenen Jahre erhält; bei der dritten Regentenreihe erscheint neben diesen beiden Kolumnen eine weitere, welche die Jahre nach Alexanders Tode oder die der philippischen Ära (s. nächsten Paragraphen) zählt; bei den römischen Kaisem schließlich ist noch auf die Jahre des Augüstus durch eine Kolumne Rücksicht genommen. — Der Kanon zählt die Regierungsjahre nach der in Ägypten üblich gewesenen Art (vgl. § 45), nämlich nicht von dem Tage, an welchem die Regenten zur Regierung gekommen sind, sondern von dem 1. Thoth ab, welcher dem Regierungsantritte vorangeht. Die Jahre werden also alle für voll gerechnet, auch wenn der König erst im Verlaufe oder am Ende eines Jahres den Thron bestieg. So z. B. werden dem Kaiser Titus 3 Jahre gegeben, vom 4. Aug. 78 bis 2. Aug. 81, obwohl derselbe erst vom 23. Juni 79 (Vespasian f ) bis 13. Septb. 81 , also nur 2 Jahre 3 Monate regiert hat. Neeo starb in der ersten Hälfte Juni 68 n. Chr. im Verlauf des 391. Jahres der philippischen Ära, das ihm der Kanon noch zu- schreibt, indem er die kurzen Regierungen von Galba, Otho und ViTELLirs (15. Januar, 16. April resp. 20. Dezemb. 69 n. Chr.) nicht erwähnt. Vespasian wurde bereits am 1. Juli 69 n. Chr. zum Kaiser proklamiert, im Jahre 392 der philippischen Ära (vom 6. Aug. 68 bis 5. Aug. 69 laufend); dieses wird im Kanon sein erstes Jahr genannt, obgleich sein Vorgänger Vitellius über 4 Monate in das 393. Jahr lebte. Bei vorkommender gemeinsamer Regierung (Mitregenten) wird die Zeit im Kanon dem späteren Regenten angeschrieben. Mit Hilfe des Kanons läßt sich eine mit dem Regentenjahre verbundene Datierung leicht ermitteln. Ptoeemäus sagt z. B. im AImagest\ daß unter Dabius I. in dessen 31. Jahre eine Mondfinsternis am 3/4. Tybi beobachtet worden sei. Man hat also zu den bis auf Kamhyses Tod verflossenen 226 Jahren Nabmiassars die 31 Jahre des Dabius zu addieren und erhält somit als Datum 257 Ära Kdboiu 3/4. Tyhi, Die Umsetzung dieses Datums in das entsprechende der christlichen Ära (s. nächsten Paragraphen) gibt 25. April 491 v. Chr. Die Inschrift von Rosette ist vom 18. Mechir des 9. Jahres des Ptolemäus Epiphanes datiert. Das 9. Jahr des Epiphanes ist nach dem Kanon das 128. der philippischen Ära, oder das 552. des Nahonassar. Die Umsetzung 552 Nabon, 18. Mechir ergibt 27. März 196 V. Chr. Der Ptolemäische Kanon ist in Ägypten entstanden und genoß großes Ansehen bei den alten Chronologen und Astronomen. Er 1) IV 8 (Heibekg 829, 6). § 28. Der Kanon des Ptolemäus und die Eponymenlisten. 141 wurde von ihnen bei den Datierungen gebraucht und seine Regenten- reihe weitergeführt; in den letzten Redaktionen reicht er bis in die Zeit der Eroberung Konstantinopels. Die Zuverlässigkeit des Kanons hat sich seit der Aufdeckung der assyrischen Limu-Datierung vollständig bewährt. Wie schon angedeutet, bestand in Assyrien der Gebrauch, nicht nach Regierungsjahren der Könige zu rechnen, sondern man benannte die Jahre nach dem Limu. Dieses ist der Amts- oder Ehrentitel von hohen Beamten, die dem Könige als Regierungsmit- glieder nahe standen; ihre Stellung entsprach etwa dem Archontate oder der Eponymie. Durch den Namen eines solchen Beamten wird ein bestimmtes Jahr in irgend einer Jahresreihe bezeichnet. Die Fortführung dieser Eponymen-Listen stellte also eine Chronologie des Landes vor, unabhängig von einem festen Ausgangspunkte. Die Listen sind schon in früher Zeit eingerichtet worden, wenigstens schon im 12. Jahrb. v. Chr., Spuren reichen aber noch weiter zurück. Die Verwertung der Angaben der Eponymen-Listen^ hat nun die Richtigkeit des Ptolemäischen Kanons erhärtet. Rawlinson und Smith konnten aus Bruchstücken eine Liste von 227 Namen zusammen- stellen, welche sich über die Regierung von 14 aufeinanderfolgenden Königen erstreckt. Aus dieser Liste läßt sich nachweisen, daß König Sargons erstes Jahr als assyrischer König auf 721 v. Chr. fällt. Nach dem Ptolemäischen Kanon ist das erste Jahr des 'Agxiavog (Sargon) als babylonischer König 709 v. Chr. Nun heißt es in einer der doppelt datierten assyrischen Inschriften: „Monat Sabatu 24. Tag, Eponymie des MutaJckil-assur, Jahr 16 des Sargina-aricu [= Sargon] König von Assur und Jahr 4 als König von Babylon"*. Wenn Sargons erstes babylonisches Jahr 709 war, so war sein 4. babylonisches oder 16. assyrisches = 706, also sein erstes assyrisches 721 v.Chr. Der- selbe Eponym Mutakhil-assur kommt unter dem 16. assyrischen Jahre Sargons in einem Fragmente vor'^. Dort wird als dritter Vorgänger dieses Eponymen d. h. im 13. assyrischen Jahre Mannu-ld assur-lik genannt und beigefügt, daß dieses Jahr dem ersten Sarru-kins (d.h. Sargons) in Babylon entspreche. Das 13. assyrische Jahr, oder das erste babylonische Sargons war demnach 709 v. Chr., wodurch der Kanon bestätigt wird; das erste assyrische Jahr muß danach 721 gewesen sein. Den 17 Jahren Sargons entsprechen die babylonischen, 1) Es gibt bisher mehrere Eponymeii -Listen: Die mit 6 Kolamnen von 911-647 V. Chr. (Keilinschr. Biblioth., I, in, 2H.); die .Verwaltungsliste'* von 817—723 T. Chr. (ibid. I), welche neben den Namen der Eponymen auch einzelne Ereignisse notiert; ein von 708—704 reichendes Fragment (ibid. I). 2) Lepsius, Üb. den chronol. Wert der assyr, Annalen (^Abhandlg. d, Berl. Akad, d. Wi88., 1869, S. 47). 3) S. Smith, Zeüsckr. f. ägypt Äjpr., VIT, 1869, S. 96. 142 I. Kapitel. Zeitrechnung der Babylonier. welche der Kanon, und zwar 1 2 für MardoTcempad und 5 für Arlceanos^ anführt. — Als erstes Regierungsjahr Nebuhadnezars erscheint im Kanon 604 v. Chr. In einer Eponymenliste wird vom 3. Jahre Nehukadnezars ab Siüa (das Haupt der sogen. Egyhi-'Fhwiie) durch 20 Jahre, darauf Nahu-aki-idina , dessen Sohn, durch 38 Jahre, darauf Iti-Marduk-Balatu durch 23 Jahre angeführt; dessen letztes falle mit dem ersten des Darius I. zusammen. In der Tat ergibt die Summe (3 + 20 + 38 + 23) dieser Jahre, von 604 weiter gezählt, 521 V. Chr., das erste Jahr des Darius I. (s. Kanon). In dieser Weise läßt sich aus den Eponymen- Verzeichnissen auf ver- schiedenem Wege die Bestätigung für die Richtigkeit des Ptolemäischen Kanons erbringen. Früher haben einige (J. Oppebt, Haigh) Ein- wände gegen die Vollständigkeit der Eponymen - Listen vorgebracht und dementsprechend Lücken im Kanon vermutet. Seit den Er- örterungen von E. ScHRADEE uud Lepsitjs indessen ist jene „Lücken- theorie" beseitigt. Über die Hauptschwierigkeit des Kanons, Porös (Phul des alten Testamentes) gleich Tiglath Pileser zu setzen, hat man sich geeinigt. Eine vorzügliche Bestätigung erhält der Kanon des Ptolemäus durch die Sonnenfinsternis vom 15. Juni 763 v. Chr. In der „Verwaltungsliste" heißt es: „Im Eponymat des PUR- AK- sa-gal-e Aufstand in der Stadt Asur. Im Monat Sivan erlitt die Sonne eine Verfinsterung." Wir haben schon oben aus Inschriften gesehen, daß im 13. assyrischen Regierungsjahre oder dem ersten babylonischen des Königs Sargon der Eponym Mannu-M assur-lih angeführt wird, und daß dessen Jahr 709 v. Chr. war. Der obgenannte Eponym PUB- AN-sa-gal-e ist aber in der Liste der 54. Vorgänger des Mannu-Jct assur-Uk] die Sonnenfinsternis muß also 54 Jahre vorher, 763 v. Chr., und zwar in den Juni fallen (Sivan ist der 3. Monat), was sich astronomisch vollauf bewahrheitet^. 1) Das Datum der totalen SonnenfiDsternis vom 15. Juni 763 v. Chr. hat, wie man aus der oben gezeigten Übereinstimmung der Eponymenlisten mit dem Ptole- mäischen Kanon ersieht, eine vorzügliche chronologische Festigkeit. Aus diesem Grunde hat die Finsternis auch astronomischen Wert für die Prüfung unserer Mondtheorie. Die «yerwaltungsliste*^ gibt außer dem Namen der Eponymen nur dann uud wann einzelne Ereignisse an, und der Vermerk der Finsternis wurde sicher nicht stattgefunden haben , wenn sie im assyrischen Reiche (Ninive) nicht besonders auffallig gewesen wäre. Die astronomische Rechnung hat also auf eine Darstellung Rücksicht zu nehmen, welche als Phase der Verfinsterung für Assyrien (Ninive) eine beträchtliche Größe — wenn auch nicht Totalität — ergibt, eine Forderung, die vielleicht für manche Mondtheorie nicht bequem sein wird. In meinem ^Speziell Kation der Sonnen- u. Mondfinst.* (S. 244) ist eine Yerfinsterungs- phase von 11,6 Zoll (also nahezu Totalität) erreicht, was der oben zitierten SteUe mehr als genügt. Es mag hinzugefugt werden, daß dabei gleichzeitig die ge- sichertsten Finsternisse des Altertums und des Mittelalters gut dargestellt werden. Die Sonnenfinsternis vom 18. Juni 809 v. Chr., welche J. Opfert, um seine , Lücken- § 29. Die Ära Nabonassar und die philippisclie Ära. 145 Betreffs der Jahre der Eponymen mag noch hinzugefügt werden, daß J. Opfert den Anfang dieser Jahre auf den Herbst (Monat Ta^itii) setzte; er nahm aber gleichzeitig an, daß das bürgerliche Jahr mit dem Nisannu beginne. Dies wird wenig wahrscheinlich, wenn wir uns daran erinnern, daß in historischen Zeiten die Assyrer und Babylonier ihr Jahr im Frühling mit dem Kisannu angefangen haben, und daß sie auch die Jahre der seleukidischen Ära und wahrscheinlich auch die der Arsakiden-Ära in jener Jahreszeit be- ginnen ließen. § 29. Die Ära Nabonassar nnd die philippisehe Ära. Die Ära Nahoimssar schließt sich unmittelbar an den astro- nomischen Kanon des Ptolemäus an, indem sie auf der gleichen Epoche, dem 26. Februar 747 v. Chr., ruht; letzterer Tag ist der 1. Thoth des Jahres 1 der Ära Nahon, und wird von Ptolemäus im Älmagest (III 6) von Mittag ab gerechnet. Diese von dem sonstigen Tagesbeginn des Altertums ganz abweichende Zählung des Tages von Mittag an, vom Durchgang der Sonne durch den Meridian (welche Zählungsart später allgemeiner Gebrauch bei den Astronomen ge- worden ist), weist speziell auf die astronomische Bestimmung hin, welche die Ära bei den alexandrinischen Astronomen gehabt haben mag. Daß sie in Ägypten hauptsächlich zur Fixierung des Datums der astronomischen Beobachtungen dienen sollte, geht aus dem Umstände hervor, daß Ptolemäus im Älmagest den ausgiebigsten Gebrauch von ihr macht und das Datum z. B. der babylonischen Beobachtungen meist durch sie ausdrückt. Die Richtigkeit der Epoche 26. Febr. 747 geht ohne weiteres aus den im Abnagest aufgezeichneten Beobachtungen hervor. So heißt es dort (IV 5, Heeberö 302, 12), daß „im ersten Jahre des Mardolcempados [dem 27. Nahonassars] in der Nacht vom 29/30. Thoth der Ägypter eine Mondfinsternis stattgefunden hat; sie begann ... in Babylon . . . reichlich eine Stunde nach Aufgang des Mondes und war eine totale". Das Datum 27 Nahon. 29^30. Thoth gibt nur bei Annahme des vorher genannten Epochetages den richtigen Tag der Finsternis, nämlich 19. März 721 v. Chr. In meinem „Spez. Kanmi der Finstr (S. 232) finde ich den Beginn dieser theorie* zu stützen, in Vorschlag gebracht hat, ist weit weniger wahrscheinlich, denn sie konnte für Ninive höchstens 10 Zoll betragen, außerdem ist sie nur ring- förmig, war also schon aus diesem Grunde von geringerer Auffälligkeit. Ein Ver- such, sie für Assyrien durch Einführung einer empirischen Korrektion in die Mond- bewegung aufiEalliger zu machen , würde aber nur auf Kosten der guten gleich- mäßigen Darstellung aller übrigen ("alten und mittelalterlichen) Finsternisse mög- lich Bein. 144 I. Kapitel. Zeitrechnung der Babjlonier. Mondfinsternis um 19*^ 33™ m. Zeit Babylon, den Mondaufgang um 17*^ 53™, also den Beginn 1^ 40™ nach Mondaufgang, den Worten des Ptolemäus „reichlich eine Stunde nach Aufgang des Mondes" völlig entsprechend. Wäre die Epoche der Ära auch nur um einen Tag ungewiß, so würde eine solche Übereinstimmung der Rechnung mit der Beobachtung unmöglich sein. Bürgerte sich wegen der Sicherheit ihres Epochetages die Ära Xabonassar bei den orientalischen Astronomen und Chronogi*aphen leicht ein, so deuten doch auch, obwohl die Ära sonst bei den Schrift- stellern nicht vorkommt, einige Punkte darauf hin, daß ihre Anwendung vielleicht über den bloß astronomischen Gebrauch hinaus gereicht hat. Zunächst geht die aus der Zeit der Seleukiden und der Römer stammende Sarostafel auf den 1. Klsannu des Jahres 1 Ndbcni. zurück. Femer ist auffällig, daß die im 22. Jahre des Darius geschriebene „Babylonische Chronik" von dem 3. Jahre Nahonassars ausgeht \ also ebenfalls auf der Ära Nabonassar beruht. Weiter ist eine Nachricht des Berossos^ beachtenswert, die allerdings nicht völlig klar ist. Es heißt: „Nach Nabonassar untersuchten die Chaldäer die Zeiten der Gestirnbewegung und nach diesen die griechischen Astronomen, nach- dem (wie Alexander und Berossos sagen, welche die Erzählungen der altchaldäischen Geschichte zusammengefaßt haben) Nabonassar die Taten der Könige vor ihm gesammelt, aber den Augen entzogen hatte, damit von ihm die Zählung der chaldäischen Könige anfange (?)*". Diese Stelle würde etwa so zu verstehen sein, daß Nabonassar die bis auf seine Zeit gesammelten babylonischen Urkunden habe zerstören oder beiseite bringen lassen, damit er eine neue, mit seiner eigenen Regierung beginnende Ära einführen konnte. Die Erzählung kann aber auch eine boße Legende sein und dahin zu deuten, daß unter Nabonassar eine Reform der Zeitrechnung stattgefunden hat, ver- bunden mit einer Neuordnung der Inschriften der Vorgänger des Nabonassar (so Rost und C. F. Lehmann). Jedenfalls bilden die ge- nannten Hinweise, sowie die Epoche des Ptolemäischen Kanons ein bemerkenswertes Faktum für eine Änderung in der Zeitrechnung, 1) Vom 3. Jalire Nabon. bis zum 1. des Samaisumukin (Keilinschr, Biblioth,, II 274). 2) Ein Chaldäerpriester zur Zeit Antiochus L (281—261 v. Chr.). Von ihm rührt eine weit über die Zeit Nahonassars zurückreichende Liste von KÖnigs- dynastien her, deren Wert erst in neuerer Zeit gewürdigt worden ist. 3) *Anb dh NaßovaöccQOv tovg XQ^^^^'^S 'tflS '^ojv äarigtov xivifueug XaX^atoi Ti-Kgißoaaav xal &7tb XaXdaUav oi ^uq' '*EXXr]6t /ut^7]fuxrtxol XaßdvtBg, instSi} mg 6 liXi^ttvägog xal BriQcaoöog (paaiv^ oi xccg XcdSaCxag &Qj^aioXoylag nsQt6iXri(p6T6g^ Nccßovdaagog ovvayayoiv ras ngd^Big x&v 'JtQh ai)XOv ßaaikitav iiqxHviftsv , Znag i^n aiytov t] xcctagl^iLtiaig ylvstai x&v XaXSaUov ßaöiXimv. (Bebossos, Fragm, IIa, Synkellos\ vgl. Fragm, hist graec, edit. Müller, II 504). § 29. Die Ära Nabouassar und die philippische Ära. 145 um SO mehr als Kdbonassar politisch nicht so sehr hervorgetreten ist, und kein eigentlicher Grund dafür ersichtlich scheint, daß man aus freiem Willen einen neuen Abschnitt in der Zeitrechnung gerade mit diesem König begonnen hätte. Winckleb sucht die Erklärung der Nachricht des Bebossos darin, daß nur die Tatsache von den Babyloniern astronomisch festgestellt worden sei, daß zu jener Zeit der Frühjahrs- (resp. Jahres-) Anfang nicht mehr im Zeichen des Stiers, sondern im Zeichen des Widders stattfinde. Im ganzen ge- nommen läßt sich vermuten, daß in früherer Zeit aus irgend einem Grunde die Jahre von Nabonassar ab gezählt worden sind, und daß diese Zählung später in Ägypten die Basis zur Errichtung einer astronomischen Ära gebildet hat. Ein inschriftlicher Nachweis für den Bestand als besondere Ära in Babylonien und Assyrien läßt sich noch nicht erbringen. Die Reduktion eines gegebenen Datums der Nahonassarischen Ära in das entsprechende der christlichen Zeitrechnung oder umgekehrt, erfolgt am bequemsten mit Hilfe der neuen ScHBAMSchen Tafeln (s. S. 56). Die erste Tafel der „Ära Nabon." gibt die dem Jahre Nahonassars und dem ägyptischen Monatstage entsprechende Zahl der julianischen Tage, die korrespondierende Tafel „Julian. Kalender" die mittelst jener Zahl zu entnehmenden Jahre und das Monatsdatum der julianischen Ära. Es seien für die im vorigen Paragraphen angegebenen beiden Daten 257 Kabon. 3. Tybi und 552 Nabon. 18. Mechir die julianischen Daten zu suchen. Man hat: Tafel „Ära Nabon.": 257 Nab. 3. Tybi = 1542 200 Korresp. Julian. Kai. (— 400 + r) = 1542175 = — 490 AprU 0 + 25, also das Datum 25. April 491 v. Chr. 552 Nab. 18. Mechir = 1649920 Korresp. Julian. Kai. (— 100 + r) = 1649893 = — 195 März 0 + 27, also das Datum 27. März 196 v. Chr. Damit der Leser die alte iDELEBSche Regel nicht vermisse, setze ich dieselbe ebenfalls hierher, obwohl die Rechnung danach viel um- ständlicher wird als nach Schbams Tafeln. Man multipliziert die gegebenen Jahre Nahonassars mit 365 und addiert zum Produkte die Zahl der vom 1. Thoth bis zum gegebenen Datum abgelaufenen Tage, wobei jeder Monat zu 30 Tagen gerechnet wird, und nach dem 12. Monat noch 5 Ergänzungstage zu berücksichtigen sind. Ferner addiert man hiezu noch 1 448 638 Tage. Die so gebildete Tagessumme ist durch 1461 zu dividieren. Der Quotient der Divison liefert die Zahl der in der julianischen Tagessumme enthaltenen vierjährigen Ginael, Chronologie 1. 10 146 I. Kapitel. Zeitreclinung der Babylonier. Schaltperioden, der Quotient ist daher mit 4 zu multiplizieren. Von dem bei der Division gebliebenen Reste zieht man zuerst 366, und falls es möglich, 365 einigemal ab und rechnet für jeden Abzug 1 Jahr mehr dem mit 4 multiplizierten Quotienten hinzu. Man findet so die abgelaufenen Jahre der julianischen Periode und hat dieselben von 4714 abzuziehen, wenn sie kleiner als diese Zahl, oder von ihnen 4713 abzuziehen, wenn sie größer sind ; im ersten Falle ergeben sich Jahre vor Christus, im anderen Falle Jahre nach Christus. Der bei der Division nach den Abzügen gebliebene Rest gibt die noch in Anrechnung zu bringenden Tage; dieselben werden mittelst der Reihe Januar 31, Februar 28 (Schaltjahr 29), März 31, April 30 u. s. w. in Monate und Tage zerlegt. Das Resultat ist das julianische Datum der christ- lichen Zeitrechnung. In den obigen beiden Beispielen hat man: 257X365 = 93 805 3. Tyhi = 4 Mon. 3 Tage = 123 Grundzahl 1448 638 1 542 5C6 : 1461 = 1055 X 4 Rest 1211 = 4220 ab 366 + 8 Jahre 845 4223 jul. Jahre ab 365 4714 480 491 V. Chr. ab 365 Rest 115 = 25. Aprü Datum: 25. Aprü 491 v.Chr. 552 X 365 = 201 480 18. Mechir = 5 Mon. 18 Tage = 168 Grundzahl 1448638 1650286:1461 = 1129x4 Rest 817 = 4516 ab 366 -f- 2^ Jahre 451 4518 jul. Jahre ab 365 — 4714 Rest 86 196 v. Chr. = 27. März Datum : 27. März 196 v. Chr. Für den umgekehrten Fall, die Verwandlung eines julianischen Datums in jenes der Ära Xahonussai- , wird man die ScuBAMSchen Tafeln, aber in umgekehrter Folge, benützen. § 30. Literatur. 147 Die Philippische Ära wird im Almagest ebenfalls (z.B. III 2) in Verbindung mit den ägyptischen Monaten gebraucht. Sie findet sich unter der Bezeichnung „Jahre vom Tode Alexanders" {ano xftg !Al^av8Qov TfiAavr^s) oder auch, da Alexanders d. Gr. Nachfolger Phelippus Aridaeüs war, als Ära iXinnov xov pL%x l/äki^avögov rov xriavtjv (als anni Phili2)pi bei Censorin, de die nat 21, 9). Sie ist in der Epoche um 424 ägyptische Jahre von der Ära Nabonassar verschieden und beginnt also am 1. Thoth 425 der Ära Nabonassar oder 12. November 324 v. Chr. (s. Ptolemäus, Kanon, 2. Regenten- reihe). Bei Daten, welche nach dieser Ära angegeben sind, hat man also zu dem betreffenden Jahre nur 424 zu addieren, um das ent- sprechende Jahr Nahonassars zu erhalten; die übrige Reduktion er- folgt dann wie oben. § 30. Literatur \ Inschriftenmaterial. C. Bkzold, Catalogue of the Cuneiform tablets in the Kouyunjik coUection of the British Museum ^ London 1899, 5 Bände. — H. C. Rawlinson, The Cuneiform Inscriptions of Western Asia, 1861—1884, 5 Bände. — Strassmaier, Babylonische Texte, Leipz. 1887—97, 12 Teile. — R. C. Thompson, 2'he reports of the Magicians and Astrologers of Niniveh and Babylon, 2 Bde. (I Cuneiform Texte, II English Translat.). Babylonische Weltanschauung (Kultur etc.). H. WiNCKLER, HimmdS' und Weltcnbild der Babylonier (Der alte Orient, III, 1901, Heft 2. 3). — C. F. Lehmann, Babyloniens Kultumxission einst und jetzt, Lpzg. 1903. Mythus, Kultus (Gestirndienst). E. Stücken, Astralmythen der Hebräer, Babylonier u, Ägypter, Leipzig 1897 — 1901, 4 Bände. — P. 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Berl. anthropd. Ges., 1895 S. 411, 1896 S. 438; Beitr. e, alten Geschichte, I 381 u. 481 (1902). — Kuoler, Zeit^chr, f, Ässyr., XV 391. — Zimmern, Ber. d. K, Sachs, Ges. d, W,, phil-hist Kl, 1901, S. 47. — E. Mahler, Orient. Litterat' Ztg., Berlin, VI 9. — J. Brandis, Das Münz-, Maß- u, Getoichtswesen in Vorderasien bis auf Alex. d. Gr,, Berlin 1866. — Ältere Erklärung des Saros, Neros, Sossos s. bei Lepsius, Chronologie d. Ägypter, I 229. Astronomie. Epping-Strassmaier, Astronomisches aus Babylon, Freiburg 1889. — F. X. Kugler, Die babylonische Mondrechnung, Freiburg 1900. — Sayce, The Astronomy and Astrol, of the Babylonians (Transact. of the Soc, of BibUc. Arcliaeoh , III , 1874). — Bosanquet u. Satce, The Babylonian Astron. (Month. Notices of the Boy. Astron. Soc, XL, 1880). — Hommel, Die Astronomie d. aUen Chdldäer (, Ausland" 1891, 1892 u. Aufsätze u. Abhandlungen, II, 1900; III, 1901). — Ginzel, Die astron. Kenntnisse d. Babylonier (Beitr. z. alten Geschichte, I, 1902). — P. 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Lehmann-Ginzel (in GiNZBLs Spez. Kanon d. Sonnen- u. Mondf., Berlin 1899, S. 243 — 260). Ptolemäischer Kanon. J. Oppebt, La chronol. hiblique, Paris 1868; Zeitschr. d. deutsch, morg. Ges., XXni, 1869, S. 134. — Haigh, Zeitschr. f. ägypt. Spr., VII, 1869, S. 117. — £. Mbteb, Geschichte d. Altert. ^ I, 1884, S. 127. — Schbadeb, Zeitschr. d. deutsch, morg. Ges., XXVI, 1872, S. 811; Sitzungsher. d. Berl. Akad. d. Wiss., 1887, S. 590 u. 947. — Lepsiüs, Abhandlgn. d. Berl. Akad. d. IViss., 1869, S. 25. Ären. Arsakidenära : Schbadeb, Sitzungsher. d. Berl. Akad. d. Wiss., 1890, S. 1319, Nachtrag, 1891, S. 3. — Stbassmaier, Zeitschr. f. Assyr., VIII 106. — J. Oppebt, Compt rend. de VAcad. d. sciences, T. 107, Jaurn. Asiat, 1889. — Üb. Ära Nabon. a. Philippische Ära besonders J. B. Biot, BSsumS de Chronol. astronomique {Mim. de VAcad. d. sdences, T. XXn, 1849). Hilfstafeln. Zur Verwandlung von Daten der Nabon. Ära s. (aufier Schbahs Tafeln) E. Mahlbb, Chronologische Vergleiehungs-TahdUn, Wien 1889, I. Bd. (von 1—1200 Nabon. für jeden ersten Tag der 12 Monate); H. Bbandes, Abhdlgn. z. Geschichte d. Orients i. Altertum, Halle 1874, S. 134 (bis 884 Nabon. von 4 zu 4 Jahren); vgL BiOTs BSsumi (s. vorher). — E. v. Haebdtl, Astron. Beiträge z. assyr. Chronol. (Denkschr. d. Wien. Akad. d. Wiss., 49. Bd., 1884) (enthält die Neumonde von 957-605 V. Chr.). IL Kapitel. Zeitrechnang der Ägypter. § 31. Astronomie. Quellen für das Kalenderwesen. Die Kenntnis des Zeitrechnungwesens der alten Ägypter kann gegenwärtig ebenso wenig mehr auf den Nachrichten der klassischen Schriftsteller aufgebaut werden, wie jene der Babylonier, sondern be- ruht auf den Dokumenten selbst, d. h. den Felsen- und Steininschrift^n und den Papyrus; die Klassiker treten gegen dieses archäologische Material in die zweite Linie der Zeugen zurück und können nur mehr kontrollierend und vergleichend gebraucht werden. Es bietet sich da ein ähnliches Verhältnis der Forschung wie bei den Babyloniern, nur mit dem Unterschiede, daß die Ergebnisse in Beziehung auf das Zeit- rechnungwesen betreffs der Ägypter ein greifbares Resultat zutage fördern konnten, während wir mit den Babyloniern erst am Anfange stehen. Dies ist bei der zeitlichen Differenz, die zwischen dem Beginn der Ausgrabungen in Babylonien und Ägypten und der Entwicklung der Assyriologie und Ägyptologie zu selbständigen Wissenschaften liegt, erklärlich. Gleichwohl hat sich trotz der erstaunlichen Menge von Material, welches im Nillande aufgedeckt worden ist, und das uns einen tiefen Einblick in das Kulturleben seiner einstigen Bewohner gewährt, die Erwartung bis jetzt nicht erfüllt, daß die aufgefundenen Dokumente auch das Zeitrechnungwesen der Ägypter vollständig auf- hellen würden. Zwar konnte einzelnes klargestellt werden, und manche Frage hat ihre Bereicherung erfahren, aber das Hauptproblem, in welcher Weise sich die Form des Jahres in Altägypten allmählich entwickelt hat, harrt noch der Lösung; ja dieses Problem hat sich viel komplizierter gestaltet als in der zurückliegenden Zeit der Zeit- rechnungskunde , wo man , wie z. B. Ideleb , noch ausschließlich auf der Überlieferung der Klassiker fußen mußte. Die Geschichte der wissenschaftlichen Wiederentdeckung Ägyptens kann hier nur ganz flüchtig berührt werden. Die französische Invasion 1798 — 1801 vermittelte die erste Bekanntschaft mit den alten § 31. Astronomie. Quellen für das Kalendenvesen. 151 äg5T)tischen Denkmälern ; die Expedition Champollion - Rosellini 1828 — 34 und die preußische unter Lepsiur 1842 — 45 legten den Grund zur systematischen Durchforschung der Altertümer. An sie schlössen sich die Arbeiten von H. Beugsch, Dümichen, de Rouge; 1866 fand Lepsius die für die ägyptische Kalendergeschichte so wichtige Inschrift des Steins von Tanis, 1850 begann Mabiette die Ausgrabungen, welche 1859 zur Gründung des Museums von Bulaq führten. 1884 wurde von französischer Seite die Mission arcMologique fran^aise, und englischerseits der Egypt exploration fund gegründet. — Die Erforschung der Sprache der Denkmäler begann mit der Ent- zifferung der Schrift durch Champollion 1824. Die hieratischen Texte wurden von Rouge, Chabas, Goodwin, die demotischen von H. Bbugsch erklärt, die wissenschaftliche Durcharbeitung der Sprache ist besonders durch Ekman (1880) in die Wege geleitet. Von den ägyptischen Denkmälern können uns hier nur die a s t r o - nomischen und kalendariographischen interessieren. Die bis jetzt gemachten Funde (dieselben umfassen die zeitlich ver- schiedensten Epochen) enthalten nur zum allerkleinsten Teil rein astronomische Darstellungen, meist treten sie mit mythologischen in Verbindung. Ältere solche Darstellungen, welche die Einteilung des Himmels und dessen Götter zeigen, befinden sich an den Decken der Königsgräber Sethos L, Bamses IV,, Banises VIL, sowie im Tempel Eamses IL Jüngerer Zeit angehörig sind die Bilder im Pronaos von Edfu {Euergetes IL), in den Tempeln von Philae, Ombos, Ermmt (unter Caesarion), und die beiden Himmelsbilder im Tempel zu Bendera (römische Zeit). Hierher gehören auch die Tierkreise und Dekanlisten auf den Innenseiten von Sarkophagdeckeln (Leyden, Britisch Museum, Kairo und Louvre). Rein astronomischer Art, d. h. auf Beobachtungen des Himmels beruhend, sind nur die Tafeln der Sterne in den thebanischen Gräbern Eamses VI und Eamses IX, ; die- selben geben für bestimmte Stunden, von halbem zu halbem Monat fortschreitend, die Stellung einer gewissen Anzahl Sterne an (Aufgang oder Kulmination?) und gehören vielleicht der Zeit um 1100 v.Chr. an. — Viel wichtiger als diese Denkmäler sind für die ägyptische Zeit- rechnung eine Reihe von Dokumenten, die sich in Steininschriften und auf Papyrus vorfinden. In erster Linie alte Festkalender in Grabkapellen, die in die Zeiten der 4. Dynastie zurückreichen; der Festkalender an der Außenseite des Tempels Eamses III, zu MedineU Habu, und jener in einem der Propylone des großen Tempels daselbst; die Kalenderfragmente aus der Zeit Thutmosis III, (oder Eamses IL) zu Elephantine, die Papyrusbruchstücke aus Kahun (12. Dynastie), die jüngeren Kalender von Edfu und Esne, der Kalender von Bender a. Eine Inschrift von hervorragender kalendariographischer Bedeutung trägt 152 Tl. Kapitel. Zeitrechnung der Ägj'pter. ein stein aus Tanis (das sog. Dekret von Kanopus). Von den Papyrus^ mit Kalendernotizen sind wichtig der Papyrus Sallieb IV. (aus der Ramessidenzeit), und der merkwürdige Doppelkalender des Papyrus Ebees (aus der Zeit um 1550 v. Chr.), der Leydener Papyrus mit Angabe der 5 Epagomenen. Für die spätägyptische Zeit haben die zahlreichen Papyrus von Kontrakten, Schuldscheinen und ähnlichen Urkunden viele Wichtigkeit. Die Schlüsse, die wir aus diesem Quellenmaterial in betreff der astronomischen Kenntnisse der Ägypter ziehen können, sind wenig günstige. Danach kannten die Ägypter den Zodiakus, die Dekane, die vomehmlichsten Sternbilder, sie benannten eine Anzahl Sterne mit Namen, unterschieden die Planeten von den Sternen^, sie beobachteten die heliakischen Aufgänge des Sirius und führten Zeit- bestimmungen mittelst Stemkulminationen aus. Die Resultate aus letzteren können, nach den sehr primitiven Instrumenten, die aus der alten Zeit bekannt geworden sind*, nur sehr rohe gewesen sein. Ob ein weiteres , tieferes Wissen , z. B. über die Bewegungsverhältnisse der Planeten u. s. w. vorhanden war , läßt sich aus den Denkmälern 1) Bilder der Zodiakalzeichen findet man u. a. in dem runden Tierkreise von Dendera (Abbildung bei Lepsiüs, Wandgemälde , Taf. 35) und auf dem bei Cailliaud, Voyage ä Miroe, 11 Taf. 69 veröffentlichten Sarge der Kaiserzeit. Die Zodiakalbilder sind: 1. Taschenkrebs = Krebs. 2. Löwe auf einer Schlange = Löwe. 3. Göttin mit einem Zweige = Jungfrau. 4. Wage (mit der Sonnenscheibe auf dem Wagebalken). 5. Skorpion. 6. Tiermensch, aus Teilen eines Löwen, Pferdes, Skorpions und Menschen zusammengesetzt, den Bogen abschießend = Schätze. 7. Bock ohne Hinterbeine, mit Pischleib = Steinbock. 8. Nilgott, Wasser aus zwei Krügen gießend = Wassermann. 9. Fische. 10. Widder. 11. Stier. 12. Zwei Götter, einander bei der Hand haltend = ZwiUioge. Diese Bilder sind aber so gut wie vollständig aus den bekannten griechischen Formen abgeleitet, welche die etwa vorhanden gewesenen altägyptischen fast verdrängt haben. Über Spuren des babylonischen Tierkreises in den ägyptischen Darstellungen b. F. Boll^ i^haera, Neue griech. Texte u. Unters, z. Gesch. d. Sternbilder , Leipzig 1903, S. 190. — Einige Reste der älteren Vorstellungen lassen sich aus den ägyptischen Namen erschließen. Vgl. darüber Brügsch, Aegyptologie, S. 346, Spiegelberg und W. M. Müller , Orientalistüche Liter. Zeitg. V, 1902, S. 6. 135 u. 223, VI, 1903, S. 8. — Listen der Stellung der Planeten im Tierkreis: Demotische Papyri aus dem Kgl. Museum zu Berlin^ S. 29, und auf den STOSABTschen Tafeln. G^gen- überstellungen der Monate und der Tierkreiszeichen auf einem Ostrakon bei Spiegelberg, Orient. Liter.- Zeug. ^ V 6 u. 136; ähnlich der Text Orient. Lit.-Zeitg.y V 223. — Die Namen der Planeten aus der älteren Zeit und die etwas davon ab- weichenden aus der jüngeren Zeit s. bei Brugsch, Aegyptologie und Spiegelberg (a. a. 0.,.,V 6). 2) Über die vermutliche Methode, nach welcher die Zeitbestimmungen mittelst des mcrecÄ-Instrumentes gemacht worden sind, vgl. Borchardt, Zeitschr. f. ägypt. Spr.f XXXVII, 1899, S. 10 (mit Abbildung erhaltener Geräte im Berliner Museum, die aus dem 15. und 6. Jahrb. v. Chr. stammen), ferner Romieu, Calctd de Vheure chez les anc. Egypt. {Becueil de travaux rel. ä la phil. archiol.^ XXIV, 1902, S. 135). §31. Astronomie. Quellen fUr das Kalenderwesen. 153 nicht beurteilen. Den ägyptischen Tierkreisen hat man astronomische Orientierung und hohes Alter zusprechen wollen, aber diese Schlüsse sind haltlos, und auch bei den jüngeren Darstellungen {Bender a- Kreis) handelt es sich wahrscheinlich nur um astrologische Zwecke. Von beobachteten Finsternissen findet sich in den Quellen nichts vor, und die ägyptischen Denkmäler weisen in dieser Beziehung eine ebenso auffällige Leere vor wie die Überlieferung der Inder. Die einzige, wie es früher schien, auf einer Wandinschrift in Theben ge- meldete Mondfinsternis unter Takelothis IL ist nach der EisEXLOHBSchen Textrevision zu Wasser geworden. Und doch haben wir gerade die Aufzeichnung beobachteter Sonnen- und Mondfinsternisse als das Hauptmittel erkannt (s. Babylonier), durch welches sich die alten Völker auf dem einfachsten Wege die näherungsweise Kenntnis der Sonnen- und Mondbewegung und der dieselbe einschließenden Perioden verschaffen konnten, und haben bemerkt, inwiefern diese Perioden die unmittelbare Vorstufe bei der Ordnung der Zeitrechnung bilden. Wenn Ptolemäls im Älmagest meist nur von babylonischen und griechischen astronomischen Beobachtungen spricht, nicht aber von ägyptischen, so muß wohl der Grund davon der Mangel an solchen gewesen sein. Es fehlt in der ägyptischen astronomischen Über- lieferung — dies muß ganz besonders hier hervorgehoben werden — in dem bis jetzt gefundenen Material jede Spur von systematischer Beobachtungstätigkeit, welche etwa der uns in den astronomischen Keil- inschriften der Babylonier entgegentretenden vergleichbar wäre. Und ohne solches Beobachten ist das Erreichen einer gewissen Stufe astrono- mischer Kenntnisse undenkbar. In späterer Zeit, vielleicht jener der Ptolemäer, mag die Astronomie vorgeschrittener gewesen sein, allein da- mals hatte sich auch die griechische Astronomie schon vervollkommnet, und beträchtlich vor der Zeit Christi verbreiteten sich solidere astro- nomische Kenntnisse in Asien nach dem Osten und Süden hin, von einem Zentrum ausgehend, als welches wahrscheinlich Babylonien an- zusehen sein wird. Einzelne Forscher sind in ihrer Begeisterung für das Alter der ägyptischen Kultur soweit gegangen, den Ägyptern die Kenntnis der Präzession zuzuschreiben (wie es Lepsius, gestützt auf Abistoteles, de coelo, II 12, Seneca, Quaest nat, VII 56, Diodor I 69, 81 u. a. Klassiker, versucht hat); wenn wir aber die Kenntnis dieses Elements noch nicht einmal bei den Babyloniem voraussetzen dürfen (vgl. S. 31), bei welchen die Entwicklung und Ausübung einer messenden Astronomie außer allem Zweifel steht, um wieviel weniger darf man solche Kenntnis den Ägyptern zumuten, bei denen (wenig- stens nach den bis jetzt gefundenen Denkmälern) keine Spur eines astronomischen Messens sich vorfindet. Die geringe Entwicklung der Astronomie, die wir also gegenwärtig 154 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. noch für das alte Ägypten voraussetzen müssen, hat aber auch eine Kon- sequenz für den Stand des Zeitrechnungswesens. Die Annahme, die man gemacht hat, wird nicht gerechtfertigt, daß in Ägypten mehrere Jahr- formen gleichzeitig nebeneinander gehandhabt worden seien (nach Lauth, Riel, Beugsch vier- und mehrerlei Jahresarten). Ein solcher Zustand der Zeitrechnung würde, um Verwirrungen zu vermeiden, eine entsprechende verläßliche astronomische Kontrolle der Jahres- gattungen notwendig gemacht haben, und eine solche konnten die ägyptischen Priester nach dem, was hier auseinandergesetzt worden ist, schwerlich ausüben. § 32. Der Nil in seiner Beziehung zur ägyptischen Zeitrechnung. In der Jetztzeit beginnt das Steigen des Nilwassers an der Süd- grenze Äg}'ptens in der letzten Woche des Juni, mehrere Tage (3 — 9 Tage) nach dem Sommersolstitium. In Kairo bemerkt man das An- wachsen des Stroms in der ersten Juliwoche. Nach etwa 7 Tagen nimmt das Ansteigen schneller zu, und gegen Mitte August hat der Nil zwei Dritteile der Differenz zwischen Maximum und Minimum erreicht. Dann beginnt auch der Durchstich der Dämme zur Be- wässerung des Landes. Das Maximum der Nilflut tritt ungefähr zwischen dem 20. bis 30. September ein, und die Fluthöhe bleibt bis Anfang November ziemlich dieselbe, dann fällt das Wasser rasch bis Mitte November etwa auf die Hälfte seiner Höhe ab, hierauf folgt langsames Zurücktreten, so daß um Ende Mai der Nil wieder seinen tiefsten Stand erreicht hat. Die Aussaat der Frucht in den Nil- schlamm erfolgt dementsprechend im November, die Erntezeit ist März -April in OberägjT)ten , für die nördlicheren Gegenden Aussaat und Ernte später, Ende November resp. Ende Mai. Je nach den meteorologischen Jahresverhältnissen in den abessinischen Grebirgen finden in diesem regelmäßigen Abwechseln zwischen Überschwemmungs- und trockener Zeit zeitweilige Verfrühungen oder Verspätungen statt, begleitet oft von beträchtlichen Verschiedenheiten in den Maxima der jährlichen Fluthöhen. Diesen angedeuteten Verhältnissen gemäß lassen die klassischen Schriftsteller das Anwachsen des Nil meist um die Zeit der Sonnen- wende beginnen: Hebodot II 19 und Diodob I 36 äno rdv rgonüvy Heliodok IX 9 xatä rag rgonds, Ammianvs XXII 15 cum sol per cancri sidus coeperit vehi, LircAxrs X 298 in ipsis solstitiis, Abisteides im Aoyo^* Aiyvnnoq (Dind. II 462) roonäig &iQivaig ij (My

r, nach welcher der l Name. cm o. I 6. II = Choiak = Tyhi = Mechir fb.T [ S. r X.os^K (Sechemet. Der Name von KiÄ.^KXO«*^^»^'^ ^®™ ägypt. Ke-hi'ke, b. -roifiii (Andere Bezeichnung Schef- \ böte und , Fahrt der Mut* . 7. III nrz\ o b. Juiex^P s. AAigip b. c^&JULcnui«» I Dargestellt durch einen Schakal od. ein Nilpferd. Ägypt. Name Pen-pe- mechir („der des Mechir'^). = Phamefiotit [Dargestellt wie Mechir. Der S. n«.pjüi2^Ä r n*.-^ Name bedeutet ,Der des p€Ai^«.'rn ^ ^^"^^ Ämenophis'^. 8. INI 9. 10. 11. 12. \ w I AAAA/^A rm I I /VAAAAA AA/NAAA AA/VW\ I I I AA^AAA Pharmuthil ' [ 8. nft.pjuiü*yTe [ b. ndw^oin l 8. ndiigonc r b. n«^iutti = Pachon = Pay7i\ I I I I iVAAAAA ' ■ ■ ■ fyJVKTsAA = Epiphi Mesori t cuhti cnen 1^ b. JuecuipK [ S. JUCCIUpH fGöttin Benenntet, nach der \ der Name. (Chonsu, nach dem der l Name. {Har-chent-echtai. Der Name bedeutet wohl «der des Tales* (nach dem „Fest des Tales"). / Göttin Epei (?). Alter ägypt l Name epep. Be-har-achte. Der Name bedeutet „Geburt des Be*. Andere Bez. „das Leben des Horus*. Die griechischen Namen der Monate, die bei den Klassikern vor- kommen, decken sich fast mit den eben angeführten boheirischen Namen. Es sind folgende: 1. 0W& 3. 'AdvQ 4. Xoiax 5. Tvßi {Tvßi) 6. M^xig 7. ^PafjLBvdO- 8. (VaQfiov&i {(l>aQ(iov&i) 9. Ilaxfiv 10. riavvl {Flavvi) 11. £ni(pi {*Eni(f) 12. Meautgi {Meaogr) Die boheirische Aussprache der Monatsnamen ist, da sich auch die Regierung derselben bediente, die im Lande hauptsächlich herrschende 158 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. geworden. Viele Dialektfonnen der griechischen Namen sind auf den ägyptischen Ostraka ersichtlich (den Topf scherben , auf denen all- gemein die Quittungen über Geldbeträge, Steuerzahlungen, Natural- lieferungen u. dgl. geschrieben wurden). Die bemerkenswertesten dieser Varianten sind nach U. Wilcken (Griechische OstraJca aus Ägypten u, Xubien, 1899, I 807 ff.) folgende: 1. Thath. 6(3 v& oder Oojvt in der Ptolemäerzeit; in der Kaiser- zeit 6di& oder ©cUr; selten ist 0divT. 2. Fhaophi, 0adi(fi allgemein üblich; ausnahmsweise Uawnij 3. Aihyr. 'Ad-ig übliche Form. 4. Choiak. Xoiax oder Xoiccx\ beide Formen kommen vor. 5. Tyhl Tvßi. übliche Form; selten Tvß^, Tvßu. 6. Mechir, Msxig oder Mtxtig, 7. Phamenoth. (l^afisvoiö übliche Form; vereinzelt ^t^apLtvwx. 8. Pharmuthi, (Pagf4ov&i übliche Form; vereinzelt Oag^iovri. 9. Fachon, ITaxo^v übliche Form; ältere flax^vg, 10. Fayni. Ilavvi übliche Form; auch IlaoJvi, Ilavvri und ITaovi, 11. Epiphi, ^Emtp oder 'J?;i€/gp ; andere: 'E(fB(n, E(f£i(p,'Enein/Eni7i. 12. Mesori, Meaooij übliche Form; MeaoQvn, Ahciogr^^ Meaovgij. m Auf den Ostraka der Kaiserzeit und in manchen Papyri kommen Monatsnamen vor, die zum Gedächtnis der römischen Kaiser oder der Mitglieder dieser Herrscherfamilien gebildet worden sind; sie werden teils allein genant, teils neben den entsprechenden makedonischen oder ägyptischen Namen. Auf den Ostraka aus der Ptolemäerzeit kommen die makedonischen Monate nicht vor. Die Monatsnamen, die bisher gefunden wurden und von denen nur ein Teil mit den ägyptischen Namen identifiziert werden konnte, sind folgende: ^sßaOTog = Thoth, Niog IsßaOTog = Athyr, 'j4d(}iav6g = Choiai, regfiavixiiog = Fachon, Kaioägsiog = MesorL ^wTtfgiog = ? X^Qvivuog = ? Niovivaiog ^eßatsrog = ? &Boyivaiog . = V . /Igovauvg = ? JofiiTiavog = ? Seßaarog Eichßuog = ? §33. Monate, Jahreszeiten, veränderte Bedeutung der Zeichen der letzteren. 159 Aus den vorher angegebenen hieroglyphisclien Zeichen der Monate ist ersichtlich, daß je 4 Monaten ein und dasselbe Zeichen zukommt, und zwar Juu. den Monaten Thoth, Phaojyhi, Athijr und Choiak, dem Ty&i, Mechir, Fhamenoth und Pharmuthi, und ä^^ dem Pachaji, Paynij Epiphi und Mesori\ die Ordnung der Monate wird durch den Zusatz des Zeichens für erster, zweiter, dritter, vierter ausgedrückt. Diese Zusammenfassung von je vier Monaten (Tetramenie) unter einem Zeichen führt auf die ursprüngliche Dreiteilung des Jahres nach Jahreszeiten. Und zwar sind dieselben folgende: T»T?T % ecket, die Überschwemmungszeit, mit den Monaten Thoth, Phaophi, Athyr, Choiak; projet, der Winter, die Saatzeit, mit den Monaten Tybi, Me- chir, Phamenotk, Pharmuthi; C3ED schomu, der Sommer, die Erntezeit, mit den Monaten Pachon, Payni, Epiphi, Mesori. /www» MWS^tA A^WW\ DioDOB Sic. (I, 11. 12. 16) kennt schon diese Dreiteilung bei den Ägyptern, er führt sie in der Ordnung Frühling, Sommer, Winter an und legt jedem Jahresabschnitt vier Monate bei. In der Tat mußte, wie wir in § 32 gesehen haben, aus dem Verhalten des Nilflusses in Ägypten schon frühQ die Annahme einer Überschwemmungs- zeit, einer Zeit der Aussaat und einer Zeit der Ernte gemacht, also eine Dreiteilung des Jahres aufgestellt werden. Die vorher ange- führten hieroglyphischen Bezeichnungen der Monate finden sich daher schon in alter Zeit vor ; in der noch älteren weisen Spuren (z, B. auf dem Annalenbruchstück von Palermo) darauf hin, daß man die 12 Monate fortlaufend gezählt hat. Da wir für die Ägypter der alten Zeit annehmen müssen, daß sie mit einem Wandeljahre von 365 Tagen gerechnet haben , so ver- schob sich ein solches Jahr allmählich gegen die Jahreszeiten; denn bei Nichtberücksichtigung des überschüssigen Vierteltages (des festen Jahres von 366^/4 Tagen) waren die Ägypter in 500 Jahren um etwa 4 Monate gegen die Wiederkehr der Jahreszeiten zurück. Wenn man also in der alten Zeit das Jahr gleich nach dem Sommersolstiz , mit der Überschwemmungszeit anfing, reichte die Wasser Jahreszeit vom 1. Thoth bis 1. Tyhi, verschob sich aber ein halbes Jahrtausend später so w^eit, daß dann der 1. Tyhi den Beginn der Wasserzeit machte, und endlich auch der ^1. Pachon^ wie es aus nachstehendem Schema hervorgeht: 160 II. Kapitel. Zeitrechuuiig der Ägypter. Wasserzeit: Frühling: Erntezeit: 18. Jh. V.Chr. [Zeit der 15. Dynastie] Pachon-Mesori, Thoth-CJioiak, Tyhi-Phartiiuthty 13. , s [ y, liamses ILy\^.T>yn.\ Thoth'Choidk, Tybi-Pharmuthif Pachon-Mesori^ S. j, , [ , der 25. Dynastie] Tyhi-Pharmuthi^ Pachon-Mesori^ Thoth-Clioiak, 3. , , [ , der Ptolemäer] Pachon-Mesoriy Thoth-Clioidk, Tyhi-PharmuthL Daß an der Dreiteilung des Jahres auch in der Praxis festgehalten wurde, beweisen einzelne Feste, die man beim Beginn der drei Jahres- zeiten feierte. Diese Feöte sind in den Inschriften deutlich getrennt von jenen, die sich auf astronomische Verhältnisse beziehen. Der Beginn der Jahreszeiten wird in den Inschriften öfters als „Kopf" oder „Anfang" der Jahreszeit markiert*. § 34. Tageseinteilung und Tagesanfang. Soweit aus einzelnen Denkmälern ersichtlich, wurde der Tag Qiorw) in 24 Teile, nämlich 12 Tag- und 12 Nachtstunden ge- teilt. Es sind also augenscheinlich horae temporales, ungleich lange Stunden, gemeint. Die Tagesstunden erscheinen durch Göttinnen repräsentiert, welche die Sonnenscheibe O über dem Kopfe tragen, die Nachtstunden als Göttinnen mit dem i^. Die Stunden werden gewöhnlich nach der Ordnungszahl, als erste, zweite u. s. w. des Tags oder der Nacht angegeben. Außerdem haben aber die Stunden besondere Namen, mit Abweichungen in den älteren und jüngeren Texten. Die Kenntnis dieser Namen ist von Wichtigkeit, da ohne die Namen der Stundengöttinnen manche Texte unverständlich bleiben. (Vgl. das Namenverzeichnis bei Bbtjgsch, Thesaur. Inscrij)t Aegypt, 1883, II, S. 843, und in Beziehung auf jüngere Namen die Angaben von DüMicHEN, ZeiUchr. /*. ägypt Spr., III, 1865, S. 1 — 4.) Über die Art der Unterabteilung der Stunden und die Benennung dieser Teile ist 1) Dem kundigen Leser, welcher mit dem ägyptischen kalendariographiscben Material vertraut ist, wird nicht entgeheu, daß ich von den Umschreibungen der ägyptischen Nameo, sowie von den Übersetzungen der Inschriften, welche Brcgsch in s(>inen Arbeiten und namentlich in seinem Thesaurus InscripL Aegypt uns in reichster Fülle dargeboten hat, verhältnismäßig nur wenig anführe. Ich hatte zwar dieses Material gesammelt und auch schon in den §§ 33 — 38 der obigen Dar- stellungen verarbeitet. Allein die BBuascHschen Deutungen unterliegen vom Stand- punkte der heutigen Ägyptologie aus mancherlei Bedenken und schließen häufig Uusicherheitcu iu sich, so daß ich es schließlich für richtiger erachtete, nur davon das Haltbarste zu zitieren, um der Gefahr zu begegnen (die für aUe naheliegt, die sich mit der Sache weniger beschäftigt haben), daß jene Resultate als etwas Fest- stehendes betrachtet und Schlüsse darauf gegründet werden könnten. In Hinblick auf die Wichtigkeit jenes Materials wäre es sehr an der Zeit, wenn durch einen mit dem Gegenstaude vertrauten Agyptologen der Versuch einer neuen sprach- lichen und textlichen Bearbeitung des kalendarischen Inschriftenstoffes gemacht werden würde. § 34. Tageseinteilung und Tagesanfang. 161 nicht viel Sicheres bekannt. Auf einem Pylone von Karnah heißen in einer Inschrift die Stunden unut^ die kleineren an sie gereihten Zeitabschnitte werden nt, hat, aut, genannt. Es wäre voreilig, in diesen Bezeichnungen Minuten, Sekunden, und gar Tertien sehen zu wollen, da vielleicht nur das Bestreben ausgedrückt werden soll, die Aufzählung von Zeiten durch das Anhängen üblicher Ausdrücke über- haupt zu verlängern, ohne daß der Verfasser damit genau abgegrenzte Zeitbegriffe meint. Etwas ganz Ähnliches finden wir bei der in § 38 b) angeführten Periode für die Verlängerung dieser Reihe nach oben. Was die Frage anbelangt, in welche Tageszeit die Ägypter den Anfang des Tages setzten, so vereinen sich die Mehrzahl der Zeugnisse auf den Morgen. Die nachstehende Stelle aus einer Inschrift auf der Decke im Tempel Ramses IL zu Theben, welche Bbugsch^ zitiert, ist allerdings weniger entscheidend : „Er läßt dich (den König) strahlen wie Isis-Sothis am Himmel am Morgen des Neujahres". Bbugsch glaubte hier „Morgen" durch „die elfte Nachtstunde" defi- nieren zu sollen, in Hinblick auf Theon (Schol odÄrati Phaeii. v. 152): „Der Aufgang des Hundestems findet um die elfte (Nacht-)Stunde statt, und sie (die Ägypter) fangen damit das Jahr an und meinen, daß der Hundestem und sein Aufgang der Göttin Isis geweiht sei" \ Wir wollen von einer genaueren Zeitangabe in den beiden zitierten Stellen absehen und nur annehmen, daß der Neujahrstag am Morgen, mit dem Sichtbarwerden des Sirius in der Dämmerung, begonnen worden ist Setzen wir die Zeit Ramses II, der die obige Inschrift angehört, auf un- gefähr 1300 V. Chr.^ und den Anfang des Sothisjahres auf den 20. Juli {obwohl für Theben der heliakische Aufgang des Sirius um 4 Tage früher fällt, s. § 39), und ermitteln wir für 1300 v. Chr., 20. Juli den Auf- und Untergang der Sonne und den Aufgang des Sirius*, so resultiert für den Aufgang der Sonne ungefähr die Zeit 5^ 8^ mittlere Zeit morgens für Theben, für den Sirius 3** 48™; die Sonne ging den Tag vorher etwa um 6*» 47" abends unter, demnach lief die 11. Nachtstunde, von Sonnenuntergang aus gerechnet, von 3** 25™ bis 4^ 17™ morgens, und der Aufgang des Sirius fällt in der Tat also in diese elfte Nacht- stunde. Zugleich erhellt daraus, daß der Nenjahrstag nicht genau mit 1) Bbcgsch, Tkesaur. Inscr., I, S. 89. 2) 'H tov Kvvbg inttoXi] natä iv&sxdvriv mgav qxxivstai, xal tavtr^v &QX^v ixovg xl&Bvtai xal r^g "Icidog iegov elvai xbv xvva Xiyovöi, xal xi]v inixoXT]v ai)xov, 3) Bamses II, wird gegenwärtig etwa in die Zeit der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. bis zum ersten Viertel des 14. Jahrh. gesetzt. 4) Position des Sirius 1300 v. Chr. AR = 4»» 20», D = — 17« 45' (s. Taf. I ■am Schluß d. Bandes), der Sonne (mit Hilfe von Neugebauebs Sonuentafeln, ». Einleitg. S. 54) a = 7^ 3,4«», l (30). 4) Almag. III 2 (1^ : rou rf/g XQixr^g x&v iTtayoiiH'av tlg t^v rBtagtriv ^uaovvxTiov. § 34. Tageseinteilung und Tagesanfang. 163 welchen zwar nur ein Tag genannt ist, lassen erkennen, daß das Datum nicht mit der Mittemacht wechselte; es wird jener Tag ge- nannt, welcher der erste einer Doppeldatierung sein müßte, wenn eine solche gebraucht würde: a) Hipparchs beobachtete Mondfinsternis im 55. Jahre der 2. Kailippischen Periode^ wird auf den 9. Mechir gesetzt, obwohl der Beginn der Finsternis erst eine halbe Stunde vor Mittemacht eintrat, und der Verlauf sich bis in den Morgen des 10. Mechir erstreckte; b) auch die andere in demselben Jahre von HippARCH beobachtete Mondfinsterais vom 5. Mesori- wird noch zum 5. Mesori gerechnet, obwohl ihre Mitte bereits 2^/, Stunden nach Mitternacht, also der Verlauf in die Morgendämmerung zum 6. Mesori fiel. Ebenso drückt PTOLEMÄrs die Zeit zweier von Timochark in den Morgenstunden gemachter Sternbedeckungs - Beobachtungen durch Doppeldatierangen aus {Almag. VII 3). HippARCH und nach diesem Ptolemäus beginnen also, wo es sich um Datierang von Beobachtungen handelt, den Tag mit dem Morgen. Die Rechnung des Tages von Mittag ab, die sich bei Ptolemäis (Almag. III 6) auch vorfindet, hat nur rein astronomische, nicht chronologische Gründe für sich, und ist gerade deshalb in den Gebrauch der Astronomen übergegangen. Die nähere Definition, was bei Ptolemäus unter „Morgen" zu verstehen ist, leitet Böckh aus drei Stellen des Älmagest (IX 7, 8, 10) ab, wo von 2 Merkurbeobachtungen und der zweiten der DiONYsischen Beobachtungen die Rede ist. Die ersteren sind am 18. Epiphi resp. 18. Phamenoth elg tiJv i& (19.) og&gov (Morgendämmerung) gemacht und werden nachher unter 19. Epiphi resp. 19. Phamenoth angeführt. Durch diese Doppel- datiemng ist ersichtlich, daß ogd-gog, die Dämmerung, die Zeit des Tagesanbruchs, schon zum zweiten Tage der Doppeldatierung, zu dem mit dem nächsten Sonnenaufgang beginnenden Tage liinübergezogen wird. Man kann also im allgemeinen annehmen, daß die Ägypter den Tag mit Tagesanbruch, etwa der 9. Nachtstunde (2^ Morg.), spätestens mit der 11. (4 — 5*» Morg.) begonnen haben, was mit dem früher Gesagten übereinstimmt. Sie rechneten also von Däramemng zu Dämmerang. Wenn somit vom Morgen des 1. Thoth die Rede ist, wird die den Tag 1. Thoth einleitende Morgendämmerung gemeint, nicht die am Schlüsse dieses Tages wieder eintretende, den Übergang zum 2. Thoth bildende Dämmerung. — Übrigens scheint auch aus 1) Almag. IV 10. Beginn nach 5M3 Stunden der Nacht = 23^ 28™ mittlere Zeit Alezandr. 2) Almag. IV 10. ,ünd zwar war, wie er [Hipparch] sagt, die Mitte der Finsternis ungefähr um 8\'a Uhr*, d. h. 2^ 11» mittlere Zeit Alexandr. (nach Mitternacht). 11* 164 IL Kapitel. Zeitrechnung der Ag3rpter. Stellen bei Censobin und Hephaestion hervorzugehen^, daß die Zeit um Sonnenaufgang die Grenzscheide der Tage bildete. Die Bemerkung von Plinilts (hist. nat. II 79), daß die Ägypter und HippABCH den Tag mit Mitternacht begonnen hätten, bestätigt sich also schon aus dem Almagest in keiner Weise. Es gibt aber noch einige Schriftsteller, die den Tagesanfang der Ägypter auf den Abend setzen, so Isidoe (de natura rer. 1, etym. V30): dies secundum Aegyptios inchoat ab occasu solis, ähnlich Sekvius (ad Aeneis V 738) und Lydus (de mensibus II 1, vgl. a. Beda, de die, und de temp. ratione); allein diese Autoren gehören bereits zu den späten der Literatur und sind von keinem Gewichte. Eine Stütze für sie hat man in den . thebanischen Stundentafeln finden wollen. Diese Tafeln geben für den Anfang und die Mitte jeden Monats die Nachtstunden (von 1 bis 12) an, um welche eine bestimmte Stellung (Kulmination?*) gewisser Sterne zu einander eintritt. Bei jedem ersten Monatstage schreiben sie: „Thothy Anfang der Nacht, Anfang des Jahres**, „Phaophi, Anfang der Nacht*" u. s.f. ; sie scheinen also den Tag mit Sonnenuntergang zu beginnen und rechnen die erste Nachtstunde von letzterem an. Allein dies ist kein Argument dafür, daß der Tag selbst mit dem Abend begonnen worden sei, da die Nachtstunden ebenso wie die Tagstunden als etwas von einander Unabhän^ges laufen, jene von Sonnenuntergang, diese von Sonnenaufgang, über- dies findet sich bei den Tagen in der Mitte jedes Monats die be- merkenswerte Schreibung „Thoth 16—15", „Phaophi 16 — 15" u.8. w. Zwischen den Zahlen 16, 15 steht das Zeichen w=,. BBtrascH {Materiavx, S. 106) hat in diesem Zeichen den Ausdruck „entsprechend" oder „gleich" gesehen und eine Gleichung zwischen zwei verschiedenen Datierungsweisen (einem „heiligen" Jahre und einem bürgerlichen) angenommen. Die Bedeutung des Zeichens ist aber gegenwärtig keines- wegs klar gestellt. Diese Datierungsform spricht für den Morgen als Tagesbeginn und scheint in demselben Sinne wie die PTOLEMÄischen Doppeldatierungen aufgefaßt werden zu müssen. Die Tafeln wollen nämlich angeben, daß in der ersten Monatshälfte, vom 1. bis 15., und zwar einschließlich der ganzen Nacht des 15., also bis zum Morgen am Ende dieses Tages, diese und diese Stellungen von Sternen in den einzelnen Nachtstunden stattfinden, daß aber von da ab, d. h. vom beginnenden 16. (Ende des 15.), vom Tagesanbruch ab bis zu Ende des Monats eine veränderte Stellung der Sterne Platz greift, daß also (wenn Eulmi- 1) BüCKH, a. a. 0., S. 808—310. 2) 8. ScHACK-ScHACKENBURa {Ägyptoh Studien, I, No. 2, Leipzig 1902), welcher in den Stundentafeln bestimmte Sternkulminationen sieht, die mittelst eines Appa- rates zur Zeitbestimmung benützt worden seien. § 35. Dekaden (Wochen) und Dekane. 165 nationen gemeint sind) nene Sterne an Stelle der früheren (infolge der merklich gewordenen Verschiebung des Stemtages gegen den Sonnentag) eintreten. § 35. Dekaden (Wochen) und Dekane. Für das Bestehen einer siebentägigen Woche bei den Ägyptern konnte man schon früher nur die Worte eines einzigen der klassischen Autoren, Dio Carsiits, anführen: (Hist. Rom. XXXVII c. 17 u. 18) „Wenn man die Stunden des Tages und der Nacht von der ersten (Tagesstunde) zählt, diese dem Saturn, die folgende dem Jupiter, die dritte dem Mars, die vierte der Sonne, die fünfte der Venus, die sechste dem Merkur, die siebente dem Monde beilegt, nach der Ordnung , welche die Ägypter den Planeten anweisen, und dies immer von neuem wiederholt, so wird man finden, wenn man alle 24 Stunden durchgegangen hat, daß die erste des folgenden Tages auf die Sonne, die erste des dritten auf den Mond, kurz die erste eines jeden Tages auf den Planeten trifft, nach welchem der Tag benannt wird"; und femer: „Der Gebrauch, die Tage nach den 7 Planeten zu benennen, ist bei den Ägyptern aufgekommen und hat sich seit noch nicht gar zu langer Zeit von ihnen zu allen übrigen Völkern verbreitet. ..." Wir haben aber gesehen (S. 121), daß der Ursprung der sieben- tägigen Woche noch fraglich ist und nur im allgemeinen nach Vorderasien, und vermutlich in die ältere Zeit, gelegt werden kann. Die Bemerkung des überdies spät (im 3. Jahrh. n. Chr.) lebenden Dio Cassitjs, die sich wahrscheinlich auf die astrologische Woche bezieht, hat keinerlei Gewicht mehr, seit durch Lepsits das Vor- kommen einer zehntägigen Woche (Dekade) auf den Denkmälern festgestellt worden ist. Dieses zehntägige Zeitintervall findet sich bereits in den ältesten Inschriften unter der Bezeichnung OH „die zehn Tage" vor. Der erste Dekadentag jeder Periode wird durch Q n »Kopf, Anfang (oder erste) der Dekade" angezeigt und wurde als Opfertag gefeiert ; ein solches Dekadenfest kommt z. B. schon in dem Grabe des Methen (3. Dynastie) vor. Die Dekaden laufen auf den Denkmälern von 10 zu 10 Tagen fort, und zwar ohne Unter- brechung auch über das Jahresende hinweg. Da das Jahr aus 36 Dekaden und 5 Epagomenentagen besteht, so fallen die Anfänge der Dekaden abwechselnd in einem Jahre auf den 1. Thoth, im darauf folgenden Jahre auf den 6. Thoth, wie nachstehend: 1. 11. 21. Thoth^ 1. 11. 21. Phaophi .... 21. Mesori, 1. Epagom., 6. 16. 26. Thoth, 6. 16. 26. Phaophi .... 26. Mesori, 1. 11. 21. Thoth u. s. f. Auf einem Denkmalfragmente im Louvre z. B. heißt es: Choiak 11. bis 166 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. 20. Ta«, ChoiaJc 21. bis 30. Tag, Tyhi 1. bis 10. Tag u. s. w.; in dem Grabe Ramses IV. beginnen die Dekaden mit dem 6. Thoth und schreiten von da um je 10 Tage fort. Das eine Jahr hatte also 36, das andere 37 Dekaden. Auf den Himmelsbildern der Tempel werden die Dekaden zu je drei zusammengefaßt, und über diesen Zeitraum wird eine Schutzgottheit, der führende Dekan, gesetzt. Auf dem Dekanbilde von Edfu z. B. treten je 3 Figuren in 12 Gruppen in ziemlich gleicher Anordnung auf: die erste Figur bringt das Opfer dar; die zweite, mittlere hat die Gestalt einer Schlange; die dritte, zugleich die Hauptfigur jeder Gruppe, sitzt als Mensch mit Löwen- kopf auf dem Thron und hat das Lotosszepter in der Hand. Ähnlich ist die Darstellung der Dekane im Dendera- Tierkreis] dort hat die Hauptfigur noch eine besondere Gottheit als Geleite, die hinter dem Throne steht. Die Dekane galten als die Schützer und Sammler der Seelen der Verstorbenen, welche zum Himmel emporsteigen und dort mit den Dekanen am Anfange der Dekaden aufgehen. Demgemäß war der Himmel (wie Ägypten nach den Klassikern) in 36 Gaue, nomos^ ein- geteilt; jeder Dekan-Stern hatte ein „Haus", aus welchem er beim Beginn der Dekade hervortritt (aufgeht). An ihrer Spitze steht IsisSothis, „der Regent der Dekane". Die Dekane führen eigene Namen, und zwar mit wesentlichen Unterschieden in der jüngeren gegen die alte Zeit; ferner erscheinen in der griechisch-römischen Epoche 8 neue Dekane, wogegen frühere mit einander zusammengezogen werden u. s. w. Da die Dekane nur in sehr wenigen Fällen kalendarisch gebraucht werden, gehe ich auf diese Verschiedenheiten nicht näher ein, sondern verweise betreffs der Namen aus der älteren und jüngeren Zeit, ihrer Bedeutung und der ihnen zukommenden Gottheiten auf die Reihe der Dekanlisten, welche Brugsch (Thesaur. Inscr. Aegypt 1 131, 155) aus den Gräbern Setis L, Bamses IV,, den Königsgräbem der 20. Dynastie, dem Pronaos von Edfu und Dendera und aus anderen Fundstätten mitgeteilt hat. Anzufügen an dieselben wären die Namen aus der ältesten bis jetzt bekannten Liste aus dem mittleren Reiche, welche Daressy {Annales du Service des antiquites, I, S. 79 f.) nachgewiesen hat. Zu bemerken ist, daß uns die ägyptischen Namen der Dekane auch aus griechischen Quellen erhalten sind, was schon Champollion erkannt hat. Diese Liste findet man ebenfalls bei Beitgsch (Thes. Inscr,, I 166, und Ägyptologie^ S. 340). § 36. Mondtage. Das hypothetische Mondjahr und Bundjahr« Die Epagomenen. Die Tage eines Monats werden gewöhnlich als erster, zweiter u. s. w* gezählt, indem sesu (Tag) vor die Ordnungszahl gesetzt wird; der § 36. Mondtage. Das hypothetische Mond- u, Kundjahr, Die Epagomenen. 167 letzte wird nicht durch die Zahl, sondern durch den Zusatz alke „der letzt«" markiert. Brugsch hat darauf aufmerksam gemacht, daß in der jüngeren Zeit, in der Ptolemäerzeit und der römischen, sich noch eine andere Bezeichnung der Monatstage vorfindet, bei welcher die Monatstage durch den Namen eines Festes oder Erinnerungstages einer Gottheit oder mythologischen Personifikation ausgedrückt werden. Eine Liste dieser Namen der Monatstage findet man bei Brugsch, Ägypto- Ugicj S. 332. Die Bedeutung dieser Tagesbezeichnungen ist größernteils noch dunkel ; dem Sinne nach erinnert sie an den altpersischen Kalender, wo die Monatstage ebenfalls nach Genien benannt werden. Daß be- stimmte Stellungen der Sonne und die Phasen des Mondes in den Be- zeichnungen der Monatstage ihre Berücksichtigung finden, sieht man aus den Namen der Tage 11, 13, 25 und 1, 2, 6, 15, 18. Aber Brugsch legt den letzteren Tagen eine tiefere Bedeutung bei. Nach ihm weisen die Tage auf die Existenz eines Mondjahres hin. Die Monate dieses Mondjahres seien mit den gleichen Namen der Monate des Wandeljahres bezeichnet, und das Zusammentreffen bestimmter Mond- tage (bes. des 1., 6. und 15. Tages) mit der gleichen Tageszahl in einem Monat des Wandeljahres sei als „festliche Koinzidenz" gefeiert worden. Dies führt uns vor die Frage, ob man annehmen darf, daß die Ägypter in der alten Zeit eine Rechnung nach dem Mondjahre gehabt haben. Brugsch hat das Mondjahr für die Ägypter in verschiedenen Ver- öffentlichungen (s. bes. Thesaur. Inscr. Aegypt I 45 — 53, II 267 — 277, 280, 311, 476, Äegyptologie 350, 335 u.a.) nachzuweisen versucht. Nach seinen Ausführungen fänden sich die Spuren der oben genannten 30 Mondtage schon in den Inschriften aus dem Grabe Setis L und dem Eamesseum {Ramses IL), also in den Zeiten der 19. Dynastie, d. h. im 15. und 16. Jahrh. v. Chr. In einer Inschrift Thutmoms IIL (18. Dyn.) heißt es: „Im Jahre 23, Monat Pachon, Tag 21, Tag der Feier des Neumondfestes'*, und in einer Bauurkunde im 24. Jahre desselben Herrschers: „Ich befahl zuzurüsten die Ausspannung des Meßstrickes für mich (d. h. die Grundsteinlegung), wenn eintreten wird der Tag des Neumondfestes". Im Tempel Ramses IIL zu Medmet-Habu: „Monat- liche Himmelsfeste, Gaben allmonatlich, bei jedem eintretenden 29. Mond- tage, beim eintretenden 30., am Neumondtage, am 2. 4. 6. 10. und 15. Mondtage". Aus dieser Verknüpfung bestimmter Mondtage (des Neumondes , Vollmondes u. s. w.) mit Festen und Zeremonien , ihrer Erwähnung bei den Totenfesten, welche den Verstorbenen im Lauf des Jahres geweiht waren u. dgl., sowie aus dem Auftreten zahlreicher, gleichzeitig nach dem Wandeljahr und dem Mondjahr datierter Doppel- daten in der Ptolemäerzeit schließt Bbugsch, daß die Anwendung eines Mondjahres (bei gewissen feierlichen Gelegenheiten) außer allem 168 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. Zweifel sei und in seinem Ursprünge bis in die ältesten Zeiten der ägyptischen Geschichte zurückgehe. Allein bis zur Begründung der förmlichen Anwendung eines Mondjahres reichen die bisherigen Inschriften nicht zu; die Vorausbestimmung der wenigen Neu- und Vollmonde, an denen Feste gefeiert werden sollten, konnte mit Hilfe der ungefähren Kenntnis des 19 jährigen Zyklus hinreichend genau ge- macht werden. Mehr ins Gewicht für eine Rechnung nach Mondmonaten würde die Stelle fallen, welche in einem Papyrus über die Berechnung^ der Monatseinkünfte des Tempels von Kahun^ enthalten ist: „Vom 26. des zweiten Erntemonats bis zum 25. des dritten . . . ., vom 20. des zweiten Überschwemmungsmonats bis zum 19. des dritten . . . ., vom 19. des vierten Überschwemmungsmonats bis zum 18. des ersten Wintermonats . . , ., vom 18. des zweiten Wintermonats bis zum 17. des dritten . . . ." Die Zwischenzeit der einzelnen Posten dieser Tempelrechnung ist, wie man sieht, immer 29 Tage und geht viel- leicht von Neumond zu Neumond. Diese Tabelle und andere ähnliche könnten dafür sprechen, daß wenigstens innerhalb mancher Tempel für gewisse Zwecke eine Rechnung nach dem Monde (wie genau, ist ganz fraglich) gebraucht wurde. Die Entwicklung des Jahres und einer geordneten Zeitrechnung überhaupt hat zwar bei den meisten Völkern ihren Ausgang vom Mondjahre genommen, und hervorragende Forscher wie Lepsius^ Leteonne, H. Mabtin haben sich deshalb auch betreffs der Ägypter für ein Mondjahr, das in der ältesten Zeit vorhanden gewesen, aus- gesprochen*. Der erstere hat in der bei den Ägyptern vorkommenden Periode, welche das „kleine Jahr" genannt wird (vgl. § 38) ein Mond- jahr sehen wollen; er sagt: „Das natürliche oder künstliche Sonnen- jahr ist seiner Natur nach erst ein wesentlicher Fortschritt einer geregelten Zeitrechnung, es setzt bereits einen Kalender voraus. Daher glaube ich, daß auch die Ägypter ursprünglich von einem Mondjahre ausgingen und ihr Sonnenkalender schon einer höheren Stufe ihrer Bildungsgeschichte angehört." Lepsius glaubte sogar an- nehmen zu können, daß das ägyptische Mondjahr mit dem ersten. Neumonde nach der Sonnenwende begonnen habe. Allein ein Mond- jahr müßte man in die zurückliegendsten, beinahe vorgeschichtlichen Zeiten der Ägypter setzen, in die Zeiten der Einwanderung aus 1) BoRCHARDT, DcT zwettc Papyrusfufid von Kahun (Zettschr, f, ägypt jSJpr., XXXVn, 1899, S. 93; vgl. auch XLII, 1904, S. 34, 36, 38). 2) Lepsius, Chronöl. d. Ägypt., I 155 — 159; Letronne, Nouv. rech, sur le calendr. des anc. Egypt, III. M^m., S. 143; H. Martin, Mim. sur le rapport des htnatsons avec le calendr. d. Egypt., S. 441 ; vgl. auch Ventre-Bey, Essai sur les cal. igypt {Bullet, de VInst. igypt., 3 sdr., 1892). §36. Mondtage. Das hypothetische Mond- u. Randjahr. Die Epagomenen. 169 Asien, von wo sie es mit hergebracht haben könnten. Bekanntlich gilt Hocharabien als älteste Stätte des Mondknltus. Die altsemitische Mondreligion feierte Feste, die an bestimmte Neumonde geknüpft waren. Da, wie wir gesehen haben, in den ägyptischen Kalendern ebenfalls Feste auftauchen, die mit Mondphasen in Verbindung stehen^ wäre immerhin eine Übertragung denkbar, also ein einstiges Mond- jahr durchaus nicht unmöglich. Aber ein solches müßte wohl bald gegen das Sonnen jähr zurückgetreten sein, im Gegensatz zu den Babyloniem, welche das Mondjahr ebenfalls vom Süden her er- halten haben, aber bei diesem verblieben sind. Dafür sorgte bei den Ägyptern der Nil. Seine regelmäßig wiederkehrenden Über- schwemmungen mußten den Ägyptern, sobald sie nur die Kultur- stufe des Ackerbaues erreicht hatten, zeigen, daß mit einem Mond- jahre nicht auszukommen war. Der Übergang zum Sonnenjahre müßte, und zwar wahrscheinlich mittelst einer weiteren Jahrform, verhältnismäßig bald erfolgt sein. Da die zehntägige Woche (Dekade), die sich nicht mit einem Mondjahre verträgt, bereits in den Zeiten der Pyramiden (4. und 5. Dynastie, 3. Jahrtaus. v. Chr.) nachweisbar ist, muß der Übergang schon damals vollzogen gewesen sein. Die Folgerungen, die wir aus der ägyptischen Mythologie be- treffs eines etwaigen Mondkultus ziehen können, geben für ein Mond- jahr keinerlei Entscheidung, da der Entwickelungsgang der ägyp- tischen Mythologie zur Zeit noch kaum übersehen werden kann. Die Doppeldaten in der Ptolemäerzeit können nicht als Beweis gelten, denn bei diesen handelt es sich um das Eindringen eines fremden Kalenders, des makedonischen Mondjahres; letzteres hat aber nichts mit der Entwicklung des ägyptischen Jahres zu tun. Aus allen diesen Gründen müssen wir derzeit noch von dem Mondjahre und v^on der Wichtigkeit der Mondtage, welche Brugsch ^ diesen beigelegt hat, für die historische Zeit wenigstens. Abstand nehmen, bis aus den In- schriften kräftigere Stützen dafür nachgewiesen werden können. Die Möglichkeit dagegen, daß die Ägypter in der allerältesten Zeit noch das Mondjahr gehabt haben, bleibt offen. Mehr Aussicht, die ursprüngliche Jahrform der Ägypter dar- zustellen, scheint das Rund jähr zu haben. Diese Hypothese eines Jahres von 360 Tagen ist von Des Vignoles aufgestellt, von 1) Die Hoffnung, aus den in den Texten erscheinenden Mondtagen und Mond- festen einen historischen Gewinn ziehen zu können (Brugsch, Ägyptologie, S. 335), hat sich bisher nicht erfiiUen lassen. (S. die Untersuchung von E. Mahler über die Regierungszeit Thutmosis III. und Ramses 11, Zeitschr. f. ägypt. Spr.j XXVII n. XXVIII, 1889, 1890, und die Widerlegung der Resultate durch EiSEyLOHR, Akten des X, Intern. Orient-Kongresses, 1896, S. 86 und C. F. Lehmann, Zwei Hauptprobl d. aUoHent. Chronol, 1898, S. 147.) 170 II. KapiteL Zeitrechnung der Ägypter. Ideler (I 187) aber bekanntlich als unmöglich abgelehnt worden. Anderseits hat es an Letbonke, Biot und in der neueren Zeit an den Agyptologen Lauth, Ohabas, Venthe-Bey und J. Kball seine Vertreter gefunden. Was man dafür vorbringt, ist etwa das folgende. Die Inschrift von Tanis (s. § 41) sagt, daß es „später üblich geworden ist, die fünf Epagomenen hinzuzufügen". Aus diesem Aus- spruche folgerte man, daß das ursprüngliche Jahr nur 360 Tage, nämlich 12 Monate zu je 30 Tagen gehabt habe. Allein die Inschrift definiert durch diese Worte nicht ein 360 tägiges Jahr, sondern deutet nur darauf hin, daß man früher ein seiner Länge nach noch nicht bestimmt abgegrenztes Jahr hatte und zur Notwendigkeit geführt wurde, dasselbe, um es mit dem Sonnenjahre übereinstimmend zu machen, um mehrere Tage zu verlängern, und daß man schließlich bei 5 Ergänzungstagen stehen geblieben ist. Von mehr Gewicht ist der Hinweis auf die 36 Dekaden, die inschriftlich, wie vm gesehen, schon in sehr alter Zeit bezeugt sind^ Die sonstigen Beweise für ein 360 tägiges Jahr, wie die Inschrift von Siut (Zeitschr. f. ägypt Spr., XX, 1882, S. 171), wo „ein Tempeltag der 360. Teil eines Jahres" genannt wird, oder die Bemerkung im Kalender von Medinet-Habu, wo bei den täglich zu bringenden Opfergegenständen vermerkt ist: „Gänse zwei täglich, macht im Jahre mit den 5 Epagomenen 730", sind nicht entscheidend, da es sich in diesen Bemerkungen wahrschein- lich nur um bloße Rechnungsjahre der Tempel Verwaltungen handelte Daß man nach einem 360tägigen Jalire im bürgerlichen .Leben gerechnet hätte, ist also abzuweisen. Dagegen muß in den Zeiten, wo die Ägypter entweder von einem ursprünglichen Mondjahre zum Sonnenjahre überzugehen suchten, oder mit den großen Schwierigkeiten, die Länge des Sonnenjahres direkt festzustellen (die Niljahre konnten nur ganz rohe Anfänge dazu geben), zu kämpfen hatten, das baby- lonische Sexagesimalsystem auch in Ägypten seinen Einfluß ausgeübt und den Aufbau der Jahreslänge auf sexägesimaler Grundlage, 12 Monate zu 360 Tagen plus 5 Epagomenen, bewirkt haben. Wir kommen also zum Begriff eines ursprünglichen „Rundjahres", wie es in der Ein- leitung dieses Buches (s. S. 69) definiert wurde, d. h. die 360 Tage desselben dienten zwar als Basis für die Jahreslänge, man suchte aber das Jahr durch verschiedene Veränderungen allmählich mit dem faktischen Sonnenjahre in Übereinstimmung zu bringen. Bei den Ägyptern mag die Periode solcher Schwankungen schnell überwunden worden sein. Sie werden schließlich (vielleicht nach einigen Jahr- 1) S. auch die Stellen I 22, I 97 bei Diodor, die, wenn vielleicht nicht auf das 360tägige Jahr, so doch mindestens auf Reste des Sexagesimalsystems in Ägypten deuten. §36. Mondtage. Das hypothetische Mond- u. Randjahr. Die Epagomenen. 171 hunderten) die Zahl der Tage, die an das sexagesimale Rundjahr an- zuhängen waren, um mit den Jahreszeiten notdürftig in Überein- stimmung zu bleiben, auf fünf festgesetzt haben. Dies sind die Epagomenen. Bei der Wichtigkeit, welche diese Zusatztage für den ägyptischen Kalender haben, müssen wir denselben noch einige Ausführungen widmen. Die Epagomenen verraten schon durch die Bezeichnung ihi^e er- fciiii @ t^ gänzende Stellung zum Rundjahre. Sie heißen 1 1 1 <=i>.lr ^ die fünf, die auf dem Jahre befindlichen, u. a. Sie hatten bei den Ägyptern dieselbe ominöse, Unheil bringende Bedeutung, die wir auch in der Auffassung anderer Völker, wie bei den Persern und selbst bei den mit Vorderasien in gar keinem Zusammenhange stehenden zentralamerika- nischen Völkern antreffen. Die Epagomenen waren eine Art Bußtage, dem Gedächtnis der Verstorbenen gewidmet ; an ihnen waren besondere Gebete vorgeschrieben, die gegen den bösen Einfluß der fünf Tage schützen sollten ^. Die Epagomenen werden auf den ägyptischen Denk- mälern nach der Geburt von fünf Göttern benannt, welche die Mytho- logie auf jene Tage legte. Darum heißt der erste dieser Tage „Geburt des Osiris^, der zweite „Geburt des Horus^, der dritte „Geburt des Set^y der vierte „Geburt der Jsis", der fünfte „Geburt der Nephthys^'. Den betreffenden Mythus erzählt Plutarch ^ : Kronos (Seb) und Rhea (Xut) hatten heimlich miteinander verkehrt. Die Sonne aber ver- fluchte die Rhea, daß deren Kinder weder in einem Monate noch in einem Jahre geboren werden sollten. Diese wendete sich an den klugen Hermes (Thoth) um Rat. Derselbe spielte mit Selene Würfel und gewann ihr von jedem Tage des 360 tägigen Jahres den 72. Teil ab^, aus dem er 5 Tage bildete, die hinter den 12 Monaten angehängt wurden. Dadurch gewann das Sonnenjahr 5 Tage mehr als das alte Jahr, und das Mondjahr hatte 355 statt 360; was jenem gegeben wurde, mußte dieses verloren haben; und so konnten also die fünf nachgeborenen Götter in die Welt treten. Die besondere Stellung der Epagomenen und die Bedeutung, die man ihnen beilegte, ging eben aus dem sexagesimalen Aufbau des Jahres hervor. — Die Epagomenen sind nicht überall in den Inschriften vollständig ver- zeichnet: in Onihos (dem Entdeckungsorte der Epagomenen) sind nur 1) Varianten in der EpagomenenbezeichnuDg s. bei Bbügsch, Thesaur. Inscr. Aeg., II 480. 2) F. Chabas, Le cdlendner des jours fast es et nifastes de Vannee egypLj Chalon-Paris 1870, S. 102 ff. 3) De Isis et Osir, c. 12. 4) Wir folgen hier der Lesung Scaligers {Emend, Temp.j III), der sieb auch Lkpsius {Chronol. d. Ägypt, 1 92) anschließt. 172 II. Kapit«l. Zeitrechnung der Ägypter. zwei, der erste und zweite Tag, erhalten ; in den Kalendern von Esne und Udfu ist der 1., 2., 4. und 5. Tag angegeben (der 3., der Tag- des bösen Set, wird oft weggelassen). Was die Zeit betrifft, in der die fünf Tage zuerst auf Denkmälern genannt werden, so haben sich dieselben lange nicht über die Zeit Ämenemhets L (12. Dynastie, Anfang- des 2. Jahrtaus. v. Chr.) zurück verfolgen lassen; jedoch hat man in neuester Zeit die Epagomenen schon unter König WeserJcaf (mit dem die 5. Dynastie beginnt) in einer von Fraseb entdeckten Inschrift aus Tehne gefunden *. Sie spielen aber auch schon in den uralten religiösen Texten, die uns zufällig erst in den Pyramiden der 6. Dynastie er- halten sind, eine Rolle, und zwar schon in derselben mythologischen Verbindung mit der Geburt der Götter. Demnach dürfte die Ein- führung der 5 Tage in eine noch ältere Zeit fallen. Die von früheren Autoren öfter benützte Stelle aus SynJcellos, wonach die Einführung der Epagomenen dem Hyksoskönig Äseth zugeschrieben wird '2, hat gegenüber den Denkmälern allen Wert verloren. § 37. Bezeichnung des Jahres und der Mond- und SonnenstKnde» Zum Verständnisse der ägyptischen Zeitrechnung, besonders der Kalenderlisten sind einige Erörterungen über die Hieroglyphe des Jahres und über die Auffassung der Sonne und des Mondes notwendig. Das Wort für Jahr im gewöhnlichen Gebrauch * lautet im Ägyptischen ron2)etj geschrieben 1 oder 1 | oder 1 oder I 1) s. Sbthe, Urkunden des alten Reichs, I 24. 2) Olxos [^(y^-d"] 'jtQOöi^iri%B t&v iviavt&v tccg i inayoiUvag, xal inl wircovy tag tpaciv i%QrnLdxiGBv t^i rjfisg&v 6 AlyvTtTiaxbg iviavrbg t|' il6vov ijiLSQOiv nglk tovtov itstQoviiBvog. Vgl. über die Stelle auch Lepsius, Ckronol. d. Ägypt, I 177. 3) Während die BezeichDuugen für Tag und Stande gewöhnlich horw und unut, bei der Zählung der Monatstage und Tagesstunden aber su und zeb* sind, gebraucht man für die Zählung der Regierungsjahre das Wort ha'. Es sollen hier einige Bemerkungen über die Entwickelung der Jahresdatierung gemacht werden, im Anschlüsse an die Untersuchungen von Sethe, der zuerst die Grundzüge klar- gelegt hat {Untersuch, z. Geschichte u. Altert. Ägypt. IIF, S. 99). Während der ersten beiden Dynastien datierten die Ägypter nach gewissen Ereignissen, etwa in der Form wie «Jahr des Schiagens der Nubier" u. dgl. Seit der zweiten Dynastie wurden besonders die alle zwei Jahre stattfindenden Vermögenszählungen für die Benennung der Jahre verwendet; man datierte also „Jahr des 1. 2. 8. . . . Males der Zählung"^. Die dazwischen liegenden Jahre erhielten andere Namen. Seit dem Beginn der vierten Dynastie bezeichnete man diese zählungslosen Jahre als das .Jahr nach dem 1. 2. 3. . . . Male der Zählung*^. Späterhin wird das Wort „Zählung** immer häufiger weggelassen, so daß die Ausdrucksweise «Jahr des 1. 2. 3. . . . Males"", oder „Jahr nach dem 1. 2. 3. . . . Male*" entsteht. Am Ende des alten Kelches beginnen die Zählungen alle Jahre stattzufinden, und so wurde § 37. Bezeichnung des Jahres und der Mond- und Sonnenstände. 173 Die Stellungen der Sonne während des Jahres erhielten bei den Ägyptern bildliche Auffassung, die entsprechend hieroglyphisch aus- gedrückt wurde ; selbst der tägliche Lauf der Sonne erscheint bildlich eingekleidet. Die Sonne fährt täglich in göttlicher Barke durch den Himmel und kämpft gegen die Finsternis. Beim Aufgange sind ihre Strahlen schwach, darum wird sie ein Sand genannt ; mit zunehmender Höhe werden ihre Strahlen heißer, dann ist sie zum Mann geworden, und Abends, wenn ihre Strahlen ersterben, ist sie ein Greis; z. B. in den Texten: „ein Kind in der Frühe, ein Jüngling zur Mittagszeit, ist er Gott Ätum (Abendsonne) am Abend". In ähnlicher Weise «i-scheinen auch die astronomischen Hauptjahrpunkte der Sonnen- bewegung symbolisiert. An den Äquinoktial- resp. Solstitialpunkten wird die Sonne immer in einer neuen Form geboren. Maceobius^ berichtet, daß bei den Ägyptern die Sonne der Winterwende als Kind, die Sonne bei der Frühjahrsgleiche als Jüngling, jene der Sommerwende als bärtiger Mann, und die Sonne der Herbstgleiche als ein hinfälliger Greis dargestellt werde. Dieser Bericht erhält durch die folgenden Worte einer Inschrift auf der Ostwand des Tempels von Edfu seine Bestätigung: „Helios geht auf als Jüngling, hin auffliegend zum Himmel; als Käfer hervortritt eine Scheibe aus •den Lenden der Himmelsgöttin, als große geflügelte Sonnenscheibe aus lauterm Golde; ein Greis in der Abendzeit, ein schönes Kind in der Morgenzeit; (das ist) Sorus von Bahudet, bei dessen Anschauen man lebt". Aus den Inschriften ergeben sich in der Tat gewisse Symbolisierungen für die vier Jahreszeiten der Winterwende, der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche u.s. w.; die bestimmten Formulierungen indessen, welche Beugsch aus dem Inschriftenmateriale gezogen hat bedürfen noch einer weiteren Festigung. In den Inschriften werden öfters auch der Sonne bestimmte Farben, nach den Jahreszeiten ver- schieden, zugeschrieben, was uns durch Macbobits (a. a. 0. I 19) be- stätigt wird, welcher sagt, die Flügel der Sonnenscheibe seien glänzend oder dunkel genannt worden, je nach dem Laufe der Sonne im Zodiakus. Im Zusammenhange mit den Symbolisierungen der Jahrpunkte steht die Auffassung der beiden Hälften des Jahres als die Augen des Re. Die eine Jahreshälfte heißt das linke Auge des Re, die andere bildet das rechte. Das -Be-Auge heißt uzat Übrigens wird das w^^a^Auge auch auf den Mond angewendet, indem Sonne und Mond als die beiden Augen des Lichtgottes, die Sonne als das rechte Auge, der Mond als das linke. die Gnippe «Jahr des Males* (ha*-8p) zu eiDer Bezeichnung für ^ Regierungsjahr **. Da dieses Wort an das Wort für «Viertel** anklingt, so suchte man in späterer Zeit (HoRAPOLLON I 5) dieses Zusammenstimmen durch eine haltlose Etymologie xu erklären. 1) Satumal. 1 18. 174 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. angesehen werden. Die Phasen des Mondes, sein Zu- und Abnehmen, werden (wie in Edfu und Dendera) durch eine Treppe von 14 Stufen dargestellt und durch 14 Gottheiten (Gott des Mondes, der Wolken, des Himmelsgewölbes, die vier Bestattungsgenien u. s. w.), die über die Treppe schreiten*. Ähnlich wie bei der Auffassung der Jahr- punkte wird bisweilen der Vollmond als Jüngling, der abnehmende Mond als Greis und der Neumond als das Kind (oder die Verjüngung) symbolisiert. Der Mond führt mancherlei Beinamen, wie der „Wieder- gestaltete", das „Glanzauge", das „große" oder „leitende" (Auge) u. a. Schließlich kann hier nur noch kurz daran erinnert werden, daß der ganze Jahreslauf gewiß auch auf den Mythus eingewirkt hat. Darum hat man im Osirismythus eine Symbolisierung der Jahreszeiten, der Überschwemmung, Ernte u. s. w. finden wollen. § 38. Große Jahresperioden der Ägypter. In den Schriften der klassischen Autoren und zum Teil auch auf den ägyptischen Denkmälern kommen verschiedene Perioden vor, in welche größere Zeiträume unter bestimmten Benennungen zusammen- gefaßt werden. Einige dieser Perioden ermangeln noch einer zu- verlässigen Erklärung. a) Eine Periode von 365 Jahren hat man in einem Texte aus Edfu (Naville, Textes relatifs au mythe d'Horus) vermuten wollen. Dort wird ein mythologisches Ereignis, die Besiegung des Typhon durch Horus in das 363. Eegierungsjahr des Gottes Horus gesetzt. Möglich wäre wohl, daß der Verfasser des Textes auf diese Jahreszahl durch die Vorstellung eines „großen" Jahres von 365 Jahren gekommen ist, aber auf das Bestehen oder den wirklichen Gebrauch von Perioden zu 365 Jahren kann man hieraus noch nicht schließen. — Ähnlich scheint es sich mit der bei Synkellos {Chronogr,) ge- nannten Periode von 36 525 Jahren zu verhalten. Über diese Periode ist mancherlei geschrieben worden. Bailly und Lepsiüs- wollten dieselbe als das 25 fache der Sothisperiode (25 X 1461 Jahre) er- klären, andere durch das „große Jahr", nach dessen Ablauf sich alle Dinge wiederholen. Da diese Periode inschriftlich nicht nachgewiesen ist, so übergehe ich weiteres. b) Die Hau- oder Henti-Periode. Die ägyptischen Inschriften sind reich an Ausdrücken für die Begriffe Unendlichkeit, 1) S. solche Darstellungen bei Brügsch, Thesaur. Inscr,, I, S. 35, 62. 2) Bailly, Hist, de VAstr. ancienne, I, VI, §9; Lepsiüs, Ckronol. d. Ägypt., 1210, 11. Vgl. auch H. Martin, Mem, sur le rapp. des lunais. avee le calendr, des Ajypt [Mim. de V Acad. d. Inscr., I. s^r., T. VI, 1864|. § 38. Große Jahresperioden der Ägypter. 175 Ewigkeit u. dgl. In den Kreis dieser Begriffe für große Zeitdauer gehört auch der Ausdruck henti. In diesem Worte hat man die Bezeichnung für eine Jahrperiode von bestimmter Länge vermutet. Man glaubte dies aus der Form der Aufzählungen schließen zu dMen, in welcher die Ägypter große Zeiträume angaben. Wie solche Auf- zählungen lauten, sieht man aus dem folgenden Beispiel, das nach Bbugsch {Thes. Inscr., S. 200) im südlichen Sokaris - Tempel von Dendera steht: „Vollende eine Ewigkeit von henti, zahllose Gruppen von zahllosen Jahren. Deine Jahre seien unendlich viele, Deine Monate zählen nach hunderttausenden, Deine Tage nach zehntausenden, Deine Stunden nach tausenden, Deine Augenblicke nach hunderten, Deine Momente (nach Zehnem). Deine Regierung seien die Jahre der Sothis am Himmel." Oder in einer Inschrift von Edfu (Brugsch, ibid. S. 207): „Thoth der Große stellt sein Leben fest nach Millionen von Heh'Sed, hunderttausenden von Jahren, zehntausenden und tausenden von Monaten, hunderten und Zehnem von Tagen. Seine Stunde ist he^iü^ und seine Jahre Ewigkeit und Unendlichkeit." Es handelt sich also bei diesen Ausdrucksweisen nur um die allgemeine Bezeichnung für lange Zeiträume, und nicht um abgegrenzte Perioden. Etwas Ähnliches konnte in § 34 für die Bezeichnung der kleinen Zeitab- schnitte des Tages angeführt werden. Vermutungen über die Länge der angeblichen Henti -VenoAQ haben Hinks^ und Lauth angegeben, indem beide dafür 120 Jahre annehmen, femer Lepsius, welcher an eine Verdoppelung der 500 jährigen Phönixperiode gedacht hat (Chronol. d. Ägypt, 1 184). c) Die Sed- (od. Set-) Periode, tQtaxovtaerrjQiSeg. Diese 30 jährige Periode, hib-sed genannt, kommt, wie aus der vorher mit- geteilten Inschrift ersichtlich, bei der Erwähnung der größeren Perioden vor. Die Aufmerksamkeit auf sie wurde durch die Inschrift von Rosette erregt, eines zu Ehren des Ptolemäus Eplphanes erlassenen Dekretes, in welchem der König den Titel xvgioq TQiaxovTasrtjgidwv xa&aneg 6 'Htpaiarog 6 (xiyag = „Herr der dreißigjährigen Zyklen, wie Hephästos der Große", erhält. Die Periode geht aber bis in die sehr alte Zeit — bis in jene der ersten Dynastien — zurück, da nach Inschriften aus diesen Zeiten die Wiederkehr der 30 jährigen Periode durch besondere Feste gefeiert worden ist. Das Fest und die Periode stehen stets in enger Beziehung zur Kegiemng der Könige und kommen nur in Verbindung mit dieser vor. So wird in der vorher zitierten Stelle der Inschrift von Rosette König Ptolemäus mit Ptah als dem König der Urzeit verglichen. Die erste Feier des Festes findet nie später als im 30. oder 31. Jahre eines Königs statt. Bald wurden aber auch 1) Bei WiLKiNsoN, Tfie hierat papi/r. of Turin, S. 55. 176 Tl. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. in unregelmäßigen, sehr kleinen Abständen „Wiederholungen" gefeiert. So fanden unter Thutmosis IIL solche Feiern im 30., 33., 36., 40. und 42. Jahre ^ unter Ramses IL im 30., 34., 86., 40., 42. und 44. Jahre {nach Bbügsch) statt. Anderereeits aber können die Könige auch schon vor dem 30. Jahre das erste Mal dieses Fest feiern. So dunkel der Ursprung und die Bedeutung der Sed-Venoäe ist *, so kann doch am wahrscheinlichsten die Erklärung von Sethe' an- genommen werden, welche das Fest als das Jubiläum der 30. Wieder- kehr des Tages definiert, an dem der König zum Thronerben feierlich proklamiert worden war. Mit astronomischen Erscheinungen hat die Periode auf keinen Fall etwas zu tun, ebensowenig mit den regel- mäßig wiederkehrenden Vermögens- oder Volkszählungen, wie KbaijL vermutet hat. Daß solche Aufnahmen in Ägypten oft stattgefunden haben, wissen wir aus vielen Erwähnungen derselben. Aus dem alten Reiche sind uns zahlreiche Angaben über die Zählungen erhalten*. In der römischen Kaiserzeit wurden, wie sehr zahlreiche Daten er- geben ^ die Steuerdeklarationen alle 14 Jahre von neuem eingefordert. Nachweisbar aus den Papyri sind folgende Jahre: 8. Jahr Neros 61 n. Chr., 8. Jahr Vespasians 75, 9. Jahr Domitians 89, 7. Jahr Trajans 103, 2. Jahr Hadrians 117, 16. Jahr Hadrians 131, 9. und 23. Jahr des Anton. Pius 145 und 159, 14. Jahr des Marcus 173, 28. Jahr des Commodus 187, 10. Jahr des Severus 201; nach Wessely waren auch 215, 229 und 242 Volkszählungen«. Aus der Ptolemäerzeit sind bis jetzt solche Steuererhebungs-Zyklen nicht erwiesen. d) Das große und kleine Jahr. In einer Inschrift aus dem Grabe des Chnemhotep in Benihassan (12. Dyn.) wird dem Toten ge- wünscht, daß ihm Totenopfer gebracht werden „an allen Festen der Nekropole". In der dann folgenden Aufzählung dieser Feste werden nebeneinander genannt „das Fest des großen Jahres" und „das Fest des kleinen Jahres". Dies ist übrigens die einzige erhaltene Erwähnung eines 1) H. Breasted, The Obelisks of Thutmose III and his Building Season in Egypt {Zeitschr. f. ägypt. Spr., XXXIX, 1901, S. 60) 2) Über die Erklärungsversuche s. Lepsius (ßhronol. d. Ägypt., I 163), der auf die Zahl 30, den 30jährigen Schaltzyklus der Araber, Gewicht legt; Biot (ßur Vannie vague, S. 128); Letroxne {De Vorig, du ßod, gr., S. 23), welcher ao den Saturn-Umlauf denkt; femer vgl. die Vermutungen bei Drumaitn, Histor. anttgu. Unters, üb. Ägypt., Königsberg, 1823. 3) Zettachr. f. ägypt. Spr., XXXVI, 1898, S. 64, Anm. 3. Dazu Untersuch. z. Gesch., in 1, S. 84. 4) H. Schäfer, Ein Bruchstück altägypt. Annalen {^Ahlidlg. d. Berl. Akad. d. Wiss., 1902); Sethe, Beiträge z. ältesten Gesch. Ägypt. {^Unters, z. Gesch. tc. Altertumskunde Ägypt, III 1). 5) U. WiLCKEN, Griechische Ostraka aus Ägypt. u. Nubien, I 438. 6) Berichte d. kgl. sächs. Ges. d. Wiss., 1885, S. 270. ro § 38. Große Jahresperioden der Ägypter. 177 großen" und eines „kleinen Jahres". Lepsius will unter dem „großen" Jahre ein festes Jahr mit vierjähriger Einschaltung und unter dem „kleinen" das Mondjahr sehen. Allein das erstere fließt nur aus der be- kannten Voraussetzung der LEPsiusschen Theorie des ägyptischen Jahres (gleichzeitiger Bestand eines festen Jahres neben einem Wandeljahre), das andere aus dessen Hypothese vom Mondjahre. Die Beweisstelle im Totenbuche c. 27, 2 „in diesem Mondjahre" oder „in diesem Jahre [des] Mondes" gilt nicht, da sie unkorrekt übersetzt ist und vielmehr nur „in diesem Jahre, in diesem Monate" lautet. Früher (S. 169) haben wir schon gesehen, wie wenig wahrscheinlich die Existenz eines Mondjahres in der älteren Zeit ist. Bbugsch macht dieselbe Annahme wie Lepsius und findet eine Stütze dafür in dem Vorkommen zweier Neujahrstage in einigen Kalendern, allein wir werden später (§ 43) finden, daß die zwei- und dreifachen Neujahrsfeste anders zu deuten sind. Hier ist die KnALLSche Meinung wahrscheinlich die zu- treffende, welche in dem „großen" Jahr das gewöhnliche 365tägige Wandeljahr, in dem „kleinen" das 360tägige Rundjahr, an welches sich noch Erinnerungen erhalten haben können, sieht. e) DiePhönixperiode. Abgesehen von den Verschiedenheiten, in welchen uns die im Altertum weithin verbreitete Sage vom Phönix entgegentritt, sind die alten Schriftsteller in dem Berichte einig, daß der Phönix nach langen Zeitintervallen von Osten her (Indien oder Arabien) nach Ägypten komme in die dem Re geweihte Sonnenstadt HeliopoUs, Dorthin bringt er nach Hekodot seinen sterbenden Vater ; nach anderen verbrennt sich der Phönix in dem dortigen Sonnentempel selbst in Weihrauch, ersteht dann aus seiner Asche, und zwar zuerst als weißer Wurm, dann als Vogel, der am dritten Tage wieder in voller Kraft ist und der dann nach dem Osten zurückfliegt. Was den Zeitraum anbelangt, nach welchem der Phönix immer wieder zurück- kehren soll, so hat man denselben nach Hebodot zumeist auf 500 Jahre angesetzt; letzterer sagt (11 73): „Auch ist noch ein anderer Vogel heilig mit Namen Phönix, den ich indessen nicht sah, nur im Bildnis, wie er denn auch gar selten und, wie die Einwohner von HeUopolis sagen, in 500 Jahren einmal zu ihnen kommt" ^. Die meisten der späteren Schriftsteller gehen auf die Angabe Heeodots zurück, so OviD (Metam. XV 402), Mela (de situ orb. III 9), Seneca {Ejmt 43), Aelian {nat anim, VI 58), Phllostbatus {vita Ajyollon, III 49), HoRAPOLLON {Hiei'ogl, I 35), Aurelius Victor {de Caesar. IV 14), Epiphanius {Ancyr. c. 85) u. a. Dagegen findet man 1000 Jahre 1) "Eati 6h xul aXkog Öqvis iQbg, t& ovvofuc (poTvi^. 'Eyo) ft^r (iiv ovx sldov fl {LT} Zaov yQcctp^ * xal yocQ 6i] xal aitdviog iitifpoira atpi, SC iricav, ag ^HhojtoXtf^tai Xdyovai, nevraxociav. Oinsel, Chronologie I. 12 178 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. als Länge der Phönixperiode angegeben bei Mabtial (Ep'igr. V 7), Lactantius {de Phoen. v. 59), Claudiax {Fhoen, v. 27). Noch andere Ansätze erscheinen bei Solinus (Pohjh. c. 33) 540 Jahre, bei dem Byzantiner Tzetzes (Chiliad, V 6 v. 395) 7006 Jahre, bei Hesiod (Fragm. 50) neun Rabenalter u. m. a. Bei Tacitus (ann. VI 28) findet sich die bemerkenswerte Notiz: Sacrum soli id animal, et ore ac distinctu pinnarum a ceteris avibus diversum, consentiunt, qoi formam eins definiere. De numero annorum varia traduntur, maxime vulgatum quingentorum spatium; sunt qui adse- verent, mille quadringentos sexaginta unum interiici. Weder der 500 jährige, noch der 1000jährige Zeitraum der Periode hat ein ägyptisches Gepräge, da den Ägyptern der Begriff des Jahrhunderts und Jahrtausends nicht geläufig war. Vielmehr spielen in Bitten und Anrufungen andere Zeitintervalle, 110- und 120 jährige, bei ihnen eine Rolle. Schon aus diesem Grunde haben die vielfältigen Versuche, eine 500- oder 1000 jährige, womöglich astronomisch begründbare Periode aufzufinden und sie als die Phönixperiode hinzustellen, keinen rechten Halt. Ein 500 jähriger oder das Doppelte fassender astronomischer Zyklus, der auf einer Ausgleichung der Sonnen- und Mondbewegung oder der Planeten beruhen würde, ist nicht leicht auffindbar und aus dem Mondjahre (wie es Gatteree getan) nur sehr künstlich herzu- stellen. Einige haben die sagenhaften Berichte, die sich hie und da über das Wiedererscheinen des Phönix bei den alten Schriftstellern vorfinden*, durch einen Zyklus zu verbinden gesucht und als Unter- lage desselben ganz merkwürdige Hypothesen aufgestellt. Das astro- nomisch Undenkbarste haben wohl Seyffarth und Lauth geleistet, indem der erstere die Merkurdurchgänge vor der Sonne, der andere die Venusvorübergänge zur Erklärung heranzog-. Wie auch die verschiedenen Annahmen über die Länge der Phönix- periode aufgekommen sein mögen, jedenfalls ist nach den alten Schrift- stellern ein großer Zeitkreis darunter zu verstehen. Darauf deutet schon der Name Phönix hin, der nicht von Fi-Enech (s. Ideler I 184), sondern von cpoivi^ = die Palme, abzuleiten ist. Der Palme wiu-de 1) Man wollte ein ungefähr achtmaliges Erscheinen des Phönix während des Altertums annehmen: dns erste im 15. Jahrh. v. Chr. (Tacitus)^ das zweite 608 {Siudas)^ das dritte Mitte des 6. Jahrh. (Tacitus), das vierte um 311 (Manilius), das fünfte in der 2. Hälfte des 3. Jahrh. {Tacitus), das sechste 34 n. Chr. {Tacitus), das siebente 86 n. Chr. {Cornel. Valerian. Plinius, Dio Cass.), das achte 47 u. Chr. {Anrd. Victor, Flinius). 2) Skyffarth, Berichtigungen der Geschichte u. Zeitrechn., Leipzig 1855; Zeitschr. d. deutsch, morgenl. Ges.^ 1849, S. 63; Laith, Abhdlg. d. kgl bair. Akad. d. Wiss., 1. Kl. XV, 2. Abt., S. 311. — Die älteren Hypothesen hat Mabtin {Metn. sur la Periode egypt. du Phenix. Mem. de VAcad. d. Liscr., 1. s^rie, VI, 1864) gesammelt und kritisch beleuchtet. § 38. Große Jahresperioden der Ägypter. 179 nämlich die längste Lebensdauer unter den Bäumen zugeschrieben, und der Palmenzweig tritt in den Inschriften als das Symbol des Jahres und der Zeiträume auf. Plinivs^ berichtet daher, der Phönix- vogel habe den Namen von einer Palme, und Ovid läßt den Phönix sein Nest auf dem Gipfel einer Palme bauen. Was den Vogel betrifft, so läßt sich aus den Beschreibungen der Alten kein rechtes Bild ge- winnen. Man hat geglaubt, ihn in dem eigentümlichen Vogel wieder- zufinden, der auf den Denkmälern leicht kenntlich ist durch das Federbuschel, das er auf dem Kopfe trägt, oder durch die Menschen- arme, die er in knieender Stellung erhebt. Bisweilen erscheint er auf dem Zeichen ^^^3:7, das sich auf den König bezieht, gewöhnlich mit einem Stern davor*. Doch ist dieser Vogel nichts als eine Ver- körperung der unterworfenen Menschen, die den König verehren. Bbugsch hat schon darauf aufmerksam gemacht, daß der in den religiösen Texten Bennu genannte Vogel identisch mit dem Phönix sein müsse, und Wiedemann, der die Entwicklung der Sage vom Phönix eingehend verfolgte, hat die Richtigkeit dieser Annahme außer Zweifel gestellt». Er versucht auch zu zeigen, wie sich an diesen Vogel (ardae cinerea, eine im Sommer in Nordägypten, im Winter in Südägypten lebende Reiherart) die Phönixsage knüpft. BerYogelBeiiuu bedeutet als Phönix ein Symbol für die Verwandlung, Reinigung der materiellen und geistigen Welt überhaupt, im speziellen ein Symbol der belebenden Tätigkeit der Sonne. In der Phönix-Sage also liegt, wie man sieht, kein Grund für die Annahme einer großen Jahresperiode; eine solche müßte erst in der späten Zeit, wo man auch die anderen Perioden zu bilden anfing, aufgekommen sein. Dies erklärt wohl auch, daß man die 500jährige Phönixperiode auf Denkmälern bis jetzt nicht hat nachweisen können. Der Hinweis, den Tacitus gibt (s. die oben mitgeteilte Stelle), betrifft die Sothisperiode von 1461 Jahren. In diesen 1461 Jahren (== 1460 julianischen) kehrt, wie wir im nächsten Paragraphen sehen werden, der Anfang des 365tägigen Wandel Jahres auf den Beginn des Sothisjahres zurück, oder Wandeljahr und kSiriusjahr gleichen sich nach diesem Zeitraum aus. Manche meinen ohne hinreichenden Gi^und, daß der Phönix ein Symbol der Sothisperiode sei. Der Beginn einer neuen solchen Periode, die Wiederholung der heliakischen Siriusauf- gänge, sei ein so wichtiges Ereignis für die Ägypter gewesen, daß sie 1) {Eist, nat, XIII 9): mirumque de ea (palmae specie syagro) accepimuB, cum Phoenice ave, quae putatur ex huius palmae argumento nomen accepisse, iterum mori ac renasci ex seipsa. 2) loMARD, Descript. de VEgypt. Äntiq. d'Edfou, § VI; andere Darstellungen 8. bei Lepsits, ChronoL d. Ägypt.^ I 183. 3) ZeiUchr, f. ägypt. Spr., XVI, 1878, S. 89. 12* 180 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. diese Periode durch ein Symbol ausgedruckt hätten. Lepsius hat das Zustandekommen einer 500 jährigen Phönixperiode folgendermaßen zu erklären versucht: Der Überschuß des tropischen Jahres über 365 Tage (0,24225 Tage) macht in etwa 1505 Jahren ein volles Jahr (365 Tage) aus ; das tropische Jahr gleicht sich also in diesem Zeiträume mit dem Wandel jähre aus, ebenso wie das Sothisjahr mit diesem in 1461 Jahren. Man könne annehmen, daß das tropische Jahr das Phönixjahr der Ägypter gewesen sei. Wenn man es (bei ihrer jedenfalls nicht voll- kommenen Kenntnis desselben) auf 1500 Jahre ansetze und bedenke, daß beim gewöhnlichen Jahre eine uralte Dreiteilung üblich war, so könne man leicht zu dem Gedanken einer Übertragung der Dreiteilung auf das große tropische Phönixjahr kommen, und damit wäre dann die HEBODOTSche Angabe von 500 Jahren (als ein Drittel des großen tropischen Jahres) erklärt. Allein wir haben (Einleitung S. 67) ge- sehen, wie schwierig selbst für Astronomie treibende Völker die Fest- stellung der Länge des Überschusses des Jahres über 365 Tage gewesen sein muß. Die Erkenntnis der wahren Länge des tropischen Jahres setzt schon einen beträchtlich hohen Stand der Astronomie voraus, den wir nach dem früher Gesagten den Ägyptern nicht bei- legen können. Wir werden also wohl im ganzen die Phönixperiode durch keine astronomischen Grundlagen erklären dürfen, sondern müssen annehmen, daß sie nur allgemein einen großen Zeitkreis ausdrücken soll, inner- halb dessen alle Naturerscheinungen, die an den Erhalter des ge- samten Erdenlebens, die Sonne, geknüpft sind, sich immer wieder erneuem. f) Die Apisperiode. Die Verehrung der heiligen Stiere in Ägypten scheint sich bis in die älteste Zeit, bis zur 2. Dynastie zurück- zuerstrecken. Plutaech erzählt {Isis et Osir. c. 56), die Lebenszeit des Apis sei das Quadrat von fünf, erreiche er diese Grenze, so werde er in den heiligen Brunnen versenkt und getötet. Diese Nachricht ist durch die Inschriften längst überholt. Auf den Apis-Stelen er- scheinen alle möglichen Lebensalter der Stiere, z. B. 18 Jahre 7 Monate 17 Tage, 17 Jahre 6 Monate 5 Tage u. s. w. Nachweisbar sind die meisten 22 bis 23 Jahre, manche aber 26 bis 28 Jahre alt geworden. Nirgends scheint ihnen eine bestimmte Lebensdauer festgesetzt und eine Periode von 25 Jahren geht aus den Denkmälern nicht hervor. Der Apis wird auf den Denkmälern der „lebende hape^, der „wieder lebende Ptah^^ oder Osirh-Hape genannt; er ist ein Sohn des Ptah oder des Osiris. Übereinstimmend damit setzen die klassischen Schrift- steller den heiligen Apis dem Osiris gleich (Diod. I, 85, 4 ; Plutabch, Is, et Os. 20, 29; Strabo XVII c. 1, 31); er stand in gewisser Beziehung zum Monde und war dem Mondgotte geweiht. Die Beziehung zum § 39. Die heüakiBchen Siriusaufgange. 181 Monde geht auch aus einzelnen Stellen der Klassiker hervor (Herodot III 28, LrciAN VIII 479, Ammian. Maec. XXII 14 u. a.). Man hat deshalb geglaubt, die von Plutakch genannte 25jährige Periode in irgend eine astronomische Verbindung mit der Mondbewegung bringen zu müssen. Bailly, Ideleb und Lepsiijs* haben darauf hingewiesen, daß 309 mittlere synodische Mondmonate ungefähr 25 ägyptischen Jahren (9125 Tagen) gleichkommen; Ideleb meinte überdies, in ge- wissen 25 jährigen Intervallen, nach denen Ptolemäus astronomische Zahlen anordnet, eine Bestätigung für das Vorhandensein einer 25 jährigen Periode bei den Ägyptern zu sehen. J. v. Gumpach^ glaubte dartun zu können, daß die Epoche der Apisperiode immer auf den 1. Thoth gefallen und zugleich an die erste Sichel des Mondes (Neulicht, nach Neumond) gebunden gewesen sei. In neuerer Zeit hat E. Mahleb die Hypothese eines 25 jährigen Mondzyklus wieder aufgenommen und besonders durch den Nachweis zu stützen gesucht, daß der Einführungs- tag der Stiere in das Apieum auf Vollmondstage fällt. Die w^enigen Fälle sind aber nicht beweisend genug. Ferner schwebt die 25 jährige Daner der Periode inschriftlich völlig in der Luft, und außerdem sind die Beweise für das Vorhandensein eines Mondjahres, welches aus der Voraussetzung hinreichender Kenntnis obiger Gleichung folgen würde, wie schon früher bemerkt, für die Ägypter recht schwach. Die Bildung einer 25jährigen Apisperiode gehört also, wie mehrere der anderen in diesem Paragraphen aufgeführten Perioden, einer späteren Zeit an. — Zu den Perioden der Ägypter gehört schließlich die Sothis- periode. Den Erörterungen über diesen wichtigen Zeitkreis muß ich einige astronomische Auseinandersetzungen vorangehen lassen. § 39. Die heliakisehen Sirinsaufglnge. Sirius ist nächst dem ÄiÄ-Gestirn (Orion) der bedeutungsvollste unter den Sternen; wir haben ihn schon als „Gebieterin der Schutz- steme" (Vorsteherin der Dekane) kennen gelernt. Sein ägyptischer Name ist Sopdet, was die Griechen durch Sothis wiedergeben; er war der Isis geweiht und erscheint deshalb als „Isis-Sothis^ vielfach auf den Denk- mälern. An seinen Frühaufgang war der Beginn des Jahres geknüpft. Wir wollen zuerst die Haupterscheinungen dieses hellsten Sterns unseres Nordhimmels kennen lernen, und wählen hierzu das Jahr 139 n. Chr., in welchem, wie aus einer Stelle bei Censorin folgen würde (auf die- selbe und auf die Angaben anderer Schriftsteller kommen wir im nächsten Paragraphen zurück), der Frühaufgang am 21. Juli statt- 1) Bajllt, HüL de VAstr. 404; Ideleb 1 182; Lepsius, Chronol. d. Agypt, I 160. 2) Zeitrechn. d. Bahrjl. u. Assyrer^ 1852, S. 165. 182 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. gefunden hat; als Ort der Beobachtung nehmen wir Memphis an. Mit Hilfe der Position des Sirius für 139 n. Chr. (s. Tafel I am Schluß dieses Bandes) ergibt sich, daß der Stern um Mitte Dezember um die Mitternachtszeit kulminierte. Um diese Zeit bot er also den schönsten Anblick und war die ganze Nacht sichtbar. Allmählich aber rückte die Zeit seines Aufgangs in die Zeit der Abenddämmerung hinein, und bald nach Januarbeginn konnte sein letzter Aufgang in der Abenddämmerung (der scheinbare akronychische Aufgang) wahr- genommen werden. Die Aufgangszeit verschob sich bis zum Frühjahrs- äquinoktium in den Mittag, der Untergang in die ersten Abendstunden. Im Mai blieb die Sichtbarkeit des Sterns auf die Zeit um Sonnen- untergang beschränkt und in der zweiten Hälfte dieses Monats konnte sein Verschwinden in den Sonnenstrahlen (der heliakische Untergang) beobachtet werden. Im Juni entzog sich der Stern ganz der Wahr- nehmung, da er am Tage auf- und unterging. Aber bald, wenn sich das Ansteigen des Nil anmeldete, tauchte auch der Sirius wieder am Morgenhimmel auf (heliakischer Aufgang) und seine Untergangszeit fiel auf den Nachmittag. Im September ging er schon um Mitternacht auf und um Mittag unter, und zur Zeit der Aussaat der Frucht, im November, erfolgte der erste Untergang in der Morgendämmerung (scheinbarer kosmischer Untergang). Die wichtigste dieser Erscheinungsphasen für die Ägypter ist der heliakische Aufgang (Frühaufgang). Derselbe ist, wie schon in § 6 (S. 25) erklärt wurde, von mehreren Bedingungen abhängig ; nicht nur von der Position des Sterns zu einer gegebenen Zeit, sondern von dem Sehungsbogen (arcus visionis) und vor allem von der geo- graphischen Breite des Beobachtungsortes. Der Sehungsbogen, in Winkelmaß ausgedrückt, um welchen die Sonne senkrecht unter dem Horizonte steht, wird für die heliakischen Auf- und Untergänge der Sterne erster Größe von Ptolemäus zu IP angenommen; der Betrag des Sehungsbogens hängt aber auch von der Stellung des Sirius gegen die Sonne ab, und Th. v. Oppolzer, dem wir die genaueste Unter- suchung über die astronomischen Verhältnisse der Siriusperiode ver- danken*, hat deshalb in seinen Eechnungen diesen Umstand durch Variation des Betrages des Sehungsbogens berücksichtigt. Die geo- graphische Breite des Beobachtungsortes hat den größten Einfluß auf die Rechnungsresultate. Innerhalb derjenigen Breiten, die für Ägypten in Betracht kommen, kann sich ein heliakischer Siriusaufgang um sieben Tage und mehr verschieben, wie aus den später mitzuteilenden Zahlen hervorgehen wird. Südlichere Orte sehen im allgemeinen die 1) Üb. die Länqe des Siriusjahres m. der Sothisperiode (Sitsgsber. d. IViener Akad. d. U'iss., 1884, 90. Bd., math. Kl,\ § 39. Die heliakischen Siriusaufgänge. 183 Aufgänge wesentlich früher als nördliche ; für die Zeit um 200 n. Chr. beträgt die Änderung für einen Breitegrad etwa 0,9 Tage. Die geographische Länge des Beobachtungsortes dagegen beeinflußt die Rechnung sehr wenig. Wegen dieser Änderungen des Eintrittes der heliakischen Aufgänge unter verschiedenen Breiten wird in die Be- urteilung der alten Nachrichten über den Tag des Siriusaufgangs in Ägypten ein schwieriges Element eingeführt, und man ist vor die Wahl gestellt, entweder einen einzelnen Ort, etwa ein Hauptheiligtum Ägyptens, als autoritativ für die Festsetzung des Aufgangstages an- zusehen, oder die einzelnen Tempelbezirke als unabhängig voneinander hinzustellen, also mehrererlei Siriustage gelten zu lassen. Die Schwierig- keit wird weiter noch erhöht durch die mißliche Wahmehmbarkeit dieser Erscheinungen (s. S. 26) und durch die Differenzen der meteorologischen Verhältnisse in den verschiedenen Jahren \ Hierzu kommt zuletzt noch, daß die heliakischen Siriusaufgänge nicht, wie man früher angenommen hat, durch Jahrtausende für einen bestimmten Ort auf demselben Tage haften, sondern es findet in dieser Hinsicht eine, wenn auch langsame Verschiebung der Aufgangszeit statt. Alle diese Umstände fordern eine vorsichtige Behandlung der alten Nachrichten von heliakischen Siriusaufgängen; die beträchtliche Unsicherheit, die der Gegenstand mit sich bringt, gebietet wenigstens ein Zurückhalten in den Schlüssen, die man an die Tradition zu knüpfen sich leicht versucht fühlen kann. Wir wollen nun näher auf den Verlauf der heliakischen Aufgänge während einer Jahresreihe und auf die Verschiebung gegen das ägyptische Wandel jähr eingehen und dabei der Darstellung Oppolzeks folgen (Fig. 5). Es bezeichne HH' den Horizont, der Abstand HJ bis H'K den Sehungsbogen , die Zeichen O die Stelle der Sonne unter dem Horizonte HH', wenn der Sirius bei seinem Aufgange sich gerade in dem letzteren befindet. Steht die Sonne näher dem Horizonte, also über der Grenzlinie JK des Sehungsbogens , so sind ihre Strahlen noch zu intensiv, um den Sirius über dem Horizonte hervortreten lassen zu können, also sind die heliakischen Aufgänge unsichtbar, zu deren Zeiten sich die Zeichen O oberhalb der Grenzlinie JK befinden ; dagegen sind jene Aufgänge sichtbar, wo die Sonne sich unter der Grenze JK befindet. Die Zeichen in je einer der schief aufsteigenden Reihen gehören immer zu ein und demselben Monatstage, z. B. die in der obersten schiefen Linie zum 3. Epagomenentag , die darunter folgenden zum 4. und 5. Epagom., 1. und 2. Thoth, Die Vertikallinien A, B, C, D . . . . bezeichnen die Stellung der Sonne in den einzelnen 1^ NouET (8. VoLNEY, Ecch. SUT Vhistotre anc.j III 322) gibt z. B. an, daß der Horizont in Ägypten fast stets von einer dichten Dunstschicht umlagert sei, dafi Sterne 2. und 3. Große überhaupt kaum durchdringen können. 184 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. Jahren A, B, C, D . . . . an den entsprechenden Jahrestagen. Durch Verfolgung der vertikalen und schiefen Linien bis zu ihren Schnitt- punkten kann man sofort beurteilen, ob in einem Jahre ein heliakischer Aufgang an einem bestimmten Tage, z. B. am 21. Juli des Wandel jahrs wahrnehmbar sein kann oder nicht. Man sieht z. B., daß im Jahre A am 4. Epagomenentage die Sonne noch über der Grenze JK steht, daß also der heliakische Aufgang unsichtbar bleiben muß ; am 5. Epag. im selben Jahre A steht die Sonne gerade in der Grenze JK, der heliakische Siriusaufgang wird immer noch nicht, wohl aber am nächsten Tage, dem 1. Thothy beobachtbar sein, wo das Zeichen O schon unter der hackenförmigen Linie „21. Juli" steht. Mit den laufenden Jahren nähert sich die Sonne der Grenzlinie JK etwas (für die Breite von Memphis jährlich etwa 13 Bogenminuten), deshalb ABC D A B C iy AT BT C IT 'IT Fig. 5. steigen die Zeichen o in schiefer Linie an. Man bemerkt, daß die Wahmehmbarkeit des heliakischen Aufgangs desto leichter wird, je weiter der Jahrestag fortschreitet, und anderseits, daß mit den fort- schreitenden Jahren der Aufgang auf einen anderen Tag rückt, z. ß. im Jahre A am 1. Thoth war der heliakische Aufgang gut sichtbar, im nächstfolgenden Jahre B am 1. Thoth. ebenfalls noch, dagegen am 1. Thoth der Jahre C und D kaum mehr, da die Sonne zu nahe der Grenze JK stand; vom Jahre A' ab aber rückt die Sichtbarkeit auf den 2. Thoth. Sie verbleibt auf dem 2. Thoth wieder 4 Jahre und rückt dann (bei A") auf den 3. Thoth u. s. w. Wenn nun der Beginn einer Siriusperiode (des Sothisjahres) an einen festen Tag geknüpft wird, so folgt aus diesen Verhältnissen, daß, mit Bücksicht auf die Verschiedenheit der Sehschärfe der Beobachter und der meteorologischen Bedingungen, an einem und demselben Orte (demselben Parallelkreis) der entscheidende Tag, also der Beginn der Siriusperiode um 2 Jahre § 39. Die heliakischen Siriosaufgänge. 185 differierend festgesetzt werden kann. Im allgemeinen konnten aber die Priester, wenn sie sich zahlreich an den Beobachtungen beteiligten, feststellen, daß, wenn ihnen die Eonstatierung des Aufgangs in einem Jahre leicht, im nächsten aber nur schwierig möglich gewesen war, sie im folgenden Jahre den nächsten Tag als Äufgangstag zu nehmen und durch 4 Jahre beizubehalten hätten. Der julianische Kalender (365^/4 Tage) geht nur durch 3 Jahre parallel mit dem ägyptischen Wandel jähre (365 Tage) und springt alle 4 Jahre wegen des Schaltungs- tages um einen Tag vor. Hieraus erklärt sich die hackenförmige Linie „21. Juli". Der 21. Juli fällt z. B. im Jahre A mit dem 1. Thoth, in den Jahren ß, C, D mit dem 2. Thoth zusammen. Die Zeichnung lehrt also, daß der julianische Jahrestag (21. oder 20. Juli) konform läuft mit den heliakischen Siriusaufgängen der fortschreitenden Wandel- jahre. Daraus ist die Annahme erklärlich, die man gemacht hat, daß der heliakische Aufgang des Sirius während des ganzen Altertums auf demselben julianischen Tage haften bleibe. Oppolzeb hat aber die Länge des Siriusjahres genau bestimmt und gefunden, daß sich dieselbe langsam ändert. Für die Anfänge der hauptsächlich in Betracht kommenden Sothisperioden beträgt die Länge des Siriusjahres um 139 n. Chr. 365 Tage 6 Stunden 1 Minute 29 Sekunden „ 1318 V. Chr. 365 „6 „ 0 „ 43 „ „ 2776 „ 365 „ 6 „ 0 „ 8 „ „ 4236 „ 365 „5 „59 „ 46 „ Die Länge vergrößert sich also mit der Zeit; nur im sehr zurück- liegenden Altertum, um etwa 3231 v. Chr., war das Siriusjahr völlig gleich dem julianischen (365 Tage 6 Stunden). Diese Variation mußte notwendigerweise den Ägyptern völlig entgehen, und sie waren auf Grund ihrer Beobachtungen, wie man sieht, berechtigt, das Siriusjahr zu 365 V4 Tagen anzunehmen. Nach je 4 ihrer Wandeljahre war das Siriusjahr um 1 Tag voraus, also waren 1461 Wandel jähre gleich 1460 Siriusjahren; diese letztere Periode nannte man eine Sothis- periode. Man hielt diese Periode für konstant, in der Tat aber verkürzte sie sich, denn ihr Anfang fiel rechnungsmäßig auf folgende Jahre, zwischen* denen sich die beigeschriebenen Intervalle ergeben: Zwischenzeit in Siriusjahren Wandeljahren 4236 v.Chr. , ,^^ ,,^, 1460 1461 977ß " 1458 1459 ^^^^ » 1457 1458 139 n. Chr. 186 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. Die Annahme einer Sothisperiode von 1461 Wandeljahren ist also eigentlich illusorisch, da sich die Länge derselben mit der Zeit um mehrere Jahre verkürzt, während der Geschichte Ägyptens um 3 Jahre; nur für die Zeit des 4. und 5. Jahrtausends v. Chr. dürfen 1461 Jahre gerechnet werden. Die hier angesetzten Epochen der Sothisperioden ändern sich ferner um 1 bis 2 Jahre, wenn man die Rech- nungsbedingungen (Sehungsbogen , geogr. Breite u. s. w.) verändert^, allein das Resultat, daß die Siriusperiode nicht konstant ist, bleibt der Hauptsache nach davon unberührt. Was nun den Tag betrifft, an welchem unter verschiedenen Breiten die heliakischen Siriusaufgänge stattfinden, so hat Oppolzer Formeln gegeben, aus denen sich für eine gegebene Zeit und unter den Bedingungen, die sich beim Ausgangspunkte 21. Juli sowohl wie 20. Juli ergeben, die Zeiten der Aufgänge berechnen lassen. Meine hier folgenden Zahlen sind aber hiervon unabhängig, und zwar mit der alten PTOLEMÄischen Annahme von 11® für den Sehungsbogen, ferner mit Zugrundelegung der Stempositionen für Sirius* (Tafel I) und der WisLicENusschen und ScHEAMSchen Tafeln der jährlichen Auf- und Untergänge der Sterne resp. des letzteren Zodiakaitafeln (s. Einleitung S. 53) berechnet, haben also mit Oppolzers Formel oder Voraussetzungen gar keinen Zusammenhang. Ich habe für die geographischen Breiten 26®, 30®, 34® und 38® gerechnet, so daß man für einen anderen gegebenen Ort von bekannter nördl. Br. interpolieren kann; zugleich lassen diese Angaben die Abweichung in der Zeit der heliakischen Aufgänge mit den verschiedenen Breiten deutlich über- sehen. Die Resultate sind in Dezimalteilen des Tages (den Tag von 12^ Mittags, also astronomisch, gerechnet), und zwar in mittlerer Greenwicher Zeit angesetzt. Heliakische Aufgänge des Sirius. Astro- nomisch ; Historiach 26® n. Br. 30^ n. Br. S4'' D. Br. 38** n. Br. — 4000 4001 V. Chr. Juli 13,271 Juli 19,039 Juli 25,354 Aug. 1,145 — 3200 — 3201 , T 13,597 r 18,842 , 24,467 Juli 30,574 — 2400 2401 , , 14,016 . 18,729 • 23,840 . 29,388 — 1600 — 1601 , , 14,487 , 18,835 . 23,522 ^ 28,602 — 800 - - 801 ^ , 15,109 • 19,152 ,. 23,484 . 28,159 0 — I , , 15,955 , 19,740 , 23,783 , 28,076 + 800 — 800 n.Chr. r 17,023 1. 20,577 , 24,334 . 28,346 Diese Tafel ist nur für Schätzungen bestimmt. Man wird aus der- selben z. B. füi' das Jahr 400 v. Chr. entnehmen, daß in diesem Jahre 1) s. Oppolzer, a. a. 0. 2) Diese SternpositioDCD stimmen mit den OppoLZERschen (a. a. 0., S. 566) genau überein, sind aber bei mir weiter von 1600 bis 4000 v. Chr. zurUckgerechnet. § 40. Die Sothisperiode. Apokatastasen. Siriusdaten. 187 der heliakische Aufgang für Theben (26<^ nördl. Br.) ungefähr am 15. Juli, für Memphis (30^ nördl. Br.) am 19. Juli, für Alexandrien (31,1^ nördl. Br.) am 20. Juli stattfand. Für eine genauere Ermittlung des Tages sind die Sonnenlängen nötig, bei welchen die heliakischen Aufgänge vorfallen. Es sind folgende: Sonnenlängen der heliakischen Aufgänge des Sirius. nÄ Historisch 1 26<> n. Br. 30° n. Br. 34<» n. Br. 380 11. Br. — 4000 : 4001 V. Chr. 77,66iO 83,2880 89,448^ 96,1910 — 3200 — 3201 83»934 89,012 94,540 100,561 — 2400 — 2401 , 90,368 94,976 99»974 105,399 — 1 600 1 — 1 60 1 , 96,972 101,191 105,739 110,668 — 8cx) - 801 „ 103,777 107,673 111,848 ' n6,354 0 — In 110,815 114,443 118,320 1 122,470 + 800 — 800 n.Chr. 1 18,112 121,524 125,152 i 129,027 Um den Tag des Aufgangs mittelst dieser Tafel zu finden, interpoliert man für das gegebene Jahr und die geographische Breite die Sonnen- länge und ermittelt mit Hilfe der ScHBAMSchen Zodiakaltafel den Tag, der dieser Sonnenlänge entspricht. Z. B. für das Jahr 139 n. Chr. findet man für Memphis (30^ nördl. Br.) mit Rücksicht auf die höheren Differenzen der angesetzten Werte die Sonnenlänge 115,650o Aus den ScHHAMSchen Tafeln resultiert für 90^ Sonnenlänge der julianische Tag 1772001,8498, für 120« der Tag 1772033,1653, hieraus für 115,6500das Komplement 26,7747 Tage, demnach der julianische Tag 1 772028,6245. Diesem Datum entspricht 139 n. Chr. Juli 20,6245 = Juli 20, Ib^ mittl. Zeit Green wich =17^ mittl. Zeit Memphis, d. h. der Morgen des 21. Juli 139 n. Chr. Für Alexandrien würde die Sonnenlänge 116,698^ sein, entsprechend dem Datum Juli 21, 19^ mittl. Zeit Alexandrien, d. h. der 22. Juli. § 40. Die Sothisperiode. ipokatastasen. Siriusdaten. Unter den alten Schriftstellern herrscht über den Tag des helia- kischen Siriusaufgangs w^enig Übereinstimmung. Censokin sagt darüber folgendes: „Der Anfang desjenigen (großen) Jahres der Ägypter, welchen die Griechen xvpiy,6v, die Lateiner annus canicularis nennen, wrd gesetzt, wenn am ersten Tage des Monats, den die Ägypter Thoth nennen, der Hundstern aufgeht; denn ihr bürgerliches Jahr hat nur 365 Tage ohne eine Schaltung. Daher ist das Quadriennium ungefähr um einen Tag kürzer als das natürliche Quadriennium, und daher kommt es, daß es (erst) mit dem 1461. Jahre zu jenem zurück- kelirt. Dieses Jahr wird von einigen ri'Ainxoq genannt, von anderen 188 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. 6 &iov kviavTog.^ Ferner heißt es bei demselben Schriftsteller, datt das gegenwärtige Jahr (in welchem Censobin schreibt) das 986. der Nabonnassarischen Ära sei (d. i. 238 n. Chr.j, oder nach der Ära Philippi das 562. „Aber hierbei wird immer von dem ersten Monats^ tage, den die Ägypter 1. Thoth nennen, gerechnet, welcher in diesem Jahre auf VII. Cal. Jul. (= 25. Juni) fiel, während er vor 100 Jahren, unter dem (2.) Konsulate von Antoninus Pius und Bruttius Praesens, mit dem XII. Cal. Aug. (=21. Juli)^ identisch war, zu welcher Zeit der Hundstern in Ägypten aufzugehen p f 1 e g t [solet]. Daher kann man auch wissen, daß von jenem großen Jahre (welches das Sonnen- oder Hundejahr oder Götterjahr genannt wird) gegen- wärtig das hundertste begangen wird*." Mit Rücksicht auf die unten, in der Anmerkung erklärte Korrektur des Datums fällt also nach Censobin der heliakische Siriusaufgang in Ägypten auf den 20. JulL Dagegen geben eine größere Zahl der alten Autoren den 19. Juli: DosiTHEOs (unter Ptolemäus IIL, oder dessen Nachfolger) ', Pallaj>ius [VII 9] (gegen Ende des 4. Jahrh.) „in ortu caniculae, qui apud Romanos XIV. Cal. Aug. die tenetur^ [= 19. Juli], ebenso Aetios {Tetrabibl, III 164) und der jüngere Zoboasteb (Excetyta Georgica Graecorum sub nomine Zoroastris)\ Hephaestion (aus Theben, nach Salmasius unter Konstantin d. Gr.) schreibt naQiaxriaav ol naXaiyeveig üoipoi ydlyvTiTioi xal rag rijg ad&ttag knixoXag hv ralg xb (25) rov U7]vcg ^Emtfi^, SoLiNus (c. 32 SaiiM.) deutet ein dreitägiges Intervall,. 1) Da« Konsulat fällt 892 u. c. = 139 n. Chr. Censorin schrieb 238 n. Chr.^ wo der 1. Thoth = 25. Juni war. Da hundert Jahre vergangen sein sollen, müssen 100 : 4 =: 25 Tage hinzugerechnet werden, und mau gelangt auf den 20. Juli = XIII. Cal. Aug., weshalb die meisten Editoren (Scaliger, Petavius u. a.) letztere» Datum angenommen haben. 2) De die natali, c. 18: Ad Aegyptiorum vcro annum magnum luna noa pertinet, quem Graece xv^txdi^, latine canicularem vocamus, propterea quod initium illius sumitur, cum primo die eins mensis, quem vocant Aegyptii Thoth, caniculae sidus exoritur. Nam eorum annus civilis solos habet dies CCCLXV, sine nUo intercalari. Itaque quadriennium apud eos uno circiter die minus est, quam naturale quadriennium : eoque fit, ut anno MCCCCLXI ad idem revolvatnr principium^ Hie annus etiam rilianog a quibusdam dicitur, et ab aliis 6 ^£ov ivuxvtog, — c. 21: Sed horum (annor. Nabonn. et Phil.) initia semper a primo die mensis eins sumuntur, cui apud Aegyptios nomen est Thoth, quique hoc anno fuit ante diem VII. Cal. Jul., cum abhinc annos centum, Imp. Antonino Pio II. et Bnittio Praes^ Coss., idem dies fuerit ante diem XII. Cal. Aug., quo tempore solet canicula in Aegypto facere exortum. Quare scire etiam licet, anni illius magni, qui. ut snpra. dictum est, et solaris et canicularis et Dei annus vocatur, nunc agi vertentem annum centesimum. 3) A. BöcKH, Üb. d. 4 jähr. Sonnenkreise der Alten^ 1863, S. 59. 4) Diese Beziehung der Angabe des Hephaestion vom 25. Epiphi = 19. Juli hält Unger für statthaft (Abfassungszeit d. ägypt. Festkalender. Abhdlg. d. kgL bair^ Akad. d. IViss., XIX. Bd., 210 und ^Chronol. des Manetho% Berlin 1867, S. 46^) gegen Böckh, a.. a. 0., S. 310. § 40. Die Sothisperiode. Apokatastasen. Siriusdaten. 189 vom 20. bis 22. Juli, an: „quod tempus (Zeit des Siriusaufgangs) sacerdotes natalem mundi indicarunt, id est inter tertium decimum Cal. Aug. et undecimum". Für Eudoxus, der während seiner Eeise in Ägypten bei Heliopolis astronomische Beobachtungen gemacht haben soll (Stbabo XVII, c. 1,30), würde aus dem Parapegma zur Isagoge des Geminüs gar der 23. Juli folgend Diese Nachrichten gehören noch nicht zu den alten; man würde erwarten können, daß sich in dem Kalender von Eme, da dieser sicher der jüngeren Zeit angehört., der heliakische Aufgangstag festlich verzeichnet fände, und zwar an dem Tage, der den obigen Ansätzen entspricht In der Tat führt dieser alexandrinisch datierte Kalender unter dem 29. Epiphi {== 23. Juli alex.) ein „Fest der Götter an dem Feste ihrer Majestät IsiS'Sothis^ auf, welches bei der Erscheinung des Sirius gefeiert wurde, aber das Datum stimmt nicht mit dem CENsoniNSchen 26. Epiphi = 20. Juli, sondern vielmehr mit dem des Eudoxus. Diese Abweichungen sprechen nicht sehr dafür, daß man sich in Anbetracht der Differenzen des heliakischen Siriusaufgangs unter ver- schiedenen Breiten zur Wahl eines bestimmten Ortes geeinigt hätte. Die großen Tempelgemeinden hatten, soviel sich aus den Kalender- listen ersehen läßt, manche Lokalfeste, und auch die Nilfeste wurden in den einzelnen Gauen nicht an denselben Tagen gefeiert. Jedenfalls könnte nicht Theben, wie Ungeb zeigen will, der bestimmende Ort für den heliakischen Aufgang gewesen sein, denn wie ein Blick auf die vorher (S. 186) gegebene Tafel lehrt, fand dort während des ganzen Altertums der Aufgang um den 13. — 17. Juli und nicht am 19. statt. Dagegen blieb für die Breite von Memphis der heliakische Aufgang ziemlich konstant auf dem 19. Juli haften. Gewöhnlich wird daher dieser Ort von den Chronologen als der bestimmende voraus- gesetzt, so in neuester Zeit von Edu abd Meyee ^ ; Letbonne verweist auf Memphis als die Königstadt, den Sitz der Dynastie und der an- gesehensten Tempel. Ob die Stelle bei Olympiodob -^j auf die er sich 1) Die Parapegma-SteUen über die heliakischen Aufgänge bei Dositheos, Meton, Eudoxus u. s. w. sind folgende: Krebs 23, 19. Juli. Joatd-^tp iv Alyonttp xvcov ix(pavrig ylverai, „ 25, 21. , Mitmvi xvcav hcitiXXsi h&og. , 27, 23. j, EvxTi]iLovL xvav ^jttr^Hft. E'l)d6^

yov6xov. 'Oftov xä iniavvay6iitva hri a^s (1605). 2) Vgl. auch Zeitschr. f. Assyr,, IX 326; Eduard Mkyrr, Geschichte d. Alter- tums, 138; Abhdlg. d. Berlin. Akad. d. Wiss., phil.-hist. Kl., I, 1904, S. 28. G in sei, Chronologie I. ^^ 194 n. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. einer Periode nicht erinnert, so lange als der Gedanke an eine Ver- besserung der Jahreslänge durch Berücksichtigung des Vierteltages sich ihnen nicht aufdrängte. Erst als es zu Verbesserungsversuchen kam — und solche mögen mit der fortschreitenden Zeit häufiger aufgetaucht sein — erinnerte man sich daran, daß der heliakische Siriusaufgang nach einer großen Zahl von Jahren auf denselben Tag zurückkehren müsse, und bildete aus dem erkannten Vierteltage die Sothisperiode von 1460 Jahren. Die Sothisperiode ist also, wie die. anderen großen Jahresperioden der Ägypter (vielleicht nur mit Aus- nahme der Set'Ferioie, welche ein hohes Alter besitzt) ein Bildungs- produkt der späteren Zeit. Dies hat schon Idelee anerkannt, indem er (I 132) sagte: „Die Hundssternperiode gründete sich auf die Ver- gleichung des festen Jahres mit dem beweglichen, konnte also nur das Resultat fortgesetzter Beobachtungen des Frühaufganges des Sirius sein. Da nun überdies das Bedürfnis einer festen bürgerlichen Ära gerade nicht auf sie geleitet zu haben scheint, so ist sie wohl erst späterhin von irgend einem sinnenden Kopfe gebildet worden, als man die Urgeschichte des Volkes zu bearbeiten anfing, wobei man einer weitzurückgehenden Are oder eines großen Zeitkreises nicht entbehren konnte". Diejenigen, welche den Ägyptern die Kenntnis eines festen Jahres schon für die alte Zeit zuschreiben, sind allerdings eben dieser Annahme wegen genötigt gewesen, auch bei der Sothisperiode ein hohes Alter vorauszusetzen. An der Spitze derselben stand Lepsius, welcher als Zeit der Einführung der Periode 1322 v. Chr., die Epoche des Königs Menophres, annahm ; noch weiter zurück ging Biot, welcher 1780 V. Chr. als die Zeit der Existenz der Periode und zugleich als die Zeit der Einführung des Wandeljahres ansah. Mit dem späten Aufkommen der Sothisperiode stimmt auch der Umstand, daß man auf den Denkmälern eine Angabe über die Länge der Periode (ebensowenig wie betreffs der Phönixperiode) bisher nicht hat entdecken können. Es erübrigt noch, der Siriusdaten zu gedenken, welche man bis jetzt auf den Denkmälern verzeichnet gefunden hat: a) Das Sothisdatum auf der Rückseite des medizinischen Papyrus Ebers; auf diesen Doppelkalender kommen wir in § 42 bei den Fest- kalendern zurück. b) Auf einem Steine, welcher zu den Bauresten eines den Nil- güttern Chnum, Satis und Anukc geweihten Tempels (um 1822 n. Chr. zerstört) auf der Insel Elephanüne (bei Syene) gehört, heißt es in einer Inschrift: „Am 28. Eplphi das Fest des Siriusaufganges". Es ist einigermaßen zweifelhaft, ob der Stein zu einer Festlist« mit An- gaben aus der Zeit Thutmosis IIL gehört. Vom 28. Epix)hi bis 1. Thoth sind im ägyptischen Wandel jähre 38 Tage, demnach muß man, um das Jahr zu finden, in welchem der 1. Thoth auf jenen Tag § 40. Die Sothisperiode. Apokatasiasen. Siriusdaten. 195 fallen soll, von der letzten Apokatastase um 4 • 38 = 152 Jahre zurückgehen, d. h. von 1322 v. Chr. auf 1474 v. Chr. Dieses Jahr stimmt aber nicht mit der Regierungszeit des Thutmosis III., welche Lepsius (1603—1565 v. Chr.), Brugsch (1625—1577 v. Chr.) u. a. gefunden haben. Dagegen hat C. F. Lehmann (Zivei Hauptprobleme d. altorietit ChronoL, 1898, S. 152 — 160) die Regierungszeit Thutmosis IIL dem Jahre 1474 v. Chr. anzupassen vermocht (1515 — 1461 v. Chr.). Zum gleichen Resultat (1515—1462), aber auf Grund anderer Voraus- setzungen, kommt J. Krall {Grundriß d, altorient. Gesch,, I 191). Ed. Meyer findet {Ägypt Chronologie, S. 50 u. 68) diese Regierungs- zeit 1501—1447 V. Chr. c) Nach dem Dekret von Kanopus aus dem 9. Jahre des Euer- getes III (238 v. Chr.) soll im 10. Monat am 1. Payni ein Fest des Aufgangs der göttlichen Sothis gefeiert werden. Dieser heliakische Aufgang entspricht dem Datum 19. Juli 238 v. Chr. (s. § 41) ^ d) Ein Tempeltagebuch - Fragment aus dem 7. Jahre des User- tesenllL [Sesostris\ {12. Dynastie), gefunden 1899 bei Illahum {Kahmi) berichtet: „Der Fürst und Tempelvorstand ... an den ersten Vorlese- priester . . — Du sollst wissen, daß der Aufgang des Sirius am 16. des vierten Wintermonats (= Pharmuthi, s. S. 159) stattfindet. Mögest Du (benachrichtigen) die Laienpriester des Tempels der Stadt „mächtig ist der selige Usertesen^ und des Anubis auf seinem Berge und des Suchos, Und lasse diesen Brief in (das Tagebuch) des Tempels machen." Ein mit derselben Handschrift geschriebener Papyrus berichtet von dem auf den Siriusaufgangstag folgenden Tage : „Jahr 7, vierter Wintermonat, am 17. . . . Einkünfte: Festgaben des Sothis- aufgangs . . . 200 verschiedene Brote, 60 Krüge Bier " lUahun liegt ungefähr unter der Breite von Memphis. Wenn wir vom 19. Juli als traditionelles Aufgangsdatum für das mittlere Ägypten ausgehen, so entspricht im 19. Jahrh. v. Chr. nach der 2. Tafel (S. 187) diesem Tage das Jahr 1876 v. Chr. am besten (Juli 19,031). Oppolzers Formel gibt für dieses Jahr Juli 19,533. Der überlieferte Sirius- aufgang wird also für die ungefähi'e Zeit Sesostris IIL rechnerisch hinreichend bestätigt. — Zu den angeführten Sothisdaten käme noch das Datum 20. Juli 139 n. Chr., welches uns von Censorin als ein Sothisdatum überliefert ist (s. S. 188). Auf Sothisfeste, die in Kalendern verzeichnet stehen, kommen wir noch zurück. 1) Nach Brugsch hat man früher eine Inschrift auf dem Felsen von Hamam^t aus der Zeit des Königs Pype für ein Siriusdatum genommen (TjEpsius, Denkmäler, 11115 g). 13* 196 IT. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. § 41. Das tanitische Jahr (Dekret von Kanopas). Die notwendige Folge des Bestehens des 365tägigen Wandel- jahres war, daß allmählich die Jahreszeiten, zu denen man die Monate als Tetramenien zusammenfaßte, gegen die tatsächlich statt- findenden sich verschoben (s. S. 159, 160). Die Erkenntnis des Viertel- tages aus dem Sothisjahre änderte zunächst noch nichts im Ealender- wesen der alten Zeit. In dieser Epoche war schon die Begründung des Wandel Jahres , die Anfügung von fünf besonderen Tagen an das sexagesimale 360tägige Jahr, ein Fortschritt gewesen. Zu der Zeit, wo man des fehlenden Vierteltages durch die Verfolgung der heliakischen Siriusaufgänge wirklich sicher wurde, hatte das Wandeljahr schon festen Fuß im Volke gefaßt und neue Verbesserungen der Jahreslänge mußten auf Schwierigkeiten stoßen. Die Priesterschaft zog es deshalb vor, die Feste des Wandel jahres sich ungeändert gegen die Jahres- zeiten verschieben zu lassen; ein großer Teil dieser Feste wurde ohnehin weniger vom Volke gefeiert und ein Teil beschränkte sich überhaupt auf die Tempel. Viel wichtiger war, daß die Naturfeste, insbesondere die mit den Nilphasen zusammenhängenden (Nilschwelle, Durchstich der Dämme, Erntefest u. s. w.) dem Volke richtig bekannt gegeben wurden. Die Priester sahen sich deshalb genötigt, die Lage des Wandeljahres gegen das feste (resp. gegen die Siriusauifgäüge) zu bestimmen und die Nilfeste u. s. w. jedesmal vorher anzuzeigen. Die anderen Feste, die nicht an der Natur, sondern nur auf bestimmten Monatstagen hafteten, ließ man sich verschieben. Dieser unsichere Zustand des Kalenders konnte nicht ohne Anfechtung bleiben , und offenbar haben die Könige (jedenfalls auf Betreiben einsichtsvoller Persönlichkeiten) zu wiederholten Malen auf Reformen gedrungen und schließlich sogar zur Selbsthilfe gegriffen, indem sie Schaltungen will- kürlich einführten. Darauf deutet die alte Eidesformel, welche die Priester vor der Umlegung des Diadems von den Königen forderten, sich der Tag- und Monatseinteilung enthalten zu wollen^ und an dem von den Antiqui eingerichteten 365tägigen Jahre nichts zu 1) Nigidius Figulus (Ptolemäerzeit) berichtet (Bbeysiq, de F. Nigidii ITiguli fragmentia, Berol. 1854, S. 33; HancUchr. bei Merkel zu Ovids Fasten, p. LXXX VIII): ,In templo Apis Memphi — mos fuit solio regio decorari reges qui regna ineunt. Ibi enim sacris initiantur — Deducuiitur a sacerdote Isidis in locum qai vocatur &Svxos et iure iurando adiguntur neque meDsem neque diem intercalaturos se neque festum diem immutaturos, sed CCCLXV peracturos, sicut iostitutum sit ab antiqaia. (Antiqui = den aQ^aioi der griechischen Inschriften.) Deinde alterum illis las iurandum inponitur sementim per terram aquamque custodiendam eomparandamque. Tum demum diademate inposito potiuntur Aegyptiorum regno. § 41. Das tanitische Jahr (Dekret von Kanopus). 197 ändern. Schließlich sahen sich aber die Priester genötigt, wenigstens den Versuch einer Reform zu wagen. Dieser Versuch geschah durch das Dekret von Kanopus. Diese Inschrift wurde von Lepsius im Frühjahr 1866 (gleichzeitig auch von Eeinisch und Rösleb) in den Tempelruinen von Sän^ dem alten Tanis am tanitischen Nilarme (im Nildelta), aufgefunden. Die Inschrift ist in Kalkstein gehauen, hieroglyphisch, demotisch und in griechischer Sprache abgefaßt; die drei Texte sind vollständig und gut erhalten. Der Tempel, dem die Inschrift angehört, „der Tempel der Götter Euergeten zu Kanopus", war von den Euergeten (Ptole- mäerzeit) erbaut und dem Osiris geweiht. Die wesentlichen Stellen des Dekretes, soweit sie auf die Reform Beziehung haben, sind folgende : „Unter der Regierung des Ptolemäics, Sohnes des Ptolemätcs und „der Ärsinoe, der Götter Adeljjhen^, im neunten Jahre, als Ajwllonides, „Sohn des Moschian, Priester des Alexander und der Götter Adelphen „und der Götter Euergeten war, (und) Menekrateia^ Tochter des y^PhUammon, Kanephore Atv Ärsinoe Philadeli)hus\ am 7. des Monats „Äpelläus% d. i. am 17. Tybi der Ägypter. — Die Erzpriester und „Propheten und die in das Sanktuarium zur Bekleidung der Götter „Eintretenden und Pterophoren und Hierogrammaten und die anderen „Priester, die zusammenkamen aus den Tempeln des Landes auf den „5. des Dios, an welchem das Geburtsfest des Königs gefeiert wird, „und auf den 25. desselben Monats, an welchem er die königliche „Würde von seinem Vater übernahm, als sie versammelt waren an „diesem Tage in dem Tempel der Götter Euergeten zu Kanopus — „sprechen aus: — daß, da jeden Monat in den Tempeln als Feste der „Götter Euergeten nach dem früher abgefaßten Dekrete der 5. und „der 9. und 25. (Tag) gefeiert werden-^, den höchsten Göttern aber „jährlich (auch) öffentliche Feste und Panegyrien abgehalten werden, „jährlich eine öffentliche Panegyrie sowohl in den Tempeln als im „ganzen Lande dem Könige JPtolemäus und der Königin Bereniice, den „Göttern Euergeten ^ gefeiert werden an dem Tage, an welchem „der Stern der Isis aufgeht, welcher in den heiligen Schriften „als Neujahr angesehen, jetzt aber im 9. Jahre am ersten des „Monats Payni gefeiert wird, in welchem auch die kleinen Bubastia 1) D. 1. Ptolemäm JH., Euergetes (247—222 v. Chr.). 2) Makedonische Datierung. 3) Der Beiname Euergetes war dem Könige wahrscheinlich wegen seiner Ver- dienste um das Land und wegen Zurückführung der von den Persern geraubten heiligen Bilder von den Priestern yerliehen worden; ihm zu Ehren sind auch die drei obgenannten Feste errichtet. 198 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. „und die großen Bubastia gefeiert werden und die Einbringung der „Früchte und das Steigen des Flusses geschieht — , daß aber, auch „wenn der Aufgang des Sterns auf einen anderen (Kalender-)Tag im „Verlauf von vier Jahren übersehen wurde, (dennoch) die Panegyrie „nicht verlegt, sondern am 1. Payni gefeiert werde, an welchem sie „von Anfang an im 9. Jahre gefeiert wurde — und daß sie 5 Tage „lang abgehalten werde mit einer Stephanephorie und Opfern und „Spenden und was sonst dazu gehört — daß aber, damit auch die „Jahreszeiten fortwährend nach der jetzigen Ordnung der Welt ihre „Schuldigkeit tun und es nicht vorkomme, daß einige der öffentlichen „Feste, welche im Winter gefeiert werden, einstmals im Sommer ge- „feiert werden, indem der Stern um einen Tag alle vier „Jahre weiterschreitet, andere aber, die im Sommer gefeiert „werden, in späteren Zeiten im Winter gefeiert werden, wie dies „sowohl früher geschah, als auch jetzt wieder geschehen würde, wenn „die Zusammensetzung des Jahres aus den 360 Tagen und den fünf „Tagen, welche später noch hinzuzufügen gebräuchlich „wurde, so fortdauert: von jetzt an ein Tag als Fest der Götter „Euergeten alle vier Jahre gefeiert werde hinter den fünf „Epagomenen (und) vor dem neuen Jahre, damit jedermann wisse, „daß das, was früher in bezug auf die Einrichtung der Jahreszeiten „und des Jahres und des hinsichtlich der ganzen Himmelsordnung „Angenommenen fehlte, durch die Götter Euergeten glücklich berichtigt „und ergänzt worden ist." Durch diesen Erlaß erscheint ein festes Jahr eingeführt, und zwar in der Weise, daß am Jahresschlüsse, nach den 5 Epagomenen, noch ein sechster Epagomenentag als Schalttag alle 4 Jahre angehängt wird. Die gut gemeinte Eeform hatte aber keinen Bestand, denn schon unter dem Nachfolger des Ptolemäm IIL wurde das tanitische Jahr wieder aufgehoben, der beste Beweis, wie fest das Wandeljahr in Ägypten Wurzel gefaßt hatte. Das Wandeljahr erhielt sich noch lange Zeit im Volke ; offiziell wurde es erst durch das alexandrinische Jahr unter Augustus beseitigt, aber auch dieses verbreitete sich nicht etwa allgemein. Das Dekret von Kanopus fordert noch einige Bemerkungen. Der Erlaß ist vom 17. Tyli des 9. Jahres des Königs Ptolemäus IIL datiert. Nach dem Königskanon (s. S. 139) ist das 1. Jahr dieses Königs 502 Nabon. = 247/6 v. Chr., also das 9. Jahr = 510 Nabon. Aus Schkams Tafeln erhält man als Datum des Dekrets 510 Nabon. 17. Tghi = 238 v. Chr. 7. März \^ Von Wichtigkeit ist 1) GüTscHMiD {Litter. Zentralbl., 1867, S. 540; vgl. LEPsira, Zeitschr. f. ägypt. Spr.f 1868, S. 36) hat ein anderes Datum abgeleitet, 2. Dezember 238 v. Chr., und § 41. Das tanitische Jahr (Dekret von Kanopus). 199 die Angabe des heliakischen Siriusaufgangs, den das Dekret in dem Passus enthält: „daß ein Fest gefeiert werde an dem Tage, an welchem der Stern der Isis aufgeht . . . ., welches im 9. Jahre am 1. Payni gefeiert wird*'. Der 1. Thoth 510 Nabon. fiel 22. Oktob. 239 v. Chr., also war der 1. Faijni 270 Tage später = 238 V. Chr. 19. Juli. Nun haben, wir aber aus der bekannten CENsoBmrs - Stelle (s. S. 188) gesehen, daß in Ägypten ein helia- kischer. Aufgang auf den 20. Juli 139 n. Chr. gesetzt wird, demnach müßte 376 feste Jahre früher, d. h. am 20. Juli 238 v. Chr. der Auf- gang ebenfalls stattgefunden haben. Letzteres Datum gäbe 510 Nabon. 2. Payni, das Dekret gibt aber 510 Nabon. 1. Payni: es existiert also eine Differenz, die zu Erklärungsversuchen herausfordert. Lepsius sucht den fehlenden Tag zu deuten, indem er annimmt, die Reform habe schon vor dem Erlaß des Dekretes, eine Tetraeteris früher, statt- gefunden; 242 V. Chr. würde der 1. Thoih auf den 23. Oktober ge- fallen sein; man habe nun den Siriusaufgang, der konventionell auf den 2. Payni fiel, um einen Tag zurück verlegt, um für die Feier des Sothisjahranfanges einen Monatsanfang herzustellen. Lauth setzt ebenfalls die Reform vor das Jahr 239; schon in den früheren Regierungsjahren Ptolemiius III. sei ein sechster Tag mehreremal eingeschaltet worden, was aus den Inschriften einiger Grabstelen nachweisbar sein soll. Riel nimmt au, die Priester hätten den Anfang des 1. Payni vom Morgen auf den Abend verlegt, ein wenig glaub- licher Vorgang , wenn man sich daran erinnert , daß allgemein die Tageszählung vom Morgen ab gebräuchlich war. Diese recht künst- lichen Hypothesen werden durch den Hinweis Kralls beseitigt, daß sich die Priester eben nicht an den 20. Juli als Aufgangstag, sondern an den 19. Juli gehalten haben; wir haben ohnehin gesehen, daß der bei weitem größere Teil der alten Autoren den 19. Juli als helia- kischen Tag annimmt. Es wird nunmehr auch wünschenswert erscheinen, die gegenseitige Korrespondenz der bisher konstatierten Jahrformen, des tanitischen (auch kanopisches Jahr genannt) mit dem Sothisjahre und dem später noch zu erwähnenden alexandrinischen festzustellen. Das tanitische Jahr nimmt seinen Anfang (1. Thoth) nach dem Dekrete am 22. Oktober jttlianisch, das theoretische Sothisjahr nach dem konventionellen 20. Juli der Chronologen, und das alexandrinische am 29. August. Es er- gibt sich somit folgende Korrespondenz der Monatsanfänge: zwar durch yerschiedene Erwägungen , hauptsäcblich wegen des makedonischen Datums 7. Apelläus. Näheres hierüber scheint indessen von ihm nicht angegeben worden zu sein. 200 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. entspricht Dem Monats- in L tanitischen im Sothis- im alexandr. tage Jahr Jahr Jahr 1. Thoth der 22. Oktob. der 20. Juli der 29. Aug. 1. Phaophi j? 21. Novb. in 19. Aug. n 28. Septb. 1. Athyr n 21. Dezb. n 18. Septb. y? 28. Oktob. 1. Choiak >? 20. Jan. n 18. Oktob. r> 27. Novb. 1. Tybi r 19. Febr. n 17. Novb. n 27. Dezb. 1. Mechir w 21. März n 17. Dezb. n 26. Jan. 1. Phamenoth w 20. April r 16. Jan. n 25. Febr. 1. Pharmuthi >? 20. Mai n 15. Febr. n 27. März 1. Pachon w 19. Juni n 17. März T) 26. April 1. Payni >? 19. Juli n 16. April n 26. Mai 1. Epiphi » 18. Aug. V 16. Mai n 25. Juni 1. Mesori Jj 17. Septb. n 15. Juni r 25. Juli § 42. Der Doppelkalender des Papyrus Ebers. Bevor wir auf die Wichtigkeit der Kalender- und Festlisten der Ägypter eingehen, müssen wir eine Kalendemotiz erwähnen, welche vielerlei Erklärungen und Deutungen hervorgerufen hat. Dieselbe reiht sich insofern gleich dem vorigen Paragraphen über das Dekret von Kanopus an, als auch sie das Datum eines Sothisaufganges er- wähnt. Die Notiz befindet sich auf der Rückseite eines Papyrus, welcher über medizinische Dinge handelt. Der Papyrus wurde durch Eisenlohb und Brugsch 1869 in Europa bekannt, durch Ebers für die Leipziger Universitätsbibliothek erworben und von ihm herausgegeben. (Den Text haben Goodwin und Dümichen schon 1864, Naville 1868 ge- sehen.) Der Kalender enthält 2 Namen, in einer Reihe die Namen der Monatsgötter, welche den einzelnen Monaten vorstehen (s. § 33, S. 157), in der zweiten die der Monate des Jahres, in einer weiteren Reihe die durchgehende Bezeichnung „Tag 9 Aufgang der Sothis" mit Wiederholungszeichen, und als Überschrift das Jahr 9 eines (dem Namen nach schwierig zu lesenden) Königs, und zwar in folgender Weise : Jahr 9 seiner Majestät des Königs (?), er lebe ewig. Epiphi Tag 9 Erscheinung der Sothis xf/ Mesori\ Techi [Thoth] Ptah [Phaophi] Hathor [Athyr] Kehel' [Choiak] Mesori Thoth Phaophi Athyr n n r r 9 9 9 9 n 11 11 11 u. s. w. durch alle 12 Monate. § 42. Der Doppelkalender des Papyrus Ebers. 201 Die Anordnung des Textes soll augenscheinlich bedeuten, daß am 9. Epiphi im 9. Jahr eines Königs ein heliakischer Siriusaufgang ^t«»d, .. zeigen 4 ^.eictaet ^ S.^^. ae„ NeuJ.,,.- tag des Siriusjahres. Wenn es sich um einen Sothisaufgang in der alten Zeit Ägyptens handelt, müßte man von der Sothisepoche 1. Thoth 1322 v. Chr. (s. oben S. 192) zurückrechnen, und zwar um 57 mal 4 Jahre ^ = 228 Jahre, und käme auf 1550 v. Chr., in welchem Jahre ein Sothisaufgang auf den 9. Epij)hi gefallen wäre. Dazu stimmt der fragliche Name des Königs, betreffs dessen anfänglich ziemliche Meinungsverschiedenheiten vorhanden waren, für den man aber seit einigen Jahren (vor allem durch Ebman) endgiltig Amenophis L angenommen hat. Die früheren Versuche, aaf Grund von falschen Lesungen um eine Sothisperiode hinauf oder gar weiter hinunter zu- gehen, sind als abgetan zu betrachten. Längere Zeit hat sich die Beziehung auf einen König der vierten Dynastie, Bicheres, gehalten (E1SENI.0HE , GooDwiN , Dümichen). Das für Amenophis L ermittelte Jahr 1550 paßt zu dem Ansatz, welchen man auch sonst für diesen König gewinnt. Unsicher bleibt die Beantwortung der Frage, ob die Kalendemotiz schon auf dem Papyrus ursprünglich angebracht war, oder ob sie erst in später Zeit hinzugefügt worden ist. Das erstere behauptete Lepsitjs. Es handle sich um die Vergleichung des Wandeljahres mit dem festen Jahre durch alle Monate hindurch ; der Kalender bezwecke, das Ursprungsjahr des medizinischen Papyrus anzugeben und das Ver- hältnis der einzelnen Monate desselben gegen jene des festen Jahres festzulegen, damit man in die Lage versetzt werden möge, die Heil- mittel, die für Monate des Wandeljahres angegeben seien, in den ent- sprechenden Monaten des festen Jahres gebrauchen zu können. Diese Meinung beruht aber nur auf der äußerst zweifelhaften Hypothese Lepsiüs betreffs des Parallellaufens eines festen Jahres mit einem gleichzeitigen Wandeljahre. Brugsch schrieb dagegen der Kalender- notiz ein jüngeres Alter zu. Der Kalender vergleiche die Stellung des alten Neujahres, an welchem in früheren Zeiten die Nilüberschwemmung begann, mit dem späteren Zeitpunkte des Anfangs der Überschwemmung. Wül man wirklich die Kalendemotiz als später angebracht annehmen, so kann es sich nicht um viele Jahre handeln, denn dem Schrift- charakter nach gehört der Kalender in dieselbe Zeit wie der Rest des Papyrus, wenn er nicht von derselben Person geschrieben worden ist. Schon dadurch erledigen sich Deutungsversuche, die den Kalender bis in die Ptolemäer- oder Römerzeit herabrücken würden. 1) Vom 9. Epiphi bis 1. Thoth (mit Berücksichtigung der 5 Epagomenen) sind 57 Tage. Alle 4 Jahre fallt der Aufgang 1 Tag später im Wandeljahre. 202 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. EiEL ging von dem sogenannten Dendera -Jahre aus, einem festen Jahre, das er bei den Ägyptern entdeckt haben wollte, und meinte, dieses, welches mit 1. Meson beginnt, werde mit dem Wandel jähre in der Notiz verglichen; die Kalendernotiz stamme aus römischer Zeit. Aber das -Dendera - Jahr Eiels ist eine unerwiesene Hypothese ge- blieben. Kball weist darauf hin, daß die Errichtung des festen Jahres nicht früher dokumentarisch nachweisbar ist, als erst in der Ptolemäerzeit durch das Dekret von Kanopus. Der Kalender kann, falls es sich wirklich um die Vergleichung eines festen Jahres mit einem beweglichen handelt, also erst in der Zeit des Dekretes, frühestens unter Ptolemäus Euerg. L gemacht sein. Da der Siriustag mit dem 1. Mesori in Verbindung gebracht wird, kann es sich nicht um das feste tanitische Jahr handeln, da dort der Siriusaufgang auf dem 1. Payni ruht. Aber im alexandrinischen Jahre fällt der Siriustag nach Theon auf den 29. EpiiM (das CENsoaiNSche Sirius- datum ist 26. Epiphi == 20. Juli alex.); der 1. Mesori des festen alexandrinischen Jahres (= 25. Juli, s. S. 200) kommt also dem 9. Epiphi eines Wandel Jahres gleich, der Kalender stammt daher wahrscheinlich erst aus der Kaiserzeit. Denn rechnen wir von der Epoche des alexandrinischen Kalenders, dem Jahre 30 v. Chr. ab, das Wandeljahr, so war letzteres in 60 Jahren um 15 Tage voraus, also entsprach um etwa 90 v. Chr. der 1. Epiphi {= 25. Juni alex.) dem 10. Juli, und der 9. Epiphi dem 19. Juli d.h. dem Siriustage. Die Kalendernotiz sei erst zu Zeiten des Kaisers Augustus abgefaßt. EisENLOHR und C. F. Lehmann erachten es für einen wichtigen Umstand, daß sich unter dem Zeichen für „Aufgang der Sothis" bei den anderen um je einen Monat verschiedenen Daten Wieder- holungszeichen befinden, womit gesagt werden soll, daß sich die Sothisaufgänge um je einen Monat verschieben. Für eine solche Ver- schiebung um einen Monat würden aber, da in je 4 Jahren der helia- kische Aufgang sich um 1 Tag verschiebt, 120 Jahre erforderlich sein. Der Verfasser der Kalendernotiz will also vielleicht den Sothis- aufgang von der Zeit der Abfassung des Papyrus bis in die Zeit des fraglichen Königs zurückrechnen. — Auffällig kann scheinen, daß in der Kalendernotiz die 5 Epagomenen keine Berücksichtigung finden. Dies ist auch von verschiedener Seite als Einwand erhoben worden. Das unvollständige Anführen der Epagomenen in sonst vollständigen Kalendern, sowie ihr manchmaliges Fehlen deutet aber wohl darauf hin, daß man entweder absichtlich die Epagomenen vermied, oder sie bei gewissen Jahresrechnungen überhaupt nicht berücksichtigte. Im ganzen bleibt, wie man sieht, der Zweck der Kalendemotiz immer noch problematisch. § 43. Die Feste und ihre Bedeutung für die ägyptische Zeitrechnung. 203 § 43. Die Feste und ihre Bedeatung für die ägyptische Zeitrechnung. Die weitaus größte Wichtigkeit für die Erkenntnis der ägyptischen Jahrformen und ihre allmählige Entwicklung haben unter dem durch die Forschung zugänglich gemachten archäologischen Material die Kalender und Festlisten. Das Zeitrechnungswesen der Ägypter steht in engster Verbindung mit der Mythologie; davon geben die Feste beredtes Zeugnis. Es erscheinen in den Festlisten nicht nui- Festtage, die der Verehrung bestimmter Götter gewidmet sind, sondern auch eine große Zahl solcher, welche auf die den Ägyptern eigen- tümliche mythologische Verkleidung von Naturvorgängen Beziehung haben. Wenn wir die Lage dieser Feste im Jahre, die sie in Kalendern von verschiedenen Entstehungszeiten einnehmen, gegen- seitig vergleichen könnten, so würden sich aus der Vergleichung der Feste wichtige Rückschlüsse betreffs der Jahrform der einzelnen verglichenen Kalender ergeben, ja man würde aus umfangreichem derartigen Materiale die Hauptphasen in der Entwicklung des ägyptischen Jahres nachweisen können. Aber dieser Versuch be- gegnet derzeit noch großen Schwierigkeiten. Abgesehen davon, daß nur wenige Festlisten vollständig auf uns gekommen und von vielen nur Bruchstücke vorhanden sind, bieten schon die Texte dieser Listen mancherlei Hindemisse. Die konzise Art und Weise, wie die Feste bezeichnet werden, erschwert oft genug die Identifizierung eines und desselben Festes in den Kalendern; nicht selten steht man der Terminologie der Feste ratlos gegenüber, da unsere Kenntnis der ägyptischen Mythologie, trotz der Fortschritte seit der Aufdeckung der Denkmäler, nicht soweit entwickelt ist, um entscheidend ein- greifen zu können; verbale Übersetzungen geben oft gar keinen Sinn und führen zu Mißgriffen \ Dazu kommt, daß in der ägyp- tischen Mythologie im Laufe der Jahrtausende umfassenden Kultur- entwicklung des Nillandes sich große Veränderungen vollzogen haben, die wir bisher nur in den Hauptzügen übersehen können, die aber notwendig auch die Bedeutung mancher Feste, die Auffassung der Symbolisierungen u. s. w. verändert haben müssen. Auch das Zeitalter, in welches die einzelnen Festkalender einzureihen sind, unterliegt hier und da mancher Unsicherheit. Wenn auch die Zeit der 1) Solche Schwierigkeiten der Terminologie bietet z. B. der sehr alte Kalender ans Kahun. Dort gibt es im Phaophi ein «Fest der Aufräumung des Sandes*, das .Kleid Senwosret II.* , im Athyr die „Dinge der Nacht beim Fassen des Flusses*, im Phamenoth ein ^Rudern im Lande* und andere schwer übersetss- bare Bätsel, 204 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. Texte der Festkalender hier und da festgestellt werden kann, so ist es nicht immer sicher, ob der Text nicht eine bloße Kopie eines älteren ist. Eine rationelle Verwertung der Festlisten müßte auf die Neuübersetzung und Revision der Texte zurückgehen und von sorgfältig vergleichenden Studien begleitet sein, und es fragt sich dabei noch, ob das uns jetzt zugängliche Material schon definitive Schlüsse gestattet. BqI dieser Lage der Dinge muß ich — da eine kritische Untersuchung eines großem Teils von Kalendern in diesem Werke wegen des eng bemessenen Raumes untunlich ist — mich damit begnügen, einige der vollständiger er- haltenen Kalender, bei denen zugleich weniger Zweifel obwaltet, welchen Zeiten dieselben angehören, hervorzuheben. Unter diesen sind an die Spitze zu stellen die Kalender von Bender a (Tentyr-a), Edfu (ApoUinopolis Magna) und Esne^ welche zu den jüngeren ge- hören. Der JE'd/w-Kalender bezieht sich nach Krall auf das tanitische Jahr, der Kalender von Eme nach Lauth auf das alexandrinische '. Diese 3 Kalender sind im folgenden durch J9., Edf.y Es., Es. II be- zeichnet. Ein ebenfalls der späteren Zeit angehörender Kalender ist der der thebanischen Feiertage {Hierat Papijr,, I 32, Leiden), welcher die Feste aufzählt, die zur Zeit des Kaisers Augustus gefeiert wurden. (In der folgenden Zusammenstellung mit TheK bezeichnet.) Ferner führe ich an : Feste nach den Inschriften von Silsilis (Ä), nach alten Gräbern aus der 5., 12., 18., 20. und 26. Dynastie (alte Z.), den Kalender des Papyrus Sallier IV. (Sali), welcher dem 14. Jahrh. v. Chr., und das Kalenderbruchstück von Kahun (K.), welches dem 18. oder 19. Jahrh. v. Chr. angehört. Die folgende Festliste ist selbstverständlich bei weitem nicht vollständig, sondern enthält nur die markanteren Feste, da sie nui* eine Übersicht über die Feste der einzelnen Kalender ohne Rücksicht auf die Alters Verschiedenheit der Kalender geben soll. Die rechts beigeschriebenen Daten beziehen sich auf die Umsetzung des betreffenden Monatstages in den entsprechenden Tag des alexan- drinischen, tanitischen und Sothisjahres. Ferner sind in die folgende Zusammenstellung die Feste des alexandrinischen Kalenders nach den alten Autoren, und das Datum der Jahrpunkte nach Ptolemäus ein- getragen. Diese Angaben sind Jcu7'siv gedruckt. Von den Benennungen in diesen Festlisten gilt das oben Gesagte. Die Unsicherheit der darin vorkommenden Deutung der Übersetzungen, welche überdies aus verschiedenen Quellen zusammengetragen werden mußten, konnte 1) Die Abfassungszeiten dieser Kalender, welche Unoer (Abhdlg. d. kgl. bair. AJtad. d. Wi88.j 19. Bd.) auf Grund von Kalenderangaben über die Zeit der Emt«, der NilBchwelle, der Ankunft der Schwalbe, der Ereignung bestimmter «Mondtage* abgeleitet hat, sind In ihrem Ziele verfehlt. Die drei Kalender gehören vielmehr der Ptolemäer- und ersten Kaiserzeit an. 6. Sept. — 12. Sept. 5. Nov. 3. Aug. 15. Sept. 8. Nov. 6. Aug. § 43. Die Feste und ihre Bedeutung für die ägyptische Zeitrechnung. 205 nur durch die unbedingt nötige gründliche Durcharbeitung des ganzen Kalendermaterials von ägyptologischer Seite behoben werden. Einer solchen künftigen Revision dürfte aber die folgende Zusammenstellung za Hilfe kommen: 1. Tfioth. Neujahr. Fest aller Grötter u. Göttinnen (D., Edf., Es., K., oUeK.). 29. Aug. 22. Okt. 20. Juli 2. , Niltag 7, Prozession der Lotosblume (Z)., Edf.), 9. , Niltag 14, I^rozession der HcUhor (D,). 9. , Fest des Neujahrs der Vorfahren (Es.). 9. , Fest der gerösteten Fiscihe [Plut., Is. et Os., 7b]i. 10. , Niltag 15. Fest des iror«am.). 26. „ Sokar-Fesi (Auferstehung des Osiris) (Z>., Es., Edf, II, K, aÜe K.), 22. Dez. 14. Febr. 12. Nov. 26. , Wintersolstitium (Ptolemäus]. 26. , Um die Zeit der Winterwende wird Osiris gesucht, Prozession der Isis- Kuh [Plut. c. 52 a, b]. 80. , [1. Tybi?] Fest Neheh-ka {Edf,, K,). 1. Tybi, Krönungsfest des Horus von Edfu (Edf., Edf, II). 1. , Fest der Sonnentochtcr Tafnut (Es., Edf.). 7. , FestderUüttinÄcn«nttfc<(Emtefe8t)(jF;(i/'.). 2. Jan. 25. Febr. ' — 7. , Ankunft der Isis aus Phoinike [Plut. c. 50 b]. 11. , Zeremonie der vd^svaig ( WoMerschöpfen) [Epiphan. comp, Jablonski], 14. , Isisklage (S.) 25. , (20.— 30. Wasserfahrten D., Es., Edf.). Opferfeste (Edf. U). 25. , Großes TQ%t [uw^h Moses von Ciioraene], 20. Jan. 15. Miirz 11. Dez. 27. , Fest der Neter (SM.), 1. Mechir, Fest des Ptah (Edf, II). 1. , Aufhängung des Himmels (Sali.). 26. Jan. 21. März 17. Dez. 4. , Großes Fest (aUe K.) [6. Mechir Edf.], 9. , Großes Glutfest (Edf,, alte K,) [Fest des großen Brandes]. 3. Febr. 29. März 25. Dez. 13/14. , FrüihjaJvrsbeginn [Ptolemäus]. 8. Febr. — — 19. , Auffindung des Gottes (S.), 21. , Fest des Starken (D,, Es., Edf.), 15. Febr. — — 27. , Fest des Sokar (Sali), 1. Phamenoth, Aufhängung des Himmels (Es,, Edf,, Theb.), 25. Febr. 20. April 16. Jan. 1. , Osiris tritt in den Mond. Frühjahrs- beginn [Plut. c. 43 b]. 26. , Tag- und Nachtgleiche, Darauf Nieder- kunft der Isis [Plut. c. 65 b] K 22. März — — 28. , Osirisfest in Abydos [Sau.). 1) ,Sie feiern die Tage des Kindbetts nach der * Fruhlingsnacbtgleiche' (Parthev, S. 115). § 43. Die Feste und ihre Bedeutung für die ägyptische Zeitrechnung. 207 28. Phamenoth. Fest des fliegenden Käfers (Edf,). 1. Pharmuthu Erntefest der Renenutet (Theb.). 2. , Göttliche Geburt der Sonne (i>., Edf,, Edf. U). 28. März 21. Mai 16. Febr. 2. , Fruhlingsgleiche {Theh.), 19. , Fest des Auges der Majestät Et (SalL). 25. , Erntezeit (ntich THBoSyAratiPhaenom.). 20. April — — - 28. , Fest des Horus {Es., Edf,), \, Pachon, Harus-Fcst (JD. , Sali). Ernte {Es,), 1. , Fest der ü]era^Augen {Edf. U), 26. April 19. Juni 17. März 3. , Sommersonne (Großer Horus) {Theb.), 5. , Mendes-Fest (S., Sali). 11. , Geburt der Uzat-Angea {Edf). 15. , Großes Fest {D,), 19. , Prozession des Chonsu^ {Edf, II). 30. , Erscheinung des 3lin^ {alte K.), 1. Payni. Fest des Sonnenauges. Lampcufest {Edf,). 26. Mai 19. Juli 16. April 16. , Fest der Bubastia {Es.), 26. , Neujahr. Fest der Offenbarung {Es,), 20. Juni — — 1. Epiphi. Zweite göttliche Geburt der Sonne 25. Juni — — {Es,), 1. , Verwundung des Set {Edf), 1. , Sonmersolstitium [Ptolrmäus]. 4. „ Empfängnis des Horus (von Isis) {Edf,), 12. , Geburt des Akt {Edf.), 15. , Tiefster Nilstand {S.), 9, Juli 2. Sept. 30. Mai 27/28. , Prozession der Hathor {Edf) [12 Tage]. 29/30. , Fest Isis-Sothis {Es,). 23. Juli — — 30. , Geburt der Augen des Horus |Plut. c. 52 a] 8. 1. Mesori. Fest Ihrer Majestät {D.,Edf., Edf U). 25. Juli 17. Sept. — 1. , Der Mesori bringt das belebende Walser des Nil {Äntholog, Brunk II 510). 2. , Prozession der Isis {Edf,, Edf. II), Aus dieser Festliste müssen sich einige Folgerungen für das ägyptische Jahr ergeben. Zwei wichtige Quellen behaupten, daß die Feste sich mit der Zeit verschoben hätten. Der erstere Zeuge ist Geminus (im ersten Jahrh. v. Chr.), welcher sagt: „Die Ägypter sind ganz anderer Itf einung und Absicht gewesen als die Griechen, denn sie rechnen weder ihre Jahre nach der Sonne, noch ihre Tage und Monate nach dem Monde, sondern verfahren nach gewissen, ihnen eigentümlichen Grundsätzen. Sie wollen nämlich, daß die Opfer den 1) Mondgott. 2) Gott des Garten- und Feldbaues. 3) ,Am letzten Tage des Monats Epiphi feiern sie die Geburt der Horus- Augen, wenn Mond und Sonne in gerader Linie erscheinen, denn sie halten nicht allein den Mond, sondern auch die Sonne für des Horus Auge und Licht*' (Pabthet, S. 92). 208 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. Göttern nicht immer zu derselben Zeit des Jahres dargebracht werden, sondern alle Jahreszeiten durchwandern sollen, so daß das Fest des Sommers ein Fest des Herbstes, Winters und Frühlings werde. Zu diesem Ende haben sie ein Jahr von 365 Tagen, oder von zwölf 30tägigen Monaten und fünf überzähligen Tagen; den Vierteltag schalten sie aus dem gedachten Grunde nicht ein, nämlich damit die Feste ihre Stelle ändern mögend" Das andere Zeugnis geben uns die Ägypter selbst, und zwar durch das Dekret von Kanopus, wo es heißt (vgl. S. 198), daß eine Reform des Jahres nötig werde, „damit die Jahreszeiten fortwährend nach der jetzigen Ordnung der Welt ihre Schuldigkeit tun, und es nicht vorkomme, daß einige der öffent- lichen Feste, welche im Winter gefeiert werden, einstmals im Sommer gefeiert werden . . . ., andere, die im Sommer gefeiert werden, in spätem Zeiten im Winter gefeiert werden, wie dies früher geschah, als auch jetzt wieder geschehen würde. ..." Wenn also die Mehr- zahl der Feste alle Jahreszeiten durchwandert haben, dann müssen sie in den verschiedenen Kalendern, gleichgiltig , aus welcher Zeit diese herrühren, aaf ein und denselben Tag fallen ; in den Kalendern, die auf festen Jahren beruhen, müssen die Feste ebenfalls auf den- selben ägyptischen Tagen liegen, aber um die konstante Differenz der Epochen der Kalender verschieden sein. Dies ist in der Tat der Fall. Wir wollen einige der hauptsächlichsten Feste auf Grund der vorher mitgeteilten Festliste durchsiebten: a) 1. Thoth, Neujahr, erscheint als Festtag schon in der Zeit Cheops, aber auch in Esne (29. Aug.) und Edfu (22. Oktob.) [tanitisches Jahr], obwohl diese letzteren beiden Kalender den ersten Jahrhunderten v. Chr., die alten Kalender aber der Zeit der 5. und früherer Dynastien angehören. b) 17/18. Thotk Das Uaga-Fest erscheint ebenfalls schon in den alten Festlisten, im Kalender von Medinet -Habu (Ramessiden- zeit, 13. Jahrh. v. Chr.), in dem um ein Jahhundert älteren theba- nischen des Neferhotep am gleichen Tage, ebenso in der sehr alten Inschrift von Siut am 17. Thoth, (Nach Brügsch am 18. Thoth.) c) 19. Thoth. Die thothische Feier findet sich sowohl in den 1) Isagog. in Ärat. Phaen. c. 8 : Ol fihv yaq Alyvnxioi xriv ivavtiav «fuzZ^j^tt^ xai TCQO^taiv iöxrjxaat tolg "EXXriölv. O^xt yccQ xovg iviavxovg ayovöt xaö"' ijXioVy o^f xovg fiijvag xal xäg jj^egag xaxa xijv öeXrjvriv, 6clX Idla xivl vitoitxccöti xtXQtiiLivoi tiüL. BovXovxai yaq xug d'vciag xotg d'toig fc?) xaxä xbv avxbv xaLgbv xov iviavrov ylvto^ai, aXXä Siä 7taa., Es,, Edf.) unter demselben Datum trotz der, wenn auch nicht sehr großen zeitlichen Verschiedenheit der Kalender, was immerhin bemerkenswert ist, da das Fest wahrscheinlich irgend eine astronomische Beziehung hat. h) 1. Phamenoth. Das Fest „der Aufhängung des Himmels" hat wie das vorhergehende einen astronomischen Sinn (Beginn der Welterechaffuug ?). In den jüngeren Kalendern steht es unter dem 1. Phamenoth y im Kalender Papyrus Sallier IV. aber einen Monat früher. i) 2. Pharmutki Die „göttliche Geburt der Sonne'* (der Früh- jahrssonne) wird übereinstimmend von den Kalendern Es., Edf. und 1) Mit dem Sokar-Fosie stehen die Feste Nehebka und das Krönungsfest des Horus («Eröffnung des Jahres des HortiSj des Sohnes des Osiris und der Isis*) am 1. Tybi in Beziehung. Ginzel, Chronologie I. 1^ 210 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. Theh. auf den 2. Pharmuthi gesetzt, obwohl für Edf. der 21. Mai und für Es. und Theb. der 28. März folgt. k) Pachon. Dieser gilt in der Ptolemäerzeit als der erste Wassermonat, demgemäß wird das „Fest der ZJ^^af - Augen" (Edfu) [die den Beginn der Überschwemmung ankündigende Sommersonne] in diesen Monat (1. Pachon = 19. Juni tanit.) gesetzt. Der alexan- drinisch datierende jE^^ne - Kalender setzt das Sommersolstitium 1. Epiphi = 25. Juni. — Im 3. Jahrtaus. v. Chr. war Pachmi der erste Frühlingsmonat; demgemäß erscheint unter dem Datum des 30. Pachon zu Zeiten Cheops das Fest des Gottes der Frühlings- blumen und Erstlinge des Feldes, die „Erscheinung des Min^ (des ägyptischen Pan); das Fest behielt aber, trotzdem sich das Jahr gegen die Jahreszeiten verschob und bis zu den Zeiten der 25. Dynastie einen ganzen Umlauf ausführte, auf demselben Datum haften, denn unter der 20. Dynastie und früher erscheint es immer noch im Pachoji. 1) 27. Epiphi — 8. Mesori. Die Hathor-Feste im ^rf/w-Kalender entsprechen ungefähr der Herbsttag- und Nachtgleiche im tanitischen Jahre. Auch das „Fest Ihrer Majestät" am 1. Mesori war ein Hathor- Fest, hat aber eine andere Bedeutung erlangt, worauf wir noch zurückkommen. Diese Vergleichungen stellen also wohl außer Zweifel, daß die Mehrzahl der Feste in den verschiedenen Kalendern an denselben Monatstag gebunden war, und daß man den älteren Kalendern des- halb kein festes Jahr zuschreiben kann. Auch für den Medinet-Hahu- Kalender aus dem 13. Jahrb. v. Chr. wird man ein Wandel jähr voraus- setzen müssen. Eiel hat für diesen Kalender das feste Jalir durch die gewagte Annahme zu retten versucht, daß die Ägypter später (um 1000 V. Chr.) wieder auf das Wandel jähr zurückgegangen wären. Während die Ägypter somit am Wandeljahre festhielten und die gewöhnlichen Feste (mit jedenfalls nicht vielen Ausnahmen) durch die Jahreszeiten hindurchlaufen ließen, mußten sie anderseits bemüht sein, die für die Feldarbeit wichtigen, also von den Nilphasen ab- hängenden Festtage mit der Natur übereinstimmend zu erhalten und richtig voraus zu bestimmen. Durch die Fortsetzung der Beobachtung der heliakischen Siriusaufgänge und Berücksichtigung der eintägigen Verschiebung derselben in 4 Jahren wurde letzteres möglich; die ,IahiT)unkte der Sonne wurden durch rohe Beobachtungen, die wenigen Mondwechsel, die mit der Feier einiger Feste in Verbindung standen, durch zyklische Rechnung oder Beobachtung des Neulichtes nach dem Neumonde ermittelt. Wenn wir uns auf das Datum der Nilschwelle, der Hauptjahrpunkte und des Siiiustages beschränken, so folgt in der Tat aus der Vergleichung der Kalender von Eme und Edfu, daß § 43. Die Feste und ihre Bedeutung für die ägyptische Zeitrechnung. 211 diese Daten nicht an denselben Tagen beider Kalender hafteten, sondern besonders festgesetzt worden sind: FruMingsgleiche | ^^^ _ ^l. Phammoth Fest der ZJ^-af- Angen (Sommer- ( Edfu = 1/3. Pachon solstiz) und Nilschwelle-Beginn l Esne == 26. Paynill. Ejnphi heUakischer Siriusaufgang ( ^f ^ ^ 29. Epiphi Wie sich die Bedeutung der Feste im Laufe der Zeit allmählich änderte, möge noch an einem Beispiele illustriert werden. Der 1. Thoth fiel in der alten Zeit mit dem Siriusaufgange, der Sommer- sonnenwende und dem Beginn der Nilschwelle zusammen. Je weiter sich der Nilschwellebeginn vom Tage des Siriuisaufgangs entfernte (vgl. S. 190), desto mehr verlor der 1. Thoth seine Bedeutung als Jahresanfang; die Erinnerung an ihn wurde aber als ein Festtag „aUer Götter und Göttinnen" gefeiert. In der Ptolemäer- und Kaiser- zeit, wo unter dem 1. Mesori in Edfu und De7idera und unter dem 29. Epiphi ein „Fest der Götter an dem Feste Ihrer Majestät" an- geführt wird, sehen wir die Erinnerung erhalten, nur ist das „Fest Ihrer Majestät" im alexandrinischen Jahre zu einem Siriusaufgangs- feste geworden ^ Durch diese Übertragung des Sothisfestes auf den 1. Mesori wurde der Mesori zu einem Neujahr -Monat, und darum taucht in der Ptolemäerzeit dieser Monat unter den Bezeichnungen „Anfangsfest" oder „Fest des Neujahrs" auf. — Über die Verschiebung der Niltage vom 15. Thoth und 15. Ejnphi, die in Inschriften von Silsiüs angezeigt sind, wurde schon S. 155 gehandelt. Es können zum Schluß hier nui* noch einige Eigentümlichkeiten der Kalender flüchtig berührt werden, so interessant es wäre, den Erörterungen über die Lage mancher Feste nachzugehen. Die erste betrifft die drei Neujahrstage des J?5ne - Kalenders. Dieser Kalender (vgl. S. 205) führt außer dem Neujahi-e des alexandrinischen Jahres 1. Thoth noch ein „Neujahr der Vorfahren" am 9. Thoth auf; dieses kann sich nur auf das frühere Wandeljahr beziehen (der Kalender gehört dem alexandrinischen, festen Jahre an). Ein drittes Neujahr \vird auf den 26. Payni (= 20. Juni alex.) gesetzt und von Lauth auf das tropische Jahr, von Eomieu auf den Gebrauch eines religiösen 1) Fast eine Sothisperiode vor der Ptolemäerzeit faUt das SiriusaufgaDgsfest des Steins von Elephantine (vgl. S. 194), welches vom 28. Epipki datiert ist. In der Zeit Thuimosis III. j welcher das Datum angehört, konnte in der Tat der heliakische Siriosaufgang auf den 28. Epiphi fallen, da er nicht an einem festen Tage des Wandeljahres haftete. 14* 212 IL Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. Jahres bezogen, nach Kball bedeutet aber dieses dritte Neujahr, Nilschwelle. — Als weitere Besonderheit verschiedener, besonders der jüngeren Kalender, sei hervorgehoben, daß in jedem Monate sich ein oder selbst mehrere Feste vorfinden, die auf die Schutzgottheiten Beziehung haben, welche den einzelnen Monaten vorstehen (vgl. S. 156). So im Monat Thoth das Techu-Fest (20. Thoth\ im Äthyr das Hathor- Fest (1. Athyr, Bender a)^ im ChoiaJc das -ffaAiÄ;-Fest (1. Chomh Esne), im Tybi das Fest Schef-böte (20. Tybi, Dendera), im Mechir das Machiar-Fest (21. Mechir, Edfu), im Pachon die Prozession des Chonsu (19. Pachon, Edfu). — Zuletzt mag noch erwähnt werden, daß das Sed -Fest, auf dessen Feier bei den Erklärungen über die 30 jährige 6^6»^ - Periode hingewiesen wurde (S. 175), sich im Kalender Edfu II, und, wie es scheint, nur dort, zweimal aufgeführt findet unter dem 9. Thoth und dem 10. Pachon. In die voraufgeführte Liste wurde es nicht eingetragen. § 44. Theorie des ägyptischen Jahres. Eine Theorie des Jahres, d. h. eine Beantwortung der Frage, in welcher Weise sich die Jahresformen bei den Ägyptern im Laufe der Zeit entwickelt haben, läßt sich derzeit trotz der mannigfachen und, wie wir gesehen haben, wichtigen Ergebnisse immer noch nicht in abschließender Weise geben. Aber wir vermögen jetzt, wie es scheint, die Hauptphasen der Entwicklung des ägyptischen Jahres mit größerer Sicherheit als früher zu fassen, wenngleich noch vieles davon abhängt, ob uns die Zukunft noch eine ansehnliche Bereicherung des archäo- logischen Materials, besonders in Beziehung auf möglichst zeitlich von- einander verschiedene Kalender, bringen wird. Von Theorien des ägyptischen Jahres kann im wissenschaftlichen Sinne erst seit der Zeit der Verwertung der Denkmäler die Rede sein. Die Klassiker allein bilden auf diesem Gebiete, wo selbst das positive Material der Inschriften Schwierigkeiten genug macht, einen ganz unzureichenden und unsicheren Untergrund. Die Theorien, welche BAiLTiY, Fkeret, Delanaüze, Batnbridge u. a. auf Grund der Über- lieferungen der klassischen Autoren gegeben haben, müssen deshalb hier wegbleiben; eine gehörige Berücksichtigung der archäologischen Ergebnisse und deren Verbindung mit den klassischen Nachrichten beginnt erst mit Lepsius. Im Folgenden sind die Klassikerstellen, wo sie noch für die einzelnen Fragen Wert besitzen oder soweit sich die Vertreter einzelner Theorien auf sie berufen, mit angeführt. Über die Beschaffenheit des ältesten Jahres der Ägypter § 44. Theorie des ägyptischen Jahres. 213 existieren nur unsichere Hypothesen, da es an inschriftlichen Zeug- nissen noch ganz fehlt und die Meinungen sich nur auf einigen dürftigen Nachrichten der Klassiker aufbauen. Plutabch (vit Numae c. 18)^ und DiODOB (I c. 26) berichten, daß das ägyptische Jahr aus einem Monate, später aus vier Monaten bestanden habe. Der erstere sagt : ^Das ägyptische Jahr war zuerst aus einem Monat gebildet, und nachher aus vier Monaten"; der zweite meldet: „Über diese alten Zeiten sagt man, daß sich das Jahr aus vier Monaten zusammen- setzte". In ähnlicher Weise drücken sich Pboklus {Timaeus Plat I 31), Lactantius {Instit div. II 12) und Plinius (H, N, VII 49) aus. SoLiNrs (Polyh. c. 1) und Augustinus (de civit Dei XV 12) sprechen allein von einem viermonatlichen; der letztere sagt: Ut autem aliter annum tunc fuisse computatum non sit incredibile, ad jiciunt quod apud plerosque scriptores historiae reperitur, Aegyptios habuisse annum quatuor mensium. Diese dunklen Nachrichten sind wahrscheinlich so zu deuten, daß man sich vorstellte, die Ägypter hätten ursprünglich die klimatischen Phasen ihres Landes als selbständige Zeiträume behandelt und jeder Phase vier Monderscheinungen zugeschrieben. Die Nilüberschwemmung dauerte etwa vier Mondmonate (der koptische Kalender rechnet noch jetzt die Über- schwemmungszeit vom Sommersolstiz 15. Payni bis zum 7. Phaophi = 117 Tage), und es könnte also immerhin möglich sein, daß in den allerältesten Zeiten die Dauer der drei Jahreszeiten, die Über- schweramuDg, die Entfaltung der Flora und die Zeit der Hitze und Dürre nach der Zahl der Vollmonde abgeschätzt worden ist. Dieses viermonatliche Jahr muß aber verschwunden sein, sobald Ackerbau und Kultur sich entwickelten, denn die ziemlich scharf begrenzten Jahreszeiten forderten in ihrer regelmäßigen Wiederkehr bald etwas längere Zeiträume, als die Vollmonde ergaben. Jene rohen Anfänge in der Zeitzählung reichen in die vorhistorische Zeit zurück und haben in der geschichtlichen Entwicklung Ägyptens kaum mehr einen Platz. Man sah sich genötigt, wenn man in der ungefähren Vorausberechnung der Zeit des Beginns und Endes der Flut, der Zeit der Aussaat und Ernte mit der Wirklichkeit in Übereinstimmung bleiben wollte, eine bestimmtere Jahresform aufzustellen, die sich der scheinbaren Wieder- kehr der Sonne zu ihren Orten am Himmel einigermaßen anschloß. Vielleicht unter dem Einflüsse des von den Babyloniern ihren Ursprung nehmenden Sexagesimalsystems , das sich in Vorderasien schon in weit zurück- liegenden Zeiten ausgebreitet hatte, kam es auch in Ägypten — wie in ganz West- und Südasien — zur Bildung eines 360tägigen Eund- jahres mit mehi'eren Epagomenen. Über die Gründe, welche für dieses Jahr beigebracht werden können, habe ich mich schon im § 36 (S. 170), 1) Alyvitxioiq 6h \ir\viatog riv 6 iviavxog. 214 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. und Über den Sinn, in welchem es gebraucht worden sein wird, in der Einleitung (8. 69) geäußert. Zu einer Rechnung nach dem Monde, d. h. einem durch irgend ein Schaltungssystem geregelten Mondjahre, ist es in Ägypten anscheinend nicht gekommen. Die Gründe, die gegen ein solches regelrechtes Mondjahr sprechen, wurden im § 36 gleichfalls dargelegt. Nur die Erinnerung an die Schätzung der Zeit nach Voll- und Neumonden erhielt sich bei den Astrologen und Hiero- grammaten, vielleicht auch in manchen Tempeljahren und in den alten Beziehungen, in die man gewisse Feste mit den Neumonden gebracht hatte. Das ursprüngliche Sonnen-Rundjahr hat wahrscheinlich vielerlei Wandlungen durchgemacht, ehe man bei der Zahl von fünf Tagen, um die es wegen der Übereinstimmung mit der Sonne zu vermehren war, stehen blieb. Diese fünf Tage, Epagomenen genannt, wurden am Schlüsse des Jahres angehängt, und zwar wahrscheinlich schon im 4. oder 5. Jahrtausend v. Chr. (s. § 36, S. 172). Auf diese Weise war nun ein 365 tägiges Jahr gebildet, das wahrscheinlich lange Zeit für die Dienste in der Zeitrechnung als richtig erachtet Wurde, bis die astronomische Beobachtung des Himmels (obgleich sie wohl nie über ein mäßiges Niveau sich entwickelte), besonders der Siriusauf- gänge, Zweifel an der Richtigkeit des Jahres brachte, die zur Ge- wißheit wurden, als man wahrnahm, daß die Monate trotz der Ver- besserung des Jahres um die Epagomenen bald alle Jahreszeiten durchliefen. Ein Teil der Theorien des ägyptischen Jahres setzt nun hier bei diesem Entwicklungsstadium ein, indem er die gleichzeitige Existenz eines festen Jahres neben dem Wandeljahre annimmt. Schon die älteren Vertreter dieser Ansicht (Delanauze, Fk^ket, Foitbieh u. a.) bedienen sich gewisser Stellen aus den alten Autoren, um ihrer Hypothese entsprechenden Halt zu geben. Da auch spätere Chronologen, wie Letronne, Lepsius, von denselben Stellen Gebrauch machen, werde ich diese Stellen hier anführen. Vettius Valens (2. Jahrh. n. Chr.) sagt: „Die Ägypter fangen ihr bürgerliches Jahr mit dem 1. Thoth^ ihr natürliches mit dem Frühaufgange des Hundssterns an". PoKPHYBms (3. Jahrh. n. Chr.) : „Die Ägypter beginnen ihr Jahr nicht, wie die Römer, mit dem Wassermann, sondern mit dem Krebs, denn neben dem Krebs befindet sich der Stern Sothis, den die Griechen Hundsstern nennen. Der Aufgang des Sothis ist ihnen das Neujahr^. Beim SchoUasten des Abatus heißt es: „Das Gestirn des Löwen hat man der Sonne geweiht, denn wenn die Sonne in dasselbe eintritt, steigt der Nil, und der Hundsstern geht um die elfte (Nacht-)Stunde auf. Mit diesem Zeitpunkt fängt man das Jahr an, und man be- trachtet den Hundsstern und seinen Aufgang als der Isis geweiht" S. 101). HoRAPüLLON (4. Jahrh. n. Chr.): „Wenn die Hierophanten § 44. Theorie des ägyptischen Jahres. 215 das Jahr nennen wollen, so gebrauchen sie das Wort riragrov = Viertel, denn sie sagen, es komme von dem einen Aufgange des Sotbis-Sterns bis zum andern ein Yierteltag hinzu, so daß das Jahr Gottes aus 365 und einem Vierteltag bestehe, weshalb auch die Ägypter alle vier Jahre den überschüssigen Tag in Rechnung bringen, denn vier Viertel machen einen vollen Tag aus" (Hierogl I 5). Diodob (1. Jahrb. v. Chr.) erzählt (I 50): „Die Thebäer, die bei der Be- obachtung der Auf- und Untergänge der Gestirne durch ihr Klima besonders begünstigt sind, ordnen ihre Monate und Jahre in einer eigentümlichen Weise an. Sie zählen die Tage nicht nach dem Monde, sondern nach der Sonne, indem sie jedem Monate 30 Tage beilegen und zu den 12 Monaten 5^^ Tage hinzufügen, um die Jahreszeiten zu ihrer Stelle zurückzuführen". Das Vorhandensein eines vierjährigen Schaltungszyklus soll bewiesen werden durch Stbabon (um Christi Geburt): „Die Priester zu Theben . . . , zählen nach der Sonne, indem sie zu den 12 Monaten von 30 Tagen jährlich 5 Tage rechnen, und da zur Ergänzung des Jahres ein gewisser Teil des Tages überschüssig ist, so bilden sie eine Periode aus ganzen Tagen und aus so vielen ganzen Jahren, als von den überschüssigen Teilen zu einem ganzen Tage er- forderlich sind" (XVII 816). Ferner durch Dio Cassius (2. Jahrb. n. Chr., hist XLIII 26) und Macrobius (5. Jahrh. n. Chr., Saturn. 1 14) : „Sie (die Kalenderreform Julius Cäsars) war eine Frucht seines Aufenthaltes in Alexandrien, nur daß man dort jedem Monate 30 Tage beilegt und dann zum ganzen Jahre 5 Tage hinzurechnet, dahingegen Cäsar sowohl diese Tage als auch die beiden, die er dem einen Monat (Februar) abnahm , auf die Monate verteilte. Den Tag aber , der durch die 4 Viertel gebildet wird, schaltete er alle 4 Jahre gleich- falls ein". — „Imitatus Aegyptios, solos divinarum rerum omnium conscios, ad numerum solis, qui diebus singulis trecentis sexaginta quinque et quadrante cursum conflcit, annum dirigere contendit." Schon Ideleb hat, obwohl ihm die Denkmäler als Beweismaterial noch nicht zur Seite standen, sich ablehnend gegen die erwähnten Stellen ausgesprochen (1 167 — 174): „Alle diese Zeugnisse sind schon deshalb von keinem Gewicht, da sie von ziemlich spät lebenden Schriftstellern entlehnt sind, zu deren Zeit das bewegliche Jahr der Ägypter größten- teils bereits durch das feste verdrängt worden war". In der Tat gehören die zitierten Autoren meist dem 3. und 4. Jahrb. n. Chr. an, die frühesten unter ihnen, Diodoe und Stbabon, reichen ins 1. Jahrh. V. Chr. zurück. Gegen diese Stellen kann man die Worte des um 70 V. Chr. lebenden Geminus (Isag, c. 8) anführen, die schon früher (§ 43, S. 208) zitiert wurden, und die des Censorin (s. § 40, S. 187), welche ausdrücklich betonen, daß das ägyptische Jahr ein gewöhn- liches Jahr von 365 Tagen, ohne Einschaltungen, also kein festes 216 II. Kapitel. ZeitrechnuDg der Ägypter. gewesen ist^ Ideleb hat daher mit Recht angenommen, daß jene Stellen nicht das sagen, was sie beweisen sollen; daß man aus ihnen höchstens herauslesen könne, daß das bürgerliche Jahr oder vielmehr die Angelegenheiten des Volkes durch die Frühaufgänge des Sothis- stems geregelt wurden; ein festes Jahr mit regelmäßiger Schaltung, das schon in den Zeiten vor Äugustus bei den Ägyptern existiert hätte, folge daraus nicht. Dies schließe aber keineswegs aus, daß den alten Ägyptern schon aus den Siriusaufgängen der Vierteltag bekannt geworden sei. BiOT nahm an, daß dem 365 tägigen Wandeljahre ein 360tägiges vorausgegangen sei. Einen festen Ausgangspunkt habe die ägyptische Zeitrechnung erst gewonnen, als Überschwemmungsbeginn, Sommer- solstiz und heliakischer Siriusaufgang nahe zusammenfielen. Dies würde nach ihm 3285 v. Chr. zugetroffen sein K Damals koinzidierte der Anfang der Ernte Jahreszeit (1. Pachon) mit Sommersonnenwende (vgl. § 33, S. 160). Der Unterschied zwischen dem Wandel jähre und dem tropischen Jahre (0,24225 Tage) macht in 1505 Jahren ein Wandel jähr aus, demnach kehrte nach dieser Zeit die Wasser Jahres- zeit bei der Rechnung des Wandel Jahres wieder auf den 1. Pachon zurück, d. h. 1780 und 275 v. Chr. Biot zögerte, die Einführung des Wandeljahres in eine sehr alte Zeit zu setzen und ließ es unentschieden, ob das Wandeljahr erst um 1780 v. Chr. eingeführt worden sein könne. Die genauere Kenntnis der Länge des Sonnenjahres setzte er in viel spätere Zeit, in die Zeiten des Hippabch und Ptolemäus; auch die Sothisperiode hielt er für keine alte Entdeckung, sondern für einen in sehr später Zeit durch Rückrechnung gewonnenen Zyklus. Lepsius ging viel zuversichtlicher und kühner vor. Schon um 3282 v. Chr.* sei das bewegliche Jahr eingeführt worden. Aus den Siriusaufgängen hätten aber die Ägypter auch bereits auf eine größere Länge des Jahres geschlossen. Die Beobachtung der Solstitien bot den Anhalts- punkt zur Regulierung des Mondjahres, und in jenen Zeiten schon 1) Hierzu kann noch die Aussage von Hebodot gefugt werden, II 4: Die Ägypter dagegen fügen zu ihren zwölf 30 tägigen Monaten jährlich noch fQnf überzählige Tage hinzu, und so kehren ihnen die Jahreszeiten im Kreislauf zurück. {Alf Vitriol dh XQiriitovd'rnLigovg äyoprsg ro^g Svm^sxa iii^vag, ixdyavöi &va n&v Irog %ivxB rjiiBgag ndge^ rov ägi^'^iov^ xai ffgpt 6 xvxXog tmv cb^^ov ig tmvtb nsgüatv nagaylvetai.) Die Stelle enthält, wie man sieht, einen gewissen Widerspruch in sich. 2) Im Jahre 3285 v. Chr. fiel das Sommersolstiz auf den 21. Juli, die Nil- Bchwelle (wenn wir die Überschwemmung drei Tage nach dem Solstlz setzen) auf den 24. Juli, der Siriusaufgang 20. Juli. 3) Lepsius rechnet, weil das Sommersolstiz mehrere Jahre hindurch auf den- selben Tag bleibt, 3282 v. Chr. statt des BiOTschen Ansatzes 3285 y. Chr. Vor dieser Zeit soU das Mondjahr gebraucht worden sein. § 44. Theorie des ägyptischen Jahres. 217 wurde die Länge des tropischen Jahres erkannt. Damals hatten die Ägypter also bereits eine dreifache Jahrform, das Mondjahr, das be- wegliche und ein festes Jahr. Aus der Verschiedenheit beider Sonnen- jahre gelangte man zur Kenntnis der vierjährigen Schaltungsperiode, aus dieser folgte die Kenntnis der Sothisperiode von 1461 Jahren und der Phönixperiode von 1505 Jahren (s. S. 180). Die Sothisperiode wäre also nicht ein Produkt späterer Spekulation, sondern schon damals bekannt gewesen. Anfangs sind vielleicht Phönix- und Sothis- periode für ein und dieselbe gehalten worden; erst als das Vorrücken der heliakischen Aufgänge um je einen Tag in vier Jahren festgestellt war, wurden beide Perioden von einander geschieden. Um 2782 v. Chr., 500 Jahre d. h. um eine Phönixperiode später, als das Sommersolstitium um vier Tage gegen den Sothisaufgang abwich S wurde der Tag des Sothisaufgangs um vier Tage zurück auf die Sommerwende verlegt Zugleich wurde der Anfang des Jahres (bis dahin Pachon) auf den 1. Thoth, welcher damals auf die Sommersonnenwende fiel, gesetzt, und die Epagomenen wurden am Ende des Monats Mesori eingeschoben. Hierdurch wurde bewirkt, daß sowohl der Jahresanfang auf den 1. Thoth als auch der Beginn der Sothisperioden auf den nach 1461 Jahren wiederkehrenden heliakischen 1. Thoth fiel. In derselben Zeit etwa wurden auch die alten, von den Jahreszeiten entlehnten Be- zeichnungen der Monate gegen die von den Monatsgöttem abgeleiteten Xamen vertauscht. Die dreifache resp. doppelte Art von Jahren, welche diese Theorie bei den Ägyptern voraussetzt, soll durch Inschriften bekräftigt werden, welche von den Anfängen zweier (ver- schiedenen) Jahre sprechen. Wir . haben aber gesehen, daß mehrfache Jahresanfänge mit ersichtlicher Datierung in Kalendern sich vorfinden, die der sehr späten Zeit angehören und schon nach festen Jahren eingerichtet sind; die wenigen Angaben der alten Zeit berechtigen jedenfalls noch nicht zur Aufstellung jener Theorie. Die Annahme des festen Jahres stützt sich auf die schon angeführten Stellen bei Vettius Valens, Porphybius, Horapollon, den Scholiasten des Aeatus, die nicht als beweisend angesehen werden können ; das Vorhandensein einer vierjährigen Schaltung beruht ebenfalls auf denselben Stellen, Lepsits ist in seinen Bestrebungen, das feste Jahr schon in die sehr frühe Zeit zurückzuversetzen, jedenfalls viel durch seine übertriebenen Voraussetzungen von der bedeutenden Entwicklung der ägyptischen Astronomie mißleitet worden. Auch Benfey und Stebn glauben «, daß den alten Ägyptern schon 1) Es waren aber nur einundeinhalb Tage. Das Sommersolstiz 2782 v. Chr. fallt Juli 17,38, der heliakische Siriusaufgang (für Memphis) JuU 18,78 (s. S. 186), demnach Differenz 1,4 Tage. 2) Üb, die Monatsnamen einiger alten Völker, 1836, Exkurs IV. 218 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. ein festes Jahr, das mit dem Sommersolstitium begann, znznsclireiben sei, daß diese aber, ähnlich wie die Perser (s. § 67), die Schaltang dnrch einen 30tägigen Monat nach je 120 Jahren^ bewerkstelligt hätten. Diese Schaltmethode sei allmählich mit dem Untergange der Selbständigkeit Ägyptens verfallen (im 3. Jahrh. v. Chr. wären die letzten Schaltungen vorgenommen worden), so daß man schließlich auf das Wandeljahr von 365 Tagen zui-ückgekommen sei (ähnlich wie in der Geschichte des persischen Jahres); erst mit Beginn der Eömer- herrschaft erhielten die Ägypter wieder das feste Jahr mit vierjähriger Schaltung. Solche Rückgänge der chronologischen Entwicklung an- zunehmen, ist aber, wo sie nicht durch Zeugnisse wie bei den Persem belegt werden können, ein mißliches Auskunftsmittel. C. Rbel stimmt insofern mit Lepsius überein, daß er ein festes Jahr ebenfalls in die alte ägyptische Zeit zurückverlegt. Jedoch beginnt dasselbe nicht mit dem heliakischen Aufgange des Sirius, sondern des Orion. Zur Vollendung der Flut für ganz Ägypten be- darf es 14 Tage. Um 1780 v. Chr. (s. Biot) waren Nilschwellebeginn und Siriusaufgang um 15 Tage von einander entfernt-. Wenn das Jahr also um die Zeit der Sommersonnenwende und der Nilschwelle am 1. Thoth begonnen wurde, so fiel der Siriusaufgang auf den 15. Thoth. Am 1. Thoth ging aber der Orion auf, und wenn also der Jahresbeginn auf 1. Thoth gesetzt werden muß, so signalisierte nicht Sirius, sondern das Orion-ÄiAz^-Gestim den Beginn des Jahres. RiEL glaubt diese Voraussetzungen an den astronomischen Darstellungen (Kalendersphären) aus dem Grabe Setis I. und des Ramesseums nach- weisen zu können, auch, daß der Tierkreis von Dendera streng nach dem zu Zeiten der Ramessiden (13. Jahrh.) gebräuchlichen festen Jahre von 365 Vi Tagen (mit Jahresanfang am 15. Thoth) konstruiert sei. Im bürgerlichen Leben sei das 'Wandel jähr gebraucht worden, auch nach Einführung des festen (welche Riel auf 1766 v. Chr. setzt). Den Festkalendern liege dagegen das „Sonnen- und Siriosjahr 1) Andeutungen über die 120 Jahre finden sich bei Gbminus (Isagoge, c. 8\ sowie möglicherweise (nach Kball) unter den Schreibungen des Namens der Röni^La Skemiophrts (Birch, Zeitschr. f. ägypt. Spr.y 1872, 96). (Das Krokodil wird oft mit der Zahl 60 in Verbindung gebracht; vgl. Plctabch, Is. et Osir.] Iamblichus, de mpsty V 8.) 2) Schon diese Annahme ist bedenklich. Das Sommersolstiz trat 1780 v. Chr. am 9. Juli ein (nach der Rechnung mit Schbams Tafeln 8. Juli 23^ 46°^ mittl. Greenw. Zeit). Der Beginn der Nildchwelle (nach dem koptischen Kalender drei Tage nach dem Sommersolstiz) kann also auf den 12. Juli gesetzt werden, der heliakische Siriusaufgang für Memphis (s. Tafel S. 186) fällt 19. Juli, also ist die Differenz nur 7 Tage, und nicht 15. Um auf 15 Tage zu kommen, mU£te naan den heliakischen Aufgang für eine außerhalb Ägyptens liegende, viel nördlichere Breite (Rhodus, Ninive) annehmen. § 44. Theorie des ägyptischen Jahres. 219 der Ramessiden'^ zu Grunde, beginnend mit 19. Juli = 15. Thoth, 365 Tage zählend, mit DoppelzähluDg des 15. Thoth alle vier Jahre. Um 238 y. Chr. trat das kanopische (tanitische) Jahr auf; dadurch kam der erste Wassermonat 1. Pachon (19. Juni, durch Verlegung des Tages- anfangs auf den Abend der 20. Juni) wieder auf den Beginn der Nil- schwelle, der 1. Thoth (der früher den Nilschwellebeginn angezeigt hatte) auf den 23. Oktober. An die Stelle des tanitischen Jahres trat das feste Jahr von Dendera\ bei diesem fällt der 1. Epiphi (Beginn der Nil- schwelle) auf den 19. Juni. Schließlich wurde unter Augustus das alexandrinische Jahr gebildet, um 6 Tage von dem vorigen abweichend, bei welchem der 1. Epiphi = 25. Juni (Sommersonnenwende). Die Aufstellungen Biels, so scharfsinnig sie durchgeführt sein mögen, sind vom Standpunkte der ägyptischen Archäologie aus nicht haltbar. Weder die ägyptischen Denkmäler wissen etwas von einem mit dem Frühaufgang des Orion beginnenden Jahre, noch das griechisch-römische Altertum. Auf der Dai-stellung im Ramesseum reicht das Schiff des Oäm-Sahu (Orion) wegen Platzmangels über die den Jahresanfang markierende Mitte des Bildes; auf dem Deckenbilde im Grabe Setis L macht (MnB'Sahu richtig den Abschluß, Isis-Sothis den Anfang ; Osiris- Sahu ist dort nicht der Beginner des Jahres, sondern des Endes, der Epagomenen. Die Methode, aus derartigen Denkmälern grundlegende Bedingungen für eine Theorie abzuleiten, ist überhaupt bedenklich, da diese Darstellungen entweder zu ungenau sind, oder ihnen leicht eine Absicht unterlegt werden kann, welche die Urheber meistenteils gar nicht gehabt haben. Die Ansichten von H. Bhugsch, wohl einem der besten Kenner des kalendarischen Materials, über die Theorie des ägyptischen Jahres haben im Laufe seiner Forschungstätigkeit gewisse Veränderungen durchgemacht, der beste Beweis, wie schwierig dieser große Ägyptologe die Formulierung eines abschließenden Urteils in jener Frage gefunden hat. Die Wichtigkeit, welche Bbugsch dem Mondjahre beilegt, habe ich schon (S. 167) erwähnt; es soll zur Fixierung mancher Feste in Gebrauch gewesen sein. Neben dem Mondjahre will er aber noch mehrere andere Jahrformen in den Inschriften erkennen , was z. B. aus der folgenden hervorgehen soll, die der 18. bis 20. Dynastie an- gehört (und gewiß nicht sehr beweisend lautet): „Mein Tun ist wie das der Sonne und wie das des Mondes am Anfang des Jahres und am Ende des Jahres, im Sommer und Winter, an den 365 Tagen des Jahres". Mit Lepsius, Riel u. a. stimmt Bäugsch insofern, als er neben dem Wandeljahre eine gleichzeitig gebrauchte feste Jahrform annimmt. Die Veränderung der letzteren soll in der Bildung von 4 Jahresarten zum Ausdruck kommen: 1) Die Inschrift von Elephantlne (s. § 40, S. 194) mit dem Datum des 28. Epiphi als SotMsaufgang 220 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. würde, wenn man vom Wandel jähre absieht, auf 1. Epiphi = 23. Juni alex. und auf den 1. Thoth = 27. August alex. führen; BBuascH sieht darin ein festes Jahr, das „Jahr Thutmosis IIL^j der Anfang dieses Jahres fällt auf den 27. August, seinem Ursprünge nach gehört es in die vierjährige Schaltperiode 1477 — 74 v. Chr. 2) Das von Kiel entdeckte Eamessiden jähr , mit dem Jahresanfänge vom 6. JulL Die Verschiebung der Nilschwelle vom 20. Juli (Sothisaufgang) der alten Zeit auf den 6. Juli zur Ramessidenzeit (13. Jahrh. v. Chr.) habe auf dieses Jahr geführt, welches etwa 1269 v. Chr. aufgekommen seL 3) Das tanitische Jahr (238 v. Chr.) mit dem Anfang 22. Oktober, welches wir schon kennen gelernt haben. Endlich 4) nach Ver- drängung des letzteren das alexandrinische, beginnend mit 29. August 25 V. Chr. Dieses ist nur eine Apokatastasis des alten Jahres Thutmosis IIL mit einer Abweichung von 2 Tagen. — Aber wie wir sahen, ist das Mondjahr bedenklich, und das Thutmosis -S^hr sowie RiELS Ramessidenjahr sind völlig problematisch. Des weiteren muß hier die Ansicht von J. Kball, die im vor- liegenden Kapitel schon hier und da berührt worden ist, und die meines Erachtens den Vorteil einer unbefangenen, ruhigen Prüfung der Tatsachen vor den anderen Theorien voraus hat, kurz erwähnt werden. Das 360tägige Rundjahr, das wahrscheinlich in die Zeiten vor der Einwanderung in das Nilland zurückreicht, bildete den Aus- gangspunkt des ägyptischen Jahres. Die Epagomenen werden von KKAiiii noch nicht in die allerältesten Zeiten gesetzt Das Wandeljahr mag anfänglich für ausreichend für die Wiederkehr der Daten zur selben Jahreszeit gehalten worden sein. Als man aus der Verschiebung der Nilüberschwemmungen ersah, daß dies nicht der Fall war, konnte eine weitere Verbesserung der Jahreslänge nicht alsbald vorgenommen werden, einesteils, weil die Priester der richtigen Jahreslänge noch nicht völlig sicher waren und diese erst allmählich feststellen konnten (die Konstatierung des Vierteltages aus den heliakischen Siriusaufgängen ging nicht so schnell vor sich, wie Lepsiüs u. a. gemeint haben), andemteils, weil inzwischen das Wandeljahr festen Fuß im Volks- gebrauch gefaßt hatte und nun Änderungen auf Schwierigkeiten stoßen mußten. Zwar werden bald Schaltungsversuche verschiedener Art aufgetaucht sein, wie es der Eid, den die Könige bei ihrer Inaugurierung den Priestern leisten mußten (s. § 41, S. 196) beweist, aber bei der bestehenden Unsicherheit der Jahreslänge zogen es die Priester vor, am Wandeljahre festzuhalten; die Daten und Feste desselben ver- schoben sich wie früher durch alle Jahreszeiten, nur nicht so schnell wie im alten Rundjahr. Daß aber die Feste größtenteils mit dem Wandeljahre alle Jahreszeiten durchlaufen haben, und daß nur einige auf astronomische Erscheinungen und auf die Nilphasen Beziehung § 44. Theorie des ägyptischen Jahres. 221 habenden Feste oder Merkt^e auf den Jahresabschnitten zu halten gesucht wurden, in welche alljährlich der Gang der Natur sie zurück- brachte, ging aus der Vergleichung ältester und jüngerer Festlisten und Kalender (im vorigen Paragraphen) hervor. Die Feste der letzteren Art% die Niltage, die für das ganze Land hervorragende Bedeutung hatten, bestimmten die Priester vorher, indem sie dieselben alle vier Jahre um einen Tag vorrücken ließen; die anderen Feste, die meist lokaler Art waren, ließen sie durch das Wandeljahr weiterlaufen. Erst das tanitische Jahr, bis zu dessen Einführung man sich also des Wandeljahres bediente, ordnete die Aufnahme einer regulären Schaltung an und sollte damit jene Vorherbestimmungen überflüssig machen. Die Jahrpunkte bestimmte man mittelst roher Sonnenbeobachtungen, die Mondwechsel mit Hilfe irgend einer zyklischen Rechnung. Das Dekret von Kanopus, das von den Ägyptern die Einlegung eines sechsten Epagomenentages alle 4 Jahre verlangte, griff zu sehr in das alteingewurzelte Wandel jähr ein, als daß das tanitische Jahr hätte allgemeine Anerkennung finden können. Diese Jahrform vegetierte noch anderthalb Jahrhunderte; Anwendungen derselben lassen sich, wie ein von Dümichen gefundenes Datum aus dem 25. Jahre Ptoleynäus XIIL zeigt, bis 57 v. Chr. hinauf verfolgen. Aber der fehlgeschlagene Versuch, in Ägypten ein festes Jalü- einzuführen^, trug doch seine Früchte: in Rom gab er Anlaß zur Errichtung des julianischen Jahres, und unter Augustus folgten die Ägypter selbst nach mit der Aufstellung der alexandrinischen Ära. Mit diesen Anschauungen decken sich im allgemeinen auch die treffenden Darlegungen, welche Ed. Meyeb im einleitenden Teile seiner „Ägypt. Chronol." über das altägyptische Jahr gibt. Danach gab es (ab- gesehen von dem Versuch des Dekretes von Kanopus) vor Aiigustm in Ägypten kein festes Jahr. Man begnügte sich mit dem 365tägigen Wandeljahre, dessen Einführung Ed. Meyer in die 3. Sothisperiode (s. S. 193) und zwar, wo der 1. Thoth auf den 19. Juli fiel, also auf den Anfang einer solchen setzt, d. h. 4241 v. Chr. Die Ordnung des ägyptischen Kalenders würde somit schon im 5. Jahrtausend v. Chr. 1) Das Dekret von Kanopus unterscheidet deutlich Feste, die im ganzen Lande gefeiert wurden (lo^troel druiQxsXhlg) von den lokalen Festen. 2) Letbonne glaubte in einem Eudoxischen Papyrus (von Brünet de Presle heraasgegeben), den Böckh {Vierj. Sonnenkreise d. Alten^ S. 200) zwischen 193 — 190 V. Chr. setzt, zwei Stellen gefunden zu haben, die auf ein festes Jahr zu deuten schienen; als Anfangspunkt dieses Jahres gab Letronne den 9./10. Oktober an {Nouv. rech, sur le eäl. des anc. ^gypUj II Mem. — Mem. de VAcad, d, Inscript. et b. 2., XXIY, 1864). Böckh hat sich ablehnend ausgesprochen. Nach Krall {Stud, z. Gesch. d, alt, Ägypt. ^ I, S. 893) wäre es nicht ganz unmöglich, daß zu Ehren des Epiphanes durch Festlegung des Wandeljahres 191/190 ein festes Jahr mit dem 10. Oktober = 1. Thoth errichtet worden sein könnte. 222 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. erfolgt sein. Für die Siriusaufgänge sei ein Normaltag (19. Juli) und die Breite von Memphis angenommen worden. Der Jahresanfang sei auf Grund der alle vier Jahre eintretenden Verschiebung (des Wandeljahres gegen das 365^4 tägige Siriusjahr) berechnet worden; danach habe man das Sothisfest bestimmt, und alle Sothisdaten (s. diese S. 194) seien als zyklisch gerechnete, nicht als astronomisch beobachtete zu verstehen. Diese letztere Folgerung scheint mir indessen noch nicht sicher. Die Priester werden zwar das Sothis- oder Neujahrsfest auf Grund der Erfahrung, daß die Siriuserscheinungen sich alle vier Jahre um einen Tag verschoben, vorausbestimmt haben ; allein die heliakischen Sirius- aufgänge sind, wie schon an zwei Stellen dieses Buches (S. 26 u. 183) erklärt wurde, recht schwierig konstatierbare Erscheinungen; aus diesem Grunde und weil man doch jedenfalls sich bestreben mußte, das Fest mit der Zeit des faktischen Erscheinens des Sirius am Morgen- himmel zusammenfallen zu lassen, wird man der Sicherheit halber die vorausberechnete Zeit durch das Anstellen von Beobachtungen von Zeit zu Zeit kontroliert haben. Es scheint demnach nicht leicht zu entscheiden, welche der überlieferten Sothisdaten zyklisch berechnete und welche direkt beobachtete sind. Femer ist die Voraussetzung eines Normalparallels für Ägypten, obwohl recht wahrscheinlich, doch nicht einwandfrei. Vielleicht war der Umstand, daß man bei der Beobachtung der heliakischen Aufgänge gewöhnlich um mehrere Tage im Zweifel war, sowie die Wahrnehmung, daß die Aufgänge in Süd- und Nordägypten um mehr als eine Woche differieren konnten, der Grund, weshalb es nicht zur Errichtung eines festen Sothisjahres gekommen ist, sondern dieses Jahr immer nur ein theoretisches blieb. Die Erfindung der Sothisperiode von 1461 Jahren und das Rechnen damit entstammt jedenfalls erst der späteren Zeit, als man aus vielhundert- jährigen Beobachtungen allmählich Sicherheit über das Verhältnis der Länge des Siriusjahres zu der des Wandeljahres erlangt hatte. § 45. Die Iren. Die angebliche Ära Nabu. Die alexandrinische Ära (anni Augustorum). Die diokletianische und MSrtyrerära. In der alten Zeit fehlte den Ägyptern ein fester Ausgangspunkt zur Zählung der Jahre, eine Ära in dem Sinne, vrie wir sie z. B. in der Jahresrechnung von der Geburt Christi besitzen. Die Datierung der Inschriften u. s. w. wird vielmehr durch Ansetzung des Eegierungs- jahres des herrschenden Königs vorgenommen. In der Weise, wie es schon aus dem Regentenkanon des Ptolemäus hervorging (s. S. 140), wird das Jahr des Eegierungsantrittes (welches mit 1. Thoth beginnt) immer für voll gerechnet, auch wenn die Proklamation des Königs § 46. Die Ären. 223 erst nach dem 1. Thoih, im Verlauf des Jahres, erfolgt sein sollte. Das letzte Jahr des einen Königs ist danach kongruent mit dem ersten seines Nachfolgers. Bei Eintritt von Mitregenten während der Regierung eines Königs datiert der Mitregent vom Jahre seiner Ein- setzung, während die Kegiemngsjahre des Königs ungehindert weiter- laufen; jedoch wurde dieser Usus nicht angewendet, wenn der Mit- regent den Königstitel nur als Auszeichnung führte, also an der Regierung nicht teil nahm. Das eben genannte Prinzip wurde auch beibehalten, wenn die Eegierungszeit eines Königs nicht die Dauer eines Jahres erreichte, wie z. B. in dem Falle, wenn der König gegen Ende eines Jahres eingesetzt wurde, aber schon Anfang des nächsten starb; es wird dann dieses letztere Jahr als sein Eegierungsjahr ge- nannt. Nach solchen Königsjahren datieren die offiziellen Königslisten in Ägypten besondere seit der Epoche des mittleren Eeichs. Die noch ältere Datierung dagegen ist die nach bürgerlichen Jahren, welche an die Jahre eingetretener Ereignisse, besonders aber an vor- aus bestimmbare Feste anknüpfen, wie an das Horusfest, /Sied -Fest, Apis-Fest u. s. w., oder an Besitzaufnahmen des Volkes, die zu ge- wissen Zeiten angeordnet wurden. Die Zählung nach solchen bürger- lichen Jahren findet sich schon in sehr alter Zeit. Auf dem für die ägyptischen Jahreszählungen lehrreichen Steine von Palermo \ welcher aus der Zeit der 5. Dynastie herrührt, ist sowohl die Zählung nach bürgerlichen, wie nach Königsjahren gebraucht (vgl. Anm. 3 S. 172). Trotz der Unbehilflichkeit dieser Datierungsweise, welche namentlich dann hervortritt, wenn voneinander sehr entfernte Fakta zeit- rechnerisch zu verbinden sind, scheinen die Ägypter die Notwendig- keit von Zeitären nicht gefühlt zu haben, ein Umstand, welcher der Chronologie nicht selten große Schwierigkeiten bereitet. Auch die astronomischen und sonstigen Perioden, wie die Phönix-, Apis-, und Sothisperiode, wurden nicht chronologisch gebraucht und finden sich nicht auf den alten Denkmälern. Nur einzelne angegebene Sothis- aufgänge haben zur Fixierung einiger Könige dienen können. Von Finstemisangaben , einem sonst wichtigen astronomischen Hilfsmittel zur Herstellung von Daten, findet sich Brauchbares bei den Ägyptern nichts vor^. Das einzige Anzeichen für die (vermutliche) Existenz einer Ära in der altägyptischen Zeit hat man in der Ära Nubti zu 1) 8. H. Schäfer, Ein BrucMück altägypt Annalen {Ahhdlg. d. Berlin, Äkad, d. Wiss., 1902). 2) Die Inschrift, welche früher auf eine unter Takelothis IL stattgefundene Mondfinsternis bezogen worden ist, kann nach der Rektifizierung des Textes durch EisEWLOHR nicht mehr auf eine Finsternis gedeutet werden. Über Text und Literatur der Finsternis s. Gikzel, Spez. Kanon d, Sonnen- u, Mondfinst, 1899, S. 260. 224 II. Kapitel. ZeitrecliDung der Ägypter. finden geglaubt. Auf einer Stele aus Tanis^ ist das Datum 4. Mesai^l des 400. Jalires eines Königs Set-Nubti (in die Zeit der Hyksos ge- hörig?) angegeben. Diese Inschrift fällt in die Zeit Ramses IL Aus einer Stelle in der Chronologie des Manetho (nach Julius Africanus) hat WiEDEMANN geschlosseu ^, daß der Anfang der Nubti-ÄrH. 990 Jahre vor den Tod des Bocchoris (732 v. Chr.) falle, also 1722 v. Chr. Es ist aber fraglich, wenn auch das Wahrscheinlichste, ob hier unter Kubti ein wirklicher Herrscher gemeint ist, ober ob nur eine Beziehung des Königs auf den Gott Set vorliegt. Im letzteren Falle liegt der Gedanke an eine zu Tanis gebrauchte Tempelära nahe (Ed. Meyek und J. Käall). Die Ära Nabonassar und die philippische, beide auf das Wandeljahr gegründet, stehen in unmittelbarer Beziehung zu dem Kegentenkanon des Ptolemäits und wurden deshalb schon im I. Kapitel (S. 143) auseinandergesetzt*. Die verbreitetste feste Ära, im Orient lange in Gebrauch, ist die alexandrinische. Die Epoche derselben oder der 1. Thoth ist der 29. August julianisch. Sonst unterscheidet sich die Ära insofern vom Wandeljahre, daß zu den 5 Epagomenen alle 4 Jahre ein sechster hinzukommt. Daß der 29. August den Ausgangspunkt bUdet, erhellt aus der Vergleichung verschiedener Datierungen der Alten. So heißt es bei Theon *, daß die Zeit einer von ihm zu Alexandrien beobachteten Sonnenfinsternis „im 1112. Jahre seit Nabonassar nach dem Mittag am 24. Thoth, nath alexandrinischem Datum aber .... gleichfalls im 1112. Jahre nach dem Mittag des 22. Payiii'' war. Das erstere Datum gibt den jul. Tag 1854176 (Scheams Tafeln) = 364 n. Chr. 16. Juni, der 22. Payni alexandrinisch entspricht (s. die Tafel S. 200) nur dann dem 16. Juni, wenn 1. Thx)th = 29. August voraus- gesetzt wird. Bei der Berechnung des Osterfestes wird von den griechischen Kirchenschriftstellem der Tag des Äquinoktiums 21. März = 25. Phamenoth gesetzt, was gleichfalls auf 1. Thoth = 29. August zu- rückweist , u. s. f. Die alexandrinischen Monate werden oft mit den 1) Mariette, Revue archioh, nouv. sör. XI, 1865 (Mars) ; Catalogue du Musee de Boulaq, ed. III 279. 2) Bei Manetho heißt es: ^Bocchoris aus Sais herrschte 6 Jahre, unter ihm sprach ein Lamm. Jahre 990". Wiedemann versteht diese letsterc Zahl als die AdditioDssumme einer bis zum Tode des BoccIwiHs abgelaufenen Anzahl von Jahren. Der Anfang der Zählung (ev. Ära) würde also 990 Jahre vor diesem Könige liegen. — Diese Konjektur wird jedoch von neueren Forschern nicht angenommen. 8) Auf eine vielleicht mit der philippischen Ära identische oder später be- gonnene Ära in der Lagidenz^it weisen Münzen mit IIxoX^\uiiov 2(0Ti)Q0g und IltoXsualov ßaaiXicog (s. Poole, Catalogue of greek coine in the Br. Mus.y 1883, S. LXXIVf.). 4) Theon. Comment., p. 332 (Basel 1538). (Vgl. Ginzel, Spez. Kanon rf. ßonnen- u. Mondfinst,^ S. 218.) §45. Die Ären. 225 römischen parallel gestellt, der Thoth gleich dem September, der Phaophi gleich dem Oktober u. s. w. (beim Scholidsten des Abatus, von Ptolemäus in der Schrift von den Erscheinungen der Sterne). Dieselbe Gleichung 1. Thoth = 29. August, sowie die Lage des Schaltjahres geht aus einem Fragmente der Schriftstücke des Kaisers Heracliu^ hervor: „Wenn wir den 29. August haben, zählen die Alexandriner den 1. Thoth oder September, und wenn wir den 1. September haben, zählen die Alexan- driner schon den vierten. — Die Alexandriner schalten jedesmal in dem Jahre ein, das vor dem römischen Schaltjahre hergeht, wo sie ihr Jahr nicht 3, sondern 2 Tage vor dem September anfangen" (d. h. nicht am 29. August, sondern am 30. August). Danach fangen diejenigen Jahre nach Christus mit dem 30. August an, welche durch 4 dividiert, den Rest 3 geben, bei den Jahren vor Christus jene, welche bei der Division durch 4 den Rest 2 übrig lassen, z. B. das Jahr 15 n. Chr., sowie das Jahr 22 v. Chr. fängt mit dem 30. August an. Es folgen also je 3 alexandrinische Jahre mit dem 29. August als Anfangs- tag aufeinander, woran sich das vierte Jahr mit dem 30. August als Anfangstag schließt. Eine Vergleichungstafel für den ersten Tag jedes alexandrinischen Monats im julianischen Kalender wurde schon früher, bei Vergleichung mit dem tanitischen und dem Sothisjahre gegeben ; ich setze die Tafel nochmals hier an, indem ich hierzu noch eine zweite, für den um- gekehrten Fall, für die ägyptischen Monatstage, welche den Anfängen der ]uiiauiscnen ^ lonate entsprecne I. n, Deiiuge. IL AlezaDcbr. Monat Julian. Tag JuUan. Monat Alezandr. Tag 1. Thoth 29. August 1. September 4. Thoth 1. Phaophi 28. September 1. Oktober 4. Phaophi 1. Athyr 28. Oktober 1. November 5. Athtjr 1. Choiai 27. November 1. Dezember 5. Choiak 1. Tybi 27. Dezember 1. Januar 6. TyU 1. Mechir 26. Januar 1. l^'ebruar 7. Mechir 1. Phamenoth 25. Februar 1. März 5. Phamenoth 1. Pharmuthi 27. März 1. April 6. Phar^muthi 1. Pachmi 26. April 1. Mai 6. Pachon 1. Payni 26. Mai 1. Juni 7. Payni 1. Epiphi 25. Juni 1. Juli 7. Epiphi 1. Mesori 25. Juli 1. August 8. Mesori (1. Epagomenai) 24. August Wenn der 1. Thoth auf den 30. August fällt, sind die Julian. Tage der Tafel I um eine Einheit zu vermehren, die der Tafel 11^ und zwar Ginzel, Chronologie I. 1^ 226 IL Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. bis einschließlich 4. Phamenoth (= 29. Februar), um eins zu ver- mindern, vom 1. März resp. 5. Phamenoth gelten beide Tafeln. Als Epochejahr wird das Jahr 30 v. Chr. angenommen, doch ist, wenn man darunter die Zeit der Errichtung der alexandrimschen Jahr- form versteht, dieses Epochejahr nur konventionell; man setzt dabei voraus, daß die Einrichtung des festen Jahres gleichzeitig mit dem Beginne der Ära des Augustus (Octavianics) erfolgte. Es besteht nämlich hierbei eine eigentümliche Schwierigkeit, die sogleich aus- einandergesetzt werden muß. Kaiser Äiigustus lieferte bei Actium am 2. September 31 v. Chr. dem mit Cleopatra verbündeten Äntonitis eine Schlacht und landete darauf in Ägypten. Am 1. Sextilis (August) 30 v. Chr. versuchte Antonius bei Alexandrien dem Sieger Widerstand zu leisten, allein die Flotte verließ ihn, und er entleibte sich ; wahrscheinlich am selben Tage ergab sich die Stadt. Auf die im September oder Oktober nach Rom gelangte Nachricht von dem Tode des Antonius faßte der römische Senat einen uns von Die Cassius ^ überlieferten Beschluß, daß der Tag der Einnahme Alexandriens ein heiliger sein und den Einwohnern künftig als Ausgang ihrer Jahresrechnung dienen solle. Die Alexandriner feierten demzufolge diesen Tag, legten aber den Anfang der Zählung der Jahre nicht auf den 1. August, den Tag der Einnahme ihrer Stadt, sondern an das Ende August. Die offizielle Bezeichnung dieser Jahre, anni Augustorum^, ist jedenfalls erst später, nach der Erteilung des Titels Augustus an Odavian eingeführt worden. Böckh {Epigr.'chronot Studien, S. 94) hat nachgewiesen, daß der Beginn des ersten Jahres der festen Zeitrechnung (und des ersten Jahres des Augustus) der 30. August 30 v. Chr. ist. Man sollte erwarten, daß das erste Jahr mit dem 1. Thoth des Wandel jahres 31. August be- gonnen hätte, statt dessen fällt der feste 1. Thoth um einen Tag früher als der erste bewegliche Thoth. Zur Erklärung dieses Umstands sind verschiedene Meinungen aufgestellt worden, seit Ideleb von Böckh, Th. Mommsen, Lepsius, Soltau. Es kann hier nicht im einzelnen auf diese Auffassungsarten eingegangen werden (s. Literatur am Schluß dieses Kapitels); nur das Wichtigste sei hervorgehoben. Die Hypothese Idelers (I 160), die sich auf Solinus (Polyh., c. 1) und MACRonirs {Saturn., I 14) stützt, sucht zu beweisen, wie der 31. August auf den 29. (1. Thoth) vorgerückt sei; allein die Hypothese wird durch den Umstand hinfällig, daß der Epochentag der festen Zeitrechnung nicht der 29. August gewesen ist, sondern der 30. August. Böckh und 1) LI, 19 : ti]v 7}^^Qav iv rj i] 'AXe^dv^gsia idXo), d'yad'i^v te elvat xal slg tu 2^ Auguati bei Cessorin, hri ccnb Avyovoxov bei Theon. § 45. Die Ären. 227 Lepsius haben deshalb diese Ansicht, welche anf das Schaltungsver- fahren der Pontifices (denen nach Caesars Tode die Schaltung über- lassen blieb) zorfickgeht, umgestaltet; der letztere hat außerdem noch eine andere Ansicht der Sache gegeben. Th. Mommsek war dagegen geneigt, auf die schon ältere Hypothese (Des Vignoles u. a.) zurück- zugreifen, daß im 5. Jahre Augusts der bewegliche und der feste 1. Thoth zusammengefallen seien, und daß die Einführung der anni Äugusti nicht am 30. August 30 v. Chr., sondern einige Jahre später stattgefunden habe. Im Kommentar des Theon zu den Handtafeln des Ptolbmäus^, wo derselbe von dem Voreilen des Wandel Jahres gegen das feste alexandrinische Jahr spricht, heißt es nämlich : „Diese Rückkehr (dnoxaTÜataaig) des beweglichen Thoth zum festen Thoth fand aber im fünften Segierungsjahre Augusts statt, so daß von dieser Zeit an die Ägypter wieder jährlich einen Vierteltag antizipiert haben". Die ersten Jahre des Augustus wären danach ohne Schaltung geblieben und erst im Verlaufe seiner Regierung wäre zum ersten Male ein- geschaltet worden, und zwar stellt sich der Verlauf auf folgende Weise: die Ära begann mit dem beweglichen 1. Thoth, 31. August 30 V. Chr., dann sind 4 Jahre zu 365 Tagen gezählt worden, im 0. Jahre, 26 v. Chr., welches noch mit 30. August begann, wurde dieser bewegliche 1. Thoth ein fester. Von da ab lief der Schaltzyklus, so daß jedes erste Jahr desselben mit dem 30. August, das 2., 3., 4. mit dem 29. August begann. Das MoMMSENSche Schema ist dann folgendes : Jahr des Augustus 1 = 30 v. Chr. 1. Thoth =31. Aug. jul. 365 Tage n n « l 8 = 23 „*) Die Schaltung müßte also erst vom 5. Jahre des Augustus = 26. v. Chr. an laufen, die früheren Jahre wären noch Wandeljahre, das erste Schaltjahr*) war 23. v. Chr. Bei antizipierender Schaltung hätte man den Anfang der Ära auf den 29. August 23 v. Chr., bei Annahme postnumerierender Schaltung auf den 30. August 26 v. Chr. zu setzen ^, 2 — 29 W 3 — 28 n 4 — 27 n 5 = 26 n 6 — 25 » 7 — 24 >9 8 — 23 M = 30. n 365 n — 30. n 365 n — 30. n 365 n = 30. 365 n — 29. n 365 n - 29. n 365 n = 29. n 366 n 1) Cammentatre de TfUon.j edit. Halma, Paris 1822, T. I 80. 2) Für die Ansicht, das feste Jahr habe erst im 5. Augustischen angefangeD, spricht auch eine SteUe bei Panodor (Synkbll. 813 Par.) : Itsl niii^tm A'byovörov Ti^flvaL riiv tBtQasrriQfKriv rnUqav^ %al [Li^Qi tov vvv o^tm xa^' ^ElXrivag^ tjroi. 15* 228 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter.. BöCKH hat sich bestimmt gegen die Vorausnähme des Schalttages in dem 4 jährigen Schaltzyklus ausgesprochen und hat die Apokatastase, das Zusammenfallen des beweglichen und festen Thoth, als das Ent- scheidende betrachtet: damit gilt ihm der 30. August 26 v. Chr. als der Anfang der Zeitrechnung. — Eine Entscheidung in diesen Fragen ist noch nicht erreicht, nur ist es als wahrscheinlich anzunehmen, daß die Einrichtung resp. Schaltbestimmung des alexandrinischen Kalenders erst 26 v. Chr. vorgenommen, die Epoche aber auf den 30. August 30 V. Chr. zurückverlegt wurde. Durch eine Bemerkung von J. Keall wird die Errichtung des alexandrinischen Jahres in die richtige Parallele zum tanitischen Jahre gerückt. Wie das Dekret von Kanopus angibt, ist die Reform im 9. Jahre Ptolemäus IIL, 510 Nabon. = 239 v. Chr. eingeführt worden (s. § 41 S. 199). In diesem Jahre wurde zu Ehren des Königs das tanitische feste Jahr gebildet durch Festlegung des Wandeljahres, und zwar wurde die Schaltung gleich im ersten Jahre der Tetraeteris eingelegt (antizipierende Interkalation). Rechnen wir vom Beginne jenes 9. Regierungsjahres 1. Thoth 510 Nabon. = 22. Oktober 239 V. Chr. bis zu dem vorhin nach Mommsen gegebenen Anfange ' der alexandrinischen Jahresrechnung 29. August 23 v. Chr., so ergibt die Zwischenzeit zwischen beiden Daten 78840 jul. Tage oder 216 Wandel- jahre oder 54 Tetraeteriden. Der Vorgang, der 239 v. Chr. mit dem Wandeljahre vorgenommen wurde, wiederholt sich 23 v. Chr., indem in beiden Fällen diesen Jahren 366 Tage gegeben werden. Wie die Errichtung des tanitischen Jahres eine von den Priestern veranstaltete Ehrung Ptolemäus IIL war, so bedeutete auch die Einführung des alexandrinischen Jahres eine Ehrung für Augustus, und man wird also kaum fehl gehen mit der Annahme, daß das Jahr 23 v. Chr. als erstes geschaltetes eigens von den Priestern hierzu ausersehen worden ist^ Die alexandrinische Ära war keineswegs imstande , das Wandel- jahr sofort zu verdrängen; sie bürgerte sich mehr bei den griechi- schen und römischen Bewohnern Ägyptens ein, während die ein- heimische Bevölkerung noch durch mehrere Jahrhunderte am alten Wandeljahre festhielt. In der demotischen Schriftsprache wird das S4Xf|ardptfff ipTf\(pLis6Q'ai xovg ocarQOvo^iyiovg xavovag xtk. — Lauth [Die SchaUtage des Ptoleni. Euerg. 7., und Sothis- oder Siriusperiode. — Sitzber. d. kgl. hayr, Akad, d, Wis8., 1874] sucht das Jahr 25 v. Chr. als Epochejahr hinzustellen. 1) Die Tatsache, daß Augustus den Bau des Dendcra-Tempels sehr gefordert hat (s. DüMiCHEN, Baugeschichte des Dendera- Tempels , 1877) muß wohl als sein Dank für die Ehrung durch die Priester betrachtet werden. Nach Lepsics bezieht sich auch die berühmte Himmelssphäre in diesem Tempel bemerkenswerterweise auf das Jahr 23 v. Chr. § 45. Die Iren. 229 alexandrinische Jahr als das ,, Jahr des Joniers" bezeichnet, zur Unter- scheidung vom „Jahre der Ägypter", dem Wandeljahre ^ Doppel- datierungen mit dem alexandrinischen und Wandeljahre sind bis jetzt nur einige in ägyptischen Papyrus gefunden : in dem doppelsprachigen Papyrus Rhind I 5 findet sich aus dem 21. Jahre des Augustus (9 V. Chr.) das Doppeldatum 10. Epiphi = 1(5. Mesori, beide dem 30. Juni jul. entsprechend; im demotischen Teile einer von Bbjjgsch {Zeitschr. f. äg, Spr^ X, 1872, S. 27) herausgegebenen Inschrift aus dem 17. Jahre des Tiberius das Datum 1. Mechir „des Ägypters" (Wandel- jahr) = 18. Tyhi „des Joniers", beide entsprechend dem 13. Januar 31 n. Chr. Von großer Wichtigkeit ist, daß der ganze Festkalender von Esne, wie schon bemerkt, sich auf das alexandrinische Jahr be- zieht. Bei den Kirchenschriftstellern wird das alexandrinische Jahr etwa vom 3. Jahrh. an erwähnt: so von Clemens Alexandbinus, Epiphanius (4. Jahrb.). Macrobius, im Anfange des 5. Jahrb., kennt das Wandel jähr nicht mehr. Bei Pliniits hat man, ohne Grund, ale- xandrinische Daten vermuten wollen. Die diokletianische Ära hat sich in Ägypten im Volks- gebrauch viel schneller eingebürgert als die alexandrinische, die mehr eine chronologische Ära geblieben ist, wogegen die am Ende des Altertums in den Papyrus sehr zahlreich auftretenden diokletianischen Datierungen Zeugnis von der Verbreitung dieser Jahreszählun^ geben. Die Epoche der Ära knüpft sich nach dem Grundsatz der Ägypter bei der Zählung der ßegierungsjahre (8. 223) an das Datum des Regierungsantrittes des Kaisers Diocletian, Das Chronicon paschale gibt beim Konsulat des Carinus II. und Numerianus (284 n. Chr.) an: ^]>iocletian, am 17. September zu Chalcedon proklamiert, zog am 27. desselben Monats mit dem Purpur in Nicomedia ein und wurde am 1. Januar Consul-." Danach ist die Epoche entweder der 13. Juni oder 29. August 284 n. Chr., je nachdem sie mit dem Wandeljahre oder dem festen verbunden wird. Man muß sich für letzteres ent- scheiden, da Verbindungen mit Wandeljahren sehr selten vorkommen. Damit wird die Epoche der diokletianischen Ära der 29. August 284 n. Chr. Die Gründe für die Entstehung der Ära sind nicht völlig klar. Hauptsächlich liegen dieselben wohl in der Entwicklungsweise des 1) Ähnlich unterscheidet Thsok zwischen Jahren xar' AiyvjtxLovg und xar 'AU^avägiag. Ptolemäus setzt im Almagest vor die Monatsnamen xat* AlyvTrtiovg, womit das Wandeljahr angedeutet wird. 2) JiOTtXriTuicvbg &vaYOQSv&tlg ngb tt KaXavdibv 'Oxtcißgimv iv XaXxriSdvt^ tiöffld'iv iv Nixofiridsla TtQO t KaXavd&v 'Chtraßgicav ^tcc tfjg noQ(pvQidog, xat Kaldvdaig 'lavovuQiaig ngofild-Ev vnarog, (Corpus hist, Byzant., 1832, Dind. S. 510."^ 230 IL Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. Zeitrechnungswesens der spätägyptischen Periode überhaupt. Bis ins vierte Jahrhundert wurden auf den Urkunden (außer dem ägyptischen oder makedonischen Datum) die Begierungsjahre der Kaiser angesetzt. Später kamen noch das Eonsulatsjahr und die Indiktion in Gebrauch. Diese Datierungsweise änderte sich aber im Laufe der Zeit, die Konsulatsjahre verfielen, und als die Araber Ägypten erobert hatten, verfielen auch die Regieiningsjahre der Kaiser. Hierdurch kam in die Datierung eine gewisse Unsicherheit, und man sah sich genötigt, einen neuen festen Anknüpfungspunkt zu suchen. Im 3. Jahrhundert hatten schon einige Kaiser ihre Regierungsjahre an jene ihrer Vor- gänger angeschlossen. (So zählte Commodus von den Jahren seines Vaters weiter bis zum 33. Regierungsjahre, Caracalla von den Jahren des SeptimiurS Severu^, GdlUenus von denen des Valerianus) Diokletian war der letzte Herrscher, dessen Jahre nach der alten Weise gezählt worden waren. Die Erinnerung an jene Weiterrechnung der Regierungs- jahre kann also, wie Wessely bemerkt hat, das Volk bestimmt haben, an Diokletian anzuschließen, um so mehr, als gerade dieser Monarch dem Volke denkwürdig bleiben mußte. Anderseits findet man bei den alexandrinischen Astronomen den Gebrauch, bei der Datierung ihrer Beobachtungen neben dem festen Jahre auch das Jahr Diokletians anzugeben. Dieser Vorgang kann auf die christlichen Chronologen nicht ohne Einfluß geblieben sein, und die letzteren gebrauchten daher allmählich ebenfalls die Ära für den Ausgangspunkt der Osterrechnungen. Die Verdienste Diokletians um Ägypten erhellen z. B. aus Euteopits, welcher (Breviar. hist. Rom., IX 23) sagt: Diocletianus obsessum Alexandriae Achilleum octavo fere mense superavit, eumque interfecit: Victoria acerbe usus est, totam Aegyptum gravibus proscriptionibus caedibusque foedavit. Ea tamen occasione ordinavit provide multa et disposuit, quae ad nostram aetatem manent. Die eingeborenen Ägypter hatten also manche Ursache, sich der Regierung dieses Kaisers zu erinnern, und da ihre Chronologen beinahe ausschließlich, bis zum Niedergange der altägyptischen Religion und der Verbreitung des Christentums, nach dem Kaiser datierten, so wurde die Ära bald auch im Volke heimisch. Für die Christen haftete an der Regierung Diokletians eine traurige Erinnerung, die im 19. Jahr derselben (nach EusEBivs, Hist eccL, VIII 2 und Obosius, Hist, VII 25) über sie ver- hängte Verfolgung. Die Christen nannten daher, als viel später die Jahresrechnung nach Diokletians Regierungsjahren bei ihnen ebenfalls gebräuchlich wurde, die Ära, sei es um ihren heidnischen Ursprung zu verkleiden, oder um eine Erinnerung an schlimme Zeiten zu stiften, die Märtyrerära. Die letztere würde also eigentlich erst mit dem 19. Jahre Diokletian^, 302 n. Chr., zu beginnen haben; da sie unter den Christen, den Kopten und im ganzen Oriente, ebenfalls von § 45. Die Ären. 231 284 n. Chr. ab gerechnet wurde , beweist dies , daß die Bezeichnung ^Ära der Märtyrer" erst im Laufe der Zeit aufgekommen ist. Die Diokletianische Ära erhielt sich lange in Gebrauch; ihre Anwendung in Inschriften und dgl. findet sich selbst in der Zeit nach der Eroberung Ägyptens durch die Araber, im 8. Jahrh. n. Chr. (Es existieren Daten von 694, 708, 754 n. Chr.) Zur Verwandlung von Daten der DioMe- tianischen Ära in julianische Daten der christlichen bedient man sich der Tafel I (resp. II), S. 225. Man addiert 283 zur gegebenen Dio- kletianischen Jahreszahl und dividiert die Summe durch 4; bleibt 0, so ist der 1. Thoth = 30. August (s. Tafel I), bleibt nicht 0, so ist der 1. Thoth = 29. August. Das christliche Monatsdatum ermittelt man dann mittelst Tafel I: wenn das dioJcletianische Datum später liegt als der 5. TyM, hat man ein Jahr unserer Ära mehr anzunehmen. — ScHBAMS Tafeln geben die geforderten Daten fast ohne Rechnung. — Für gewisse Zeiträume liefern Mahlebs Chronol, Vergl, Tabellen (s. S. 1 49) das Datum von Jahr zu Jahr, und zwar für die Jahre Diokletians von 1 — 1000 (284 bis 1283 n. Chr.) und für die Jahre des Augustus von 1—500 (30 v. Chr. bis 470 n. Chr.). Beispiele für die Ermittlung des Julian. Datums aus Angaben nach der Ära Diokletian (Schbams Tafel): 1. In einem Briefe des Ambrosius an die Bischöfe der Provinz Ämilia {Opp,, Tom. II 880 nach der Ausgabe der Benediktiner) heißt es: Septuagesimo sexto anno ex die imperii Diocletiani vigesimo octava die Pharmuthi mensis, qui est nono Kalendas Maii [= 23. April], dominicam paschae celebravimus sine ulla dubitatione maiorum. Jahr 76 Diokletian 28. Pharmuthi = 1 852 661 Korresp. Julian. Kai. (300 + t) =1 852 638 = 360 n. Chr. April 0 -f- 23 Demnach ist richtig, wie der Brief angibt, 76. Jahr Diokletian 28. Pharmuthi = 360 n. Chr. 23. April ; die Kalenderzahl des letzteren Datums, 2227, lehrt (s. den christlichen Festkalender der ScHBAMSchen Tafeln), daß Ostersonntag richtig auf den 23. April traf. 2. Paulus Alexandrinus , in seiner Einleitung in die Astrologie, erklärt, welcher Wochentag den Monatstagen entspricht; der Tag, an welclem er schreibe, der 20. Mechir des 94. Jahres der diokletianischen Ära, sei ein Mittwoch. Jahr 94 Diokletian 20. Mechir = 1 859 167 Korresp. Julian. Kai. (300 + t) = 1 859 153 = 378 n. Chr. Febr. 0 + 14 D^nnach entspricht 94 Diokletian 20. Mechir = 378 n. Chr. 14. Februar, und die Division der entsprechenden Julian. Tage 1859167 durch 7 gibt den Rest 2 = Mittwoch. 232 II. Kapitel. Zeitrechnung der Ägypter. Es erübrigt noch, einige Worte über das Vorkommen des make- donischen Kalenders in Ägypten zu sagen (auf das Jahr der Makedonier kommen wir im II. Bande dieses Werkes zurück). Das makedonische Mondjahr ist in Ägypten im 3. Jahrh. v. Chr., nach dem Eroberungszuge Alexanders des Großen, eingedrungen. Während bis dahin auf den Denkmälern die altägyptische Datierung herrscht, finden sich etwa von Philudelj^hus (285 — 247 v.Chr.) ab immer häufiger Doppeldatierungen nach makedonischem und ägyptischem Datum. Auf 2 Denkmälern, von denen in diesem Kapitel schon die Rede war, der Inschrift von Rosette und im Dekret von Kanopus, finden sich schon solche makedonische Datierungen: in der ersteren neben dem 18. Mechir der 4. Xanthicus der Makedonier, im Dekret von Kanopus das Doppel- datum 7. Äpellätis = 17. Tybi (s. S. 197). Die späteren ägyptischen Könige, im 2. Jahrh. v. Chr. (Philometor L, Euergetes IL u. s. w.), datieren in ihren Erlassen, Königsbriefen überwiegend doppelt; das- selbe ist in den Priesterdekreten, den Kontrakten und Berichten des Geschäfts- und Privatlebens der Fall. Allmählich hat das Aufkommen der festen Ären den makedonischen Kalender wieder verdrängt, jedoch bis ins erste Jahrh. v. Chr., bis in die Zeit der letzten selbständigen ägyptischen Könige reichen diese Doppeldatierungen; auch unter der römischen Herrschaft scheinen sie nicht gänzlich erloschen zu sein. (152 n. Chr. kommt z. B. ein Kontrakt mit der Gleichung vor nfiAtpfos § 46. Indiktioneii in Ägypten. Im m. Bande dieses Werkes, bei der Zeitrechnung der christlichen Völker, werden wir auf den im Mittelalter stark verbreiteten Zyklus der Indiktionen (Römerzinszahl) zu sprechen kommen. Unter dem- selben versteht man die Jahre eines 15jährigen Zyklus, welche von keiner bestimmten Epoche aus, sondern nach Ablauf eines Zyklus, an diesen sich anschließend, von Anfang weitergezählt werden. Es wird gewöhnlich angenommen, daß der Anfang der Indiktionen in die Zeit fällt, in der Konstantin der Große durch die Besiegung seines Gegners Maxentivs Herr von Italien wurde, 312 n. Chr.; der Monat des Beginns steht nicht fest, es werden vielmehr je nach dem Beginne mehrere Arten Indiktionen unterschieden; die hauptsächliche ist die Indictio Constantinopolitana , welche auf den 1. September Julian, festgesetzt wird. Den Ursprung dieses Zeitkreises, für den man die römischen Steuerperioden angenommen hat, meinte zuerst Rossi (ßisc9\ Chr. I, 2)roly p. XCVn) in Ägypten zu finden. Da in neuerer Zeit mehrere Forscher sich ebenfalls für Ägypten ausgesprochen haben, so sollen § 46. Indiktionen in Ägypten. 233 liier am Schlusse des Kapitels über die Zeitrechnung der Ägypter noch einige Bemerkungen über diesen Gegenstand gemacht werden. Die Datierungen nach Indiktionen treten in Ägypten (wie im vorigen Paragraphen flüchtig angedeutet wurde) auf, als die Konsulats- jähre allmählich verfielen; in den koptischen Papyrus und den Inschriften sind sie vom 4. bis zum 8. Jahrh. n. Chr. nachweisbar. Die ägyptischen Indiktionen weisen auf den Monat Payni hin (26. Mai bis 24. Juni des alexandrinischen Jahres, s. S. 200) und sind mit den Zusätzen ägxn (Anfang) oder rkXog (Ende) verbunden. Anfänglich vermuteten einige in dem Payni eine regelmäßige Epoche, jedoch fanden sich bald auch Daten aus dem darauffolgenden Monat Epiphi vor. Dies weist darauf hin, daß die Datierungen innerhalb der 3. Tetramenie, Pachni bis Mesori, sich bewegen. Wilcken und L. Stern glaubten deshalb, daß der Indiktionsanfang ein schwankender sei, und daß die Zusätze agxv iiDd rikog zur näheren Definition der Stelle des Monats (Anfang oder am Ende der Indiktion) dienen sollten. Nach J. Kball hat man es aber sicher mit einer festen Indiktionsepoche, und zwar in der zweiten Hälfte des Payni zu tun; allerdings ist der Anfangstag der- selben noch nicht sichergestellt Gewiß ist aber, daß die Indiktionen der Papyrus mit der Erntezeit in Verbindung stehen. In den Kon- trakten ist sehr häufig als ausbedungene Zahlungszeit einer Schuld der Monat Payni, in der Kaiserzeit der Monat der Ernte, an- gegeben, z. B. „Ich werde Dir zahlen im Monate der Ernte der glücklichen 13. Indiktion", oder „Ich werde zahlen zur Zeit der Ernte". Ein Fragment aus dem 4. oder 5. Jahrh. setzt nach Wersely die Indiktion direkt mit der Nilschwelle in Verbindung, und von dem Eintreffen der letzteren hing ja die Ernte ab. Die Zeit der Voll- endung der Ernte, der Payni, war in der Kaiserzeit Ägyptens auch der Beginn eines neuen Steuerjahres, um diese Zeit zahlte man Steuern und Schulden, und hierdurch wäre das sehr häufige Vorkommen des Payni in den Kontrakten erklärt. Kkall knüpft hieran einige weitere, für den eigentlichen Ursprung der Indiktionen bemerkens- werte Schlüsse. Unter dem Beisatze agxv wäre der Anfang, der Teil des Steuerjahres zu verstehen, in welchem Steuern und Schulden be- zahlt wurden, unter rikog die letzten Monate des Steuerjahres, in denen die Ausschreibung der Steuern, die Vereinbarung der Kontrakte fürs nächste Jahr erfolgte. Wenn spätere Termine als der Payni (ausnahmsweise) in den Urkunden vorkommen, so erklären sich diese aus Steuererleichterungen oder Terminverschiebungen , die infolge schlechter Ernte notwendig wurden; das Indiktionsjahr wurde in solchen unabweisbaren Fällen über den Endetag hinaus prolongiert, rikog fiel dann in die Zeit, wo man sonst schon ägxv zählte. Es darf aber außerdem nicht übersehen werden, daß die Terminangaben 234 II. Kapitel. Zeitrecbnimg der Ägypter. der Ptolemäerzeit nach dem Wandeljahre zn verstehen sind. Die Monate desselben aber verschoben sich gegen die Jahreszeiten (s. S. 159). Wir haben gesehen, daß im 8. Jahrh. v. Chr. die Erntezeit etwa Mechir, Phamenoth und Pharmuthi in sich begriff, im 1. Jahrh. n. Chr. aber war die Erntezeit auf den Pachon, Payni und Epiphi gerückt. Dar- aus erklärt sich das scheinbare Schwanken des Indiktionsjahres in den Datierungen. Daß inzwischen das feste Jahr in Ägypten aufkam^ fällt nicht dagegen ins Gewicht, da wir wissen, mit welch zähen Wurzeln das Wandeljahr noch lange im Volke haftete. Krall hatte auch die Hypothese in Betracht gezogen, ob die ägyptischen Indiktionen nicht bis auf die 30 jährige /Sfed-Periode (s. S. 176) zurückgehen könnten, also der 15 jährige Indiktionszyklus durch Halbierung jener entstanden wäre; er hat aber diese Vermutung selbst unhaltbar gefunden und dieselbe (wie er mir angab) zurückgezogen. Auch 0. Seeck betrachtet Ägypten als den ürsprungsort der Indiktionen {Deutsche Zeitschr, f. Geschichtswissenschaft, XII 279). Nach diesem Autor bestand der Zyklus nicht in 15 jährigen, sondern in 5 jährigen Terminen, die unter Diokletian eingeführt wurden; der 15jährige Zyklus ist hieraus an- läßlich der in den ersten Jahrhunderten in Ägypten aufgekommenen Volkszählungen hervorgegangen. Auf die weiteren Details dieser Theorie, sowie auf Einzelheiten der Geschichte der Indiktionen kommen wir im III. Bande dieses Werkes zurück. — Schließlich wäre noch zu bemerken, daß neben den Datierungen, die meist auf den Monat Payni führen, einzelne Fälle in den Papyrus vorkommen, wo der Thoth angegeben ist. Diese Indiktionen würden also dem September (1. Thoth = 29. August alexandrinisch) entsprechen, d. h. der indictio Constantinopolitana^ welche mit 1. September beginnt. § 47. Literatur'. Kalendermaterial und kalendarische Inschriften. H. Bbügsch, Thesaur, Inscript. Aegyptiacarum^ Leipzig 1883. I. AbteUang, AstroD. u. astrol. Inschriften d. äg. Denkmäler. — H. Bbugsch, Drei Festkalender des Temp. von Apollin, Magna, veröffentl. u. samt dem Kai. v. Dendera übersetzt, Leipzig 1877. — H. Bbugsch, Matiriaux pour servir ä la reconstruct. du calendr. des anc. J^gt/pt, Berlin-Leipzig 1864. — H. Brugsch, Henry Ehind's zwei büingue Papyri, hierat. u. demot., Berlin 1865. — J. Dümichbn, Die monatl. Opferfestlisten des großen theban. Festkalenders im Tempel v. Medinet-Habu, Leipzig 1881. — J. DüMicHEN, AUägypt. Kalenderinschriften, 1863—1865 ges. u. mit erläut. Text herausg., Leipzig 1866. — Chabas, Le cälendrier des jours fastes et nifastes de 1) Vgl. auch die Literaturangaben in den Anmerkungen. § 47. Literatur. 235 Vannie igypt.^ Paris 1870. — ThePeirie Papyri, Hieratic Papyri from K(üwn and Guroby edit by F. L. Gbiffith, London 1898. — Geksleb, Die tkeban. Tafeln stündlicher Stemaufgänge t Leipzig 1872 (s. a. Transact. of the Soc. of Bihl Ärchäol, III, 1874, p. 400). — Über dieselben: Bbugsch, Thesaur., I 185. — Bbügsoh, Thesaur, (älteste Feste: II 234; der hierat. Papyr. 132 zu Leiden: II 518). — Wichtige Bemerk, über einzelne Feste: Ztsehr, f. äg, Spr., 1866, IV 5 u. 92 (Rouoä), 1866, IV 97 (Lauth), 1867, V 8 (Dümichen) 105 (Romieu). Monatsnamen und Jahreszeiten. Lepsiüs, Chronöl. d. Ägypter, I, Berlin 1849, S. 13Ä--144. — Bbugsch, Thesaur., II 471—477. — Bbugsch, MaUriaux, p. 84, Thesaur. 11 388—483. Tageseinteilung und Tagesanfang. Lepsiüs, Chron. d. Äg.y 129. — Bbugsch, MatSriaux, 100—103, Thesaur,^ H 848. BöcKH, Vierj, Sonnenkreise der AUen^ 298. 308—310. — Dümichen, Ztschr. f. äg. Spr., 1865, in 1—4. Dekaden und Dekane. Lepsiüs, Chran. d. Äg., 132. — Bbugsch, Thesaur., I 131. 155, 11488—491; Zeitsehr. d. deutsch, morg. Ges., IX 506. — Romieu, Sur un dican du ciel igypt, 1870. Große Jahresperioden. Bbugsch, Thesaur., II 195 — 215. — Phönixperiode: Lepsiüs, Chron. d. Äg.y 174—194. — H. Mabtin, Mim. sur la periode ig. du PhSnix (Mim. pris. ä Vaead. d. Inscr., 1.8^r.,VI, 1864). — Lauth, Äbhd. d. Kgl. bayr. Acad. d. W.y I. Kl., XV. Bd., 311—396. — Setperiode: Lepsiüs, Chran. d. Äg., 163. — Apis- periode: Lepsiüs, Chran. d. Äg., 160. — Mabtin, Mim. sur le rappoH deslunai- sons avec le cahnd, des ilg., sur la pir. d'Apis (Mim. pris. ä Vacad. d. Inscr., 1. s^., VI, 1864). — Lauth, Siteber. d. Kgl. bayr. Akad. d. W., phil. KL, 1879, Bd. II 193. — E. Mahleb, Die Apisperiode d. aUen Ägypter (Siteber. d. Wiener Akad. d. W., math. KL, 103. Bd., 1894, S. 832). Sothisperiode. Lepsiüs, Chronoi. d. Äg., 167 — 179. — Letbonne, Nouv. recherches sur le cakndr. des anc. Egypt., Mdm. I (Mim. de Vacad. d. Inscr., 1864, T. XXIV, 2. part. 9—44). — fl. Mabtin, Sur le date hist. d'un renouvellem. de la pir. sothiague (Mim. pris ä Vacad. d. Inscr., VIII 242). — Bückh, Vierj, Sonnenkreise d. A., 58—64. — H. Bbandes, Die ägypt, ApokaUistasefnjahre (Abhandl. z. Gesch. d. 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Alten, 1863, 254—285 (dort auch die Kritik der vorbenannten Autoren); W. Soltau, Chronologie, 170. — Lauth, Die Schalttage des Ptöl. Euerg. I. (ßitzgber. d. Kgl. bayr. Ak. d. W., 1874). — Diokletianische: Letronne, Observaiions sur Vepoque ou le Paganisme a iti definit. aboli . . .. sur le role, que cette üe a jou6 entre üs rignes de IHoclet. et de Justin., et sur Vorigine de Vemploie de Vere de Diocletian ou des Marti/rs (Mem. de Vacad. d. Inscr., 1833, X 208). — Wessbly, Mitteil, aus d. Samm- lung d. Papyr. Ersherz. Bainer, V 83. — Gardthaüsen, Griech. Paläographie, 884. Indiktioneu. Hartel {Wiener Studien f. hUiss. Phüol., V). — L. Stern (Ztsch. f. äg. Spr., 1884, XXII 161). — Wilcken {Hermes, XIX 293, XXI 277). — Krall (Müteil a. d. Sammig. Papyr. Erzherz. Bainer, 1 14; Becueil de traveaux rd. ä la Phil, et Arch. Sg. et assyr., VI, 1885, 74). Zusammenfassende Arbeiten (Gesamtdarstellungen, Theorie des Jahres etc.). Lepsiüs, Chronol. d. Ägypt, Berlin 1849, I 149—159. 220—221. — Brugsch, Nouvelles rech, sur la division de Vannie des anc. Egypt., Berlin 1856. — Brugsch, Thesaur. , II 245. 249. 291—308. 329. 476, — Letronne , N^v. rech, sur le calend. des anc. Eg., II. Mem. (Mim. d. Vacad. d. Inscr., XXIV, 1864). — Biot, Bech. sur Vannie vague des Egypt. (Mim. d. Vacad. d. sciences, XIII, 1835, 547). — Biot, Bech. sur plusieurs points d'Astr. anc. et en partic. sur la pir. sothiaque (ibid. XX). — H. Vincent, Bech. sur Vannie igypt., Paris 1865. — Romieu, Mem. sur le calend. vague des Egypt, Paris 1866. — Venire- Bey, Essai sur les calend. ig. (Bullet, d. VInstit. igypt, 3. s^r., 1892). — C. Riel, Das Sonnenjahr u. Siriusjahr der Bamessiden, Leipzig 1875. — Riel, Der Tierkreis u. d. feste Jahr v. Dendera, Leipzig 1878. — Krall, Studien z. Geschichte d. alt, Ägypten, I (Sitzber. d. Wiener Ak. d. W., phil. bist. KL, 98. Bd., 1881, 835—912) [Wichtig! Vergleichg. v. Ka- lendem, Verschiebg. d. Feste]. — Ed. Meyer, Ägyptische Chronologie (Abhdlg. d. § 47. Literatur. 237 Berlin, Akad. d. W%88.y 1904). [Für den Leser unseres Baches sind besonders die beiden ersten Abschnitte dieser Abhandlung .Kalender u. Sothisperiode" und .Das neue u. mittlere Reich* wichtig.] — Bruosch, Die Ägyptologie^ Leipzig 1891. Mythologie (soweit für einzelne Fragen in Betracht kommend). Brugsch, Die Sage v. d. geflOgelten Sonnenscheibe, GÖttingen 1870. — Krall, Ettides chronol (Bee. de traveaux rel, ä la Phü, et Arch, ^. et ctasyr., II 66). — V. V. Straüss, Die aUäg. Götter u, Göttersagen, 1889. — Wibdemann, Ztschr. f. äg. Spr., 1878, XVI 89 (Bennn- Vogel). — A. Erman, Die ägypt. Religion (Hand- bücher der Kgl. Museen z. Berlin, 1905.) m. Kapitel. Zeitrechniing der Mohammedaner (Araber und Türken). § 48. Yorbemerkung. Die Zeitrechnung der Araber, wie sie jetzt noch von den Moham- medanern gebraucht wird, nimmt mit der Epoche der Hidschra, dem 15. Juli 622 n. Chr., ihren Anfang. Die Einrichtungen dieses Kalenders sind uns völlig bekannt. Dagegen befinden wir uns noch sehr im Zweifel, von welcher Beschaffenheit die Zeitrechnung der Araber in der vorislamischen Zeit gewesen ist, nämlich in der Epoche, die dem Auftreten Mohammeds als Seligionsstifter voranging. In Beziehung auf dieses altarabische Jahr sind wir nämlich auf die Nachrichten arabischer Schriftsteller angewiesen, die ziemlich spät, in den vor- gerückteren Jahrhunderten der Hidschra, gelebt haben und die in der alten Tradition nicht mehr sicher sind, welche daher entweder die Nach- richten voneinander entlehnen oder, wenn sie eigenen Interpretationen folgen, vielfach einander widersprechen. Es finden sich zwar auch in Resten altarabischer Dichtungen und Volkspoesien, die uns er- halten geblieben sind, mancherlei Hindeutungen auf die Monate, das Jahr u. s. w., allein diese Hinweise reichen zur Bildung einer Ansicht über das vorislamische Jahr bei weitem nicht aus. Leider haben auch die archäologischen Funde der neueren Zeit in Arabien in dieser Beziehung nichts Positives an Material beigebracht. Vermöge dieser Verhältnisse ist es erklärlich, daß sich die modernen Ansichten über die Frage der altarabischen Zeitrechnung noch im scharfen Gegensatze zu einander befinden, und es hat auch nicht den Anschein, daß — bei dem Mangel an zuverlässigem Material — jene Frage bald einer befriedigenden Lösung nähergerückt werden könnte. Unter diesen Umständen kann dem Leser über das Zeitrechnungswesen vor dem Islam nicht viel dargeboten werden, und insbesondere mag er die Ansichten über die Form des altarabischen Jahres, die er im Folgenden (§ 52) dargelegt findet, mit mancher Reserve entgegennehmen. § 49. Neuere und alte Namen der Monate. 239 A) Die Yorislamische Zeitrechnnng. § 49. Neuere und alte Namen der Monate* Die Namen, welche die Araber gegenwärtig für die Bezeichnung ihrer Monate gebrauchen, sind ziemlich alt und kommen auch schon einige Jahrhunderte vor Einführung des Mohammedanismus in der Volkspoesie vor. Es sind folgende: 1. Moharrem (oder Safari) 7. Redscheb 2. Safar (oder Safar II) 8. Schabän 3. Rehil 9. Ramadan 4. ReMII 10. Schaxvwäl 5. Dschumädäl 11. Dhul-kade 6. Dschutnädäll 12. Dhul-hiddsche. Es ist Yon Wichtigkeit, den Sprachgebrauch kennen zu lernen, nach welchem in der alten Poesie diese Namen den einzelnen Monaten beigelegt werden. J. Wellhäusen hat hierüber zahlreiche Beispiele gesammelt. Moharrem bedeutet „heilig". Der Name dieses Monats soll ur- sprünglich Safar gewesen sein, so daß er mit dem darauffolgenden Monate den Doppelmonat Safar I und Safar II bildete; erst unter dem Islam sei (nach Bughabi) der Name Moharrem aufgekommen. In der Tat ist in den Poesien hier und da von zwei Monaten Safar die Bede; Moharrem und Safar werden oft nebeneinander genannt und an die Spitze des Jahres gestellt. Safar ist die Zeit der wechselnden Temperatur, der Winde, die Zeit vor dem Herankommen der Kälte, der Herbst. ReM bedeutet Kegenzeit, Wachstumzeit überhaupt. Der Name wird nicht nur auf den Herbst, sondern auch auf das Frühjahr be- zogen. Oft ist Rebi die Zeit der Frühlingsregen, „wo die Steppe grün wird und die Stämme sich auf der Weide zerstreuen, wo die Kamele werfen und die fette Milchzeit anfängt". Anderseits bezeichnete Rebt bei den alten Arabern aber auch den Herbst. Dschumädä ist die Zeit der kalten Morgen, der Fröste, die dürre, unfruchtbare Zeit. In den alten Poesien ist häufig die Rede von „der bösen Nacht im Dschumädä, wenn die Hunde nicht bellen, die Schlangen in ihren Löchern bleiben und der Wanderer sich nach einem gast- freundlichen Feuer umsieht". Redscheb führt den Beinamen al asamm „der taubstumme" von alters her, d. h. der Monat, der nicht Waffenlärm hört; oder die Be- zeichnung al schahr al haräm „der heilige Monat". Er war der 240 III. Kapitel. Zeitrechnung der Mohammedaner. Friedensmonat, in welchem feindliche Absichten unterdrückt wurden; im Bedscheb wurde an den heiligen Orten ein Fest gefeiert. Den Schabän nennt der Chronograph ALBiEUNi (973 — 1048) die Zeit, wo die Stämme sich in ihre Lager zerstreuten und wieder Raub- züge unternahmen. Ramadan bezeichnet „die Zeit, wo die Hitze anfängt und der Boden brennend heiß wird". Schawwäl leitet AiiBiBUNi ab von schatvmlü = abbrechen (nach Ansicht anderer ist es die Zeit, wo die Kamele ihren Schwanz ab- werfen). Dhul-kade und Dhul-hiddsche sind beide „heilige" Monate; im ereteren heißt es im Volke „Sitz ab und vermeide den Kampf" (ALBiKUNi); der andere Monat bestimmt die Zeit des hadsch = des Pilgerfestes. Die Monatsnamen, welche vor der Einführung der eben genannten in Arabien im Gebrauch waren, müssen in den einzelnen Landesteilen recht verschieden voneinander gewesen sein, denn es werden uns von den Schriftstellern ganz abweichende Namen überliefert, was schon darauf hinweist, daß die Zeitrechnung bei den alten Arabern eine wenig einheitliche gewesen sein mag. Ich setze hier die Monatsnamen an, welche ALBi»uNi^, Masudi (im Murüdsch-el-dhahab) angeben, und jene, weicne bisher aus sabäischen Ins chriiten- bekannt geworden sind: ÄLBlRUNi : MasudI : Sabäische Namen: 1 a1 mutamir natih fvnhH Du-Ahaht * 1 näjir tahil HHHH Dü-Danim Jchawwän talih hSHH Dü-Data suiüän nädjir HXIYH Dü-Hi§§atan hnntam, hanm, hennm, aslakäh, asmkh !»BfH Dä-Hadar robba zabbä, baidah, ronna amnah ♦!»MH Dü-garif al asamm älak HHiTMlIH Dü-Mahzadim ädily adel, wül, tvoghl kasa XoTil>no 'Abar-Na'qwät näfiJc, nat'ik zäher HAi^H Dü'Falasim wäghil, wdü, tvaghel bart, mart ll?W|o!.^H Dü'fara^hanj . m huwä, ranna, hewah harfj ndis HhlAH Dü'SaVam hiiraky barah naas, meris i>oSH Dü'Taur 1) CJironol. of anc. nations, ed. Sachau, S. 71. 2) MoRDTMANN u. D. H. MÜLLEB, Sahätscke Denkmäler (Denkachr, d, Wiener Akad. d. Wiss., phil.-hist. Kl., 33. Bd., 1883), S. 51. 3) Umschreibung der sabäischen Namen nach einer Mitteilung von Prof. Dr. D. H. MÜLLEB. L § 50. Jahreszeiten. Wochen. Zählung nach Nächten. 241 Von diesen Namen läßt sich nur bei wenigen angeben, inwiefern sie mit den neueren Monatsnamen identisch sind. Am wenigsten ist dies der Fall bei den sabäischen, bei welchen kaum sicher ist, ob sie hier in der richtigen Aufeinanderfolge stehen. Der dritte der sabäischen Monate ist der Frühlingsmonat, der vierte der Pilgermonat, der sechste der Herbstmonat, der siebente der Erntemonat. Auch die Schriftsteller weichen voneinander ab, sowohl in den Namen wie in der Reihenfolge, wie man beim Monate najir sieht, welchen ALBiEÜNi als zweiten Monat, MastjbI dagegen als vierten aufzählt Einigermaßen sicher ist, daß khaivwän = Bebt I, hantam Qiennin) = Dschumädä I, waghil = SchcLbän, und huwä = DhuUkade ist; von den übrigen ist vermutlich mutamir = Moharreni, näjir = Safar oder JSedscheb, guwän = Bebt II, ronna (baidah) = Dschumädä II, asamm = Redscheb, naüh = Ramadan, wül (ädil) = Schawwäl , burah = DhuI'hiddscheK § 50. Jahreszelten. Wochen. Zählung nach Nächten. Für die Zahl der Jahreszeiten (fasl), welche die alten Araber unterschieden, kommen bei den Schriftstellern vier und sechs vor: saif = Frühling, Jcais = Sommer, chanf oder rebi = Herbst, schitä = Winter; oder rebi el atvwel = Frühemte, saif ^= Vorsommer, Jcais = Sommer, rebi el fÄani = Späternte (der Früchte), cÄar?/* = Herbst, schitä = Winter. Die ältere Teilung des Jahres aber war nach Wellhausen wahrscheinlich eine Dreiteilung, in eine Eegenzeit, dürre Zeit und heiße Zeit, worauf die Monatsnamen Rebi (Frühjahrsregen), Dschumädä (dürre, unfruchtbare Zeit) und Ramadan (Hitzezeit) hin- deuten, welche von jenen Jahreszeitnamen abgeleitet sein könnten. Der Bedeutung der Monatsnamen nach müßten bei einer Vierteilung des Jahres etwa Moharrem, Safar und Rebi I den Herbst, Rebi II, Dschumädä I und // den Winter, Redscheb und Schabän das Früh- jahr, Ramadan, Schawtväl und die beiden Schlußmonate den Sommer vorstellen. Da Moharrem (oder Safar I) in den alten Dichtungen den Beginn des Jahres bezeichnet — auch der ihm entsprechende alte Monat al mutamir heißt „der das Glück bestimmende, welches das Jahr bringt" — so müßte das Jahr mit dem Herbst begonnen haben, also gleich dem der Hebräer u. s. w. ein sogenanntes „Tischri- jahr" gewesen sein. Dies ist auch die Meinung von Wellhausen, Caüssin de Pebceval u. a. Femer scheinen die Monatsnamen, wie man ans den vorhin angegebenen Bedeutungen ersieht, mit einem nach 1) Über die BedeutUDg der alten MonatsDamen vgl. die ErkläniDgen, welche AlbIbCkI (a. a. 0., S. 71) gibt. Oinsel, Chronologie 1. ^^ 242 III. Kapitel. Zeitrechnung der Mohammedaner. dem Sonnenläufe regulierten Jahre (Ackerbaujahr) zusammenzuhängen, da sie auf Hitze, Kälte, Trockenheit einige Beziehung haben. Es wird deshalb von einigen Autoren das altarabische Jahr als ein not- dürftig eingerichtetes Sonnen jähr aufgefaßt. Jene Beziehungen, die übrigens bei den altarabischen Monatsnamen viel weniger vorhanden sind als bei den neueren Namen, können aber auch nur die klima- tischen Differenzen innerhalb des Jahres im aUgemeinen ausdrücken, ohne gerade für bestimmte Jahresteile zu gelten. Es scheint deshalb bedenklich, wenn man bloß aus Beziehungen einiger Monatsnamen auf Jahreszeiten die Annahme eines Sonnenjahres ableitet. Überdies sprechen manche Erwägungen dafür, daß das Jahr der alten Araber kein Sonnenjahr, sondern ein Mondjahr war. Die Gründe, die hierfür beigebracht worden sind, werde ich in § 52 anführen. Bei den alten Arabern kommt auch schon die siebentägige Woche vor. Die Namen der Wochentage waren: 1. awwel = Sonntag 4. duhär = Mittwoch 2. ahwan (bähün) = Montag 5. mmiis = Donnerstag 3. dschuhär = Dienstag 6. arüha = Freitag 7. schiyär = Sonnabend. Die siebentägige Woche ist schwerlich eine eigene Erfindung der heidnischen Araber. Den Babyloniern kann sie, wie schon (S. 121) bemerkt worden ist, nicht mit voller Sicherheit zugeschrieben werden, dagegen ist wahrscheinlich, daß sie doch in jenem vorderasiatischen Kulturkreise, dessen Zentrum Babylonien war, ihren Ursprung gehabt hat. Von dort werden die Araber sie übernommen haben. Die Sieben- zahl der Wochentage erklärt sich, wie ebenfalls schon bemerkt wurde, aus der Heiligkeit und Bedeutung der Sieben in der alten vorder- asiatischen Weltanschauung. In ein Mondjahr — vorausgesetzt, daß die alten Araber ein solches gehabt haben — scheint die siebentägige Woche nicht gut zu passen. Doch hat D. Nielsen eine Erklärung darüber gegeben^, welche die Einreihung der Woche in den Mondlauf recht plausibel erscheinen läßt. Die Monate wurden jedenfalls vom Neulichte ab gerechnet, und die drei Tage um die Zeit des Neu- mondes, wo der Mond unsichtbar bleibt, haben schon in der alt- babylonischen Überlieferung ihre besondere Bedeutung, da sie als die Zeit des Euhens des Mondes {äabattum oder äubtü) bezeichnet werden *• 1) Die altarabische Mondreligion u. die mosaische Überlieferung y 1904, S. 72. 2) Daß der hebräische nSabbath** von dem babylonischen iabatiu ableitbar ist, und dafi iabattu in babylonischen Tafeln als Büß- oder Bettag erwähnt wird, ist schon S. 120 Anm. 1 angegeben worden. Einige Spuren deuten daraufhin, daß die oben erwähnte dreitägige ,Ruhe* des Mondes durch ein Trauerfest, Fasten oder dgl. gefeiert wurde. So sollen die Harranier (Haupt-Mond Verehrer) an den ersten 3 Tagen des Monats (Neumond) gefastet haben [Chwolsoh» , Sabier II 74]. §51. Die heiligen JVIonate. Die Nasaa. 243 Wenn man die Länge zweier Mondmonate (59 Tage) zusammenfaßte, hiervon die ungünstigen 3 Ruhetage in Abzug brachte und die Zeit der faktischen Sichtbarkeit des Mondes (56 Tage) in 8 Teile teilte, so konnte man auf die siebentägige Woche gelangen. Einen ursprüng- lichen Zusammenhang je zweier Monate bei den Arabern ersehen wir aber aus den Bezeichnungen Safar I—Safar II, Bebt I—Bebt II, Dschumädä I^Dschumädä II, welche darauf hindeuten, daß wenigstens das eine Halbjahr, das Winterhalbjahr, ehemals aus 3 Doppelmonaten bestanden hat. Von altem Gebrauche scheint bei den Arabern auch die Gewohn- heit zu sein, nach Nächten zu zählen, die sich bis in die mohammeda- nische Zeit erhalten hat. Es werden je drei Nächte unter einem besonderen Namen zusammengefaßt. Die zehn Nächtebezeichnungen, die sich so ergeben, sind mit Beziehungen auf den Stand und die Lichtphase des Mondes ausgewählt und heißen, vom ersten Monats- tage an gerechnet: ghurar, nufal, tusa, iishar, lud, dura, zulam, hanädis (od. duhm), da-ädi, mihäJcK Für einige Nächte hat man noch andere Namen; die 14. Nacht (Vollmond) heißt badr, die letzte im Monat sirär {fahama, barä). Die Bezeichnungen weisen sehr auf den Gebrauch eines Mondjahres hin. Die 24-Stunden-Teilung des Tages, die wir bei den mohammeda- nischen Arabern antreffen, ist den heidnischen Arabern noch unbekannt gewesen. § 51. Die heiligen Monate. Die Nasaa. In § 49 haben wir schon den Moharrem, den Bedscheb, den Dhul- Jcade und den Dhul - hiddsche als „heilige" Monate kennen gelernt. Der Moharrem war als Eröffnungsmonat des Jahres geheiligt, der Bedscheb wahrscheinlich wegen des Frühlingfestes, Dhul- Jcade und Dhvl'hiddsche waren die Monate zur Vorbereitung und zur Ausführung des uralten Festes der Pilgerfahrt. Während dieser Monate war es üblich, Blutrache zu vermeiden und die kriegerischen Untemehmungen einzustellen. Zwei der heiligen Festzeiten werden bereits im 6. Jahrh. n. Chr. genannt. Peokop {de bello persico, II c. 16) erzählt, bei der Beratung eines Feldzugplanes (541 n. Chr.) hätten zwei Führer er- klärt, daß sie wegen der in ihrer Abwesenheit von Syrien zu be- fürchtenden räuberischen Einfälle des Araberkönigs Almundhir ihren Posten nicht verlassen könnten. Darauf habe ihnen Belisar erklärt, daß ein solcher Raubzug jetzt nicht zu befürchten sei, da man sich vor dem Sommersolstiz befinde, der Zeit, wo die Araber durch 1) S. die Erklärungen der Namen bei ALBiRÖNl (a. a. O., S. 74). 16* 244 III. Kapitel. Zeitrechnung der Mohammedaner. 2 Monate vermöge ihrer Keligion zu einer Waffenruhe gezwungen seien. Eine andere Stelle aus Nonnosus (Photios, BibUoth. Cod. 3) gibt Kunde von Arabern, die an einer heiligen Stätte jährlich zwei- mal ein Fest feiern, das eine um Frühlingsmitte, beim Eintritt der Sonne in den Stier, durch einen Monat, ein zweites durch 2 Monate um die Zeit der Sommersonnenwende. In unmittelbarer Verbindung mit den heiligen Monaten stehen die Nasaa, die Verschiebungen {Nasaa ist der Plural von Näsi). Da nämlich drei heilige Monate, Dhul-lcade, Dhul-hiddsche und Moharreni aufeinanderfolgen, so fanden sich manche arabische Stämme, die ihren Erwerb hauptsächlich im EÄube suchten, durch das Verbot der drei- monatlichen Waffenruhe sehr geschädigt. Man griff deshalb über- einkommend zum Näsi, d. h. man verschob die Heilighaltung eines Monats auf einen späteren. Die Bestimmung des Monats, welcher an die Stelle eines der heiligen Monate treten sollte, war den Kalammas (=Meer des Wissens) vorbehalten, nämlich dem Oberhaupte eines für diese Würde privilegierten Kinäna-Stammes. So erklärt z. B. Baghawy {Tafsyr 9, 37): „Die Bedeutung des Wortes Näsi ist, daß die Heilig- haltung eines Monats auf einen anderen verschoben wird. Die Araber hielten sorgfältig auf die Beobachtung der heiligen Monate. Sie lebten aber meistens von der Jagd und vom Kaube, und es fiel ihnen oft schwer, drei Monate nacheinander darauf zu verzichten. Es ereignete sich bisweilen, daß ein Krieg in einem heiligen Monate veranlaßt wurde, und sie wünschten ihn nicht zu verzögern. Sie halfen sich also durch das Näsi, d. h. sie erklärten den Monat für frei und einen späteren für heilig. Auf diese Art pflegten sie die Beobachtung des Mohär rem auf den Safar zu verechieben , sie feierten den Safar und erklärten den Moharrem für frei." Bei diesen Verschiebungen handelte es sich um die Festsetzung des nächsten hadsch d. i. des Pilgerfestes. Das Näsi wurde deshalb, dem in dieser Beziehung übereinstimmenden Berichte von Mogahid, Kelbi, Albiruni u. a. gemäß, nach Beendigung jenes Festes vorgenommen. Die Verschiebungen müssen wir wohl als willkürliche annehmen, denn wenn sie nach einer festen Regel, in den gleichen Intervallen, erfolgt wären, so hätte man eigentlich der Kalammas nicht bedurft. Hiermit deckt sich der Begriff des Wortes Näsi = vergessen, übergehen, welcher darauf hindeutet, daß man das Pilgerfest nur einige Jahre hindurch in dem gleichen Monate feierte, nach dieser Zeit aber auf den folgenden Monat verlegte. Die alten arabischen Schriftsteller sind sich aber betreffs des Gebrauches des Näsi wenig klar und widersprechen sich in ihren Angaben. Während man aus der Ausdrucksweise bei Ibn Ishak, Kelbi, Baghawy darauf schließen kann, daß das Näsi in einer willkürlichen Verschiebung be- stand, geht aus den Worten anderer hervor, daß es sich um die regel- § 51. Die heiligen Monate. Die Nasaa. 245 mäßige EinschaltuDg von MoBaten nach einem gewissen Turnus ge- handelt hätte, um die Übereinstimmung des Pilgerfestes mit derselben Jahreszeit herbeizuführen. Abu Machae gibt an, die Araber hätten in 24 Mondjahren 12 Mondmonate eingeschaltet, nach Albibvni 9 Monate in 24 Jahren, desgleichen nach Makbisi, einen Monat in 3 Jahren nach Masudi. Da die Schriftsteller hier nicht einzeln an- geführt werden können *, so will ich wenigstens die Worte Albirunis ansetzen, eines Autors, dessen Berichte für die Kenntnis der orienta- lischen Chronologie so wertvoll sind, obgleich er in dem uns hier interessierenden Gegenstande ebensowenig selbständig spricht, wie die anderen : „In den Zeiten des Heidentums gebrauchten die Araber ihre Monate ähnlich wie die Muselmänner, ihr Pilgerfest durchlief alle vier Jahreszeiten. Aber dann wollten sie das Pilgerfest in eine Zeit verlegen, wo ihre Waren, die Häute, Felle, Früchte, für den Markt vorbereitet wären, und suchten es darum unbeweglich zu machen, damit es in die beste und ergiebigste Zeit des Jahres falle-. Daher lernten sie das Einschaltungssystem von den Juden ihrer Nachbar- schaft, über 200 Jahre vor der Hidschra. Und sie gebrauchten die Einschaltung gleich den Juden, indem sie die Differenz zwischen ihrem Jahre und dem Sonnenjahre, wenti sich dieselbe zum vollen Monate angehäuft hatte, zu den Monaten ihres Jahres legten. Dann erhoben sich nach Beendigung des Pilgerfestes die Kalammas, hielten eine Ansprache an das Volk und schalteten den Monat ein, indem sie dem nächsten Monat den Namen dessen gaben, in welchem sie sich befanden. Die Leute stimmten bei und nahmen die Entscheidung der Kalammas an. Dieses Vorgehen nannten sie Nasi, d. i. Verschiebung, weil sie in jedem 2. oder 3. Jahre den Jahresbeginn um einen Monat verschoben, wie es das Fortschreiten des Jahres verlangt. Die erste Einschaltung wurde auf den Moharreni gelegt, folglich wurde Safar nun Mohär reni genannt, Rebi /wurde Safar geheißen u. s. w., und in dieser Weise wechselten die Monatsnamen. Bei der zweiten Schaltung wurde Safar genommen, folglich wurde Rebi I nun Safar, und so fort. Die Araber zählten die Schaltzyklen des Nasi und fixierten danach ihre Daten. Sie sagten z. B. , von der Zeit A bis zur Zeit B hätten die Jahre einen Zyklus durchlaufen. Wenn es 1) Die Hauptstellen über das Näsi finden sich gesammelt bei Sfrbnoeb, Zeitschr. d. deutsch, morgenl. Ges., XIII, 1859, S. 143 — 150; vgl. Journ, asiatiquej 1843, April; Mem. de VAead. d. Imcnpt, T. XLVIU. 2) Die Märkte hatten grofie Bedeutung für die nomadisierenden Stämme, sie standen mit den Festen und Festorten in Verbindung und waren von diesen abhängig. Vgl. MASt^Dt: r^Safar hatte seinen Namen wegen der Märkte in Yemen .... die Araber holton sich dort ihr Korn, und wer dahinter blieb, kam vor Hunger um'. ALBfRusi (a. a. 0., S. 824) nennt eine Reihe von großen Messen, die meist 5 bis 10 Tage lang abgehalten wurden. 246 III. Kapitel. Zeitrechnung der Mohammedaner. aber trotz der Einschaltung vorkam, daß ein Monat seinen Platz in den Jahreszeiten überschritt — infolge des Überschusses über das Sonnen jähr und der Überbleibsel vom Sonnen- und Mondjahr, welche sie zu dem Mehr hinzugefügt hatten — machten sie eine zweite Ein- schaltung. Solch eine Progression waren sie fähig aus dem Auf- und Untergange der Mondstationen, ob notwendig, zu beurteilen. So blieb es bis zur Zeit, als der Prophet von Mekka nach Medina flüchtete und der Einschaltungstumus an den Schabän gekommen war. Da wurde dieser Monat Moharrem genannt, und Ramadan wurde Safar. Dann beobachtete der Prophet noch das Abschieds - Pilgerfest , bei welcher Gelegenheit er sich zum Volke wandte und sagte: „„Die Zeit ist herum, so wie sie war am Tage der Schöpfung des Himmels und der Erde durch Gott" " ^ womit er meinte, daß die Monate nun an ihre ursprüngliche Stelle zurückgekehrt seien, und daß sie von den Veränderungen befreit seien, welche die Araber mit ihnen früher vor- genommen hätten Darauf wurde das Näsi verboten und für immer vernachlässigt-." In ähnlicher Weise drückt sich der noch frühere Schriftsteller Abu Mächak (gest. Hid. 272) aus. Man darf aber weder auf diese Autoren noch auf die später schreibenden besonderes Gewicht legen, da sie, wie eingangs dieses Kapitels bemerkt, von einander entlehnen. Die verschiedenen Hypothesen von den Schaltzyklen scheinen vielmehr erst aufgekommen zu sein, als die einstige Bedeutung des Näsi vergessen war und mit dem Schaltungsprinzip der Juden zusammengeworfen wurde. Auch die modernen Chronologen befinden sich über die Bedeutung des Näsi im Zweifel und setzen darin, je nach der Hypothese vom altarabischen Jahr, die sie vertreten, die bloße Verschiebung der heiligen Monate oder aber ein Lunisolarjahr mit zeitweiser Einschiebung eines dreizehnten Monats voraus. Ich zitiere noch 2 Koränstellen, welche öfters als Beweis für die Bedeutung des Näsi als „Einschaltung" angeführt werden: Sure IX, 36 : „Die Zahl der Monate besteht nach göttlicher Vorschrift aus 12 Monaten. So ist's aufgezeichnet im Buche Gottes, seit dem Tage, an welchem er Himmel und Erde ge- schaffen. Vier von diesen Monaten sind heilig. So lehrt's die wahre Keligion." Sure rX, 37: „Die Verlegung des heiligen Monats auf einen andern ist eine Zutat des Unglaubens. Die Ungläubigen-^ sind hierin im Irrtum. In dem einen Jahre erlauben und 1) Koran, SÄre IX, 38. 2) Chronol of anc. nationSy S, 78. 3) D. h. die Christen und die Juden ; vieUeicht hauptsächlich gegen die Ein* Schaltungsmethode der letzteren gerichtet. § 52. Hypothesen über das altarabische Jahr. 247 in dem andern Jahre verbieten sie einen Monat, damit sie mit der Zahl der Monate, welche Gott geheiligt, übereinstimmen, und so erlauben sie gerade das, was Gott verboten." Das Amt der Kalammas bestand bis zum Jahre Hidschra 9; der letzte Kalammas war (nach Masudi) Abu Temamah. Im darauf folgenden Jahre verbot Mohammed den ferneren Gebrauch des Näsi durch die Koran verse IX, 36, 37. Deshalb hätten von da ab, wie mehrere Schriftsteller bemerken, die arabischen Monate alle Jahres- zeiten durchlaufen, und ihre Namen hätten nicht mehr mit der ursprüng- lichen Bedeutung übereingestimmt. § 52. Hypothesen Aber das altarabische Jahr. Bei der Frage nach der Form des altarabischen Jahres handelt es sich hauptsächlich um das von Mekka, denn diese Stadt hatte durch ihren Handel und als Kultusstätte schon lange vor Einführung des Islam eine führende Stelle im mittleren Westarabien erlangt. Über das anderweitige Arabien können nur schwache Vermutungen geäußert werden, aber wahrscheinlich war dort das Zeitrechnungswesen nur sehr wenig entwickelt und örtlich verschieden, wie die Kultusformen. Caussin de Pebceval ging von der Bedeutung der Monatsnamen aus; er nahm an, daß die Araber nach Mondmonaten (von Neumond zu Neumond) rechneten, aber nach etwa 2 oder 3 Jahren einen Monat einschalteten (gemäß den Berichten der alten Schriftsteller), daß jedoch infolge des mangelhaften Schaltungsverfahrens allmählich die Monate sich gegen die Jahreszeiten verschoben haben. Spkenger suchte da- gegen aus Daten aus dem Leben des Propheten und aus den Schrift- stellern darzutun, daß das altarabische Jahr nur ein reines Mondjahr, ohne jede Einschaltung, gewesen sein muß ; er faßt also das Näsi nur als Verschiebung auf. Dagegen sei die Zeit des hadsch insofern nach dem Sonnenjahre bestimmt worden, daß die Opfertiere für das Fest vor dem VoUmonde, welcher vor dem Frühlingsäquinoktium oder nahe demselben war, geschlachtet wurden, und daß dem Volke bekannt gegeben ward, auf welchen Mondmonat im nächsten Ja&r der hadsch fallen werde. Er glaubte auch vermuten zu sollen, daß der Monat des hadsch durch die Anwä, d. h. durch das Sichtbarwerden und Ver- schwinden der Mondstationen ^ in der Abend- und Morgendämmerung 1) Der kosmische Untergang der Mondstationen heifit NatOy im Plural Anwä ; das Naw spielt in der Witterangslehre und Astrologie der alten Araber eine wichtige RoUe. Vgl. die Stellen au^ den Autoren, die Spbenoer (a. a. 0., S. 161) gesammelt hat. 248 III. Kapitel. Zeitrechnung der Mohammedaner. vorherbestimmt worden sein könnte. J. Wellhausen griff wiederum aaf ein mangelhaft eingerichtetes Sonnen jähr zurück , in welchem die Monate alle Jahreszeiten durchlaufen hätten; er brachte zahlreiche Beispiele aus der alten Poesie bei, welche dafür beweiskräftig wirken sollten. Nach sicheren Berichten aus dem Leben des Propheten fiel im Jahre Hid^chra 10 der 1. Moharrem auf den 9. April, der 1. Eedscheb auf den 3. Oktober; aus der Bedeutung der Monatsnamen haben wir aber gesehen (s. S. 239), daß der Moharrem den Herbst und der Eedscheb das Frühjahr eröffnet. Von den Festzeiten, über welche die Stellen bei Pkokop und Nonnosus (s. vorher S. 243) Kunde geben, müßte die zweimonatliche, mit Sommer bezeichnete mit den Monaten Dhul'Jcade, Dhul-hiddsche koinzidieren, die einmonatliche im Frühjahr mit dem Eedscheb, während im 6. Jahrb., wie eben gezeigt wurde, der Eedscheb in den Oktober und der Doppelmonat Dhul-Tcade-DhuU hiddsche auf Februar-März fiel. Mahmlt) Effendi ist in einem, wie es scheint, bisher weniger beachteten Memoire über das altarabische Jahr wieder auf die An- nahme eines reinen Mondjahres zurückgekommen. Die Grundlage seiner Untersuchung bilden 3 Daten: 1. Nach einer Tradition wurde dem Propheten im 8. Jahre Hidschra, als er nach Medina gekommen war, von einer Sklavin ein Sohn Ibrahim geboren; letzterer starb, als er 1 Jahr 10 Monate 10 Tage alt geworden war. Bei seinem Tode ereignete sich eine Sonnenfinsternis, die vom Volke als Ursache jenes Todes angesehen wurde, und über welche irrtümliche Meinung der Prophet das Volk aufklärte. Da der Monat der Geburt nach der Tradition der Dhul-hiddsche war, kommt man für den Todestag etwa auf den Schawwäl Hid. 10. Am 27. Januar 632 n. Chr. fand aber eine ringförmige Sonnenfinsternis statt, welche in Medina sehr auf- fällig, nämlich 10 Zoll war. Diesem Datum entspricht der 29. Schawwäl Hid. 10. Der Todestag Ibrahims ist hierdurch zweifellos bestimmt 2. Als zweiten Ausgangspunkt der Untersuchung nimmt Mahmit) den Tag der Flucht, welchen er, nach sorgfältiger Prüfung der Quellen, auf den 20. September 622 n. Chr. festsetzt; der Tag entspricht Montag, dem 8. Eebi L 3. Für die Zeit der Geburt des Propheten läßt sich nach den besten Quellen das Frühjahr 571 n. Chr. voraus- setzen. Eine Anzahl arabischer Schriftsteller berichtet, daß seine Geburt durch eine Konjunktion der Planeten Jupiter und Saturn ver- herrlicht worden sei, die kurz vor seiner Geburt im Skorpion statt- fand und die sie deshalb die „Konjunktion der Religion" nennen. Es kann nur diejenige sein, die im März 571 stattfand ^ Als Geburtstag 1) Mahmud Effendi setzt die Konjauktion auf den 29. oder 80. März 571, da er aus den BouvARDschen Tafein für den 1. April die geozentr. Längen des § Ö2. Hypothesen über das altarabische Jahr. 249 wird der 8. oder 10. oder 12. Bebt I, ein Montag, angegeben. Der Neumond nach der Konjunktion trat am 10. April 9** morgens (für Mekka) ein, die Sichel konnte also erst am 11. April abends sichtbar werden; der Bebt I fing also mit dem 12. April an. Nehmen wir den 9. Beil I als Geburtstag an, so kommen wir auf den 20. April 571 = Montag \ — Von den 3 so erhaltenen Daten liegen zwei nach dem Beginn der Hidschra, ein Datum vor derselben. Man kann also daraus den Schloß ziehen, nach welcher Jahresform wenigstens seit 571 n. Chr. gerechnet worden ist. Die Differenz 20. April 571 bis 27. Januar 632 ist 22 197 Tage, die andere zwischen 20. April 571 bis 20. September 622 ist 18 781 Tage. Da die Länge des reinen Mondjahres 354,367 (s. S. 64) Tage beträgt, ergibt die erste Differenz 62 Mondjahre 226 Tage, die zweite 53 Mondjahre weniger 1 Tag. Es durfte hieraus hervorgehen, daß in jener Zeit die Araber nach dem reinen Mondjahre rechneten, oder wenigstens, daß dieses Mondjahr in den 62 Jahren, welche der Kalenderreform vorangehen, nicht verändert worden ist, denn vom 9. Bebt I (571 n. Chr.) bis 8. Bebt I (622 n. Chr.) sind 53 reine Mondjahre, vom 9. Bebt I (571) bis 29. Schawwäl (632) sind 62 Mond- jahre und (9. Bebt I bis 29. Schawwäl = 226) 226 Tage verflossen. Im Gegensatze zu Mahmud und Speengee, welche das Käsi nur in der Bedeutung „Verschiebung des heiligen Monats** auffassen und bei den alten Arabern ein fortwährend gegen die Jahreszeiten sich verschiebendes Mondjahr voraussetzen, hat in neuerer Zeit H. WiNCKiiEB die Hypothese zu beweisen versucht, daß das altarabische Jahr ein Japiter 215,04^ und die des Saturn 215,28^ erhält. Die SaturnbewcguDg in den BouvARDschen Tafeln ist aber veraltet (a. Einleitung S. 50). Die Konjunktion fand vielmehr schon Anfang März statt. Aus den NEUGEBAUERschen Tafeln erhalte ich nämUch die geozentr. Orte des Jupiter und Saturn wie folgt: 15. Februar 571 geozentr. Länge des Jupiter 217,11<>, geozentr. Breite + 1,30<* , des Saturn 217,63 , , + 2,47 1. März , , des Jupiter 216,94 , , + 1,33 des Saturn 217,38 , , + 2,51 1. April „ , des Jupiter 214,84 , , + 1,39 , , des Saturn 216,04 , , + 2,59 Beide Planeten hatten also eine langsame retrograde Bewegung und liefen längere Zeit nebeneinander her. Durch mehrere Wochen standen sie dicht übereinander. 1) Den 20. April 571 als Geburtstag Mohammeds nimmt auch Sprenger nach Diskussion der Überlieferung verschiedener Autoren an. Der Tod des Propheten wird auf den 12. Rebil Hid. 11, einen Montag, gesetzt (Juni 632). Die entsprechenden Neumonde fanden am 24. Mai und 23. Juni statt, so daß der Anfang des Monat Rebi I etwa auf den 26. od. 27. Mai fallen konnte. Der Todestag wäre dann 12. Rebil Hid, 11 = 7. Juni 632 Sonntag, oder 8. Juni Montag. Die Zwischenzeit zwischen 20. April 571 bis 7. Juni 632 ist 22329 Tage oder 63 Mondjahre 3 Tage. Dieses Alter Mohammeds, nämlich 63 Mondjahre, stimmt ebenfalls mit der Angabe zahlreicher Quellen, wonach der Prophet 63 Jahre (Mondjahre, denn solche werden immer gemeint, wenn die Quellen nicht andere bezeichnen wollen) alt geworden ist. 250 III. Kapitel. Zeitrechnung der Mohammedaner. völlig geordnetes, mit den Jahreszeiten konfonn gehendes gewesen sei. Wie wir gesehen (S. 243), finden sich Andeutungen, daß das arabische Winterhalbjahr aus 3 Doppelmonaten bestanden hat. Winckleb glaubt, daß der 2. Monat des Doppelmonats Moharrem-Safar^ der Safar, ein eingeschalteter war; aus der Vergleichung der babylonischen Monate mit mehreren alten vorderasiatischen Kalendern leitet er die Folgerung ab, daß einige der alten Jahre (das babylonische, das römische) aus 6 Doppelmonaten bestanden haben und erst durch Ver- schiebung der Eechnung des Jahresanfangs (Herbst oder Frühjahr) verschiedene Selbständigkeit erlangten. Auch das arabische Jahr be- stand ursprünglich aus solchen 6 Doppelmonaten: Bebt (November- Dezember), Dschumädä (Januar - Februar) , Redscheb (März -April), Ramadan (Mai- Juni), Hiddscha (Juli- August) und Safar (September- Oktober). Diese Anordnung soll hinreichen, die Widersprüche, die nach Wellhausen in der Beziehung der Bedeutung der Monatsnamen zwischen der alten Zeit und der späteren liegen, zu beseitigen. Behufs Voraussetzung eines durch Schaltungen geregelten Jahres ist Wenckler genötigt, eine weit höhere Kulturstufe für das alte Arabien anzunehmen, als man vorauszusetzen sich bisher für berechtigt hielt. Aber diese Be- dingung, sowie andere weitgehende Folgerungen, welche Winckleb an die Hypothese knüpft und welche hier nicht weiter ausgeführt werden können, lassen die Theorie eines geordneten Jahres der Alt- Araber sehr zweifelhaft erscheinen. In der Gegenwart macht sich auch eine gewisse Strömung in der vergleichenden Mythologie bemerkbar, welche die Keligion der alten Araber auf die Mondverehrung und im letzten Grunde auf die südbabylonische (harranitische) Mondverehrung zurückzuführen sucht. Man wird zugeben müssen, daß, wenn der Nachweis eines verbreiteten Mondkultus für Altarabien gelingt, auch das SpBENGEK-MAHjfUDSche reine Mondjahr an Aussicht auf Annahme gewinnt, denn Kultus und Zeitrechnung stehen in engster Beziehung zueinander. Die Vertreter jener Forschung (Winckler, Hommel, Nielsen) stützen sich auf Spuren der Gestimverehrung , die aus den Inschriften südarabischer Denk- mäler zutage treten \ und auf die weite Verbreitung gewisser Personen- namen, die als Beinamen des Mondgottes (wadd = Freund, ab = Vater, ^amm = Oheim, Beschützer; 'abi = mein Vater, 'arnrnJ = mein Oheim u.dgl.) oft wiederkehren^; femer auf Eeste alter Kultus- 1) In den hadramautischen Inschriften boH Sin (der Mond) der Hauptgott sein ; in den katabanischen erscheinen Amm (Mond), Sams (Sonne), Athtar (VeDUs), Amhai (Merkur), in den minäischen Athtar^ Wadd (Mond), äams, 2) In der arabischen Mondreligion erscheint (nach Niblsen) die Gottesauf- fassung als eine dreifache, entsprechend Mond, Sonne, Venus, und zwar ist Gott vorwiegend Mondgott, speziell Neumond-Gott. Damit laufen die Auffassungen der § 53. Epochen der alten Araber. 251 Stätten, die sich namentlich auf Bergen vorfinden und der Mond- yerehrung geweiht gewesen sein sollend Einstweilen befinden sich jene Forscher noch im scharfen Gegensatze zu den Tatsachen, die aus der altarabischen Literatur u. dgl. bekannt sind. Wellhausen gibt zwar eine sporadische Gestimverehrung zu, der Sonne (welche oft „die Göttin" heißt) ^ der Venus (bei den Uzza), des Merkur (bei den Tamim in Ostarabien), aber die Objekte der Verehrung seien hauptsächlich Steine und Bäume gewesen. Der Mondgott Hobäl, auf den WrNCKLEE viel Gewicht legt, nimmt bei Wellhausen eine keines- wegs besondere Wichtigkeit ein^ Man sieht wohl aus meiner bisherigen Darstellung, daß die Frage nach der Beschaffenheit des altarabischen Jahres zurzeit noch eine offene ist. ■ § 53. Epochen der alten Araber. Die vorislamischen Araber müssen verschiedenerlei Epochen bei den Jahrrechnungen gehabt haben; dieselben scheinen so zahlreich gewesen zu sein wie ihre verschiedenen Monatsnamen. Albibuni zählt Schlachttage, Gedächtnistage, das Jahr der Erneuerung der Kaaba u. a. als Epochetage einzelner Stämme auf^ Allgemeiner ist vermutlich nur das Jahr des Verrates (oder des Frevels = jaum el fedschär) und das Jahr des Elefanten {am el ßl) gebraucht worden. Das erstere bezeichnet das Jahr, in welchem die Banfi-Yarbü gewisse Gewänder stahlen, die der himjarische König zur Kaaba gesendet hatte, und weswegen es zur Zeit des heiligen Pilgerfestes zu einem Zusammen- Harraniter und Babylonier parallel; bei den enteren bilden Sin (Mond), barratu (Sonne) und Utar (Venus) die Dreiheit, bei den Babyloniern Sin, Samaä und litar. Die besondere Stellung, die der Mondgott einnimmt, soll auch dadurch angezeigt sein, daß der Name des Gottes in den Inschriften nicht direkt genannt, sondern umschrieben wird mit «Sein Name'. 1) Offene Plätze, mit Steinen eingefaßt, bisweilen mit Fundamenten von Opferaltaren finden sich bei Marib, Südarabien [s. Beschreibung von Gtlaser, bei Nielsen S. 100, und Abnaud, Joum, Asiat.^ 4. s^r., V, 1845], bei Petra (s. G. L. BoBiNSON, Die Opferstätte hei Petra ^ Mitteil. u. Nachr. d. deittsch. Palästina- Vereins, 1901, Nr. 2). Ob für Sonnen- und Mondbeobachtungen nach den Himmels- gegenden orientiert? 2) Sonnenkultus in Arabien erwähnt schon Strabon XVI. Aus süd- arabischen Denkmälern ist ansehnliches Material über den Sonnendienst bekannt geworden. S. Mobdthann-Müller, a. a. 0., S. 56; Oslander, Zeitschr. d. deutsch, morg. Ges., VII 468, XX 285; Krehl, Die Beligion d. vorislam. Araber^ S. 41. 3) Wellhausen hält sich nur an die arabische Überlieferung und macht deshalb der oben definierten Richtung wenige Zugeständnisse. £r geht sogar so weit, die Existenz der 28 Mondhäuser und die Reste astronomischer und astro- logischer Kenntnisse bei den alten Arabern in Frage zu stellen. 4) a. a. 0. 39, 40. 252 III. Kapitel. Zeitrechnung der Mohammedaner. stoße kam. Das Jahr ist ganz unbestimmt; es heißt nur, daß der Prophet selbst an diesem Kampfe in seiner Jugendzeit teilgenommen habe. Die Epoche könnte danach zwischen 585 — 591 n. Chr. fallen. — Das Jahr des Elefanten ist das Jahr, „als der Herr die Äthiopier ver- nichtete, welche die Kaaba zerstören wollten". Der Statthalter von Yemen war nämlich mit einem Heere, welches Elefanten mit sich führte, gegen Mekka gezogen, um den dortigen Tempel zu zerstören. Nach einigen Schriftstellern soll das Geburtsjahr Mohammeds mit dieser äthiopischen Invasion zusammenfallen; das Jahr würde dann 571 n. Chr. sein. B) Die mohammedanische Zeitrechnung. § 54. Mondmonate. Nach allem, was ich im vorhergehenden Abschnitt über das Zeit- rechnungswesen der Periode des Vor-Islam mitteilen konnte, ersieht man, daß die Zeitrechnung in Altarabien wahrscheinlich wenig ein- heitlich gewesen ist und vermutlich nur eine primitive war. In West- und Südarabien hatte vielleicht ein gebundenes Mondjahr, das aber nicht gehörig reguliert wurde, im Laufe der Zeit am meisten Einfluß gewonnen. Dieses Mondjahr fand Mohammed vor, als er als Keligion- stifter, gesetzgeberischer und sozialer Eeformator auftrat, und er hoffte durch Einführung dieser Jahrform möglicherweise auch die Einigung der Stämme zu fördern, die er anstrebte. Er erhob also die Rechnung nach dem Monde, nachdem er den bisherigen Modus von den seiner Meinung nach verunstaltenden Veränderungen durch das Nä»i (sei dies Einschaltung oder Verschiebung von Monaten) befreit hatte, zur alleinigen Zeitrechnungsform des Volkes. Die neue Jahrform ist also keine selbständige Erfindung Mohammeds, sondern entsprang aus der alten Form. Vom Jahre Hidschra 10 ab griff das reine Mondjahr, durch Weglassen jedweder Schaltung, Platzt Da der Mohammedanismus im Laufe der Jahrhunderte große Verbreitung außerhalb Arabiens gewann, verpflanzte sich auch sein Zeitrechnungs- system, und letzteres wurde in fernen Ländern, oft nicht viel modifiziert, 1) Mohammed bestimmt den Mond ausdrücklich zum Zeitmesser durch die Koränyerse Sure II 214 : ,Uber den Mondwechsel werden sie Dich fragen ; so sage ihnen, er dient, den Menschen die Zeit und die Wallfahrt nach Mekka zu be- stimmen*, und durch Sure X 5: ,£r (Gott) ist es, der die Sonne eingesetzt, um zu scheinen bei Tage, und den Mond, zu leuchten bei Nacht, uod seine Stellungen so bestimmt hat, daß Ihr dadurch die Zahl der Jahre und die Berechnung der Zeit wissen könnt.* — Die Vermeidung jeder Veränderung an der Länge des reinen Mondjahres wird anbefohlen durch die schon früher (S. 246) zitierten beiden Koran- verse Sure IX 36, 37. §64. Mondmonate. 253 bisweilen auch mit alten einheimischen Institutionen verschmolzen, angenommen. Wir werden im vorliegenden L Bande Gelegenheit haben, der mohammedanischen Zeitrechnung in Vorder- und Hinter- indien, auf Java, Sumatra, zu begegnen. Im laufenden Abschnitt beschäftigt uns hauptsächlich die Zeitrechnung in Vorderasien, die der Araber, Türken, Syrer. Ich beginne mit den Mondmonaten der Mohammedaner. Die arabischen Namen der Monate (schuhür, eschhur) sind jene, welche sich schon vor Einführung der Hid^chra eingebürgert haben (s. S. 239). Sie folgen in der nachstehenden Zusammenstellung neben den marokka- nischen Namen. Die Namen der türkischen Monate des Mondjahres unterscheiden sich wenig von den arabischen. Einige Korrumpierungen der arabischen Monatsnamen werden wir beim Zeitrechnungswesen von Java und Sumatra (s. § 120 und 121) kennen lernen. Arabische Marokkanische (Magbreb, nordafrikanische) Türkische Moharrenx Aschurä oder el äschür Muharrem Safar Schal 'el äschür Safer Eebi el aivwel (Rebi I) El Mulüd Rebi ül eivwel ReU el äJchir (Bebt II) Schal 'el mülüd Rebi ül äkhir Dsehumädd el ülä Dschemädl el axowel DschemäM Ül eioivel (Dschumädä I) Dschumädä el ähhira Dschemädl el äkher Dschemast ül äkhir (Dschumädä II) Redscheb Redscheb Redscheb Sckabäyi Schabän Schabän Ramadan Ramadan Ramasän Schawwäl Aid es srhtr od. el ftar Schewwäl Dhul-kade Bain el ajäd Silkade Dhul'hiddsche Aid el kehir Silhldsche Die Länge dieser Monate hängt in der vom Volke gebrauchten Zeit- rechnung gemäß der Satzung des Korans ganz von den Lichtphasen des Mondes ab, d. h. also, wie bei den Babyloniern, Alt -Arabern, Harraniem, Juden u. s. w., von dem „Neulichte", dem Tage des ersten Erscheinens der Sichel nach Neumond. Der Monat dauert vom Abende dieses Tages bis zum Eintreffen der nächsten Mondsichel d.h. 29 oder 30 Tage ; der 30. Tag wird durch die Sunna (das Gesetzbuch der Mohammedaner) für den Fall reserviert, wenn etwa die Mond- phase wegen Bewölkung des Himmels nicht konstatiert werden kann: „Wenn Euch die erste Phase bedeckt wird, so gebt dem Monate das bestimmte Maß von 30 Tagen". In dieser Weise werden die Monate von Neulicht zu Neulicht fortgezählt, bis 12 derselben vorüber sind: 254 Iir. Kapitel. Zeitrechnung der Mohammedaner. dann beginnt ein neues Mondjahr. Der arabisch - türkische Volks- kalender zeigt infolge dieser primitiven Einrichtung ein ziemliches Schwanken (von 1 bis 2 Tagen). Alfeegani bemerkt schon: „Die Beobachtung der Mondphase gibt den Monat bald länger, bald kürzer, so daß zwei aufeinanderfolgende Monate 30 oder 29 Tage halten können, und der Anfang des Monats, wie ihn die Kechnung und die Beobachtung geben, nicht allemal auf denselben Tag trifft, sondern sich beide erst im Verlaufe der Zeit ausgleichen." Bei der Ver- gleichung arabisch-türkischer historischer Daten mit irgend einer festen Zeitrechnung hat man deshalb, um die Beduktion richtig ausführen zu können, besonders auf den Wochentag des vorgelegten Datums zu achten. Zumeist wird der Wochentag von den mohammedanischen Historikern angegeben, so daß Zweifel, wenigstens bei historischen Daten, nicht allzuviele vorkommen. § 55. Der SOjfthrige und der 8j&brige Zyklus. Die arabischen Astronomen habe schon frühe, um die Unsicherheit des Volkskalenders beim Datieren ihrer astronomischen Beobachtungen zu vermeiden, eine zyklische Rechnung in das Mondjahr eingeführt Zunächst gaben sie, von der Beobachtung ausgehend, daß zwei synodische Mondmonate etwa 59 Tage fassen, den Monaten eine abwechselnde Länge von 30 und 29 Tagen, so daß der 1., 3., 5. ... je 30 Tage, der 2., 4., 6. . . . Monat je 29 Tage hält. Die Tageslänge der einzelnen Monate ist also: Summe Summe Moharrem 30 Tage 30 Bedscheb 30 Tage 207 Safar 29 „ 59 Schdbän 29 „ 236 BeM I 30 ;, 89 Bamadän 30 „ 266 Rein II 29 „ 118 Sehmmoäl 29 „ 295 Dschumädä I 30 „ 148 Dhtd-kade 30 „ 325 Dschumädä II 29 „ 177 Dhul-hiddsche 29 , 854 Das gewöhnliche (bürgerliche) Mondjahr zählt somit 354 Tage. Nimmt man das astronomische Mondjahr zu 354*^ 8** 48™ an, so kann der Überschuß des letzteren von 8** 48™ derart eingebracht werden, daß man denselben auf 30 Jahre, d. h. auf 264*» =11 Tage an- wachsen läßt. Ein 30 jähriger Zyklus der astronomischen Mondjahre beträgt also 10620 Tage + 11 Tage =10631 Tage, oder 30 bürger- liche Jahre und 11 Schalttage; nach je 30 Jahren läßt sich demnach das bürgerliche Mondjahr mit dem astronomischen zur Übereinstimmung bringen, indem man innerhalb des Zyklus elfmal je ein Schaltjahr zu §55. Der 30 jährige und der 8 jährige Zyklus. 255 355 Tagen einschaltet. Über die zweckmäßigste Art der Verteilung der Schaltjahre in dem Schaltkreise wurde schon in der Einleitung dieses Buches (s. S. 64) darauf hingewiesen, daß man am einfachsten verfährt, indem man den oben erwähnten Überschuß von 8** 48°^ immer dann einrechnet, wenn er — nach Abzug der ganzen Tage — gerade auf einen halben Tag angewachsen ist. Man erhält dann das Jahr 2, 5, 7, 10, 13, 15, 18, 21, 24, 26, 29 des Zyklus als Schaltjahre. Statt des 15. Jahres kann auch das 16. Jahr zum Schaltjahre gewählt werden, da am Schlüsse des 15. Jahres der Überschuß über den vollen Tag gerade 12^ beträgt. In der Tat ist dies die Anordnung, welche von den arabischen Astronomen angegeben wird, nämlich Schaltjahre zu 355 Tagen sind das 2., 5., 7., 10., 13., 16., 18., 21., 24., 26. und 29. Jahr des Zyklus. Doch muß bemerkt werden, daß diese Anordnung nicht überall in den mohammedanischen Ländern feststehend ist. Der Schalt- tag in jedem dieser Schaltjahre wird immer dem letzten Monate des Jahres zugeteilt ; der Dhul-hiddsche hat also in Schaltjahren 30 Tage. Das Anwachsen der Tage im 30 jährigen Zyklus nach dieser Schalt- ordnung zeigt folgende Zusammenstellung; die mit * bezeichneten Jahre markieren die Jcebise (Schaltjahre): Jahr Summe Summe Summe der Tage der Tage der Tage 1 354 Jahr 11 3898 Jahr 21* 7442 2* 709 12 4252 22 7796 3 1063 13* 4607 23 8150 4 1417- 14 4961 24* 8505 5* 1772 15 5315 25 8859 6 2126 16* 5670 26* 9214 7* 2481 17 6024 27 9568 8 2835 18* 6379 28 9922 9 3189 19 6733 29* 10 277 10* 3544 20 7087 30 10631 Die Türken bedienen sich in ihren Rus-name (immerwährenden Kalendern) eines achtjährigen Schaltungszyklus. Derselbe ist aus 5 Jahren zu 354 Tagen = 1770 Tagen, und 3 Schaltjahren zu 355 Tagen = 1065 Tagen zusammengesetzt, enthält also 2835 Tage oder 405 Wochen. Der Zyklus ist weniger genau als der 30 jährige (s. S. 64), da 8 astronomische Mondjahre nur 2834 Tage 22*^ 28,8"* ausmachen (die Differenz kompensiert sich in nahezu 126 Jahren zu einem Tage), aber er hat den Vorteil , daß er volle 405 Wochen faßt und dadurch als Grundlage der immerwährenden Kalender gebraucht werden kann. Schaltjahre sind das 2., 5. und 7. Jahr des Zyklus. Der Begründer 256 III. Kapitel. Zeitrechnung der Mohammedaner. der Rechnung nach achtjälirigen Zyklen ist vermutlich Dakendeli Mehmed Effendi, der auch sonst in der Geschichte der türkischen Kalender als Reformator genannt mrä. Mit Hilfe der beiden eben beschriebenen Zyklen geben die Tahmm (die Jahreskalender) und die Btcs-name (die immerwährenden Kalender) die Monatstage der ersten sichtbaren Sichel, d. h. den Monatsanfang an. Im Volke wird aber nicht viel Rücksicht auf die zyklischen Rechnungen genommen, namentlich nicht, wenn es sich um die Fest- setzung des Beginns der Hauptfeste handelt. Dann greift man in der althergebrachten Weise auf die unmittelbare Beobachtung des Himmels zurück. Betreffs der Mondkalender in den mohammedanischen Teilen Indiens müssen hier noch einige Bemerkungen Platz finden. Bei der großen Verschiedenheit der geographischen Breiten kann es dort vorkommen, daß die in einem der indischen paf^chäng (Kalender) an- gegebenen Monatsanfänge nicht immer mit den faktischen Tagen des Neulichts stimmen, denn letztere sind für die dem Kalender maßgebende Breite berechnet; es kann die Notwendigkeit eintreten, daß man die sonst beobachtete Abwechslung von 29 und 30 tägigen Monaten unter- brechen und zwei volle Monate aufeinander folgen lassen muß. Femer ist darauf zu achten, daß die Hindu den Tag von Sonnenaufgang zu Sonnenaufgang rechnen, nicht wie die Araber von Abend zu Abend. Infolgedessen bezieht sich der mohammedanische erste Monatstag auf den nächstfolgenden bürgerlichen im Hindukalender. Nach indischer Zeitzählung kommt das Sichtbarwerden der Sichel nach dem Neumonde (amäväsyä ' TsLg) mit der 1. oder 2. tithi der hellen Monatshälfte (^uJcla irratipadä) überein (s. § 90). Wenn die 1. tithi etwa 5 ghatiM (= 2 Stunden) vor Sonnenuntergang endet, ist die Mondsichel meist an diesem Tage schon sichtbar; fällt das Ende der 1. tithi 5 ghatiM nach Sonnenuntergang, so triiFt das Sichtbarwerden der Sichel (chandra- daräana) auf den nächsten Abend. § 56. Tagesanfang. Tagesteilnng. Woehen. Den Anfang des Tages rechnen die Mohammedaner, wie es die Zählung des Monatsbeginns nach dem Neulichte mit sich bringt, von Sonnenuntergang. Bei den Arabern ist diese Gepflogenheit uralt und aus den Zeiten des Gähilija (= Zeit der Unwissenheit, d. i. des Heidentums) mit in die mohammedanische Zeit übernommen worden. Alfergani berichtet: „Sie rechnen den bürgerlichen Tag — jauw bilailathi (= Tag mit seiner Nacht) — darum vom Untergange der Sonne, weil sie die Monatstage von dem hiläl, d. i. der Wahrnehmung § 56. Tagesanfang. TageBteilung. Wochen. 257 der ersten Mondphase zählen, und diese Phase beim Sonnenontergange gesehen wird"\ Die Teilung des Tages in 24 Stunden, welche den alten Arabern noch fehlt, tritt bei den mohammedanischen auf, und zwar in der Form der horae temporales (Einleitung S. 95), der mit der Tageslänge veränderlichen Stunden, wovon 12 auf den Tag und 12 auf die Nacht gerechnet werden. Diese Stunden, die also bei zu- nehmender Tageslänge länger, bei abnehmender kürzer werden, heißen el saät el zemänije, Zeitstunden. Bei den Türken unterscheidet man öfters noch die beiden Tageshälften durch die Bezeichnungen rus = Tag, scheh = Nacht, verwendet aber dort gleichlange Stundend In späterer Zeit sind den Mohammedanern durch ihre Astronomen auch unsere 24 europäischen Stunden bekannt geworden; dieselben werden el saät el mostemje (oder el moteäile\ gleichförmige Stunden, genannt. — Von Wichtigkeit für die Mohanmiedaner sind die 5 täglichen Gebet- stnnden. Bei den Türken heißen dieselben: sahah nemasi (bei Tagesbeginn) o'ile nemasi (um Mittag) iUndi nemasi (zwischen Mittag und Sonnenuntergang) ahscham nemasi (nach Sonnenuntergang) yatsi nemasi (vor der Schlafstunde). Bei der siebentägigen Woche sind an Stelle der altarabischen Namen (s. S. 242) bei den Arabern die bloßen Ordnungszahlen, von Soniitag ab zählend, getreten. Diese und die übrigen türkischen und mohammedanisch-indischen Wochentage heißen: bei d«n Arabern Sonntag: jaum el ahad = der erste Montag: jaum el ithnain = der zweite Dienstag: jaum elthulathä^= diet änitie Mittwoch: jaum el arbid = der vierte Donnerstag: jaum el khamia = der fünfte Freitag: jaum el dachuma = Tag der Zu- sammenkanft Sonnabend: jaum el saht = der Sabbat Tfirken Hinda EUndastÄni ahad ravi'Vär itwdr esnein 8om-vär somwdr (pir) salam mangal-vär mangal erbua budh-vär budh khamis brihaspati'Vär juma-rdt dschuma äukra-vdr juma seht ^ani-vär santchar. 1) Einige Anhaltspunkte deuten darauf hin, daß in ältester Zeit in Arabien, Südbabjlonien u. s. w. das Erscheinen des Neumondes (hildl) durch Feste begangen worden ist. Hiermit hängt zusammen, daß hildl auch Festjubel bedeutet, die Rufe, mit denen das Erscheinen des NeulichtB(-Gotte8) begrüßt wurde. Im Ostjordanland soll hüdl die seltenere Bezeichnung für Neumond, die gewöhnliche achuhür (oder aehahdr) sein; sehuhür bedeutet nicht nur Monat, sondern auch Mond (so in süd- arabischeii Dialekten, in aramäischen und südarabischen Inschriften). Unter den arabischen Personennamen sind manche, wo hildl das Gottesäquivalent vorstellt (D. Nielsen, a. a 0., 51, 52). 2) Da aber die 24 gleichlangen Stunden doch von Sonnenuntergang zu Sonnenuntergang genommen werden, muß man die Ubren s§hr häufig unistellen. 6 in Bei, Gbronologie I. 17 258 III. Kapitel. Zeitrechnung der Mohammedaner. , Der Freitag ist der „Tag der Versammlung", d. h. der offizielle Gebets- tag in den Moscheen. Alfebgani erzählt: „Die Tage, nach denen die Monate gezählt werden , sind sieben , von denen der erste jaum el ahadj erster Wochentag, genannt wird. Dieser nimmt mit dem Untergänge der Sonne am Sabbat, javm el saht, seinen Anfang, und währt bis zu ihrem Untergange am folgenden Tage, und ebenso die übrigen Wochentage". Da also, wie schon oben bemerkt, die moham- medanischen Wochentage früher anfangen als unsere europäischen, nämlich mit dem vorhergehenden Sonnenuntergang, muß man bei ge- naueren Reduktionen mohammedanischer Datierungen auf diesen Um- stand Rücksicht nehmen. § 57. Epoche der Hidschra. Redaktion von Daten. Als Beginn der Zählung der Jahre gilt bei den Mohammedanern der 1. Moharrem desjenigen Jahres, in welchem Mohammed, um den Bedrohungen durch die Koreischiten zu entgehen, seine Flucht von Mekka nach Medina bewerkstelligt hat. Diese Epoche heißt tarUh el hidschra, das Jahr der Flucht. Die Einführung derselben erfolgte erst unter dem Kalifen Omar. Dieser stellte wegen der Unsicherheit, die in die Zeitrechnung gekommen war, mit den Führern der An- hänger Mohammeds Beratungen an über die Einführung einer Epoche. Von den vorgeschlagenen Epochen, dem Geburtstage des Pi'opheten und dem Tage seiner religiösen Erleuchtung, sowie dem Tage der Flucht erschien der letztere am wenigsten zweifelhaft, da man ziemlich allgemein für den Tag der Ankunft Mohammeds in Medina Montag den 8. Bebt I voraussetzte \ Die Epoche der Hidschra fällt nach den orientalischen Chrono- logen auf den 15. Juli 622 n. Chr., den Tag 1948 439 der julianischen Epoche. Als Autoritäten können hier nur einige angeführt werden. Abulhassan Kusch jab sagt {Sidsch el dschämi, 1. Buch, EL Kap.): „Die Epoche der arabischen Ära ist ein Donnerstag, und zwar der Anfang des Jahres, auf welches die Flucht des Propheten trifit Dieser Tag ist der 15. Thamuz des Jahres 933 D^'l hamain^ (d. h. der seleukidischen Ära). Die Reduktion dieses Datums gibt den 15. Juli 622 n. Chr. MasudI (im Murüdsch el dhahab) notiert: „Zwischen der Ära Jezdegerd und jener der Flucht sind 3624 Tage". Da der Epochetag der Ära Jezdegerd (s. § 69) der 16. Juni 632 n. Chr. (= 1952 063 Julian. Tag) ist, so erhält man nach Abzug der 3624 Tage die Julian. Tageszahl 1948439 = 15. Juli 622. Ulug- Beg berichtet {Epochae celebriores, S. 7): „Die Epoche der arabischen 1) 8. ÄLBtRUNl, a. a. O., S. 34. § 57. Epoche der Hidschra. Reduktion von Daten. 259 Ära ist der Anfang des Moharre^n jenes Jahres, wo der Prophet aus Mekka nach Medina geflohen ist. Zufolge der mittleren Bewegung des Mondes war dies ein Donnerstag, zufolge der Mondbeobachtung hingegen ein Freitag. Wir wählen den Donnerstag." Nach den Autoritäten ist es zweifellos, daß Donnerstag der 15. Juli 622 n. Chr. als Epoche zu nehmen ist. Der Tag ist dabei, wie schon oben wegen des Tagesbeginnes der Mohammedaner bemerkt wurde, vom Sonnenuntergänge des vorhergehenden Tages gerechnet. Der Tag 15. Juli = 1. Moharreni bezieht sich auf die wahre Kon- junktion des Mondes. Der wahre Neumond fand nämlich (nach Schkams Tafeln) statt am 14. Juli vormittags nahe 7^ mittlere Zeit Mekka. Als Eonjunktionstag konnte deshalb von den mohammedanischen Astronomen der 15. Juli angenommen werden. Diesen Epochetag wird man wählen miLssen, wenn Daten, die sich an die Neumonde knüpfen, also astronomische, zu reduzieren sind. Sollen aber die Monate der Hidschra- Jahre so anfangen, wie es der Volksgebrauch will, nämlich mit dem Sichtbarwerden der ersten Mondsichel, so muß man mit dem Epochetage einen Tag später anfangen , d. h. vom 16. Juli aus- gehen. Freitag der 16. Juli 622 wird also als Epoche für die Fälle gelten, wenn die zyklische Rechnung mit dem Volkskalender über- einstimmen soll. Die Epoche der Hidschra fällt keineswegs mit dem Tage der Flucht Mohammeds zusammen. Wie schon aus der kurz vorher ver- merkten Äußerung Albibunis ersichtlich, wird die Ankunft des Propheten in Medina in den Hebt I, auf einen Montag gesetzt. Als Tag wird, je nach den Traditionen schwankend, der 2., 8. oder 12. Hebt angegeben. Einigen, obwohl nicht einwandfreien Anhalt zur näheren Bestimmung des Tages der Flucht kann die von mehreren Autoren überlieferte Nachricht bieten, die Juden hätten bei der Ankunft des Propheten in Mekka ihren Äschürä-Ta^ (Fasttag) ge- halten^, und der Prophet habe auf die erhaltene Auskunft über die Bedeutung dieses Tages ebenfalls den Äschürä-Tag als Fasttag zu halten befohlen. Nach ALBiBrai feierten die Juden Äschürä (gleich- bedeutend mit Kipur = Versöhnungstag) am 10. Tiäri, Im Jahre 622 n. Chr. fiel danach der 10. TUri (4383 der jüd. Ära) auf Montag den 20, September. Wie Mahmud Effendi zeigt, fand im September 1) Die Tradition ist Iceineawegs einstimmig darin, ob der Ankunftstag mit dem Aschürd zusammenfiel. Ibn Kelbi scheint der erste gewesen zu sein, der beide Tage koinzidieren ließ. Nach der Ausdrucksweise anderer Autoren (wie Ibn Gobatb, BochIry) kann aber auch angenommen werden, daß dem Mohammed das Fasten der Juden erst einige Zeit nach seiner Ankunft bekannt geworden ist (s. SpaENOEB, Lehen Mohammeds^ II f, S. 53). 17* 260 III. Kapitel. Zeitrechnung der Mohammedaner. der Neumond am 10. September um Mittemacht statte es konnte also die erste Sichel kaum vor dem 12. September gesehen werden. War somit der 1. Bebt J am 12. September, so war der 8. Bebt J, der wahrscheinlichste der traditionellen Angaben, der 19. September, oder wenn die Sichel einen Tag später gesehen wurde, der 20. September. Danach fiele der Ankunftstag 8. Bebt I = 20. September mit dem Äschürä 'FHSbm zusammen und wäre um 67 Tage von der E^che der Hidschra 15. Juli entfernt. Hiermit stimmen die Ansichten der orientalischen Autoren überein. Bei Abulfeda (Annal Mjiselm., 1 62) heißt es: „Die Flucht von Mekka nach Medina erfolgte, als von dem ersten Jahre bereits der Moharrem, der Safar und 8 Tage des BdH el aivwel verflossen waren" (d. h. 67 Tage); sowie: „Als man be- schlossen hatte, die Flucht zur Epoche der neuen Zeitrechnung zu machen, zählte man von derselben 68 Tage zurück bis zum 1. Moharrem, den man fär den Anfang der Ära nahm." Die Reduktion mohammedanischer Datierungen auf entsprechende der christlichen Zeitrechnung kann nun, da die Epoche der Hidschra feststeht, ausgeführt werden. Man hat zu beachten, ob man den Volkskalender oder die zyklische Rechnung der Astronomen zugrunde legen will. Im ersten Falle hat man, wie früher bemerkt, vom 16. Juli 622 n. Chr., im anderen vom 15. Juli auszugehen. Die Ungenauigkeit, die aus der eventuellen Unsicherheit, welcher Kalender der maßgebende sei, folgt, läßt sich beseitigen, falls der Wochentag angegeben ist. Außerdem hat man noch auf die Rechnung des Tages von Sonnenuntergang entsprechend Rücksicht zu nehmen. Die ScHRAMSchen Tafeln kann man für beide Fälle gebrauchen, ob man nach dem Volkskalender oder dem astronomischen rechnen wilL Ob der richtige Tag getroffen wurde, entscheidet die Division der von den Tafeln gelieferten Zahl durch 7; der Rest der Division, von 0 = Montag an gezählt, liefert den Wochentag. Die umständlichere Regel Idelebs zur Reduktion der mohamme- danischen Daten auf christliche soll der Leser hier nicht vermissen: Man dividiert die Zahl der abgelaufenen Hidschra -Jahre durch 30 und multipliziert den Quotienten mit 10631 ; hierzu addiert man die dem Reste entsprechende Tageszahl aus der Tabelle S. 255 und die dem Monatsdatum entsprechende Tageszahl nach der Tabelle S. 254. Zur so gebildeten Summe kommt noch die Grundzahl 227 015, nämlich die vom 1. Januar 1 n. Chr. bis zum 15. Juli 622 abgelaufenen Tage* Die Division der Summe durch 1461 (die Tage der vierjährigen 1) Nach ScHBAHs Neumoadtafeln um 2^^ 40» Mekka-Zeit nach Mitternacht. — Über das ZusammenfaUen der Aschürä-FaiBten mit der Ankunft Mohammeds in Medina vgl. auch AiBfRÜNi, a. a. 0., S. 327. § 67. Epoche der Hidschra. Reduktion von Daten. 261 Schaltperiode) ergibt als Quotienten die Zahl der Schaltperioden ; die- selbe ist mit 4 zu multiplizieren. Vom Reste der Division sind 365 so oft abzuziehen, als es möglich ist, und für jeden Abzug ist das Plus von einem Jahre zum Produkte hinzuzurechnen. Der letzte Rest gibt die Anzahl julianische Tage, die in Monate und Tage zu ver- wandeln sind. Den entsprechenden Wochentag erhält man durch Di- vision der abgelaufenen Tageszahl (d. h. ohne die Grandzahl) durch 7. Der Rest 1 entspricht dem Donnerstag, 2 dem Freitag u. s. w., wenn man vom Donnerstag als Epochetag ausgeht; der Rest 1, 2, ... . entspricht dagegen Freitag, Sonnabend , wenn Freitag als Epoche- tag der Hidschra angenommen wird. Als Beispiel gebe ich die Ermittlung des Datums einer Sonnen- finsternis. In der Geschichte des ottomanischen Kaisertums des Raschid Effendi^ heißt es: „Am 29. Bedscheb 1071 gegen Mittag wurde die Sonne, deren Durchmesser nach astronomischer Weise zu 12 Zollen gezählt wird, ganz verfinstert. Der ganz klare Tag schien in Nacht verwandelt. Die schnell und total eintretende Finsternis verursachte im großem Teile des Volkes solchen Schreck, daß viele in die Moscheen eilten, um sich dort niederzuwerfen und heiße Gebete zu verrichten 2." Die Reduktion des Datums ist nach Schhams Tafeln und nach Ibeleb folgende: Schräm Tafel Arab. tttrk. Jahr 1071 Bedscheb 29 = 2 327 817 Korresp. greg. Kai. Tafel = 2 327 787 = 1661 März 0 + 30 Daher das Datum = 1661 n. Chr. 30. März gregor. Der Wochentag ist Mittwoch (Rest = 2). Ideler 1070 : 30 = 35 + 20 10631 . 35 = 372 085 Tageszahl der 20 Jahre = 7087 Tageszahl des 29. Bedscheb = 206 379 378 hierzu Grundzahl 227 015 • 606393 606393 : 1461 = 415 Zyklen Rest 78 Tage Datum = 415 . 4 = 1660 Jahre + 78 Tage Datum daher == 1661 n. Chr. 19. März jul. = 29. März gregor. 1) Fundgruben des Orients, Wien, Bd. IV, 1814, S. 263. 2) Die Sonnenfinsternis war f\ir Konstantinopel , wie die Rechnung ergibt, total (12 Zoll); die gröfite Phase trat einige Minuten nach dem Mittag ein. 262 III. Kapitel. Zeitrechnung der Mohammedaner. Da die Mondsichel, welche den Anfang des Bedscheb bestimmte, erst am 2. März abends sichtbar werden konnte, begann der 29. Redscheh nach dem Volkskalender am 80. Mäxz abends; die obige Datie- rung ist also im astronomischen Sinne zu verstehen. — Für den entgegengesetzten Fall, die Verwandlung eines Datums der christ- lichen Zeitrechnung in das entsprechende mohammedanische, ist die Anwendung der InELEBSchen Regel die umgekehrte. Ein Beispiel wird zur Illustration derselben genügen. Welchem Tage der Hidschra entspricht der 7. Januar 1905 n. Chr.? Das julianische Datum dieser Datierung ist 1904, 25. Dezember. Man hat: 1903 : 4 = 475 Schaltperioden. 475 • 1461 = 693975 Tage Rest 3 Jahre 3 Jahre = 1095 Tage vom 1. Jan. — 25. Dezb. = 359 Vom Anfang 1 n. Chr. bis 25. Dezb. 1904 = 695 429 Tage ab die Grundzahl = 227015 468414 Tage 468414 : 10631 = 44 mohammedanische Schaltzyklen. Rest 650 Tage = 1 Jahr 296 Tage nach Tabelle S. 255. 44 . 30 = 1320 Jahre der Hidschra. Somit das Datum (1320 + 1) Jahre 296 Tage = 1322 Hidschra 1. Dhul'Jcade. Oder mit Hilfe der ScHEAMSchen Tafeln: Gregor. Kai Tafel 1905 n. Chr. 7. Jan. = 2 416853 Korresp. arab. Kai. Tafel = 2416852 = 1322 Hidschra DhuUkade 0 + 1 Datum somit 1322 Hidschra 1. Dhul-Jcade, Gegenwärtig existieren bereits eine Anzahl Werke, welche die Umwandlung der mohammedanischen Datierungen in christliche möglichst vereinfachen, indem sie für eine größere Zahl IRdschra- Jahre entsprechende Daten (z. B. von Monat zu Monat) direkt an- geben. S. hierüber die Notizen sub „Literatur** am Schluß dieses Kapitels. Die ScHSAMSchen Tafeln reichen für viel weitere Zeiten aus und lassen an Einfachheit nichts zu wünschen übrig. Schließlich mag noch bemerkt werden, daß nach Albebuki das Volk die zehn Jahre, welche zwischen der Epoche der Hidschra und dem Tode Mohammeds liegen, mit besonderen Namen benannt hat, nach darin stattgehabten Ereignissen: das erste Jahr das „Jahr der Erlaubnis", das zweite „das Jahr der Ordnung des Kriegs" ul s. w. § 58. Fremde von den Mohammedanern gebrauchte Ären. Sonnenjahre. 263 § 58. Fremde Ton den Mohammedanern gebrauchte Ären. Sonnenjahre, Die früheste von den fremden Zeitrechnungsformen, welche die Araber aus Nachbarländern übernahmen, war wohl die alexandrinische. Sie adoptierten die altä^ptischen Monatsnamen, welche wir schon bei der Zeitrechnung der Ägypter (s. S. 156) kennen gelernt haben; sie nennen die ägyptischen Monate schuhür el Icebtj Monate der Kopten. Die korrumpierten Namen dieser Monate, vom ersten, dem Thoth, angefangen, sind bei den Arabern folgende: vpjj Tut ^L^y Barmahät xAj Bäbeh »^^y Barmüd^ .yi^ Hätür yj,j^ Beschnes „25^^ Kijäk ^jj^ Baün§ w^- Tüb^ v^t Ebib jjJi^\ Amschir \^y*^ Misra {Mesri) Jeder der Monate hat 30 Tage, am Schluß des letzten Monats folgen 5 Ergänzungstage {^äm e' nest) und alle vier Jahre ein sechster Epagomenentag. Damit hatten die Araber das Sonnenjahr bei sich eingeführt. Bei den Kopten heißen die 5 Epagomenen n^itoT nRoyiu = der kleine Monat, wovon das arabische el schehr el saghir. Mit den Monaten übernahmen die Araber zugleich die Diokletianische Ära (bei den Kopten „Märtyrerära", s. S. 230), welche sie tärich el kebt oder tärlch dikletjämcs, oder auch tärich el schohada nennen. Sie wird in den Kalendern häufig neben dem Hidschra - Jahre angegeben; so ist in einem Bus-name von 1224 Hid. das Anfangsdatum des Sonnenjahres h. Safar 1224 richtig auf den 13. Barmahät 1525 Diokletianische Ära reduzierte Die arabischen Astronomen scheinen die Ära wenig zu Datierimgen zu verwenden. Stark verbreitet ist bei den Mohammedanern die seleukidische A/a Sie muß in Vorderasien sehr bekannt gewesen sein, da sie zu ^^/ötn AjiBiBUNis noch viel bei den Datierungen gebraucht wurde. x^^ -Ära heißt bei den Arabern tärich el räm, Ära der Römer, oder <^yicJi hkender, Ära Alexanders, und tärtch dhä-l-karnaini , die Ära ^^s Zweigehörnten (Alexander heißt bei den Arabern „der Zwei- ge^öxTite"). Sie wird in den Bus-name astronomisch d. h. von 3^ ^ T. Chr. ab gezählt und mit den syrischen Monaten {schuhür el 1) Fundgruben des Orients, a. a. 0., 57. 264 III. Kapitel. Zeitrechnung der Mohanunedaner. rüm = Monaten der Römer, weil sie mit den römischen parallel laufen) verbunden. Die Namen der syrisch -arabischen Monate sind: Länge Entsprecb. romische Tischrin el atvwel 31 Tage Oktober Tischrin el acher (el thdni) 30 yj November Kanün el atvwel 31 w Dezember Kanün el acher 31 n Januar Schebät 28 od. 29 n Februar Ädär oder Adsär 31 n März Nisän 30 n April Ijär oder Ajär 31 n Mai Hazirän 30 n Juni Tamüz 31 n Juli Ahb 31 n August Eilül 30 r> September In diesem Sonnenjahre läuft also das syrisch-arabische Datum, gemäß dem ursprunglichen Oktober-Beginn des syrischen Jahres, vom Oktober an der julianischen Datierung parallel; der 5. Tischrin el atvwel = 5. Oktober Julian, u. s. w. Die Einführung der beiden vorgenannten julianischen Jahrformen beweist, daß die Mohammedaner im Laufe der Zeit das Mondjahr (el Sana el kamarije) zur alleinigen Richtschnur nicht genügend fanden, und daß sie sich genötigt gesehen haben, zum Sonnenjahre (el sana el schemsije) zu greifen. Besonders eindringlich stellte sich die Not- wendigkeit eines Sonnenjahres dort ein, wo der Ackerbau gepflegt wurde, und man verschiedene mit der Bestellung der Felder verknüpfte Tätigkeiten beim Eintritt bestimmter Jahreszeiten und Monate vor- nehmen mußte. Auf die Erträgnisse des Ackerbaues gründete sich, wie seit alter Zeit in Ägypten, die Besteuerung; die Erhebung der Steuern, der noch vielfach üblichen Naturallieferungen, verlangte von selbst nach einem mit den Jahreszeiten verbundenen Regulativ. Nach der Invasion Ägyptens durch die Araber entstanden deshalb bald Bauern jähre und Steuer jähre (charädschije, von charädsch = Grund- steuer), die auch von den mohammedanischen Kalifen angenommen wurden, da sie für gewisse Zwecke das Mondjahr unbequem finden mußten ^ Ein solches charädsch -JeAir führte in Ägypten der Kalif 1) Wassafj der Wesier GhasanSj verbreitet sich in seiner Geschichte Persiens eingehend über die Mißstände, die aus der Yerschiedenheit des Mondjahres gegen das Sonnenjahr hervorgingen: ,Die arabischen Stämme gründen die Berechnung ihrer Fasten, die Feste, die Pilgerschaft, die Zeit des Almosens und der Erlegung der Kopfsteuer und des Grundzinses auf das Mondjahr. Ihre Zeitberechnung ist § 58. Fremde von den Mohammedanern gebrauebte Ären. Sonnenjabre. 265 el Am mit 1. Moharrem 366 Hidschra (= 29. Aug. 976 n. Chr.) ein; Anfang und Ende dieses Steuer jahres fällt mit dem ägyptischen Sonnenjahre zusammen, die Jahre werden aber nach der Hidschra ge- zählt; z. B. ist das Jahr 1091 n. Chr. = 484 Hid., aber = 481 charädsch. Unter Mustahir wurden diese Steuerjahre wieder ab- geschafft (501 Hid. = 1107 n. Chr.). In Ägypten ist diese Jahrform anch als bürgerliches Jahr im Gebrauche gewesen ^ Zu diesen Ver- suchen gehört auch noch der des arabischen Kalifen Mothedhad (des 16. der Beni Abbas)^ welcher im 3. Jahre seiner Regierung (281 Hid. = 894 n. Chr.), als der Unterschied zwischen dem Steuerjahr und bürger- lichen Jahre (Sonnen- und Mondjahre) sehr störend empfunden ward, eine neue Ära aufstellte, welche mit dem 11. Juni 1207 der Ära Alexanders [seleuk. Ära] = 11. Juni 896 n. Chr. beginnen und jenen Unterschied regulieren sollte. Die Ausgleichung war aber nur eine unvollkommene. Einige Notizen hierüber besitzen wir durch Iseddewlet, welche Wassaf in seiner Geschichte Persiens aufgenommen hat^ Das türkische Sonnenjahr (mäUje- Jahr), welches neben dem Mondjahr (dieses gilt mehr für religiöse Zwecke) läuft und das offizielle Jahr darstellt, nimmt seine Monate teils aus dem syrischen, teils aus dem europäischen Kalender, wie aus den folgenden Monatsnamen erhellt: Länge Entsprech. Julian. Monate Aj2:er oder Mart 31 Tage März Mssmi 30 „ April Mais 31 „ Mai Hazirän 30 „ Juni Temmüz 31 „ Juli ein wirkliches Mondjahr .... Deshalh kommt bei ihnen die Zeit der Einbringung der Einkünfte . . . immer herunter . . . Die Rechnung des Ertrages an Körnern, an bestimmten Erhebungen .... der Grandsteuer geschieht nach Sonnenjahren; iu den gesetzlichen Handlungen hingegen, in der Einsendung des Almosens, in den Zeiten der Andachtübungen, in den Terminen der Pachtungen und Kornlieferungen und anderen öffentlichen Verhandlungen halten sie sich an das Mondjahr. Wenn dieses Ineinandergreifen des Sonnen- und Mondjahres übersehen und vernachlässigt würde , 80 würden daraus AusfSUle entstehen, denn, wenn das Steuerjahr zu Ende, 80 benannten sie den (ins neue Mondjahr hineinlaufenden) Überschuß desselben nach dem vorhergehenden Jahre, während es erforderlich gewesen wäre, daß sie denselben vom vorigen abgezogen und zu dem folgenden geschlagen hätten . . . .' i>. Hammeb-Pübostall , Geschichte der HchanCj Darmstadt 1842/43, vol. II, Bei- lage VII). 1) Einen Bauemkalender, der auf die Jahreszeiten Rücksicht nimmt und z. B. Doeh den Siriusaufgang auf den 20. Juli setzt (s. Ägypter), findet man in den Auszügen der ägyptischen Geschichte des Schemseddin Mohammed {Notices et extraüs des manuscr, de la biblioth, imper.y I 263, Paris). 2) B. Hamsieb-Pubostall, a. a. 0., vol. II 175. 266 III. Kapitel. Zeitrechnung der Mohammedaner. Länge Entsprech. Julian. Monate Ab oder Ägosto 31 Tage August Etläl 30 „ September Teschrtn-i-etvivel 31 „ Oktober Teschrtn-i-säm 30 „ November Kiänün-i-ewwel 31 „ Dezember « Kiänün-i-säm 31 „ Januar Schubät 28 od. 29 „ Februar « Das Jahr hat, wie die Monatslängen zeigen, ganz die Form des julia- nischen Jahres, der Schalttag fällt auf den letzten Jahrestag im Februar. Aus dem letzteren Umstände folgt, daß diejenigen Jahre Schaltjahre sind, welche ein Jahr vor den Schaltjahren der christlichen Ära liegen, z. B. 1903. Die Datierungen laufen (vom 1. März Julian.) mit den julianischen parallel. Das Jtfa%*e-Jahr war ursprünglich eine arabische Jahrform (im 4. Jahrh. der Hidschra von dem Abbasiden Taililläh begründet) und wurde 1087 Md. (1677 n. Chr.) von den Türken angenommen. Letztere zählen die Jahre nach Hidschra' Jahren. Da diese Jahre infolge ihrer Kürze in 33 Jahren gegen das Sonnenjahr um ein volles Jahr voraus sind, mußte, wenn die Hidschra- Jahre zur Numerierung angewendet werden sollten, alle 33 Jahre ein Jahr ausfallen. Diese herausfallenden Jahre hießen Sitoisch. Im Jahre 1288 Hid. (1871 n. Chr.) ist die Zählung nach Hidschra- Jahren infolge eines Übersehens des letzterwähnten Umstandes etwas in Unordnung geratend Die Datierung nach fremden Ären, wie der griechischen Weltära und der christlichen Ära, kommt bisweilen auch offiziell, in Schrift- stücken von Sultanen und Würdenträgern, vor. Hidschra- Jährt, welche die Türken im Verkehre mit den fremden Mächten angeben, werden ausdrücklich als solche bezeichnet. § 59. Beschreibung eines Bus-name. Zur Illustration der Einrichtung der immerwährenden Kalender folgt hier eine kurze Beschreibung der hauptsächlichsten Teile eines 1) Das letzte Siwisch'J&hr war 1255 Hidschra. Das nächste Siwisch hätte 1288 sein sollen. Aus Versehen wurden aber die Coupons der ottomanischen Schuld- yerschreibungen mit 1288 Hidschra bezeichnet. Trotz eines Vorschlages einer Kommission beliejQ man das fehlerhafte Finanzjahr in der Zählungaordnung. Daher weicht jetzt die Nummer der JfdZ^'e-Jahre von den Hidschra- Jahren in einem Teile des Jahres um 1, im anderen um 2 ab (s. Ghazi Ahmed Muxhtar Pascha, La riforme du caXendrier^ traduit par 0. N. £., Leyde 1893; dort auch Vergleich iings- tafeln der Jahre). §69. Beschreibung eines Kus-name. 267 türkischen Bus-name, welchen Navoni veröffentlicht hat^. Folgende 5 Tafeln stehen an der Spitze des Rtts-name; die ersten 3 beziehen sich anf das mohammedanische Mondjahr, die beiden letzten auf das türkische Sonnenjahr. I. n. m. lY. z Muharrem 7 B Safer 2 G Bebt ül eunoel 3 H Bebt ül äkhir 5 V DschemäH I 6 A Dachemäsill I B Redscheb 2 D SeJuibän 4 H Bamasdn 5 Z Sehewwdl 7 A Silkade I G Silkidsehe 3 8 jähriger Zyklus Dschedwedi-Gurre-nüma (Neumond- Anzeiger) I 5374264 1224 Türkische Wochentage I 2 3 4 (ÜMd esne'in salcLsa erbua Sonntag Montag Dienstag Mittwoch 8 9 IG II 5 6 kJtamis dachuma Donnerstag Freitag | 12 13 7 aebt Sonnahend 14 4561 2346 Konknrrentes 7124 5672 3457 1235 613 Namen der türkischen Sonnenmonate. Y. 5 Mart [März] Nissan [April] 3 Mais [Mai] 6 Hazirdn [Juni] Temmüz [Juli] Ab, Agosto [August] 7 Eüul [September] Teschrin I [Oktober] Teschrin II [November] Kianün I [Dezember] Kianün II [Januar] 6 Schubdt [Februar] Die Tafel I zeigt an, mit welchem Wochentage die arabisch-türkischen Monate Muharrem , Safer u. s. w. beginnen , den Anfang des ersten Monats auf Sonnabend (T.Wochentag) vorausgesetzt. Die Buchstaben über den Monatsnamen dienen den Türken zum Merken der darunter gesetzten Zahlenwerte. Die 8 Zahlen der Tafel II zeigen an, mit welchen Wochentagen die 8 Jahre des achtjährigen Schaltzyklus (s. vorher S. 255) beginnen. Man wird also die Zahlen der Tafel I mit einer bestimmten Zahl der Tafel II zu verbinden haben, um für ein vorgelegtes Jahr der Hidschra den Anfangswochentag der einzelnen Monate des Jahres zu erhalten. Zu diesem Ende muß bekannt sein, das wievielte Jahr des achtjährigen Zyklus das vorgelegte Jahr ist. 1) Fundgruben des Orients, IV 52, 467. 268 III. Kapitel. Zeitrechnung der Mohammedaner. In den Bus-name findet sich deshalb unter oder über einer der Zyklns-Zahlen Tafel 11 die Jahreszahl angesetzt, welche zur bestimmten Zyklnszahl gehört; in dem vorliegenden Bus-name von 1224 Hidschra steht diese Jahreszahl unter 5, der zweiten Zykluszahl, d. h. das Si(focÄra - Jahr 1224 ist das zweite des achtjährigen Zyklus. Die Ordnungszahl des JTtä^cAra - Jahres im Zyklus bestimmt sich leicht durch die Bemerkung, daß den bei der Division der Jahreszahl durch 8 übrig bleibenden Resten 12345670 die Jahre 3 4 5 6 7 8 12 entsprechen. 1224 : 8 = 153, Rest = 0, somit Ordnungszahl im Zyklus = 2. Die Addition der Zykluszahl, welche zum gegebenen Jahre gehört, zu den Zahlen aus Tafel I liefert nun die Wochentage der einzelnen Monate, indem man diese aus Tafel IQ entnimmt; ist die Summe aus Tafel n und I größer als 7, so hat man 7 abzuziehen. Um letzteres zu ersparen, sind in Tafel III noch die Zahlen 8 — 14 angesetzt. Man erhält also den Wochentag des 1. Safer =54-2 = 7 = seit = Sonnabend; den Wochentag des 1. Bebt 1 = 5 + 3 = 8 = ahad = Sonntag u. s. f. Die weiterfolgende Tafel IV enthält die 28 Jahre des Sonnen- zirkels^ Die erste dort stehende Zahl 4 bezieht sich auf das Jahr, für welches der Bus-name den Anfang macht, nämlich 1224 Hidschra = 1809 n. Chr.; die zweite Zahl 5 gehört 1810 n. Chr. an, u. s. w. Um die Wochentage, mit welchen die einzelnen Monate des türkischen Sonnenjahres anfangen, zu ermitteln, hat man die Ausgangszahl 4 mit den Zahlen der Tafel V zu verbinden. So wird man für den 1. Hazirän die Summe 4 + 6 = 10 und mittelst letzterer Zahl aus Tafel ni den Wochentag salasa = Dienstag erhalten. Diese Wochen- tage gelten natürlich nur bei Zugrundelegung der juliamschen Rechnung. Ich setze hier die aus den Tafeln IV, V und III sich so für das Jahr 1224 Eid, ergebenden Wochentage der Monatsanfänge her, und daneben, um den Beweis zu liefern, daß die Tage mit der julianischen Rechnung stimmen, auch die nach Schbams Tafeln aus der Division der julianischen Tage durch 7 folgenden Reste, welche den einzelnen Wochentagen entsprechen (0 = Montag, 1 = Dienstag, 2 = Mittwoch^ 3 = Donnerstag, 4 = Freitag, 5 = Sonnabend, 6 = Sonntag). 1) Der Wochentag der einzelnen Jahresanfänge verschiebt sich, wie späterhin hei der julianischen Zeitrechnung zu erwähnen sein wird, weil das Jahr 52 Wochen -f 1 Tag und jedes vierte Jahr 52 Wochen -f 2 Tage enthält, in der Weise, daß erst nach je 28 Jahren wieder die Wochentage auf dieselben Monatstage faUen. Dieser Zyklus ist der Sonnenzirkel. §59. Beschreibung eines Rus-name. 269 1224 H. — 1809 n. Chi Monat- AnfangBtag Julian. Tageszahl Reste Entspr. Tag I. Mart I. M&rz 2 — Montag 238185s 0 — Montag I. Nissdn I. April 5 = Donnerstag 2381886 3 = Donnerstag I. Mats 1. Mai 7 — Sonnabend 2381916 5 = Sonnabend I. Bazirän I. Juni 3 = Dienstag 2381947 I = Dienstag 1. Tenmüe I. Juli 5 = Donnerstag 2381977 3 — Donnerstag I. Ägo9to I. Aug. 1 B- Sonntag 2382008 6 — Sonntag I. Emi I. Sept. 4 — Mittwoch 2382039 2 — Mittwoch I. TeschrinI I. Okt 6 :-> Freitag 2382069 4 — Freitag I. . U 1. Nov. 2 — Montag 2382100 0 = Montag i.Kidnünl I. Dezb. 4 — Mittwoch 2382130 2 = Mittwoch I. , U I. Jan. 7 = Sonnabend 2382161 5 — Sonnabend I. SehuMt I. Febr. 3 = Dienstag 2382192 1 — Dienstag Die Tafel VI des Rus-name „Tafel der Jahre" enthält eine Reihe von Kolnmnen für die Jahre Eid, 1224 — 1309; die uns hier interessierenden Kolumnen sind die ersten flinf: Bachstabe u. Konkurrent des türk. Kai. 4 D 5 E 6 F 1 2 A B 2 3 Mond- Mondmonat; Zyklus in welchen der 1. MaH fällt 2 26. Muharr. 3 7. Safer 4 17. Safer 5 29. Safer 6 11. Bebt I u. s. w. Hidschra- Jahr 1224 1225 1226 1227 1228 Wochentag des 1. Mart alten Stils Montag Dienstag Mittwoch Freitag Sonnabend Kolumne 1 führt die Konkurrentes ans Tafel IV nochmals an. Das Anfangsdatum des Hidschra -Jokres in Kolumne 3 und 4 prüft sich mit den ScHBAMSchen Tafeln; man erhält aus letztereren (mit Rück- sicht auf die Unsicherheit in der zyklischen Rechnung der Türken) für jene Daten immer den julianischen 1. März (1. Mart). Die Kolumne 5, Anfangs -Wochentage des SidscAra - Jahres , ergibt sich, wie vorhin bemerkt, aus der Verbindung des Mart Tafel V mit den entsprechenden Konkurrentes der Tafel IV (oder der Kolumne 1): 1224 md. = 54-4 = 9 = Montag, 1225 Eid. = 5 + 5 = 10 = Dienstag, 1226 Kid. == 5 + 6 = 11 = Mittwoch, 1227 Hid. = 5 + 1 = 6 = Freitag, 1228 Hid. = 5 + 2 = 7 = Sonnabend, u. s. w. Die Kolumne 2, Mondzyklus, will die türkische „güldene Zahl" liefern (analog der goldenen Zahl im julianischen Kalender, welche die Tage der Neumonde während des 19 jährigen Mondzyklus durch Ordnungszahlen bezeichnet). Mittelst der Zyklenzahlen des betreffenden 270 III. Kapitel. Zeitrechnang der Mohammedaner. Htdschra-jBhTes der Kolumne 2 geht man in eine weitere Tafel VII ein und erhält aus derselben das Monatsdatum der Neumonde, und zwar der sichtbar werdenden Sichel, mit welcher die arabisch-türkischen Monate anfangen. Die Tafel enthält für die 19 Werte der „Zyklen- zahl ^ die entsprechenden Monatstage durch die 12 Monate vom März ab; ich setze nur die ersten 3 Zeilen der Tafel hier an: Zyklenzahl Zjklenzahl Tafel VU. r 1 2 8 1 2 3 März 17 6 25 September 10 29 18 April 15 4 23 Oktober 9 28 17 Mai 14 3 22 November 8 27 16 Juni 13 2 21 Dezember 7 26 15 Juli 12 1.31 20 Januar 6 25 14 August 11 30 19 Februar 4 23 12 Da nach Tafel VI für 1224 Hidschra die Zyklenzahl 2 war, so finden die betreffenden Neulichtmonde am 6. März , 4. April, . 3. Mai u. s. w. statt Es wird von Interesse sein, diese Angaben des RtLs-natne mittelst unserer astronomischen Tafeln zu prüfen. Ich gebe deshalb die mittelst der ScHBAMSchen Tafel zur Berechnung der Mondphasen (s. S. 53) ermittelten astronomischen Zeiten der Neumonde für den Meridian von Konstantinopel (1^ 56" westlich Greenwich) und die daraus mit Zuschlag von etwa IV« Tagen folgende Erscheinung der Mondsichel : 1224 mdschra — 1 : 09 n. Chr. Zeit KoDstaDtinopel NeuUchl t am 1809 3. März 18,5»» 5. März Freitag 2. April 9,8 4. April Sonntag 2. Mai 1,4 4. Mai Dienstag 31. Mai 17,0 2. Juni Mittwoch 30. Juni 8,2 2. Juli Freitag 29. Juli 21,6 31. Juli Sonnabend 28. August 9,8 30. Augnat Montag 26. September 21,4 28. September Dienstag 26. Oktober 7,9 28. Oktober Donnerstag 24. November 18,7 26. November Freitag 24. Dezember 5,5 26. Dezember Sonntag 1810 22. Januar 16,6 24. Januar Montag 21. Februar 3,6 23. Februar Mittwoch Aus dem Rtcs-name folgen die Tage: 6. März, 4. April, 3. Mai, 2. Juni, 1. Juli, 31. Juli, 30. August, 29. September, 28. Oktober, 27. November, § 60. Die Feste der Mohammedaner. 271 26. Dezember, 25. Januar, 23. Februar, somit in guter Übereinstimmung mit der Eechnung. Mit den genannten Neulichttagen sollten die Mondmonate eigentlich anfangen, der 1. Safer mit Freitag den 5. März, der 1. Rebt ül-etmoel mit Sonntag den 4. April, der 1. Eeht iU-äkhir mit Dienstag den 4. Mai u. s. f. Berechnet man aber die Wochentage des 1. Tages der Monate nach Tafel I, II, HI, so findet man hier und da Abweichungen von einem bis zwei Tagen. Die Angaben des Eus-name über die zyklisch ermittelten Neumonde können also nur den Zweck haben, als ungefähre Orientierung zu dienen. Von weiteren Tafeln und Angaben enthalten die Rm-name die den fli(fecÄra- Jahren paraUelen Jahre der Seleukiden- und christlichen Ära, den Wochentag des Jahranfanges der christlichen Jahre, eine die Stunden der Neumonde liefernde Tafel, die Auf- und Untergänge der Sonne, die Zeit für die Gebetstunden, die glücklichen und unglücklichen Tage der Monate, welche an den sehr alten orientalischen Gebrauch erinnern, u. dgl. mehr. Ich gehe auf diese für uns hier unwesentlichen Tafeln nicht weiter ein, sondern verweise Interessenten auf die oben a. a. 0. zitierte Beschreibung. § 60. Die Feste der Mohammedaner. Die Mohammedaner haben zwei Hauptfeste. Das erste ist das Fest der Beendigung des Fastens {id el fitr), welches am Schlüsse des Fastenmonats Ramadan, den 1. bis 3. Sehaivwäl gefeiert wird. Bei den persischen Mohammedanern und Türken heißt dieses Fest ^\^ Bairäm (großer Baträm). Das zweite Fest bildet den Schluß der Pügerfahrt, das Opferfest (td el nähr oder id el Jcurbän)^ bei den Tarken der kleine Baträm, vom 10. bis 13. Dhul-hidd^che. Die Pilgerfahrt (hadsch) ist sehr alten, vorislamischen Ursprungs. In der heidnischen Zeit der Araber war es eine Art Versammlung, bei welcher die einzelnen Stämme ihren Göttern (die meisten hatten ihre besonderen Gottheiten) unter freiem Himmel Tieropfer brachten. Im gegenseitigen Verhalten der Stämme bedeutete diese Zeit das Enthalten vom Haube, den Frieden. Hierdurch bekam späterhin der Monat des hadsch, der DhtU-hiddsche, die Bedeutung eines heiligen und Pilgerversammlungs-Monats. Der hadsch wurde gemeinsam gefeiert; das Schlachten von Opfertieren bildete eine notwendige Bedingung zur Heiligung des Festes. Man unterschied deshalb den hadsch von den omra, welche nur gelegentliche Pilgerfahrten einzelner vorstellen, und zwar ohne Opferschlachtungen. . Die großen Fasten im Ramadan hat Mohammed eingeführt, als er die Fasten der arabischen Juden und Christen kennen lernte. Vorbilder waren ihm der Jcipur (Versöhnungstag) der Juden und die 272 m. Kapitel. Zeitrechnung der Mohammedaner. Qnadragesima der Christen. Nach einigen Abänderungen in der Wahl der Fastenzeit machte er (vermutlich im 4. Jahre der Flucht) den Monat Ramadan zum Fastenmonate ^ Bei den beiden vorgenannten religiösen Festen befolgen die Mohammedaner allgemein den Gebrauch, sich nur nach der sichtbar- werdenden Mondsichel zu richten : wie der erste Tag des Dhid-hiädsche durch die Mondsichel angezeigt wird, so gibt der Tag, wo der Ramadan- Neumond bei Sonnenuntergang als Sichel wahrnehmbar erscheint, das Zeichen zum Beginn des Fastenmonats. Weder die Takmm noch die Riis-name sind mit ihren Angaben bestimmend, sondern nur die faktische Beobachtung. In der Türkei beispielsweise wird die Beobachtung des Himmels schon zwei Monate vor dem Ramadan angefangen, um für den Fall trüber Witterung den Tag voraus angeben zu können. Die Leute begeben sich bereits am 27. Dschemäsi ül äJchir auf Anhohen vor den Städten, um zu sehen, ob der Neumond des Redscheb sicht- bar wird. ^ Sobald man die Sichel konstatiert hat, eilt man zum Mehkieme d. h. zum Ortsrichter (Kadi), welcher die Pflicht hat, die Aussagen der Beobachter aufzunehmen und das Protokoll, Harn ge- nannt, dem Stambol Efendisi (Polizeipräfekten der Hauptstadt) zu übermitteln. Ebenso geht man mit der Konstatierung der Mondsichel vor Eintritt des Schabän vor. Der Stambol Efendisi zählt, ohne auf irgendwelche zyklische oder astronomische Rechnung der Kalender Rücksicht zu nehmen, 30 Tage vom Tage der Sichel des Schabän vorwärts und setzt den sich so ergebenden Tag als Beginn des Ram^adän fest. Sobald am i2awiarf4n-Tage der Sonnenuntergang ein- getreten ist, wird der Anfang der großen Fasten dem Volke durch Kanonenschüsse und Beleuchtimg der Minarets kundgegeben. Die- selben Beobachtungen regeln auch am Ende des Ramadan das große jBaiVam-Fest. Die Notwendigkeit, bei der Reduktion türkischer (und überhaupt mohammedanischer) Daten auf andere Zeitrechnungen auch auf den Wochentag des Datums Rücksicht zu nehmen (s. S. 260), tritt also deutlich infolge der Schwankungen des Volkskalenders schon bei Datierungen aus den Festzeiten hervor. Die sonstigen Feste, welche die Mohammedaner beobachten, sind ziun Teil nur zeremonielle Tage oder Erinnerungstage, doch werden hier und da mehrere derselben mit Pomp begangen. Die haupt- 1) Koran, Sure II 181, 193: «Ihr Gläubigen, auch eine Fastenzeit ist Euch wie Euren Vorfahren vorgeschrieben, damit Ihr gottesfürchtig seid. Eine bestimmte Zahl von Tagen sollt Ihr fasten Jetzt ist es der Monat Bamaddn, in welchem Gott den Eorän geo£Penbart hat als Leitung für die Menschen und als Lehre zum Guten, der von jenen, so da gegenwärtig sind, gefastet werde; wer aber krank oder auf Reisen ist, der faste zu einer anderen Zeit eine Anzahl Tage, denn Gott will es Euch leicht und nicht schwer machen." § 61. Literatur. 273 Sächlichsten Tage sind folgende; einige sind nach Albibuni hinzu- gesetzt : 1. Moharrem. Neujahr. 10. Moharrem. Äschura. Todestag des Märtyrers Hussein. 12. Rebi el awwel. Meulud d. i. Geburt Mohammeds. 13. Rehi el awwel. Gedächtnis des Todes Mohammeds. 3. Rehi el äkhir. Brand der Kaaba. 8. Dschumädä el ülä. Alis Geburtstag. 15. Dschumädä el ülä. Alis Todestag. 20. Dschumädä el ülä. Eroberung Konstantinopels (1453 n, Chr.). 2. Dschumädä el äkhira. Tod Abu-Bekrs. •• • 1. Redscheh. Utsch Ailar. 4. Red^cheb. Nacht der Herrlichkeiten, Lailet el reghdih. 26. (29.) Redscheb. Nacht der Himmelfahrt, Lailet el mirädsch\ 3. Schabän. Geburtstag Husseins. 15. Schabän. Lailet el 6era^ (J5era^Nacht; Prüfung der guten und schlechten Taten). 16. Schabän, Mekka wird zur Kaaba gemacht. 1. Ramadan. Beginn des Fastenmonats. 10. Ramadan. Tod der Khadidscha. 19. Ramadan. Eroberung von Mekka. 27. (23.) Ramadan. Lailet el kadar, Nacht der Allmacht^. 1. 2. 3. Schawwäl. Fastenende. Großer Bairäm. 5. Dhul'kade. Herabsendung der Kaaba. 10. Dhul-hiddsche. Opfertag. | Ydi azha oder 11. Tag des Aufenthalts in Minä. | kleiner Bairäm 12. Tag der Entfernung aus dem heiligen Bezirke, j {Kurbän Bairäm) 13. — Die 3 Tage vom 11.— 13. heißen auch Taschrik-TdLge. § 61. Literatur ^ Caüssin de Perceval, Essay swr Vhistoire des Ardbes avant Vislamisme {Jour- nal asiatique 1843). — Sprenger, Üb. den Kalender der Araber vor Mohammed (Zeitschr. d. deutsch, morg. Ges. XIII, 1859, S. 134); vgl. desaen Leben und Lehre des Mohammed III, 1865, S. 531 ff. — J. Wellhausen , Beste arabischen Heidentums, 2. Ausg., Berlin 1897; vgl. dessen Mufiammed in Medina d. i. Vahidi^s Kitab ai Maghasi, Berlin 1882, S. 17. — H. Winckler, Zur altarabischen Zeitrechnung. 1) Über den Tag dieser beiden Feste bestehen bei den mohammedanischen Ulemas Meinangsverschiedenheiten. 2) Vgl. außerdem die Literatur angaben in den Anmerkungen. Ginsei, Chronologie I. 18 274 III. Kapitel. Zeitrechnung der Mohammedaner. Himmel, Kalender und Mythm (AUarientdlische Forschungen, 2. Reihe, Bd. II, Heft 3, S. 324 u. 354); Arabisch-Semitisch'Orientalisch (Mitteilungen der Vorder- aeiat, Geseüsch. VI, 1901). — F. Homhbl, Der Gestimdienst d, dUen Araber u. die Israel. Überlieferung, München 1901 [Mondkultas] ; vgl. &t&^n Aufsätze u. Abhand- lungen II, München 1900, S. 154 — 160. — Mahmoüd Effenbi, Memoire sur le ca- lendrier arabe avant VIslamisme {Mim. des savants itrangers de VAcad, roy. de Belgique, T. XXX, 1861). — The chronology of ancient nations of Albirünt, edit by E. Sachau, London 1879, S. 35, 39, 78, 74, 821, 327. — Gütschmid, Kleinere Schriften II, 1890, S. 415, 513, 757. Tafeln. CuNNiNGHAM, Book of indtan eras, Calcutta 1883 (Taf. XV u. XVI, Ver- gleichung der Hidschra-Jahre 1 big 1440 mit der christl. Aera). — F. Wüsteh- FBLD, Vergleichungstabellen der muh. u. christl. Zeitrechnung, Leipzig 1854 (bis 1300 HidBchra; fortgesetzt von E. Mahlbb bis 1500 Hidschra; desgleichen E. Makler in seinen Cftronol Vergl.-Tabellen, S. 144—173 von 1 bis 1500 Hid.). — A. M. Lo^ibdo, Rapports entre les dates du ccdendrier musulman et edles des calendriers Julien et gregorien, Tanger 1887 (bis 1500 Hidschra). In letzteren beiden Werken för jeden Anfängst ag der moham. Monate das christliche Datam (von 1582 n. Chr. ab nach dem gregor. Kalender). — Mas-Latreb, Tresor de Chronologie, Paris 1889 (darin die WüsTENFELDschen Tabellen bis 1260 Hidschra). IV. Kapitel. Zeitrechnung der Perser. § 62. Torbemerkung. Die mohammedanische Zeitrechnung, von welcher wir im vorher- gehenden Kapitel handelten, ist gegenwärtig auch über Persien ver- breitet. Die Perser besaßen aber vor dem Untergange der Sassa- niden (7. Jahrh. n. Chr.) eine selbständige Zeitrechnung, welche in ihren Anfängen weit ins Altertum zurückreicht und mehrfache Wand- lungen erfahren hat. Diese Zeitrechnung erhielt nach dem letzten Sassanidenkönige 682 n. Chr. eine Ära und wurde durch Dscheluleddin MeliJc Schah 1079 n. Chr. weiter umgestaltet. Wir werden also im folgenden von einer altpersischen Zeitrechnung und einer neupersischen zu reden haben. Da aber die Entwickelung der neupersischen ganz mit der Beschaffenheit der altpersischen verknüpft ist, so werden beide Zeitrechnungen hier nicht getrennt, wie etwa die altindische oder die altarabische von den späteren Formen, sondern mit Rücksichtnahme auf jene Entwickelung behandelt werden. § 63. Die filtesten Namen der Monate (Inschrift von Behist&n). Die ältesten bisher bekannt gewordenen Monatsnamen des alt- persischen Jahres finden sich in der großen dreisprachigen Inschrift auf dem Felsen von Behistän (Baghastän^, Btsutun), etwa 5 Meilen östlich von Kirmanschah an der medischen Grenze. Der untere Teil ies etwa 500 m hohen, steilen Felsen zeigt in 100 m Höhe in einer Vertiefung eingemeißelte Eeliefs: der König Darius Hystaspes tritt auf einen niedergeworfenen Empörer, hinter dem letzteren kommen Äeun weitere Empörer, die Hände auf dem Rücken gebunden und mit 1) Bagütanon (Götterplatz) bei Ktbsias. 18* 276 IV. Kapitel. Zeitrechnung der Perser. einem langen Seil um ihre Hälse \ Den Darstellungen sind eine große Inschrift und mehrere kleinere beigegeben. Darius erzählt darin, wie er die 10 aufständischen Usurpatoren, deren Namen genannt werd^ und welche in den Provinzen des Reichs die Herrschaft an sich zu reißen versucht hätten, mit Hilfe Auramazdas besiegt habe. Dann werden die Gegenden und die Monate angegeben, wo die Schlachten gegen die Empörer stattfanden. Die Besiegung der Empörer vollzog sich, mit mehreren Unterbrechungen, etwa 522 bis 514 v. Chr. (Es sind in der Inschrift nur Monate und Tage, nicht aber die Regierungs- jahre angegeben.) In der dreisprachigen Lischrift (persisch-skythisch- babylonisch) sind noch neun Monatsnamen erkennbar, die jedoch nicht alle in jedem der drei Texte konstatiert werden können, da einzelne Stellen zerstört sind: Viyachna, Oarmapada, Bägayädi, Ätriyädija, ÄnämaJca, Thuravähara, Thai^raci, Ädukani, Margazana. Die Identi- fizierung dieser Monate mit den entsprechenden babylonischen haben Bawlinson, J. Oppebt, Unoeb, Justi, Prasek versucht. Nach diesen Autoren wäre die Aufeinanderfolge der altpersischen Monate die nachstehende : Babylonische Monate Nisannu Airu Simannu Düzu Abu ülülu TüHtu Arahsamna Ktslimu Tehüu Sabdtu Addru Rawlinson Oppkrt * Unoeb Justi PbaSbk Bdgayddi Garmapada Thuravähara Thuravdhara Thuravähara JTiuravdhara Thaigraci Thaigraci Thuravdhara TTuugraci Thaigraci Adukani Adukani Thaigraci Adukani Margazana Oarmapada Garmapada Garmapada Garmapada Margazana Atriy&dija Andmdka ViyoAihna Bdgayddi Adukani Atriyddija Andmaka Margazana Viyachna Bdgayddi Bdgayddi Atriyddija Andmaka Viyachna Atriyddija Andmaka Margazana Viyachna Bdgayddi Adukani Atriyddija Andmaka Margazana Viyachna Übereinstimmung in der Identifizierung besteht danach bei den Monaten Ätriyädija = Kislimu, Viyachna = Adaru und Anämaka = Tebitu: einiger Zweifel ist, ob Thuravähara = Airu und Thaigraci = Simannu: die übrigen 4 Monate der Inschrift bleiben zweifelhaft. Man bemerkt auch aus der vorstehenden Zusammenstellung, daß der Monat Thura- vähara an die Spitze des Jahres, d. h. dem Nisannu gleichgestellt oder wenigstens als der zweite Monat betrachtet wird. Dieser Monat würde also dem Frühjahrsmonat entsprechen. Ich setze noch die 1) Weissbach u. W. Bang, Die altpersischen Keilschriften I, S. 13. — Abbildungen des Felsen s. bei Pobteb, Travels II 150; Flandin et Costb, voyage I, pl. 16; Kossowicz, Inscript. Archetypa. 2) Oppebts zweites System (Verhandl. d, 8. Orient-Kongresses, 1893). § 64. Die alt- und neupershchen Monatsnamen. 277 Erklärung der Monatsnamen hierher, welche Justi gibt, obwohl diese vielleicht nicht allgemein angenommen wird: 1. Thuravähara, „den hehren Frühling habend" ist der Frühlings- monat 2. Thaigraci, nach Floigl (Cyrus u. Herodot, Lpz. 1881, S. 79) der „Monat des Knoblauchsammelns" (April-Mai). 3. Adukaniy der „Monat der Kanalgrabenden ", der Monat der Bewässerung (Mai-Juni). 4. (fehlt). 5. Garmapada f „der Wärmestand**, entspr. Ähu^ dem Monat des Feuergottes (s. Zeitrechn. d. Babyl., S. 118) (Juli). 6. (fehlt). 7. Bägayädi, der Monat der Verehning der BaghasK 8. (fehlt). 9. Ätriyädija, Monat der Feuerverehrung (November -Dezember), 10. Änämaia, der „Monat des Namenlosen" d. h. des höchsten Wesens. 11. Margazana, „das Wiesengras hervorbringend", für Susiana der Monat der Wiesenpflanzen (Januar). 12. Viyachna, der eisfreie Taumonat (Februar). § 64. Die alt- und neupersisclien Monat8namen. Die neupersischen Namen haben sich aus den altbaktrischen, den Zendformen, entwickelt. Die altpersischen Monatsnamen werden durch Namen von höheren Wesen (größtenteils der Yazaias=Ized) dargestellt. Die Zend-Namen erscheinen in den heiligen Schriften der Perser. Da die Abfassungszeit des Avesta (sie ist nur hypothetisch bestimmbar) ziemlich weit ins Altertum zurückreicht, so sind die Namen von be- trächtlichem Alter. Im Bundehesch, welcher erheblich jüngeren Ursprungs und im Pehlewi geschrieben ist, werden die Monatsnamen folgendermaßen angeführt: „Der günstige Fravardtn, der Ärdavahist mid Horvadad sind Frühling, T/V, Amerödad und Shatvalrö sind Sommer; der Monat Mitroy der Ävän und der -Itorö sind Herbst, der Monat Dtn, Vohuman und Spnidarmad sind Winter" (Bundehesch XXV, 20). Die folgende Vergleichung gibt die Zend-, die Pehlewi- mid die neupersischen Namen der Monate: 1) Baghas sind göttliche geistige Wesen im aUgemeinen. Auramazda ist der höchste, weiseste Beherrscher der Geister. 278 IV. KapiteL Zeitrecfanung der Pener. Zend Pehlewi Neupersisch 1. Fravashinäm Fravardino Ferverdm 2. Äshahe vahistahe Ardavahist Ardebehesht 3. JUaurvatäto Morvadad Khordäd 4. Tistrjehe Tir Tir 5. Ame7'otäto Amerodad Mordäd 6. Kshathrahe vairjeM Shatvatro Sharir {Shahrivar) 7. Mitrahe Mitro Mihr (ifehr) 8. Apäm Ävän Ähän 9. khro Ätaro Ader (Adser) 10. Dathusho Dind Dei (Dae) 11. Vanheus mananho Vohüman Bahnten (Behmen) 12. Spentajäo ärmatöis Spendurmad Asfendärmed Die Zendnamen (und die, wie man sieht, von ihnen abgeleiteten Pehlewi- und neupersischen Namen) erklären sich durch die Patrone und Schutzgottheiten, die den Monaten vorgestanden haben; wie wir gesehen haben, hatten die Ägypter ebenfalls Patrone für ihre Monate, und die Namen der letzteren lassen sich größernteils aus den Namen der Gottheiten ableiten. Die Bedeutung der Monatsnamen gebe ich nach den Erklärungen des Parsengelehrten Meheejlbhai Nosheewanji Kuka * , mit welchen übrigens die schon von Benfey und Stern =^ gegebenen Definitionen im wesentlichen übereinstimmen: Ferverdm hat seinen Namen von den Fravashi, den Seelen (Geistern) der Verstorbenen, welche während der 5 Epagomenen, die dem Monat Ferverdm vorangehen, und an den ersten 5 Tagen dieses Monats wieder zur Erde niedersteigen. (Darum werden die Fravashi auch als Sterne aufgefaßt.) Der Monat war sonach den Vorfahren, dem Andenken an die Toten gewidmet. Ardebehesht ist der Name des zv^^eiten Ameshas^peifita^ ^ nämlich Asha-vahista , welcher als der Herr der Feuer, der Hitze galt. In den ^raA- Gebeten wird er öfters bei dem Tagesabschnitt rapithtvinüy welcher den Tagesteil der größten Hitze bezeichnete (s. S. 288), an- gerufen. Demnach muß Ardebehesht wohl den heißesten Monat des 1) An enquiry into the order of the Parsee Monika and the hasis of their nomenclature. {The K. B. Cama Memor. Vol., p. 54. Titel dieses Werkes b. sub Literatur am Schluß dieses Kapitels.) 2) Üb. die Monatsnamen einiger alten Völker, inabes. der Perser, Kappadokier, Juden u. Syrer, Berlin 1836, S. 76—115. 3) Die Ameshaspenta (= unsterbliche Heiligen) sind die oberste Klasse der Genien, sie stehen AuravMizda am nächsten ; es sind sechs (mit Auramazda sieben) : Vohutnanö, Asha-vahista, Kshathra vairya, Spenta-ärmaüi , Haurvatät, Ameretäi. Anrufungen derselben kommen sehr oft vor (z. B. Yasht XYIII des Khorda-Avesta). § 64. Die alt- und neupersischen Monatsnamen. 279 Jahres vorgestellt haben. Der ihm vorangehende Ferverdin müßte dann nm oder vor die Zeit des Sommersolstiz gefallen sein. Der Ärdebehesht scheint dem 5. Monat der Behistän-Inscbnft, Garmapada, zu entsprechen. Khordad, Dieser Monat ist nach Haurvatät, Herr der Gewässer und Wolken, dem 5. Ameshaspenta, benannt. Er soll also den Über- gangsmonat vor der Regenzeit vorstellen. Ttr (Twhtriya) knüpft seinen Namen an den Sirins (Tistrija). Im Herbst, wenn der Sirins anfängt die ganze Nacht sichtbar zu bleiben, trat in Baktrien die Regenzeit ein; deshalb sah man in dem Sirins den Regenbringer. Tir bezieht sich danach auf den Herbstbeginn. Mordad {Amerdäd) führt den Namen des letzten der Ämesha^penta, Amereiäty des Herrn der Bäume und Früchte, des Schützers des Wachstums überhaupt. Er folgt auf den regenreichen Tir, ist also der Monat der auflebenden Vegetation. Sharir (Shahrwar) ist nach dem Kshathra vairya, Genius der Metalle, dem 3. Ämeshaspenta , benannt. Da dieser letztere Genius nicht bloß als Herr der Metalle, sondern im weitem Sinne auch als der Beförderer des Wohlstandes, der Schätze, als Befriediger aller Wünsche galt, so deutet die Benennung des Monats nach ihm auf den Monat des Einsammelns der Ernte, welche den Besitzern Geld und Gut brachte. Hierzu würde der vorhergehende fruchtbare Monat Amerdäd stinunen. Mihr (Mitrö). Der Lichtgott Mithra (= Tageslicht, Sonne), einer der göttlichen Ized, war Gegenstand des auch außerhalb Persiens weit- verbreiteten Mithrakultus. Bei den Anrufungen der Tagesabschnitte (gäh) wird Mithra nur für die Zeit hävani , d. i. die Zeit des frühen Morgens (s. S. 288) angerufen. Die Stellung des Monats als erster Wintermonat, welche er in der Reihenfolge der Monate einnehmen müßte, würde jener Bedeutung nicht widersprechen, da nach dem Wintersolstiz das Tageslicht anfängt wieder zu wachsen. Ähän hat Zusammenhang mit dem Ized der Flüsse und Gewässer. Der Beiname der Göttin, Ärdavisura, wurde auch für den Oxusfluß gebraucht. Ader (Ätard) steht mit dem Ized des Feuers, Ätar, in Ver- bindung. Der Name soll wohl andeuten, daß man in diesem Monate, dem 3. Wintermonate , sich genötigt sah , die Wohnungen durch das Feuer zu erwärmen. Dae (Dino) resp. Dathushö hat den Namen von dem Beinamen Auramazds, DathvLsho = Geber, Gesetzgeber, Schöpfer. Der Monat bezeichnet die Frühlingszeit, in welcher der Natur ihre Verjüngung 280 IV. Kapitel. Zeitrechnung der Perser. zurückgegeben wird; er entspricht vielleicht dem Bägayädi der jBeÄis^an-Inschrift. Böhmen (Behmen) ist nach dem 1. Ameshaspentu , dem guten Izedy dem Beschützer der Lebenden, des Viehs und der Herden, Vohumano, benannt. Er ist der „milchreiche" Monat (mit Beziehung auf die Herden) und stellt den zweiten Frühlingsmonat vor. Viel- leicht korrespondent mit dem Monat Thuravähara der Behistän- Inschrift. Äsfendänned leitet sich ab von Spenta-ännaiti, dem 4. Amesha- spenta, Gebieterin der Mutter Erde, der Ackerfluren. Der Monat be- zeichnet die Zeit des Wachstums der Feldfrüchte. Würde man sich nur auf die Bedeutung der eben aufgeführten Monatsnamen stützen, so würde Dae den Beginn des Frühlings, Ferverdm den des Sommers und Tir den Anfang des Herbstes be- zeichnen, und da Ferverdm immer an der Spitze des Jahres erscheint, müßte man annehmen, daß das Jahr mit dem Sommer begonnen worden sei. Allein die Monatsnamen sind erst im Laufe der Zeit allmählich entstanden, mit den Wanderungen der iranischen Stamme nach dem Süden, entsprechend den klimatischen Abstufungen der Länder; Ferverdm, Tir und Mitro sind vielleicht die ältesten dieser Namen; die übrigen wurden später eingeschoben. Femer scheint der Jahres- anfang schon in der alten Zeit kein einheitlicher gewesen zu sein, sondern dürfte mit jenen Wanderungen gewechselt haben, wozu das ausgebreitete Sektenwesen der Zoroaster-Bekenner das seinige beitrug; während die einen das Jahr mit dem Sommersolstiz anfingen, begannen andere ihr Jahr mit dem Frühlingsäquinoktium. Spuren dieser Wandlungen sind in der alten Parsenliteratur noch sichtbar. Die vorher (S. 277) zitierte SteUe aus dem der jüngeren Zeit angehörenden Bundehesch zeigt z. B., daß dort der Frühling mit dem Ferverdm an- fängt, also der Jahresanfang nicht zu der obigen Bedeutung dieses Monats als Sommer stimmt. § 65. Die Monatstage, Jahreszeiten und die Gahanb&r. Bei der Zeitrechnung der Ägypter hatte ich Gelegenheit zu be- merken, daß bei denselben eine besondere Benennung der 30 Tage des Monats mit Zugrundelegung irgend einer mythologischen Basis auftritt (s. S. 167). Eine ähnliche Bezeichnung der einzelnen Monats- tage und zwar ebenfalls nach Genien findet sich bei den Persem. Im Bwndehesch (XXVII 24) heißt es: „Jede Blume ist zugeeignet einem der Engel, wie der weiße Jasmin dem Vokamariy die Myrthe dem §65. Die Monatstage, Jahreszeiten und die Gahanbär. 281 Auramazd^, das Manseohr dem Ardavahisht . ." Die 30 Namen^ die angegeben werden, sind die Namen der 30 Monatstage. Ich setze diese (Pehlewi-) Namen hier an und daneben die entsprechenden Zendnamen : Zend Pehlewi Zend Pehlewi 1. Ähurahe maedäo AiiharmaJBd 16. Mührahe itft^r^ 2. Vanheus mananho Vohüman 17. Sraoshahe /SrdsA 3. Äshahe vahistahe Ardavahiaht 18. Baahnaoa Bashnü 4. Kshathrahe vaifyeh eShatvairö 19. Fravashinäm JBVavardtn 5. Spentaj&oärmaiöis SpendamMd 20. VerethraghnaJie Vdhrdtn 6. Haurvatatö Horvadad 21. Bämanö Bäm 7. Ameretäio Amerödad 22. Vätdhi Vdd 8. Dathu8h6 Din-ipavanÄtarö 23. Daihuahö Dtn-i pavan Dino 9. lihrö Atarö 24. DaenoQdo Bind 10. Äpätn Avdn 25. ^MoM Ard 11. Hvarekshaetahe Khürahed 26. 4r«^a^ Ashtäd 12. Mäonho Mäh 27. Asmanö Asman 13. Tistrßhe Tir 28. Zmd Zamjdd 14. Geu8 Gosh 29. Mathrahe spentaJiiMdrapend 15. IkUhushd Din-ipavan Mitrö 80. Anaghranam Anirdn Aus der Yergleichung dieser Namen mit den früher angeführten Monats- namen erhellt, daß die letzteren auch unter den 30 Monatstagen vor- kommen; um Verwechslungen vorzubeugen, wird bei der Datienmg entweder neben dem Monatstage zugleich der betreffende Monat ge- nannt, z. B. der Tag Khur des Monats Tir d. h. der 11. des 4. Monats, , oder man unterscheidet den Monat durch den Zusatz »U mäh (Monat) von dem gleichnamigen Tage durch j^^ rüz (Tag). Spendarmad-mäh heißt der 12. Monat des Jahres, Spendarmad-rüz der 5. Monatstag. Der dreimal sich wiederholende Tag Dathusho (= Dino) wird durch die Zusammensetzungen Dtn-i iiavan Atarö {Dm, auf welchen Ataro folgt), Dln-i pavan Mitrö {Dm mit folgendem Mitrö) und Din-i pavan Dino (Din mit folgendem Dino) unterschieden. Man erkennt aus der Eeihe der Monatstage eine Vier -Teilung des Monats : das dreimalige Auftreten des Dathusho (der gleichnamige Monat war dem Ormuzd geweiht) bewirkt eine solche. Die beiden ersten Teile des Monats vom 1. — 7. Monatstag und vom 8. — 14. Tag haben jeder 7 Tage, die beiden andern Teile vom 15.— 22. und vom 23.— 30. haben jeder 8 Tage. Hierdurch zerfällt jeder Monat in vier ungleich lange Teile, die man entfernt mit unseren Wochen vergleichen kann. Bemerkenswert ist die Anordnung der Tage in diesen Abteilungen. Der erste Tag jeder Abteilung (der 1., 8., 15., 23. Tag) gehört dem höchsten Genius Aüharmazd = Ormuzd = Dathusho, Die erste Woche 1) Auramazd steht hier als zweiter Tag, ist aber sonst immer der erste. 282 IV. Kapitel. Zeitrechnung der Perser. wird von den 6 Ameshaspentas (s. S. 278, Anmerkung 3), Vohumand, Ärdavahishta , Kshafhra vairya, Spenta armaiti, Haurvatät und Ämeretat eingenommen. In der 2. Woche sind die Genien Ätarö, Avän, Khür, Mäh, Trr (Sirius i) und Oosh untergebracht, von welchen 3 ebenfalls, wie die Ameshaspentas, Monaten vorstehen*. Von den 12 Monatsgenien regieren also 10 die ersten beiden Wochen, so daß für die anderen beiden Wochen nur 2 Monatsgenien, Fravardtno und Mitro, übrig sind, und diese werden in der 3. Woche eingeschoben. Die übrigen Tage sind mit Genien niederen Ranges besetzt, so daß die ganze Anordnung eine Art Abstufung nach dem Range der Genien darstellt. Eine tiefere Bedeutung gewinnt dieses System durch die Bemerkung von E. J. D. Nadershah , daß die Genien der zweiten Woche als die 7 Planeten aufgefaßt werden müssen^, und daß die ganze Reihe eigentlich nur aus 27 Izeds besteht, da Dathusö dreimal eingeschoben wird, lediglich um die Zahl von 30 Namen zu erreichen. Nach dem genannten Autor hätten wir in der 27 gliedrigen R^ihe die 27 altbaktrischen Mondstationen vor uns. Ich gehe nun zu den Jahreszeiten der Perser über. Späteren Erklärungen vorgreifend ist aber zu erwähnen, daß das Parsijahr (altpersische Jahr) aus 365 Tagen, und zwar 12 Monaten zu je 30 Tagen und 5 Epagomenen bestand; die letzteren hatten früher ihre Stelle hinter dem achten Monat, dem Äbän (Avän), wurden aber 1) Die Anführer der Sternbilder sind nach dem Bundehesch II 5: I^tar (im Zend Tistrja) der Führer des Ostens = Sirius, Sataves (resp. Satavetesa) der Führer des Westens = Antares (?), Vanand (VanarU) der Führer des Südens = Fomal- haut(?), und HaptökHng (Haptöiringa) der Führer de« Nordens = großer Bär. Vom Sirius erwartete der Parse den Regen, da der Stern auf seinem himmlischen Wege aus den Wolken das Wasser in sich aufnehme. — Anpreisungen des Sterns Tistfja kommen in den heiligen Schriften oft vor, z. B. in den Yashts (Lobgebeten für bestimmte Tage und Zeiten) des Khorda-Avesta (s. XXIV Tistar-yasht). 2) Die ersten 16 Namen der 80 Monatstage finden sich oben durch einige Beischreibungen erklärt. Für die übrigen folgen hier die ungefähren Bedeutungen nach F. Spiegel, soweit sie durch bloße Schlagworte definiert werden können. Die Namen gehören durchweg den Yazatas (späteren Ize^ an, den Genien zweiten Banges: Sraosha (der Wachsame, Schützende); Bashnaos (der ÜberaUseiende) [diese beiden bilden mit dem Lichtgotte Mühra bei den späteren Parsen die Richter über die Menschenseelen]; Fravashi (die abgeschiedenen Seelen, die Sterne); Vere- thraghnahe [Behrdm] (der Sieghafte); Raman (die Luft); Vdta (der Wind); Daena oder Din (das gute mazdayasnische Gesetz); Äshöis (die Segnende, Beschütserin der Ehe); Arstdt (die Richtigkeit) meist in Verbindung mit Bashnaos; Asmano (der Himmel); Zemd{?): Mathraspenta (die heilige Schrift); Anaghra raos&o (das anfangloee unendliche Licht). Ausführliches üb. die Yaeatca^ s. Fr. Spiegel, Avesta, Die heilig. Schriften der Parsen, Leipz., III, Einleitg. XIII— XXXVIII. 3) In der zweiten Woche bedeuten nämlich: Dathusho (Aühamuud) = Ju- piter, Atarö = Mars, Ävdn = Venus, Khürshed = Sonne, Mäh = Mond, Tir = Merkur, Göah (Geus) = Saturn. The Zoroastrian months and years toith their di- visions in the Avestaic age, {The K. B. Cama Memor. Vol. p. 250). § 65. Die Monatstage, Jahreszeiten und die Gahanbär. 283 nach der Eeform der Zeitrechnung dem 12. Monat Asfendämied (Spendarmad) angehängt. — In der ältesten zoroastrischen Zeit scheint man noch nicht mehrerlei Jahreszeiten unterschieden zu haben, da in den Schriften öfters nur von Sommer- und Wintermonaten die Eede ist, also nur zwischen kalter und warmer Jahreszeit unterschieden wurde. In der früher zitierten Stelle des Bundehesch werden vier Jahreszeiten genannt. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß es schon in alter Zeit (wie z. B. in den Lobgebeten, den Afrmgän deutlich sichtbar ist) sechs Jahresabschnitte gab. Es wurden nämlich von alters her in Persien am Schlüsse gewisser Jahresteile mehrtägige Feste gefeiert, die unter dem Namen der Gahanbär (Festzeiten) be- kannt sind. (Anrufungen dieser Gahanbär kommen häufig vor, z. B. im Vispered I, IL) ^ E. Eoth hat schon darauf aufmerksam gemacht, daß die Bedeutung der 6 Gahanbär nicht Festzeiten, sondern Jahres- zeiten resp. eine Feier beim Wechsel der Jahreszeiten gewesen ist. Die Namen der Gahanbär sind folgende: 1. Maidhyozaremya = „Mitte des Grünens", bezeichnet das Frühjahr (Mitte des Frühlings); heißt auch die saftige, milchreiche Zeit. 2. Maidhyoshema = „Mitte der Hitze", die Zeit, welche in die Mitte der heißen Periode (Sommer) fällt; das Fest definiert den Mitte-Sommer-Tag. 3. Paitishahya (von palti, scheinen, erscheinen, hahya, Korn, Frucht) = die das Getreide herbeiführende Zeit der Ernte, der Fruchtreife, des Komschnittes. 4. Ayäthrema (von aya, gehend, ätar Hitze, Wärme) = die Zeit des Zurtickgehens der Hitze; auch die „Zeit der Heimkehr" d. h. des Viehs von den Weideplätzen, die windige. Stürme bringende Zeit. 5. Maidhyäirja (von maidhya, Mitte, yairja, Jahr, Jahrteil) = „die Mitte des Jahres"; auch die kalte frostige Zeit. 6. Hama^athmaedya, vermutlich- die „Zeit der Sammlung, Stärkung, der Kraft", d. h. die Zeit der Zurüstung für die Feldarbeiten des Frühjahrs ; oder die Zeit, wenn die Opferfeste beendigt waren (hamaspat, endigen, vollständig sein, maedya, die Opferfeste). Wahrscheinlich war dieses Gahanbär mit Tieropfem verbunden. Die 6 Jahresabschnitte sind, wie schon bemerkt, anfänglich nicht alle unterschieden worden. Es scheint, daß die Parsen ursprünglich nur Maidhyäirja (Mitte -Winter) und Maidhyoshema (Mitte -Sommer) gehabt haben, und daß die übrigen Naturfeste resp. Jahresabschnitte erst mit den Wanderungen der Stämme (wie z. T. bei den Indem) entstanden sind. Hierauf deutet auch der Umstand, daß das Avesta 1) Die Feier dieser Feste gehörte zu den gebotenen religiösen Handlungen, sie werden samt den , Herren der Tage, Tageszeiten, Monatsfeste, Jahre '^ oft an- gerufen. (S. z. B. Yasna IV .Sl— 37.) 2) Dieser Name ist schwieriger erklärbar. Verschiedene Deutungen desselben sind angegeben von Bubnouf, Lagarde, BEzzENSERaER, Jusxi, Nadershah. 284 IV. Kapitel. Zeitrechnung der Perser. bei den Anrufungen zweierlei Ausdrücke, yäre und saredha, gebraucht, die vielleicht im Sinne von Halbjahren, oder als ganze Jahre, aber mit verschiedener Jahreszeit beginnend, zu verstehen sind. Die oben genannten 6 Jahreszeiten werden im Avesta als yäirya (Jahresteile; davon yäre = Jahr, engl, year) bezeichnet. Die sechs Oahanbär beziehen sich, wie man sieht, auf ein Acker- baujahr, indem sie für die Zeiten der Aussaat im Frühjahre, der Ernte der Feldfrüchte, für die Zeit der Einsammlung der Herden und für die Ruhezeit des Winters die Hauptzeitpunkte markieren wollen. Am Schluß jedes dieser Jahresabschnitte wurde, wie vorhin bemerkt, ein Fest durch mehrere Tage (wie es scheint, ein meist fünftägiges Fest) gefeiert. Die Länge der 6 Jahresabschnitte konnte, da die Tätigkeit der Landbebauer und Viehzüchter gemäß den klimatischen Verhältnissen in Persien und Baktrien während der Jahresabschnitte verschieden lang war, nicht als gleichmäßig für alle Jahreszeiten angenommen werden. Die Dauer der 6 Jahreszeiten und ihre Lage im Jahr sind hier und da aus den heiligen Schriften ersichtlich. Ich zitiere zuerst den Bundehesch XXV, 1 — 7: „Zur Ausübung der Religion gehören die sechs Zeiträume der Oahanbär, welche ein Jahr ausfüllen. . . Von der Jahreszeit Medokshem (= Maidhjoshema), vom günstigen Tage Khur des Monats Ttr (d. h. dem 11. Tage des Tir, s. S. 278/81) bis zur Zeit Mediyareni (= Maidhyäirjä), dem günstigen Tage Vähi'öm des Monats Bin (d. h. dem 20. des De?), dem kürzesten Tage, wachsen die Nächte, und von der Jahreszeit Mediyarem bis zur Jahreszeit Medokshem nehmen die Nächte ab und wachsen die Ta^e. Der Sommertag ist so viel wie zwei kürzeste Wintertage, und der Winter- tag so viel wie zwei kürzeste Sommernächte In der Zeit Hame»pamadayem{= Hama^pathmaedhyd), der Zeit der fünf Ergänzungs- tage am Ende des Monats Spendarmad, sind Tag und Nacht wieder gleich. Und wie vom günstigen Tage Äüharmazd des Monats i^rara?*- din zum günstigen Tag Anlrän des Monats Mitro (d. h. vom 1. Fer- verdin bis 30. Mihr) der Sommer von 7 Monaten währt, so ist vom günstigen Tag Äüharmazd des Ävän bis zum Monat Spendarmad, des Endes der 5 Ergänzungstage (d. h. vom 1. Abän bis zum letzten Epagomenentage, 365. Tage) der Winter von 5 Monaten." Die Länge der Jahreszeiten wird klar durch das Aferm-Gahanbär des Khorda- Avesta (d. h. in den kleineren, für den Hausgebrauch be- stimmten Gebetsammlungen, s. F. Spiegel, Avesta, III) bestimmt. Es heißt dort: „In 45 Tagen habe ich Auramazd samt den Ameshaspentas gewirkt, ich habe den Himmel geschaffen und den Oahanbär gefeiert und ihm den Namen Maklhyözaremya gegeben, im Monate Ardehehhht am Tage Dae pa 7n\hr {Dm-i pavan Mitro). Nehmet die Zeit vom Tage Khor (Khurshed), am Tage Da£ pa mihr soll das Ende sein." § 65. Die Monatstage, Jahx'eszeiten und die Gahanbar. 285 Das Fest Maidhyozaremya fällt danach 11. — \h. Ardehehisht Mit der- selben stereotypen Formel wird die Dauer der übrigen Jahreszeiten und deren Festfeier angegeben: „In 60 Tagen habe ich . . . das Wasser geschaflFen ... im Monat TJr, Tag Khor-Dae pa mihr (11.— 15. TTr) . . .; in 75 Tagen ... die Erde ... im Monat Shah- mar, Tag Äshtät -Änträn (26. — 30. Sliartr); in 30 Tagen ... die Bäume ... im Monat Mitrahe, Tag Äsktät-Anirän (26. — 20. Mihr)\ in 80 Tagen ... das Vieh ... im Monat Dei, Tag Mitrö-Vakräm (16. — 20. Dei)\ in 75 Tagen ... die Menschen . . . nehmt die Zeit Tag Ähunavat-gäh, der Tag Vahistoist (d. h. die fünf letzten Jahres- tage, die Epagomenen) soll der letzte sein.^ Die näher bestimmenden Angaben dieses Zitates über die Grenz- tage der Jahreszeiten hält Nadershah für spätere (im 3. Jahrh. n. Chr.) eingeschobene Interpolationen; jedoch bleibt bestehen, daß schon in der älteren Zeit für die Jahreszeiten folgende Längen angenommen worden sind: tiir Maidhyozaremya 45 Tage, für Maidhyoshema 60 Tage, für Paitishahya 75, für Ayäthrema 30, für Maidhyäirja 80, und für Hamaspathmaedhya 75 Tage. Da in dem obigen Zitate des Bwndehesch der Sommer 210 Tage vom 1. Fravardin bis 30. Mihr dauert, so fällt Mitte Sommer (Maidhyoshema) auf den 105. Tag, den 15. Ttr, und Mitte-Winter {Maidhyäirja) auf den 80. Tag des Winters, den 20. Dei. Um die Lage dieser Jahreszeiten mit dem julianischen Kalender un- gefähr vergleichen zu können, nehmen wir für das Avesta das 5. oder 6. Jahrh. v. Chr. an (obwohl das Alter des Avesta derzeit noch streitig ist). Damals lag das Sommersolstiz etwa beim 28. Juni ; demnach war Maidhyöshema am 28. Juni, der Frühling {Maidhyozaremya) fing aber 105 Tage früher, am 15. März an. Mit Bücksicht auf die anderweitigen Angaben der Parsen-Literatur über die Dauer der einzelnen Jahres- abschnitte ergibt sich dann folgende Übersicht über die 6 Jahreszeiten : Dauer 1. Maidhyozaremya (Frühling v. l.Ferverdtn — 15. Ardebehesht == 15. März bis 29. April .... 45 Tage 2. Maidhyöshema (Sommer) vom 15. Ardebehesht — 15. Ttr = 29. April bis 28. Juni 60 „ 3. Paitishahya (Erntezeit) vom 15. Ttr — 30. Sharir = 28. Juni bis 11. September ... 75 „ i, Ayäthrema (Herbstzeit) vom 30. Sharir — 30. Mihr = 11. September bis 11. Oktober . 30 „ ^, Maidhyäirja (Winter) vom 30. Mihr — 20. Dei = 11. Oktober bis 30. Dezember . . 80 ,, 6. Hamaspathmaedhya (Vorfrühling) v. 20. Dei — 5. Epagom.-Tag = 30. Dezember bis 15. März . . . ^5 ^_ Zusammen 365 Tage 286 lY. Kapitel. Zeitrechnung der Perser. Danach hatten die Monate im 6. Jahrh. y. Chr. etwa die folgende Lage im Jahre: Ferverdtn vom 15. März — 14. April Ardehehesht 14. April 14. Mai Khordad n 14. Mai — 13. Juni Ttr >? 13. Juni 13. Juli Mordäd r) 13. Juli — 12. August Sharir w 12. Angust — 11. September Mihr 1* 11. September — 11. Oktober Äbän >? 11. Oktober — 10. November Ader »* 10. November — 10. Dezember Del M 10. Dezember — 9. Januar Bahmen »? 9. Januai- — 8. Februar. Asfendärmed n 8. Februar 10. März (und 5 Epagomenen-Tage). Die Bedeutung der oben angegebenen Namen der 6 Jahresabschnitte mußte mit der Zeit verloren gehen, da das altpersische Jahr nur zu 365 Tagen gerechnet wurde, also ein Wandeljahr war wie das alte ägyptische und sich daher wie das letztere allmählich gegen die Jahreszeiten verschieben mußte. Aber auch in dem Falle, wenn die alten Perser durch Schaltungen ein festes Jahr zu erreichen suchten, diese Schaltungen aber nicht regelmäßig ausfibten, sondern durch Jahrhunderte vernachlässigten (s. § 68), mußte ihr Jahr mit den faktischen Jahreszeiten in Konflikt kommen. Mit den Monaten wanderten auch Maidhyozaremya , Maidhydshema u. s. w. durch aUe Jahreszeiten und verloren so ihre ursprüngliche Bedeutung als Natur- feste. Die alten Schriftsteller, welche mehrere Jahrhunderte nach dem Untergange der Sassaniden - Dynastie über die Feste des alten persischen Kalenders berichten, geben daher Datierungen der 6 Gahan- här an, welche um ein Vierteljahr von den obigen (natürlich nur unter der ungefähren Voraussetzung des Frühjahrsbeginns auf den 15. März erhaltenen) Daten abweichen; so ALBiButNi (973 bis 1048 n. Chr.): Maidhyozaremya 11. Dei Maidhydshema 11. Isfendarmad Paitishahya 26. Ardebehesht Ajäthrema 26. Khordad Maidhyähja 14. Sharir^ Hamaspathmaedhya 26. Äbän I) Bei AlbIrünI (Chronol, of ancient naiianSy edit £. Sachau, 1879) wird Maidhyäirja iirtümlich auf den 16. Mihr gesetzt. §66. Epagomenen, Tagesanfaog, Tagesteilung, Feste. 287 § 66. Epagomenen, Tagesanfang, Tagestellnng, Feste. Die fünf Ergänzungstage (Epagomenen), welche den zwölf 30 tägigen Monaten angehängt wnrden, heißen persisch ghä Fervardian, was darauf hindeutet — und diese Bemerkung ist wichtig — , daß diese Tage mit dem Monat Ferverdin verbunden waren. Wir haben ge- sehen, daß nach dem Bundeheseh das Jahreszeitfest Hamaspathmaedhya auf die Ergänzungstage am Ende des Monats Spendärmad gesetzt ^vird (s. S. 284). Dieses Fest, persisch das Ferverdigän-Fest genannt, verband die 5 letzten Tage des Jahres mit den 5 ersten des neuen Jahres {Muktät -Fest). Von den persischen Autoren werden die Epagomenen auch Ender gahä, von den arabischen al mvsterdke (al masruka) = rifiigai xXonifiaiai d. i. versteckte Tage, geheißen. Die 5 Ergänzungstage haben besondere Namen ; die gewöhnlichen der in mancherlei Varianten* auftretenden Namen sind: Ahunavaiti] Ustavaiti] Spentäynainyu] VohuJchshathra] 1. Ahnad 2. Äshnad 3. Isfendärmed 4. Achschatar 5. Wahisht washt [Vahistdisti] Die Stellung der Epagomenen zu den Monaten war nicht immer ein und dieselbe. In der ältesten Zeit erhielten sie ihren Platz am Schlüsse des Monats Asfendärmed und bildeten den Übergang zum Ferverdin, in den ersten Jahrhunderten des Islam aber wurden sie hinter dem 8. Monat, dem Ähän, eingelegt, und erst mit der Reform des Kalenders durch Dscheläleddin (1079 n. Chr.) gelangten sie wieder ans Ende des Monats Asfendärmed (s. hierüber später). Über den Anfang der Zählung des bürgerlichen Tages (schebän- rüz) scheinen nicht viele zuverlässige Angaben vorhanden zu sein. Ulug Beo sagt (Epochae celebr., S. 3) daß die „Nichtaraber" den Tag mit dem Morgen anfingen, womit vielleicht die Perser gemeint sein 1) ALBfB(}Kt (a. a. 0. S. 53) gibt folgende 6 Varianten nach verschiedenen QueUen: 1. Tag 2. Tag 3. Tag 4. Tag 5. Tag »UvXJL^t »U'jüCÄl öL/Js^Lä^I »iJ'jooJsJLft^t »IXäXÄ.^ 288 IV. Kapitel. ZeitrechnuDg der Perser. können. Die Zählung des Tages vom Sonnenaufgang kann man aus den Worten des Bundehesch XXV 2 folgern: „Zuerst ist es notwendig den Tag und die Nacht zu zählen, für den ersteren geht der Tag voran und dann bricht die Nacht ein.^ Bei der Aufzählung der Teile des Tages scheinen die heiligen Schriften meist vom gäh hävani, d. i. von Sonnenaufgang, auszugehen. Es gab 5 solcher für den Kultus wichtigen Tagesabschnitte oder gähs (im Winter 4): ubshahhia = die Zeit von Mittemacht bis zum Morgengraun, zum Verschwinden der Sterne; hävani = die Zeit von Sonnenaufgang bis zum Mittag; rapithiüina = der Nachmittag bis zur Dämmerung ; mayeirina = von der Dämmerung bis zum Sichtbarwerden der Sterne ; aiwisruthrema = die Nachtzeit bis Mittemacht. Die Vendidad-sädes beginnen mit dem gäh iishahina (Mittemacht), weil man deren Anrufungen nach Mitter- nacht anfängt. Der Yasna wird dagegen morgens rezitiert, dort steht dementsprechend hävani (Sonnenaufgang) voraus*. Der viel später entstandene Bundehesch (XXV) beginnt die Anführung der Tages- zeiten ebenfalls mit dem gäh hävani. Im allgemeinen darf man bei den alten Persem den Tagesbeginn mit Sonnenaufgang wohl vor- aussetzen, schon mit Rücksicht auf ihre Verehrung der Sonne und des Feuers, zweier Hauptelemente der mazdayasnischen Religion*. Für die bürgerliche Teilung des Tages scheint die 24 Stunden-Teilung ge- golten zu haben: „der Sommertag ist 12 häsars, die Nacht 6 häsars^ (Bundehesch XXV 5); letzteres Maß drückt wahrscheinlich ungleich- teilige Stunden (horae temporales) aus. Hier soll auch noch der altpersischen Feste gedacht werden, soweit sie uns von den arabischen und persischen Schriftstellern über- liefert sind. Außer den schon genannten 6 Gahanbär^ die zur Erinnerang an die Schöpfung der Welt eingesetzt waren, sind die 12 Monatsfeste bemerkenswert, welche immer auf die Tage fallen, die den Namen der Monatsgottheit (s. S. 281) tragen, z. B. im Monate Ferverdin der Tag Favardin u. s. w. Diese Monatsfeste entsprachen etwa unseren Sonntagen; in der folgenden Zusammenstellung sind sie mit * be- zeichnet; wie man bemerken wird, bilden sie ziemlich gleichmäßige Intervalle im Jahre. Die Oäthä sind die letzten 10 Jahrestage. Die 5 letzten Tage (Epagomenen) stehen mit den 5 ersten des Jahres in Verbindung; das Ferverdigän-Y^Bt (an diesen Tagen finden sich die Seelen der Verstorbenen auf Erden wieder ein) fällt in diese Zeit Das Neujahrsfest heißt Nauroz (j^ny)» 6 Tage dauernd, der letzte 1) ÄDrufungen der Tageszeiten s. z. B. in den ersten Kapiteln des Yasna (I 7—22) ; Gebete bei den gähs s. im Khorda-Ävesta, XVI. 2) Vgl. IsiDOBUs, V 30: Dies secundum Aegyptios (Athenienses?) inchoat ab occasu solis, secundum Persas ab ortu solis. § 66. £pa^)meneii, Tagesanfang, Tagesteilung, Feste. 289 Tag desselben (der große Nauruz) ist der Hauptfeiertag. Ein be- deutendes Fest ist M'ihrajän (^ll^), vom 16. bis 21. Mihr dauernd, der erste und der letzte Tag des Festes sind besonders geheiligte Über die Bedeutung der Feste, die ihnen zugrunde liegenden Legenden (namentlich der nicht religiösen Feste) und über die Festgebräuche gibt namentlich ALBiBrai in seiner Chronoh of anc, natmis'^ gute Aus- kunft; hier wird eine summarische Übersicht der Festtage nach letzterem Schriftsteller hinreichen: Fenerdm, ^ 17. Zamzama (der Tag, an dem nur flüsternd gesprochen wurde). * „ 19. Ferverdagän. Ardebeheaht * „ 3. Ardihehishüigän, „ 26. — 30. Drittes Gahayibär {Paitishahya-gäh). Khordäd. * „ 6. Khordädhagän, r. 26. — 30. Viertes Gahanbär {Ayäthrenia-gäh). Th\ 9 „ 6. Caslm-i-mlufar (Fest der Wasserlilie). * „ 13. Thagmu Mordäd, * ^ 7. Mordädhagän. Shanr, „ 4. (?) 7. Shanragän. „ 14. (?) — 20. Fünftes Gahanhdr (Maidhyäh-jci'gäh), Mihr. n 1. (?) * „ 16. Mihrajän, 21. Großes Mihrajän. Ahän, * „ 10. Ahnnagän, „ 26. — 30. Sechstem Gahayibär {Hamaapathynaedya-gäh). 1) Zwei von dem Avesta und den späteren Panenschriften nicht genannte Feste sind das von Hbbodot (III 79) erwähnte Fest der Magophonie und das Sa- käenfest des Berossos; das erstere ist zweifelhaft, ob iranischer Herkunft, das zweite wurde in Babylon gefeiert und wird erst von späten SchriftsteUem (Chby- 808T01I08) für Persien erwähnt. 2) S. 199 — 219. Für den Monat Bahnten fehlen in diesem Werke die Feste. Vgl. über die persischen Feste auch Hyde, Historia religionia veterum Persarunij Oxoniae 1700, c. 19, S. 236; KazvInIs Komographte, 179, edit. Wüstempeld; ALFEBOHANis Elemetita astron., not. p. 20 — 42, und den (noch nicht herausgegebenen) Canon Masudteus des ALsfEtMl. O i n s •] , Chronologie I. 19 290 IV. Kapitel. Zeitrechnung der Perser. ^ Ader. Am 1. Bahär-eashn. * „ 9. Äder-cashtu De'L * „ 1. Khuram-ruz, auch Nuwäd-ruz genannt. „ 11. — 15. Erstes Oahanbär {Maidhyözaremya^gäh). „ 14. Sir-sawä. 15. ^\Ji^. 16. ^^.^Lu^|^j oder ^\S (ALBiKuxi, S. 212). Bahnten (nach dem Canon Masudicus). * „ 2. Bahmangän. „ 5. Barsadhuk oder NausadhaJc. „ 10. Nacht des Ahadhah « 22. (?) „ 30. Afrijagän. Asfeyidärmed, * „ 5. Monatsfest. .•^ 11. — 15. Zweites Gahanhär (Maidhyöshema-gäh), y, 16. Misk-i'täza, „ 19. Naurüz der Bäche und fließenden Wässer. § 67. Das persische Jahr nach den alten Autoren. Es fragt sich nun, von welcher Beschaffenheit das persische Jahr war, bevor es am Ende der Sassaniden- Dynastie, nach dem Tode Jezdegerds III., eine feste Ära erhielt, ob ein Wandeljahr oder ein festes Jahr und, für den letzteren Fall, nach welcher Art die Schaltung gehandhabt wurde. Wir müssen vorher die Angaben der alten Schriftsteller über das altpersische Jahr kennen lernen. Die Autoren, die sich hierüber geäußert haben, sind Kotb-eddin, Schah Kholdschi, Abulhassan Kuschjab und ALBiBrai. Die ersten beiden berichten^ übereinstimmend, das Jahr sei ein Sonnenjahr von 365 Tagen gewesen, also ein Wandeljahr, welches sich alle 4 Jahre gegen das wahre um einen Tag verschob. Um den Nauruz (den Neujahrsbeginn) auf denselben Tag des Sonnenjahres zurückzubringen, schaltete man nach je 120 Jahren einen Monat von 30 Tagen ein, so daß 120 persische Jahre ebenso lang wie 120 griechische (julianische) wurden. Den Schaltmonat bezeichnete man nicht besonders: nach den ersten 120 Jahren fiel er zwischen den ersten und zweiten Monat und hieß Ferverdhi, nach abermals 120 Jahren fiel er zwischen 1) Die Originalstellen stehen bei Hyde, Historia religionis veter, Persar um c. 17, S. 203—205 (persisch-lateinisch). § 67. Das persische Jahr nach den alten Autoren. 291 den zweiten und dritten Monat und hieß Ardebehesht u. s. f., erhielt also den Namen desjenigen Monats, auf den er folgte. In 1440 Jahren durchlief demnach der Schaltmonat das ganze persische Jahr (^j*-^^ »»o dewr-el-kebs = Schaltzyklus). Die 5 Epagomenen hing man an den Schaltmonat an, in den gewöhnlichen (gemeinen) Jahren folgten sie jenem Monate, von welchem der zuletzt eingeschaltete seinen Namen her hatte. Diese Schaltungsweise habe bis zur Zeit Jezdegerds IIL, des Enkels Chosroes IL, bestanden, damals sollte der Monat Äbän (der achte) eingeschaltet werden. Da aber das Reich in die Hände des Kalifen Omar fiel, hörte die Einschaltung auf, indem weiterhin niemand mehr an die Interpolation dachte, und so blieben von da ab die 5 Epagomenen mit dem Monat Äban verbunden. Abulhassan Küschjab sagt folgendes^: „Die Namen der Monate sind bekannt. Jeder derselben hat 30 Tage, mit Ausnahme des Äsfefulärmedmäh, auf den 35 gerechnet werden. Auf das ganze Jahr gehen also 365 Tage. Die fünf überzähligen des Äsfendärmedmäh werden el-mustei'dke genannt. Es hat damit folgende Bewandtnis. Das persische Jahr ist etwa um einen Vierteltag kürzer als das Sonnen- jahr. In 4 Jahren gibt dies einen Tag und in 120 Jahren einen Monat. Demzufolge schalteten die Perser von alters her alle 120 Jahre einen Monat ein, so daß das Jahr dann 13 Monate erhielt; sie zählten den ersten Monat des Jahres zweimal, einmal im Anfange und einmal am Ende des Jahres, und hängten die 5 überschüssigen Tage dem eingeschalteten Monat an. Der erste Monat des Jahres war derjenige, in welchem die Sonne in den Widder trat. Die 5 Tage und der Anfang des Jahres rückten mit jeden 120 Jahren um einen Monat weiter. Zur Zeit des Kesra Ben Kobad Anüschirvän erreichte die Sonne den Widder im Ädei-mäh, und die 5 Tage hatten ihren Sitz am Ende des Äbän. Als 120 Jahre nachher die Dynastie der Perser erlosch und die Herrschaft der Araber über sie begann, sorgte niemand weiter für die Beobachtung der festgesetzten Regel, und es verblieben die 5 Tage am Ende das Äbanmäh^ und zwar bis zum Jahre 375 der jezdegerdschen Ära, wo die Sonne am ersten Ferverdhimäh in den Widder trat, und nun wurden die 5 Tage an das Ende des Äsfen- därmedmäh gesetzt." Albikuni spricht an mehreren Stellen seines Werkes über die Schaltungsmethode der Perser*-; das Wesentlichste ist in folgenden Sätzen enthalten: „Der Vierteltag macht in 120 Jahren einen vollen Monat aus. Diesen Monat fügten dann die Perser zu den anderen 1) S. Ideleb, II 547. 624. 2) Ckronol of anc, nations, edit. Sachau, S. 12. 13. 38. 53-56. 121. 184. 220. 1^ 292 IV. Kapitel. Zeitrechnung der Pener. des Jahres, so daß die Zahl ihrer Monate 18 wurde, und jenen Monat nannten sie kebtse (Einschaltungsmonat); die Tage des hinzugefügten Monats benannten sie mit denselben Namen wie die der andern Monate. In dieser Weise verfuhren die Perser bis in die Zeit, als Reich und Religion untergingen. Späterhin wurden nun die Tagesviertel ver- nachlässigt und die Jahre nicht länger mit ihnen geschaltet; daher blieben sie, da sie die anfängliche Bedingung nicht einhielten, be- trächtlich gegen die wahren Zeitpunkte zurück. Die Ursache war, daß die Einschaltung einer unter der Vorsorge des Königs stehenden Vereinigung von Mathematikern, literarischen Berühmtheiten, Geschichts- schreibern, Priestern und Richtern zugewiesen war; diese Personen wurden aus allen Teilen des Reiches zu Hofe geladen und hielten dort Beratung. Bei solcher Gelegenheit wurde verschwenderisch viel Geld aufgewendet, so daß nach einer niedrigen Schätzung die Kosten bisweilen eine Million Denare erreicht haben sollen. Dieser Tag wurde als der wichtigste aller Festlichkeiten angesehen, er wurde als „Fest der Einschaltung" bezeichnet. Der Grund, warum sie d^n Viertel- tag nicht jedes vierte Jahr als ganzen Tag an einen Monat oder an die Epagomenen anhingen, war der, daß nach ihrer Ansicht nur die Monate zu Schaltungen geeignet waren, und daß sie einen Wider- willen gegen die Vermehrung der Tage hatten; unmöglich schien es ihnen wegen der vorgeschriebenen ^am^-ama-Tage^, durch Zusatztage würde die vorgeschriebene Ordnung dieser Tage zerstört worden sein Man gab dem Schaltmonat keinen besonderen Namen, sondern wiederholte den Namen eines andern Monats, behielt ihn aber im Gedächtnis von einer Rückkehr zur andern. Da die Perser aber ungewiß waren, wo der Schaltmonat wieder einzulegen sein wurde, setzten sie die 5 Epagomenen an das Ende desjenigen Monats, bis zu welchem der Turnus der Einschaltung vorgerückt war. Und da dieser Gegenstand von großer Wichtigkeit für hoch und niedrig und wegen der Übereinstimmung mit der Natur nur bei Kenntnissen durchführbar war, so gebrauchten sie auch eine nachträgliche Einschaltung, falls diese zu einer Zeit traf, wo die Ordnung im Reiche durch Bedrängnisse gestört wurde; dann vernachlässigten sie die Schaltung so lange, bis sich die Tages viertel zu zwei Monaten auf summiert hatten. Andem- teils antizipierten sie aber eine Einschaltung von 2 Monaten auf ein- mal, wenn zu erwarten stand, daß irgendwelche Umstände ihre Auf- merksamkeit in der Zeit der nächstkommenden Schaltung ablenken könnten. Die letzte Schaltung, die sie ausführten, geschah unter der Aufsicht eines Destiir-, gensLunt Jezdegerd Alhizän. . . Die Reihe war 1) Nach MasCdI die Ordnung der glücklichen und unglücklichen Tage, welche fest bestimmt war. 2) Destür oder Mauhad = Oberpriester des Reichs. § 68. Hypothesen über die Einrichtung des altpersischen Jahres. 293 damals an den Äbänmäh gekommen, demgemäß worden die Epagomenen am Ende des 8. Monats hinzugesetzt, und dort sind sie seitdem wegen der Vernachlässigung der Schaltung verblieben." An einer anderen Stelle desselben Werkes ^ wo von der Länge des persischen Jahres die Rede ist, sagt Albibuni folgendes: „Über die PeschdMier 'K6n\ge von Persien hörte ich, daß sie das Jahr zu 360 Tagen rechneten, jeden Monat zu 30 Tagen, ohne irgend eine Hinzugabe oder Wegnahme, und daß sie in jedem sechsten Jahr einen Monat, den „Einschaltungsmonat^, einlegten und in jedem 120. Jahr zwei Monate, den einen zur Berücksichtigung der 5 Epagomenen, den andern wegen des Vierteltages; letzteres Jahr hielten sie besonders in Ehren und nannten es das gesegnete Jahr." Die PeschdMier und Kayanier sind die beiden ältesten Dynastien Persiens, welche FniDOsi angibt. Ihre Zeit ist nicht bestimmbar, da sie der Sagengeschichte und der Mythologie Persiens angehören. Die zitierte Stelle deutet wohl kaum mehr an, als daß in den ältesten, vorhistorischen Zeiten mit einer sehr rohen Jahrform gerechnet worden ist, daß aber schon Schaltungsversuche nach Ablauf größerer Zeiträume gemacht wurden. Der überschüssige Vierteltag des 36r)tägigen Jahres aber kann in jenen Zeiten unmöglich schon bekannt gewesen sein. § 68. Hypothesen Aber die Einrichtung des altpersischen Jahres. Die eben aufgeführten Aussagen der spätlebenden Schriftsteller stimmen darin überein, daß die Perser bis zu Jezdegerds Zeiten nach je 120 Jahren einen Monat eingeschaltet haben sollen; letztere hätten also ein in gewissem Sinne festes Jahr gehabt. Nach der Zeit Jezdegerds hörte die Einschaltung auf, das Jahr wurde also ein be- wegliches, indem die Epagomenen von da ab mit dem Ahänmäh ver- bunden blieben. Nun fiel ' die Epoche der Ära Jezdegebd (s, S. 298) in den Monat Juni. Wenn nach den Worten Kotb-eddins und Schah Kholdschis das Jahr um Jezdegekds Zeit beweglich geworden sein soll, müßte der Jahresanfang, der Naiirüz (s. S. 288), früher ebenfalls in den Sommer gefallen sein; Jahrformen, die im Sommer beginnen,- kommen selten und nur ausnahmsweise im Zeitrechnungswesen der Völker vor (s. z. B. § 108 über das i^^a^??- Jahr der Inder). Viel eher darf man annehmen, daß das persische Jahr wie die meisten vorder- asiatischen Jahre ein iVt^an-Jahr, d. h. mit dem Frühjahrsäquinoktium beginnendes Jahr war. Nach der früher (S. 284) schon aufgeführten Stelle des Bundehesch fiel die Zeit der 5 Epagomenen im Hamaspath- 1) a. a. 0., S. 13. 294 IV. Kapitel. Zeitrechnung der Perser. maedhya noch in den Winter (Anfang März), demnach der Kaurüz (1. — 6. Ferverdin) in die Zeit der Frühjahrs-Tag- und Nachtgleiche. Der Naurüz muß also wohl immer in der Nähe des Frühjahrsäqninoktiums gewesen sein. Um letzterer Bedingung gerecht zu werden und zugleich den Widerspruch zu beseitigen, der in den Worten des Küschjab liegt — da in einem festen Sonnen jähre die Sonne immer nahezu um ein und dieselbe Zeit in den Widder treten muß und ihn nicht in verschiedenen Monaten erreichen kann — hat Ideleb folgende Hypothese aufgestellte Das altpersische Jahr hatte 360 Tage und 5 Epagomenen, die dem letzten Monate angehängt wurden, es war also ein Wandeljahr. Man fand bald, daß der Naurüz^ den man im Frühling zu begehen gewohnt war, alle 120 Jahre gegen das Äquinoktium um etwa 30 Tage abwich, deshalb verlegte man das Fest nach je 120 Jahren um einen Monat vorwärts. Das der Versetzung nächst vorangehende Jahr hatte dem- nach 13 Monate, insofern es mit demselben Monat, z. B. dem Fe7Terdin, anfing und endigte. Dieser 13. Monat war eigentlich kein Schaltmonat und hieß ^j^ = bihterek, „der bessere". Die 5 Epagomenen (vor dem Naurüz) durchliefen in 1440 Jahren alle Monate des Jahres. Unter Anuschievan (528 n. Chr.) kam der Naurüz auf den Adermäh (den 9. Monat), die Ergänzungstage waren daher am Ende des Äbä7imäh. Die weitere Verlegung des Naurüz auf den Deimäh fand nicht mehr statt, da inzwischen (636 n. Chr.) die Perser ihre Unabhängigkeit ver- loren. Man datierte von dem Jahre der Thronbesteigung des letzten Königs Jezdegerd, und zwar vom Monat Ferverdin (in welchem die Thronbesteigung erfolgt sein soll) weiter. Das Jahr verblieb ferner- hin ein Wandel jähr. Im Jahre 1006 n. Chr. traf der 1. Ferverdin auf die Frühlings - Tag- und Nachtgleiche (15. März Julian.), damals wurden die ^ Ergänzungstage an das Ende des letzten Monats des Jahres, des Asfendärmedmäh ^ gelegt. Durch Dschelaleddin endlich wurde 1079 n. Chr. der Jahresbeginn auf das jedesmalige Frühjahrs- äquinoktiuuL festgesetzt und das Jahr durch Einschaltung eines von 4 zu 4 Jahren einzureihenden sechsten Epagomenentages zu einem festen gemacht Gegen diese Hypothese haben Benfey und Stebn namentlich den Einwand erhoben^, daß die Epagomenen tage nicht aus einem Monat in den andern gewandert sein können: nicht nur deutet der Name gha Fervardian darauf hin, daß sie mit dem Monat Ferverdin ver- bunden gewesen sind (s. S. 287), sondern auch in dem nahe mit dem persischen verwandten Kalender der Kappadokier und Armenier folgen 1) II 548. 2) üb. d. Monatsnamen einig, all. Völker ^ S. 141 — 154. § 68. Hypothesen über die Einrichtung des altpersischen Jahres. 295 die Epagomenen auf den Monat, welcher in diesen Kalendern dem Äsfefidärmed entspricht \ Ferner sei es ein Irrtum, anzunehmen, daß der Naurüz den Beginn des Jahres markieren sollte; dieses Fest be- ziehe sich vielmehr auf den Beginn des Frühlings und bezeichne eher den Anfang eines Naturjahres als des bürgerlichen. Der Anfang des bürgerlichen Jahres war der Ferverdinmäh, und zwar im Juni, der Naiirüz lag 3 Monate früher, im Monate Dei, Die Perser schalteten, um den Vierteltag einzubringen, alle 120 Jahre einen Monat ein, und zwar stellten sie letzteren, um die Ergänzungstage von dem Jahres- anfänge nicht trennen zu müssen, zwischen den Asfendärmedmäh und die Epagomenen. Der Schaltmonat erlüelt keinen besonderen Namen, sondern der Reihe nach die Namen der 12 Monate; der erste hieß Ferverdm, der zweite Ardebehesht u. s. w. Jedes Schalt- jahr hatte also 2 Monate gleichen Namens, einen an seiner Stelle, den andern am Jahresende. Dies konnte später so mißverstanden werden, daß man in einem Schaltjahre zwei gleichnamige Monate hätte auf- einander folgen lassen. Als die Selbständigkeit Persiens ein Ende nahm, war die Schaltung an den Äbän gekommen, und es folgten die Epagomenen auf den Schaltmonat Ähänmäh, Die Perser hätten nun von dieser Zeit ab auch in den gewöhnlichen Jahren die Epagomenen (da sie den Sachverhalt mißverstanden) hinter den Ähän gesetzt. Die wenigen Parsen, welche an der alten Religion festhielten, vergaßen die frühere Methode der Einschaltung, ihr Jahr hatte daher nur 365 Tage. Der Jahresanfang lief weiterhin alle 4 Jahre um einen Tag voraus, und zu Dschelaleddins Zeiten war er vom Sommer in den Frühling vorgerückt, und letzterer wurde nun durch die Reform die Epoche des festen Jahres. Allein, abgesehen davon, daß ein mit dem Sommer anfangendes Jahr unter den späteren Zeitrechnungen Vorderasiens eine eigentümliche Ausnahme bilden würde, ist auch die von der Benfet - STEBNSchen Hypothese geforderte Annahme sehr bedenklich, daß die Parsen gleich nach Jezdegeeds Fall die Epagomenen durch bloße Verwechslung mit dem Schaltmonat Äbän fernerhin an den alljährlichen Abän angehängt haben sollen. A. v. GdTscHMiD hat daher eine andere H5T)othese in Vorschlag gebracht^. Danach war das alte persische Jahr ursprünglich ein Wandeljahr. Als die Perser im Laufe der Zeit bemerkten, daß 1) Der erste Monat des kappadokischen Jahres iit Artana (= Ferverdin)^ der letzte Sondara (= Asfendärmed), auf letzteren folgen die Epagomenen. Im arme- nischen Jahre entspricht Navasardi dem ersten, Hrotiths dem letzten persischen Monat, auf den Hrotiths folgen die Epagomenen. 2> Üb. d. iranische Jahr (Kleinere Schriften, herausg. v. Fr. Rühl, TU. Bd., 1892, S. 213-215). 296 IV. Kapitel. Zeitrechnung der Perser. dieses Jahr gegen die Jahreszeiten abwich, errichteten sie neben diesem Jahre ein festes, welches die Feste ordnen sollte. In diesem festen Jahre wurde alle 120 Jahre ein SOtägiger Monat eingeschaltet. Der Schaltmonat wurde am Ende des Jahres, zwischen dem Asfendäi-niedmäh und den Epagomenen eingelegt ; den Namen des Schaltmonats entnahm man vom Monate des Wandel Jahres : der Ferverdtn, mit welchem das 121. Wandel jähr begann, wurde Schaltmonat, Ferverdin II, des 120. festen Jahres. Der Ardebehesht des 121. Wandel Jahres entsprach dem Ferverdin des 121. festen Jahres u. s. w., die Monatsnamen beider Jahrformen gingen also auseinander, bis der Zyklus von 1440 Jahren durchlaufen war und der Ferverdin des Wandeljahres mit dem Ferver- din des festen Jahres wieder zusammentraf. Die Epagomenen wurden an jenen Monat angehängt, der im festen Jahre als Schaltmonat ge- golten hätte und in den nächsten 120 Jahren dem Asfendärmed des- selben gleich war. Im 121. Wandel jähre z. B. fügte man die Epagomenen hinter dem Ferverdin an und ließ sie dort während der nächsten 120 Jahre; das 240. feste Jahr erhielt den Ardebehesht des 241. Wandeljahres als Schaltmonat oder Ardebehesht II, und die Epagomenen gingen jetzt auf diesen Monat über u. s. f. Die Zeit der Einführung des Zyklus von 1440 festen Jahren (mit 12 Schaltmonaten) setzt GuTscHMiD auf etwa 411 v.Chr. Wenn nämlich die Epagomenen zur Zeit Anuschibvans (528 n. Chr.) auf den 8. Monat Abän übergegangen waren, so würden damals 960 Jahre seit dem Beginn des Zyklus ver- flossen gewesen sein, d. h. der Zyklus würde etwa 428 v. Chr. seinen Anfang genommen haben. Wenn man als Grenze des Frühjahrsäquinok- tiums das Ferverdugän-Fe&i (19. Ferverdin) annimmt (s. S. 289), so kommt man auf 411 v. Chr. In das 6. Jahrh. v. Chr. fällt die Inschrift von Behistän (s. S. 276), aus welcher uns noch die altpersischen Monate bekannt geworden sind. Bald nach dieser Zeit müßten also die Perser das mit diesen Monaten verbundene Wandeljahr aufgegeben und (spätestens im 5. Jahrh.) durch ein zweifaches (Wandeljahr und festes Jahr), wie oben beschrieben, ersetzt haben. Der Einfluß der Religion Zoroasters bestimmte wahrscheinlich auch die Annahme der neuen Monatsnamen (Darius bezeichnet sich in der -BeÄi^M« -Inschrift selbst als einen Anhänger Zarathustras). In die Zeit, welcher die Behistän 'In^chriÜ angehört, fällt nach der Mehrzahl der neueren Autoren auch die Niederschrift des älteren Teils der heiligen Schriften \ E. W. West findet unter der Voraussetzung, daß das altpersische Jahr von der Epoche des Früh Jahrsäquinoktiums ausgegangen ist, durch 1) Eine Ausnahme hiervon macht Darmesteteb, welcher einen späten Ur- sprung des Avesta annimmt und demgemäß auch die Monatsnamen in die Zeit nach Christus setzt. Seine Hypothese ist vielfach hekämpft worden. § 68. HTpothesen über die Einrichtung des altpersischen Jahres. 297 eine überschlagweise Eechnung *, daß etwa um 505 v. Chr. das persische Jahr mit dem Frühling angefangen haben könnte, und daß die Ein- führung des Schaltzyklus von 120 Jahren mit dieser Zeit zusammen- fällt. Übrigens sind die Schaltungen nicht regelmäßig vorgenommen worden. Aus Albibunis Worten kann man schließen, daß das Kollegium, welches über die Vornahme einer eventuellen Schaltung zu entscheiden hatte, nur in notwendigen Fällen einberufen wurde, d. h. wenn man zu bemerken glaubte, daß der Neujahrbeginn sich vom Frühjahrsäquinoktium merklich entfernt habe. Dann wurde das Faktum durch astronomische Beobachtung konstatiert und die Einschaltung eines Monats empfohlen. Hiermit steht Albibunis Bericht im Einklang, daß man in politisch bewegten Zeiten die Schaltung vernachlässigt, anderseits aber auch eine Schaltung von 2 Monaten • im voraus vorgenommen habe. Die Regel, alle 120 Jahre einen Schaltmonat einzulegen, bestand also nur in der Theorie, wurde aber in der Praxis nicht streng befolgt (vgl. The Cama Mem. Vol., S. 235). Im Grunde genommen ist also das persische Jahr bis auf Jezdegebds Zeiten eigentlich ein Wandeljahr gewesen, das für die Bestimmung der Feste in größeren Zeiträumen nach Bedarf durch Schaltungen reguliert wurde. Auch in seinem Ursprünge ist das altpersische Jahr schwerlich ein einheimisches (baktrisches oder medisches) Produkt. Es ist im einzelnen (in der Zusammensetzung aus SOtägigen Monaten und 5 Epagomenen, in der besonderen Benennung der Monatstage nach Genien, in seinem langen Bestände als Wandel jähr) an das altagyptische Jahr erinnernd. Der kappadokische und armenische Kalender sind direkt vom persischen entlehnt. Vielleicht verdanken aber alle drei ihre Existenz einer alten vorderasiatischen Jahr- form l Es kann noch die Frage aufgeworfen werden, ob die Parsen jemals ein Mondjahr gehabt haben. Anzeichen dafür sind nur sehr wenige vorhanden. Daß man im Avestazeitalter Teilungen (makyas) des Monats nach dem Monde (mäonhä) benannt hat, wie aHtare- mäonha (Neumondstag), perenö-mäonha (Vollmondstag) — die Zwischen- zeit zwischen beiden letzteren hieß vermutlich vhhaptatha — , ist noch nicht viel beweisend für eine Rechnung nach dem Monde. Mehr ins Gewicht für den Gebrauch eines Mondjahres würde die Kenntnis der Mondstationen fallen, die im Bundehesch mit ihren Namen aufgeführt werden (s. S. 76), von denen aber auch Spuren im älteren Avesta vorkommen, besonders wenn sich weitere Beweise dafür beibringen ließen, daß nach diesen Stationen die 30 Monatstage benannt worden 1) Sacred books of the east, vol. 47: PeTüevi textSj V, Introduct. S. XLIII. 2) Vgl. hierüber auch die BemerkuDgen von Gutschmid (a. a. 0.) uod (für den figyptischen Kalender allerdings nicht mehr zutreffend) von Lepsius (ChronoL d. Ägijpt, I 232). 298 IV. Kapitel. Zeitrechnung der Perser. sind (vgl. S. 282). Da das Sonnenjahr zum ältesten Bestände der Parsen-Chronologie gehört, müßte das Mondjahr in vorhistorische Zeiten zurQckreichen. § 69. Die Ära Jezdegerd. Vor dem Ende der Sassaniden hatte man in Persien keine Ära, nach der die Jahre gezählt wurden. Wo nach Regierungsjahren der Könige gerechnet wird, bezeichnete man als erstes Jahr dasjenige Kalenderjahr, in welchem der König zur Eegierung gelangt war; das zweite Regierungsjahr wurde von dem Neujahre an gezählt, welches auf das vorherige folgte. Das erste Regierungsjahr war daher mit dem letzten seines Vorgängers identisch. Jezdegebd III. (Jezdegerd IV. bei einigen neueren Historikern) war der letzte Sassanide; er wurde 632 n. Chr. König, konnte aber seine Herschaft nicht mehr lange gegen die Mohammedaner behaupten, sondern verlor gegen den Kalifen Omab die Schlachten bei Kadesia und Nehawend und wurde, nach mehrjährigem Umherirren, 652 in Merw verräterisch ermordet. Nach den Regierungsjahren Jezdegekds zählten die Perser unter der neuen Herrschaft weiter. So entstand die Ära Jezdegerd, oy^Oij ^J^ = tärichi jezdegird oder die persische, ij*-,LäJ! ^^Lj = tärtch el färs oder ^^4«^l3 ;ipo^Lj = tänchi färsi genannt Sie beginnt mit dem Regierangs- antritt Jezdegekds. Abulhassan Kuschjab sagt: „Die Epoche der persi- schen Ära trifft auf einen Dienstag, und zwar auf den ersten Tag des Jahres, worin Jezdegebd König geworden ist. Es war dies der 22. Bebt el awwel des Hid^chra- Jahres 11 oder der 16. Hazh'än des 943. Jahres der seleukidischen Ära." Die Umsetzung des Datums Hid. 11, 23. Bebt I (nach den Astronomen) gibt den julianischen Tag 1 952 063 = 632 n. Chr. 16. Juni. MASuni bemerkt gelegentlich, daß zwischen den Epochen der Hidschra und der Ära Jezdegebd 3624 Tage liegen. Gibt man zum Epochentag der ersteren, dem Julian. Tage 1948 439 (der arabischen Astronomen) die 3624 Tage hinzu^ so kommt man ebenfalls auf den Tag 1 952 063 als Anfangstag der Ära Jezdegebd. Die Division der letzteren Zahl durch 7 gibt als Rest 1, also Dienstag. Auch andere Angaben bei AlfebohIni, Ulug Beg u. a. führen auf denselben Epochetag 632 n. Chr. 16. Juni. Die Monate der Ära sind die 30tägigen des Wandel Jahres , die auf S. 278 in der 3. Kolumne der Monatsnamen schon angegeben wurden; die Summe der Tage vom Jahresanfänge bis zum Ende der einzelnen Monate wird sich verschieden gestalten, wenn man sich der oben über die Lage der Epagomenen gemachten Bemerkungen erinnert, nach welchen in den ersten Jahrhunderten des Islam diese Ergänzungstage hinter dem ÄhCmmah eingereiht waren, früher aber am Ende des 4. T'ir 120 n 120 5. Mordäd 150 n 150 6. Skarrr 180 n 180 7. Mihr 210 M 210 § 69. Die Ära Jezdegerd. 299 Asfendärmedmäh standen. Man hat also darauf zu achten, wie der Autor, welcher ein jEZDEGEBDSches Datum angibt, die Epagomenen zählt. Die Summe der Tage ist dann 1. Ferverdm 30 Tage oder 30 8. Ahän 240 Tage oder 240 2. Ärdebehesht 60 „ 60 Epagomenen 245 „ S.Khordäd 90 „ 90 Q.Ader 275 „ 270 10. De? 305 „ 300 11. Bahmen 335 „ 330 12. Asfendärmed 365 „ 360 Epagomenen 365. In ScHBAMS Tafeln ist auf beide Anordnungen Rücksicht genommen. Um ein Jezdegebd- Datum in das entsprechende der christlichen Zeitrechnung zu verwandeln, multipliziert man die abgelaufenen JEZDEGEBD-Jahre mit 365 und addiert zum Produkte die Tagessumme der abgelaufenen Monate bis zum gegebenen Tage (nach der vor- stehenden Tabelle) und die Zahl 230639 (die vom Anfang der christ- lichen Ära bis zur Ära Jezdegebd verflossen sind). Man dividiert die erhaltene Summe durch 1461 und multipliziert den Quotienten mit 4; das Resultat sind die verflossenen christlichen Jahre. Der gebliebene Eest sind die Tage, von welchen eventuell 365 mehreremal abzuziehen und wobei für jeden Abzug 1 zum Quotienten hinzu- zurechnen ist. — ScHBAMS Tafel liefert das Eesultat dagegen fast unmittelbar. — Es sei z. B. für das Datum Jezdeg. 1275, 1. Ferverdm das christliche zu suchen. 1274 . 365 =465010 abgelauf. Tage = 1 Absolutzahl 230 639 "695 650 : 1461 = 476 • 4 = 1904 Eest 214 = 2. August das Datum daher = 1905 n. Chr. 2. August jul. = 15. August greg. Nach ScHEAM (Tafel Ära Jezdegerd): Jezdeg, 1275, 1. Ferverdm = 2417 073 Korresp. gregorian. Kai. 2417 058 = 1905 n. Chr. August 0 + 15 Datum daher = 1905 n. Chr. 15. August greg. Für den umgekehrten Fall müßte man von der ermittelten Zahl der Tage des christlichen Datums die Absolutzahl 230 639 subtrahieren und den Eest in Jahre und Monate verwandeln. Bei den arabischen und persischen Astronomen finden sich Daten nach der Ära Jezdegerd nicht selten. Auch die Statthalter der 300 IV. Kapitel. Zeitrechnung der Perser. Kalifen rechneten bis zum Jahre Hidschra 65 nach der Ära, später gewann die JEßdscÄra - Rechnung alleinigen Boden. Bei den jetzigen .Parsen und Guebem in Indien und Persien findet sich die Ära samt dem Wandeljahr noch vor, jedoch mit wesentlichen Veränderungen; über die letzteren ist gegenwärtig noch wenig Sicheres bekannt ge- worden. § 70. Die Ära Dschel&leddtn. Unter dem Großsultan Dschelaleddin Melik Shah (1073 — 1092 n. Chr., „die Glorie des Staates und der Religion" genannt), des dritten über Iran herrschenden Sultans der Seldschukken fand eine völlige Umwandlung des persischen Jahres statt Nach den Schriftstellern KoTB-EDDiN, Schah Kholdschi und Ulug Beg, bei welchen sich ein- ander ergänzende Mitteilungen über diese Reform finden, trat im 7. Jahre jenes Herrschers (1079 n. Chr.) eine Kommission von acht Mathematikern, unter welchen Omab Chaijam hervorragend ist, zur Beratung einer neuen Zeitrechnung zusammen. Diese Zeitrechnung wurde zu Ehren des Sultans ^^'^ ^.j^ tärichi dscheläli oder ^UaJL* sultäni genannt. Als Epoche wird von den orientalischen Schriftstellern der 10. Ramadan 471 Hidschra oder der 19. Ferverdtnmäh 448 Jezd., ein Freitag, angegeben, nach Schah Kholdschi „der Tag, mit dessen Anfang die Sonne zum Frühlingspunkt gelangt ist''. Die Umsetzung der ersteren beiden Daten gibt den julianischen Tag 2115236, einen Freitag = 15. März 1079 n. Chr. Die Berechnung des Eintritts der Sonne in den Widder für letzteres Jahr liefert nach Schbams Zodiakal- tafel für Ispahan (die Residenz der Seldschukken) den 1 5. März morgens 6^ 19,4°» mittl. Zeit. Da die Perser den Tag höchstwahrscheinlich von Sonnenaufgang ab rechneten (s. S. 288), und die Sonne für das mittlere Persien (33^ n. Br.) um etwa 6*» aufging, stimmt auch die Angabe des Schah Kholdschi. Es sind noch andere Nachrichten (von Ulug Beg, Abulfeda) vorhanden, welche die Epoche einige Jahre früher, in die Jahre Hid. 468 und 467 (1076 resp. 1075) setzen. AVahrscheinlich begannen die Beobachtungen zur Bestimmung des Frühlingsäquinoktiums durch die astronomische Kommission schon einige Jahre vor 471, und man entschied sich erst später, da die sichere Bestimmung des Äquinoktiums für die damaligen Astronomen noch eine schwierige Aufgabe war und sie darin auf einen Tag unge\\ifi bleiben mußten, für das Jahr 471. Mit der Wahl des 15. März 1079 n. Chr. wollte man offenbar wieder zu dem alten Gebrauche, den Nauruz (Jahresanfang) auf die Frühjahr - Tag- und Nachtgleiche zu setzen, zurückkehren. Es sollte aber der Naurüz nicht mehr gegen das Äquinoktium zurückweichen, sondern der Jahresanfang sollte femer- § 70. Die Ära Dschelaleddin. 301 hin zugleich der Tag des Äquinoktiums bleiben. Durch diese Forderung war man auf die Errichtung eines festen Jahres angewiesen. Den Eitttritt der Sonne in die 12 Zeichen, also die Dauer der einzelnen Monate zu ermitteln, wäre schwierig und für die Zeitrechnung unbequem gewesen. Man griff daher auf das jEZDEOEBDSche Jahr zurück, rechnete den Monat durchweg zu 30 Tagen und setzte die 5 Epagomenen ans Ende des Asfendärmedmäh (wie ehemals). Um die Datierungen nach der neuen Ära von denen nach der alten zu unterscheiden, fügte man den Monatsnamen (welche beibehalten wurden) ^^ dscheläli resp. ^jö hdim (alt) hinzu, z. B. Ttrmähi hadim resp. dschelält Der erste Jahres- tag, 1. Fervei'dln, wurde Naurüz Sultänt genannt, mit vieler Festlich- keit begangen und ist auch beute noch in Persien gefeiert. Das Sclialtungspi'inzip, das man einführte, um das Jahr immer wieder mit dem Frühlingsäquinoktium anfangen zu können, ist nicht genau bekannt. Der überschüssige Vierteltag der Jahreslänge wurde dadurch berück- sichtigt, daß man jedes 4. Jahr einen Epagomenentag mehr, also 6 Epagomenen rechnete. Da aber dieser Überschuß keinen vollen Viertel- tag, sondern nur 5** 48°* 48** beträgt, so ließ man die Einschaltung des 6. Tages, wenn sie einigemal nacheinander auf das vierte Jahr ge- troffen hatte, einmal auf das fünfte fallen. Eotb-eddin sagt hierüber: ^Man ist darin übereingekommen, daß die Einschaltung eines Tages, wenn sie sieben- oder achtmal hintereinander im 4. Jahr stattgefunden, einmal auf das 5. Jahr treffen soll." Ulug Beg hingegen spricht von einer sechs- oder siebenmal nach 4 Jahren zu wiederholenden Ein- schaltung. Es wechselten danach 7 • 4 + 1 • 5 = 33 jährige Schalt- perioden zu 7 -f- 1 = 8 Schalttagen mit 8 • 4 -h 1 • 5 = 37 jährigen Schaltperioden zu 8 + 1 = 9 Schalttagen ab, oder mit 6 • 4 + 1 ■ 5 = 29 jährigen Zyklen zu 6 -t-l = 7 Schaltungen. Welche Jahre aber und wie viele innerhalb der Zyklen als Schaltjahre betrachtet wurden, bleibt ungewiß. Ulug Bep gibt die mittlere Länge des dschelalischen Jahres zu 365^ 14» 33" 7'" 32"^ an, wo die Unterabteilungen des Tages in Sexagesimalteilen ausgedrückt sind, und legt dieses Jahr zur Um- rechnung dschelalischer Daten zugrunde. Die Jahreslänge wäre danach im Mittel etwa 365«* b^ 49™ 15« == 365,242 535 Tage gewesen. Auf dieses Jahr konnte man sehr nahe durch Kombination der 33 jährigen mit den 37 jährigen Schaltzyklen gelangen K Ein Jahr von der Länge 1) W. Matzka, Die Chronologie in ihrem ganzen Umfange, Wien 1844, S. 480. ^ie 65 Schaltjahre der 268 jährigen Schaltperiode wären folgende: L 83jährige Periode: 2 6 10 14 18 22 26 80 II. 38 , ,85 89 43 47 51 55 59 63 37 , ,68 72 76 80 84 88 92 96 100 III. 83 , , 105 109 113 117 121 125 129 133 IV. 33 , , 138 142 146 150 154 158 162 166 302 IV. Kapitel. Zeitrechnung der Perser. 365,242 537 Tage oder nsAie = S65^^^ ließ sich z.B. durch die Ver- bindung von 7 • 33 + 37 = 268 Schaltzyklen mit 7 - 8 -h 1 - 9 = 65 Schalttagen erreichen. Die Reduktion dschelalischer Datierungen auf die entsprechenden christlichen läßt sich, da unbekannt ist, ob und wie solche Schaltzyklen miteinander verbunden gebraucht worden sind, nur näherungsweise ausführen. Schbams Tafel zur Reduktion dschelalischer Daten ist unter der Voraussetzung berechnet, daß nach siebenmal 4 jähriger Einschaltung eine fünf jähre Einschaltung erfolgte, ülüg Beg reduziert die ßaten mit Bßlfedes mittleren, oben augegebenen Jahres und unter der Annahme, daß der 1. Ferverdin immer mit dem Frühjahrsäqui- noktium, also mit dem Eintritt der Sonne in den Widder zusammen- falle. W. Matzka (a. u. a. 0.) gibt unter Annahme des Näherungsjahres 365^/33 (statt des oben bemerkten ^^^^^ eine Verwandlungsformel, welche voraussetzt, man hätte einen 33jährigen Zyklus gebraucht, in welchem im 2., 6., 10., 14., 18., 22., 26., 30. Jahre (vgl. Anmer- kung 1 vorher) ein Schalttag eingelegt wurdet Diese Reduktions- methoden geben alle das entsprechende Datum der christlichen Ära auf einen Tag unsicher ; Gewißheit über die Richtigkeit der Reduktion hat man nur, wenn bei dem dschelalischen Datum auch der Wochen- tag vermerkt ist, und man von dieser Angabe als Kontrolle Gebrauch macht. Um mit Hilfe des Ulug BEGSchen mittleren Jahres die Reduktion eines dschelalischen Datums zu machen, hat man die abgelaufenen Jahre, Monate etc. der dschelalischen Ära mit 365,242 535 zu multi- plizieren, um die Tagessumme zu erhalten. Dabei kann man sich der folgenden Hilfstafel bedienen, welche die Tagessummen für einzelne Vielfache der gegebenen Jahre gibt: Tage Tage Tage Tage 1 Jahr 865,243 8 Jahre 2921,940 60 Jahre 21914,552 400 Jahre 146097,014 2 Jahre 730,485 9 , 3287,183 70 , , 25566,977 500 . 182621.267 3 , 1095,728 10 , 3652,425 80 , . 29219,408 600 , 219145,521 4 , 1460,970 20 , 7304,851 90 , , 32871,828 700 , 255669,774 5 , 1826,213 30 , 10957,276 100 , . 36524,253 800 . 292194,025 6 , 2191,455 40 , 14609,701 200 , , 73048,507 900 , 328718,281 7 „ 2556,698 50 , 18262,127 300 , , 109572,760 1000 , 366242,535 V. 33jährige Periode: 171 175 179 183 187 191 195 199 VI. 33 , , 204 208 212 216 220 224 228 232 Vn. 33 , , 237 241 245 249 253 257 261 265 1) Der Uuterschied von 365*/83 gegen das mittlere Jahr 365**/afl8 beträgt nur d. h. erst in 8844 Jahren wird eine Abweichung von einem Tage eintreten; innerhalb der wenigen Jahrhunderte, während welcher die Ära DschelausddIn gebraucht worden ist, bleibt also der Unterschied belanglos. 7 8844) § 70. Die Ära Dschelaleddin. 303 Hat man die Tagessumme ermittelt, so prüft man sie auf die gegebene Ferie (den Wochentag). Die bei der Division durch 7 sich ergebenden Reste 12 3 4 5 6 0 entsprechen den Ferien 6 7 12 3 4 5 oder den Wochentagen Freitag Sonnab. Sonntag Montag Dienstag Mittw. Donnerstag. Nach Berichtigung der Tagessumme addiert man zu letzterer 893812 Tage (das Intervall der beiden Epochen) und dividiert die Summe durch 1461. Der Quotient mit 4 multipliziert, gibt die abgelaufenen Jahre n. Chr. Vom Reste der Division sind 365 abzuziehen , so oft als es angeht, und für jeden Abzug zu den Jahren 1 hinzuzurechnen; der Endrest gibt die Tage. Z. B. in dem Kalender Ephenierides Persarum per totum annum iuxta epochas celebriores orientis von M. F. Beck (Augsb. 1696) wird der 26. Asfeyidärmedmäh 609 Dschel- Ära, ein Mittwoch = 29. Februar Julian. 1688 n. Chr. gesetzt. Man hat mit Hilfe der vorstehenden Tafel 600Jahre = 219145,521 | ^^^^^^^^^^^ q^q j^^^^ _ 222068 Tage^ „ _ ^y^^»^^^^ 11 Monate 26 Ta^e = 356 . 222424 Tasre. Die Division von 222424 durch 7 ergibt den Rest 6, also Mittwoch; man kann demnach, ohne die Tagessumme berichtigen zu müssen, weiterrechnen. 222424 + 393812 == 616 236 : 1461 = 421 « 4 = 1684 Rest 1155 für 3 Abzüge +3 ab dreimal 365 = 1095 1687 Rest 60 Tage Das Datum ist demnach 1688 n. Chr. 29. Februar Julian. Mit ScHBAMS Tafeln würde man erhalten: Tafel I 594 Jahre = 2 331824 „ n 15 „ 26. Asfend. = 5835 2 337^659 Korresp. Julian. Kalend. = 2 337 630 = 1688, Febr. 0 + 29; also das Datum = 1688 n. Chr. 29. Febr. jul. Für den umgekehrten Fall, um ein christliches Datum in das ent- sprechende dschelalische zu verwandeln, muß man eine vorläufige Rechnung machen, dann mittelst des vorläufigen Datums den Tag des 1) Die Dezimalteile bei der Addition der Tagessummen aus der Hilfstafel sind = 1 Tag zu rechnen. 304 IV. Kapitel. Zeitrechnung der Perser. 1. Ferverdm bestimmen. Hierauf wird man mit Hilfe einer Rechnung nach den ScHRAMSchenZodiakal tafeln oder mittelst der NEUGEBAUEBSchen Sonnen tafeln (s. Einleitung S. 53) entscheiden, ob an dem ermittelten christ- lichen Tage (des 1. Ferverdm) die Sonne für den Meridian von Ispahan (3'* 27,3™ V. Greenw.) in das Zeichen des Widders eingetreten sein konnte. Bei der Ermittlung des vorläufigen Datums verfährt man in der entgegengesetzten Weise, als vorher in dem mitgeteilten Beispiele: man dividiert die abgelaufenen christlichen Jahre durch 4, multipliziert den Quotienten mit 1461, berücksichtigt die Tage des Datums, erhält durch Abziehen der Zahl 393 812 die Tagessumme des dschelalischen Datums, welche dann mit Hilfe der vorhin angegebenen Hilfstafel die dschelalischen abgelaufenen Jahre gibt; der noch bleibende Rest ent- fällt auf Monate und Tage. Die Ära Dschelaleddin kommt in orientalischen Kalendern, ver- glichen mit syrischen, arabischen und anderen Daten, vor; auch bei persischen Dichtern ist sie in deren Erzählungen bisweilen anzutreffen. Ob und inwieweit ihr Gebrauch allgemeiner geworden ist, läßt sich aus Mangel an Nachrichten nicht entscheiden. Sehr wahrscheinlich aber ist die Ära wenigstens während der Herrschaft der Seldschukken über Persien als offizielle Zeitrechnung für die Erhebung der Steuern und dgl. verwendet worden, wie in Ägypten die CÄaraffecAjahre, und in der Türkei die il/rt7f;>jahre (s. S. 264). Hierauf läßt eine Stelle bei Hadschi Chalfa schließen, welcher in der Einleitung zu seinen chronologischen Tafeln über die dschelalische Zeitrechnung folgendes bemerkt: „Acht der vortrefflichsten Männer ihrer Zeit, unter andern Omar Chaüam und Abdeebahman Chazim, stellten dem Sultan DscHELALEDDiN Melik Schah vor, daß, wenn man von der bei der persischen Zeitrechnung gebräuchlichen Vernachlässigung des Schalt- tages abgehen und dagegen den griechischen (d. h. julianischen) ge- brauchen wollte, dies für die Einnahmen der Steuereinnehmer und für den Landesschatz von größtem Nutzen sein werde." Die arabischen Astronomen gebrauchen die Ära Dschelaleddin oft; sie heißt beiden Orientalen öfters auch die Ära Meliki, Den Mißständen in den Finanzen, welche wegen des Unterschiedes zwischen dem Sonnen- und Mondjahre (bürgerlichen und Steuerjahre) eingerissen waren — die Verschiebung der Steuertermine im arabi- schen Mondjahre gab Anlaß zu beständigen Streitigkeiten zwischen den Steuerpflichtigen und den Steuereinnehmern — verdankt die Ära Ohasan (auch ilchanische Ära genannt) ihre Entstehung. Ohasan, einer der persisch -mongolischen Hchane (1295 — 1306 n. Chr), führte dieses Sonnen jähr in Persien ein ; über die Einrichtung dieser Ära ist nichts Näheres bekannt, als daß sie mit Donnerstag den 13. Redscheb 701 Hid. (= 13. März 1302 n. Chr.) ihren Anfang nahm. Letztere §71. Andere Ären in Persien. Monate und Tage in Sogd und Khwarizmien. 305 Epoche liegt durch die Mitteilungen fest, welche Hamdallah Mestufi^ in seinem geographischen Werke darüber macht: ,,Diese Sonnenära^ deren Monate keine besonderen Namen haben, beginnt vom Eintritt der Sonne in den Widder; sie wurde von Ohasan eingesetzt , sie beginnt Donnerstag 13. Bedscheb 701 Hid. und verhält sich zu den bekannten Ären wie folgt: von der dschelalischen sind verflossen 81451 Tage, von der Ars. Jezdegerd 244624, von der BMschra 248248, von der des Alexander [seleuk. Ära] 588948 bis zur ilchanischen*." Die von Ghasan geplante Reform erinnert an den ähnlichen Versuch des Kalifen Mothedhad (s. S. 265). §71. Andere Ären in Persien. Monate und Ti^^e in Sogd nnd Khw&rizmien. Die vorgenannten Aren sind nicht die einzigen, nach denen man in Persien gerechnet hat; es finden sich bei einigen Schriftstellern Hinweise auf andere Zählungen der Jahre, welche, obgleich sie nicht zahlreich sind, doch erkennen lassen, daß solche Ären eine Zeitlang existiert haben, aber außer Gebrauch gekommen sind. So heißt es in einem Fragment einer Schrift des Alkodai»: „Die Magier (d. h. die Perser vor der Annahme des Mohammedanismus) datierten erst nach Adam, dann nach der Ermordung des Darius und dem Regierungs- antritt Alexanders, femer nach dem des Abdaschir, endlich nach dem des Jezdegerd." In Parthien, einem Teile des Weltreichs Alexanders des Großen, welches sich nach dem Zerfalle dieses Reichs von den Seleukiden (die die Herrschaft an sich gerissen hatten) durch Absakes freimachte, findet man Münzen, die nach der seleukidischen Ära (und zwar nach Jahren und Monaten) datiert sind. Auf den weitverbreiteten Gebrauch der seleukidischen Ära in Vorder- und Mittelasien wurde schon früher hingewiesen. Bemerkenswert ist auch das vorübergehende Auftauchen einer Ära, welche mit der Dynastie der Sassaniden beginnt. Das erste Regierungsjahr des ersten Sassaniden, des Akdaschir (Sohn des Papak) beginnt 26. September 226 n. Chr.*, womit Agathias und Elias von Nisibis übereinstimmen. (Beide geben 538 des Alexander von Makedonien = 538 seleuk. Ära = 226 n. Chr. an.) Der neunte 1) Hamdallah Mestufi, der Verfasser der besten persischen Geographie, lebte cur Zeit der persischen Uchane. 2) Hammer-Pubostall, Geschichte der Uchane d. t. der Mongolen in Fersten j Darmstadt 1842,43, vol. II, Beilage VII, S. 358. 8) PococK, Specimen hist. Arabum, S. 177 (vgl. Silvestre de Sacy, MSm, sur divers even, d. Vhist des Arabes^ 48. vol., Mem. d, VAcad, d. Inscr.). 4) Th. Nöldeke, Geschichte d. Perser u. Araber z. Zeit der Sassaniden. Aus der arab. Chronik des TABARt übersetzt, 1879, S. 409 u. f. Gin sei, Chronologie I. 20 306 IV. Kapitel. Zeitrechnung d» Perser. König derDynastie war SchapubII. (309 — 379). Während der Verfolgung^ welche dieser Monarch gegen die Christen inszenierte, erlitt im 31. Regierungs jähre Schapuks, welches in einer syrischen Handschrift | dem 117. Jahre des persischen Reichs gleichgesetzt wird^, der Bischof ^ SiMEON Babsaboe von Seleukia den Märtyrertod. Das 31. Jahr Schapubs wäre 339/40 n. Chr., da auch der Syrer Aphbaates, der zu jener Zeit lebte, Schapubs erstes Jahr = 621 seleuk. Ära = 309 n. Chr. setzt. Von 339/40 um 117 Jahre rückwärts gezählt, gibt 223/4 n. Chr. als Anfangsjahr des persischen Reichs d. h. der Sassaniden, während nach den obigen Angaben 226 n. Chr. angenommen werden muß. Nölbeke erklärt diese Differenz damit, daß sich die letztgenannte Datierung wahrscheinlich auf das Jahr des Sieges beziehe, welchen Abdaschib über den Parther Abtawan erfocht, nach Tababi am letzten des Monats Mihr = 28. April 224, wähi^end die andere, spätere Datierung (226 n. Chr.) von der Einnahme der Hauptstadt Etesiphon als Gründungsjahr der Sassanidendynastie ausgeht. Diese „persische Ära" scheint wenig in Gebrauch gekommen zu sein. Nöldeke versichert , daß ihm keine weitere Anwendung der Ära vorgekommen sei*. Über die Jahresrechnung in dem östlichen Teile Irans in Ehwä- rizmien (Chorasmien) und Sogdiana hat uns ALBiBxiNi einige Nachrichten gebracht, die um so wertvoller sind, als sonst, wie es scheint, hierüber von keinem orientalischen Schriftsteller Nachrichten erhalten sind. AxBiBUNi, ein Eingeborener (aus Khwärizm), berichtet (nach offenbar einheimischen Quellen), daß die Magier von Transoxanien (d. h. die Bewohner von Chorasmien und Sogdiana am Oxus) nach Jahren vom Todesjahre Jezdeoebds rechneten, also um 20 Jahre verschieden von den Persern, von 652 n. Chr. ab. Diese Ära (die Ära Magorum oder Ära der Zoroasteret') sei von den westlich vom Balkhäb wohnenden Magiern mit einem Unterschied von 20 Jahren gegen die JEZDEOERDSche 1) Acta martyrum arientäl, et occid,j Steph. Euod. Assemaui, 1 15. 2) An dieser Stelle mag auch eine SonneDfiDfitemis erwShnt werden, welche zur FeststeUung des Todesjahres des 17. Sassaniden , PiBoz, Nachfolger Hormizi) II L, dienen kann. Das Todesjahr dieses Herrschers ist einige Jahre zweifelhaft, 484—488^ je nach den Autoren. Elias von Nisibis (gest. 1046 n. Chr.) gibt nach einer alten Quelle an: ,£o anno (795 gr. = 484 p. Chr.) obscuratus est sol per eclipsin, die Sabbati, decima quarta Januarii, hora diei tertia, et appanierunt steUae, atque circa id tempus interfectus est Phiruz rex Persarum.'* [Den syrischen Text s. bei Georgti Barhebraei Chronic, ecclesiast, edit. J. B. Abbeloos et T. J. Lamt, 1877, vol. III, col. 65]. Die Schlacht, in welcher FtRbz umgekommen, fand am Atrek- ilusse (54° ö. v. Gr., 37<^ n. Br.) statt. Die Sonnenfinsternis war am 14. Januar 484 n. Chr. [No. 446 Ginzel, Sj^ez. Kanon d. Finst.]. Für das zentrale Persien war die Finsternis 12 Zoll (total). Für die Gegend des Schlachtfeldes ergibt die Rechnung die Mazimalphase von IV j^ Zoll, etwa 2 Stunden vor Bfittagseintritt (Vgl. auch Nöldeke, Geschichte d. Ferser u, Ar ah. z. Z. der Sassaniden^ S. 425.) § 71. Andere Ären in Persien. Monate und Tage in Sogd und Khwarizmien. 307 Ära, von den östlich von Balkhäb wohnenden mit einem Unterschied von 20 Jahren 5 Tagen gezählt worden. Letztere Besonderheit rührt davon her, daß die Transoxanier das Jahr mit dem 6. Tage des Ferverd^n, dem Khordäd, anfingen ; die 5 Epagomenen setzten sie ans Ende des Jahres. Deshalb weiche der Beginn ihrer Monate von den persischen bis znm Ädermäh ab, nach demselben hätten sie gleichen Anfang. AiiBiaiTNi gibt an\ daß man in späterer Zeit durch Be- obachtungen gefunden, daß der Jahresbeginn um 5 Tage vom wahren abweiche; während die Perser das Jahr verbesserten, seien die Transoxanier bei ihrem alten Jahre verblieben; AxBiRUNi läßt aber auch die Version gelten, daß der Unterschied in der Verlegung der Epagomenen seinen Grund habe. 'Die Namen der Monate, der Epa- gomenen und der 30 Monatstage (welche sie wie die Perser besonders benennen) sind: Monate der Sogdianer Monate der Chorasmier 1. Navsard 7. FaghaMn 1. isaiisarft 7. Ümr 2. Dschirdschin 8. Äbhänaj 2. Ardivnsht 8. Tänakhun 3. Ntsanaj 9.Fägk 3. NarOdädh 9. AM 4. Basäkanaj 10. Marsäfügh 4. Dschiri 10. Htmazhd 5. Ashnakhandä 11. ZhimaMnaj 5. Hamdädh 11. Akhamman 6. MazMlchandä .12. Khshüm 6. Ikhsharewart '. 12. IspwTi idarmaj Namen der 30 Monatstage. Sogdiana Chorasmien 1. oj-y- 12. e^ 1. ^•Jr^j 12. »U 2. y***- 13. J^ 2. o^j^ 13. wÄm^v3j) 14. \;iKi*ty^ 15. \1*% 6. c^j 17. 6. ötOj/ 17. vJjj-^l 7. OOy» 18. O^J • 7. ÖlvX«^ 18. O. \si^aMÖ 19. V 8. ^3j 19. d^ij 9. ^1 20. j*i;j>5 9. ^^' 20. o^) 10. ^1 21. Ü^l) 10. o^^^. 21. 6 11- jA^ 22. i\. 11. J*^' 22. o\. 1) Chronol. of andient nations, S. 56—58, 138, 220; Sachac, Zur Geschichte tt. Chronol. von Khwdrism I {Sitegsher. d. Wien. Akad. d. W.^ phil. hist. KL, 73. Bd., 1873, S. 484, Anmerk, 1). 20* 308 IV. Kapitel. Zeitrechnung der Perser. Sogdiana 23. s*>ww*^ 27. er*'" 24. O''-^ 28. ^V-r'j 25. tfj' 29. • • 26. JU^) 30. • • Chorasmien 23. ^Ä> 27. oj— « 24- ef^ 28. c:?t. 25- ^^,1 29. 26. öUä« 30. p j,< Epagomenen : ci^ ^^.ls> ^sXJj^ a^^>> o^'-'^ crArf r^J ÄLBiBUNi gibt auch die Fest- und Gedächtnistage der Sogdianer und Chorasmier an^ Beide Völker kennen die Mondstationen. Bei den Chorasmiem erscheinen auch Dialektformen der persischen Namen der sechs Ga- hanbär (s. S. 283). Außer der oben genannten Ära Magorum sollen die Chorasmier in der alten Zeit noch andere Jahreszählungen gehabt haben: vom Anfang der Kultivierung ihres Landes, welche sie 980 vor Alexander setzten; ferner von der Zeit der Einwanderung des Stammvaters der persischen Dynastie Siyävmsh ben KaiJcäüs 888 vor Alexander; und von der Erbauung des Schlosses Alfir in der Hauptstadt Ehwärizm 616 nach Alexander. Über diese Epochen vergleiche man jedoch die Erklärungen von E. Sachau'^. § 72. Literatur ». Monate. F. JusTi, Die aUpersischen Monate {ZeiUchr. d. deutsch, morg, Ges^ LI, 1897, S. 238). — PbäSek, Die ersten Jahre Dareios des Hystiupiden «. der alipersische Kalender (Beiträge z, aU. Geschichte ^ edit. C. F. Lehmann, vol. I, 1902, S. 26); 8. ferner: Raam:.in9on, Becords of the Fast, 1878, vol. 1; J. Oppebt, Inscriptions des AchSmenides, 1852, Actes du VUI, congris intern, d. OrientaXistes , 1893, II, S. 253—264; Unger, Ahhd, der Kgl hayr. Akad. d. \V., XVI, 1882; Zeitschr, f. Assyr., VI 123; Zeitschr, d. deutsch, morg. Ges., LI 509, LH 260; Philologus, LV, 235. — Benfey u. Steiin, Üb. die Monatsnamen einiger alter Völker, Berlin 1836. Jahreszeiten. R. Roth, Der Kalender des Avesta u. die sogen. Gahanhdr (Zeitschr. d, deutsch, morg. Ges., XXXIV, 1880, S. 698). — The K R. Cama Memorial Volume, Essays on Iranian sübjects written by various scholars i. h. of K. M. Cama; edited by JivANDJi Jamshedji Modi, Bombaj, 1270 A. J. (1900). [Mit mehreren Abhand- lungen von Parsengelehrten über das parsische Jahr und dessen Monate.] 1) a. a. 0., S. 221, 223. 2) Z. Geschichte u. Chronol. v. Khwdrizm 1 (a. a. 0., S. 471 u. f.). *^) ^S^- außerdem die Literaturangaben in den Anmerkungen. § 72. Literatur. 309 Jahr, Schaltung. AlbIrCkI, Chronolog. of ancient nalions, edit. E. Sachau, 1879. — A. v. Güt- scssfiD, Üb, das iranische Jahr (Kleinere Schriften, heraosgeg. v. F. Rühl, vol. III , 1892). — Drouin, L'^e de Yezdigerd et le calend, perse {Bevue archeol., III. B^rie, vol. XII, XIII, XIV, 1888—89). Vgl. auch Harlez, Der avestische Kalender u. die Heimai der Ävestardigion (Akt d. F. Internat. Orientalist-Kongresses 1882). Feste. AlbIrünI, a. a. 0., S. 199—219. — Th. Hydb, Historia religion, veter. Pers.^ 1700, S. 236 u. f. — F. Spiegel, Ävesta, vol. II, Einleitg., C— CV. Ausgaben des Avesta: Avesta, die heilig. Bischer der Färsen, herausg. ▼. F. Geldker, Stuttgart 1895; Sacred books of tJie East, edit. F. M. Müller (vol. IV, XXIII, XXXI, Zendavesta-, vol. V, Bündahis, edit. E. W. West). V. Kapitel. Zeitrechnang der Inder. § 73. Torbemerkiing. Die Zeitrechnung der Inder zeigt, wie es bei einem Volke, dessen Kulturentwickelung eine Reihe von Jahrtausenden umfaßt, selbst- verständlich ist, je nach der Epoche, die man betrachtet, ein verschiedenes Gepräge. Bestimmt wird der Charakter des Zeitrech- nungswesens durch die astronomischen und astrologischen Anschau- ungen, welche der betreffenden Epoche eigen sind. In der ältesten indischen Literaturperiode, in der Zeit der Veda, Samhita und Brak- mana bedingen noch die naiven astronomischen Vorstellungen der Inder die primitive Form der Zeitrechnung. Eine spätere Entwickelung, die namentlich in dem Jyotisha -Vedäiiga sichtbar wird und auch in einzelnen Puräria zutage tritt, gibt gewissen Elementen des Zeit- rechnungswesens mehr Bestimmtheit und speziell indischen Charakter. In einer dritten, noch späteren Periode erscheint in der indischen Astronomie bekanntlich fast unvermittelt und sprunghaft eine auf- fällige Summe nichtindischer Kenntnisse, welche aus der griechischen Astronomie oder vielleicht aus mehreren westasiatischen Quellen ge- schöpft ist und mit einheimischen Errungenschaften verbunden ¥m-d; in dieser Epoche, welche hauptsächlich durch die vier Siddhänta re- präsentiert wird, tritt auch das indische Zeitrechnungswesen ganz in seiner Umständlichkeit und Breite auf. Wir werden also die Zeit- rechnung in drei Epochen, der vedischen, der nachvedischen und einer neueren, die wir nach den sie repräsentierenden Hauptwerken die Epoche der Siddhänta nennen wollen, zu betrachten haben. Eine zeitliche Feststellung und Abgrenzung der vedischen und nachvedi- schen Periode läßt sich kaum geben. Die Zeit der Entstehung der ältesten indischen Literaturdenkmäler ist für die Forschung noch sehr in Dunkel gehüllt ; die Ansichten hierüber weichen ungemein von einander ab, so daß Zahlenangaben nur mit großer Eeserve gemacht werden können. Sehr wahrscheinlich ist aber die Zeit dieser ersten Periode § 74. Das vedische Jahr. 311 noch beträchtlich vor die Zeit Buddhas zu setzen, möglicherweise in das 12. Jahrh. v. Chr.; manche Gelehrte stellen diese Periode noch viel weiter zurück. Die zweite Epoche, jene des lyoüsha -VedM^a, scheint später zu sein als die der BrähmaxLa und liegt vielleicht um das 1. Jahrtausend v. Chr. Die dritte Periode beginnt in den ersten fünf bis sechs Jahrhunderten n. Chr. A) Zeitrechnung der Yeda. § 74. Das vedische Jahn Über die Beschaffenheit des ältesten indischen Jahres gibt es keine originalen indischen Werke; ein Bild, das man sich davon machen kann, muß vielmehr durch das Zusammenfassen der zahl- reichen Stellen konstruiert werden, die sich überall in der vedischen Literatur zerstreut vorfinden. Es sind dies die Sprüche, Gebete, Anrufungen, Eitualvorschriften und Hausregeln der Veda. Insbesondere kommen in Betracht die Brähmana, Samhitä, Kalpa- und Orihya- Sfitra (^iffveda, Atharvmeda, die beiden Yajurveda u. a.)K In diesen ältesten Quellen wird nur der Mond als „Ordner der Zeiten" erwähnt. In den indogermanischen Sprachen heißt er „der Messende" (durch welchen man die Zeit mißt). Die Mondphasen haben in den Veda schon eigene Namen und werden im Rigveda durch die vier Mondgöttinnen mM (zunehmender Mond), anumati (Vollmond), kuhu (abnehmender Mond) und sinwalt (Neumond) dargestellt, welche in den Hymnen angerufen werden. Dies deutet auf eine Verehrung des Mondes hin, welche erst mit dem Aufkommen der naJcshatra-Ein- richtnng einer astrologischen Auffassung gewichen ist. ;^t dem Lichte der Sonne werden die Phasen insofern in Verbindung gebracht, als in den Texten von einem allmählichen Ausfüllen des Mondes die Rede ist Die tägliche Bewegung der Sonne wird naturalistisch aufgefaßt 1) Die Brdhma^ enthalten die religiösen Vorschriften und Erklärungen zu den Opfern; die Satuhitä sind Sammlungen von Gebeten, Hymnen, Sprüchen (die eigentlichen Gebete heilen Mantra). Die jSä^ra-Literatur faßt die Begelo und Vorschriften für die Opferungen , für das bürgerliche Leben u. s w. in kurze An- weisungen zusammen (die Kalpa bes. über das Opferritual, die Gfihya betr. der HanBregein). Die Sa^ihiiä des J^igveda^ des Sdmaveda und der Yc^jurveda [weiße Yßjurveda od. Väjasaniyi^ bes. Gebete des Opferpriesters; schwarze Yaiwrveda od. TaiUir%y<£[ gehören zu den ältesten Vedas; die Samhüa des Atharvavtda eot- halten die Hymnen, Zauber- und Schutzsprüche einer späteren (jüngeren) Zeit. — Üb. Inhalt und Entstehungszeit der vedischen Schriften s. Lassen, Indische Alter* tumshunde, I 869—883. 312 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. als das Rad der ewigen Ordnung, als der Wagen, auf dem Savitar^ dahinfährt, oder als feuriges Roß, als bunter Stier u. s. w. Nach dem Aitareya-Brähmana (III 44) geht sie nicht auf und unter, sondern bringt durch ihre Umdrehung in den unteren Regionen (auf der Erde) Tag und Nacht hervor. Wenn die Sonne vom Dämon svarbhänu be- droht wird, entsteht eine Sonnenfinsternis ; dann ist es Zeit zu opfern *. An eine Zeitmessung durch den Umschwung des Sternhimmels oder durch die Rückkehr der Planeten kann man bei den alten Indem nicht denken, da in den vedischen Schriften nur einige wenige Stern- bilder und kaum einer der fünf Planeten {Brishasjxiti = Jupiter viel- leicht ausgenommen) erwähnt sind. Die vedischen Texte kennen nur ein Jahr von 360 Tagen. Direkt angesetzt ist diese Jahreslänge in verschiedenen Stellen der Brähmana, angedeutet ist sie im Eigveda durch die 720 Tage und Nächte des Jahres, im Ätharvaveda durch 12 Monate zu 30 Tagen, femer durch die Opferjahre (ayana), welche ein Jahr währen mußten und zu 360 Tagen gerechnet werden. Bei keinem Volke ist das Vorhanden- sein eines angeblichen Jahres von 360 Tagen so deutlich in der Über- lieferung ausgesprochen, wie bei den alten Indem. In der Einleitung 1) Saviiar = der Erzeuger , Sonnengott. Die Sonne heißt eig^tlich süra^ sürya] müra, die Mittagsonne, und pushanif der Ernährer, sind Sonnen-Neben- götter. [Es gibt 12 Sonnengötter.] 2) Texte, z. B.: „Wenn Finsternis die Sonne ergreift, dann opfere und spreche: ,Das himmlische Wunder, das grause, steigt empor, den Ordner der Zeiten um- schwirrend' . . ."^ Oder: „Wenn jenes Dunkel den Mond bestürmt, dann opfere er; rähu [d. i. der Yerscblinger von Sonne und Mond] schleicht hin zu dem strahlenden König . . .** (A. Webeb, Zwei vedische Texte . . ., Abhdlg, d, Berlin. Akad. d, W.^ 1858, S. 361, 362.) Sonnenfinsternisse werden in vedischen Texten, z. B. im ^igveda^ unzwei- deutig an einzelnen Stellen erwähnt, doch ist es bei der eigentümlichen Ausdrucks- weise der Texte sehr schwierig, sichere Anhaltspunkte für die Beobachtung solcher Himmelserscheinungen zu gewinnen. A. Ludwig hat aas einigen SteUen über Sonnenfinsternisse auf das ungefähre Alter des ^igveda zu schlieBen versucht (ßüegh. d. böhm. Ges. d, W. Prag, Mai 1885), und der Verfasser dieses Buches hat, allerdings nur auf A. Ludwigs Interpretationen hin, diesen Versuch astro- nomisch noch um einige Jahrhunderte erweitert (F. K. Ginzbl, Üb, e. VersucJi, das Alter d. ved, Schriften aus hist. Sonnenf, bu best., ibid., Febr. 1894). Selbstver- ständlich hängen solche astronomische Rechnungsresultate ganz von der Haltbar- keit der Textinterpretationen und auch sonst von den gegebenen Bedingungen ab. — Eine ähnliche astronomische Bestimmung des Alters des J^igveda hat Jacobi versucht (Festgruß an R. v. Both, Stuttgart 1893, S. 73), indem er in dem still- stehenden dhruva (Nordstern), der im indischen Hochzeitsritual erwähnt wird, den Stern a Draconis (um 2800 v. Chr. Polarstern) erkennen will ; er setzt deshalb das Alter des ^igveda ins dritte Jahrtausend v. Chr. Über diese und BXl Gangadhab Tilaks Bestimmungen {The Orion or Researches into the Antiguiti/ of the Vedas) s. die Kontroverse, die sich Zeitschr. d. deutsch, morg. Ges.j Bd. 48: 49. 50 u. Indian Antigu.j vol. XXIII. XXIV, entsponnen hat. § 74. Das vedische Jahr. 313 dieses Buches (S. 69) habe ich dieses 360tägige Jahr, von welchem sich Spuren bei den meisten Kulturnationen vorfinden, als „Rundjabr" bezeichnet, nämlich als ein Jahr, welches aus der Zeit der ersten Versuche hervor^g, den Mondlauf mit den Jahreszeiten in eine halb- wegs passende Übereinstimmung zu bringen, und in der man, noch ohne Kenntnis der regulären Schaltung, unter dem Einflüsse des von Westasien, wahrscheinlich Babylonien, sich ausbreitenden Sexagesimal- systems bei der Zahl von 360 Tagen stehen blieb, welche die Mittel- zahl zwischen den damals noch sehr unsicher bekannten Längen des Mond- und Sonnenjahres bildet, und von der aus man durch Versuche ein Lnnisolarjahr zu bilden hoffte. Die Inder sind, wie die allermeisten Völker, sicher in ihren Anfängen zur Zeitrechnung von einem Mondjahre ausgegangen. Sie haben aber das Verlangen gehabt, diese Jahreslänge mit dem Laufe der Jahreszeiten in Übereinstimmung zu bringen; bei dem Mangel einer nur halbwegs entwickelten Astronomie müssen sie lange Zeiten hindurch auf rohe Versuche mit Schaltungen, willkürliches Zulegen und VS^egnehmen von Tagen, angewiesen gewesen sein. Spuren davon, daß Schaltungen vorgenommen wurden, finden sich in den Veda - Schriften vor; so wird in den Samhitä von einem „zu- geborenen", also 13. Monat geredet, auch in den Brähmaria, öfters mit Beisätzen, die auf eine Unsicherheit oder Unbestimmtheit in der Schaltung hindeuten. Die Veda geben nirgends die Art und Weise an, wie das 360 tägige Jahr mit den Jahreszeiten in Übereinstimmung gebracht worden ist, offenbar, weil der Willkür noch alle Türen offen gestanden haben. Obwohl das 360 tägige Rund jähr also nur ein theoretischer Begriff war, da diese Jahreslänge nach Notwendigkeit verändert wurde, suchen doch die sonstigen Angaben der Veda an dem Kundjahre festzuhalten. So wird angegeben, daß der Mond 15 Tage zunimmt und 15 Tage abnimmt, also der Monat 30 Tage hat, daß die Sonne 6 Monate (180 Tage) nach Norden und 6 Monate nach Süden geht, oder gar, daß die Sonne je 13^/s Tage in jedem der 27 ndkshatra verweile. Die Kommentatoren der vedischen Texte suchen diese Ungereimtheiten durch Anwendung der lunaren Tage {üthi) und solaren Tage (saura) zu beheben, aber die Veda kennen die letzteren feineren Unterscheidungen noch nicht, denn diese treten erst in der späteren Zeit auf. Die zweite Epoche der indischen Zeit- rechnung macht von einer fünfjährigen Periode (yuga) Gebrauch, welche 1830 Tage (5 Jahre zu 366 Tagen) enthält und mehreren Arten von Jahren durch künstliche Einteilungen gerecht wird; wir werden diese yuga weiterhin kennen lernen. Manche haben gemeint, daß dieses fünfjährige yuga als Schaltungsperiade in der vedischen Zeit schon in Gebrauch gewesen sein könne, jedoch widerspricht sie 314 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. dem 360tägigen Jahre, in welchem man für die Veda nur natürliche Tage Toraussetzen darf. Spuren für das Auftreten eines yttga sind allerdings schon in den Vedu vorhanden; zu den sichersten gehören die Textstellen im Yajurveda, wo bemerkt wird, daß die Feier der Cäturmäsya (der an den Beginn der Jahreszeiten geknüpften Opferungen) durch 5 Jahre fortzusetzen seien, und daß man dabei einen dreizehnten Monat einbringen könnet Manche nehmen auch an, daß die Veda, um Mond- und Sonnen- jahr miteinander in Übereinstimmung zu bringen, neben der Ein- schaltung eines dreizehnten Monats noch die Methode kennen, am Ende des 354tägigen Mondjahres ein Plus von 12 Tagen einzuschieben, wodurch man auf das 366tägige Sonnen jähr gelangt, und daß jenen 12 Tagen in den Veda unter der Bezeichnung „die Zwölften" eine besondere Bedeutung zukomme. Die 12 Tage sollen sinnbildlich den 12 Monaten entsprechen und also symbolisch das Jahr selbst vorstellen. Die „Zwölften" seien eine in den Veda oft vorkommende geheiligte Zahl, welche selbst noch in der altgermanischen Anschauung Parallelen habe (Opfer durch 12 Nächte am Jahresanfang oder Ende)*. § 75. Jahreszeiten. In den ältesten Zeiten, vor der Ausbreitung der indischen Stämme vom Panjab aus, kannten die Inder, den klimatischen Verhältnissen 1) Die Meinungen, ob das 5jährige yuga für die eigentlich vedische Zeit an- zunehmen sei oder nicht, widersprechen sich derzeit noch. A. Webeb weist die Annahme als zu unsicher ab: „Wie oft auch das Jahr mit seinen 360 Tagen be- hufs allegorischer Zwecke in den Brdhmaifia genannt wird, nirgends erscheint eine feste, über dasselbe hinausgehende Zeiteinteilung. Die in den Satfihüd des Yafus zusammenstehenden Namen aamvataara, parivaUara, iddvatsara, anuvatsara, idvcU- sara, welche als Namen der 5 Jahre des yttga aufgefaßt werden, erscheinen hier und da auch zu 6, 4, 8, selbst zu 2, so daß ihre chronologische Bedeutung jeden- falls eine schwankende ist/ (Zeitschr. d. deutsch, tnorg, Ges,, XV 132). Dagegen ist Zimmer {Ältindisches Leben , Berlin 1879, S. 368 ff.) für das Vorhandensein des 5 jähr. Zyklus eingetreten. 2) Die «Zwölften** kommen häufig in den Veda vor: Die drei r^bhu (die Genien der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) schlafen 12 Tage lang im Hause des agohya, des «Unversteckbaren' (der Sonne). Die Natur ruht in den Zwölften (nach dem Wintersolstiz) aus, um dann wieder zu erwachen; 12 Tage sollen gewisse Kasteiungen vorgenommen werden, 12 Tage sollen Graben gesammelt werden, nach 12 Tagen soll ein Opferfeuer angezündet werden u. s. w. (s. A. Webeb, Zwei vedische Texte üb. Omina u. Portenta, Abhdt. d. Berl. Akad. d. ir., 1858, S. 387 ff.). Zimmer (a.a.O., S. 866, 367) hat beide Einschaltnngsarten, die Hinzu- fiignng eines 13. Monats, und die Einschiebung von 12 Tagen beim Wintersolati- tium, mit Veda-Stellen belegt. Von anderen wird das Gewicht solcher Beleg- stellen geleugnet und darauf hingewiesen, daß ein 366 tägiges Jahr fiir die älteste indische Zeit nicht nachweisbar sei, und daß aus den alten Texten nirgends hervorgeht, daß die 12 Nächte im Verlauf des Jahres oder am Ende desselben eine besondere Berücksichtigung gefunden hätten. § 75. Jahreszeiten. 315 am Indus entsprechend, nur zwei Jahreszeiten, hima = Winter, und samä = Sommer ; man rechnete also nach Halbjahren \ Später , mit der Entwickelung des Ackerbaues, kam noch aar ad, die Ernte- und Reifezeit, hinzu. Dementsprechend kennt die vedische Periode yor- zogsweise eine Dreiteilung des Jahres: warme Zeit, Kegenzeit und kühle Jahreszeit, die im Panjab jetzt noch besteht; vasanta (= Frühling) scheint am spätesten als besondere Jahreszeit betrachtet worden zu sein. Die alten drei ritu (Jahreszeiten)' zeigen sich deutlich in der Verordnung der cäturmäsya - Opfer , d. h. der drei beim Beginne der Jahreszeiten zu bringenden Opfer: vaisvadevam parva (im Frühling), varu/i^Lapraghäsäs (zur Begenzeit) und sakamedhas (zu Beginn des Winters). [Ein viertes zeitlich recht unbestimmtes Fest sunäsiriyam in den Brähmana,] Als die indischen Arier nach Osten und Süden vorgedrungen waren, reichten diese Unterscheidungen in Beziehung auf die sehr voneinander verschiedenen klimatischen Verhältnisse Zentral- und Südindiens nicht mehr aus. Es wurde die Annahme von Übergängen zwischen den drei Jahreszeiten notwendig, und so kamen fünf Jahreszeiten auf, die in den Brähmai^a bereits üblich sind. Schließlich fügte man, um je 2 Monate unter einer Jahreszeit zusammenfassen zu können , am Ende von hemanta (= Winter) noch eine sechste Periode ii^ira (•= die Tauzeit) ein. Die sechs Jahreszeiten der Veda sind sonach folgende: vasanta = Frühling [von vaa = wohnen] grishma = heiße Zeit [Hitze, glänzend, hell] varshä = Regenzeit [Gewölk, wolkig] Sarad == Herbst [schwüle Zeit; von srI = zerreißen?] hemanta = Winter [kühle Zeit] §Uira = kühle Zeit [tauige Zeit, milde Wärme] Der Frühling, vasanta, wird in den Brähmana bei Aufzählungen von Jahreszeiten immer zuerst genannt, er heißt daher auch der Kopf des Jahres. Für Schaltjahre hatte man, dem 13. Monate derselben ent- sprechend, sogar 7 Jahreszeiten*. Von den Punkten aus, an denen sich die Sonne zui* Zeit des kürzesten resp. längsten Tages befindet, macht die Sonne alljährlich zwei ayana = Gänge, einen durch 6 Monate nach Norden, den andern 1) Mehr oder weniger deutliche Hinweise auf die Rechnung nach Halbjahren im Bkandinavischen Altertum, auf den Nikobaren, in den 210tägigen Halbjahren der Polynesier, bei den Parsen. 2} rüu = Ankunft, von rt =s gehen (gehende und kommende Zeiten); Zeit- teil im allgemeinen. 3) BelegsteUen mit Beziehung auf drei, fünf, sechs und sieben Jahreszeiten ans vedischen Schriften bei Zimmer, a. a. O., S. 373, 374. 316 y. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. 6 Monate nach Süden. Diese Angabe der Veda ist so zu verstehen, daß von der „nördlichen" und „südlichen" Bewegung der Sonne während des Halbjahres die Kede ist, nicht von ihrem nördlichen oder südlichen Stande gegen den Äquator, daß also die ayana als der Zeitraum zwischen je zwei Solstitien, nicht Äquinoktien, ver- standen werden. § 76. Monate und Tageseinteilung. Eigentliche Namen der Monate, d. h. Benennungen für den Volks- gebrauch, sind in den Feda nicht zu erkennen; es existieren vielmehr nur eigentümliche Worte, unter denen die Monate angerufen werden, z. B. in den Fajz^s-Texten Namen, die bei Opferspenden unter der Rezitierung von 12 Sprüchen vorkommen, z. B. (qn = Freund, svä{pi = guter Freund , apija = hinzugebomer , hratu = tatkräftiger , u. s. f. Diese Worte scheinen nur priesterliche Bezeichnungen oder Einführungen zu sein, ohne praktischen Belang. Dagegen verraten die folgenden beim Somaopfer gebräuchlichen 1. madhu = Honig 7. ish = Saft 2. mädhava = honigartig 8. ürj = Kraft 3. sul'ra = leuchtend 9. sahus = Gewalt 4. §uci = brennend 10. sahasya = gewaltsam 5. nabhas = Gewölk 11. tapas = Wärme 6. ndbhasya = wolkig 12. tapasya = warm 13. amhasaspati = Herr der Bedrängnis deutlich ihre Beziehung zu den Jahreszeiten und dürfen darum als älteste Monatsnamen gelten. Man erkennt, daß je zwei der Namen zusammengehören und paarweise einer Jahreszeit entsprechen sollen: madhu und mädhava dem Frühling (vasantaY^ §ukra und siici dem Sommer (grishma) u. s. w.; der 13. Name repräsentiert den Schaltmonat und weist als „Herr der Bedrängnis" darauf hin, daß man über eine Kegel der Schaltung noch sehr im unklaren war, und daß der Schalt- monat willkürlich eingelegt wurde. Die Lage dieser Opfermonate gegen die Jahreszeiten mußte so lange eine schwankende sein, bis es gelang, das Mondjahr ungefähr mit dem Sonnenjahre oder, auf was es der rohen Zeitrechnung nur ankam, die Mondphasen mit dem Turnus der Jahreszeiten ungefähr in Übereinstimmung zu bringen. In der Priesterschaft bürgerte sich daher allmählich der Gebrauch ein, die Opferzeiten an die für das Volk aufdringlichsten Himmels- zeichen zu knüpfen. Mit dem Aufkommen der nakshatra, durch 1) Den Namen madhu und mädJiava entsprechend, heißt der Frühling auch nicht selten „der süße*. § 76. Monate und Tageseinteilung. 317 welche man zu einer besseren Kenntnis des Mondlaofes gelangte, wurde es möglich, die Opferzeiten nach den Vollmonden, die in be- stimmten ndkshatra sich ereigneten, festzusetzen. Diese Datierung nach waÄsÄafra- Vollmonden ist in den Brähmaria bereits üblich. Auf Orund der nakshatra bildete sich in der Folge, wie wir im nächsten Absatz sehen werden, ein neues System von Monatsnamen aus, welches zum Teil mit den Namen der nakshatra identisch ist. Die Grenzen der Monate wurden durch die Wiederkehr der VoU- fflondnacht {jpürnamäsi) oder der Neumondnacht (amäväsyä) bestimmt. Die Veda kennen schon die Trennung des Monats in zwei Hälften, welche in der Zeitrechnung nicht nur der Inder, sondern vieler asia- tischer Völker eine wichtige Rolle spielt: in die helle oder lichte Hälfte {pürvapdksha, yava) und in die dunkle oder schwarze Hälfte (aparapaJcsha, ayava). Die lichte Hälfte, auch §ukla paJcsha genannt, ist die frühere, die dunkle Jcrishna palsha, die spätere; der Monat {mos, masa) beginnt also mit dem Neumond: indessen setzen manche Tlßda-Stellen den VoUmond an das Monatsende. Der achte Tag nach dem Vollmonde heüJt ashfakff, der durch Um hervorgerufene weitere Abschnitt des Halbmonats ist der Vorläufer der Wochenteilung. Daß die Veda den Monat zu 30 Tagen, die beiden paksha zu 15 Tagen rechnen, wurde schon gesagt; diese Tage als lunare zu verstehen, ist ausgeschlossen, der später aufgekommene Begriff titki ist jener Zeit noch fremd. Die Tageseinteilung in den Veda ist: Morgen, Mittag und Abend. Den Tag (die Zeit zwischen je zwei Sonnenauf- oder Unter- gängen) zerlegte man in 30 muhurta\ Letztere Teilung erinnert an die Sechzi^eilung des Tages bei den Babyloniern (vgl. S. 96, 122). Die muhurta werden bisweilen noch in kleinere Teile geteilt, einige Namen dieser Teile werden wir später noch antreffen. § 77. Die Nakshatra. Die indischen Mondstationen (nakshatra), über deren Ursprung, Alter und deren Vergleichung mit jenen der Araber und Chinesen ich schon in der Einleitung (S. 71) Erklärungen gab, treten in der alten vedischen Literatur nicht sofort als die bekannte Reihe von 27 oder 28 StemkonsteUationen auf, die den monatlichen Weg des Mondes am Himmel markieren. Das Wort nakshatra findet sich ursprünglich nur 1) .Gleichbleibend heut und gleich auch morgen befolgen die Morgenröten •des Varuf^ langdauernde Satzung, die tadellosen durchlaufen 30 yajana [Weg- strecken] , jede einzeln ihren Plan, innerhalb eines Tages." [J^igv. 1 123, 8). Yo- Jana war später ein Wegmafi = 50 Min. 318 y. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. in der Bedeutung „Stern" oder „Schutz (Schätzer) der Nacht" {avanak- shatra = beim Verschwinden der Sterne)^; im ganzen ßigveda ist keine Stelle, welche zur Annahme des Begriffs Mondstation nötigen würde. Im Rigveda kommen nur etwa 2 oder 3 Stemnamen vor, die wir später unter den nakshatra wiederfinden (etwa maghä, tiskya, die arjuna = spätere phäJgunä); in den Brähmana dagegen erhält nak- shatra allmählich die Bedeutung, die dieses Wort später ausschliefilich hat, nämlich als Stationenkreis des Mondes, so daß es den Anschein gewinnt, als wenn die Ausbildung der nakshatra erst in die Brähmavui- Zeit fiele. Nahezu alle Brähmaria führen nur 27 nakshatra auf, auch der Jyotisham; 28 finden sich im Ätharv. 19, 7 und Taitt. Br. 1 u. 3^ dort ist als 28. abhijit hinzugekommen. Die Veda beginnen die Auf- zählung immer mit den krittikä (Plejaden) [= die Verflochtenen, das Gebinde], die Texte der späteren Zeit mit ä§vint (Widder) [= die Kosseschirrer]. Die Sterne, durch welche die nakshatra ihren Platz am Himmel angewiesen erhalten, sind schon in der Einleitung (S. 72, 73) gegeben worden; der Nachweis dieser Sterne kann nur mit Hilfe der astronomischen Werke der viel späteren Zeit erfolgen, da die in den Veda verstreuten Angaben hierüber nicht zureichen, aber man darf annehmen^ daß die Sterne bis in die Siddhänta-Zeit ohne Änderung beibehalten worden sind. Hier folgen die Namen der nakshatra, der Regenten oder Gottheiten, denen sie unterstehen, und die Zeichen, durch die sie bildlich dargestellt werden: Mondstation : Regent : Zeichen : 1. krittikä agni, das Feuer Schermesser 2. rohini prajäpati^ Schiebekarren 3. mfigaHras der Mond Antilopenkopf 4. ärdrä rudra Edelstein 5. puyiarvasu aditi Haus 6. pushya vrihaspati Pfeil 7. Meshä die Schlange Töpferrad 1) Die Sonne wird nakshatram = ein Gestirn, genannt; Sonne, Mond und Sterne = nakshaträni-^ Sternschauer = nakshatradarsä u. s. w. 2) prc^dpati, Herr der Geschöpfe, — söma^ der Mond (auch kandramäs). — TtM^raj Gott der Stürme, der Zerstörer. — aditi, das ewige himmlische Licht. — vriJidspatiy Jupiter. — ahiy die Schlange. — Die pitri, die Vorfahren. — bhagoy einer der Lichtgötter, Austeiler heilsamer Gaben. — aryaman^ Lichtgott. — sa- vitri, der Sonnengott. — tvashtar, der Künstler, der den Blitz gemacht hat, den Indra führt. — Indra, der mächtige, der Gott des Himmels. — mitra, Mittagsonne. — nirriit, die Unwahrheit und Unredlichkeit. — visvedevaSj die Helfer, Schützer der Menschen. — vasus, schützende Genien. — i^arutuz, Gott des Alls, des Himmels- gewölbes, des Raumes. — pusham, der Ernährer, Nebengott der Sonne. — Die äivins (Lichtgötter) als Reiter aufgefaßt, die der Morgenröte (uslms) vorausreiten« — yavia, König der Seligen, Sammler der Verstorbenen. § 77. Die Nakshatra. 319 Mondstation: Regent : Zeichen : 8. maghä die infri Haus 9. pürvaphälguni bhaga Ruhebett 10. uttarajyhälguni aryaman Bett 11. hastä savitfi Hand 12. chiträ tvashtfi Perle 13. sväti die Luft Koralle, Perle 14. vüäJchä Indra, Feuer Guirlande 15. anurädhä mi^ra Reihe von Opfern 16. jyeshfhä /wdra Ring 17. mtl2am mr^^i Löwenschweif 18. pürväshä4häs das Wasser Ruhebett 19. uUaräshäiMs die visvedevas Elephantenzahn 20. abhijit Brahma dreieckige Nuß 21. äravana Vishnu 3 Fußstapfen 22. äravishthä vasus Trommel 23. ^atabhishaj varuna Kreis 24. ^. hhädrapadas ajaekapäd Doppelgesicht 25. w. hhädrapadas ahibudhnya Ruhebett 26. remß pusham Pauke 27. ä&tnm die äsvins Pferdekopf 28. bharani yama yöni Die nakshatra haben in Indien schnellen Eingang gefunden, unter- stützt von der Ausbreitung der Astrologie, die sich dort, wie es scheint^ rasch entwickelt hat. In den Veda tritt uns bereits der Einfluß, den sie nicht nur auf das Opferwesen, sondern späterhin auf das ganze bürgerliche Leben der Inder ausüben, entgegen: bei der ersten Anlegung der heiligen Feuer, beim Darbringen des Erstlingsopfers, bei der Errichtung des Feueraltars , beim Somaopf er u. s. w. ist die Zeit ge- wisser nakshatra abzuwarten; die Hochzeiten und die Totenfeier, die Namengebung der Neugeborenen, der Beginn des Vedastudiums, allerlei Verrichtungen (der Beginn des Feldbaues, die Errichtung des Hauses^ der Antritt einer Kasteiung u. s. f.) sind , wenn sie ihren Zweck er- füllen sollen, an den Eintritt bestimmter vorgeschriebener nakshatra gebunden. Wie bereits erwähnt, benützten die Priester die Stellung des Mondes in den nakshatra dazu, um die Zeit der Opferhandlungen fest- zul^en : es wird angegeben , daß z. B. ein gewisses Opfer dann vor- zunehmen sei, wenn der Mond in das nakshatra maghä (8) getreten (d. h. mit den betreffenden Sternen dieses Mondhauses in Konjunktion) ist Besonders wird der Vollmond und Neumond genannt, namentlich der erstere, auf den die nakshatra bezogen werden (die Brähmana 320 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. datieren fast ausschließlich nach den Vollmonden), z. B. ein Opfer ist zu bringen bei phälguni pürnamäs7, d. h. in der Vollmondsnacht, die im Mondhause phälguni (9) stattfinden wird. Das Frühlingsfest (das erste der drei cäturmäsyäni) ist z. B. nach den älteren Vorschriften immer an die phälguni pürnamäsi gebunden. Auf diese Weise ge- langte man dazu, zwölf bestimmte naJcshatra-TlüaLmen aus den 27 heraus- zuheben und beim Datieren zu benutzen, indem man sie mit den Voll- monden (jjürriamäsi) resp. Neumonden {amäväsyä) verband; dabei wird von dem tjafoÄa^ra-Namen durch ein Ableitungsaffix ein Adjektiv ge- bildet, und dessen Feminin tritt als Beisatz zu purnamäd oder amä- väsyä; oft wird pürnamäsi ganz weggelassen. Soll ein Tag außerhalb des Voll- oder Neumondes angezeigt werden, so wird das Feminin mit paTcsha (Halbmonat) resp. mit §uUa paksha (licht« Hälfte) kombiniert, und das Datum kommt im Feminin dazu, z. B. ashtamyärn navamyäm rä phälgunisid'lasya, d. h. „am achten oder neunten der hellen Monats- hälfte, welche dem Vollmond in Phälguna vorhergeht". Die 12 wai- shatra, welche man zum Datieren benützte, waren No. 1, 3, 6, 8, 9, 12, 14, 16, 18, 21, 24, 27. So entstanden schließlich die folgenden 12 Monatsnamen, die ich, mit Phälguna (9) beginnend, hier aufzähle: 1. Phälguna 7. Praushthapaäa (Bhädrapada) 2. Chaitra 8. Äsrayuja {ħvma) 3. VaisäJcha 9. KärttiJca 4. Jyeshtha (Jyaishtha) 10. Märgasirsha 5. Ashä(iha 11. Taisha (Pausha) 6. ärävana 12. Mägha Diese Namen sind (mit vielen örtlichen Varianten) auch heute noch überall in der indischen Zeitrechnung gebräuchlich. Ihrer Herkunft nach gehören sie, wie wir gesehen haben, ganz eigentlich dem Mond- jahre an, da sie von der Betrachtung der Mondbewegung ihren Aus- gang genommen haben, sie wurden aber auch auf die Monat« des Lunisolarjahres übertragen. B) Zeitrechnung der nachvedischen Periode. § 78. Die Jahresarten. Die zweite Periode in der Entwicklung der astronomischen Kennt- nisse und der Zeitrechnung der Inder charakterisiert sich, wie schon angedeutet, durch ein besonderes, in sich abgeschlossenes System, das sich von den primitiven Anschauungen der vedischen Zeit wesentlich § 78. Die Jahreearten. 321 unterscheidet. Die Begriffe sind schärfer definiert und stimmen unter sich, besonders was die Bewegung von Sonne und Mond betrifft, besser überein, haben aber immer noch ein recht phantastisches, am zu- treffendsten indisch zu nennendes Gepräge. Zeitlich läßt sich diese Epoche schwer bestimmen, sie reicht aber vielleicht von dem Zeitalter des Mahäbhärata und der A^Ä^ra - Literatur bis in die ersten Jahr- hunderte nach Christus hinauf. Die Hauptwerke dieser Zeit, in denen sich Belehrungen über die Zeitrechnung finden, sind das Jyotisha- Tedänga, die Süryaprajüapti, die Vriddha-Garga-Samhitä, femer die Zitate, welche von Oarga u. e. a. erhalten sind, sowie einzelne Kapitel des Mahäbhärata, der Sutren, der Purä^as u. m. a.*. In den meisten dieser Werke tritt, was zuerst das Jahr an- belangt, neben dem alten 360 tägigen Bundjahre eine Anzahl anderer Jahresgattungen auf, die erkennen lassen, daß man die scheinbaren Bewegungen der Sonne und des Mondes bereits genauer verfolgt hatte und nach verbindenden Gliedern zwischen beiden suchte. Die Aus- bildung der naJcshatra führte von selbst zur Erkenntnis der Länge des siderischen Umlaufs des Mondes von 27 »/s Tagen, die Beobachtung der Phasen auf die Länge des synodischen von 29\'2 Tagen. Daher reden die Texte nunmehr von einem naJcshatra- Jahr (naJcshatra-sam- vaisara), einem Mondjahr (kandra - samvatsara) resp. einem Mond- schaltjahr (abhivardhita ' samvatsara) und dem 360 tägigen, welches särana-Jahr (nach den Somapressungen, welche durch 360 Tage fort- gesetzt die Jahresopfer bildeten), auch Jcarmas oder ritu-samvatsara genannt wird. Um diese Jahre mit einander vergleichen zu können, steUte man ein Sonnenjahr {ädHya-samvatsara, auch sftrya-Jahr) von 366 Tagen auf und bildete daraus ein 5 jähriges yuga = 1830 ahorätra (Tage). In diesem 5 jährigen yt4^a läßt sich dann jede der 4 Jahres- arten unter Beibehaltung von 12 Monatsabschnitten unterbringen. Das yttga umfaßt 67 nakshatra-Mon. k27*Vo7 Tage = 1830 Tage [nakshatra- J&hr. 12 Mon. k 27«Ve7 Tage = 327"/a7 Tage 62 8ynod.(Mond.)Mon. k29»«/3i Tage = 1830 Tage [Mond- Jahr, 12 Mon. k 29^^^^ Tage =354% Tage ]) Das lyotüha-Vedäitga (wahrscheinlich in der /Su^a-Periode entstanden) gibt die Regeln zur Berechnung der Opferzeiten, der Orter von Sonne und Mond während bestimmter Epochen des 5 jährigen yuga^ des Mondes in den ndkshatra. Die Zitate von Garga hierzu (im Kommentar von Somäkara) erklären die damals üblichen Zeitmaße. Die Süryaprajhapti gibt namentlich die sonderbaren astro- nomischen Lehren der Jainasekte wieder, enthält aber ebenfalls die Berechnung der Sonnen- und Mondörter im 5 jährigen yuga. Der Paüdmaha-Siddhänta , den VardJia mihira (6. Jahrh. n. Chr.) in seinem PanchasiddhantikU behandelt, beruht noch ganz auf den alten Lehren. Die Vriddha-Garga-SamhitU ist vorzugsweise astrologisch, macht aber wichtige Angaben über die Planeten. Die Furäi^as und das Mahäbhärata beschreiben den Zodiakus, die kalpas und yugas. Gin sei, Chronologie I. 21 322 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. 61 sdi?ana-Monate äSOTage = 1830 Tage [aävana-J&hT, 12 Mon. kSO Tage = 360 Tage 60 sürija-Mon. k SOVa Tage = 1830 Tage [sürya-Jahr, 12 Mon. k 30\a Tage = 366 Tage Die ersteren beiden Jahre wurden in der Praxis abgerundet auf ein 12 monatliches „Stemjahr" zu 27 Tagen = 324 Tage, resp. „Schalt- stemjahr" zu 13 Monaten == 351 Tage, und zum Mondjahr von 354 Tagen 1. Die Sternjahre hatten offenbar nur astrologische Be- deutung. Noch künstlicher als das 366tägige Sonnen jähr, welches dem yiiga zugrunde liegt, erscheint ein 378tägiges, welches als „ge- schweiftes" Jahr bezeichnet wird -. Gegenüber dem 360 tägigen Rund- jahre ist das 366tägige Sürya- oder Sonnen jähr ein kleiner Fortschritt, obwohl es schwer vorstellbar ist, daß man mit einem solchen Jahre ausgekommen sein sollte. Wahrscheinlich wurde es, wie früher das Rundjahr, nur als eine Art Kontrollwert für den Gang der Jahres- zeiten in Beziehung auf die Mondjahre benützt. Wie aus den vorher angesetzten Zahlen hervorgeht, besaß man schon einen ziemlich richtigen Betrag der Längen des synodischen und des siderischen Mondmonats, 1) Beispiele für die Definition einzelner Jahresarten: Für das 360tägige: , Siebenundzwanzig Wohnungen sind des Reiches König aufgebaut, ,und dreizehn Tage in jedem nakshatra (bringt der Mond zu) , dreizehn Tage und eines Tages Drittel zu vier Zehnden machend bei „dreien Malen [13^8 • 3 = 40] den 3 mal 9 weiten Pfad, den altgewohnten, „mit yierzig Neuntagezeiten (= 360 Tage) er durchmißt. '^ [Nidänasütra 5]. Für das 324tägige: „Wenn in jedem Monat an Stelle des ersten (6 tagigen) ahhiplava blos die 3 Tage trikadrüka genommen werden, so ist dies ein Stern- jahr, welches 36 Tage weniger hat (als das «dvana-Jahr), denn die Monate haben dann nur 27 Tage» (12 Monate = 324 Tage). [Nach dem Lätpäyana 4]. Für das 354tägige: „Wenn in den gleichen Monaten (d. h. dem 2., 4., 6., 8., 10., 12. Monate) statt des ersten (6 tägigen) ahhiplava nur 5 Tage desselben ge> feiert werden (d. h. 29 Tage statt 30), so ist dies ein 6 Tage weniger (= 854 Tage) habendes Mondjahr.* [Nach dem Lätt/ät/ana,] 2) „Wenn man im Anfang des sechsten Monats die drei Tage sowie einen sechstägigen ahhiplava hinzufugt, so ist dieses 18 Tage mehr (als das 360tägige) habende Jahr (= 378 Tage), in welchem die Somapressung stets am YoUmoDde stattfindet, ein nach den Seite^i hin geschweiftes Sonnenjahr. " [UUyäyana 4]. — „Es folgt das um 18 Tage größere Jahr. Dies ist ein Sonnenjahr, sich auf deren Gang nach den beiden Seiten hin beziehend. Die Sonne nämlich geht beständig einmal 6 Monate 9 Tage nördlich, ebenso südlich.' [Nidanaaütra 5.] — Hier wird das 378 tägige Jahr erklärt aus einer 189 tägigen zweimaligen (nördl. u. südl.) Bewegung der Solstitien. Wenn nach einem 366 tägigen Jahre gerechnet wird, würde aber dies nur alle 3 Jahre eintreten. Es scheint vielmehr, dafl das 878 tag. Jahr an ein 5 jähriges yuga von 1890 Tagen erinnert, welches die Priester viel- leicht aufgestellt haben, da sie bemerkten, daß dasselbe nahezu 64 Mondmonate (za 29^^/,, Tagen) umfaßt und sich in 30 Monate zu 29 Tagen und 34 Monate za 80 tagen (870 + 1020 Tage = 1890 Tage) zerlegen läßt. In der Tat findet sich auf Bali eine Erinnerung an eine solche Periode mit eben der genannten Zerlegung (B. § 121). § 78. Die Jahresarten. 323 auch der Mondschaltmonat wird mit 383^^31 dhorätra (13 Monaten ä 29*^31 Tagen) genannt. Es liegt deshalb die Annahme nahe, daß das Mondjahr das eigentliche Zeitrechnungsjahr gewesen ist; man brachte es wahrscheinlich durch willkürliche Schaltungen in größeren Zeitinteryallen mit dem Jahreszeitenlaufe zu einer leidlichen Über- einstimmung. Die Werke der nachvedischen Periode geben über die Art der etwaigen Schaltung keine Auskunft. Sollte das Surya-Js^ar praktisch verwendet worden sein, so hätte man von Zeit zu Zeit eine Anzahl Tage in der Zeitrechnung unterdrücken müssen. Das 5 jährige f/uga tritt unter einigen besonderen Namen auf: als das eigentliche yuga-JshTj welches aus 3 gemeinen Mondjahren und 2 Mondschalt- jahren (1063 + 767 = 1830 Tagen) besteht; als jjramäna-Jshrj eine als Maß dienende Gruppe der 5 Jahresarten : nakshatra-J aihr, gemeines und Mondschaltjahr, Surya- und /So lana- Jahr ; und als laJcshana-Jsibr, in welchem die 5 Jahresgattungen untereinander in Verbindung treten und dadurch den meteorologischen Charakter des yuga hervorrufen sollen. Auch ist noch zu bemerken, daß die 6 überschüssigen Tage des /S^rya-Jahres und die 6 fehlenden des Mondjahres im Vergleich zum 360 tägigen /SKrana- Jahre die Bezeichnungen atirätra resp. avama- rätra führen. Die Ideen der in Rede stehenden Epoche über die wahre Be- wegung von Sonne und Mond sind noch sehr unentwickelt. Der Berg Meru bildet den Mittelpunkt der als Kreisebene gedachten Erde. Um ihn bewegen sich die Gestirne in Kreisbahnen über der Erde, gehen daher nicht auf und unter ; sie werden den südlich vom Meru wohnenden Indem unsichtbar, wenn sie nördlich vom Meru stehen, und ver- schwinden für die Nordbewohner in der entgegengesetzten Stellung. Im Sommer sollen die Kreisbahnen der Sonne um den Meru engere sein als im Winter, die weitesten soll sie im Winter beschreiben, woraus zu erklären versucht wird, daß die Höhe der Sonne über dem Horizonte nach der Jahreszeit wechselt; durch die Annahme einer ungleichen Schnelligkeit der Bewegung in diesen Kreisen je nach den Jahreszeiten, oder aus der näheren oder entfernteren Lage der Kreise wird die Ungleichheit der Tag- und Nachtlängen gefolgert. Die Jains versuchen ähnliche Erklärungen unter Voraussetzung von 2 Sonnen, 2 Monden u. s. w. Die Finsternisse entstehen immer noch durch den Dämon rähu ; es gibt einen zweifachen rähu : die Phasen des Mondes werden durch den dhruva-rähu verursacht, die Verfinsterungen bei Vollmonden und der Sonne durch den parra-rähu. Wenn sich die Inder mit solchen Anschauungen durch viele Jahrhunderte zufrieden geben konnten, wird man auch begreiflich finden, daß sie viel länger als die meisten anderen Kulturvölker bei einer ganz primitiven Zeit- rechnung stehen geblieben sind. Erst in der dritten Periode erfährt 21* 324 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. das astronomische Wissen der Inder einen ganz plötzlichen und un- vermittelten Aufschwung. Zu den Jahresarten der zweiten Epoche müssen wir noch die beiden Jupiterzyklen rechnen, sowohl den zwölfjährigen wie auch den sechzig] ährigen Jupiterzyklus. Beide haben ihren Ur- sprung in dieser Zeit, gelangen aber eret in der dritten Periode zur rechnungsgemäßen Verwendung. Von Mars, Jupiter und Saturn scheint die ungefähre Umlaufszeit bekannt gewesen zu sein; da Jupiter un- gefähr alle 12 Jahre nahezu in dieselben Stellungen zu den Sternen wiederkehrt, mußte diese Erscheinung bei dem so hellen Planeten schon frühe auffallen. In der Folge führte sie zur Bildung eines Zyklus K Soviel sich erkennen läßt, scheint man der noch ungenauen Kenntnis der synodischen Umlaufszeit auch schon durch Einschaltungen und Ausschaltungen zu Hilfe gekommen zu sein. Der 60 jährige Zyklus ist nur das 5 jährige yicga des 12 jährigen Jupiterzyklus. Auf die Namen der Jahre beider Zyklen und die Berechnung und Verwendung dieser Zeitkreise komme ich bei Beschreibung der dritten Periode zurück. § 79. Monats- und Tagesteilnng. Wie erwähnt, faßt das 5jährige ytiga 62 Mondmonate oder 60 /SÄri/a-Monate. Bei der Vergleichung der Mondmonate mit den Sonnenmonaten mußten, da das Jahr 12 Monate haben sollte, also 2 Mondmonate als überzählig angesehen werden. Solche Ausschaltungen geschahen in der zweiten Periode nur unter Berücksichtigung der mittleren Bewegungen von Sonne und Mond, die auf die scheinbare Bewegung gegründeten komplizierten Regeln haben sich erst in der dritten Periode gebildet. Der synodische Mond-Monat, der praktische Monat, nach welchem gerechnet wurde, umfaßt 30 gleiche Teile, tifhi. Da der synodische Monat 29^*^/3, Tage hat, ist die Länge der tithi oder des lunaren Tages kürzer als die des Sonnentages und beträgt durch- schnittlich nur 23*^ 37"; die Anfänge der einzelnen tithi durchlaufen demnach während des Monats alle Tageszeiten der natürlichen Tage, bis nach 61 Tagen die tithi wieder mit dem Beginn des Sonnentages anfängt. Es kann auch vorkommen, daß auf einen Sonnentag die Anfänge zweier tithi fallen, oder daß überhaupt kein tithi fällt. Die Eegeln, wie solche tithi zu behandeln sind, finden sich ebenfalls erst in der späteren Zeit ausgebildet vor. Die Vorläufer zu diesen Regeln, 1) Als Bfihaspati (Opferherr) zählt der Jupiter unter die jüngeren vedischen Götter. Darum ist es nicht auffallend, daß dieser Planet zur Bildung eines Zeit- kreises gewählt wurde. Übrigens kannten bereits die Babylonier die synodischen Umläufe der Planeten und verwendeten mindestens schon im 8. Jahrh. v. Chr. die 12jährige Jupiterperiode chronologisch (s. S. 45). § 79. Monate- und Tagesteilung. 325 sowie zur Berechnung des ahargaria^ d. h. der seit einer bestimmten Epoche bis znm Anfang eines gegebenen tithi abgelaufenen Tage, finden sich jedoch schon in der zweiten Periode. Die Teüung des Tages in 30 muhurta, die schon (S. 317) erwähnt wurde, ist der ganzen zweiten Periode eigentümlich; es treten aber noch mehrgliedrige Weiterteilung^n des muhürta auf, die je nach den Werken ziemlich voneinander verschieden sind. Der muhürta hat 2 näiika, die näiiha 10 Tcalä oder auch IOV20 ^ciMf 1 Tcalä =124 käshthä (oder 10 käshthä), 1 käshfhä = 5 akshara K Oarga teilt den Sonnentag in 126 lava^ den lunaren Tag in 122 lava^ den Tag des «avana- Jahres in 124 lava^\ in anderen Teilungen stellt das lava eine viel kleinere Größe vor. Diese Tageseinteilung tritt später, zunächst in den astronomischen Werken der dritten Periode, gegen die Sechzig- 1) Den Sonnentag (24^) als Einheit genommen, würden sich z. B. folgende Werte für die Unterabteilangen ergeben: 1 muhürta = Vs*» Tag = 48«; 1 nä4,iha = \ muhürta = 24«; 1 kdlii = «"/^i fiM'ika = 2'»/^i«; 1 käshthä = V19« ^^ = l***/«»??"- 2) Das Zitat ans Garga über die vier Zeitmaße lautet (nach A. Weber) : ,Das sävana^ das Sonnenmaß, das Mond- and das Stemmaß, «dieses sind die vier Zeitmaße, nach denen man das yugam teilet. «Ans Tag und Nacht bestehend, wie*s beim Volke Brauch, ist das sUvan-Maß, .darum alle jene andren Maß* gründen sich hier aufs sdvana, «Danach sind die Tagnächt' bestimmt und die Aufgänge auch der Sonn* «und in dem yuga zählt man achtzehnhundert und dreißig Tag*. .Der Monat dreißig Tagnacht* zählt, der «dvatia-Halbmond die Hälft*, ,die Tagnacht lava heißende Teil ein hundertvierundz wanzig zählt. «Von der Sonn* stammt das Sonnenmaß. Bei dem Umherwandern der Sonn* ,in wieviel Zeit sie, nach dem Gang nach Nord hin, wieder zieht nach Süd, «das ist ein Jahr. Die Hälfte deß^ heißt ein Gang, hat drei Jahrzeiten: i'ner Jahrzeit Hälfte ist ein Mond der Sonn*, zerfallend in dreißig Teil: ,die Hälfte ist ein Sonn*-Halbmond; der fünfzehnte Teil deß ein Tag, «zu hundertsechsimdzwanzig lava. Der lava fünfzehn Teile hat. «Von diesen Sonnen-Tagen nun das yugam achtzehnhundert hält. .Durch Zunehmen und Abnehmen des Monds entsteht das Mondmaß dann. .In einem lava im Vergleich zu dem «dvana-Maß der Mond .abnimmt und zunimmt: ein solcher Mond heißt ein Mondmonat. .Deß' Hälfte heißt Festtags- Halbmond, ein Fünfzehntel davon tithi, .im Durchschnitt darin einhundertzweiundzwanzig lava es gibt. .Achtzehnhundertsechzig Tag, lunare, in dem yuga stehn. .In wieviel Zeit aber der Mond den dreimal neun'gen Stemenkreis .durchläuft, das ist ein Sternenmonat, deß Hälfte paJesha wird genannt. .Vom Stern-Halbmond der fünfzehnte Teil wird genannt ein Stementag, .dem Durchschnitt nach gibt es darin einhundertzwölf an Java-Teilen ..... sieben und sechzig .... .zweitausendundzehn dazu hält das yuga von Stementagen.** Das lava des iavana-Tages wäre danach ^*^Uu = ll***/si""- ^^ dieser Tages- teilung wird die nä^ka in 2^15 lava geteilt, hierdurch erhält man ganze Zahlen für die lava der Tagesarten. Das lava wird bisweilen in truthij und dieses in nimesha geteilt. 326 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. teilung zurück: der Tag = CO ghati oder nMh 1 ghati = 60 palas, 1 palu = 60 vipala u. s. w.; die Namen lava, truthi, nimesha u. a. der zweiten Periode haben sich aber zum Teil erhalten. Die 30 muhürfa führen besondere, jedoch in den einzelnen Quellen verschiedene Namen \ auch die Namen der tithi differieren von den späteren. Die Dauer des längsten Tages wird auf 18 muhurta = j4h 24m ^ regp 4^ kürzesten auf 12 muhurta = 9^ 36°» angegeben und bemerkt, daß in der Zwischenzeit zwischen dem kürzesten und längsten Tage eine tägliche Zunahme von ?/ßi muhurta stattfinde (resp. eine ebensolche Abnahme vom längsten zum kürzesten Tage) und daß die ganze Differenz w^ährend eines „Ganges" (d. h. während der Be- wegung der Sonne nach Norden resp. Süden) 6 muhurta betrage*. Es wird also eine gleich große tägliche Zu- und Abnahme des Tages angenommen. Von einem Hinweise darauf, daß in anderen Gegenden der Erde die Tageslänge eine andere sein könne als 18 resp. 12 muhurta, ist keine Kede, Die angeführten Beträge für die Dauer des längsten und kürzesten Tages 14'' 24™, 9*^ 36'" entsprechen einer geographischen Breite von nahezu 35^, etwa der Lage von Kashmir oder Tibet. Daß diese Tageslänge von einem Orte so nördlicher Breite herrühren könnte, hat schon Bedenken bei Albb. Webeb hervorgerufen, denn Kashmir und Tibet stehen zwar mit der Geschichte Indiens in enger Ver- bindung, gelten aber nicht als die Kulturländer, von denen aus das indische Wissen seinen Ursprung genommen haben kann. Webeb 1) Z. B. sind die Namen der 30 muhurta nach dem Süryaprajnapti (c. 13, B. 10) : 1. rudraJji 7. mähendrahk 13. bhdvitdtmä 19. prajäpatyah 25. amamah 2. sreyän 8. välavän 14. vaisravat^Ji 20. uptisamaljk 26. H^avän 3. mitrah 9. brahmä 15. värunafk 21. gandharvah 27. hhomdh 4. myuh 10. bahusatyah 16. änandah 22. agnivesf/aik 2S. vrishabhaf^ 5. supital^ 11. isäfiah 17. vijayah 23. aatavrishdbhfify 29. sarvarihdh 6. abhisandraJjL 12. tvashtä 18. visvasena^ 24. dtapavän 30. räksJiasah (Man vgl. damit Zeitschr. d. deutseh, morg. Ges.y XV, 133 — 140.) 2) „Der Tag wächst und die Nacht nimmt ah ein^n prastha Wasser beim Gang nach Nord, „heim Südgang ist's umgekehrt, sechs muhvrta beträgt's den Gang.* [Nach dem lyotish.] Die Jains erklären die Länge des Tages folgendermaßen: Der Tageskreis, den die beiden Sonnen durchlaufen [die Jains nehmen bekanntlich alle Himmels- körper in doppelter Zahl], wird in 1830 Teile [entspr. dem yuga] geteilt. Da der Tag = 30 muhurta beträgt, 2 Sonnen aber 60 muhurta zurücklegen, so wird 1 Teil in ^/fli muhurta (^/isao) durchmessen. Im (366tägigen) 5urya- Jahre werden 182 Kreise (Tage) zweimal von der Sonne durchlaufen, der innerste und äußerste nur einmal. Wenn der innerste Kreis erreicht ist, hat der Tag 18 muhurta. Auf dem nächst- folgenden Kreise hat der Tag weniger, 18 — '/«i muhurta ^ auf dem 3. Kreise 18 — ^/qi muhurta u. s. f. Auf dem südlichsten Kreise beträgt die Tagesabnahme 183 X */fli = 6 muhurta, der Tag ist also von 18 muhurta auf 18 — 6 = 12 otk- hürta gesunken; darauf geht die Sonne wieder nach Norden, der Tag nimmt auf dem ersten Kreise um ^/q^ muhurta zu u. s. f. § 80. Nakßliatra. 327 verwies deshalb auf Ptolemäus, Oeogr., üb. 8, c. 20, wo sich die An- gabe vorfindet, daß für Babylon der längste Tag (14V3 + Vi«) Stunden = 14^ 25™ dauert (nahezu derselbe Betrag folgt aus Ptolemäus, Alma- gestj IV 10 und XITI), und sprach die Vermutung aus, daß die in Rede stehende Angabe der Tageslänge durch die Babylonier nach Indien gekommen sein könnte^. Kugler hat nun in der Tat aus Rechnungen, die auf Grund keilschriftlich überlieferter astronomischer Rechentafeln des 3. Jahrhunderts v. Chr. vorgenommen wurden, ge- funden, daß in diesen babylonischen Tafeln die größte Tageslänge zu 14h 24"» angenommen wird*. Der Betrag der Tagesdauer kommt wahrscheinlich einem im nördlichen Babylonien gelegenen Orte (Ob- servatorium?) zu. Da überdies dieselbe Dauer auch in chinesischen Quellen genannt ist (60 Ihe = 14^ 24«») ^ so besteht wohl kaum mehr ein Zweifel darüber, daß der Ursprung der indischen und chinesischen Angaben in Babylonien liegt, also babylonischen Astronomen zuzu- schreiben ist. Denselben Ursprung hat sehr wahrscheinlich auch die sexagesimale Teilung des Tages, die in den späteren astronomischen Werken der Inder an die Stelle der alten Teilung tritt § 80. Nakshatra. Die Zahl der naJcshatra, die in den Schriften der zweiten Periode der Zeitrechnung erwähnt werden, beträgt 27 oder 28, je nach den Autoritäten: Aas Jyotisha-Vedänga kennt nur 27, die Saryaprajnaidi dagegen 28 naJcshutra. Das hinzugekommene Mondhaus (22) abhijit nimmt gewöhnlich seine Stelle zwischen uttara-ashädhä und iravafia ein ; es ist offenbar aus der Notwendigkeit hervorgegangen, den Über- schuß des siderischen Mondlaufes über 27 Tage in der naishatra-Reihe unterzubringen ; abhijit hat darum auch nur die geringste Ausdehnung im Vergleich zu den übrigen naJcshatra erhalten. Bei der Ausbildung der naJcshatra sah man sich genötigt, da der Mond in jedem Mond- hause eine Tag -Nacht zubringen sollte und die hellen Sterne zur Definition der einzelnen naJcshatra nicht genügend vorhanden waren, den naJcsliatra eine ungleiche Ausdehnung beizulegen. Mit dem 28 teiligen waÄ-sÄafra - System ließ sich erreichen, daß der Mond je einen Tag mit einem naJcshatra in Verbindung blieb, während beim 27 teiligen System die Konjunktion des Mondes mit einem Mondhause etwas länger als einen Tag in Anspruch nahm. Beide Systeme er- scheinen, wie bemerkt, ohne Bevorzugung des einen oder des anderen 1) naxcUra, II 361 f. 2) Die babylonische Mondrechnung^ Freiburg i. Br., 1900, S. 80 — 83. 3) BiOT, Etudes sur VAslron, ind. et chinoise^ 1862, S. 293. 32 8 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. in der Literatur der zweiten Periode, nur wird das 28 teilige bisweilen (wie im Siddhänta-äiromarii und im Sphuta-Siddhänfu) als genauer genannt. Neben der Anordnung der ndkshatra nach ungleicher Aus- dehnung tritt auch eine Teilung nach gleichen Teilen, nämlich nach Siebenundzwanzigsteln der Sphäre auf (im lyotishu-Vedängä)] die Ausdehnung eines der 27 ndkshatra betrug dann 13® 20' [360® : 27], kam also der ungefähren täglichen Bewe^ng des Mondes gleich. Jedoch scheint diese Anordnung nach gleichen Teilen die spätere zu sein; ursprünglich suchte man durch eine ungleiche Teilung, durch Teilung der ndkshatra in solche von langer, kurzer und einer mittleren Dauer, der Mondbewegung gerecht zu werden. Der nafcÄafra-Monat hat, wie wir gesehen haben (S. 321), eine Dauer von 27*Vc7 ahorätra. Da der Tag 30 muhürta faßt, so zählt der ganze nukshatra-M^onat 819^7/c7 muhürta; letzteren Betrag verteilte man über die 28 nai- shatra in der Weise, daß man 6 ndkshatra zu je 15 muhürta = 90 muhürta 15 „ „30 6 „ „ 45 1 „ {dbhijit) 819"/67 muhürta annahm. Jeder Grundteil (15 muhürta) heißt „ein Lager", daher entstehen bei dieser Teilung, wie man sieht, vier Gruppen von nak- shatra, und zwar 6 zu 1^2 Lager, 6 zu Vx Lager, 15 zu 1 Lager, sowie ein überschüssiges Lager. Die späteren Astronomen übertrugen diese Anordnung auf die mittlere tägliche Mondbewegung von 13^20', welche eines der 27 Lager ausgefüllt hatte, und geben somit An- ordnungen zu 20^ Umfang (1^2 Lager), zu 6^40' (= V2 Lager) und 13^20' (= 1 Lager); das hinzugekommene abhijit überschreitet den Kreis um 4^14'. Die folgende Aufstellung, die wir, dem Gebrauch der späteren Zeit folgend, mit ähini beginnen lassen müssen, zeigt beide Anordnungen: Gleiche Intervalle UDgleiche Intervalle n 450 „ n -270 „ zn - 9«V07 n 1. ä^'ini von 0«0bisl3«20; von 0»0 bisl3»20' IL 2. bharant „ 13 20 „ 26 40 „ 13 20 „ 20 0 V. 3. hfittikä „ 26 40 „ 40 0 „20 0 „ 33 20 1 4. rohirit „40 0 „ 53 20 „ 33 20 „ 53 20 IV« 5. mtigaüras „ 53 20 „ 66 40 „ 53 20 „ 66 40 1 6. ärdrä „ 66 40 „ 80 0 „ 66 40 „ 73 20 V. l.punarvasu „80 0 „ 93 20 „ 73 20 „ 93 20 IV. S.pushya „ 93 20 „ 106 40 „ 93 20 „ 106 40 1 9. äileshä „ 106 40 „ 120 0 „ 106 40 „ 113 20 V. 10. maghä „120 0 „ 133 20 „ 113 20 ^ 126 40 1 r n § 81. Zodiakus, kalpa, yuga. 329 U.puyraphälguni voiil33ö20'bisl46<>40';vonl26040'bisU0o 0' 1 Lager 12. uUaraphälgunt „ 146 40 „ 160 0 „ 140 0^160 0 Vj^^ \S.hast-a „ 160 0 „173 20 „ 160 0 „173 20 1 „ U.chitr(i „ 173 20 „186 40 „ 173 20 „ 186 40 1 „ lö.sväti „ 186 40 „ 200 0 „ 186 40 „ 193 20 '/, „ 16,vmi'hä „ 200 0„213 20 „ 193 20 „ 213 20 1V^„ n.anurädhä „ 213 20 „ 226 40 „ 213 20 „226 40 1 „ IS.jyeshm „ 226 40 „ 240 0 „ 226 40 „ 233 20 Vs ^^ \9.mülam „ 240 0 „253 20 „ 233 20 „246 40 1 „ 20. purt-aashäcihä „ 253 20 ,. 266 40 „ 246 40 „ 260 0 1 „ 21. uUaraa^hä(lhä „ 266 40 „280 0 „ 260 0 „280 0 IV« „ [22. ahMjit] 23. ^avaria ' „ 280 0 „ 293 20 „ 280 0 „ 293 20 1 „ 24. travishthä „ 293 20 „ 306 40 „ 293 20 „ 306 40 1 „ 2o. äatabhlskaj „ 306 40 „ 320 0 „ 306 40 „ 313 20 V2 r 26.pärvabhädrapada„ 320 0 „ 333 20 „ 313 20 „ 326 40 1 „ 27. uttarabhädrapada„ 333 20 „ 346 40 „ 326 40 „ 346 40 1 V2 „ 28. revaü „ 346 40 „ 360 0 „ 346 40 „ 360 0 1 „ Die zweite AnordnuDg geben Gabga, das NakshatraJcalpa und die Süryaprajfiapti ; ein anderes abweichendes System werden wir in der dritten Periode noch zu erwähnen haben. Die Angaben über die Zahl der Sterne und Stemnamen, welche den Ort der naJcshatra am Himmel bestimmen, weichen nicht erheblich von den Erklärungen der Sidd- hänta der dritten Periode ab. § 81. Zodiakus, kalpa, yuga. In welche Zeit die Annahme von zwölf Himmelszeichen (j-äii) in Indien fällt, läßt sich nur mutmaßen. Genannt ist die Zwölfteilung im Mdhäbhärata und in den Furäna. Als man mit der Länge des Sonnenjahres einigermaßen vertraut war und das Jahr mit dem Ein- tritt der Sonne in gewisse naJathatra beginnen wollte, nötigte dieser Wunsch von selbst zur Einteilung der scheinbaren Sonnenbahn, den 12 schon üblichen Jahresabschnitten entsprechend, in 12 Zeichen, welche nunmehr für die samkränti (Eintrittszeiten der Sonne) feste Pmikte abgaben. Die Inder können also selbständig auf die Teilung des Zodiakus gekommen sein. Der Umstand indessen, daß sich aus den Keilinschriften der Babylonier die Zwölfteilung des Zodiakus bis ins 2. Jahrtausend v. Chr. zurück verfolgen läßt, wie Hommel nach- gewiesen hat, und daß sie auch sonst in Vorderasien sehr alt ist (S. 111), macht den Gedanken wahrscheinlich, daß überhaupt die Verbreitung 330 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. des zwölfteiligen Tierkreises in Asien von Babylonien aus ihren Weg genommen hat. Eine Eigentümlichkeit in den Werken der zweiten Periode ist auch das Aufkommen der großen Zahlen für die Zeiträume. Diese nach Millionen Jahren zählenden Zeitabschnitte erscheinen in den Puräria, im Mahäbhärata, bei Ma7iu zunächst als bloßes Produkt phan- tastischer Zahlenspielerei, gewinnen aber in der dritten Periode zum Teil ein praktisches Interesse, da mit ihnen gerechnet wird. Aus dem 360tägigen ASY/rawa-Jahre entstehen die vier Weltalter; 1000 solcher Jahre geben das kaUyuga oder Weltalter der Sünde 360000 Jahre 2 kaliyuga das dvaparayuga „ „ des Zweifels 720000 , 3 ^ das tretäyugd , „ der 3 Opferfeuer 1080000 ^ 4 ^ das kritayuga , , der Wahrheit 1 440 000 , "360Ö0ÖÖ ~ Jedem dieser 4 Zeitalter geht vor und nach eine Morgen- u. Abenddämmerung von je 36 000 Jahren beim Arahyu^a 72000 « , „ , ,, 72000 „ , dvaparayugal4Ami , , , , , ^108000 , , tretayuga 216000 , , ,144000 , , kritayuga 288000 , Ihre Summe ergibt das große Zeitalter oder mdhdyuga 4320000 Jahre Das erste der 4 genannten Zeitalter, das Jcaliyu^a, als Epoche für die indische Zeitrechnung späterhin wichtig, heißt auch das eiserne Zeit- alter, das dvaparayuga auch das eherne, das tretayuga das silberne, und das Ijitayuga auch das goldene oder vollkommene Zeitalter (auch devayuga = Götterweltalter). 1000 mahäyiigas = 4320000000 Jahre bilden ein Äon oder Jcalpa. Auf andere Unterabteilungen kommen wir im nächsten Abschnitt zu sprechen. Anzumerken wäre hier nur noch, daß die Umlaufszeit der Planeten durch die Anzahl Tage aus- gedrückt wird, die sie in einem mahäyuga machen. C) Zeitrechnung der Siddhänta. § 82. Die Tier Siddhänta. Etwa in den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung treten in Indien einige Werke auf, welche in Beziehung auf astro- nomische Lehren ein völlig anderes System darbieten, als bis dahin traditionell war. Die vier Hauptwerke, welche dieses System mit nicht allzu großen Abweichungen voneinander lehren, sind der Sürya- Siddhänta^ der Väsishtha-Siddhänta , der Paulisa- und der Romaka^ Siddhänta, Nur das erste dieser Werke ist dem Original nach be- kannt, betreffs der drei anderen gibt der Paficha^iddhäntikä d^ (etwa § 82. Die vier Siddhänta. 331 um 505 n. Chr. lebenden) Vabaha-Mihiba Auskunft; letzteres Buch macht noch den Paitämaha-Siddhänta namhaft, welcher aber vermöge seiner veralteten Lehren nicht in die dritte Periode, sondern in die vorhergehende gehört. Die genannten vier astronomischen Werke sind, wie angedeutet, in den ersten Jahrhunderten v. Chr., jedenfalls einige hundert Jahre vor Vabaha-Mihika entstanden, und der Sürya- Siddhänta ist möglicherweise das älteste dieser Kompendien. Das letztere ist das bekannteste und sein Ansehen reicht bis in die Gegen- wart, es bietet zugleich die Hauptquelle, aus welcher wir unsere Be- lehrung über das Zeitrechnungswesen der dritten Periode zu schöpfen haben. Das Charakteristische dieser vier Siddhänta — und vornehmlich des Surya-Siddhänta, denn in Beziehung auf die anderen ist manches noch nicht aufgeklärt — gipfelt in mehreren Punkten. Neben den 27 nakshatra wird der 12 teilige Zodiakus mit Abteilungen in Grade, Minuten, Sekunden zeitrechnerisch gebraucht, die Anwendung der Sexagesimalteilung des Tages ist eine allgemeine. Betreff der Himmels- körper wird die Bewegung derselben um die Erde gelehrt, und die Erscheinungen der Planetenbewegung werden mit Hilfe von exzen- trischen Kreisen und Epizyklen gedeutet wie bei Ptolemäus. Ekliptik, Äquator und die Präzession sind bekannt, desgleichen die Lage der Mondbahn, der drakonitische Mondmonat, die Parallaxen. Die siderischen Umlaufszeiten der Planeten sind ganz wesentlich genauer bekannt als früher und werden indirekt angegeben, indem von den großen Zeitperioden des mahäf/uga und der ial2)a Gebrauch gemacht und gesagt wird, wieviele ganze Umläufe in der Anzahl siderischer Tage dieser Perioden sich vollziehen. Auf sehr umständliche Weise wird fiir einen festen Meridian der mittlere Ort der Planeten berechnet und Anweisung für die Ermittelung des wahren Ortes gegeben u.s.f. Die Länge des Jahres (der Unterschied zwischen siderischem und tropischem Umlauf ist jetzt bekannt) ist im Süri/a- und Paulisa- Siddhänta 365^ 6^ 12°» 36«, im Bomaka- Siddhänta 365^ b^ 55™ 12» (trop.), im Väsishtha-Siddhänta 365^1/ . Neben diesen, wie man aus diesen Andeutungen über den Inhalt der Siddhänta ersieht (näher darauf ein- zugehen, ist hier nicht möglich), ganz dem Geiste des griechischen Wissens, etwa dem Älmagest entsprechenden Lehren finden sich spe- zifisch indische Eigentümlichkeiten, wie die von alters her über- kommenen Begriffe über die Konjunktionen der Planeten in den nak- shatra, die Auffassung der Knoten, Apogäen und Konjunktionen als Wesen, deren Einfluß die Abweichung von der mittleren Bewegung hervorruft, die Verwendung der großen Zeitperioden u. v. a. Ander- seits vermißt man aber in den Lehren der Siddhänta wichtige Ent- deckungen des Ptolemäus, wie die Evektion ; zudem weichen die An- 332 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. nahmen über die Größe der Epizyklen und andere Zahlenwerte so häufig vom Älmagest ab, daß die besten Kenner der indischen Astro- nomie, wie Whitney, Biot, Thtbaut dahin neigen, die eigentliche Wurzel der Siddhänta- Astronomie in einer Zeit zu suchen, die vor Ptolemäus und Hippabch liegt. Man hat deshalb darauf hingewiesen, daß z. B. die Aufstellung der Epizyklen-Theorie schon dem Apollonius VON Perga zuzuschreiben sei; daß die im Sürya-Siddhänta enthaltene Bemerkung über die Libration des Frühjahrspunktes ^ auf Theon VON Alexandbien (4. Jahrhundert n. Chr.) zurückgehe; ferner, daft durch den Älmagest die übrige alte astronomische Literatur im Oriente verdrängt worden ist und daß namentlich jene Handbücher, welche das astronomische Wissen in einer Summe von Regeln zusammengefaßt haben und für die ebenfalls als solche hauptsächlich aus Eegeln be- stehenden indischen Siddhänta ein Vorbild waren, verloren gegangen sind. Solche Handbücher für den praktischen Gebrauch mögen im Westen (Alexandrien , Griechenland u. a. 0.) gang und gäbe gewesen sein, und der Paulüa-Siddhänta sowohl wie der BomaJca-Siddhänta weisen schon durch ihre Namen- auf westliche Abkunft hin. Der vorgriechische Ursprung der Hauptlehren der Siddhänta wird in neuester Zeit noch durch die Ergebnisse wahrscheinlicher gemacht, welche sich aus den keilinschriftlichen astronomischen Rechentafeln der Babylonier haben ziehen lassen. Aus diesen dem 3. und 4. Jahrhundert v. Chr. angehörenden Tafeln hat Kugle» gefunden (s. S. 110), daß die Baby- lonier bereits geraume Zeit vor Hippabch die Kenntnis der Länge des synodischen, siderischen, drakonitischen und anomaUstischen Mond- monats besaßen, welche bisher dem Hippabch zugeschrieben worden ist. Vergleicht man diese von den Babyloniem gebrauchten Monats- längen mit jenen, die dem Sürya-Siddhänta zugrunde liegen, so findet man fast völlige Übereinstimmung (und mit ganz geringfügiger Differenz auch bei den andern 3 Siddhänta): Babylonier Surya-Siddhanta Synodischer Monat 29^ 12^ 44"» 3» 29'* 12»» 44°» 3» Siderischer „ 27 7 43 14 27 7 43 13 1) Nach Theon von Alexandbien voUführt der FrUhlingspankt keine retro- grade, sondern osziUatorische Bewegung am einen im Sternbild der Fische ge- legenen Punkt. (DsLAMBBE, Htst. de VAstr. anc, 11 625 ; Biot, Etudes sur VAstr. ind. et sur VAstr, chin. , S. 87 ; sie betrage 45" im Jahre. Eine ebensolche Be- ' wegung resultiert aus c. III, v. 11. 12 des Sürya-Siddhdnta , dort würde sie 54" jährlich sein.) 2) Die Deutung des Namens Patdüa ist unsicher, zweifellos ist derselbe aber nicht indischer Herkunft. Ob sich dieser Siddhänta auf Paulus Alszandbinus, den Verfasser eines astrologischen Handbuches bezieht, läßt sich nicht nachweisen. Dagegen deutet der Bomaka-Siddhänta entschieden auf Rom oder doch auf den Westen hin; vielleicht hat der Glaube der weit entfernten Inder alezandrinisches Wissen mit dem mächtigen Rom verbunden. § 83. Die späteren Werke. 333 Babylonier Sürya-Siddhania Anomaüstischer Monat 27^ 13*» 18«> ^o^ 21^ 13»> 18" 37» Drakonitischer „ 27 5 5 3G 27 4 42 55 Demnach scheint das astronomische Wissen der babylonischen Hoch- schulen auch mit zu den Quellen zu gehören, aus denen die Siddhänta schöpfen*. Wie weit die babylonische Quelle ergiebig gewesen ist, ob die Ästronomen des Euphratlandes in Beziehung auf die Theorie schon Kenntnisse besaßen, die in den Siddhänta benutzt werden konnten, liegt gegenwärtig noch außerhalb jeder Entscheidung; wir kennen bisher nur Rechnungstafeln der Babylonier und Beobachtungen. Es wird daher kulturgeschichtlich von höchster Wichtigkeit sein, was etwa die ferneren Entzifferungen und Untersuchungen babylonischer Tontafeln astronomischen Inhalts ergeben werden. An sich unterliegt die Möglichkeit der Übertragung babylonischer Kulturerrungenschaften nach Indien keinem Einwände -. Die Übertragung kann direkt, durch den Handel, der sich zur See vom persischen Golfe aus, zu Lande auf den großen Karawanenstraßen Westasiens nach Indien bewegte, erfolgt sein, oder aber auch durch das Bindeglied Persien. Von Gewicht ist in letzterer Hinsicht, daß ALBißUNi (Chronologie S. 12) den alten Persern ein Sonnen jähr zuschreibt, welches in der Länge mit dem des Surya-Siddhänta übereinkommt (SöS'* 6*^ 12"), und daß zwischen den indischen und persischen Monatsnamen und einigen anderen westasiatischen gewisse Beziehungen bestehen. § 83. Die Npftteren Werke. Die oben erwähnten vier Siddhänta, mit dem Surya-Siddhänta an der Spitze, bilden die Grundlage der indischen Astronomie und Zeit- rechnung; insbesondere der letztgenannte blieb auch bis auf die Gegen- 1) Wenn Kuglbr (a. a. 0., S. 108 u. 193) für die Babylonier eioe von den Angaben der Siddhänta ziemlich abweichende Länge des siderischen Sonnenjahres gefunden hat [365^ 6^ 13» 48« aus System I, und 365d 6^ 15» 19« aus System II, gegen 865<^ 6*^ 12» 36> des Sürya-Siddhänta]^ so ist zu berücksichtigen, daß die von ihm zugrunde gelegten babylonischen Tafeln hauptsächlich die Darstellung der Neu- und Vollmonde zum Cregenstande haben, also der Sonnenlauf nur beiläufig wiedergegeben werden kann. Die Babylonier können trotzdem im Besitze einer ^aten Kenntnis der Länge des Sonnenjahres gewesen sein. Bei der Rechnung verwenden sie z. B. einen nur ungefähr richtigen Betrag der siderischen Mond- geschwindigkeit, obgleich sie auch einen wesentlich genauen Wert dieser Größe kennen. 2) Im alten Indien ist der Name „Babylonier'' unbekannt, doch bestand sicher Handel zwischen Babylon und Indien, vielleicht über den persischen Golf. Über solche alte Beziehungen zwischen West- und Ostasien s. die Bemerkungen, S. 77 Anm. 1. 334 Y. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. wart für die Inder von Bedeutung \ Einen eigentlichen Fortschritt auf den beiden Gebieten haben die Hindu nicht erreicht. In den Werken der späteren Zeit bilden die Siddhänta auch fernerhin die Basis, die Methoden werden nur hier und da verbessert und für die mittleren Bewegungen der Planeten gewisse Veränderungen — h7ja genannt — (wahrscheinlich auf von Zeit zu Zeit gemachten rohen Beobachtungen beruhend) eingeführt. Die Haupttätigkeit der späteren Schriftsteller besteht im Kommentieren, Umarbeiten der alten Haupt- werke und in der Herstellung von leicht faßlichen Anleitungen und Tafelwerken zur Ausführung der astronomischen und Zeitrechnungs- Aufgaben. Demgemäß scheiden sich die astronomischen Literaturwerke Indiens vom 5. Jahrh. ab in Siddhänta, d. h. Lehrbücher, welche eine Übersicht über das ganze Wissen geben, in Karana, welche auf praktische Anleitung zur Rechnung hinzielen, in Kommentare zur Erklärung der von den Hauptwerken ganz kurz und meist ohne Beweis hingestellten Regeln, und in Tafelwerke zur Ausführung der Rechnungen. Die Siddhänta halten merkwürdigerweise alle an der althergebrachten Methode weiter fest, die Umlaufszeit der Himmels- körper, also auch die Längen des Sonnen- und Mondjahres nicht direkt, sondern mittelst der großen Zahlen der halpa und yriga anzugeben; als Ausgangspunkt der Rechnungen wird (augenscheinlich um nur mit möglichst großen Zahlen operieren zu können) der Anfang eines yuga angenommen, bei welchem alle Planeten in Konjunktion gewesen sein sollen. Die Karana geben für eine bestimmte Zeit (das Jahr des Karana) die mittleren Örter und Bewegungen der Sonne, des Mondes, der Planeten, sowie die Apogäen und Knoten; öfters enthalten sie auch die schon erwähnten llja, nämlich die Korrektionen, welche eine bessere Übereinstimmung der Rechnung mit der Beobachtung bewirken sollen. Die Berechnung der Kalender (jyanchanga) gründet sich auf diese Werke, ihr Wert wird also nach den zugrunde liegenden Sidd- hänta und Karana beurteilt. Es gibt in Indien gegenwärtig etwa ein dreifaches System in Beziehung auf den Gebrauch bestimmter Siddhänta bei Zeitrechnungen : das Saura-paTcsha, welches dem Haupt- werke, dem Sürya-Siddhänta folgt; das Ärya-jpaTcsha, das den sogen. Anja L (das Werk des älteren Aryabhata) zugrunde legt, und das 1) Hier mag noch bemerkt werden, daß die Form, in der wir gegenwärtig den Surya-Siddhdnta besitzen, nicht die ursprüngliche dieses Werkes ist, sondero daß eine ältere Abfassang existiert, die über das 5. Jahrhundert n. Chr. zurück- reichen muß. Schon in diesem Traktat ist die siderische Länge des Sonnenjahres 865<^ 6)> 12m 86". Auch vom Romaka- Siddhänta gibt es neben der im PaAcha- siddhäntikä erscheinenden Bearbeitung eine spätere, ins 7. Jahrhundert n. Chr. zu setzende von SfitsHENA. Die erstere gibt die Länge des Sonnenjahres tropisch an (eine alleinige Ausnahme unter allen SiddMnta), und zwar genau die HiPPABcnscbe : 365d5h55m 12». § 83. Die späteren Werke. 335 Brahma-paksha, welches das Rajamrigä'itka benutzt, ein auf den Brahma- Siddhänta gegründetes Karana mit gewissen Uja. Aus der sehr reichhaltigen Literatur der in Rede stehenden Zeit können hier nur die wichtigsten Werke, hauptsächlich solche, die neben der Astronomie über das Zeitrechnungswesen belehren, hervorgehoben werden. Äbyabhata (um 500 n. Chr.) schließt sich in seinem Werke (gewöhnlich als /. Ärya-Siddhänta oder als Ärya L bezeichnet) an den Surya-Siddhänta an, teilt aber das mahatjuga in vier gleich lange yiiga, beginnt die Zeitzählung mit Sonnenaufgang, abgesehen von einigen anderen, die Theorie betreffenden Eigentümlichkeiten. Ein anderer Äryahhata-Siddhänta eines unbekannten Verfassers (als ILArya zu be- zeichnen) entstand in der Zeit zwischen Brahmagupta und Bhaskaba ; etwa um dieselbe Zeit wie der I. Akyabhata schrieb Vabaha-mihira seine PafichasiddhäntiJcä , die uns wegen ihrer Berichterstattung über die drei älteren Siddhänta (s. oben S. 831) denkwürdig ist. Der Brahma Sphuta- Siddhänta (kürzer auch als Brahma- Siddhänta be- zeichnet) des Bbahmagupta, ein trotz mancher Sonderbarkeit wichtiges und in Beziehung auf die numerischen Angaben selbständigeres Werk, T^Tirde um 628 n. Chr. verfaßt. Lalla (7. Jahrh.) folgte in seinem äishya-dhi-vriidhida-tantra dem Äbyabhata, führte aber für die Mond- und Jupiterbewegung Vija ein. Das schon oben genannte ^ara^a- Werk BäjamrigänJca des Bhojabaja (um 1042 n. Chr.) fußt auf dem Brähma-Siddhänta, gibt aber h1ja für die meisten mittleren Bewegungen, Femer sind zu nennen das Kararj^a-prahUa von Bbahma- DEVA (1092) und das Kararia-grantha von Satananda (1099). Bhas- kaba (geb. 1114 n.Chr.) schrieb den Siddhänta - jSiromani , eines der geschätztesten astronomischen Werke der späteren Zeit, und das Karana-Kutühala. Die Eroberungen der Mohammedaner und die Verbreitung der arabischen Astronomie in Indien haben die altindische astronomische Tradition wenig verändert. Aus dieser Periode, die sich meist auf die Herstellung von Handbüchern beschränkte, haben wir hier nur das Tafelwerk des Makabanda (1478), das heute noch in ]Sordindien von den Kalendermachem benutzt wird, hervorzuheben und das Graha-läghava des Ganesa (1520), ein ^amna- Werk, welches ebenfalls bis in die Gegenwart gebräuchlich geblieben ist. Vermöge des Einflusses der europäischen Wissenschaft beginnt jetzt in den indischen Kalendern auch das tropische Sonnenjahr an Stelle des siderischen in seine Rechte zu treten , die alte Form der panchanga mit den tithi, den astrologischen Beigaben u. s. w. aber besteht noch fort. 336 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. D) Technische Chronologie des indischen Kalenders. §. 84. Hauptmeridian. Der Surya-Siddhänta und nach ihm alle anderen Siddhmifa be- trachten als ersten Meridian denjenigen, der durch die Stadt Ujjayhii geht. Diese Stadt (das O^rivi) der Griechen), in den alten Texten Avanti genannt, liegt in der Provinz Mälava, auf dem Plateau des Vindhya-Gebirges unter 75« 46' östl. L. v. Gr. und 23^ 11,2' n. Br., und galt von jeher den Hindus als eine Kapitale ihrer Kunst und Wissenschaft. In einer reichen Provinz, näher der Westküste Indiens und nicht sehr weit vom schiffbaren heiligen Flusse Nerbudda gelegen, kann dieses alte Kulturzentrum der Aufnahmeort gewesen sein für die Wissenschaft, die durch die Westländer nach Indien vorwärts drang. Der Meridian führt auch den Namen Meridian von LaiiM. Unter LanJcä verstanden die alten Inder die Insel Ceylon oder auch €ine sagenhafte, unter dem Äquator gelegene Stadt ^; daß sie das um 5^ östlicher gelegene Ceylon mit dem Meridian von Ujjayim in Ver- bindung bringen, ist für ihre geographischen Vorstellungen bezeichnend genug. Der Meridian ist wohl absichtlich so gewählt worden, daß er auch zugleich mitten durch das alte Kulturland Kashmir geht, dessen Geschichte schon sehr früh mit Indien in Verbindung erscheint. — In manchen astronomischen Schriften der Hindu kommt noch ein zweiter Normal-Meridian, der von Rmmssuram {Ram-ishura) vor, welcher durch eine kleine, unter 79^ 22' östl. v. Gr. und 9^ 18' n. Br. am Ein- gang der Palk- Straße gelegene Insel definiert wird; Ramissuram war durch sein Observatorium und durch seine alten Tempel berühmt. — 1) Surya-S, I (62): .Gelegen auf der Linie, welche durch das Lager der Dämonen geht, und durch den Berg, welcher der Sitz der Gotter ist, sind Bohitäka und Avanti^ sowie der angrenzende See*^. Das Lager oder Schloß der Dämonen {rdksliosa) ist Laiikä ; der Berg ist Meru, der den Nordpol anzeigt. Nach Albibüki {India I, c. XXX) hatte Lanka-Cejlon und der äußerste Süden für die Hindu eine ominöse Bedeutung; bei frommem Beten vermieden sie es, sich mit dem Antlitz gegen Süden zu kehren. Das Dämonenlager schwebt SO yojana über der Insel. Von da geht der Meridian über Ujjayinl nach Bohitäka [? nordwestlich von Delht], 4ind das Kurukshetra [die Ebene Taneshur], über Mathurd [die Stadt dea Krish^^a^ an der Yamunä] zum Gebirge Himulaya, welches der Berg Mexu krönt. Die Hälfte der Erde ist trocken, die Hälfte bedeckt Wasser. Die Linie, welche beide Hälften voneinander trennt, heißt niraksha d. h. ohne Breite [unser Äquator]. Die Haupt- richtungen gegen diese Linien bezeichnen Yamakofi im Osten [= Tara?], Bomaka im Westen [= Rom], Lafikä im Süden [Ceylon] und Siddhapura im Norden. Wenn die Sonne über dem Meridian von Lafikd aufgeht, ist es Mittag in Yamakoti, Mittemacht bei den Yavanas [Griechen] und Abend in Siddhapura, — Vgl. FahchM- siddhdntikdj c. XV 23: „Wenn Sonnenaufgang in Lafikd, ist Sonnenuntergang in Siddhapura j Mittag in Yamakofi und Mitternacht im Bomaka- [Römer-] Land*. § 85. Die großen yuga. £poche des kalijuga. 337 Um Zeitangaben nach diesen beiden Meridianen in entsprechende Zeit für Greenwich, Paris und Berlin zu verwandeln, sind an erstere an- zubringen : MeridiAD üjjaymt Bamiaauram für Greenwich — 5»» 8,1°» — 5»» 17,5"» „ Paris —4 53,6 —5 8,0 „ Berlin —4 9,4 —4 23,8 § 85. Die groBen yuga. Epoche des kaliyuga. Es wurde schon angegeben (8. 330), daß der Zeitabschnitt des mahäyuga oder „großen Zeitalters'^ (auch cäturyiiga, das vierfache Alter, genannt) 4320000 Jahre faßt; 71 solcher mahäyuga bilden ein Patriarchat (manvantara) , welchem aber noch eine Abenddämmerung von der Länge des goldenen Zeitalters (Jcjritaytya) von 1 728 000 Jahren folgt. 14 Patriarchate mit einer voraufgehenden Morgendämmerung von 1 728 000 Jahren bilden ein Äon oder halpa, welches 1000 mahä- yuga gleichkommt, und zwar wie nachstehend: 71 mahäyuga = 306720000 Jahre Abenddämmerung = 1 728 000 „ ein Patriarchat = 308 448 000 Jahre Morgendämmerung = 1 728 000 Jahre 14 Patriarchate = 4 318 272 000 n Aon oder halpa = 4 320 000 000 Jahre Diese Zahlen werden auch durch Götterjahre ausgedrückt ^ (360 Jahre = 1 Götterjahr). Ein Tcdlpa, innerhalb dessen alles Lebende aufhört zu sein, ist nur ein Tag im Leben Brahmas ; seine Nacht dauert ebenso- lange, also sein voller Tag 8 640 000 000 Jahre; sein ganzes Leben währt aber 100 Jahre = 8640000000 - 360 • 100 = 311040000000000 Jahre. Diese Periode heißt in den Puräna ein para, die halbe Periode ein parädha, — Die Hindu rechnen die Längen der Planeten von einem Paukte des Himmels, der etwa im Anfange des Mondhauses ä&vini (Ende revat%)y bei dem Sterne S Piscium liegt (s. 8. 72/73). Dort hat nach ihrem Glauben beim Beginn der gegenwärtigen Ordnung aller Dinge eine allgemeine Konjunktion aller Planeten stattgefunden, welche sich 1) Sürya-S. 1(14): .Sechsmal sechzig Jahre sind ein Jahr der Götter und anch der Dämonen. (15) Zwölf tausend Götterjahre bilden ein vierfaches Zeitalter [12000 -860 = 4820000 Jahre]. (18) £inundsiebzig Alter bilden ein Patriarchat, und dieses endet mit der Abenddämmerung von der Zahl der Jahre des goldenen Zeitalters **. O in sei, Chronologie I. 22 338 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. in sehr großen Zeitinteryallen wiederholen solL Nach dem Sürya- Siddhänta (andere Autoritäten weichen betreffs der Zeit und Häufig- keit dieser Konjunktionen voneinander ab) fand beim Beginn des gegenwärtigen „eisernen Zeitalters" JcaUyuga eine solche Konjunktion statt, und die ferneren Zusammenkünfte der Planeten und die früheren wiederholen sich in Intervallen von einem Viertel-maAat/M^ra = 1 080 000 Jahren (daraus erklärt sich, daß die Siddhänta die Umlaufszeit der Planeten durch die Zahl der Sevolutionen angeben, welche in einem mahäyuga oder dessen Quadranten enthalten sind). Der Zeitpunkt der Konjunktion ist die Mitternacht des Donnerstag 17. Februar 3102 V. Chr.% oder der Sonnenaufgang des Freitag 18. Februar (für den Meridian von Ujjayim). Diese Zeitangabe, entsprechend dem Tage 588465 resp. 588466 der julianischen Periode, ist die Epoche des kaliyuga, mit welcher das gegenwärtige „eiserne Zeitalter^ begonnen hat. Neben dem kaUyiiga , welches , wie man sieht , eine astronomische Ära vorstellt, hat sich noch eine andere Ära, die iSakii, welche 78 n. Chr. beginnt, im Gebrauche der Astronomen erhalten und wird von diesen namentlich in fast allen Xararia -Werken an- gewendet. § 86. Zodiakus^ Monatsnamen, Wochentage und Tagesteilung. Der Tierkreis wird in 12 Teile, rä^, zu je 30® geteilt; ein Grad (am^a oder hhäga) hat 60 Tcalä (Minuten)*, 1 Tcalä = 60 vikalä (Sekunden). Die 12 Teile haben besondere Namen und entsprechen in folgender Reihe unsem Zodiakalbezeichnungen : 1) Die geozentrischen Orier der 5 Hauptplaneten und des Mondes für die Mitternacht des 17. Februar 3102 v. Chr. ergeben sich auf Grund der Neüoebaubr- sehen Planeten- und Mondtafeln (s. Einleitung S. 54) wie folgt: geozentrische Länge Breite Mond 810,12» + 1,49<» Merkur 287,45 — 2,15 Venus 815,78 1,22 Mars 300,11 1,06 Jupiter 317,74 1,34 Saturn 276,58 1,49 Diese Positionen beziehen sich auf das wahre Aquin. des Datums. Bei Burobss {Journ. Ämer. Orient Society, VI) sind nur die mittleren Längen der genannten Grestime angegeben. Die Konjunktion fand, wie man aus den Zahlen ersieht, gar nicht statt; nur Jupiter und Venus standen nahe bei einander. 2) Der ganze Umlauf heißt bhagaf^; die Minute (jkald) heifit auch liptä (oder liptikd), eine fremde Bezeichnung, vielleicht von Xentov entlehnt. §86. Zodiakus, Monatsnamen, Wochentage und Tagesteilung. 339 1. mesha oder aja . 0 — 30® [Widder] 2. vrishu 30— 600 \ßtier] 3. mithuna 60— 90« [Zwillinge] 4. Jcarkata oder JcarJca oder daicshifiäyana 90 — 120® [Krebs] 5. sirhha (chingam) 120 — 150® [Löwe] 6. Jcanyä 150—180» [Jungfrau] 7. tulä 180—210« [Wage] 8. vri^ekika 210— 240« [Skorpion] 9. dhanus 240— 270« [Schütze] 10. makara oder uttaräyana 270 — 300^ [Steinbock] 11. Jcumbha 12. mina 300- 330- ■3300 -3600 Wassermann] Pische] Die 12 Monatsnamen werden entweder aus den 12 eben auf - geftthrten rä§i gebildet mit dem Zusätze mäsa (neuere Namen), also mesha mäsa, vfisha mäsa u. s. w., oder sie haben besondere, aus den naJcshatra hergenommene Bezeichnungen (ältere Namen). Im all- gemeinen (auf die Besonderheiten für das Sonnen- und das Luni- solarjahr konmien wir später) kommen folgende Monatsnamen vor: Bengalische ChaUra [Chaitro] VaiMkha [Baisäk] Jyeshtha [Joisfho] Äshd^ha [Asaar] iSrdvaifa [Shräban] Bhädrapada [Bhddro] ÄMna [Ä88in\ KdrUika [KäHtik] MärgaürsJia [Äghrdn] Pausha \Pau8] Mdgha Phdlguna [F<ügün\ Tamil Chütirai [Sittirat] Vaigdii [VaiydH] Äni Ä4i Ävai;ii Purattddi [Purattäii] AippaÜ [ArppiM] Kdrttigai MdrgcUi Tai MdH Panguni Tulu Orissa Paggu Seid Kdrtelu Äti S&t^a NirV'dla Bantelu Jdrde Perdrde Püntelu Mdyi Suggi Choüro Baisdk Joüfho Assar Savmn Bhddro Äsain Kdrttik Äghrdn Paus Mdgha Fälgün MalayÄlam Mß4am E^avam Midunam Karha^äkam ChiHgam Kawni Tuldm VrUchikam Dhanu Makaram Kumbham Minam Die Wochentage (vära) beginnen mit Sonnenaufgang und haben sehr verschiedene Namen. Die weniger häufig vorkommenden Namen sind in folgender Zusammenstellung in Klammern gestellt (die Namen sind mit vära zu verbinden, also ravivära, somavära u. s. f.): Sonntag: Montag: ädi, aditya, ravi \dharpati, ahasJcara, arlca, bhatfäraJca, bradhna, bhänu u. a.], soma [abja, chandramas, Chandra, indu, nishpati, ksha- päkara], Dienstag: maiigala, bhauma [angäraka, tnahtsuta, röhitänga], Mittwoch: budha [bandha, rauhirieya, saumya], iDonnerstag: guru [ängirasa, bfihaspati, dhishana, surächärya]^ 22* 340 y. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. Freitag : iukra [bhärgava, hhfigu, dmtyaguru, Tcävya, kavi, tiianas]^ Sonnabend: iani [säurt, manda]. Die Teilung des Sonnentages {sävana divasa) ist die 60 teilige. Ein divdsa (oder dina, vära, väsara) [unser 24 stundiger Tag] hat 60 ghatiM (ghafi, naii, nä^ikä, dav^^) ; 1 ghafiM zerfällt in 60 pala (vina4t, vighafi) ; 1 pala hat 60 vipala (para, käshtha-kalä) und 1 vipaia begreift 60 prativipäla (sura) in sich. Demnach ist, verglichen mit europäischem Stundenmaß 1 ghatikä = Vco Tag = 0^ 24"» 0» 1 pala = Veo gh. = 0 0 24» 1 vipala = ^/co P' =00 0"4 1 praüvipala = ^/eo v, =00 0*006 Zehn vipälas werden auch zu 1 präi^ = 4", und 6 pränas zu 1 pala = 24" zusammengefaßt. Die alte 30-Teilung des Tages in muJiürta kommt mehr in den astrologischen Schriften vor^. Ein mithürta ist = 48" = 2 ghatikä, aber die astrologisch verwendeten mvhürta scheinen auch als horae temporalesj d. h. als gleiche Teile der mit der Jahreszeit veränderlichen Tagesdauer, also von Tag zu Tag in Länge variierend aufgefaßt zu werden; 15 muJiürta kommen auf den Tag und 15 auf die Nacht; jedes muhürta steht unter einem Beherrscher und führt einen besonderen Namen ^ Der Übergang der Nacht zum Tage, die Morgendämmerung wird sathdhi vdaya, die des Tages zur Nacht samdhi astamana genannt; beiden Intervallen schreiben die Astrologen besondere Einflüsse zu, am größten ist die Wirkung des sarhdhi, wenn die Sonne in den Horizont kommt*. — Im bürgerlichen Leben der Inder wird im allgemeinen nur zwischen Vormittag und Nachmittag unterschieden; bisweilen werden aber die 30 ghafikä der hellen Tageshälfte in 5 gleichen Teilen prätafikäla (früher Vormittag), savhgava (Vormittag), madhyähna (Mittag), aparahriLa (Nachmittag) und säyähna (später Nachmittag) benannt. Die vier ghatikä vor Sonnen- aufgang heißen arunodaya (Dämmerungsanfang), die nach Sonnen- 1) Sürya-S. I (11) : «Das. was mit Atmung (pratta) beginnt, ist wirklich, das was mit Atomen {truft) anfängt, scheinbar. Sechs Atemzüge machen ein tina4* {päla)y 60 Yon diesen ein nd4t (ghatikä) und 60 nä^i einen Tag*. Demnach wie oben 6 präfia = 1 pälüf 60 pala = 1 ghatikä ; es gibt auch noch Unterabteilunigen des präi^a in 8 nimealia, das nimesha in 8 lava u. s. w. Das mü7iurta wird in den Furät^a in 30 kaldf das kalä in 30 Bissen {kdshtha), der Bissen in 15 Augenblicke {nmeaha) geteilt u. s. w. Vgl. Alb!bü»18 India I, c. XXXIV, edit. Sachaü. 2) Vgl. die Namen der 30 muhUrta, welche ALBlaONt angibt {India, c. XXXIV, S. 388) und die 12 astrologischen Tagesstunden (S. 343). 3) Wohl den besten Einblick in die Astrologie der Inder gewährt die Brihat- Sarphitä des VARilHA-MiHiR a (s. die Übersetzung von H. Kebn, Journ. of the Boy. Asiat. Soc., London, New Series, vol. IV—VII , 1870—74). § 87. Sonnenjahr. Elemente desselben, L^nge der Sonnenmonate etc. 341 Untergang folgenden 6 ghafihä heißen pradosha (Abend) nnd die beiden ghapikä um Mittemacht niMtha (Mitte der Nacht). Das folgende TÄfelchen erleichtert die Verwandlung gegebener ghafiM, pcda und vipala in europäisches Stundenmaß : 1 1 h m 8 1 1 1 h m ■ 'S ]i m 8 I 2 3 4 5 6 7 8 9 0 24 0 0 48 0 1 12 0 1 36 0 200 2 24 0 2 48 0 3 12 0 3 36 0 I 2 3 4 5 6 7 8 9 0 0 24 0 0 48 0 I 12 0 1 36 020 0 2 24 0 2 48 0 3 12 0 3 36 I 2 3 4 5 6 7 8 9 0 G 0,4 0 G 0,8 0 0 1,2 0 G 1,6 G G 2yG 0 G 2,4 0 0 2,8 0 G 3,2 0 G 3,6 IG 20 30 40 50 60 400 800 12 0 0 16 0 0 20 0 0 24 0 0 10 20 30 40 50 60 040 080 0 12 0 0 16 0 0 20 0 1 0 24 0 IG 20 30 40 50 60 0 0 4,G 0 0 8,G 0 G 12,0 G 0 l6,G 0 G 2G,G 0 G 24,0 z. B. 36gh i8p 39^: 3Gjrb — 12b om Qß 6 — — 2 24 G IGP = 4 0 8 — , 3 la 30V G I2,G 9.7 ' 14»» 3i9 31m 27,9t § 87. Sonnenjahr. Elemente desselben, Länge der Sonnenmonate, Samkrantiy Jahreszeiten. Die Jahrform in Indien ist sowohl die des Sonnenjahres, als auch des Lnnisolar-Jahres. Die Jahreslänge und die Länge der vier Monats- arten ergibt sich nach den von den vier Hauptautoritäten (S. 334/5) des Sürya-8., L Ärya.'S., IL Ärya und dem BrähmOrS. angefahrten Zahlen : Sonnenrev. in einem Bürg. Sonnentage , Mond-tithi „ Synod. Bev. Mond , Sider. « n ■ Anom. » » » Mondknoten . Sürya-Siddh. yuga 4820000 , 1 577 917 828 , 1608000080 53488386 57 758336 57 265 133 232238 Ärya-Siddh, 4320000 1577917500 1603000080 53433836 57 753336 57265117 232226 n^Ärya-Siddh. Brälma-Siddh. 4320000 4320000 1577917542 1603000000 53483334 57753234 1577916450 1602999000 53433300 57 753 300 57 265 125^26 57 265 194,142 232318,354 282311,168 Hieraus folgt: Lange des sideriBchen Sonnenjahres 365d 6h 12m 36,5« 865* 6b 12» 30,0» 365d 6^ 12« 30,8« 365* 6^ 12» 9,0« == 865* 158bdlP 31,2^ 365* 158^31? 15,0^ 365* 15gb3lP 16,8^ 365* 158^30? 22,2^ Synodiseher Mondmonat 29d 12h 44m 2,8« 29* 12^ 44» 2,3« 29* 12^ 44» 2,5' 29* 12b 44m 2,3-^ 342 y. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. Sideriseher Mondmonat 27d 7fc43«al2,6« 27^ 7^ 43"^ 12,1» 27* 7»^ 43» 16,4> 27* 7^ 43« 12,0« Anomalistiscfaer Mondmonat 27d 181» 18» 87,4« 27* 13»» 18» 37,6« 27* 13»» 18» 37,8.« 27* 13»» 18» 32,8« Drakonitischer Mondmonat 27* 4»» 42» 55« 27* 4»» 44» 56> 27* 4»» 30» 12^ 27* 4h 30» 82« Diese Elemente liegen den Tafeln zugrunde, welche H. Jacobi (Epi- graphia Indiea, Kalkutta 1892, vol. I S. 403) veröffentlicht hat; mit Bewilligung des Verfassers ist der Teil dieser Tafeln, welcher zur näherungsweise richtigen Lösung verschiedener Aufgaben dient, am Schlüsse dieses I. Bandes angehängt worden. Dieselben basieren auf dem julianischen Tage und dem Meridian von Ujjayint Die mittlere Länge eines ^Sonnenmonats würde nach dem Jahre des Sürya-S. 30,438230** sein. Vermöge der ungleich schnellen Be- wegung der Sonne in der Ekliptik ist die Dauer des Monats, die von dem Eintritt der Sonne in eines der 12 räü bis zum Eintritt in das nächste gerechnet wird, etwas verschieden. Der Sürya-S. nimmt folgende Monatslängen, den einzelnen Zodiakalzeichen entsprechend, an: rä4i: mesha vfishabha mithuna karka sifhha kanyä tulä vrUchika dhanus makara kumhha mina Monat : . Vaiiäkha Jyeshfha Ashaiha ärävaria Bhädrapada Äivina Kärttika MärgoMrsha Patisha Mägha Phälguna Chaitra Dauer : 30^55^»»32P 3^ 31 24 12 1 31 36 38 4 31 28 12 2 31 2 10 4 30 27 22 2 29 54 7 3 29 30 24 2 29 20 53 2 29 27 16 3 29 48 24 3 30 20 21 2,2 365'* 15«»» 31P 31,2^ Tagessonmie: 0,00000* 30,92557 62,32891 93,93948 125,40949. 156,44562 186,90174 216,80370 246,31038 275,65844 305,11290 334,91958 365,25875 Der Zeitpunkt des Eintritts der Sonne in eines der 12 Zeichen heißt ein saihkränti und die zwischen zwei solchen Eintritten liegende Zeit bildet einen Sonnenmonat (saura mäsa)\ Da die saihkränti den Be- ginn der Sonnenmonate genau definieren, werden sie in den Inschriften, Dokumenten u. s. w. öfters angegeben ; die Namen der saihkränti sind die 12 der schon angeführten räü: mesha, vrisha xls.w.j in einigen 1) Surya-S. XIV (3): «Durch die Sonnenzeit (sdwa^ ron sutya = Sonne) werden die Messung des Tages und der Nacht, die sha^^^iaiH-inulkhaa [= bei 86 heginnenden] , die Solstitien {ayana), die Äquinoktien (v%8hufaat) und die günstige Zeit der Sonneneintritte in ein Zeichen (safkkrdfUt) bestimmt.* § 87. Sonnenjahr. Elemente desselben, Länge der Sonnenmonate etc. 343 Teilen Indiens sind dieselben (wahrscheinlich erst in der uns näher liegenden Zeit) zu Monatsnamen geworden, wie wir bei der Znsammen- Stellung der letzteren (S. 339) gesehen haben. Das mesha-sauhkränü bestimmt den Anfang des Sonnenjahres, den Eintritt der Sonne in den Widder, also das Früh Jahrsäquinoktium ; Tcarha-samlcränti das Sommer- solstitium (dakshiriäyana = wo sich die Sonne südwärts wendet), tiUä (Wage) das Herbstäquinoktium und das wafeira-samÄron^i (Steinbock) das Wintersolstiz (uttaräyana = das Nordwärtsgehen der Sonne). Die grundlegenden Siddhänta kennen, wie schon bemerkt, nur das siderische Sonnen jähr und nicht das tropische; infolgedessen ist ein Unterschied in den samTcränü in dieser Beziehung, ob die Eintritte siderisch oder tropisch zu verstehen sind, erst in den späteren Werken der Hindu- astronomen in Aufnahme gekommen; das safhkränü ohne Rücksicht auf die Präzession heißt niräyana sarnkränti, das tropisch gezählte säyana safhkränü (die jährliche Präzession wird dabei zu 54" an- genommen). — Die Siddhänta rechnen mit den mittleren Bewegungen der Planeten; daher ist auch ein mittleres sarhkränti, welches mit dieser Bewegung der Sonne berechnet ist, um die Differenz zu korri- gieren, um welche da§ scheinbare samkränti dem mittleren vorhergeht. Diese Differenz (bei den verschiedenen Autoritäten abweichend an- gegeben) heißt Sodhya (Gleichung) und wird gewöhnlich zu 2^ 8«*» olp 15^ = 2,1476** angenommen. Das mittlere mesha-samkränti der Epoche des kaliyttga ist daher ebenfalls um diesen Betrag zu ver- bessern, wenn man den julianischen Tag des scheinbaren sathkränti der Epoche haben wül. Der Tag der Epoche des kaliytya, des 18. Februar 3102 v. Chr., entspricht, wenn man diesen Tag mit Sonnen- aufgang beginnt, dem julianischen Tage 588465,75; mit Eücksicht auf das iodhya von 2,1476** Tagen, um welche das scheinbare mesha- safhkränü früher fiel, erhält man also als Beginn der Epoche 588 463,6024*^ julianische Tage. Um also ein scheinbares safhkränü in dnem Jahre des kaliytiga zu berechnen, hat man, vom Tage 588463,60240 der Julian. Epoche ausgehend, die entsprechenden Vielfachen von 365,2 587565 für die gegebene Anzahl kaliyiiga-jB,hve zu bilden und dieses Produkt samt der bis zu dem betreffenden saihkränü aufgelaufenen Tagessumnie (s. die Tagessummen bei der vorhergehenden Zusammenstellung der ifonatslängen) zu der Zahl der Epochentage zu addieren. Mit Hilfe der ScHBAMSchen Tafel (S. 56) erhält man d^ entsprechende Datum der chnstlichen Zeitrechnung. Z. B., wann trat nach dem Surya-Sidd- hänta im Jahre 4136 kaliyuga das ttüä-safhkränü ein? 4000 Jahre = 1461035,02600 Tage 100 „ = 36 525,87 565 „ 344 y. KapiteL Zeitrechnung der Inder. 30 Jahre = 10957,76269 Tage 6 „ = 2191,55253 tulä - sathkränti — 186,90 174 Epochetage = 588 463,60 240 n ?? ScHBAMS Tafel 2 099360,72101 Julian. Tage 2086307 = 1000 n.Chr. 13 053 = 35, September 26; das tulä-safhkränti trat daher ein 1035 n. Chr. 26. September 17^ 18"* (Meridian von Laiikä). Unter ahargavjka verstehen die Hindnastronomen die vom Beginn des Jcaliytiga bis zu einem gegebenen Datum abgelaufene Anzahl Tage, eine ffir manche Rechnungsoperationen wichtige Zahl. Fflr die Berechnung der Sonnen - oAar^atia (der ahargai^a des Sonnen Jahres) geben die Siddhänta verschiedene Kegeln^. Tafeln der ahargai^a mit 1) Zur Illustration der Rechnungsweise der Hinduregeln folgt hier die An- weisung für die Berechnung der Sonnen-oftor^atia nach dem Ärya-Sidähr, .Schreibe die abgelaufene Zahl der Jahre des gegebenen kaliyuga'S^intM 2 mal an, multi- pliziere die erste mit 365^/4; die sweite multiplisiere mit 5 und subtrahiere vom Produkte 1237, dividiere den Rest durch 576, so gibt der Quotient Tage; den ge- bliebenen Rest multipliziere mit 60 und dividiere dann wieder durch 576, so gibt der Quotient die ghatikäy und so erhältst du auch die pala und Hpala, Addiere nun die gefundenen Tage, ghatikay paXa und vipaia zu dem früheren Produkte, so ist die Summe die Zahl der dharga^.* Z. B.: Wie grofl sind die aharga/^ bis zum Beginn des kaliyuga 4164 (= abgelaufenen 4168 Jahren)? 4163 • 865^4 = 4163 • 365 % . 4163 = 1519495d 1040d458b 4168 . 5 = 20815 — 1287 1520535 Rest 216 • 60 12960:576 = 22p Rest 288 » 60 17280:576 = 30^ Die Regel erklärt sich folgendermaßen: Der Überschuß des Ärya-Siddh.' Jahres 365^ 15«b 31p 15^ über 365V4<^ (== 365d 15ffb) ist 31p 15^. Diese sind = 1875^ = 6V4P • 5 = ??Ll^ == ??^_lA. Daa ^odhya beträgt (s. oben) 2* 8«^ 5lP 15^ = ^^^/57e<^ und muß bei der Rechnung subtrahiert werden. Demnach wird im obigen Beispiele die Zahl der Tage -^y,^ , die noch mit 60 • 60 «== S60O 576 zu multiplizieren ist, um ghapikd und paJa zu erhalten: 4163- 5 — 1237 576 • 8600 = 33«^''/57e • 60 • 60 = 33d 59gh 22p 30" ; dieser Betrag kommt noch zum Produkte 4163 • 865^/4 hinzu. — Diese Regel gilt, wenn vom iVeitag ab Wochentagbegiiin gerechnet wird. Zählt man die Woche vom Sonntag (Sfidindien), so kommen § 87. Sonnenjahr. Elemente desselben, Länge der Sonnenmonate etc. 345 Zagrandelegmig der siderischen Jahre des Sürya - Siddhänta und des Ärya-Siddhänta gibt z. B. A. Cunningham (Book of Indian Eros, Tafel XI). Begnügt man sich mit einer nur ungefähren Genauigkeit, so liefern die dem vorliegenden Werke angehängten Tafeln jAcoBia und die ScHBAMSchen Tafeln ebenfalls die ähargaxLa. Die letzteren liefern sie in Julian. Tagen, zu den Resultaten aus Jacobi hat man die Epochentage 588 466 hinzuzufügen, femer gilt bei diesen Tafeln das vollendete (v.) Jahr des kaliytcga, bei den ScHBAMSchen Tafeln das noch laufende (1.) Jahr des haliyuga. Welches ist z. B. die Summe der dhargavM für das Datum 5. ärävana 4156 kaUyuga? Nach Jacobis Tafeln kaliyuga 4100 (Tafel I) 1 497 561 « 55 (Tafel H) 20 089 5. SrävavLa (Tafel TU) 96 4155 (v.) 5. Srävana 1517 746 588 466 Julian. Tage 2106 212 Nach ScHRAifs Tafehi Jcaliy. 4113 (Tafel Ind. Sonnenj. I) 2090407 » 43 ( „ „ „ n) ^ A'>. M 15805 5. Sravana > 4156 (1.) = 4155 (v.) 2106 212 juUan. Tage Durch Division der Julian. Tage mit 7 erhält man auch den zugehörigen Wochentag des aAar^ana - Datums , und zwar entspricht dem bei der Division bleibenden Reste 0 der Montag {somavära)^ 1 der Dienstag {maHgälavära\ 2 der Mittwoch (budhavärä), 3 der Donnerstag {guru- vära)j 4 der Freitag (iuJcravära), 5 der Sonnabend (ianivära) und 6 der Sonntag (ravivära). Im obigen Falle resultiert als Wochentag Donners- tag (Rest = 3). Die sechs Jahreszeiten (ritu) der dritten Periode werden als die Zeit definiert, welche die Sonne braucht, um 2 Zodiakalzeichen zu durchlaufen K Es sind die schon früher genannten : ^Uira = Vor- 2 Tage in Abzug; dies wird berücksichtigt, indem man mit 2 • 576 = 1152 divi- diert and demgemäß 2389 statt 1287 subtrahiert; im obigen Falle 4168 ■ 5 j- 2389 . g^ . g^ === ^^ . 60 - 60 = 31»'%, • 60 • 60 = 31d 59gi» 22p 80t. 1} Sürya-8. XIY (9): «Vom Sonneneintritt in den Steinbock sind sechs Mo- nate nördlich fortschreitend (d. h. Bewegung der. Sonne Tom fMkara-aaikkränH aus. Tgl. oben S. 848), ebenso Tom Krebs sechs Monate südlich. (10) Von da sind die Jahresseiten gerechnet, die kühle, MHra (nimlich vom Steinbock aus) und die übrigen, jede durch zwei Zeichen herrschend. Diese zwölf, beginnend mit dem Widder, sind die Monate, aus ihnen ist das Jahr gemacht.' 346 y. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. frtthling, vasanta = Frühling, grishma = Sommer, varsha = Regen- zeit, äarad = Herbst, hemanta = Winter. Astrologisch hat jede ihren Patron. § 88. Beginn der Sonnenmonate. Die sarhJcränti des Sonnenjahres treten der Rechnung nach zu allen möglichen Tages- und Nachtzeiten des bürgerlichen Tages ein, und man kann daher bisweilen im Zweifel sein, an welchem Tage man den Sonnenmonat (dessen Beginn an die Lage des sarhJcränti ge- knüpft ist) zu beginnen hat. Die Hindu beginnen deshalb dort, wo sie der Rechnung nach dem Sonnenjahre folgen, im allgemeinen den Monat mit dem Sonnenaufgange des betreffenden Tages. In Bengalen fängt man den Monat am nächsten Tage an, wenn das sathiränti beim neuen Monate zwischen Sonnenaufgang und Mittemacht des bürgerlichen Tages (der von Sonnenaufgang zu Sonnenaufgang gezäMt wird) fällt, und wenn das sarhkränti nach Mittemacht zu liegen kommt, am weiteren, also dritten Tage. Liegt z. B. der Zeitpunkt des safhkränti an einem Montage zwischen 10^ morgens und 8^ abends, so fängt man den Monat mit Sonnenaufgang Dienstag an; liegt er aber noch später, 1^ Nachts, so beginnt der Monat erst Mittwoch morgens. In der Provinz Orissa fängt man dagegen den Monat am selben Tage an, auf den das samkränti fällt, ohne Rücksicht auf des letzteren Lage. In Südindien (bei den Tamil und in Tinnevelly) läßt man den Monat, wenn das sathJcränti nach Sonnenaufgang und noch vor Sonnen- untergang liegt, am selben Tage beginnen, falls es aber nach Sonnenuntergang statthat, erst mit dem nächsten Tage. Die Bewohner der Südwestküste Malabar (Malayälam) teilen die helle Tageshälfte in fünf Teile; fällt das sanikränti innerhalb der ersten 3 Teile, so fängt der Monat noch am selben Tage an, andernfalls erst am nächsten. In manchen pafichanga (Kalendern) kommen aber noch andere Abweichungen vor. — Das Sonnenjahr beginnt, wie bemerkt, mit dem mesha-sarnJcränti , dem Monat Vaüäkha entsprechend. Da das mittlere sanikränti um ungefähr 2 Tage später liegt als das scheinbare (vgl. S. 343), so kann man bei Rechnung mit mittla*er Be- wegung der Sonne, den Beginn des mittleren Sonnenjahres auf den 3. Vaüäkha setzen. Die Zahlen in der Kolumne „Korrektionen" der Tafeln I und II (s. Jacobis Tafeln am Schlüsse dieses Bandes) geben dann an, um wieviel Zeit früher ( — ) oder ^äter (-H) als beim Sonnenaufgang (Meridian Laiikä) der Beginn des mittleren Sonnen- jahres Platz greift; z. ß. im Jahre 4036 kaliyuga beginnt (wenn wir von den Korrektionen in I nur d|e nach dem Ärya-Siddhänta benützen) § 89. Mondmonat. 347 das Jahr 2«^ 5p nach dem Sonnenaufgang am 3. Vai^äkha , nämlich : 4000 (Tafel I) Korrekt. = — 16*»» 40p 36 (Tafeln) Korrekt = + 18«?^ 45p 2^^ 5P Mittelst der in Tafel ni neben den Namen der Monate hingeschriebenen „Korrekt.^ kann man auch die Verschiebung des Monatsbeginns un- gefähr beurteilen. Handelt es sich um schärfere Bestimmung der sathkränti, so reichen diese Tafeln nicht aus, es müssen dann die jAGOBischen Spezialtafeln (Epigraphia Indica, vol. II) benutzt werden. § 89. Mondmonat. Nach dem Sürya - Süddhänta hat der synodische Mondmonat 29,5306* , also das Mondjahr zu 12 Monaten 354,3671*. Der Mond- monat (cändra mäsä) zerfällt in zwei Hälften, paksha, und zwar heißt die Zeit des zunehmenden Mondes vom Neumond zum Vollmond die lichte oder weiße Hälfte, ^uMa, iuMha paksha (auch sita, htdi, §uti paksha), die andere vom Vollmond mit abnehmender Sichel die dunkle oder schwarze Hälfte, krishi^ia (bahula, asita, vadya, badi, vati) paksha. Die Zeit des Eintrittes des Neumondes heißt amäväsyä, die des Voll- monds pürnima. Die Hälfte äukla paksha (auch pürva == die frühere oder erste genannt) währt also von der Vollendung des amäväsyä bis zum Ende des pürnimä, und die Hälfte kfishna paksha (auch apara = letzte oder zweite genannt) vom pürrtimä bis zum amäväsyä. Es besteht nun in den einzelnen Teilen Indiens große Verschiedenheit darüber, ob man den Monatsbeginn auf Neumond oder auf Vollmond setzt. Je nachdem man von dem ersteren oder letzteren aus zählt, sind zwei gebräuchliche Systeme zu unterscheiden: das amdnto-System rechnet von Neumond zu Neumond; iukla paksha, die zunehmende Hälfte (lichte Hälfte) steht also in diesem System als die erste, und krishrjLa paksha (die dunkle Hälfte) als die zweite. Das zweite System, pürnimänta, zählt den Monat von Vollmond zu Voll- mond {püfi^imä); in diesem steht krishna paksha als erste und ^ukla paksha als zweite Hälfte. Im allgemeinen bezeichnet man das j^^^i- mänta als das im nördlichen Indien gebräuchliche, das amänta als das in Südindien übliche System^. Über die Verbindung der Mond- monate mit dem Sonnenjahre (Lunisolarjahr) handelt § 91. 1) Es bestehen aber erhebliche Ausnahmen von dieser AUgemeinbeseichnung, indem das pürt^mänta auch in Südindien und das amdnta im Norden vorkommt. So ISfit sich aus den Inschriften nachweisen, daß in Südindien durch viele Jahr- hunderte hindurch in einigen Landesteilen das pun^imänta (nördliche) System ge- braucht worden ist. Offenbar häng^ . dieser Usus mit der Zählweise des Monats 348 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. § 90. Die titU. Eines der wichtigsten Elemente in der Zeitrechnung der Inder ist die tithi K Eine tithi ist der dreißigste Teil der Zeit, die zwischen den Momenten des Eintritts zweier Neumonde yerfließt^ also das, was man einen lunaren Tag nennen kann. Da beim Augenblicke des Neu- mondeintritts (amäväsyä) die Längen von Sonne und Mond einander gleich sind und von da ab der synodische Umlauf des letzteren (= 360^) gezählt wird, so kann man eine tithi als die Zeit bezeichnen^ welche der Mond braucht, um von dem amäväsyä aus 12<* zur&ck> zulegen. Nach einer Bewegung des Mondes von 12® ostwärts von der Sonne endigt die erste tithi; sie wird pratipadä oder pratijyad genannt; nach weiteren 12^ endigt die zweite tithi, dvitiyä u- s. f . Die fünfzehnte tithi läuft ab, wenn der halbe Umlauf des Mondes^ der Vollmond (pürr^imä), erreicht ist (dann sind die Längen von Sonne und Mond um 180 ^^ voneinander verschieden), und heißt dementsprechend 2)ür(timä. Die letzte tithi endigt beim Moment des nächsten Neu- mondeintritts und heißt darum amäväsyä. Die tithi werden, wie an- gedeutet, als erste, zweite «... gezählt und durch die entsprechenden Sanskrit - Ordnungszahlwörter benannt In den Kalendern werden sie gewöhnlich durch die ihnen zukommenden Ziffern, bisweilen auch durch Buchstaben angegeben. Es existieren aber auch viele anderweitige, volkstümliche Bezeichnungen der tithi. Im folgenden gebe ich die Sanskritwörter und die hauptsächlichsten vulgären Namen (die letzteren in Klammem): 1. tithi: : pratipad, pratipadä, prathamä [pä^vä, pädyami] 2. „ ; : dvitiyä [bija, vidiyä 8. „ : tritiyä [tija, tadiyd i- « : chaturthi [chauth, chauthi 5. „ ■ : paüchamt 6. „ ; shashtht [safh] znsammen, welche bei den Stämmen vor ihrer Wanderung oder YerändeniDg ihrer Wohnsitze in Gepflogenheit war; s. B. gebrauchen die Maryadis, die aus Nord- indien nach dem Süden eingewandert sind, noch das mitgebrachte pür^imdmta- System, die Dakhanis in Nordindien das südliche amdnia. 1) Sürya-8. XIV (12): ,Da sich der Mond von Tag zu Tag ostwärts von der Sonne entfernt, ist dieses die Art, die Zeit nach dem Monde su rechnen: ein Mondtag (fitht) ist anzusehen als zwölf G-rad seiner Bewegung. (18) : Der Mondtag (tüht), das karatjM, die allgemeinen (jkbräuche, Heirat, Scheren des Bartes, die Ausfuhrung von G^übden, Fasten, Pilgerschaften werden nach Mondzeit bestimmt. (14): Dreißig Mondtage setzen einen Mondmonat zusammen, welcher ein Tag und eine Nacht der Väter [pitarcu] ist: das Ende des Monats und des Halbmonats [paksha] sind am Mittag, bezw. Mittemacht*. (Manu I 66 bezeichnet als Tag der pitaras die dunkle Monatshälfte, als Nacht die lichte H&lfte.) 7. tithi 8. n 9. n 10. n 11. n 12. « 13. j> 14. n 15. « 30. » § 90« Die tithi. 349 sajytamt ashtamt navami da&ami ekädaM dvädaM \bäras\ trayddaii [teras] chaturdaü pärnimä, paurnimä, pür^tamäü, 2)aficMdaäi [punava, pu/hamt\ amäväsyä, daräa, paüchad^i. Die Länge der tithi ist sehr variabel. Eine mittlere tithi, dem dreißigsten Teil eines synodischen Mondmonats entsprechend, hat 23*^ 37» 28,1'; es kämen somit während eines Sonnenjahres etwa 371 tithi vor. Die sehr veränderliche Mondbewegung und die Un- gleichheit der Sonnenbewegung bewirken indeß starke Schwankungen in der Länge der tithi, welche sich zwischen 21*» 34~ bis 26*» 6"* halten. Infolgedessen können die tithi nicht mit den bürgerlichen Tagen (Tagen des Sonnenjahres) übereinstimmen. Bei der Eechnung nach dem Luni- solarjahr werden die tithi deshalb in der Weise mit den Tagen ver- bunden, daß man dem Tage jenen Namen und jene Ordnungszahl gibt, die die betreffende tithi trägt, welche beim Sonnenaufgange des Tages noch laufend ist resp. an diesem Tage endigt ; z. B. Mägha iuddha panchanyäm (= der fünfte der lichten Hälfte des Mägha) bedeutet, daß an diesem Tage die fünfte tithi der hellen Hälfte des Monats Mägha endet. Bhädrapada iuJcla chaturdaäl ^uJcravära (= Freitag den 14. der hellen Hälfte Bhädrapada) zeigt den Freitag in der hellen Hälfte des Bhädrajyada an, an welchem bei Sonnenaufgang die 14. tithi noch im Laufen war. Für viele Geschäfte, Zeremonien, Opferungen u. s. w. sind aber bestimmte Tageszeiten und feste tithi vorgeschrieben, z. B. das dritte Fünftel, das vierte Fünftel (das letztere z. B. für die Opfer zu Ehren der Verstorbenen). Je nachdem das Ende der laufenden tithi vor oder nach diesen Tagesterminen fällt, richtet sich die Zurechnung der tithi zu dem gegebenen oder ihm vorhergehenden Tage; es tritt also die tithi, welche bei jenen Terminen noch läuft, mit dem Wochentage in Verbindung ^ Verschiedene Werke stellen für die vorkommenden Fälle die Regeln fest. 1) Ein gewisses Opfer soU z. B. an einen Neumond im vierten Fünftel des Tages gebracht werden. Der Neumond laufe von Freitag auf Sonnabend und endige am Vormittage des letzteren Tages. Das vierte Fünftel beginnt aber erst eine Stande nach dem £nde des Neumonds - (»Y/h. Dann ist die tithi nicht mit Sonnabend, sondern mit Freitag zu verbinden und das Opfer noch an diesem Tage zn bringen. — Eines der gebränchUchsten Werke zur Entscheidung solcher Fälle bt gegenwärtig das n^^t^a-aindhu. 350 y. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. Jeder Monat hat, wie oben bemerkt, 30 tithi, also das Jahr 360 tithi. Da aber das Mondjahr nur 354 Sonnentage zählt, so müssen im Laufe des Jahres (und überdies infolge der ungleichen Länge der tithi) eine Anzahl Nichtkongruenzen zwischen den tithi und bürgerlichen Tagen vorkommen. Unterhalb der horizontalen Linie bezeichnen die eingeklammerten Abstände die mit Sonnenaufgang beginnenden Tage , z. B. den 5., 6., 7., 8., 9. Bhädrapada, die Abschnitte A, B, C, D oberhalb der Linie die auf die Tage fallenden tithi Der gewöhnliche Fall ist der, daß eine tithi an irgend einem Tage beginnt und an dem darauf folgenden endet , z. B. die tithi A hat am 4. Bhädrapada angefangen und endet am 5.; im Falle B beginnt die tithi 13 ain 5. Bhädrapada, endet aber nicht am darauffolgenden 6., sondern erst am 7. kurz nach Sonnen- aufgang. Der ganze Zeitraum wird durch ein und dieselbe tithi 13 ausgefüllt, da aber eigentlich zwischen je 2 Sonnenaufgängen eine tithi liegen soll, so fehlt gewissermaßen eine tithi und 13 wird daher wieder- holt, C erhält somit noch die Nummer 13 und ist eine adhika tithi (hinzugefügte tithi). Im Verlaufe des 8. Bhädrapada enden zwei tithi, C und D, während der letzteren D geht die Sonne nicht mehr auf, diese tithi ist also in der Seihe überflüssig, wird ausgeschaltet und heißt hshaya tithi, ihre Nummer wird ausgelassen und der 8. Bhädrapada nach der tithi C, also 13 benannt. Der 9. Bhädrapada koinzidiert wieder mit der tithi 15. Im allgemeinen kommen innerhalb eines Mondjahres etwa 13 hshaya tithi und 7 wiederholte {vriddhi) vor. Die Tage, an welchen keine tithi enden, sowie solche, an welchen zwei tithi ihr Ende haben, gelten als ungünstige Tage. Wie man sieht, hängen die Wiederholungen und Ausschaltungen der tithi von der Lage der tithi gegen die Sonnenaufgänge ab; für Orte, welche nicht zu gleicher Zeit Sonnenaufgang haben, gelten also nicht ein und dieselben Wiederholungen und Ausschaltungen, sondern müssen be- sonders bestimmt werden. § 91. Das Lunisolarjahr. Das Lunisolarjahr überwiegt bezüglich seines Gebrauches in Indien die Rechnung nach dem Sonnenjahre. Obw^ohl die letztere für Zwecke des bürgerlichen Lebens in Bengalen und in einigen Teilen Zentral- und Südindiens und in der Präsidentschaft Madras angewendet wird §91. Das Lunifiolarjahr. 351 so folgt man doch im größern Teile Indiens dem Lunisolarjahre. Bei den meisten Einrichtungen des religiösen Eultos wird, wo nicht durch die Autoritäten die Benutzung des Sonnen jahres besonders vorgeschrieben ist, ebenfaUs nach dem Lunisolarjahre gerechnet. Das Lunisolarjahr (samvatsara mäna) hat 354 oder 355 Tage, das Schaltjahr (adhika-samvatsara) 383, 384 oder 385 Tage. Das Jahr wird mit dem Monat Chaitra, und zwar dem amänta (Neumond) des- selben angefangen. Die Namen der Monate folgen dann wie beim Sonnenjahre : Chaitra, VaUäkha, lyeshtha u. s. f. Wie aus den S. 342 imtgetdlten Längen der Sonnenmonate erhellt, yariieren diese während des Jahres in der Dauer von 31** 15^ bis zu 29^ 8*». Die Länge der Mondmonate ist ebenfalls, und zwar um etwa 12^ veränderlich, außerdem ist sie kleiner als die der Sonnenmonate, woraus hervorgeht, daß die Sormen 'sathJcränti nicht immer mit den Mondmonaten koin- zidieren können. Es bleibt bisweilen ein Mondmonat ohne samkränti, wie im folgenden Beispiel: Mondmonate {amänta) Neumond-, Chaitra Neumond:i adhika VaiMkha Neumonds 7iija Vaiääkha Neumondz lyeshtha Neumond-' sarhkränti paksha 'mesha vrishahha *mithuna lichte dunkle lichte dunkle Schema I. lichte dunkle lichte dunkle Vorstehendes Schema illustriert die Lage der samkränti in einigen Mondmonaten. Die amanto- Monate beginnen immer mit Neumond, ihre lichte (zunehmende) Hälfte folgt also zuerst, die dunkle zuletzt. Chaitra ist der Monat, in welchen das mesha-samkränti (Eintritt der Sonne in den Widder) fallen muß. Dieser Eintritt falle kurz vor den Neumond am Ende dieses Monats, d. h. kurz vor den Anfang des VaUäkha, Da der Sonnenmonat mesha mäsa längere Dauer hat als der Mondmonat VaiMkha, so wird das nächste samkränti erst in den 352 y. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. zweitnächsten Mondmonat fallen; da aber jeder Mondmonat aach ein saihhränti haben soll, so mnß der Vaiiäkha verdoppelt oder viel- mehr ein zweiter Vaiiäkha eingeschaltet werden. Beide Monate, za w^elchen also das 2. sathiränti vfishabha gehört , führen den Namen VaiääJcha, aber der zweite heißt nija (der eigentliche), der erste adhiJca (der hinzugefügte). — Es können aber auch zwei safhkränH in ein und denselben Mondmonat fallen, wie nachstehend gezeigt ist: Pausha ausgeschaltet Mondmonate (amdnta) Neumond. Kärttika Neumondr MärgaMrsha Neumond; Mägha Neumond -* aaüikränti 'vrüchiJca paksha 'dhanus *malara 'iumhha lichte dunkle lichte dunkle lichte dunkle Schema IT. Hier steht das vriShiJca-samkränti kurz nach Beginn des Kärttika, das dhanus'samkränti nach Beginn des MärgaMrsha und, da dieser Monat und der nächste Pavsha zu den kürzesten des Jahres gehören, das makara-sarkkränti noch im MärgaMrsha, kurz vor dessen Ende, es fallen also in den letzteren Monat zwei safhkränti, und es wird der nächstfolgende Monat Pausha als überflüssig unterdrückt (kshaya mä^a = ausgeschalteter, unterdrückter Monat). — Man kann auch so sagen: Wenn 2 Mondmonate (2 Neumonde) in einen Sonnenmonat fallen (wie oben im ersten Beispiele, wo Chaitra und Vaiääkha in den mesha mäsa kommen), so ist der zweite dieser Monate ein adhika- Monat und behält seinen Namen, aber mit dem Beisatze adhika. Wenn jedoch in einem Sonnenmonat kein Mondmonat endet (wie im zweiten Beispiel, wo im Pausha kein samkränti stattfindet), entsteht ein kshaya mäsa = ausgeschalteter Monat ; es wird dann der Name des folgenden unterdrückt, der auf den Sonnenmonat bezogen werden könnte. In der Aufstellung der einzuschaltenden und zu unterdrückenden Monate können, je nach dem Siddhänta, den man zugrunde legt, wegen -der Abweichung der Elemente derselben Differenzen zutage treten. § 92. Ermittlung der tithi und paksba eines gegebenen Datums etc. B53 jedoch nur, wenn irgend ein sarhkränti dem amäväsyä (Neumondein- tritt) sehr nahe liegt; solche Fälle sind selten ^ Wie man aus der Betrachtung der beiden Schemata (S. 351/2) er- sieht, kann man auch aus der Lage der pdksha gegen die Sonnen- monate (resp. samiränti) einen Schluß machen, ob ein gewöhnlicher, ein eingeschalteter oder ein unterdrückter Mondmonat vorliegt. Aus Schema I ist ohne weiteres ersichtlich, daß, wenn beim Beginne und Ende eines Sonnenmonats der Mond im Wachsen ist (helle Hälfte) resp. im Abnehmen (dunkle Hälfte), der Monat zu den gewöhnlichen ge- hört. Nimmt der Mond bei Beginn des Sonnenmonats ab (Schema I, bei Beginn des meaJia mäsa stand Chaitra bereits in seiner dunklen Hälfte) und wächst am Ende wieder (am Schlüsse des me^ha war der Neumond des Vaisäl-ha überschritten und der Mond nahm zu), so handelt es sich um einen adhika -'HoneA {adhika-Vaisalha). Wächst aber der Mond beim Beginn des Sonnenmonats (Schema II, bei Beginn des dhanus-mtiMi war der Mond im Zunehmen) und nimmt an dessen Ende ab (am Ende des dhanus war der MärgasJrsha bald zu seinem Neumond gelangt), so handelt es sich um einen kshaya mäm (Paiisha). § 92. Ermittlung der tithi und paksha eines gegebenen Datums und umgekehrt. Nachprüfung für ein- und ausgeschaltete Monate. Um die tithi für ein gegebenes Datum des kaUyuga' Jahres mittelst der jAcoBischen Tafeln zu finden, hat man die Tafeln I, II, III und lY zu benutzen. Es sei gegeben 4682 kaliy. (v.) 18. VaiSakha (des Sonnenjahres). feria tithi 1) Anom. Tafel I 4600 0 17,60 15 „ II 82 5 7,09 971 „ m 18. Vai§. 1 15,26 544 Summe 6 " 39,95 530 1) Aus der Berechnung der ein- und ausgeschalteten Monate, welche S. B. DIksuit und B. SswELL für die Jahre 300 bis 1900 n. Chr. {kaliyuga 8402—5002) ausgeführt haben, ist hervorzuheben: 1) Einschaltungen kommen gewöhnlich im 3., 5., 8., 11., 14., 16. und 19. Jahre des 19jährigen Zyklus vor. 2) Ein Monat wird innerhalb der 19 Jahre durch eine Zeit hindurch zum eingeschalteten, verfindert aber dann seine Stellung. 8) Abgesehen von den 7 Einschaltungsmonaten des 19jährigen Zyklus gelangen einer oder zwei in den nächsten Zyklus, so dafi nach einer ge- wissen Anzahl Zyklen alle durch andere ersetzt werden. 4) Während der Periode 300 — 1900 n. Chr. waren Märgaitrsha, Fausa und Magha niemals Einscbaltungs- monate. 5) Der erste unterdrückte Monat in derselben Periode trat 404 n. Chr. ein, dann folgten solche in folgenden Intervallen: 19, 65, 38, 19, 19, 46, 19, 141, 122, 19, 141, 141, 65, 19, 19, 19, 19, 46, 76, 46, 141, 141, 78 Jahren. 6) Magha erscheint nur einmal als unterdrückter Monat, MargciMrsha 6 mal, Pausha 18 mal. Andere Monate erscheinen nicht als unterdrückte. Qinzel, Chrouologie I. 23 354 y. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. Die tithi laufen nur von 0 bis 30: von 0 bis 15 für die lichte, von 15 bis 30 für die dunkle Monatshälfte', also sind im vorliegenden Falle 39,95 — 30 = 9,95 tithi der lichten Hälfte abgelaufen (bei mittl. Sonnenaufgang Meridian Lanka). Mittelst Hilfstafel IV c erhält man hieraus wahre tithi: Hilfstafel IV c (Argument: 3) Anom. = 530) = + 0,34 tithi = 9,95 wahre tithi == 10,29 d. h. (11 — 0,71) tithi, oder wenn man die 0,71 mittelst Tafel IV in ghäfika^ umsetzt: 11 tithi — 42^*». Es waren also von der 11. tithi erst 42«^*» verflossen, die 11. tithi endigte im Laufe des 18. Vai^äJcha, und letzterer Tag war daher der 11. der lichten Hälfte {§udi 11), der Neumond fiel demnach 11 Tage früher, 7. VaisäJcha. Die feria geben zugleich den zugehörigen Wochentag an (von Sonntag = 1 an ge- rechnet); da hier feria = 6, folgt 18. Vai^äkha = Freitag. Die indischen Inschriften auf Kupfertafeln u. s. w. erfordern meist die Lösung der umgekehrten Aufgabe : es ist die tithi und der Wochen- tag gegeben, und man hat zu prüfen, ob dies für ein bestimmtes Jahr zutreffen kann. — Da der Tag voraus angenommen werden muß (öfters muß die Rechnung für einen weiteren Tag wiederholt werden), geht man von der tithi beim Jahresbeginn aus, berücksichtigt also nur Tafel I und II. Dieselben geben feria, tithi und D Anom. für den Jahresbeginn. Die tithi des Jahresbeginns subtrahiert man von 30 (da tithi 30 dem Neumond entspricht), der Rest heißt „Index des Neumonds". Zu diesem addiert man die gegebene tithi (des Datums), die Summe bildet den „Index der tithi'*^. Wenn die tithi zur dunklen ^^aisAa-Hälfte gehört, sind noch 15 zur Summe hinzuzufügen (sowohl beim amanto - System, als auch beim purnimänta'System). Mit dem gefundenen „Index des Neumonds" geht man in die Tafel HI ein und entnimmt das Datum, welches dem Index am nächsten liegt, und zwar, wenn das gegebene Datum zum amä7ita - System (Rechnung von Neumond zu Neumond) gehört oder zur lichten Hälfte beider Systeme, nimmt man den (der tithi nächsten) Tag nach dem Neumonde, wenn aber eine tithi der dunklen Hälfte des j^urfilmänta'Sjstems gegeben ist, den Tag vor dem Neumonde. Die mittelst des Index der tithi herausgehobenen feria, tithi y 3) Anom. addiere zur Summe des Jahresbeginns und verbessere die tithi -Summe mittelst Tafel IVc in wahre tithi. Das Resultat zeigt an, welche tithi an dem Datum bei Sonnenaufgang (Meridian Lanl-a) laufend war. Tafel IV d gibt ev. die Länge (das Ende) der 1) Sind die Hihi größer als 15, bo ist 15 zu subtrahieren und der Über- schuß gehört zur dunklen Hälfte, z.B. 18,2 tithi = ^y2 tithi der dunklen Hälfte. § 92. ErmittluDg der tithi und paksha eines gegebenen Datums etc. 355 tithi — Es sei gegeben: ialiyuga 4276, Bhädräpada, sudi 13, ravau (= ravivära, Sonntag) [amänta-Sjstem]. feria Taf. I 4200 1 , II 76 5 beim Jahresbeginn 6 tithi D Anom. 2,19 699 1,27 456^ 3,46 155 3. Äsvtna. Taf. III 2 "1 Hilfst. IV c 833 661 12,29 816 + 0,04 12,33 Die gefundene <«*Ä» = 12,33 entspricht also der tithi 13 der lichten Hälfte und Sonntag (feria = 1), das obige Datum ist somit richtig. Index d. NeulJ = 80 — 8,46 == 26,54 Index d. An. Korr. Taf. I 4000 8,98 523 — 16gh40p Taf. I 4000 8,98 523 — 16gi»40p 1. Ä-aiapa, Taf. III 3,68 339 — 12 31 l.Bhddr.T&nU 5,26 464 + 15 41 12,66 862—29 II 14,24 987 — 0 59' Korr. Taf. IVd -- 0,49 — 18 Taf. IV d -- 0,02 ~ 1 12,17 844 14,22 986 Ind. d. NeuD = 30 — 12,17 = 17,83 lod. des Ncu3) = 80 — 14,22 = 15,78 Für einen eingeschalteten Monat soll der Mond bei Beginn des Sonnen- monats abnehmen, es können also die Jahre in Tafel 11, in welchen die tithi größer als 15,78 und kleiner als 17,83 sind, einen adhika t^ävav^a haben. Gibt einer der tithi, zu dem vom 1. äravana addiert, weniger als 30, so zeigt er die Abnahme des Mondes an; gibt er, zu der tithi vom l.Bhädra- pada hinzugefügt, mehr als 30, so zeigt er Zunehmen des Mondes an, Tafel II deutet darauf hin, daß die Jahre 7, 15, 34, 53 u. s. w. solche tithi haben. Das Jahr 4007 kalvjtcga z. B. wird also einen eingeschalteten ärävana enthalten. In der Tat resultiert für 4007 kaliyuga: 1. ärävarjLa 4007 Korr. aus Tafel IVd Hüfstafel IV c wahi-e tithi tithi 29,82 — 0,20 i Anom. 642 — 7 635 Korr. — IIK" 20P mittl. Sonnenm. mittl. tithi [Chaitra des vorherg. Jahres [29,08] Vatääkha 0,60 Jyeshtha Ashd^ha Srävaiia Bhddrapada AMna 1,52 2,44 3,37 4,29 5,21 Kdrttika 6,13 Märgaürsha FausJia 7,06 7,98 Mdgha Phdlguna Chaitra 8,90 9,82 10,74 [Vaiädkha des folg. Jahres] [11,67] 29,62 + 0,11 = 29,73, demnach abnehmender Mond. In der älteren Zeit kannten die Inder, wie früher schon hervorgehoben worden ist (S. 334), nur die mittleren Be- wegungen von Sonne und Mond und rechneten mit diesen wahrscheinlich auch die Einschaltungen \ Der mittlere Mond- monat ist 54»^ 28p kürzer als der mittlere Sonnenraonat, Eine mittlere Einschaltung tritt ein, wenn der mittl. Neumond 54 *f^ 28p nach Beginn des mittl. Sonnenmonats statthat, oder wenn beim Beginn des letzteren die mittl. tithi zwischen 29,08 und 30 liegt. Wenn also beim Beginn des mittl. Sonnenmonats die mittl. tithi zwischen 0,00 — 0,92 gefunden wird, war der vorhergehende Monat eingeschaltet — Für mittlere Einschaltungen ist neben- steliende Tafel zu benutzen. 1) Die KenntDis der scheinbaren Bewegung ist in Indien kaum vor dem 5. Jahrhundert n. Chr. bekannt gewesen. Aber erst spät gab man das Einschalten § 93. Jahresbeginn. Vollendetes und laufendes Jahr. 357 § 93. Jahresbeginn. YoUendetes nnd laufendes Jahr. Wo die Eechnung nach dem Sonnenjahre im Gebrauche ist, be- ginnt man das Jahr mit dem 1. Tage des mesha-mäsa; wo man der Lunisolarrechnung folgt, mit dem Neumonde des Chaitra (nur im all- gemeinen). Die Anwendung des amCmta- oder des ^wmima;i^a-Systems entscheidet, ob die eine Hälfte des Chaitra noch in das vorher- gegangene Jahr hineinreicht. Das amanto-System fängt den Monat mit Neumond, also mit §u1cla pdksha (der lichten Hälfte) an, das purnimanta mit Vollmond, also mit Jcrishria paksha (der dunklen Hälfte). Die zweite Monatshälfte in dem einen System entspricht immer der ersten in dem andern System, wie leicht ersichtlich mrd, wenn man einige Monate beider Systeme miteinander vergleicht: amänta [Neumond] paJcsha purnimanta [Vollmond] 1. Chaitra I^^^'^^ } Chaitra \Jcrishna\ ^r -.-it ( A nJ ) Vaisakha 1. 2. Vaisakha . . . J^^f« f \ krishna \ 8. Jyeshtha . . . ./f*'« r'''^''' '• \hi^^hna\Ashä(lha 3. Danach muB, da die Monate (d. h. die den gleichen Namen führenden) in dem päri^imänta um eine halbe Monatshälfte gegen jene des amänta voraus sind, beim Jahresbeginn die Ä-nsÄnre-Hälfte des Chaitra noch ins vorhergehende Jahr fallen; im amänta dagegen fängt das Mond- jahr gleichzeitig mit dem Mondmonate an. Das gewöhnliche Lunisolar- jahr nennt man auch, da dessen erster Monat Chaitra ist, ein Chaiträdi- Jahr. Sein Beginn , d. h. der Eintritt der tithi 1 oder , wie es hier heißen wird, Chaitra htkla pratipadä, kann in jede Tages- und Nachtzeit fallen. Da mit dem Jahresbeginn manche religiöse Gepflogenheiten verbunden sind, wird als erster Tag des Jahres derjenige angenommen, an welchem bei Sonnenaufgang die 1. tithi noch läuft. Wenn die 1. tithi über zwei Tage läuft (vgl. S. 350), so wird deren erster Tag, und wenn die tithi ausfällt, der Tag, an dem sie endigt, als Neujahrstag angenommen. Für astronomische Zwecke gilt (allerdings nicht all- gemein) meist der Sonnenaufgang des Tages der 1. thiti oder der vorhergegangenen. Falls Chaitra ein Schaltmonat ist, wird ge- wöhnlich der adhika Chaitra (und nicht der nija) als Eröffnungsmonat des Jahres genommen. Die Chaiträdi' Jahre sind durchaus nicht allgemein in Indien. nach mittleren Längen auf, wahrscheinlich erst nach 1100 n. Chr., da zu Zeiten des SripcUi (am 1040 n. Chr.) noch nach mittleren Längen reguliert wurde und erst Bhdskardchdrya (1150 n. Chr.) die scheinbaren anwendet. 358 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. Es bestehen vielmehr eine Anzahl anderer Jahresanfänge, welche als Eigentümlichkeit der betreffenden Ären auftreten, die geführt werden (näheres im Abschn. E dieses Kapitels). Es gibt KärttikMi d. h. Jahr- formen, die mit dem Kärttika anfangen, Meshädi, die mit Misha be- ginnen u.a.m.*. Von besonderer Wichtigkeit ist das KärttiMdi^ welches das Jahr mit dem Kärttika §ukla pratipadä (September), also sieben Monate später als das CAaifra- Jahr , beginnt. Zum unter- schiede vom letzteren wird es öfters auch als „südliches Jahr" be- zeichnet, während das CAaifra-Jahr ein „nördliches Jahr" genannt wird; diese Bezeichnungen dürfen aber keineswegs geographisch aufgefaßt werden, da beide Arten von Jahren nebeneinander, z. B. im Norden vorkommen. Der Jahresteil vom Kärttika bis Phulguna ist also im nödlichen und südlichen Jahre der gleiche, aber die Monate vom Chaitra bis Äkina gehen im südlichen Jahre um ein Jahr der nördlichen Rechnung voraus. Von großer Wichtigkeit für die Beurteilung des indischen Jahres ist die Unterscheidung, ob es als vollendetes Jahr (v.) oder als noch laufendes (1.) angesehen wird. In den Inschriften werden die Jahre zumeist als vollendete aufgefaßt-; Jahr ^ofÄ^a-Ära 735 heißt „nachdem 735 Jahre der AS\iÄa-Ära verflossen waren", es ist also das 736. laufende gemeint. Die Jahreszahl der vollendeten {gata) Jahre ist immer um 1 kleiner als die des laufenden (vartamäna) Jahres. Die JAcoBischen Tafeln beziehen sich auf das vollendete (v.), die ScHKAMSchen auf das laufende (1.) Jahr. Wie man aus dem bisher Gesagten ersieht, können die in In- schriften enthalteneu Datierungen nur richtig ausgelegt werden, w^enn in Erwägung gezogen wird, ob das angegebene Jahr ein vollendetes oder laufendes ist, ob es zu den nördlichen oder südlichen Jahren gehört und ob es nach dem amänta- oder j;Ärnima7!fa-System ver- standen sein will. Man hat demnach bei der Prüfung der Datierungen in der Hauptsache folgende aus der Kombination dieser Bedingungen sich ergebenden Varianten zu berücksichtigen: 1. Für Daten in den 5 Monaten zwischen Kärttika - Phälguna : a) Die Daten der lichten Hälfte sind (a) vollendete Jahre, (/?) laufende Jahre. 1) Ein Äshd^fia- Jiihr gibt es in einigen Teilen von Kdthiaimiji und Gvjerdt In Orissa beginnt das Jabr mit 12. Bhadrapada. Das Sonnenjahr in Süd-Mala- y&lam beginnt mit dem Zeichen chingam (= simha), in Nord-Malayälam mit kanyd^ auch ÄMna-Jahre kommen vor (bengal. FasU) u. s. w. [S. Abschn. E.] 2) KiELHORN (Featgruß an R. v. Both, Stuttgart 1893, S. 53) hat gezeigt, daß z. B. in 26 Daten nach der FtArama-Ära 25 als vollendete (abgelaufene) Jabre zu verstehen sind. Von 29 Daten der Saka-ÄTH, bis iSaka 1000, gaben 27 voU- endete Jahre, 1 Datum ein laufendes Jahr und 1 Datum ein zweifelhaft bleibendes. Von 26 Daten der JVetrdr-Ära waren 24 nach vollendeten Jahren datiert, u. s. £ § 94. Karana und Yoga. Lagna. 359 b) Die Daten der dunklen Hälfte, vollendet oder laufend, beide nach dem pün^imänta' und amayita-Sjstem der Monate. 2. Für Daten der 7 Monate zwischen Chaitra-Ä^vhia : a) Die Daten der hellen Hälfte sind (a) entweder sogenannte nördliche, laufende Jahre, (ß) nör^iche, vollendete = sud- liche, laufende, (y) südliche, vollendete. b) Die Daten der dunklen Hälfte sind Jahrgattungen der vor- stehenden Art, nach dem pürnimänta und amänta. (6 Fälle.) Was die Berechnung des Jahresbeginns (Sonnen- und Lunisolar- jahr) betrifft, so erhält man denselben direkt aus Schbams Tafeln etwa auf einen Tag genau, oder durch Ermittlung der 1. tithi mittelst der jAcoBischen Tafeln. Das Werk von R. SEi^rELL and 8. B. Dikshit, The Indian Calendar, London 1896, gibt in Taf. I die Jahranfänge von ialiyuga 3402—5002 (300—1900 n. Chr.). Für die Gegenwart haben folgende Jahranfänge Interesse: Beginn des Sonnenjahres Beginn des Lunisolarjahres kaliy. 4972 (1.) 1. Vaüdkha = 11. April 1870 (gr.) 1. Chaitra= 2. April 1870 (gr.) 4982 — 11. „ 1880 iuHa —10. „ 1880 4992 — 11. „ 1890 pratip. —21. März 1890 5002 — 12. „ 1900 — 31. „ 1900 5012 — 13. „ 1910 — 10. April 1910 Manchem Leser wird noch eine ungefähre Kenntnis über die Lage der indischen Monate gegen die der christlichen Zeitrechnung erwünscht sein. Ich gebe das beiläufige Anfangsdatum der Sonnenmonate für den Anfang des 12. Jahrhunderts n. Chr.: 1. VaUäkha = 23. März (jul.) 1. Kärttila = 24. September 1. Jyeshtha = 23. April 1. Märgash'sha = 24. Oktober 1. Äshädljia =24. Mai 1. Paiisha =22. November 1. ärävana = 24. Juni 1. Mägha = 21. Dezember 1. Bhädrapada = 23. Juli 1. Phälgima = 20. Januar 1. Äivina = 25. August 1. Chcntra = 20. Februar § 94. KaraQa und Yoga. Lagna. Außer den Angaben über das Sonnen- und Mondjahr enthalten die indischen Kalender noch einige andere Zeitelemente, unter denen neben den nakshatra die lararia und yoga die wichtigsten sind; alle drei Zeitelemente und auch das lagna werden femer bei der Datierung von Inschriften u. dgl. gebraucht. Wir wollen zuerst die Tcararia und yoga kennen lernen. Die karana sind die Hälften der üthi oder, astronomisch aus- gedrückt, die ZeitintervaUe, innerhalb welcher der Mond 6^ in Länge 360 V. Kapitel. Zeitreclinung der Inder. zurücklegt Es gibt somit 60 Icararjta, und zwar vier feste, welche eine unveränderliche Stellung haben, und sieben bewegliche, die acht- mal im Monat wiederkehren, indem sie 56 mal entweder die erste oder die zweite Hälfte jeder tithi ausfüllen. Jede dieser fi^Ai-Hälften hat ihren Namen. Die 4 festen kararjLa sind: kimstughnay chatushpada, §ahuni und naga, die 7 beweglichen: hava [1], bälava [2], kaulava [3], taitila [4], gara [5], variij [6], vishfi (oder bhudrä, kalyäni) [7]. Die Reiheufolge, in welcher die fi^At - Hälften diese Namen im Ver- laufe des iukla und krishfia paksha annehmen, wird nachstehend ersichtlich : karana tithi 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 der 1. Hälfte der 2. Hälfte der tithi der tithi kifhstughna bälava [2] taitila [4] vanij [6] bava [1] kaulava [3] gara [5] v'whti [7] bälava [2] taitila [4] vanij [6] bava [1] kaulava [3] gara [5] vishti [7] bava [1] kaulava [3] ^rara [5] tnsAfi [7] bälava [2] taitila [4J vani; [6] 6at?a [1] kaulava [3] ^rara [5] msA^i [7] bälava [2] taitila [4] t'awy [6] öara [1] X;arana 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 der 1. Hälfte der tithi bälava [2] taitila [4] vanij [6] bava [1] kaulava [3] gara [5] vishfi [7] bälava [2] taitila [4] varii; [6] ftava [1] kaulava [3] ^rara [5] rib'Afi [7] chatushpada- der 2. Hälfte der <»{A» kaulava [3] ^rara [5] ri^Äfi [7] bälava [2] fai^iZa [4] ^'an?; [6] bava [1] kaulava [3] ^a^a [5] H^Ä^i [7] bälava [2] taitila [4] ^'«t^Ü [6] Die beiden Monatshälften , die lichte und die dunkle , sind in dieser Zusammenstellung durch einen Vertikalstrich geschieden. Am Anfang und Ende stehen die festen kararta, die beweglichen wiederholen sich innerhalb des Monats nach je sieben Tagen in derselben Weise. Jedes karana hat seinen Beherrscher und seinen günstigen oder ungünstigen Einfluß auf die verschiedenen Arten menschlicher Tätigkeit: so ist sakuni geeignet für die Vornahme ärztlicher Handlungen, für das Studium, das Lesen der heiligen Texte, näga günstig für die Abhaltung von Hochzeiten , für die Grundsteinlegung des Hauses u. s. w. Man 1) Die obige Reihenfolge der 4 festen karaf^ ist nach dem PaMutsiddhdfUikd, c. III 19, angesetzt, sie entspricht der im westlichen Indien gebräuchlichen Weise. Der Sürya-S. (II 67) setzt die Folge der festen karaf^ etwas anders an : iakuni, näga^ chatushpada, kithstughtia. ,§ 94. Karana und Yoga. Lagna. 361 versteht Meraas den Grund, warum in den Kalendern und Inschriften die karai^a angegeben werden. Ein gegebenes Jcarana erlaubt die Ermittlung der entsprechenden Tageszeit. Man hat nur die üthi bei Sonnenaufgang des betreffenden Tages zu berechnen und mit der tithi zu vergleichen, welche dem Jcarana zukommt. Es sei gegeben das Datum Icaliyuga 4319, Märga- sirsha &udi 5, Tcaraxta hälava. Zur Berechnung der tithi hat man tühi 3 An. Ind. d. Neu D = 30 — 28,10 = 1,90 Ind. d. tithi = 1,90 + 5 = 6,90 (s. die Eegel zur Ermittelung der tithi S. 354) Aus Tafel III Ind. d. 6,90 = 28. Mär- gasirsha Tafel I 4300 = 27,78 251 ,, n 19 = 0,82 864 "28,10 115 6,09 783 m- 4,19 Hilfstafel IVc + 0,17 898 tithi bei 0 Aufg. = 4,36 Da das Jcararia hälava des 5. Tages der lichten Hälfte gegeben ist, liegt der Anfang dieses Icararia in der Mitte der tithi 5 d. h. bei 4,50; für die tithi bei Tagesbeginn (Sonnenaufgang) war gefunden 4,36, also ist der Anfang von häluva 4,50 — 4,36 = 0,14 tithi nach Sonnen- aufgang, oder (Tafel IV d) 0,14 tithi = S^*». Die in dem Beispiele ge- meinte Zeit ist somit 28. Märgaäirsha, 8«^ bis etwa 37«^*^ nach Sonnen- aufgang. (Die Länge eines Jcarana beträgt ungefähr 29 V»^**.) Die Zeit, welche die Summe der Bewegung in Länge von Sonne und Mond beansprucht, um den Betrag der Ausdehnung eines Mond- hauses, d.i. 13^ 20', zu erreichen, heißt ein yoga. Das Maximum dieser variierenden Größe beträgt etwa 24*» 36™, das Minimum 20*» 53»". Die yoga sind, wie man aus der Definition ersieht, den naJcshatra ver- wandt und diesen an Zahl gleich, nämlich 27. Die folgende Tafel enthält die Namen der 27 yoga, die ihnen zukommende Länge und als Hinweise die Nummern der entsprechenden naJcshatra^ letztere von a^ini = 1 ab gezählt: 0. Name d. yoga LäD ige korretp. No. d. naksh. 1 mshkamhha 00 0- - 13« 20' 1 2 pnti 13 20 - 26 40 2 3 ayushmat 26 40 - - 40 0 3 i saubhägya 40 0 - 53 20 4 5 Sobhana 53 20- ■ 66 40 0 6 atigati4a 66 40- - 80 0 6 7 suJcarman 80 0- - 93 20 7 8 dhriti 93 20- -106 40 8 362 y. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. No. Name d. yoga Länge korreip. No. d. naksh 9 iüla 106040'- -120« 0' 9 10 11 gav4a vriddhi 120 0- 133 20 - -133 -146 20 40 10 11 12 dhruva 146 40 - -160 0 12 13 14 vyägMta harshaidM 160 0- 173 20- -173 -186 20 40 13 14 15 16 17 18 19 20 vajra siddhi (asrij) v^yatipäta vartyas parigha äiva 186 40 - 200 0- 213 20- 226 40- 240 0- 253 20- -200 -213 -226 -240 -253 -266 0 20 40 0 20 40 15 16 17 18 19 20 21 siddha 266 40 - -280 0 21 22 sädhya 280 0- -293 20 22 23 Sübha 293 20 - -306 40 23 24 äukia 306 40 - -320 0 24 25 brahman 320 0- -333 20 25 26 indra 333 20- -346 40 26 27 vaidhriti 346 40 - -360 0 27 Die yoga gelten im allgemeinen als Zeiten, die für bürgerliche Geschäfte und für das Ausführen eines Vorhabens nicht günstig sind; vielleicht gerade deswegen eignen sie sich zu mildtätigen Gaben^ Vornahme von Schenkungen und werden in dieser Beziehung von den Inschriften erwähnt; namentlich die yoga 17 vyatipäta und 27 vaidhriti werden als Zeiten von Schenkungen genannt^. Zur Berechnung der yoga bedarf man der Längen von Sonne und Mond zu der gegebenen Zeit. Dann gibt die Summe dieser Längen mittelst der vorstehenden Tafel sofort Nummer und Namen der yoga. Die Sonnen- und Mondlängen erhält man mit Hilfe der JACosischen 1) S. die ausführliche Darstellung, welche ALBtRÜNis India (11 204 u. 194, edit. Sachau) über die yoga und karavta gibt. — Von den oben aufgeführten yoga sind die 28 rein astrologischen yoga zu unterscheiden, welche sich nach besonderen Tagen richten, auf die sie in bestimmter Reihenfolge, den nakshatra entsprechend, fallen. Die Namen dieser yoga sind nach Colebrooke (Mise. Essays, II, 1887, S. 363): 1. änanda, 2. käJadaiüdaj 3. dhiimra, 4.prajdpati, 5. satmiya, 6. dhvdneshOy 7. dwqja, 8. ärii^atsa, 9. vajra, 10. mudgara, 11. khatra, 12. maitraj 18. mdnasoy 14. padma, 15. lamhuca, 16. utpäta, 17. mrityu, 18. cäna, 19. siddhi, 20. ^hha, 21. amrita, 22. miisula, 23. gada, 24. mdtanga, 25. räkshasa, 26. chara, 27. sfhira, 28. pravardha. [Einige von diesen Namen sind mit denen der Jupiterjahre (s. S. 370) gleichlautend.] § 95. Nakshatra und Finsternisse. 363 Tafeln. Da diese Längen auch zur Bestimmung der nakshatra ge- braucht werden, wird ihre Ermittlung im nächsten Paragraphen ge- zeigt werden. Für das folgende Beispiel entnehmen wir deshalb im voraus die Zahlen, und zwar für den 28. Märga^rsha 4819 JcaUyuga, Tagesbeginn : 0 Länge = 237o 35' 5 Länge ^89« 54' Summe "= 167<> ~29'. Dieser Länge entspricht [s. Tafel S. 362] No. 13 vyäghäta [160^ 0'— 173« 20']. Bei Beginn des 28. Märgai7rsha war vyäghäta noch im Laufen und endete 5» 51' (173» 20'— 167^ 29') oder (s. Tafel IV e) 2i^^ 47p nach dem Anfange von No. 14 harshari^a. Das lagna endlich, welches bisweilen in den Inschriften angegeben wird, bezeichnet die Zeit des Tages, zu welcher die Schenkung, Ent- schließung oder überhaupt die Handlung vorfiel, von der die Inschrift Zeugnis gibt. Astronomisch wird das lagna als die Zeit des Auf- ganges eines der räH (Zodiakalzeichen) über den Horizont definiert, oder genauer als die Zeit, zu welcher ein gegebener Punkt der Ekliptik im Osthorizonte ist. Das lag^ia wird nach den Siddhanta aus der Schattenlänge berechnet, den die Beobachtung des Gnomons ergibt ^. § 95. Nakshatra und Finsternisse. Die Namen der 27 nakshatra wurden schon angegeben, desgleichen die Ausdehnung der nakshatra in Länge (s. S. 328). Es wurde be- merkt, daß sich 2 Systeme vorfinden, eines, welches die Mondstationen nach Intervallen von gleicher Länge, 13<> 20', anordnet, und ein anderes, 1) Nach der Pahclumddhantikd lautet die Regel (c. II, II): «Dividiere 36 durch die Somme, gebildet von 12 und der Differenz des gegebenen Schattens gegen den Mittagschatten, und füge die Länge der Sonne hinzu: das Resultat ist das lagna d. i. der Ekliptikpunkt des Osthorizontes.'' — Für den Mittag wird der Abstand der Sonne vom Ekliptikpunkte im Fafichasiddhäntikä zu 3 Zeichen = 90^ angenommen. Bei Mittag, wenn die Länge des gegebenen Schattens mit der des Mittagschattens zusammenfällt , ist die Länge des lagna = 0 Länge -f- ^ Zeichen, das lagna aufierhalb der Meridians (Vor- oder Nachmittag) entspricht dem Pro- portionalteile der gegebenen Schattenläuge. Der Siddhanta gibt der Proportion die folgende Form, wo t die gegebene Länge, m die Mittagslänge des Schattens ist, 12 . 3 Y^ — ^ , nämlich : wenn die Differenz von t und m beträgt 12, so ist das la^fna gleich der Sonnenlänge -|- 3 Zeichen ; wieviel beträgt das lagna, wenn die DifiPerenz t — m beträgt x -}- 12? Man hat demnach den Betrag der Proportion zur Sonnen- länge zu addieren, um die jeweilige Zo^na-Länge für eine Zeit zwischen Sonnen- aufgang und Mittag zu erhalten. 364 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. welches ungleichlange Intervalle gebraucht. Zu dem Systeme letzterer Art von Gaega (a. a. 0.) haben wir noch das Brahma- Siddhdnta- System (von Beahmagitpta und anderen beschrieben) anzufügen, welches von der mittleren täglichen Mondbewegung 13<> 10' 35" Gebrauch macht. Diese Systeme mit ungleichen Intervallen wurden in früherer Zeit viel angewendet und repräsentieren wohl die ursprüngliche Teilungs- ai-t des Mondweges ; gegenwärtig sind sie nicht mehr in Gebrauch und wird nur das System von gleichen Längen benützt; in der folgenden Zusammenstellung ist letzteres deshalb nochmals aufgeführt. Die Zahlen der Tafel beziehen sich auf die Endpunkte der naJcshatra. Was die Identifizierung der Hauptsteme (yogatärä) anbelangt, welche die einzelnen Mondhäuser bestimmen, so rührt der erste Versuch hierüber von Le Gentil her^; in der Folge sind mit solchen Bestimmungen CoLEBRooKE, J. BuEGES8 uud namentlich A. Webee- zu nennen. In der nachstehenden Tafel sind die letzteren Bestimmungen sowie die Stemnamen eingefügt, welche Albieuni'^ nach dem IchanialhädyaTca des Beahmagupta angibt. No. u. Name d. Gleich- teiliges System 13*20' Ungleichteil. System d. Brähma- Siddh. 13* 10' 35" 1 Yogatdrd nach ndkshaira AT.BfHüNI alahara- COLE- BROOKE BUROESS A. Weber I. äsvini a Arietis 1 1 ß Arietis ß 7 tan Arietis 2. bltarani 26 40 19 45 S2»5 albufain 1 Musca 35, 41 35. 39. 41 Arietis Arietis 3- krütikä 40 0 32 56 27,5 1 alihu- 1 • •* ri Tauri ri Tauri? ! ri Tauri 4- rohii^i 53 20 52 42 20 TUlya ■ aide- bardn u. der l Aquarii X Aquarii 0. ^totara^ 1 d. Wasser- 1 ' | mann ' 1 26.' purra-hha- 333 20 327 3 32,5 ? a Pegasi ii Pegasi aß drapada . Pegasi 1 27.' u | ' 1 1) Die Bedeutung der Namen der erklärt werden) gebe ich nach Burgbss No. 1 : die Bosseschirrer , 2: die Fortführenden t 3: die Verflochtenen (Plejaden) t 4: die rote, aufsteigende I 5: Haupt des Rehs (Antilope) s 6: die feuchte nakshatra (nicht alle können befriedigend und Weber: No. 7: die wieder gut (machende) , 8: das nährende Gestirn [Heilgestirn j , 9: die UmschÜDgenden ^ 10: die mächtige (Herrschaft) , 11 : die erste schimmernde , 12: die zweite 366 V. Kapitel. Zeitrechnung der luder. Für die Bestimmung der Eintritte des Mondes in eines der 28 naJcshatra ist die Länge des Mondes erforderlich. Aus den jAcoBischen Tafeln erhalten wir dieselbe mittelst der titki. Eine tithi drückt die Distanz des Mondes von der Sonne aus, nämlich die Zeit, welche der Mond braucht, um von der Sonne eine Entfernung von 12^ zu er- reichen (S.348). Eine gegebene tithi ist daher mit 12 zu multiplizieren, um die entsprechende Distanz Sonne-Mond in Graden zu finden. Addiert man zu dieser Distanz noch die Sonnenlänge, so resultiert die gesuchte Mondlänge ; der Eingang mit diesem Betrage in die vorstehende Tafel liefert dann sofort das entsprechende naJcshatra. In dem Beispiele (S. 861) für das Datum 28. MärgaSirsha 4319 hdiyuga hatten wir gefunden tithi (bei Tagesbeginn) = 4,36, folglich war die Distanz Sonne-Mond = 4,36 . 12« = 52^ 19'. Die Sonnen- länge gibt Tafel III für den 28. Märgaiirsha = 237o 49'; sie muß aber noch um die Differenz zwischen der Sonnenlänge bei Beginn des mittleren Sonnenjahrs und bei Begimi des Tages (in Tafel I und II als „Korrekt" bezeichnet) verbessert werden. Die gefundenen gkatikä und pala werden als Bogenminuten betrachtet und mit entgegen- gesetztem Zeichen an die Sonnenlänge angebracht. Taf. I 4300 Korr. [Ärya-S.] = + 19e^Sb? Sonnenlänge = 237« 49' , II 19 , — 5^ 6 Korr.— 14 ~+l4gh29P=+ 14' 237-85' Für den Tagesbeginn des 28. MärgasTrsha ist also die Sonnenlänge = 237« 35', hierzu die Distanz Sonne-Mond = 52^ 19' gibt die Mond- länge 289^ 54'. Dieser entspricht in vorhergegebener Tafel das Mond- haus Nr. 23 sravana. Da 293^ 20' den Endpunkt von §rava/na vor- steUt, stand der Mond 293» 20— 289» 54' = 3« 26' oder (nach Taf. IVe unter Voraussetzung einer mittleren Zunahme der Mondbewegxing) 15»^ 38p vor dem Eintritte in das nächste naJcshatra. Die bisher erwähnten Zeitelemente der naJcshatra y larana, yoga^ lagna kommen in den indischen Inschriften nicht selten vor. In den den von Kielhorn gesammelten 200 Inschriften mit ausschließ- licher Datierung nach der äalca-kx^ werden neben dem Datum die naJcshatra 39 mal angegeben, die nalcsJiatra und yoga sechsmal, die No. 13 : die Haud No. 21 : zweite unterjochte , 14: die Wunderbare, Glänzende , 22: der Erobernde , 15: das Schwert, die Verbannte , 23: das Gehör, Ohr , 16: die Zweizinkige, Gabelförmige , 24: die Berühmte , 17: die Heilbringende, Günstige , 25: hundert Arzte , 18: die älteste « 26: erster \ Gliücksschritt „ 19: Wurzel, Ursprung « 27: zweiter/ „ 20: erste unterjochte , 28: die reiche § 95. Nakshatra und Finsternisse. 367 iiakshatra, yoga und karana zehnmal, das lagna zehnmal ; femer waren 21 mal Sonnenfinsternisse vermerkt. Die Finsternisse finden nicht etwa wegen des asti-onomischen Interesses ihre Erwähnung in den Inschriften, es sind vielmehr CJnglück bringende Erscheinungen', die beschworen werden müssen und sich darum zu Gaben und Schen- kungen aller Art besonders eignen. Vornehmlich gelten Schenkungen bei Sonnenfinsternissen, die auf den Sonntag, und bei Mondfinster- nissen, die auf den Montag fallen {chüdämani genannt), für höchst verdienstlich. Da die Finsternisse infolge dieses naiven Glaubens mit in den Kreis der Zeitelemente treten, gewinnt ihre Erwähnung auch chronologische Wichtigkeit, und sie dienen im Vereine mit den anderen Zeitelementen zur Verifizierung des Datums der Inschriften. Die von den Inschriften gemeldeten Finsternisse sind zum Teil be- obachtete, zum Teil berechnete; namentlich in den mehr zurückliegenden Zeiten scheinen sich die Hindu an die Rechnung gehalten zu haben ^. Wahrscheinlich wollte man zum Zwecke frommer Schenkungen die Finsternisse besonders auswählen und diese mußten daher rechnerisch vorher bestimmt werden. Die in den Inschriften der späteren Jahr- hunderte, namentlich aber in denen nach 1000 n. Chr. auftretenden Finsternisse dagegen sind augenscheinlich beobachtete, vielfach an dem Orte der Inschrift sichtbar gewesene, oder doch nach Indien fallende Finsternisse. Ihre Erwartung war jedenfalls durch die Kalender vor- bereitet, und während des pumja-Mla, nämlich während der faktischen, für das Auge wahrnehmbaren Zeitdauer der Verfinsterung, vollzog man die entsprechende beabsichtigte fromme Handlung. Die inschrift- lichen Finsternisse scheinen daher einer etwas verschiedenen Beurteilung zu bedürfen: die Finsternisse der alten Zeit wird man mehr mit den von den Indem selbst angewendeten Rechnungsvorschriften der Siddkänta zu kontrollieren haben, während man auf die uns zeitlich näher liegenden die Grundsätze unserer modernen Astronomie anwenden 1) Welche Einflüsse auf alle Dinge von den Finsternissen ausgehen und was ihnen alles je nach ihrer zeitlichen und örtlichen Ereignung unterliegt, darüber gibt z. B. Kapitel V der Brihat-Samhäd lehrreichen Aufschluß. 2) Dies geht aus dem Umstände hervor, daß sich unter den älteren Finster- nissen der Inschriften viele finden, die überhaupt nicht in Indien sichtbar gewesen sein können. Kielhorn (Ute Sonnen- und Mondf. in den Daten ind, Inschriften. — Nachr. d. Ges. d. W. Göttingen, phü. KL, 1896, S. 59) hat 62 Inschriften mit Sonnenf., 65 mit Mondf. untersucht. Von 32 Sonnenf. (vom 8. Jahrh. ab) waren 29 an den Orten der Inschriften sichtbar, von 47 Mondf. waren 46 sichtbar. In späterer Zeit mußte offenbar der put^ya-käla, die Zeit einer faktischen Phase der Ver- finsterung, wirklich vorhanden sein, wenn man ein frommes Werk stiften wollte. War eine Finsternis in Indien nicht sichtbar, so existierte kein punya'käla\ ging Sonne oder Mond verfinstert auf, so zählte man den pui^ya-Mla vom Sonnen- resp. Moodaufgange ; im Falle die Verfinsterungen bei Untergang eintraten, dauerte die geeignete Zeit für die betr. Handlung nur bis Untergang. (So die Textbücher.) 368 y. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. wird. — R. ScHBAM hat im Anhange zu dem schon erwähnten Werke von Sewell - DiKSHiT die auf den OppoLZBESchen Kanon der Finstei'- nisse gegründeten zwischen 300 — 1900 n. Chr. in Indien sichtbar ge- wesenen Sonnenfinsternisse geliefert, und R Sbwell in der ContintLa- tion des ersteren Werkes (London 1898) auch die Mondfinstemisse desselben Zeitraums. — Handelt es sich darum, nach indischer Weise zu rechnen, so können die angehängten jAcosischen Tafeln auf folgende Art hierzu benutzt werden. Die Tafeln H, III, IV b ent- halten eine Kolumne, „© vom 3) Knoten"; nach den indischen Astronomen . X u . x7 . r^ry- . i gewifl, wcDü 0 V. IKo. Ewischcn 0— 90 od. 910—1000 ist bei Neum. eine OPinst [ l^^^^y,^ ^ ^ ^ 91^105 , 909- 895 [tühi = 0 od. 30] unmöglich, , „ , 106-894 h«; Vnii« «;no T>Fi«.* / S^^i^» » " ,0-58 od. 942-1000 bei Volhn. eine 3)Fm8t. | fr^^cb, , , , 59- 75 . 911- 923 [hYÄt = 15,0] unmöglich, , , , 76—922 Da nur auf Mondfinsternisse, die nach Sonnenuntergang, resp. auf Sonnenfinsternisse, die vor Sonnenuntergang stattfinden, Rücksicht ge- nommen wird, so nimmt man einen mittleren Sonnenuntergang resp. Aufgang von SO«*» an. Die Korrektion für die tithi und die J) Anom. ist dann (Tafel IV d) 0,51 resp. 18. In einem gegebenen Beispiele hat man die folgende Rechnung: z. B. l'dliy. 4030, Mägha äudi 15, Sonntag, soll eine Mondfinsternis gewesen sein. feria tühi 3) An. 0v.a)Kn. Taf. 1 4000 u. IVb 1 8,98 523 62 , II 80 3 2,19 684 228 4 11,17 207 290 26.itfd^ÄaTaf.III 4 2,81 815 712 obige Korrektion 0,51 18 3» 1 14,49 40 5 JAn. Taf. IVc 4- 0,52 wahr, tühi — 15,01 Ind. d. Neu:) = 30 — 11,17 = 18,83 Ind. d. Hthi = 18,83+15 = 3,83 Taf. III = 27. Mägha. «tYÄt = 15,01 zeigt an, daß Voll- mond war (Merid. Lanka) £ V. D Kn. = 5 liegt zwischen den oben angesetzten Grenzen 0 — 58 und besagt, daß die Mondfinsternis sicher stattfand; feria 1 gibt als Tag den Sonntag; demnach ist die Datierung richtig. § 96. Der 60jfthrige nnd der 12jfthrige Jnpiterzyklas. Zu den bisher beschriebenen Zeitelementen treten in den Kalendern und Inschriften noch der 60 jährige Jupiterzyklus und die beiden Arten des 12 jährigen. Wie schon früher bemerkt (S. 324), haben die Methoden, 1) Das Argum. 0v.J^Kn. ist in den Tafeln als 1000 teilig verstanden. Einem Tage entspricht 0 v. 3^Kn. etwa 6, daher für 30«»» = V« Tag 0 v, 2'Kn. = 3. § 96. Der 60jährige und der 12jShrige Jupiterzjklus. 369 die Bewegung des Planeten Jupiter zur Zeitmessung zu benutzen {bärhaspatya mäna = das Maß des Jupiter), ihren Ursprung schon in der zweiten Periode der Zeitrechnung der Inder. Die Kenntnis der Länge der Planetenjahre findet sich auch bei den Chinesen der alten Zeit, ist aber bei diesen nicht über die Astrologie hinausgekommen. Wann die Jupiterjahre in den praktischen Gebrauch der indischen Zeitrechnung übergegangen sind, läßt sich nicht mit Sicherheit fest- stellen ; in den Inschriften scheinen sie nicht über das 4. Jahrh. n. Chr. zurückzureichen (sicher treten sie um 530 n. Chr. auf). Der Surya- SUddh, erwähnt die Jupiterjahre schon wie eine altbekannte Art von Zeitmessung ^ a) Der 60jährige Jupiterzyklus. Das Jupiterjahr, gewöhnlich samvaUara (= Jahr) genannt, wird in dem Sinne verstanden, daß es die Zeit bedeutet, welche der Jupiter braucht, um mit seiner mittleren siderischen Bewegung einmal durch eines der 12 Zeichen des Zodiakus zu laufen. Sechzig solcher „Jahre" bilden den Brihcispati mmvatsm-a chakra (oder Bärhaspatya sarhr. eh.),- Die Siddhanta weichen in der Angabe der Länge dieses Jahres von- einander ab; aus den drei wichtigsten Ansätzen resultieren folgende Jahreslängen : Surya-S. Äiya-S. Brähvi.-S. Bürgert. Tage in einem yuga: 1577 917 828 1577 917 500 1577916450 Jupiterrevolut. in einem yuga : 364 220 364 224 364 226,455 demnach Länge [Tage] eines Umlaufs: 4332,32065 4332,27 217 4332,24009 also Länge des Jup.- Jahrs = Vi2 = 361,026 721 361,022 681 361,020007 Abgesehen von der, wie man sieht, nicht unwesentlichen Verschiedenheit in der Länge des Jupiterjahres kommt es noch darauf an, ob und von welchen Mja man Gebrauch macht '-, woraus öfters eine ziemliche 1) Surya-S. XIV (1. 2): ^Der Arten der Zeitmessung sind neun, nämlich jene des Brahma, der Götter, der Väter, des FrajäpaH (nach Patriarchaten, s. S. 887), des Jupiter und der Sonne, die bürgerliche, Mond- und Stemzeit. Von vieren, nämlich der Sonnen-, Mond-, Stemzeit und bürgerlichen Zeit, wird von den Leuten Gebrauch gemacht; jene des Jupiter ist durch das Jahr des 60jährigen Zyklus bestimmt; von den Übrigen wird kein Gebrauch mehr gemacht*. 2) Die Hindu haben mit der Zeit (wahrscheinlich schon im 11. Jahrh. n. Chr.) die Abweichungen bemerkt, welche aus der von den Siddhanta angegebenen Be- wegung der Planeten gegen die wirkliche hervorgeht. Mit den Elementen des SArychS. würden z. B. flir die gegenwärtige Zeit bei einigen Planeten bis zu 9^ Abweichungen in den Orten derselben eintreten. Im 16. Jahrhundert haben die Oinsel, Chronologie I. 24 370 y. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. Differenz in der Lage der Jupiterjahre sowie des Anfangs und Endes derselben resultiei-t. Jedes Jahr des Brihaspati'ZjldxxB hat seinen Namen (bei einigen kommen Varianten vor); die Namen scheinen späteren Ursprungs zu sein als der Zyklus selber. Als Ausgangspunkt nimmt der Sürya- Siddh. das Jahr vijaya, die meisten Siddhänta rechnen dagegen von prabhava; im folgenden sind beide Zählungen (durch die Nummern 1, 2, 3 ... und (1), (2), (3) . . .) angedeutet. No. Namen der Jahre 1 . No. Namen d«r Jahre No. | Nameo der Jah 1 re ('5) I prabhava (35) 21 aarvajit (55) 4« plavanga 2 ribhava (36) 22 sarvadJidrin (56) 42 kilaka (16) 3 kikla (37) 23 virodhin (57) 43 saumya (•7) 4 pramöda (38) 24 ' vikfüa (58) 44 sddhäratfu (18) 5 j prajdpati (39) 25 khara (59) 45 virödhakrit (•9) 6 aifigiras (40) 26 nandana (60) 46 paridhdvin (20) 7 j 4nmukha (41) 27 vijaya (0 47 pramddin (21) 8 bMva (4«) 28 jaya (2) 48 dnanda (22) 9 i yiivan (43) 29 manmaiha (3) 49 rdksham («3) lo 1 dhätfi (44; 30 dunnukha (4) 50 ancda (*4) 1 1 Ucara (45) 3' hemalamba (5) 5« piflgala (»5) 12 hahudhanya (46) 32 vilamba (6) 52 kdlayukta (26) 1 3 i pramathin (47) 33 vikärin (7) 53 siddhärtin (27) 14 vikrama (48) 34 Mrvarin (8) 54 raudra (28) 1 5 vrisha {bhfiiya) (49) 35 plava (9) 55 durmati (29) 16 chitrabhdnu (50) 36 iübhakrit (10) 56 dundubhi (30) 17 mbhdnu (51) 37 iöbhana (■•) 57 rudhirödgdrin (3«) 18 tärana (5*) 38 krödhin (12) 58 raktdsha (32) 19 pdrthiva (53) 39 viävdvasu ('3) 59 krödhana (33) 20 vyaya (54) 40 : pardbhava («4) 60 kshaya (34) Man hat zwischen einem nordindischen 60jährigen Zyklus zu unterscheiden, bei welchem die Jahre nach der faktischen Jupiter- bewegung angeordnet werden, und dem südindischen, bei welchem die Jupiterjahre mit dem Lunisolar- resp. Sonnenjahre zusammen- fallen. Wir betrachten zunächst den ersteren Zyklus. Da nach dem Surya-Siddh. die Länge des Jupiterjahres (ohne hija) 361,026721 Tage beträgt (s. oben) und die Länge des siderischen Sonnen Jahres 365,258 756 (s. S. 342), so ist das Jupiterjahr um 4,2320 Tage kürzer als das Sonnenjahr, sein Anfang wird sich also im Sonnenjahre verschieben, so daß nach einer gewissen Jahresreihe der Fall eintreten indischen AstroDomen deshalb Verbesserungen, bija (oder vijä)y eingeführt. Für den Jupiter beträgt das bija nach Bentlet — 8 RevoL, also die korrigierte Zahl 364 212 Kevol., demnach ist das Japiterjahr des Sürya-S. 861,034651 Tage. Im allgemeinen werden bei Rechnungen mit den Grundlagen der Siddhänta die bija erst für die Zeit nach 1500 n. Chr. mit berücksichtigt. § 96. Der 60 jährige und der 12 jährige Jupiterzyklus. 371 wird, daü zwei Jupiterjahre in einem Sonnenjahre anfangen und z. B. das eine Jupiterjahr kurz nach Beginn des Sonnen jahres anfängt, während das zweite seinen Anfang kurz vor dem Ende des Sonnenjahres hat. Da unter Annahme der obigen Zahlen 85,309 Sonnen jähre 86,309 Jupiter- jahren gleich sind, so findet eine solche Koinzidenz alle 85 Jahre statt. Man verfährt dann, wie in dem Falle, wo das Ende zweier tithi auf ein und denselben Tag fällt: wie man dann die zwischenliegende tithi ausschaltet, so fällt auch bei einer solcheii Koinzidenz das Jupiter- jahr aus und ist ein hshaya sarhvatsara. Um sich für einen gegebenen Fall klar zu sein, ob das betreffende Jupiterjahr ein ausgeschaltetes ist, hat man zuerst den Anfang und das Ende des JcaUytcga-Jahres zu bestimmen, sowie des Jupiterjahres, wobei man am besten von der julianischen Epoche ausgeht, und hat dann die Lage beider Jahre gegeneinander zu vergleichen. Zur Bestimmung des Jupiterjahres benützt man die weiter unten folgenden Regeln. Bei Vergleichen mit dem Lunisolarjahre (südliches Jupiterjahr) können Ausschaltungen nur in den Schaltjahren (von 384 bis 385 Tagen) eintreten. In den Rechnungs- resnltaten werden sich Verschiedenheiten für einen und denselben Fall einstellen, je nach den Grundlagen und Regeln, die man anwendet. Auch ist darauf zu achten, daß einige Arten Sonnenjahre mit dem mittleren sathJcranti anfangen statt mit dem scheinbaren. Um die Nummer, den Beginn und das Ende eines Jupiterjahres zu finden, sind hauptsächlich vier Regeln gebräuchlich: 1. Die Sürya-Siddh. -Regel. Dieselbe läßt Nummer und Namen des laufenden Jupiterjahres für ein gegebenes laUijuga (v.) finden. „Multipliziere das vollendete (v.) ÄYtii/zw^ra-Jahr mit 211, subtrahiere 108 vom Produkt, dividiere durch 18000; den Quotienten (ohne Bruch- teile) addiere samt 27 zum Icaliyuga^ dividiere durch 60, so gibt der Rest die Nummer des laufenden Jupiterjahres von prabhava = 1 ab gerechnet" (vom scheinbaren samkranti beim Sonnen jahrbeginn). — Diese umständliche Regel kann man durch Benützung der jAcoBischen Tafel umgehen. Taf. I, II (und ev. UI, wenn für einen bestimmten Tag gerechnet werden soll) geben in der letzten Kolumne Jupiter- samvat^, die man addiert; die Summe, vermehrt um 1, gibt, von vijai/a (1) ab gerechnet, Nummer und Namen. Welches Jupiterjahr war z. B. bei Beginn laliyuga 3500 (1.) laufend? Nach d. Surya-Siddh. Nach Jacobi kaliy. 3500 (1.) = 3499 (v.) . 211 = 738 289 Taf. I 3400 19,78 — 108 , II 99 40,^6 738 i81 Jup. Saiiiv. 59,94 738181 : 18000 = 41; 3499 + 41 + 27 = 3567 = 60 + 1 3567 : 60 = 59 = (1) = rijaya Rest = 27 = vijaya (s. vorhergehende Tafel). 24* 372 V. Kapitel. ZcitrechnuDg der Inder. Wird nun Anfang und Ende des Jupiterjahres nach der christ- lichen Ära verlangt, so stellt man zuerst die Jahre vom Beginn des haliynga ab fest: man dividiert das (v.) kalij/tiga durch 85 und fügt den Quotienten zum kaUynga-Jahre , dividiert durch 60. Falls der übrigbleibende Rest gleich ist der gegebenen Nummer des Jupiter- jahres, ab vijaya (1) gerechnet, so ist die vorgefundene Summe die gesuchte Zahl der Jahre, andernfalls aber muß die Summe noch um die Differenz verbessert werden. Dann*reclinet man mittelst der Länge des Jupiterjahres die Anzahl der abgelaufenen Jupitertage und addiert dieselben zur Epoche des ialiyiiga, Schkams Tafel „Julianischer oder gre- gorianischer Kalender^' gibt dann sofort das Datum für das Ende des Jupiterjahres, und, event. durch Abrechnung von dessen Länge, auch den Anfang. Wann endete z. B. im obigen Jahre 3500 laUyuya = 3499 (v.) das Jupiterjahr? 3499 : 85 = 41^V86 = -il 3541 . 361,026721 (ohne bija) 3499 -f 41 = 3540 = 1 278 395,619 Tage 3540 : 60 = 59 Epoche d. kaliy. 588465,750 (pjittl. samh\) Rest = 0 jul. Tage = 1 86(5 861,369 demnach zu verbessern um -t- 1, oder nach Schbams Tafel (da das gegeb. Jup.-J. = 1 ist) also = 399 n.Chr. 10. März (jul.) Zahl der abgelauf. Jupiterjahre Ende des Jupiterjahres = 3541. vijaya. Mit Hinzunahme der bija würde man auf 399, 7. April kommen. — Durch Benützung der eben angegebenen Regel läßt sich auch der Fall entscheiden, ob ein ausgeschaltetes Jupiterjahr vorliegt. Es wird z.B. vermutet, daß das Jahr (10) subhaJcrif im Icaliyuga 4873 ein kshaya samratsara gewesen ist. Wir wollen mit Berücksichtigung der hija rechnen. Man hat zuerst für die Zahl der abgelaufenen Jupiterjahre 4873 : 85 = 57 Für den Beginn von (10) äubhakrit findet man 4873 + 57 = 4930 361,034651 (mit hija^ b. Anm. S. 370) . 4929 = 1779539,795 4930 : 60 = 82 Jul. Epoche kaliy. 588465,750 Kest=10 Beginn 2368005,545 also Zahl der Jupiterjahre Länge des Jupiterjahres 361,035 = 4930 (1). Ende 2368366,580 also (mittelst Schkams Tafeln) l £-?« ~ -inno °' ' n ^^ ^ Andererseits ist für den Beginn und das Ende des kaUyuga 4873: 365,2587565 . 4872 = 1 779540,662 Jul. Epoche kahl/. = 588463,602 (scheinb. satkk.) Beginn = 2368004,264 = 1771, 10. April 365,259 Ende = 2368369,523 = 1772, 10. April, § 96. Der 60 jährige und der 12 jährige Jupiterzyklus. 373 also liegt Anfang nnd Ende von (10) iubhaJcrit wirklich innerhalb des ialiyuga-Jaihres 4873 und war deshalb ein Tcshaya samvatsara, 2. Die Ärya-Siddh. -Regel. „Multipliziere das (v.) l'aliyugor Jahr mit 22, subtrahiere 11 vom Produkt, dividiere durch 1875; den Quotienten (ohne Bruchteile) füge samt 27 zum kaliyuga und dividiere dann durch 60: der Kest bezeichnet die Nummer des laufenden sam- vatsara vom präbhava = 1, bei Beginn des betr. Sonnen Jahres." 3. Die Jyotistattva-Regel [J. Waeben, KälasanJcalita, Hadras 1825, s. a. Davis, Asiat Bes. III, 215 f.] „Multipliziere das (v.) jSaka- Jahr mit 22, addiere 4291, dividiere die Summe durch 1875: der Rest der Division stellt den abgelaufenen Teil des Jupiterjahres vor. Addiere den Quotienten zum Äite-Jahr und di\idiere durch 60, so bezeichnet der Rest die Nummer des vollendeten Zyklusjahres von praWiava = 1 ab gerechnet." — Da diese Regel unmittelbar den Betrag des Jahres liefert, welcher von dem laufenden Jupiterjahr beim Beginn des äaTca- Jahres abgelaufen war, erhält man sofort Ende des abgelaufenen resp. Anfang des neuen Jupiterjahres ^ 4. Die Brihat-Samhitä-Regel. [Brihat-Samhitd , c. VIII, V. 20. 21; Journ. Boy. Asiat Soc, N. S., IV, London 1870.] ,.Multi- pliziere das (v.) ^^aÄra-Jahr mit 44, addiere 8589, dividiere die Summe durch 3750, den Quotienten addiere zum ÄiÄa-Jahr und dividiere durch 60: der Rest gibt die Nummer des laufenden Jupiterjahres ^." Der siidindische Jupiterzyklus entstand durch Vernachlässigung der auszuschaltenden Jupiterjahre ; etwa um 905 oder 908 n. Chr. soll 1) Für das Saka-Jahr 320 (v.) == 3500 käliy. hat man z. B. 820.22 + 4291 ^.,, 320 + 6 . ^^ . oa ^ /- i •# • u n ^Q^- = 6"/i975 7 — öA — = 4; Kest = 26 = nanaana (v. Jupiterjahr) resp. 27 = v^ya (1. Jupiterjahr). Das Ende von nandana fallt uoi ^Vi875 ^^s Sonnenjahres d. h. um '^Vis-k • 365,25868 Tage = 15,7792 Tage vor den Anfang des i$aÄ;a- Jahres 320. Dieser Betrag ist also vom Beginn des (v.) i^aA^a - Jahres abzuziehen. Den letzteren erhalten wir aber aus 365,25868 . 320 = 116 882,7776 Epoche der Äafco-Ära: 1749621,1979 i 866 503,9755 — 15,7792 = 1 866488,1963 = 398 n. Chr. 2.März. Da nach der Jyotistattva-Regel die Länge des Jupiterjahres ^''*'*/i875 Sonnenjahre oder 360,9730 Tage ist, so erhalten wir für den Beginn von nandana (26) das Ende von vijaya (27) 1 866488,1963 1 866488,1963 — ?69»??10 + 360,9730 1 866 127,2233 = 397 n. Chr. 6. März 1 866 849,1693 = 399 n. Chr. 26. Febr. o> n «5 L QOA/ V 320.44 + 8589 ^^^. 320 + 6 .^. ^^ . 2) z. B. Sdka 320 (v.) — --375Ö = ^^^Uibo\ " gQ— =4; Rest = 26, wie oben. Die bei diesen Begeln vorkommenden Rechnungen werden vereinfacht durch die Tafeln, welche Kielhorn dafür angegeben hat {Indian Antiq. XVIIl. 1889, S. 2057). 374 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. man auf die Tcsaya sarhratsara nicht mehr entsprechende Eücksicht genommen haben, so daß der Zyklus mit dem Lunisolarjahr zusammen- fiel. Gegenwärtig geht der nördliche Zyklus gegen den südlichen schon um 12 Jahre voraus: für 1900/1 n. Chr. ist 34 §ärvarin das laufende Jupiteijahr im südlichen Indien , dagegen 46 paridhäiin im nördlichen Zyklus. Um die Nummer des Jupiterjahres zu finden, addiert man (nach der sogen. TeZi%a-Regel) 11 zum laufenden iSaka- Jahr und dividiert durch 60: der Rest gibt die Nummer des laufenden südlichen Zyklusjahres ab prdbhava\ z. B. für 1901 n. Chr. = 1823-1-11 1823 Saka (1.) ist ^-^ Rest34,alsodasJupiterjahr = 34äa?Tamh b) Der 12jährige Jupiterzyklus. Der Vorläufer des 60 jährigen Jupiterzyklus ist wahrscheinlich der 12 jährige gewesen und der erstere nur durch die Bildung eines 5 jährigen yv^a entstanden. Wir haben schon bemerkt, daß der Jupiter etwa alle 12 Jahre in dieselben Stellungen zum Sternhimmel wieder- kehrt, eine auffällige Erscheinung, die den Indem nicht entgehen konnte und die wir keilinschriftlich vermerkt schon bei den Babyloniem gefunden haben. Die letzteren haben auch die heliakischen Auf- und Untergänge dieses Planeten beobachtet, und die Inder knüpften das Jupiterjahr, wie es scheint, an jene Aufgänge. Im Brihat Samhita, VIII, 1. 2 heißt es nämlich: „Jedes Jahr, während dessen Jupiter den 12. Teil seines Umlaufs vollendet, führt den Namen des Mond- hauses, in dem er aufgeht, und die Jahre folgen einander in derselben Ordnung wie die Mondmonate. Die Jahre Kärttika und die weiteren enthalten zwei Mondhäuser, beginnend mit kfittikä, und so auch die anderen in regelmäßiger Folge, mit Ausnahme des 5., 11., 12. Jahres, zu welchen je drei Mondhäuser gehörend" Dikshit tritt dafür ein, daß die an dieser Stelle gemeinten Aufgänge heliakisch zu ver- stehen sind, und wii*d hierin recht haben. Heliakische Aufgänge der großen Planeten sind Erscheinungen, die selbst in Zeiten sehr geringen astronomischen Wissens beobachtet und zeitrechnerisch verwertet werden konnten. Wie die Ägypter eine Zeitperiode auf die heliakischen Aufgänge des Sirius gründeten, so verwendeten die Inder dieselben Erscheinungen des Jupiter zur Bildung eines Jahres, freilich mit der Grundlage der nakshafra, (Der Sürya-Siddhänta enthält im 9. Kapitel Belehrungen über die heliakischen Auf- und Untergänge der Planeten und der nakshatra.) Der siderische Umlauf des Jupiter durch den ganzen Zodiakus dauert 4332 Tage, also das Verweilen in einem der 1) Joum, of the Roy. Asiat. Soc., New SeHes, V, London 1871, S. 45. — Vgl. Sürya-S., XIV, 16. § 96. Der 60 jährige und der 12 jährige Jupiterzykliu. 376 12 Zeichen 361 Tage , d. h. ein sarhvatsara = Jupiterjahr. Die Kon- junktionen des Jupiter mit der Sonne finden aber in längeren Inter- vallen als das Jupiterjahr statt, und zwar ungefähr alle 400 Tage^ somit konnte das allmähliche Hervortreten des hellen Planeten aus den Sonnenstrahlen nach der Konjunktion, d. tu der heliakische Auf- gang, nur etwa 11 mal in 12 Jupiter jähren beobachtet werden. In diesem Zeitrechnungssystem, dem heliakischen System, enthält also ein sarhvatsara 400 Tage, und ungefähr einmal während dieses 12 jährigen Zyklus wird ein samvatsara ausgeschaltet. Das Jahr be- ginnt mit dem heliakischen Aufgange des Jupiter. Die Benennung der 12 Jupiter jähre des Zyklus ist durch die schon erwähnte Kegel der Britiat'Safhkitä und anderer Autoritäten gegeben. Danach hat man die 27 nakshatra in 12 Gruppen zu teilen, und zwar von Irittikä angefangen in Paaren zu 2 nakshatra, für das 5., 11. und 12. Jupiter- jahr aber zu 3 nakshatra; die mit * bezeichneten nakshatra geben dann für das Jupiterjahr ihren Namen ab: *kfittikä, rohini Jahresname: Kärttika ^mrigoMras, ärdrä „ Märga^rsha pimarvasu, *picsh7ja „ Pausha äMesha, *maghä „ Mägha *pürva phälgunt, uttara phälg,, hastä „ Phälguna *chiträ, sväti „ Chaitra *riääkhä, anurädhä „ Vaisäkha *jtjeshthä, mülam „ Jyeshtha *pürva-ashä4hä, uttara-ashäihä ,, Äshä^ha *§ravana, dhanishthä ,, Srävana mtatärakä, ^pürva-bhädrapada, utt, hhädrap, ,, Bhädrapada revaii, *ähini, bharam „ Äidna Die Jahresnamen werden (um sie von den Monaten zu unter- scheiden) mit mahä verbunden, lauten also: mahä - Kärttika , mahä- MärgaMrsha u. s.w. Der heliakische 12jährige Zyklus war einstmals in Gebrauch (z. B. während der Oupta-Ara) , tritt aber in den In- schriften nur selir selten auf; von astronomischen Werken kennen ihn manche überhaupt nicht. Die Bestimmung des Anfanges der sarh- 1) S. Einleitung S. 45. In der Gegenwart fanden z. B. folgende Konjunktionen des Jupiter mit der Sonne statt: laterrall : 1903 am 19. Februar \ 4Q2 Taee 1904 , 27. März ) \ ^ 1905 . 4. Mai 403 1906 , 10. Juni ] \ ^ 1907 , 16. Juli / ^"1 376 Y. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. vatsara knüpft sich an die Zeit des jeweiligen heliakischen Aufgangs des Jupiter. Zu dem Zweck muß die dieser Zeit entsprechende Jupiter- länge bekannt sein ; dieselbe läßt sich, allerdings nur annäherungsweise, mittelst der jACOBischen Tafeln beschafEen. Bei der Seltenheit der vor- kommenden Fälle muß ich mich hier damit begnügen, auf Jacobis Er- läuterungen {Epigraphia Indica, Kalkutta, I u. II, 1892. 93) und auf die Siddhänta hinzuweisen. Der zweite 12jährige Zyklus ist der des mittleren Zeichen- systems. Er wird durch den Eintritt des Jupiter in die (zwölf) Zeichen des Zodiakus bestimmt, hat also Jahre von derselben Länge wie der 60 jährige Zyklus, mit denselben Anfängen. Die Definition findet sich im Ärya-Siddhänta (v. 4): „Die Umläufe Jupiters, multi- pliziert mit den 12 Zeichen, sind die Jupiterjahre, deren erstes Ä&vayuja"^. Da bei der Anwendung dieses Systems die mittlere Länge des Jupiter und dessen jährliche Bewegung erforderlich sind, kann diese Zeit- rechnungsart erst in der Periode entstanden sein, in welcher die astro- nomischen Kenntnisse der Inder schon entwickelt waren, muß also einer viel jüngeren Zeit entstammen als das heliakische Aufgangs- system. Der Zyklus hat sich einigermaßen im Süden erhalten, und Datierungen danach findet man in der Kollam-krdk. Die Namen der 12 Jahre kann man mittelst der jAcosischen Tafeln bestimmen: es sind die Jupiter-samva^ zu berechnen und durch 12 zu dividieren, der Rest bildet den Index, mit welchem man in die folgende Namenreihe der Jahre einzugehen hat: 0 oder 12 = Aivayuja 4 = Mägha 8 = Jyeshfha 1 = Kdrttika 5 = PJuUguna 9 = Ä8ha4ha 2 = MargaMrsha 6 = Chaitra 10 = Srävaiaa 8 = Patisha 7 = Vai6äkha 11 = Bhddrapada z. B. Jahr ifcaZty. 4210. Taf. I Jup. samv. = 49,14 *) Die Tafeln geben die ,11 , = 10,12 Jup. sarhv. mit h\ja\ um die Korr. wegen bija Werte ohne byazuerhalteD, 4210 . «/o = 985 =+ 0,09») hat man die fcaWy.- Jahre mit 59,85 ^/g zu multiplizieren (in 10 59,35 (ohne b^d) : 12, Rest = 11, also Tausendteilen). Name des Jahres j^mäha-Bhadrapada* . § 97. Religiöse Feste und besondere tithi. Über die Feste der Hindu lassen sich hier, bei der Reichhaltig- keit und örtlichen großen Verschiedenheit derselben, nur die wichtigsten anführen. Die Hauptfeste, die in den Provinzen ziemlich allgemein begangen werden, sind im folgenden durch * markiert. Eine Reihe von üthis, die besondere Namen haben, stehen mit religiösen Gebräuchen in Verbindung; andere gelten für die Vornahme einzelner Geschäfte, §97. Religiöse Feste und besondere tithi. 377 für Gaben a. dgl. besonders günstig: so eine vierte tithi, welche Dienstag, helle Hälfte fällt (sulhä); eine siebente, wenn sie Sonntag und in Verbindung mit revati statthat; eine achte, falls sie Mittwoch fällt; die Neumond - fi^Ai ist besonders geeignet für Schenkungen, wenn sie Montag oder Dienstag fällt u. s. w. Die folgende Liste gilt für das Luni solar- Jahr und enthält neben den Festen die haupt- sächlichsten ^{^Ai- Benennungen; des näheren verweise ich auf KiELHOKNS Festal days (Indian Äntiquary, vol. XXVI, 1897, S. 177). 1. Chmtra. 2. Vai^äkha. 3. Jyeshtha, 4. Äshädha, 1. (helle H.) vatsar-äramhha (Jahresanfang). — kalpädi. 3. gaurt-trithjä. — matsya-jayanti [Vish- nus Inkarnation als Fisch] K — manvädi — 5. Jcal- pädi — 8. bhaiäny-utpatti [Geburt des Bhaväni]. — 9. Häma-naiami [Rämas Geburtstag, Vishmcs Inkarnation als Räma\ — 13. madana - trayödaäi [Madanas Fest]. — 15. hanumaj -jayantt [Geburt des Hanumat]. — manvädi. — Baden am 15. (helle H.) und 14. (dunkle H.). 3. (helle H.) l:alx)ädi. — tniäyugädi, — al'shaya- tritiyä [besonders günstig Mittwoch und rohint]. — paraiui'äma^ayanti [Vishnus Inkarnation als Para- surämay. — 7 . gangä-saptarnJ [Geburt des Ga7ig((]. — 12. tithi bei Stellung von Jupiter, Mars im Zeichen simha, Sonne in mesha, Mond in hastd, besonders günstig für Gaben. — 14. *nrisimha-ja- yantt {Vishtius Inkarnation als Mannlöwe] ^; be- sonders günstig, wenn Sonnabend und Mondhaus sväti, — 15. l'urma-jayanti [Vishnu als Schildkröte]. 3. (helle H.) rambhä -tritiyä [Verehrung des Bha- väni], — 10. daäaharä [Gangä steigt zur Erde nieder]. — 15. vata-purnimä [Frauenfest, Verehrung des vafa (Ficus indica)]. — manvädi, — tithi 15 besonders günstig, wenn Mond und Jupiter im Mond- hause jyeshfhä, Sonne im rohint. 2. (helle H.) rathayäträ-dvitl yä [Rämas Wagenfest]. — 10. manvädi. — 11. vishrtuiayan-dtsava [Schlaf- fest, Tag, an dem sich Vishnu zum Schlafe nieder- legt]. — 15. manvädi. 1) Die erste avatdra des Vühnu'^ er führt das Schiff durch die Sintflut. 2) Vishnu vertilgt das Kriegergeschlecht. 3) Als Mannlöwe tötet er den Biranjakasipu^ den Götterfeind. — Als kürma = Schildkröte trägt er die Erde. 378 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. 5. jSräv mna. 6. Bhädrapada, 7. Aäinna. 5. (helleH.)*wa5ra-j>atlcÄamt [VerehrungdesSchlangen- gottes Näga\ — 6. kalki-jayanti [Vishntis letzte Inkarnation] *. 12. vishridti pavitraropanam [Zere- monie zum Tragen der heiligen Idole], — 15. ^fig- j/o/w^-^ra-raw? [Hauptzeit der Erneuerung des heiligen Fadens (i/ajtiopamta) für die Leser der fig- und yajur- vedas], — hayagTwa-jayanti [Geburt des Hayagnt'o]. 3. (dunkle H.) Tcajjali-trithjä. — 4. bahulä-cha- turthi [Verehrung der Kühe]. — 6. hala-shashthl. — 7. sitala-saptamu — 8. *janmäshtamt [Geburt des Krishna], — manvädi, 3. (helle H.) varäha-jayanti [Vishnus Inkarnation als Eber]^ — 4. "^ganHa- oder varada - chaturthi [Varadas Geburt]. — 5. r'isM-pafichami [Gedenktag der 7 rish\\ — 6. surya-shashtht — 8. düix-äsh- famt — 11. vishiiuparivartan-otsava [der schlafende Vishnu dreht sich zur Seite.] — 12. vämana'jayant? [Vishnus Inkarnation als Zwerg] '^. — 14. ^ananta- chaturdaii [dem Vishnu geheiligt, als ananta]. — 15. praushthapadt [Opfer]. ; 6. (dunkle H.) Icapilä - shashfhi genannt , wenn Dienstag, rohint und yoga vyatipäta. — Chandra- shashfht — 13. Tcaliyugädi [Erinnerungstag des Jcaliyuga], — 15. gajachchhäyä genannt, wenn Sonne und Mond im Hause hasta, 1. (helle H.) ^navaräträrambha [Anfang der 9 Nächte- feier der Durgä, Gemahlin S\vas\ — 5. lalita- panehami [Verehrung der Durgä], — 8. mahash- tarnt, günstig wenn Dienstag. — 9. maM-navamt ' Durgä-navami], — manvädi. — 10. *vijaya'daäanu TFeier des Sieges Rämas über Rävaria, auch Dcisrä- Fest genannt, kriegerischer Aufmarsch]. — huddha- jayanti [Vishnu als Buddha]^, — 15. Jcqjägari pAr- nimä [Verehrung Lakshmis, und Spiele]. 4. (dunkle H.) karakorchaturtht. — 12. govatsa- dvädaäi [Verehrung der Kühe und Kälber]. — 1) Am Ende des kaliyuga wird Vishnu aus dem Geschlechte eines Brahmanen als kalkt, mit göttlichen Eigenschaften, der Menschheit wiedergeboren werden. 2) Vishnu hebt die versunkene Erde aus der Unterwelt empor. 3) Vishnu erscheint vor Bali als vämana (Zwerg) und bittet um so viel Land, als er mit drei Schritten durchschreiten könne. 4) Krishna offenbart sich dem Pui^darika in göttlicher Gestalt (bei der Sekte der Bauddha-Vaish^va). §97. Religiöse Feste und besondere tithi. 379 8. Kärttika. 9. Märgasirsha, 10. Pausha. 11. Mägha. 13. dhana-trayodaäi [die Geldwechsler verehren das Geld ; erster Tag des diväli = Lampenf estj. — 14. "^nardka-chaturda^i [Sieg Vishnits über den Dämon Naraka Ehren — 15. dtpävali = divält [Lampenfest zu %shmis und Laksmish], 1. (helle H.) hdli-pratipadä [Verehrung des Daitya Bali, Herrn der Unterwelt; Opfer]. — 2. yama- oder hhrätri ' dvitlyä [Geschwisterfest; Brüder und Schwestern besuchen sich]. — 7. kalpädL — 8. dur- gä'äshtamu gop-äshtami [Kuhverehrung]. — 9. kfita- yugädi [Erinnerungstag an den Beginn des kfita- yuga\ — 11. oder 12. prdbodh - otsava [Zeremonie zui- Auferweckung Vlshnus aus dem Schlafe]. — manvädi. — 14. vaikuntha-chaturda^. — 15. tripuri' pürnimä [der Dämon Tripura wird besiegt; Lampen werden auf die Lampenpfeiler der Tempel gesetzt]. manvädi [der 15. ist besonders günstig, wenn im Mondhause krittikä; er heißt mahä-kätitiki , wenn der Mond in rohint\ 8. (dunkle H.) käl-äshtami [kälabhairava (Neben- form des JfSiva) wird verehrt]. 5. (helle H.) nägapujä, — 6. chamj)ä'Shashthi [Fest- lichkeit des Khan^ohä, einer Inkarnation Sivas\ — skanda-shashthi. — 9. kalpädi. — 14. päshäria' chaturdait — 15. dattätreya-jaga^itt [Geburtstag Dattäs, Sohnes des Atri], 8. (helle H). Wenn Mittwoch und der Mond in hharanij günstig. — 11. manvädi. 13. (dunkle H.) ^makara-samkränti [Fest der Wintersonnenwende ; Opferungen, Baden im Ganges, besonders in Bengalen gefeiert]. — 15. ardhödaya genannt, wenn Sonntag, Mondhaus ^ravaria und das yöga vyattpäta koinzidieren. 4. (helle H.) kiinda-chaturtM [Verehrung iSiras mit Jasminblumen], (auch §äntä genannt). — 5. vasanta- panchami [Verehrung von Rati und Käma\ — 7. ^ratha-saptaml (oder mahä-saptami) [Beginn eines manrantara, da die Sonne ihren Wagen (ratha) be- steigt]. — manvädi, — 8. hhishm - äshtamu — 12. hhhhma-dväda^i, — 13. kalpädi, — 15. mahä-mägh7, wenn Mond und Jupiter im maghä. . 8. (dunkle H.) [Geburt der SM]. — 12. tila- dväda§l (oder vjjayä)^ wenn im Mondhause Sravana. 380 y. Kapitel. Zeitreclumng der Inder. — 14. *maha'6ivarätri (oder ^ivarätri) [Festnacht und Fasten zu Ehren ifivas]; besonders günstig, wenn Sonntag oder Dienstag und gleichzeitig yöga Hva, — 15. dväpara yugädi, für Opfer günstig, wenn Mondhaus 23. oder 24. koinzidiert. 12. Fhälguna. 15. (heUe H.) *hdlikä oder hutääami pürnimä [hoU- Fest beim Eintritt des Frühlingsäquinoktiums, mehrere Tage während. Kamevalsbelustigungen]. manvädi, 3. (dunkle H.) kalpäd'i. — 13. heißt värum, wenn koinzident mit Mondhaus 24; mahä-väruri7, wenn außerdem Sonnabend, und mahä-mahavärurjLi, wenn überdies noch das yoga 23 statthat. — 15. manvädl. Über Tamilfeste (Sonnenjahr) s. Hinweis unter Literatur sub „Feste". E) Die Aren der indischen Zeitrechnung. § 98. Torbemerkung. Indien hat bezüglich der Ären sehi- verschiedene Formen auf- zuweisen. In seiner Geschichte tritt uns nicht nur der Gebrauch geographisch benachbarter Ären, wie der ffidschra, der seleuJcidischen und parthischen Ära entgegen, sondern wir kennen gegenwärtig mindestens 20 Zeitrechnungsformen, die einheimischer Art, also auf indischem Boden entstanden sind. Ein Teil dieser Ären ist politischer Herkunft, d. h. mit der wechselnden Macht der Herrscher ausgebildet, bei einigen unter dem Einfluß des Mohammedanismus : ein anderer Teil der Aren hat religiöse Ursachen, einige wenige sind astronomischen ürsprangs. Die Ären haben jede ihre Besonderheiten, außerdem werden sie öfters nicht konsequent in einem Landesteile zur Jahreszählung gebraucht, sondern mit gewissen Verschiedenheiten ausgestattet. Die Ursache davon liegt meist in der Wanderung der Stämme: diese nahmen ihre Gewohnheiten, die Zeitrechnung zu behandeln, in die neuen Wohnsitze mit und suchten der sich ihnen dort als üblich dar- bietenden Ära die alten, gewohnten Eigentümlichkeiten anzupassen. In dieser Beziehung sind selbst die indischen Autoritäten (Kalender u. s. w.) manchmal nicht frei von Verwirrung. Femer sind entschieden im Laufe der Zeit mit einigen Ären Veränderungen vor sich gegangen, wie in der Auffassung der Jahre als volle oder laufende, als Nord- oder Südjahre u. dgl. Diese Eigenheiten machen das Studium der Beschaffenheit der indischen Ären zu einem weiten, derzeit lange nicht abgeschlossenen Felde. Erst in den letzten zwanzig Jahren, mit den § 98. Vorbemerkung. 381 Fortschritten der indischen Epigraphik hat sich eine genauere Kenntnis dieses Gegenstandes entwickelt, während früher von manchen Ären nicht mehr bekannt war als der Name. Diese Entwickelung ist durch die Auffindung zahlreicher Inschriften und durch den Genauigkeitssinn, den die Inder beim Datieren der Inschriften offenbaren, möglich ge- worden. Was die Inschriften betrifft, welche Datierungen enthalten, so finden sich dieselben auf Pfeilern und Wänden der Tempel, nament- lich aber auf den außerordentlich zahlreichen Kupferplatten, auf welchen Bewilligungen und Schenkungen aller Art verzeichnet sind*. Die aufgefundenen Inschriften haben gegenwärtig eine so große Zahl er- reicht, daß dieselben ein unschätzbares wissenschaftliches Material bilden, welches, nachdem seine Erforschung früher dem Fleiße einzelner überlassen gewesen, nunmehr von geübten Epigraphikem auf Kosten der indischen Regierung entziffert, übersetzt und veröffentlicht wird. Der Text dieser Urkunden gibt zumeist an, daß irgend ein Fürst an bestimmte genannte Personen „um sein eigenes Verdienst vor Gott zu vermehren, die Gesundheit seines Lebens und die Dauer seines Euhms zu sichern^, diese und diese Rechte oder Sachen (z. B. Dörfer an Brahmanen) geschenkt habe. Das Hindurituell betrachtet es als keineswegs gleichgültig, wann solche Schenkungen, Be- gebungen u. dgl. gemacht werden. Wir haben im vorigen Abschnitt zur Genüge gesehen, daß letztere erst dann als besonders verdienstlich für den Gebei* gelten, wenn sie bei bestimmten Phasen der Mond- und Planetenbewegung vorgenommen werden , daß sie z. B. an feste üthi geknüpft sind , an bestimmte Konjunktionen u. dgl. Daher ist die Sorgfalt erklärlich, welche die alten Inder beim Datieren der „grant" beobachten, denn die Angabe jener Zeitelemente soll für das Verdienst des Schenkenden beweisen. Da wir aber nun vermittelst der uns von den Siddfumta überlieferten Regeln die in den Inschriften namhaft gemachten Zeitelemente rechnerisch prüfen können, so bieten jene Inschriften ein Mittel dar, um in die Gebrauchsart der betreffenden Ära eindringen und die Natur derselben aufklären zu können. An der Erforschung der Ären haben sich A. Cunningham, Fleet, F. Kiel- HOBN u. a. beteiligt, und namentlich den Arbeiten des letztgenannten haben wir die nähere Kenntnis einer Reihe von Ären zu verdanken. Wenn auch das Material an Inschriften, Handschriften und Kalendern, welches zur Vergleichung bei den Ären herangezogen werden konnte, bei einzelnen Ären noch nicht so reichhaltig ist als zu wünschen wäre (wogegen anderseits für manche Ären ein sehr umfangreiches Material existiert), so hat doch die Erforschung desselben manche Eigentümlich- 1) Dieae .grant'* werden meist Dach dem Fundorte der Platte und nach dem Namen des schenkenden Fürsten benannt. 382 y. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. ^ keiten der Aren zutage gebracht. Im folgenden gebe ich die wesent- lichsten dieser Resultate au, indem ich mit den Ären des äußersten Nordens von Indien beginne, dann die des zentralen und südlichen Indiens folgen lasse, und zum Schluß einige hinterindische Ären sowie solche, die allgemeiner Art sind und astronomischen oder religiösen Ursprung haben, anführe. a) Die Aren in Nordindien. § 99. Die Ira Saptarshi-Kftla. Die Ära Saptarshi-Käla (auch Zyklus der 7 rishi, loka-Jcäla, äästra- Mio) ist die Hauptzeitrechnung in Eashmir. Die Ära hat ihren Namen von den 7 rishi (den Weisen, Siebengestim des großen Bären) ^ Sie stellt einen Zyklus von 2700 Jahren dar, so zwar, daß alle hundert Jahre eine neue Zählung der Jahre beginnt. Diesen Zyklus kennt schon der über Indien sehr gut informierte, für uns wertvolle ALBERUNi unter dem Namen lokakälaK Die älteren indischen Autoritäten gehen von der Annahme aus, daß die 7 Sterne des großen Bären je 100 Jahre in einem jeden der 27 iidkshatra verweilen. So bezieht sich Varähamihira auf Vriddha-Oarga und sagt: „Als König Yudhishfhira die Erde beherrschte, waren die munis (die Weisen) in maghä (= 10. nakshatra) .... sie verbleiben durch 100 Jahre in einem Mondhause, verknüpft mit jenem nakshatra, zu welchem, wenn sie im Osten aufgehen, die Linie (das Ziel) ihres Aufganges gerichtet ist". Der Kommentar Bhaftotpala setzt hinzu: „Bei der Verbindung des kali- und dväpara-Alters standen die tugendhaften Weisen in dem Mondhause, über welches die pitris herrscheu (d. i. maghä) .... die mächtigen Weisen wohnen durch 100 Jahre in jedem Mondhause . . .'*. Auch der Brahma Siddhänta nennt 2700 Jahre als die Zeit, „deren die Weisen durch alle Mondhäuser bedürfen .... und dann können ihre Stellungen wieder jederzeit erkannt werden". Während andere Autoritäten das Fortrücken des Siebengestirns überhaupt leugnen (wie KamaläMra^ welcher annimmt, die Sterne seien an sich unbew^lich, 1) Die 7 Sterne gibt Sridhava Swämi wie folgt an: ,,marichij der Soßerste, vdsishfa, der ihm nächste im gewölbten Teil des Jochs, angiraSy über ihm; dann folgen die 4 im Quadrat, atri, in der Nordostecke, pulastt/a, südlich, puMia, nächst letzterem, und kr ata als nördlichster.* 2) AlbIrOnIs India (ed. E. Sachau), 118: .Die gewöhnliche Methode, die Jahre zu zählen, ist nach den Jahrhunderten. Wenn ein Jahrhundert beendig ist, verlassen sie es und beginnen von neuem zu datieren. Diese Ära wird loka- kdla genannt. Aber über dieselbe giebt das Volk so verschiedene Berichte , daß ich mir keine Ansicht über das Wahre machen kann ....**. § 99. Die Ära Saptarshi-Kala. 383 würden aber von sieben uns unsichtbaren Gottheiten in 100 jährigen Epochen weiterbewegt) \ stimmt eine größere Zahl von einheimischen Kalendern und Berichten aus Kashmir in der Annahme überein: „die 7 rishi traten in das Mondhaus maghä 75 Jahre vor Beginn des kaliytiga (Epoche des Jcaliyuga 3101 v. Chr.) und verblieben dort noch durch 25 Jahre" ^. Danach würden die rishi um 3077 v. Chr. im 10. Mondhause gewesen sein, also im ersten um 4077 v. Chr.; der Beginn des Saj^tarshi - ZjiliXB würde demnach 975 Jahre vor das kaliyuga fallen. Nach den indischen Puränas würde man auf noch viel frühere Zeiten kommen; jedenfalls ist der Ursprung des Zyklus sehr alt. Dem genannten Ansätze zufolge wäre die Differenz zwischen dem kaliyuga- und Saptarshi-SdihT = + 25. Dies stimmt mit einer in dem historischen Gedichte Räjataramgini 1 52 befindlichen Gleichung-^: „Bis zur Gegenwart, dem 24. /at^Ärita-Jahre, sind 1000 Jahre und 70 der äaka-kvdi, vorübergegangen". Danach ist, da die Jahre der Sdka sowie der löka-Jcäla in Nordindien mit dem Chaitra anfangen, das erste laufende Jahr löka-käla = 47. vollendetes äaka (1070 iSaka = 4249 kaliyuga = 1148/49 n. Chr.). Dies bestätigt auch den AiiBiEUNischen Bericht, daß bei dem loka-kala die Jahrhunderte weg- gelassen, also nur die Einer und Zehner der Jahre angegeben werden. Um den Charakter des /SopfarsAi-Jahres näher festzustellen, hat Kiel- hoän 2 Steininschriften, 2 Kupferplatten-Inschriften und 7 Manuskripte, welche vergleichbare Datierungen des Saptarshi mit der JSaka (und zum Teil Vikrama) enthalten, untersucht. Es ergibt sich, daß das Saptarshi immer mit dem Monat Chaitra (März- April) begonnen wird und in den Angaben als ein laufendes Jahr (1.) angenommen werden muß. Die Zählung des Monats geschieht nach dem purnimänta-System (von Vollmond zu Vollmond), wenigstens in den Belegen aus den letzten 400 Jahren. Die Inschriften und Manuskripte bestätigen ebenfalls die Gepflogenheit der Schreiber, welche nach der Saptarshi-ÄTS, datieren, die Hunderte des Datumjahres wegzulassen und nur die Zehner und Einer anzusetzen; öfters geben sie, um diese mangelhafte Datierung zu verbessern, die gleichzeitigen Jahre von allgemeiner bekannten 1) Vgl. CoLEBBOOKB, Müc. Essays, 1837, II 355—362. 2) In Wirklichkeit waren die Sterne des großen Bären in faistoriBchen Zeiten nie im Mondhause maghä (a Leonis), auch nicht zu Zeiten des fabelhaften Tudhtshtiraf der von manchen ins 3. Jahrtausend y. Chr. gesetzt wird. Wie die in der Tafel I gegebenen Stempositionen und die Karte der nakskatra am Schlüsse dieses Bandes anzeigen, stand aber. um 4000 v. Chr. der große Bär gegen maghä viel weiter in der Kektaszension ab und in Deklination etwas süd- licher als in der Gegenwart, so daß die Verbindungslinie der 4 hellsten Sterne des großen Bären damals in der Tat gegen den Regulus (a Leonis) hinwies, während jetzt der große Bär über dem Löwen, nicht seitwärts desselben steht. 3) Vgl. Fleet, Corp. Inscr. Indic, III, Einleitg. 26, Note 2. 384 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. Ären hinzu, vielfach aber stehen die Saptarshi-Jahre allein. Nach dem Gesagten hat man also, abgesehen von den we^elassenen Jahr- hunderten, zu einem gegebenen Sajytarshi-Jahre 25 zu addieren, um auf das entsprechende (vollendete) haliyttga'jBhr zu kommen, oder 46, um auf das (vollendete) iSaJca zu gelangen. § 100. Die Newftr-ira. Die Netvär-ÄTSL (auch Nepal-Ära) wurde speziell in Nepal gebraucht. Die Newär sind das in diesem Berglande früher herrschende Volk, das seine Wohnsitze hauptsächlich um Kätkmandii und am Bhagavati (Zufluß des Ganges) im eigentlichen Nepal hatte. Die Ära soll 880 n. Chr. von dem Rajah Bäghavadeva eingeführt worden sein ; sie wird in nepalischen Inschriften, auch auf Münzen der Rajahs Yon Bhatgaofi, Käthmandu und Pätan gebraucht. Inschriften mit dieser Ära gehen, soweit bis jetzt bekannt, bis 512 (= 1391 n. Chr.) zurück, einige Manuskripte noch erheblich weiter. Mit der Eroberung Nepals durch die OorJcha^ unter Prithinäräyan Shah (1768 n. Chr.) wurde die Ära aufgelassen und die JSaka eingeführt, welche jetzt noch auf den Nepal- Münzen üblich ist. KiELHORN hat 25 Daten untersucht, und zwar 6 Nepalinschriften des Pandit Bhagvanlal Indraji, 2 aus BENDAiiLS „Journey in Nepal and Northern Indiu^ und 17 aus BEXDAiiiiS „Catalogue of Buddhist Sanscrit Manicscripts^. Als Resultat stellt sich für die Epoche der Newär-Ärsi das obengenannte Jahr 878/79 n. Chr. heraus, und zwar der erste Tag des laufenden Jahres = Kärttika sukla (erster Tag der lichten Hälfte des Kärttika) des (nördlichen) FiÄrrama-Jahres 937 == 20. Oktober 879 n. Chr. = Tag 2 042 405 der Julian. Periode. Die Jahre sind also Kärttikäd% in der Anordnung der paksha kommt in jedem Monate zuerst die lichte Hälfte, d. h. das Jahr geht nach dem amänta-System der Südprovinzen (vgl. S. 358). § 101. Die 6upta-ÄnL Die Oupta-Ära, (Gupta-Valäbhi) wird, wie die vorige, in Nepal, außerdem auch in Nordwestindien und Mälava gebraucht Die erste Bekanntschaft mit dieser Ära vermittelte der schon oft genannte ALBiEimi, aber aus der früheren Übersetzung seiner Worte von Keinaud (1845) ging nicht klar hervor, ob in dem Berichte Alberunis von zwei verschiedenen Ären, deren eine den Gtepto-Königen und deren andere den Herrschern von Valabhi zuzuschreiben wäre, die Rede sei, 1) £iD Dicbtindiscber Stamm, der zwischen der Gaig^^* ^^^ Tnstdagangä wohnte. § 101. Die Gupta-Ära. 385 oder ob es sich um ein and dieselbe Ära handle. ÄLBiBUNi hatte die Einführung dieser Ära 241 Jahre nach dem Beginn der JSaka-Ävti, d. i. auf 319/20 n. Chr. gesetzt; aus seinen Worten schien zu folgen, daß diese Zeit mit dem Untergange des Geschlechts der Gupta zu- sammenhänge. Im vorigen Jahrhundert gab J. Pbensep den ersten Bericht^ über die Auffindung einer Datierung nach dieser Ära auf einem Steinpfeiler zu Kahäum bei SuUempur {Göräkhpur -Distrikt N.W. Indien). Um diese und die später bekannt gewordenen In- schriften mit Datierungen nach der ffwj^fa- Ära zu erklären, nahm Febgusson an^ daß die Epochen der iSaka- und Oupta-Ära, nicht um 241 Jahre, wie bei ALBiBrNi, sondern um 240 verschieden sein könnten, und daß dieses Zeitintervall aus einer Eückrechnung mit 4 sechzig- jährigen Jupiterzyklen entstanden wäre; die Oupta-E^ßoche 318 n. Chr. falle nicht mit dem Untergange, sondern mit der Zeit des Empor- kommens der Macht des Gupta-Qescblechis zusammen. Thomas« da- gegen nahm zwei verschiedene Ären an, die eine, die Ära der Gupta- Könige, falle mit der /SaJca-Ärs. zusammen, und die Ära der Valahhi- Herrscher beginne, da auf die Gupta jene gefolgt seien, mit 319 n. Chr. A. CuNNiNGHAM War früher (1854) der Ansicht, daß beide Ären mit- einander identisch seien und von 319 n. Chr. ab zu zählen sind, später aber^ stellte er jede der Ären als selbständig hin und nahm als Aus- gangsepoche für die Gupta-Ära, 167 n. Chr., für die Faia&Ai-Ära 319 n. Chr. an. Clive Baylet* stützte sich auf die irrtümliche An- nahme, daß einer der mächtigsten Valabhi-Kövige j Siläditya, nicht über 200 n. Chr. angesetzt werden dürfe und der Beginn der Gupta- Ära demgemäß vor diese Zeit zu stellen sei ; aus Münzen mit angeb- lichen Datierungen nach Gupta -JdJiren glaubte er die Epoche auf 190 n. Chr. fixieren zu können. In neuerer Zeit hat J. F. Fleet sich eingehend mit der Gupta-Ärs, beschäftigt*. Derselbe untersucht die vorgenannten Hypothesen sowie einige von Bhandabkab, Newton, Bhau Daji geäußerte Ansichten und zeigt, daß auf mehreren zweifellos nach der Gupta-Ära, datierten Inschriften des 5. und ü. Jahrhunderts bei der Angabe des Jahres ausdrücklich die Bezeichnung „im Genüsse der Selbstherrschaft der Gupta-Konige'^ gebraucht ist, demnach die (rt/pto-Herrschaft im 5. und 6. Jahrh. noch blühte; die Ära müsse 1) Joum. of the Bengal Asiat Soc, VII 36. 2) Joum. of the Boy, Asiat Soc, IV 104, XII 271. 8) ibid. XIII 524, Archaeol Surv, West-Ind,, II 70. 4) Indian Eros, S. 53. 5) Numim. Chronicle, III ser., vol. II 128. 6) In verschiedenen Artikeln im Ind, Antiq., XV 189, XVI 141, XVII 359, und in einer zusammenfassenden Arbeit im Corp. Inscript. Indic., vol. III 1888 ; p. auch den ergänzenden Artikel Ind. Antiq.^ XX 876. 0 ins el , Chronologie I. 2^ 386 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. daher beim Aufschwung jenes Geschlechts, d. i. 320 n. Chr., ihren Anfang gehabt haben. Eine neue Übersetzung des arabischen Originals Albieunis von W. Wbight zeigt denn auch , daß Albibuni von ein und derselben Ära unter zwei verschiedenen Namen spricht ^ Was die Herkunft der Ära betrifft, so kann dieselbe nicht von den Nach- folgern der Oupta, den Herrschern von ValdbM^ errichtet sein, weil die ersten 6 oder 7 derselben nur Lehensmänner waren und ohne die eigene Macht zur Einsetzung einer von ihrem Emporkommen datierenden Zeitrechnung. Auch unter den früheren Owpixb war erst C'Aawrfro- gupta I. souveräner Herrscher. In Nepal wurde aber die Ära sicher gebraucht, wie die Inschrift des Mänadeva beweist, da sie einem Tempel bei Käthmandu entstammt. In diesem Staate regierten gleich- zeitig zwei Herrscherfamilien, die eine (Thäkuri?), welche die Harsha- Ära, und die Lickchavi, welche die Oupta-Ärs. gebraucht. Die Lichchavi waren, wie die Berichte der beiden chinesischen Reisenden Fa-hian und Hiuen-tsang bezeugen, in Nepal ein mächtiger Stamm; König Chandragupta I. nahm Kumäradevi, eine ücÄcÄavi-Prinzessin, zur Frau. Fleet mutmaßt deshalb, daß die Oupta-Ava. eine eigentlich von den Lichchavi gegründete Zeitrechnung war (ihr erster historisch nachweisbarer König ist Jayadeva I., 330 — 355 n. Chr.)*, in der Folge aber von den 6?Mj?to-Herrschem übernommen worden ist. Die ValabhU Könige setzten später ihrerseits die Datierungen nach dieser Ära fort. Zur näheren Untersuchung des Jahres der Ära hat Fleet 7 Inschriften herangezogen: eine Pfeilerinschrift des Budhagupta (ÄJ^rar-Distrikt in Mälava)j mehrere „grant" der ParivräjaJca Mahäräjds, eine In- schrift des Mänadeva (aus Nepal) und eine des Chaulukya -Königs Ärjunadeva (aus Veräwal). Daraus folgt die E p o c h e der Oupta-Ära, : Gupta-safhvat 1 (laufendes Jahr) = 26. Februar 320—15. März 321. Die Jahre sind also als laufende und als Chaiträdi zu nehmen, die Monate vielleicht nach dem purnimänta (doch ist dies nicht sicher). 1) Corp. Inscript. Ind.j III 30; die in Betracht koinmende SteHe des Albirun!- Beben Berichtes lautet: ,Und was die Ära der Valabhi betrifft — welche die Ver- walter der Stadt Valabhi, nahezu 30 yoyana südlich von Anküväda waren — so war der Beginn der letzteren 241 Jahre später als die Sdka, Jene, welche sie ge- brauchen, stellen zuerst die i^aA^- Jahre auf und subtrahieren von diesen den Kubus von 6 und das Quadrat von 5 (=241) und so bleiben die Jahre der VctUkhhi-Xm übrig .... Und was die €rupta-AxK (die Mitglieder dieser Dynastie) anbelangt, so beifit es, daß sie ein mächtiges, aber gottloses Geschlecht gewesen seien, and dafi, als sie aufgehört hätten zu existieren, das Volk nach ihnen datiert hätte. Und es scheint , wie wenn die Valabhi die letzten von ihnen gewesen wären. So ist also der Beginn ihrer Ära um 241 Jahre später ab die Saka ... so sind dann • .: . . 953 Jahre der Saka-Arsi gleich 712 der Valabhi, welche auch die Gupta- Arsk ist*. 2) Corp, Inscript. Ind., III, Appendix IV 189. § 102. Die Öri-Harsha-Ära. § 103. Die Ära des Vikramäditya. 387 § 102. Die 8rf-Harsha-Ära. Die äri-Harsha-Ava. (Ära des Harshavardhana) ist, wie die vor- hergehende, in Nepal, aber auch westlich, bis in den Panjab verbreitet. Der Begründer Harshavardhana (oder Sri-Harsha, der „Vermehrer der Freude") soll sie nach ALBiBUNi in Mathurä und Kanauj ein- geführt haben: „Zwischen der äri-Harsha und der Vilcramäditya ist ein Intervall von 400 Jahren . . . Aber in einem Kashmir-Kalender habe ich gelesen , daß äri-Harsha 664 Jahre später war als Vikra- mäditya (Epoche 57 v. Chr.), eine Abweichung, über die ich ganz im ungewissen bin . . ."*. Letzteres als richtig angenommen, folgt als Epoche der Harsha-Äva, 607 n. Chr. Als Inschriften mit angeblicher -ETar^Äa-Datierung sind sehr frühe Daten, bis zum 34. Harsha-J aiive zurückreichend, angegeben worden, besonderes Vertrauen verdienen indessen einige wenige, wie etwa zwei aus dem Panjab aus den Jahren 184 und 563 Harsha, und die Inschrift auf der Statue des Gottes Hanumat zu Khajurähö (in der Provinz Bundelkhand) vom Jahre 218. Am zuverlässigsten ist nach Kielhobn die Plattendatierung der Dighivä- Dubauli'Schenkxmg des Mahendrapäla : Jahr 155, tithi 10 der lichten Hälfte MägJia = 20. Januar 761 n. Chr. Aus dieser und den übrigen Daten folgt, die 5arsÄa- Jahre als CAai^ra- Jahre vorausgesetzt, die Epoche 605/6 n. Chr. § 103. Die Ära des Yikramftditya. Auch die Ära des Vilcramäditya {Vikrama-samvatsara, früher Mälava-Ära, benannt) gehört zu den nordindischen und zählt zu den verbreitetsten Zeitrechnungsformen Indiens. Cunnengham bezeichnete 1883 als früheste nach der Ära datierte Inschrift die des Jäikadeva vom Jahre Vikr. 794, während jetzt noch weitere, bis zum Vikr. Sathv. 428 herabreichende Inschriften bekannt sind. Kielhobn hat 288 Datierungen in dieser Ära nach Inschriften und Manuskripten gesammelt; davon erwiesen sich für eine eingehende Behandlung 150 hinreichend genau datiert. Dieses Material — welches bis zum Vikr. Jahre 1877 reicht — ergibt folgendes. Nahezu durchwegs wird das Jahr als vollendetes gebraucht, laufende Jahre finden sich nur ganz ausnahmsweise. Das Jahr wird in den überwiegenden Fällen mit dem Kärttika begonnen, ist also ein sogenanntes Kärttikädi-Johr. Wie sich aus der folgenden Zusammenstellung nach Jahrhunderten ergibt, fanden sich 1) AlbIbunIs India, II, S. 5. 25* 388 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. bis Vikr. 1200 6 Ohaiträdi, 9 Kärttikadi n 1300 17 26 r n 1400 22 n 31 r n 1500 26 n .34 n n 1600 30 n 40 y> n 1877 41 n 44 n es herrscht also namentlich in den früheren Jahrhunderten ein über- wiegender Gebrauch des Kärttikadi vor; ei'St in der uns näher ge- legenen Zeit greift die Anwendung des CÄaifra -Anfangs um sich. Dies ist wahrscheinlich dem Auftreten der Saka-ArB. zuzuschreiben, für welche das Chaiträdi immer bezeichnend gewesen ist. Was die Anordnung der Monate nach dem amänta- und j;!tmiwu?nfa- System anbelangt, so ersieht man aus der Ordnung der Fälle bis Vikr, 1200 5 jjöniiwj. -Fälle, 2 amänta w 1300 14 v 8 n 1400 21 n 15 „ « 1500 24 r n „ r 1600 28 n 22 „ ?? 1877 37 n 24 „ daß die Monate zumeist von Vollmond zu Vollmond {purnimänta) gerechnet werden, und es scheint, daß der Gebrauch dieses Systems in den alten Zeiten allgemeiner gewesen ist, dann abgenommen und erst in den letzten Jahrhunderten wieder das ursprüngliche Über- gewicht erlangt hat. Als Eigentümlichkeit mancher Datierungen wäre zu erwähnen, daß bisweilen den Monatsnamen das Wort laukika (oder lau^, lauki°) vorgesetzt wird (z. B. lauki^ KürUika) ^ ; femer wird beim eingeschalteten Monat zwischen praihama (der erste) und dvitlya (der zweite) unterschieden (statt adhika, der eingeschaltete). — In den alten Inschriften sind die tithi und Wochentage, im Vergleich zu den Datierungen in der Äaia-Ära, selten angegeben. In 200 Daten waren neben Jahr, Monat und Tag 20 mal die nakshatra, die samkranti acht- mal und 10 Finsternistage angesetzt; das Jupiterjahr erschien 16 mal. — Was die geographische Verbreitung der Vikrama-Ävh betrifft, so sind die alten von den bekannt gewordenen Datierungen bis Tlitr. 900 alle aus dem östlichen liäjputäyui, besonders aus dem an Mälava 1) Diese Bezeichnung bedeutet nicht mehr aU den gewöhnlichen Mondmonat. Die Jains hatten auch zweierlei Namen für die Monate: die laukika- oder ge- wöhnlichen, also Srdvaiia u. b. w. und die loköttara-^^^neu, und zwar: 1. ahhinandita (abhinanda)^ 2. pratishßita (suprattshßa)^ 3. vijaya, 4. pritivardhana, 5. ireyoK, 6. iiva, 7. üHra, 8. htmavatj 9. vasantamäsa, 10. kusumasathbliara, 11. nidagha, 12. vanaviroha (yanavirodhin). § 103. Die Ära des Vikramäditya. 389 grenzenden oder ihn umschließenden Teile. Später findet sich die Ära ' in Kanauj, Gtvälior, BundelJchand, Mälava und Anhihäd verbreitet. Im allgemeinen kann man annehmen, daß die Ära nördlich von einer Linie, die man sich von der ^Yarftada-Mündung über Gaj/a nach Delhi gezogen denkt, ihren Hauptsitz hat und sich von da westwärts bis zum Golf von Cutch (Ghujeräf) ausdehnt. Die gegenwärtigen Bewohner von Nordindien gebrauchen bei der Vikrama-Ärei hauptsächlich Cfiai- trädi'Jahre und ^wmiwawto-Monate, in Gujerät aber Kärttikadi und amänta-Ordnimg. In einigen Teilen von Käthiavai und Oujerät hat mau Äshäihädi und awa^ita-System ^ — In Beziehung auf den Namen und die Herkunft dieser weitverbreiteten Ära glaubte man bisher von der Annahme ausgehen zu müssen, daß der Name der Ära von einem nordindischen Könige Namens Vikramäditya von Ujjai/ini (dem alten Sitze der Hindukultur in Mälava) herrühre. Indessen ist die historische Existenz eines solchen Königs in der nordindischen Geschichte sehr unsicher; in der Geschichte Kashmirs gibt es mehrere Vikramäditya, und ursprunglich war dieser Name (= Sonne des Heldentums) nur ein Beiname, den sich manche Herrscher {Chandragupta IL auf seinen Münzen) beilegten. Kielhobn hat darauf aufmerksam gemacht, daß sich auf den frühesten Inschriften mit Fiirama-Datierung der Name Vikramäditya überhaupt nicht vorfindet, obwohl er gerade in diesen zu erwarten sein müßte, wenn die Ära einem Könige dieses Namens zum Gedächtnis gegründet worden wäre. In Inschriften von Vikr. 987 heißt das Jahr noch einfach samvat Erst in späteren (aus dem 12. Jahrh. Vikr.) finden sich allmählich Benennungen wie „das Fitrama -Jahr", „Jahr des großen Vikrama^, „Jahr, gerechnet von der Zeit des Fürsten Vikrama^. Diese auffallende Veränderung der Ära-Benennung ist nach KrEiiHOEN folgendermaßen zu erklären : Das Jahr der Ära ist, wie wir gesehen haben, ein ausgesprochenes Kärttika-Jahr, d. h. es begann mit dem Herbste (Oktober-November). Nun war, wie Proben der indischen Poesie zeigen, der Herbst {kirad) für die alten indischen Kcinige die Hauptzeit, zu der sie in den Krieg zogen, der vikrama-käla, wie die Poeten diese Zeit nennen. Da die Poeten gewohnt waren, von sarad als dem vikrama-käla (Kriegszeit) zu sprechen, übertrug man rikrama- käla auch auf äarad in seiner Bedeutung „Jahr" {Sarad bedeutet „Herbst" und „Jahr"), was umso leichter war, als das Jahr gerade mit dem Herbste anfing. Mit der Zeit ging der Ursprung des Wortes vikrama verloren, und der Ausdruck wurde auf den Namen eines fabel- 1) Öfters werden die Chaiträdi- Jahre, mit pur nimänta- Anfang, der Vikrama- Ära auch als , nördliche" Vikrama- Jahre bezeichnet, die Kürttikddi mit amdnta- System als „südliche", welche Begriffe aber nicht geographisch genommen werden dürfen, denn in denselben Ländergebieten erscheinen beide Arten von Jahren. 390 y. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. haften, siegreich gewesenen Königs tibertragen. Diese Erklärung er- scheint um so plausibler, als es nicht gelungen ist, einen König Vikra- mäditya in der Zeit des der Geburt Christi vorangehenden Jahrhunderts (die Ära beginnt 57 v. Chr.) historisch nachzuweisen. Zu der Vikrama - Ära gehört auch, d. h. ist mit dieser identisch die sogenannte Mälava - Ära. , welche man früher hat als eine selb- ständige ansehen wollen. Das VtJcramarjBhr erscheint nämlich in der alten Zeit öfters unter der Bezeichnung „nach der Rechnung der Mälara^, oder „Jahre der ifaZam - Herren", oder „vom Anfang der Mälava-Zeit verflossene Jahre" (z. B. auf der Kanasva-Inschriit: „Als 7 Jahrhunderte und 95 Jahre der Mälava -Kerren verflossen waren, wurde dieser Tempel des Gottes Dhurjati erbaut"). Diese Bezeichnungen der FiÄrama-Jahre mit Beziehung auf die Herrschaft eines Geschlechts in Mfdava reichen bis in die zweite Hälfte des 12. Jahrh. n. Chr.; von den J/<7?«?.Y^-Herrschern existieren auch Münzen. Die Epoche der Vikrama ist 57 v. Chr. Als Chaiträdi genommen, ist also Jahr 1 Vikr. (1.) = März 57/56 v.Chr.; 400 Vikr. = SUi kaliyuga = 265 iSaka (1.) == 342/43 n. Chr. März. b) Aren in Zentralindien. § 104. Die Saka-Ara. Die Ä/Aa-Ära (iSaka-nrwa-Mla etc., später auch Ära des JSäliva- Äa/ia genannt), über die Entstehung dieser Ära erzählt ALBiBrxi, ein tSaka-Kömg habe das Land zwischen dem Sindh-Flusse und dem Ozean beherrscht, habe das Volk bedrückt, sei aber von Vikrmnäditya be- siegt und getötet worden; zum Andenken an diesen Sieg habe das Volk die Ära Vih'amäditfja gegründet^. Der Name des von AiiBi- RUNi nicht genannten ÄiÄ'a -Königs wäre nach der Tradition äälivähanay aber dieser Name findet sich in Verbindung mit der Ära erst in späten Inschriften. Die Ära wurde mit der Zeit zur Hauptära der Astronomen, und nahezu dX\^ Karanas machen von ihr Gebrauch; ihre Anw^endung auf astronomische Datierung scheint etwa vom 5. oder 6. Jahrh. n. Chr. ab stattgefunden zu haben. Kielhohn hat 200 Inschriften mit Datierungen in dieser Ära untersucht. In denselben wird die Ära — entgegengesetzt den bei anderen Aren oft sehr voneinander ab- weichenden Namen — fast immer als Saka benannt, mit verschiedenerlei Zusätzen, Avie ^aka-MJa (Zeit der Ä/Aa - Könige) , Saka-varsheshu (als .... A^aÄra-Jahre vorüber waren), Sakanripa'käl'äüta'Sarhvatsara (Jahre, verflossen seit der Zeit der >5?öfia-Könige) u. s. w. , seltener als 1} AldirlnIs Indiay TI, S. 6. § 104. Die6aka-Ära. § 105. Die Chälukya-Vikrama-Ära. 391 Sdkanripaü'Sarhvatsara (Jahr des A&Ärakönigs); in Versen als iSak-äbde (in dem Jahre der JSaJca), J^äke, Sakmdra-varshe u. a. Für die Be- zeichnung „Jahr" erscheint in den AWa - Inschriften ganz besonders häufig der Ausdruck varsha, weniger allgemein der Name samvatsara, und die Benennung varsha ist speziell der ÄiÄa-Ära eigentümlich, da sie bei den übrigen selten oder überhaupt nicht vorkommt i. Die Epoche der Ära ist 15. März 78 n. Chr. (jul. Tag 1 749621), die Jahre sind Chaiträdi (für das Lunisolarjahr) , Meshädi für das Sonnenjahr (Bengalen). Die weit überwiegende Zahl der Inschriften nimmt die Jahre als vollendete an, so häufig, daß auf je 4 Fälle mit vollendetem Jahr nur 1 Fall mit laufendem Jahr kommt. (Einige südliche panchäng scheinen das laufende Jahr nur irrtümlich zu ge- brauchen). Der Usus war jedoch früher kein ausschließlicher, da vor iSaJca 1200 die Fälle mit laufendem Jahre noch vorkommen; vom 14. Jahrh, der iSaJca ab sind solche kaum mehr zu finden. Der Monat wird von Neumond zu Neumond gerechnet {amänta)\ unter den von EiELHOBN untersuchten Daten war nur ein einziges, welches auf das pwmiwanta-System hinwies. Die ÄiA^a-Ära zeigt also, im Vergleiche zu der in Beziehung auf weite Verbreitung mit ihr rivalisierenden FtÄ:rawia-Ära, bemerkenswerte Gegensätze betreffs der Zeit des Jahr- anfangs, der Anordnung der paksha und der Benennung des Jahres. Die jSaka-Ära, ist über ganz Indien verbreitet, aber doch vor- wiegend zentral- und südindisch; ihr Verbreitungsgebiet liegt haupt- sächlich südlich von jenem, welches wir für die Vikrama abgrenzten, nämlich im Süden der Linie, die man sich von der iVarftada-Mündung nach Osten zur Mündung des Mahänadi gezogen denkt. Von da stammen auch die frühesten Inschriften in Äiita - Datierung. Am wenigsten dürfte die Ära in Tmnevelly (Madras) ulid Malabar heimisch sein. Wir werden aber die äaka-Axd^ im nächsten Kapitel in Hinter- indien, Kambodja, selbst auf Java und Sumatra antreffen. § 105. Die Ghälukya-Yikrama-Ära. Die Chälukya'Vikrama'Ävsi (Chciluki/a-Vikrama-varsha, ChCdukya- Vlkrama-käla). Die Jahre dieser Ära sind ursprünglich Regierungs- jahre des westlichen Chälukya'YJSmg^ Yikramäditya VI. (Hochland Dekhan)-. Die Ära hat sich aber nicht lange erhalten, das späteste bis jetzt bekannte Jahr ihrer Datierung ist 94 Chäl Vikr. Nach der 1) Das Wort varsha erscheint bei der Vikrama- Ära. von Vikrama 1200 ab nar in 3 Daten unter 123, bei der Crupta-ÄrtL nur 4 mal unter 71 Fällen, in Daten der Harsha- und der Kalachuri-Ara, überhaupt nicht. 2) Über Vikramädüya VI vgl. Fleet, Dynasties of the Kanarese-Districts, S. 445. 392 Y. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. Verdrängung der Chälukya -Kbmge durch die Kalachuryas (1162 n. Chr.?) scheint die Ära bald aufgehört haben zu existieren. Um die Chälukya'ViJcr.'Jaiire in jene der iSaJca zu verwandeln, hat man zu ersteren 997 zu addieren. § 106. Die Chedl- oder Kalachuri-Ara. Der Name dieser Ära wurde zuerst in Inschriften der Distrikte Baipur und Nägpur (östl. Zentralindien) angetroffen. Sie wurde zu Zeiten der JTaZacAwn-Könige in Zentralindien gebraucht und muß, wie schon Hall bemerkt hat^, ihren Anfang nahe der Mitte des 3. Jahrh. n. Chr. gehabt haben. Cunxingham glaubte auf die Epoche ChMisarhvat 0 = 249 n. Chr. schließen zu können. Kcelhokn hat die 12 zuverlässigsten Inschriften (mit Datierungen von 793 — 958 Chedi'Jahr) untersucht und gefunden, daß sich die Daten am besten unter der Annahme eines ^I^nadi-Jahres, also mit Septemberbeginn, vereinigen lassen. Die Epoche der Chedi-ÄrR wäre danach: 1. voll- endetes Jahr Chedi = 5. September [ÄMnna-sudi 1] 248 n. Chr. § 107. Die Lakshmana-Sena-Ära. Die erste Nachricht von dieser Ära findet sich auf einer von J. Prinsep veröffentlichten Inschrift von Biiddhagayä, nach welcher LaJcshmaria Sena, Sohn des Ballala-Sena, Rajah von Bengalen, diese Ära errichtet hat. LaJcshmaria (1077 — 1114 n. Chr.) war einer der hervorragendsten Herrscher der Faid/a-Dynastie von Bengalen. Die Ära hat ihren Sitz vornehmlich in Bengalen, Tirhut und Mithila (am Ganges) und wird neben dem Vikrama- und tSaka-Jahre gebraucht^ ist aber nicht mehr sehr bekannt. Cunningham hat aus 8 Daten, Inschriften und Gleichungen zwischen dem Lakshmai^- Jahre und der fSaka- resp. Vikrama, letztere aus Tirhut- und ififÄiüa-Kalendem, die Epoche der Ära zu bestimmen versucht*, ist aber zu keinem be- friedigenden Resultate gelangt. Nach Kielhobn scheint eine Kupfer- platten-Inschrift des Siva Simha, Rajahs von Tirhut, das meiste Ver- trauen zu verdienen; diese setzt das Lakshmaria-Jaiir 293 = iSaJca 1321. Demnach würde die Differenz zwischen den Lakshmav^- und fSaka- Jahren 1028 Jahre betragen und die Epoche der Ära 1106/7 n. Chr. sein. Letztere würde also richtig in die Lebenszeit Lakshmanas fallen. Jedoch steht diesem Ansätze eine Stelle im Akbarnäma des Abui 1) Journ. Americ. Orient Soc.f vol. VI, S. 501. 2) Indian Eros, S. 76. § 1 08. Die Fasli- Jahre (Erntejahre), das Bengali-San, Viläyati-San etc. 393 Fazl entgegen \ welche besagt, „daß von dem Beginne der Regierung LcJcshmaifjLOis bis jetzt 465 Jahre gewesen sind" und daß bis zu der Zeit, zu weicher der Schreiber berichtet, 1506 Jahre der ädka oder 1641 der Yikrania verflossen seien. Demgemäß würde die Differenz zwischen den äaka- und iafoÄwana-Jahren nicht 1028 Jahre, sondern 1041 betragen und die Epoche auf 1119/20 n. Chr. kommen. Kiel- HOKN hat versucht, das zuverlässigste Material von Daten mit beiden Epochen darzustellen; außer der JBM^Aa-öaya-Inschrift verwendet er fünf in Handschriften vermerkte, vollständige Datierungen. Auf die Epoche 1 106 n. Chr. gelangt man nur dann, wenn hauptsächlich voraus- gesetzt wird, daß das Lakshmaria'SdihT mit dem Monate MärgaMrsha (November-Dezember) angefangen habe. Dieser Jahresbeginn, obgleich für das iaisÄwatia-Jahr auch schon von anderen Autoren (Buchanan, Colebkooke) ein anderer als der sonst gebräuchliche Jahresanfang vermutet wurde, ist wenig wahrscheinlich. Geht man hingegen auf die zweite der beiden obigen Epochen zurück, auf 1119 n. Chr., so lassen sich sämtliche 6 Daten unter der Annahme vereinigen, daß das iaAr^Ämana- Jahr ein KärttiJcädij mit dem awa ?ite-Schema für die Auf- einanderfolge der Monatshälften, gewesen ist, und dies ist das Wahr- scheinlichere. Allerdings würde die Epoche, laufendes Jahr 1 LaJcshm. = KärtüM'iudi 1 des vollendeten jSaka 1041 = 7. Oktober 1119 n. Chr., dann 5 Jahre nach dem Tode Lakshmana Senas fallen. Daß Aren in Indien erst nach dem Tode eines Herrschers ins Leben ge- rufen wurden, ist aber nicht selten. Bis zur Beschaffung umfang- reicheren Materials darf man deshalb wohl die Epoche 1118/19 n. Chr. als Beginn der LaJcshmana-Ara, annehmen. § 108. Die Faslt-Jahre (Erntejahre), das Beng&li-8an, TUäyati-San und das Amli-Jahr. Unter dem Moghul-Kaiser von Hindustan, Äkbar (1556 — 1605 n. Chr.) wurden mehrere Jahresrechnungen, und zwar auf Grundlage des mohammedanischen Jahres errichtet. Eine persische Handschrift • erzählt hierüber, daß in Akbars Reiche, nachdem er es durch Er- oberungen in Bengalen und im Dekhan ausgedehnt hatte, eine Anzahl von Zeitrechnungen nach dem Mondjahre, dem Lunisolarjahre und dem Sonnen jähre existierten. „Diese Differenzen veranlaßten manche Ver- legenheiten in den Berichten und öffentlichen Geschäften und zogen schließlich die Aufmerksamkeit des Kaisers auf sich, welcher nach 1) S. BEVEBiDas, Joum. of the Bengal Asiat. Soc, LVII, part. I, S. 1. 2) S. J. FbuxbePj Usefül tableSj S. 169 (Bd. II der Essays of ind. aniiquüies, edit b7 Edw. Thomas, 1858). 394 Y. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. Beratung mit seinen Ministern wünschte, daß jene 3 Ären mit dem Hidschra}a,hTe 964 (wohl 963, denn in diesem fand die Thron- besteigung Akbars statt) übereinstimmend gemacht und ihnen dann besondere Namen gegeben würden. Demgemäß wurde bestimmt, daß das samvat in Oberhindustan den Namen Fasli bekommen und mit dem Monat Äävina anfangen solle, in welchem die Sammlung der Landtaxe für die folgenden Jahreszeiten zuerst begonnen wird. Die in Bengalen übliche Ära wui-de San-i-Bengäla genannt, und das Jahr wurde dort mit dem Anfange vom Sonneneintritt in den Widder (Monat Vaiääkha) fortgesetzt wie zuvor. Und ebenso geschah es im Dekhan, wo die neue Ära Viläyatl geheißen wurde, weil sie vom Vilajat Hindustan herkam, und ihr Jahr wurde vom 12. Bhädon (= Bhädra- padä) ab weitergeführt. Diese drei Ären verdanken ihren Ursprung dem Kaiser AJcbar, sie sind auf der mohammedanischen Epoche er- richtet, aber in dem Jahreslaufe mit den früheren Ären überein- stimmend." Nach diesem Berichte hätten alle drei Ären den ge- meinsamen Anfang Hidschra 963 (Anfang dieses Ä^cArajahres = 26. November 1555 n. Chr. greg.), das Bengäli-San hätte mit L Yen- iäkha (11. April 1556), das hindustanische Faslt mit 1. Monä-AMinn (10. September 1555) und das Viläyatt-San mit 1. Sonnen - Jf^rma (8. September 1555) begonnen. Das F a s 1 i - J a h r ist ein Sonnenjahr, eigentlich schon von seiner alten Epoche 591 n. Chr. laufend. Es scheint nie vom Volke, sondern nur offiziell gebraucht worden zu sein. Das Fasli-J^hr beginnt mit dem Sonnen-Monat Ä(ii = iSrävcma (Juli); nach dem Jahre 1800 n. Chr. setzte die indische Kegierung den Jahresbeginn auf den 13. Juli, von 1855 ab auf den 1. Juli. Das Bengali- und das Fi?a//af?-Jahr haben dieselbe laufende Jahreszahl wie das FasTi, Das lunisolare sog. nordwestliche Fasli- Jahr, eine Ab- art des vorigen, wird in Bengalen und Nordwestindien gebraucht: es beginnt mit dem Äivina (September) nach dem pürtiimmta'Sjstem (Vollmond). J^aJca 1815 (1.) war = 7. September 1882 n. Chr. Die Epoche ist Fasli 0 = JSaJca 515 (1.) [= 592/93 n. Chr.]. Das un- .gefähre /S\iÄa-Jahr erhält man also durch Addition von 516 zum Fasli - Jahre. Die Monate werden nicht in paksha geteilt, sie laufen von Vollmond zu Vollmond, ohne Ein- oder Ausschaltung von üthi. — In Südindien ist das i^a^K- Jahr um 2^^ Jahr in der Zählung gegen das nordwestliche voraus. (Epoche 590^91 n. Chr.) Das Bengäli-San ist, wie oben bemerkt, ein Sonnen jähr und läuft vom Mesha-samkränü ab, und zwar mit den Monaten Vaiääl'ha^ Jfjeshtha Epoche: J^aJca 516 (1.) = 593/94 n. Chr. Das Viläyatl (in Bengalen, Orissa) hat die Epoche iSala 515 (1.) = 592/93 n. Chr. und ist ein Sonnen jähr gleich dem vorigen mit § 109. Die nahi- oder AUai-Ära, die Bajjabhisheka ^aka etc. 395 den Mondmonatsnamen Vaiiäkha^ Es begiimt mit dem Zeichen kanyäy also mit dem Monate Äävina (September), und zwar an dem Tage, an welchem das sarhkränti stattfindet (wodurch es sich von dem gleich zu nennenden ^?9i{i-Jahre unterscheidet). Das Amli-Jahr (in Orissa) ein offiziell und geschäftlich ge- brauchtes Sonnen jähr, wird vom 12. Bhädrapada iuJcla ab gerechnet; es ist um 11 — 18 Tage resp. das Doppelte von dem vorigen verschieden, da das Kanyä-saihkränti um dieses Intervall vor oder nach dem Innaren 12. Bhädrapada iukla eintreten kann. Das Mägi-San, eine iem Bengali sehr ähnliche, in den Tagen und Monaten gleiche Jahreszählung, wird im Distrikt Chittagong gebraucht ; es ist gegen das Bengali um 45 Jahre zurück, die Epoche Mägi 0 = 638/9 n. Chr. § 109. Die Ilfthi- oder Allai-Ara, die Bfljyftbhisheka 8aka und das Shahür-San. Äbul Fazl erzählt : „Im 30. Jahre seiner Regierung setzte Kaiser Akhar eine neue Ära ein (d. i. Hidschra 992 = 1584 n. Chr.). Emir Fat'Ullah Shiräzi verbesserte den Kalender nach den Tafeln Ulug Begs, setzte den Beginn der Ära zu Anfang der Regierung und nannte sie Tärikh IläM oder die mächtige Ära. Sowohl Jahre wie Monate sind solare, die Namen der Monate und Tage sind die der alten Perser (d. i. der Ära Jezdegerd), Es sind keine Wochen in dem persischen Monate, die 30 Tage werden mit besonderen Namen be- nannt (vgl. S. 281), und in jenen Monaten, welche 32 Tage haben, heißen die letzten roz-o-shah, Tag und Nacht, um sie von jenen zu unterscheiden, die der 1. und 2. genannt werden" ^ Da die Thron- besteigung ÄJcbars in den indisch-mohammedanischen Kalendern mit 2. reH IL Sid, 963 angegeben wird, ist die Epoche der Ära 25. Februar 1556 n. Chr. (greg.). Die Ära wurde besonders auf Münzen ge- braucht, scheint aber schon unter Shak Jahän (17. Jahrb.) verfallen zu sein. 1) „Die Hidschra warde abgeschafft und eine neue mit der Regierung des Kaisers beginnende eingeführt. Die Monate behielten die Namen aus der Zeit der alten Perserkönige. Vierzehn Feste wurden eingeführt entsprechend den zoro- aslrischen Festen; aber die Feste der Muselmänner und ihr Ruhm wurde zertreten, nur das Freitaggebet allein wurde beibehalten* (Blochmanns Atn-i-Akbarij S. 195). — Nach WiLSOK {Account of the religion of the eniperor Akhar; Sehet, works II 392 wäre die Furcht AkbarSy daß dem Mohammedanismus nur tausend Jahre be- schieden seien und er deshalb das Ende dieser Periode für schon erfüUt hielt, die Ursache gewesen, daß an die Stelle der Hidschra eine neue, mit seiner Thron- besteigung beginnende Ära gesetzt wurde. 396 V. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. Die Räjyäbhisheka Saka, auch Räj-dbisheJc (Salbung des Königs), Mahratta Eäja äaJca-Ara. genannt, ist eine unter den Mahrattas, zur Zeit der Machtentwicklung derselben, von JSivaß, Sajah von Sattara, gegründete Zählung der Jahre, die sich ebenfalls nicht er- halten hat. Die Thronbesteigung Sivajis wird Jyeshtha §ukla 13, ^a1ca 1596 = l&l^lli: n.Chr. gesetzt; von dieser Epoche wurden die (laufenden) Lunisolarjahre gezählt. Die Shahür- oder Sür-Ära {Mahratta Sür-San, B.\3LC\i Arahi- San) ist eine mohammedanische Ära, die in dem westlichen Maha- rashtra angewendet wurde und jetzt nur noch selten vorkommt. Sie ist nach Jebvis „Report^ 745 Hidsehra (1344 n. Chr.) eingeführt, wahrscheinlich bei der Errichtung der mohammedanischen Königreiche im Dekhan. Das Jahr beginnt mit Sonneneintritt in das ^piaJcshatra mriga§iras (in dieser Hinsicht also solar), die Monate und Tage gehen nach der Hidsehra. Zur Eeduktion der Shahür-Jshre auf christliche hat man 599 zu addieren, auf Äiia- Jahre 521, auf i^a^K- Jahre 9 hinzuzufügen. § 110. Die Simha-Ara. Zu den zentralindischen Aren gehört auch noch eine nach dem Rajah Siva Simhadera benannte Datierungsform. Fleet und Cunningham setzen deren Epoche auf 1114 n. Chr., Phinsep auf 1112 n. Chr. Nach KiELHOBN sind bis jetzt nur 3 verläßliche Inschriften mit Doppel- datierungen dieser Ära gefunden; danach ist das /SimÄa-Jahr gegen das christliche um 1113 Jahre, gegen das T%rama-Jahr um 1170 Jahre verschieden, also die Epoche 1113 n. Chr. Das Jahr war ein lunisolares, als laufend gezählt und fing wahrscheinlich mit dem Monat Äshädha an. Die Ära war in Käthiäväi und Oujerät im Gebrauch. c) Aren in Süd- und § 111. Die Kollam-Ära. Die Kölamba- ArSi (Kollam-Quilo^i-Malabar- Ar sl, Kollaman4u, Ära des Paraäuräma) ist an der Küste von Malabar, in Kotiote und Travancore gebräuchlich. Sie wird nach 1000 jährigen Zyklen ge- rechnet und beginnt 825 n. Chr.; Kollam 1070 demnach = 1895 n. Chr. Shunguny Menon berichtet darüber^: „Im Jahre des kaliy, 3926 (= 825 n. Chr.), als Udaiyamär Tändavarman in Kollam herrschte, 1) History of Travancore, S. 88 {Ind, Antiq., XXIV, S. 281). § 111. Die Kollam-Ära. § 112. Die burmesische Ära. 397 berief er ein Konzil der gelehrten Männer Yon Kerala\ mit der Auf- gabe der Einführung einer neuen Ära, und nach einigen astronomischen Eechnungen über die Bewegung der Sonne in den 12 Zeichen und Berechnung der von ihr in jedem Monate gebrauchten Tage wurde beschlossen, die neue Ära vom 1. Chiiigam (= Simha) jenes Jahres als erstes anzufangen und das Sonnen jähr zu nennen*". Das Jahr dieser Ära ist also ein Sonnenjahr und beginnt in Nordmalabar (Malayalam) mit dem Monat Kanni {Kanyä\m Südmalabar undTinnevelly mit Chingam; die solaren Monatsnamen [Tamil und Malayalam] wurden bereits (s. S. 339, 2. u. 5. Kol.) angegeben. R. Schräm hat 14 von Sundaham PiLLAi gesammelte Inschriften mit Datierungen nach dieser Ära unter- sucht, Klelhobn dieselben nebst 10 weiteren. Der Erstere bestimmt das Datum des Sonneneintritts in das Zeichen Kamja beim Beginn der Ära auf den 24. August 825 n. Chr., welcher Tag demnach als Epoche zu gelten hätte. Ob die Jahre der Ära als vollendete oder laufende anzusehen sind, konnten weder Schbam noch Kielhorn aus dem bisher vorliegenden Material entscheiden. Um ein gegebenes Jahr der -SToZiam-Ära in das entsprechende des Tcaliyuga zu verwandeln, genügt es vorläufig, 3925 zu addieren, wenn das betreffende Datum zwischen den Zeichen Simha und Mina steht, oder 3926 im Falle der übrigen 5 Monate; das entsprechende vollendete Ä^aifca- Jahr würde man ebenso durch Hinzufügung von 746 resp. 747 erhalten. In Südindien kann vielleicht auch eine sehr wenig bekannte Ära, welche der Familie der Oängas {Gängeya) zugeschrieben wird, ihren Sitz haben; als Beginn dieser Ära vermutet man das 7. Jahr- hundert n. Chr. § 112. Die burmesische Ära. Die burmesische Ära (Vulgär-Ära der Barmanen, auch SaJckaräj- oder SäJcjaräya 'Jsihr genannt); Mug-Ärsi, — Diese hinterindische Ära hängt mit der Einführung des Buddhismus in Hinterindien zusammen. Nach arakanischen Geschichtsschreibern soll König Kanda- sorea im Jahre 638 n. Chr. die buddhistische Religion in Arakan ein- geführt und eine Ära zu Ehren Oautama^ (= Buddha) eingesetzt haben, die sogenannte Mug-Ära, [Mug ist eine besondere Bezeichnung für Arakaner] , welche mit 638 n. Chr. anfing. Diese Nachricht ist nach Lassen so zu verstehen, daß um jene Zeit der Buddhismus zur 1) KeraJa, Kola, Kera, Pdi^dja sind die vier südlichsten Staaten DekhaDs. Der Name Kollam ist wahrscheinlich abzuleiten von Korkai, welch letzteres einen Hafen oder ein Handelseniporium bedeutet. Die Zusammensetzungen mit Kol in KoUam, Kolkai {Kofkai) u. a. deuten überhaupt auf Hafenplätze oder Buchten. 398 y. Kapitel. Zeitrechnung der Inder. alleinherrsclienden Religion in Arakan geworden ist, denn Buddha- gosha, der Apostel des Buddhismus, reiste schon 386 n. Chr. nach Ceylon und kehrte dann mit Abschriften der heiligen buddhistischen Bücher in sein Vaterland zurück. Unter dem singhalesischen Könige Mahänäma (410 — 432) wurden diese Schriften in die PaZi- Sprache übersetzt und hierauf unternahm Buddhagosha die Bekehrung von Hinterindien ; um 638 n. Chr. kann die buddhistische Eeligion dort so- weit verbreitet gewesen sein, daß man an die Errichtung einer be- sonderen Ära zum Gedächtnis des Religionssüf ters ^ denken konnte. Das Jahr, ein Lunisolarjahr, beginnt mit Sonneneintritt in den Widder (als Epoche wird 21. März 638 angenommen), der erste Monat mit vorausgehendem Neumond; die Mondmonate ^ haben 29 und 30 Tage, mit einem im 2., 5., 7., 10., 13., 15. und 18. Jahre (eines 19 jährigen Zyklus) einzuschaltenden Schaltmonat. Datierungen in dieser Ära sind in Inschriften im MiAaftodAi - Tempel von Buddha -Gayä an- getroffen worden aus den Jahren 441, 448 der Ära; Kielhorn gibt sechs Daten der ÄlaÄ^i-ara/- Jahre 1136 und 1137 an. Die sonst noch in Birma vorkommende Prome- Epoche (Profne, Pru, Pyuy die einstige Hauptstadt der Barmanen am Irawadi) fällt wohl mit der Saka zusammen, da sie 79 n. Chr. anfangen soll. d) Die buddhistisohe Ära, das Kalijniga, Orahaparivritti und der Onko-Zyklus. § 113. Das Nirväna (buddhistische Ira). Im Anschluß an die barmanische Religions-Ära steht das Kirväm (buddhistische Ära). Als Ausgangspunkt derselben wird jetzt, nach Übereinkunft der Chronologen, das Jahr 544 v.Chr., als das Auf- lösungsjahr des Stifters Buddha säJcya muni (des Einsiedlers aus dem Geschlecht der Säkyä), angenommen. Andere Historiker setzen das Jahr, um verschiedene anderweitige Daten damit in Übereinstimmung bringen zu können, auf 478 v. Chr. Unter den Buddhisten selbst ist das nirväna überaus schwankend. Die sudlichen Inder entfernen sich in ihrer Annahme nicht weit von der chronologischen, nämlich 544 oder 543 V. Chr. (die Barmanen, Singhalesen, Siamesen 543, die Peguaner 558), bei den nördlichen Buddhisten liegen aber die Annahmen zwischen 1) Säkjaräya ist em besoDderer Name für Buddha, 2) Die bisweilen TorkommeDden Namen der Monate sind: idgu (== Chaüra\ hasong, nayang, toasho, wahgoung, tauüuilin, thadinJtyut, to«emti^-mofi^ , natdaf% payathOf tcibodwehy taboung (== Phdlguna), § 114. Das kalijuga. §115. Das Graha-parimtti. 399 den weiten Grenzen von 2422 bis 546 v. Chr., die Chinesen, Japaner, Mongolen und Tongchinesen akzeptieren ziemlich übereinstimmend 950 oder 949 v. Chr. Die buddhistischen Sekten ihrerseits nehmen wieder andere Anfänge an : die Anhänger der Jaina-Lehre rechnen nach dem Tode ihres Stifters Mdhämra (welchen sie als Lehrer Buddhas an- sehen), und zwar die Svetämbara (die „Weißbekleideten") 527 v. Chr., die Digambaras (die ;;Nackten") 548 v. Chr. u. a. Inschriften mit Datierungen nach der buddhistischen Ära sind bisher nur wenige ge- funden, und zwar in den Felseninschriften Aiohas zu Büpnäth und Sahasräm und im Surya-Tem^el zu Oayä. § 114. Das Kaliyuga. Das Kaliijuga findet sich zumeist nur in astronomischen Büchern und Kalendern der Inder, sehr selten in Inschriften. Die Jahre werden bald als vollendete, bald als laufende in diesen Schriften angenommen und lunisolar (Ckaiträdi) oder solar (Meshädi) gerechnet. Die Epoche und der astronomische Grund derselben wurde bereits angegeben (S. 338). § 115. Das Graha-pariyritti. Das Graha-paiivritti ist ein Zyklus von 90 Sonnenjahren, der in Südindien (besonders Madura) gebraucht wird. Er entsteht aus der Verteilung des Überschusses in der Jahreslänge über 364 Tage (52 Wochen) \ Der Beginn des Zyklus ist = 3079 (1.) Jcalif/tcga, oder das Jahr 24 v. Chr. (Graha-parivritti 0 = kaliyuga 3078 (1.) = 25 v.Chr.). Um das Jahr des Zyklus zu finden, addiert man 72 zum laufenden kaliyuga (11 zum ÄiAra-Jahr, 24 resp. 23 zum christlichen) und dividiert durch 90, der Rest gibt das laufende Jahr des Zyklus; z. B. ialiyuga 4846 (v.) = -^- ^f^^ '^; Rest = 59, also 59. Jahr. — Das Jahr ist ein Meshädi-Jahr. 1) Die Dauer des SoDDenjahres wird (nahezu identisch mit dem des Sürya- Siddhänta, vgl. S. 841) zu 865^ 15«^ 31p 80^ aDgenommeD. Diese Jahreslänge ist = 52 Wochen + Id 15«»» 81p 80^. Der erste Teil Id 158h 30p gibt in 2 Jahren 2d 81«»» und wird in 1^ ißgb^id I5gh zerlegt. Die erste Partie l^ 16«»^ addiert man zu den ungeraden Jahren des 90 jährigen Zyklus, die zweite 1^ 15«»» zu den geraden, jedoch mit Ausnahme dei 40. und 80. Jahres, zu welchen Id 16«»^ addiert wird. Die noch übrigen 1p 80^ geben in 40 Jahren 60p = U^, welcher zum 40. Jahr hinzugefügt wird. Auf diese Weise ist der Überschuß über 52 Wochen auf 90 Jahre verteilt (Tgl. Wahren, Kalasankalita^ Madras 1825; Memoir I, S. 51). 400 V'. Kapitel. Zeltrechnaog der Inder. § 116. Der Onko-Zyklns. Der Onio-Zyklus (oder AnJca), ein 59 jähriger Lunisolar-Zyklus, ist im ö^aryam - Distrikt der Präsidentschaft Madras heimisch. Die Jahre beginnen am 12. Bhädrapada iuMa, und zwar nach äempürni' mänta. Die Rechnungsvorschriften sind nicht einheitlich, man muß deshalb, um für ein gegebenes (Mko-Da.t\xm das entsprechende christ- liche zu finden, die Stilart kennen, nach der das Datum gegeben ist (ob Jagannätha-Ofikoj Parldkimeii-Oiiko u. a.). Gemeinsam ist diesen Rechnungsarten, daß die Jahre, deren Zahl 6 ist, oder die auf 6 oder 0 endigen, weggelassen werden (ausgenommen 10). Es bleiben also das 6 , 16., 20., 26., 30., 36., 40., 46., 50., 56. aus der Reihe weg. Über das 59. hinaus wird eine zweite Reihe gezählt: „Zweite, erstes Jahr", „Zweite, zweites Jahr" u. s. f. Stirbt ein Fürst während des (MÄro- Jahres, so läuft das 1. Onko des Nachfolgers, von dessen Thron- besteigung ab, nur bis zum nächsten 11. Bhädrapada §ukla, so daß das letzte Regierungsjahr des Verstorbenen und das erste des Nach- folgers zusammen nur 1 Jahr ausmachen (eventuell bleibt das Jahr 1 aus der obigen Reihe ebenfalls weg). Wann die Rechnungsart nach diesem Zyklus aufgekommen ist, läßt sich gegenwärtig nicht angeben *. § 117. Literatur ^ Zeitrechnung in der vedischen, nachvedischen und in der Siddhänta- Zeit Zimmer, Altindisches Leben, Berlin 1879. — A. Webeb, Die vedischen Nach- richten von den naxatra (Abhdlg. der Berl. Akad. d. Wiss.y 1860, I; 1861, 11). — Derselbe, Indische Studien, IX 1865, X 1868. -^ Derselbe, Vedische Beiträge, 1894 (Sitzgsber. d. Berl. Akad. d. H\, S. 809). — Derselbe, Ztoei ved. Texte üb. 0min. u. Port. (Abhdlg. d. Berl. Akad. d. W., 1858). — Derselbe, Üb. d. Vedakalender namens Jyotisham {Abhdlg. d. Berl. Akad. d. ir., 1862). — Colebbooke, On the Vedas {Mise. Essays, 1837, 1). — Derselbe, On the indian and arab. divisions of the sodiac (Mise. Essays, II). — G. Thibaut, Coniribut. to the explanation of the Jyotisha VedaAga {Journ. Asiat. Soc. of Bengal, vol. 46). — Derselbe, Astronomie, Astrologie u. Mathe- matik (III. Bd., 9. Heft d. Grundriß d. indo-arischen Philologie u. Altertumskunde, edit. Kielhorn, 1899). — J. B. Biot, Etudes sur V Astron. indienne et sur ^Astr. chinoise. Paris 1862. — (Vgl. auch S^dillot, Materiaux pour servir ä Vhist. comp, des Sciences math., II 548). 1) Listen der Orisea - Fürsten für die Rechnung nach dem CMiko-Zyklua s. Sewell, Sketch of the Dynasties of Southern India (Archa^l. Surrey of South- India, vol. II 204). 2) S. auch die Literatur in den Anmerkungen. § 117. Literatur. 401 Surt/a-Siddhänta^ translat. by E. Bürgess (Joum, of the Ämeric. Orient Soc, VI, 1860). Von den verschiedenen Ausgaben ist die vorstehende für den Chrono- logen und Astrononaen wegen der gehaltvollen Anmerkungen die wichtigste ^ — DIkshit, The original Sürya-Siddh, (Ind. Antiq., XIX, 1890). — Tehbaut and M. 8. DvivEDf, The Faüchasiddhdntikä , Benares 1889. — The Brihat-Sarhhita, transl. by H. Kern (Joum. Boy. Asiat Soc. London, New Series, vol. IV, V, VI, VII, 1870—74). Technische Chronologie. J. Warren, Kälasankalüa , Madras 1825. — ß. Sewell and S. B. DIkshit, The Indian Calendar^ London 1896; Continuatian of the Indian Calendar^ London 1898. — DfKSHiT, The method of calctd, the tithis (Ind. Antiq., XVI, 1887). — KiELHORN, The Sixty-year cycle of Jupiter (ibid. XVIII, 1889). — DIkshit, The twelre-year cycle (Ind. Atitiq., XVII, 1888). — Fleet, The tise of the 12 year ct/cle (ibid. XVII). — DIkshits Bemerkungen zu Warrens Kalasankalita (ibid. XX, 1891). — Jacobi, How to calculate the lagna (ibid. XXIX, 1900). — Davis, Er- klärung der Jyötistattva-Regel (Asiat. Beseach.^ III 215). — Historisches. J. Bentley, On the antiquity of the Sürya-Siddh. (Asiat. Bes., VI 537, VIII 195 mit Entgegnungen v. Playpaik, Edinburgh Bevietc, 1802 u. 1807). — J. Bentley, Historical view of the Hindu Astronomy, 1825. — Reinaud, Mhnoire sur VInde (Mim. d. VAcad. d. Inscr„ XVIII 2, 1849). — Üb. einzelne Gegenstände vgl. auch Alhirnnts India (edit. by £. Sachaü, 1888, I u. II) u. Lassen, Indische Altertums- Jcunde, 4 Bde., 1858—73 (z. T. veraltet). Feste. KiBLHORN, (Ind. Antiq.y XXVI, 1897, S. 177). — H. H. Wilson, The religious festivais of the Hindus (Select works, vol. II, London 1862). — Derselbe, SketcJt of the religious sects of the Hindus (Asiat. Bes., XVII u. III 257). — Venketrow, An acount of the Hindu holydays and festivais (Joum. of Liter, a. Science of the Madras lAt. Soc, edit. J. C. Morris, Madras, vol. I, 1834, S. 15). (Mit Angaben der Feste des Sonnenjahrs). — Garcin de Tassy, Notice sur Je fites popui. des Hindous (Joum. Asiat., N. S. XIII, 1834, S.' 97, 219). — Mohamedan festivais in India (Asiat. Joum. a. month. register of Brit. India^ London, N. S. XVI, 1835, S. 45V Ären. A. Ctjnningham, Book of Indian Eros, Calcutta 1888 (z. T. veraltet). — Saptarshi-Ära: Kielhorn (Ind. Antiq.^ XX, 1891); Cunningham (a. a. 0.). — New4r-Ara: Kielhorn (Ind. Antiq., XV II, 1888). — Gupta-Ara: Fleet (Corp. Inscr. Indic., IH, 1888; Ind. Antiq., XV, 1886, XVII, 1888). — 6ri-Harsha- 1) J. M. Güerin, Astronomie indienne, Paris 1847, ist eines der ersten Bücher, welches durch Übersetzung einiger Kapitel des Sttrya-Siddh. Kunde von der Wichtigkeit dieses Werkes für die indische Astronomie gab; Güerin betont auch schon den Zusammenhang der indischen Astronomie mit der babylonischen. Bald darauf (1849) erschien die erste vollständige Übersetzung des Surya-Siddhanta, H. R. HoisivaTONs „Oriental Astronomer*. Oinzel, Chronologie I. 26 402 V. Kapitel. ZeitrechDung der Inder. Ära: Kielhorn (Ind. Antiq,^ XXVI, 1897). — Vikrama-Ara: Kielhorn (Ind. Äntiq., XIX u. XX, 1890/91). — Saka-Ära: Kielhorn (Ind. Äntiq., XXIII, XXIV, XXV, 1894, 95, 96); Fleet (Corp. Inscr. Indic., III, App. 1 142). — ChÄ- lukya-Ära: Cunnikgham (a. a. 0. 75). — Ch^di-Ara: Kielhorn {Festgruß an B. V. Roth, Stuttgart 1893, u. Ind. Antiq., XVII, 1888). — Lakshmana-Sena- Ä r a : Kielhorn (Ind. Antiq.j XIX, 1890). — Fasli-Jahre: Cunninoham (a. a. 0. 82) ; J. Prinsep ( Usefxd tables 169) ; Sewell-DIkshit (a. a. 0.). — II ä h i - A r a : Cunninoham, Prinsep, Sewell-DIkshit (a. a. 0.). — Simha-Ära: Kielhorn (Ind. Antiq.^ XXII, 1893). — Kollam-Ära: Kielhorn, Schräm (Ind. Antiq., XXIV, XXV, 1895, 96); S.PiLLAi (Ind.Antiq., XXVI, 1897, S. 114). — BurmeBischeÄra: Kielhorn (Jnd. Antiq.j XXIII, 1894); Prinsep, Cunninoham (a. a. 0.). — Buddhistische Ära: Cunninoham (a. a. 0.) ; Lassen (a. a. 0., II 54). — Onko-Zyklus: Sewell- DIkshit (a. a. 0.). Tafeln. Warrens KalasankaXita (1825) (mit Tafeln im Anhange). — J. B. Jeryis, Indian Metrology (1843), darin Indian measures of time (Tafeln für nakshatra, yoga and Wochentage ab 1525 n. Chr.). — J. Prinsep, üaeful tables (Essays of Indian anti- quitieSy edit. by £. Thomas, 1858, vol. II) (Korresp. Jahre kaliy., Saka, Bengali,. Parasar. Grahap. Jupit.-Zykl. mit christl. Ära von 1600 — 1900 n. Chr.; Hidschra- Jahre bis 1900 n. Chr.). — A. Cunninoham, Book of Ind. Eros (1883) (kaliy. ver- glichen mit Vikr. Saka, Jup.-Zykl., Saptarshi, seleuc. Ära, Gupta, von 60 v. Chr. bis 2000 n. Chr. ; Hidschra-Jahr 1 — 1440 ; Tafel d. ahargana u. Lunationen; Finsternis- Tafel 1—2000 n. Chr. [nur nach der Art de v^rif. les dates!]). — Sewell-DIkshit^ Indian Calendar (1896) (Von 300—1900 n. Chr. korresp. Jahre d. kaliy. Saka, Vikr. Bengali, Kollam, Jupit.-Zykl., eingeschaltete Monate, christl. Dat. d. Beginn d. Sonnenj.; 15 Hilfstafeln; Hidschra-Jahr 1 — 1318; Finstemistafel v. R. Schräm). — K91SHNASVÄM1 Naidu, South Indian Chrondog. Tables (edit. by Sewell), Madras 1889. — Schräm (Ind. Antiq., XVIII, 1889, S. 290); Jacobi (ibid. XVII, 1888, S. 145). — Jacobi, The computation of Hindu dates in inscriptions [Tafeln zur nähern Dgsweisen Berechnung: Epigraphia Indica, edit. Hultzsch, vol. I, 1892; Tafeln zur schärferen Bestimmung: ibid. vol. II, 1893]. — R. Sewell, Chronol. Tables for Southern India from the 6*. Century A. D., Madras 1881. (^aka, Kaliy., Kollam, Jupit. Jahre v. 578—1900 n. Chr.) — Girish Chandra TarkIlankar and Pran Nath SarasvatJ, Chronol. Tables. Bhawanipur 1894. (Dieses Werk ist mir nicht zugänglich geworden, es soll die Vergleichung verschiedener Aren von 1764—1900 n. Chr. enthalten.) VI. Kapitel. Zeitrechnung einiger siidostasiatischer Volker and der Zentralamerikaner. § 118. Zeitrechnung in Tibet. Am nächsten mit der indischen Zeitrechnung verwandt ist die der TibetÄner ; in derselben zeigt sich, neben einer gewissen Ursprüng- lichkeit, indischer und chinesischer Einfluß. Das tibetanische Jahr ist ein Mondjahr von 12 synodischen Mondmonaten (hat also eine Länge von 354^ 8,8^), erinnert aber in seiner Herkunft an das 360tägige Rundjahr, in welchem, um es mit dem Monde in Übereinstimmung zu bringen, in den SOtägigen Monaten bisweilen ein Tag unterdrückt wird, und zwar derjenige, der astrologisch als ungünstig gilt. Die Länge der tibetanischen Monate stimmt, da diese Weglassung unregel- mäßig erfolgt, nicht ganz mit jener der chinesischen überein. Die Monate werden als erster, zweiter u. s. w. ihrer Reihenfolge nach be- zeichnet, indem zum Zahlworte das Wort dava (Monat) hinzugesetzt wird, z.B. dava-tang-po = der erste Monat; einzelne Monate führen indes auch besondere Bezeichnungen, nach der Jahreszeit, dem Tier- zyklus u. s. w. Jeder Monat hat seine helle und dunkle Hälfte wie bei den Indem, und in der inneren Einrichtung des tibetanischen Kalenders {leutho, lotho oder ritha) tritt ein großer Teil des indischen astrologischen Beiwerks {nalshatra, karana u. s.w.) auf. Die 30 Tage (tsei) des Monats werden durch Ordnungszahlen angegeben, der Tag hat 24**, eine Stunde 60 chmrang (Minuten). Bestimmte Tage und Stunden gelten als glücklich oder unglücklich, wie bei den Hindus. Die Woche {gungdun) hat 7 Tage (zd), und zwar nima = Sonntag [Sonne] (Symbol : die Sonne) dava = Montag mig-mar = Dienstag Mond] ( ,, : das Mondviertel) Mars] ( „ : das rote Auge Vag-pa = Mittwoch [Merkur] ( „ : gestreckter Zeigefinger) 26* 404 VI. Kapitel. Zeitrechnung einiger sildostasiatischer Völker. p'ur'hu = Donnerstag [Jupiter] (Symbol: Donnerkeil, Lanzenspitze) pa-san (kar-po) = Freitag [Venus] ( „ : ein Strumpfband) jpen-pa = Sonnabend [Saturn] ( „ : ein Bündel od. Vogelkopf) Sonntag und Dienstag sind dem Feuer, Montag und Mittwoch dem Wasser, Donneratag der Luft, Freitag und Sonnabend der Erde ge- weiht. — Die Abweichung des Mondjahres vom Sonnenjahre (10,875 Tage) wird in 19 Jahren durch Einlegen von 7 Schaltmonaten (da-s'oT) nahezu aufgehoben ; die Ordnung der Schaltjahre scheint nicht festzustehen, Csoma de Köeös gibt an, daß die Schaltung gewöhnlich jedes dritte Jahr vorgenommen werde^; die Bestimmung wird wahr- scheinlich von den Lama festgesetzt, in deren Händen überhaupt die Ordnung des Kalenderwesens ruht*. — Das bürgerliche Jahr beginnt offiziell mit dem Neumond im Februar {lo s«?- = Neujahr), jedoch kommen in einzelnen Teilen Tibets Abweichungen von dieser Regel, Jahranfänge zwischen Dezember und Februar, vor. Das astrologische Jahr, wichtig für die Ermittlung der astrologischen Kalenderelemente, fängt mit dem Frühjahrsäquinoktium 1. Vaimiha an*. Zur Zählung der Jahre sind zwei Arten von Zyklen in Gebrauch. Der zwölfjährige Zyklus, die eigentliche Volksrechnung für die Biezeichnung von Zeitintervallen im Verkehi'sleben * , wird aus den Namen des tibetanischen Tierkreises gebildet (byi = Maus , 'lang = Ochs, 'tag = Tiger, yoi> = Hase, 'briig = Drache, 'h^l = Schlange, *ta = Pferd, lug = Schaf, 'pre = Affe, hya = Vogel, hji = Hund, phag = Schwein) , indem diese Namen mit lo verbunden werden , so daß folgende 12 Jahre entstehen (vgl. S. 85): 1. byi'lo das Mausjahr 2. 'lang-lo „ Ochsenjahr 3. 'tag-lo 4. yos'lo 5. 'hrug-lo 6. 'hrul'lo n n n n Tigerjahr Hasenjahr Drachenjahr Schlangenjahr 7. 'ta-Jo 8. lug4o 9. 'pre-lo 10. bya4o 11. Jcyi-lo 12. phag-lo das Pferdejahr ^ Schafjahr Affen jähr Vogeljahr Hundjahr Schweinjahr n n 1) 1891 war der 10. Monat der Sclialtmonat, wurde also doppelt gezShlt. 2) Jedes größere Kloster hat seinen Ui-pa d. h. mit Astrologie yertrauten Lama. 3) Die astrologische Berechnung des Jahres wird durch das System nak-'tsis, die chronologische durch dtis 'kar-tsis gelehrt. Ein Hauptwerk für Astronomie, Astrologie und Zeitrechnung ist das Baidurya karpo, 4) Die Zählung der Jahre nach dem 12jährigen Zyklus war weit Yerbreitet, wie die in neuerer Zeit in der Mongolei entdeckten alttürkischen Denkmäler zeigen. Auf dem zu Ehren des Prinzen Kül-Tägin errichteten Steine heißt es z. B. ,KUl-Tägin verschied im Schaf jähre am 27. Tage des 9. Monats*. Unter den Inschriften in der Steppe am Choito - Tamir : ,Im Affenjahre im 9. Monat . . .* (s. W. Radloff, Die dlttürkisch^n Inschriften der Mongolei , Petersburg 1895, S. 448 u. 2621 § 1 1 8. Zeitrechnung in Tibet. 405 In Dokamenten, Büchern, geschäftlichen und öffentlichen Unterhandlungen wendet man dagegen den 60 jährigen Zyklus an, und zwar den indischen oder chinesischen. Bei dem 60 jährigen indischen treten an Stelle der Sanskritnamen dieses Zyklus (s. S. 370) die folgenden tibeta- nischen Namen: Sanskrit \, prahhava 2. vibhava 3. htkla 4. pramöda 5. prajäpati 6. angiras 7. §r%mukha 8. hhäva 9. yuvmi 10. dhatri 11. tivara 12. bahudhänya 13. pramäthin 14. viJcrama 15. bhri^ja 16. chitrabhänu 17. subhänu 18. tärana 19. parthiva 20. vyaya 21. sarvajit 22. sarvadhärin 23. vxrödh'in 24. viJcfita 25. iÄara 26. nandana 27. vijaya 28. jaya 29. manma^Aa 30. durmuJcha Tibetanisch rah'byung 'nam-'byung 'kar-po ntb-myos 'kyes-'dag angira 'pal-'dong 'noS'po na-tshod-'dan 'dsin-byed 'vafig-phyug 'bru-mang-po myoS'Ulan 'nam-'non khyu-'chog 'mt'tsogs nyi-ma nyi'-grol'byed sa-'kyong mi'Zad thamS'Chad-'dul kun-'dsin 'gal'va 'nam-'gyur bong-bu 'gah'va 'nam-'gyal 'gyal-va myos-byed ^dong-nan Sanskrit 31. hemalamba 32. vilamba 33. vikärin 34. ^ärvarin 35. plava 36. subhakrit • 37. iöbhana 38. krodhin 39. v^iävavasu 40. paräbhava 4:1, plavanga 42. kilaka 43. saumya 44. sädhdrana 45. virddhakrit 46. par'idhdr'm 47. pramäd'm 48. Cmanda 49. rdkshasa 50. a?i«/rf 51. pingala 52. kälayukta 53. siddhärthm 54. raudra 55. durmati 56. dundiibhi 57. riidhirodgdr 58. raktnsha 59. krödhana 60. kshaya Tibetanisch ^ser-^phyang 'nam-^phyang 'gyur-byed kun-\lan 'phrir-ra 'ge-byed 'dses'byed khromo 'na'tsogS'*vyig zil'^non 'prehu phur-bu zhi'Va thun-mong 'gal'byed yongü''dsin bag-med kini-'gah srin-bu me 'mar-'er-chan dus-kyi-pho'Uya don-grub drag-po lo-nan in khrag-'kyug mig-'mar khrO'VO zad-pa Der chinesische Zyklus wird aus den schon aufgeführten Namen des Tierkreises (die entsprechenden chinesischen Zeichen sind: f^e, tscheu, yin, mao, schin, sze, m/u, wei, schin, yeu, s^iä, hai) und jenen der 5 Elemente „Holz" (tibet. shing), „Feuer" (;we), „Erde" (sa)^ „Eisen" ('ctiugs)j „Wasser" (chhu), welche durch die Unterscheidung von pho 406 VI. Kapitel. Zeitrechnung einiger südostasiatiscber Völker. (männlich) und mo (weiblich) auf 10 erhöht werden und denen die chinesischen Elemente Ma, yi, iyiiig, ting, wu, ki, keng, sin^jin, Jcioei entsprechen, gebildet. Auf diese Weise entstehen die folgenden 60 Bezeichnungen von Jahren: „Holz-Maus", „Holz-Ochs", „Feuer- Tiger", „Feuer-Hase" u. s. f. Chinesisch 1. Ma-tse 2. yi-tscheu 3. ping-ym 4. ting-mao 5. wu-schm 6. hi-sze 7. heng-ngu 8. sin-wei 9. jin-schhi 10. kuei-yeu 11. kiasiil 12. yi'hai 13. ping-tse 14. ting-tscheu 15. ivii-gin 16. ki'fnao 17. keng-schin 18. sin-sze 19. jin-ngii 20. kuei-icei 21. kia-schin 22. yi-yeu 23. 2^i^fjl-siä 24. ting-hai 25. tvU'tse 26. ki'tscheu 27. keng-yin 28. shi-mao 29. jin-schiu 30. kue'i-sze Tibetanisch shing-byi shing-'lang mc'^tag mö-yos sa-'bricg sa-'brul 'chags-'ta 'chaga-liuf chhu'^pre chhu-hya shmg-kyl shing-phag mv'hyi 7nc'lang sa-'tag sa-yos 'chags-l)rug 'chags-'brul chhU'^tn chhu-lug sh'mg-prf' sh'mg-bya mv'ky'i me-phag m-byi sa-lang 'chags-^tag ^chags-yos chhu-'brug chhu-ljrul Chinesisch 31. kia-ngu 32. yi-wei 33. ping-schin 34. ting-yeu 35. WVrSiÜ 36. ki-hai 37. keng-tse 38. sin-tscheu 39. jin-ym 40. At*ei-wa^ 41. kia-schin 42. //i-s-s^e 43. ping-ngu 44. ting-wei 45. wU'Schm 46. ki-yeu 47. keng-si'u 48. sin-hai 49. jin-tse • 50. kuei'tscheu 51. kia-yin 52. yi-mao 53. ping-schiu 54. ting-sze 55. wu-ngu 56. Ä:i-trei 57. keng-sctiin 58. sin-yeu f r\ • • • •• i)9. jin-sm 60. kuei'hai Tibetanisch shing-'ta shing-ltig me-'pre me-bya sa-kyi sa-phag *chags-byi 'chags-'lang chhu-'tag chhu-yos shing-^briLg shing''brtd me-Iitg sa-'pre sa-bya 'chags-kyi ^cliags-phag chhu'byi chhu-'lang shing-'tag shing-yos me-brug me''bnd sa-'ta sa-lug *chags'*pre 'chagS'bya chhu'kyi chhu-phag Die Epoche des tibetanischen 60 jährigen Zyklus (auch PrafcÄara-Zjklus genannt) ist das Jahr 1026 n. Chr.; die Rechnung nach JPrahhara' Zyklen soll in Tibet durch eine Lamaversammlung um 1110 n.Chr. festgesetzt worden sein. Das Jahr 1026 ist insofern von Bedeutung, als es das Jahr ist, welches auf die Aufnahme des Käla-chakra- § 118. Zeitrechnung in Tibet. 407 Systems^ 1025 n. Chr. folgte, und weil in Indien nach dem Surißa Siddhänta im Jahre 1026 n. Chr. {Kaliyuga 4128) ein neuer Zyklus der Bjiha^pati'SdiiT^ begonnen hatte. Wenn 1026 n. Chi\ das erste Jahr des I. PraftÄata-Zyklus war, so traf 1866 n. Chr. das erste Jahr des XV. Zyklus. Dieser von Csoma und E. Schlagintweit herrührenden Angabe steht die bestimmte Versicherung L. A. Waddells entgegen, daß nach den tibetanischen Lamas selbst nicht das Jahr 1866, sondern das Jahr 1867 das erste Jahr des XV. Zyklus gewesen sei. Wahr- scheinlich wird der Zyklus „südlich" gebraucht (s. S. 373), denn nach diesem fiel 1 Prabhava = 1867/68. Die zyklische Einordnung der Jahre 1903, 1910 und 1920 wurde dann wie folgt ausfallen: 1903 = 37. Jahr XV. Zyklus 1910 = 44. „ XV. 1920 = 54. „ XV, Die Namen zu den zyklischen Jahren findet man in den beiden vor- her gegebenen Tabellen. Beim Gebrauch des chinesischen Zyklus ist aber zu beachten, daß die tibetanischen Jahre um 3 Jahre gegen die chinesischen verschieden sind. Der Zusammenhang ist aus folgendem Ansätze, der die Namen beider Zyklen für den Schluß und den Anfang eines Zyklus angibt, ersichtlich: Tibetan. ( Dhines. Namen Namen Jahr Jahr 59 im chines. Zyklus chhU'kyi Wasser-Hand im indisch. Zyklus 56 — 'na-chen dundubhi 67 — 60 chhu'phag Wasser-Schwein khrag-kyug rudhirödgänn 58 — 1 shing-hyt Holz-Maus mig-'mar rahtasha 59 — 2 shing-lang Holz-Ochs khrO'VO krödhana 60 — 3 mS-tag Feuer-Tiger zad'Tßa kahaya 1 — 4 mS-yos Feuer-Hase rab'byung prabhava 2 — 5 sa-brug Erde- Drache 'nam-'byung vibhava 8 — 6 sa-brul Erde-Schlange 'kar-po iukla 4 — 7 'chags-'ta Eisen-Pferd rab-myos pramöda Danach ist die vollständige Bezeichnung der Jahre 1867 = 1. Jahr XV. Zyklus mS-yos = Feuer-Hase 1870= 4. „ , 'chagS'ta = Eisen-Pferd 1903 = 37. , , chhu-yo8 = Wasser-Haae 1910 = 44. , , 'chags-kyi = Eisen-Hund 1920 = 54. , , 'chagS'pri = Eisen-Affe 1) Kälorchahra (= Kreis der Zeit), ein baddhistisches religionsphilosophisches, mit Mystizismus durchsetztes System, über Kashmir eingeführt. S, Csoma de Köbös, On the origin of the Kcda-chäkra System (Journ, Asiat. Soc, Beng,, vol. II, 57); Wilson, Sketch of the religious sects of the Hindus (Asiat, Bes., XVII 216). 408 VI. Kapitel. Zeitrechnung einiger Büdostasiatiscber Völker. Die dreijährige Differenz in der Zählung der zyklischen Jahre gegen die Chinesen besteht durch die ganze tibetanische Chronologie. Erst im 19. Jahrh. versuchten die Tibetaner durch eine um 2 Jahre modifizierte Zählung einen Anschluß an die Chinesen; dieselbe soll wenigstens nach Schlagintweit gegenwärtig in den öffentlichen Akten in Gebrauch sein. Außer dem 12 jährigen und 60 jährigen Zyklus besteht in Tibet eine Zählperiode von 252 Jahren, welche gegenwärtig nur mehr historische Bedeutung hat, da sie nur hier und da in alten Dokumenten auftritt, in Tibet selbst aber jetzt in Vergessenheit geraten ist (selbst die Lamas von Silckim kennen sie •nicht). Dieser Zyklus wurde aus den Namen des zwölfjährigen Zyklus und der 5 Elemente gebildet, wahrscheinlich in folgender Weise: Die ersten 12 Jahre erhielten die Namen der 12 Tiere, die darauf folgenden 60 Jahre (vom 13. bis 72. des Zyklus) eine Kombination der 5 Elemente und 12 Tiere, die weiteren 60 (vom 73. bis 132. Jahre) dieselben Kombinationen mit dem Zusätze pho (männlich), die nächsten 60 (vom 133. bis 192.) ebenfalls diese Kombinationen mit der Beifügung mo (weiblich), die restlichen vom 193. bis 252. Jahre die abwechselnden Attribute pho und mo. Noch weniger bekannt als die Entstehungsweise des 252 jährigen Zyklus ist jene des mehha-gya-tso^ , einer Periode von 403 Jahren, von welcher die alten Werke der Tibetaner dann und wann Gebrauch machen. Das Baidürya Tcarpo rechnet 1063 Jahre vom Anfange dieser Periode bis 1686 n. Chr., die Epoche dieses Zyklus würde also auf 622 n. Chr., d. h. mit dem Be^nn der Hidschra zusammenfallen. — Die historisch gebrauchte Ära ist die Saptarshi (s. S. 382). Was die Feste der Tibetaner betrifft, so zerfallen dieselben in kirchliche und große allgemeine Feste. Ursprünglich waren nur die Neumond- und Vollmondtage durch Fasten geheiligt; im Laufe der Zeiten kamen besondere Tage für die Gottheiten u. s. w. hinzu, meist 2 im Monate, so daß jetzt etwa 24 Kirchentage im Jahre existieren, von denen eine Anzahl mehrtägig gefeiert wird ; in einzelnen Klöstern treten hierzu noch besondere Klosterfeste, wie zu Drehung und Se7'a am 30. Tage des VI. Monats u. s. w. Die allgemeinen, vom Volke gefeierten Feste weichen im Datum in den einzelnen Landes- 1) meklm-gya-tso = symbolisch 403. In sehr vielen tibetaDiscben gelehrten Werken werden bei Zahlenangaben statt der Zahlen bestimmte Worte gebraucht (grangs'dä), deren jedes symbolisch einen Zahlenwert vorstellt. So wird z. B. 4012 durch , Sonne, Raum, See* ausgedrückt, nämlich Sonne = 12, Raum = 0, See = 4. CsoMA DE Koros gibt in seiner Grammatik (p. 155 — 157) eine Liste der symbolischen Zahlen nach dem Baidürya karpo. Die Anwendung symbolischer Zahlen erstreckt sich übrigens über ganz Indien bis auf Java. Über die in indischen Inschriften ge- brauchten 8. Continuation des SEWELL-DlKSHiTstshen Werkes S. 7. §119. Zeitrechnung in Slam und Kambodja. 409 teilen voneinander ab, wegen der Verschiedenheit des offiziellen Neu- jahres gegen den Volksgebrauch. Waddell gibt die folgenden öftent- lichen Feste nach Mitteilungen der Lamas an: Mon.: Neujahr, Karneval, (große, mehrwöchentliche Feste.) In der 2. Monatshälfte Dämonenver- ehrung; am 30. Schluß durch die Trtrr?-Feier. Inkarnation Buddhas (Empfängnis). Blumenfest. Vertreibung des Dämonen „Böses Unglück". Offenbarung der Käla-chdkra und religiöse Maskerade. Erlangung Buddhas; gioße Entsagung. (Beten und Fasten in der ersten Hälfte des Monats.) Buddhas Tod {parin'uxäna), Allerseelentag. Der heilende Buddha. Geburt Fadma-sambhavas^ (in SiJcJcim 10. Tag VII. Monat). Buddhas Geburt und Verkündigung. Bilderfest. Wasserfest rib-chi^, bewegliches Fest, hängt vom Erscheinen des Sterns rilchi (/ib-chi, rishi-agastyaY über dem Horizonte ab. Das Erscheinen des Sterns in der Dämmerung ver- leiht dem Wasser besondere Ej'aft. m j, ( Herabkunft und Auffahrt ^" '^ V zum Himmel (Laternenfest)*. Neujahr (nach dem alten Stil). Austreibung des alten Jahres. 1. Tag des I. 15. n I. 29. n IL 15. n ITT. 8. n IV. 15. n IV. 5. n V. 10. n V. 4. n VL 8. n vm. n n n w n n n 22. „ ES 25. „ X. 1. r, XL 29. „ XU. >1 »J 7? \ ) § 119. Zeitrechnung In Slam und Kambodja. Bei der Aufzählung der indischen Ären haben wir bereits 3 Zeit- kreise kennen gelernt (s. S. 398), die sich bis nach Hinterindien er- strecken. Der erste ist die ÄiÄ^a-Ära, deren Epoche das Frühjahr 78 n. Chr. ist; sie findet in Slam und Kambodja längst keinen Gebrauch mehr und ist dort nur noch in einigen Inschriften erhalten. Die zweite Ära ist die buddhistische (das nirvana\ welche sich an das Todesjahr Buddhas knöpft; in Siam und Kambodja wird das Auflösungsjahr SomanaJchodoms (d. i Buddhas) auf 543 v. Chr. gesetzt. Diese Ära 1) Begründer des Lamaismus; errichtete 749 n. Chr. das erste tibetanische Kloster zu Sam-yas (sUdöstl. Lhasa). 2) Bestimmt den Herbstbeginn, September. 3) Elanopus oder Sirius (?). 4) Tsong-ka-pa, berühmter buddhistischer Philosoph und Reformator (1360 bis 1418 n. Chr.), insbesondere von der 6^eZMÄ:-pa- Sekte verehrt. 410 VI, Kapitel. Zeitrechnung einiger südostasiatischer Völker. ist aus dem Gebranch des bürgerlichen Lebens allmählich durch die dritte der hinterindischen Ären, die burmesische, verdrängt worden, deren Epoche mit 638 n. Chr. beginnt (vgl. S. 397). Die Tiim (Siamesen) nennen diesen letzteren Zeitkreis die „kleine" oder „könig- liche Ära" {chula Sakarah) und schreiben die Einführung dieser Jahr- zahlung dem alten siamesischen Könige Sang-Jcah-lok zu. Ob nun diese Version oder die Erzählung der Arakaner mehr Grewicht hat, jedenfalls ist die Ära durch die Hindu nach Hinterindien gelangt und hat sich dort, wahrscheinlich von Sayam desa (dem nordwestlichen der 6 siamesischen Königreiche) aus, über ganz Hinterindien (mit Ausnahme von Anam) verbreitet. Sie bildet sowohl in Siam wie in Kambodja die bürgerliche Art der Jahrzählung und nimmt vom 21. März 638 n. Chi\ ihren Anfang. Daß gerade dieses Datum als Beginn der Zeitrechnung gewählt worden ist, beruht sicherlich auf einer beobachteten oder berechneten wichtigen astronomischen Erscheinung. Nun fällt auf den 21. März 638 eine ringförmige Sonnenfinsternis % welche in den späten Nachmittagstunden in Zentralindien sehr auf- fällig gewesen sein muß. Drei Tage vorher, in den Morgenstunden des 18. März*, erreichte die Sonne das Frühjahrsäquinoktium. Die Finsternis war in Hinterindien nicht mehr sichtbar (dort war die Sonne schon untergegangen), wurde aber wahrscheinlich in Zentral- indien von Hinduastronomen bemerkt. Da die letzteren sich auch mit der Feststellung ' der Frühjahrsäquinoktien beschäftigten , in der Beobachtung dieser Erscheinungen mit ihren primitiven Hilfsmitteln aber erheblich unsicher bleiben mußten, haben sie vielleicht geglaubt, daß Finsternis und Sonneneintritt in den Widder ganz oder doch sehr nahe zusammenfielen, resp. schlössen sie aus ihrer Beobachtung, daß der Tag des Neumondes nahe mit dem Eintritt des Frühjahrsäqui- noktiums übereingestimmt haben müsse. Diese bemerkenswerte Eigen- schaft des Jahres 638 war für sie hinreichend, dieses Jahr als Ausgangs- punkt einer vom astronomischen Frühjahr ausgehenden Zeitrechnung zu empfehlen. Das Jahr 1903 n. Chr. korrespondiert also mit dem Jahre 1265 der „kleinen Ära" „ 1825 „ äuka-ArB. „ 2446 „ buddhistischen Ära. In neuerer Zeit sollen übrigens die Thai auch eine offizielle Ära an- genommen haben, die von der Thronbesteigung der jetzigen Djmastie, von 1781 n. Chr. (dem Falle von Äyuthia) ab zählt; sie fuhrt den 1) No. 4399 des OppoLZEBschen ,,Kanon d. Finsternisse". 2) Der Eintritt der Sonne in den Widder fand statt am 18. März morgen«, um 7*» 12™ Greenw. Zeit. § 119. Zeitrechnung in Siam und Kambodja. 411 Namen ratana kosindra (herrliche Macht Indras) und rechnet die Jahre vom Frühjahrsäquinoktiom. Außer der chula ädkardh bedienen sich die Thai beim Zusammen- fassen der Jahre eines 60jährigen Zyklus, dessen Grundlage, den 12 jährigen Tierzyklus, wir schon bei den Tibetanern vorgefunden haben (s. oben S. 404). Der letztere hat dieselbe Folge von Tiemamen wie bei den Tibetanern (und Chinesen), an Stelle der tibetanischen Bezeichnungen treten die nachstehenden: 1. pi tchuet Jahr der Maus (Ratte) 2. pt tchalo{u) „ des Ochsen 3. pt i:här{n) „ des Tigers 4. i>? tho „ des Hasen 5. j;? ma-ron „ des großen Drachen 6. 2>^ ma-sen „ des kleinen Drachen (Schlange) 7. 2^^ ma-viija „ des Pferdes 8. ^Ji ma-rne „ der Ziege (des Schafes) 9. pi woTc „ des Affen 10. pi raJcä „ des Hahns (Vogels) 11. jj? tcho „ des Hundes 12. pi Tcun „ des Schweins Aus diesem 12 jährigen Zyklus wird der 60 jährige durch fünfmalige Wiederholung gebildet; das Resultat wird in 6 Partien zu je 10 Jahren gegliedert. Da der Zyklus mit dem Jahre der Ratte (1) anfängt, schließt die erste Dekade mit dem Jahre des Hahns (10) ab; die zweite Dekade beginnt mit dem Jahre des Hundes (11), die dritte Dekade mit dem Jahre des Affen (9), die vierte mit dem Jahre des Pferdes (7), die fünfte mit dem des großen Drachen (5) und die sechste mit dem des Tigers (3). Die Folge der Jahre innerhalb einer jeden Dekade wird durch den Beisatz der aus dem Pali entlehnten Zahl- wörter von 1 bis 9 bezeichnet; zum Namen des letzten Jahres jeder Dekade kommt saret-ii (= vollendet), zu allen Namen das Attribut soTc. Die Jahresnamen beispielsweise der ersten beiden Dekaden des 60jährigen Zyklus lauten demnach folgendermaßen: 1. tchuet eka 6ok 8. ma-mS aiata Sok 15. JeMr pancha Sok 2. tchalu to Sok 9. wok napha Sok 16. t?w tcho Sok 3. khar trini Sok 10. rakd saret-^i 17. ma-ron sota Sok 4. tM tchatawa Sok 11. tcho eka Sok 18. ma-sen aSata Sok 5. ma-ron panclia Sok 12. kun to Sok 19. ma-niija napha Sok 6. ma-sen tcho Sok 13. tchuet trini Sok 20. ma-mS saret-^i 7. ma-^miia sota Sok 14. tchalu tchaiawa Sok Die Anwendung des 60 jährigen Zyklus zur Zählung der Jahre ist nicht ohne Irrtümer oder Willkürlichkeiten geblieben, da bisweilen 412 VI. Kapitel. Zeitrechnung einiger Büdostasiatischer Völker. einzelne überlieferte Jaliresnamen nicht mit der Ordnung stimmen, die aus dem Zyklus — dessen Beginn mit dem Jahre der Ratte voraus- gesetzt — folgt '. Es ist deshalb die Reduktion von TÄai-Inschrift€n nur dann sicher, wenn neben dem etwaigen zyklischen Jahre auch das Jahr einer Ära angegeben wird. Das Jahr der Thai ist ein Mondjahr von 354 Tagen, bestehend aus 12 Monaten von abwechselnd 29 und 30 Tagen. Die 29tägigen Monate heißen Jcat (beschnittene, abgebrochene), die 30tägigen tuon (vollständige).. Um das Mondjahr mit dem Sonnenjahre in Überein- stimmung zu bringen, Avird alle 3 Jahre zwischen dem 8. und 9. Monat ein Schaltmonat (jyed song x^ed) ^eingeschoben, d. h. der 8. doppelt ge- nommen; das Schaltjahr {pi adi-Jcamas) hat dann 384 Tage. Die Monate (dilan oder dyen) werden gewöhnlich als „erster**, „zweiter" u. s. w. gezählt und zwar dyeri ai = erster Monat dyen Jcet = siebenter Monat dyen ji = zweiter „ di/efi pet = achter ,, dyen sam = dritter „ dyen kau = neunter „ dye7i si = vierter „ dyen sib = zehnter dyen JjLa = fünfter „ dyen sib-ed = elfter dyen huk = sechster „ dyen sib-song = zwölfter ?9 Es kommen aber auch Bezeichnungen vor, die sich eng an die Pali- namen {Mesa, Vasabha, Mithuna . . . .) anschließen; dieselben sind folgende: Mesa-jon, Phukpha-khom , Mithuna-jon, Korakadu-khom, Singha-khom, Kanja-jon, Thula-khom, Phrukthika-jon, Thanva-khomy Mäkala-khom, Kumpha-panta, Mina-khom. Der Anfang des Jahres (song-kran) fällt gewöhnlich in den 5. Monat, resp. Ende des 4. oder Anfang des 6. Monats, Die 7 siamesischen Wochentage (apiti) heißen: tva7i atit == Sonnentag (Sonntag) wan chan = Tag des Mondes (Montag) ivan angkan = Tag des Mars (Dienstag) wan phut = Tag des Merkur (Mittwoch) wan pra-hät = Tag des Jupiter (Donnerstag) wan suk = Tag der Venus (Freitag) wan säo = Tag des Saturn (Sonnabend) 1) Nach B. Pallegoix bat eine solche VerschiebuDg im Jahre 1211 chula &dkarah (= 1849 n. Chr.) stattgefunden. Das Jahr 1211 würde das Jahr 11 des XXI. Zyklus sein und den Namen tcho eJca Sok (des Hundes) führen; statt dessen wird es rakd eka Sok benannt. §119. Zeitrechnung in Slam und Kambodja. 413 Die Zahl der Tage mrd dadurch ausgedrückt, daß man dafür die Zahl der Nächte seit Beginn der beiden Monatshälften angibt. Mau zählt 15 Tage des zunehmenden, wachsenden Mondes (khan hyn\ und 14 oder 15 des abnehmenden {khan rem). Der Siamese sagt, daß er zu einer Reise „die ersten vier Nächte des wachsenden Mondes" brauche, oder „die zr^^eite Nacht des abnehmenden Mondes" u. s. w. Der Tag wird in Tagstunden (niong) und Nachtstunden (thum) u. z. sexagesimal eingeteilt. Man rechnet von Sonnenaufgang bis Mittag 6 Stunden, von Mittag bis Sonnenuntergang 6 Stunden. Eine Stunde = 10 bat, 1 hat = 6 nathu Die Nacht wird öfters in 4 Nachtwachen geteilt : von Sonnenuntergang bis 9^ = die erste Nachtwache von 9^ bis Mitternacht = die zweite Nachtwache von Mittemacht bis 3** morgens = die dritte Nachtwache von 3** bis Sonnenaufgang = die vierte Nachtwache Die drei Jahreszeiten (radii) werden im bürgerlichen Leben als heiße Jahreszeit (hna ron, von Februar bis Mitte Mai), Regenzeit (hna foHf von Mitte Mai bis Ende Oktober) und als Winter (lina hnau, von November bis Februar) bezeichnet, oder als trockene Jahreshälfte (vom November bis April) und nasse Hälfte (vom Mai bis Oktober). Von den in Slam gefeierten Festen sind nach Pallegoix folgende die bemerkenswertesten: die Feiern des Jahresanfangs und -Endes (song-lran und truf) im 4. resp. 5. Monate; femer visaJchubuJia am 15. des 6. Monats; 7'eJcna am 6. des 6. Monats; Jchäo-vam am 16. des 8. Monats; sat am letzten des 10. Monats; Jcathm am 16. des 11. Monats; lo-iatong am 15. des 12. Monats; phäpa am Anfang des 12. Monats; jing-atana am Ende des 4. Monats. Der Kalender der Khmer (Kambodjaner) ist fast in allen Stücken mit dem der Thai identisch. Es gibt ebenfalls drei Ären: die buddhistische (prea-put-sakrah) mit der Epoche 543 v. Chr.; ferner eine „große" Ära (moha-saJcrah), welche aber auf die JSaJca zurück- geht und 78 n. Chr. beginnt, und die chiUa §aJcarah, welche wie in Slam die Zeitrechnung des bürgerlichen Lebens reguliert und 638 n. Chr. anfängt. Desgleichen wird in Kambodja der 60 jährige Zyklus ge- braucht. Die Monate {Ihe) des Mondjahres werden wie folgt gezälilt: khe-asoch = 7. Monat khe-kadok =8. „ khe-nieak-ase =9. „ khe-hos = 10. ,. khe-meak =11. ,, khe-photrobot = 6. ,. khe-phdlkum = 12. „ khe-chet 1. Monat khe-pisak 2. „ khe-ches — 3. „ khe-asat -4. „ khe-sraj) ö. •• 414 VI. Kapitel. Zeitrechnung einiger südofitaBiatiscber Völker. Der 30 tägige Schaltmonat (tuttegeasat) findet hinter dem vierten Monat Platz, welcher im Schaltjahre paJcthamasat heißt. Die Monatstage werden beim Zählen ebenso wie in Siam in 15 Tage der hellen Hälfte (des wachsenden Mondes) und in 14 oder 15 der dunklen Hälfte (des abnehmenden Mondes) unterschieden und als erster, zweiter . . . Tag jeder Hälfte besonders gezählt. Der 8. Tag in beiden Hälften {thngay- sel)j sowie der Vollmondstag sind geheiligte Tage, desgleichen der letzte Tag des Monats. Die Tagesteilung hat, wie in Siam, zwei Tageshälften (Tag- und Nachtstunden) zu je 12 Stunden: das erste Viertel reicht als erste, zweite . . . Morgenstunde von 6^ morgens bis Mittag {fhngay-trang) ^ das zweite als erste, zweite . . . Abendstunde von Mittag bis 6^ abends, das dritte als die sechs ersten Nachtstunden bis Mitternacht u. s. f. Auch die Vier - Nachtwachenzählung ist ge- bräuchlich; desgleichen existiert die Teilung nach Wochen- Abschnitten. § 120. Zeitrechnung auf Java. Die Zeitrechnung der Javanen setzt sich aus mehreren Elementen, fremden und einheimischen, zusammen. Das ursprüngliche Jahr war wahrscheinlich ein Naturjahr, dessen Länge notdürftig die Zeit- bedingnisse des Ackerbaues umfaßte und das jetzt noch auf Java in Form der won^rso-Rechnung (s. diese S. 420) erhalten ist. Als Java durch indische Brahmanen kolonisiert wurde, fand das indische Mondjahr Eingang [wurde aber wahi^scheinlich noch auf unvollkommene Art aus- geglichen], und mit diesem die AdiSaka-Avd^ ^ ; letztere ist keine andere als die mit 78 n. Chr. beginnende Ä^Äa-Ära (s. S. 391). Im 15. Jahrh. eroberte sich der Mohammedanismus auch auf Java seinen Platz, mohammedanische Staatengründungen fanden statt, und das arabische reine Mondjahr von 354 Tagen wurde die herrschende Zeitrechnung. Die Javanen knüpften diese Zählung nach Mondjahren einfach an ihre bisherigen Lunisolar jähre an, und zwar soll das Hidschra-Jahr 1043 (= 1633 greg.) das erste gewesen sein, nach welchem sie so weiter- zählten, als sie in ihrer eigenen Zeitrechnung bis zum Jahre 1555 gekommen waren. Die Differenz 1633 — 1555 führt denn auch auf die Epoche der JSaJca 78 n. Chr. Der Ausgangspunkt der Adi-Saka unterliegt aber trotzdem einiger Unsicherheit, wie einige ziemlich von- einander verschiedene Epochenanfänge beweisen, die sich durch Tradition 1) Alte javanische Überlieferung schreibt die RoloniBierung einem Fürsten hoher Abkunft namens AdiSaka zu, welcher auch den Gottesdienst, die Ge- setze u. B. w. nach Java gebracht haben soll. In der ursprünglichen Form be- deutet dieses Wort aber , Anfang der Ära". § 120. Zeitrechnung auf Java. 415 • in einigen Landesteilen erhalten haben ^ : der eigentliche Epochebeginn wurde eben ungewiß, auf den Nachbarinseln geriet er, obgleich man auch dort nach Jahren der Ädi-äaka weiterzählte, überhaupt in Ver- gessenheit. Der holländische Regierungsalmanak nimmt, der Saka-Ärdi, entsprechend, das Frühjahr 78 n. Chr. als Epochejahr an, also als ein Chaiträdi-iBhY , und zwar als vollendetes , d. h. man zählte 1 , nach- dem das erste Jahr erfüllt war. Eigentümlich ist, daß mit der Ein- führung des mohammedanischen Mondjahres nicht auch die Hidschra- Zählung Eingang gefunden hat. Sie ist zwar an den Küstenorten bekannt und wird hier und da auch gebraucht, aber sie hat die alte Äita-Zählung nicht zu verdrängen vermocht. Gleichwie auf Java die herrschende Ära fremdländischen, nämlich indischen Ursprungs ist, so haben auch die beiden üblichen Schaltungs- methoden ausländische Herkunft. Die erste dieser Methoden ist jene, welche die Araber anw^enden (s. S. 254). Da das javanische Jahr, gleich dem arabischen, in seinen 12 Mondmonaten 354 Tage zählt, das astronomische Mondjahr aber 354^ 8*^ 48"* 36* lang ist, so müssen, um den Überschuß über 354 Tage zu berücksichtigen, in 30 Jahren elf Tage eingeschaltet werden. Dies geschieht ganz nach der von den Arabern befolgten Weise : es wird das 2., 5., 7., 10., 13., 16.. 18., 21., 24., 26. und 29. des 30 jährigen Zyklus als Schaltjahr von 355 Tagen betrachtet. Dann ist die mittlere Dauer des Jalires auf 354^^ Tage gebracht, und es tritt erst nach 240(> Jahren die Notwendigkeit einer weiteren Verbesserung ein (vgl. S. 64). Neben diesem 30 jährigen, sogenannten großen Zyklus wird aber auf Java noch ein zweiter Schaltzyklus, der kleine, gebraucht. Diesen haben wir ebenfalls, und zwar in der Zeitrechnung der Türken angetroffen. Nach diesem achtjährigen Zyklus, dessen Erfinder Darenddi Mehmed Efendl sein soll, der aber in seinem Ursprünge wahrscheinlich noch in erheblich frühere Zeit zurückgeht, werden innerhalb 8 Jahren drei eingeschaltete Jahre zu 355 Tagen gerechnet. Auf Java führt der Zyklus den Namen tvindu; das 2., 5. und 8. Jahr desselben sind Schaltjahre. Er ist etwas zu lang (vgl. S. 255); seine mittlere Jahreslänge ist 354 g Tage. Nach 3 11 120 Jahren weicht also der große Zyklus vom ivlndu um ( g- — g^) 120 = 2XÄ • 120 = 1 Tag ab, und beide Zyklen könnten nach einer 120 jährigen Periode miteinander ausgeglichen werden, und zwar da- 1) De Hollander, Eandleiding hij beoefening der Land- en Volkenkunde van Nederl, Oost Indie, 1394, 1882, gibt einige Epocheo an, die zwischen 72 bis 201 n. Chr. liegen. 416 VI. Kapitel. Zeitrechnung einiger südostasiatischer Volker. durch, daß man nach 8 • 15 = 120 Jahren, d. h. nach 15 ivindu eines der Schaltjahre als gemeines zählt. Der mndu umfaßt nach dem Vorhergehenden 5 gemeine Jahre zu 354 Tagen und 3 Schaltjahre zu 355 Tagen, zusammen also 2835 Tage oder 405 Wochen zu je 7 Tagen. Demnach wird jede Woche mit demselben Wochentage anfangen, mit welchem der windu begonnen hat. Ist z. B. Mittwoch der erste Tag des mndu gewesen, so fängt auch die zweite Woche, der 8. Tag des windu, mit Mittwoch an, des- gleichen der 15. Tag u. s. f. Der 2. Tag jeder Woche ist dann Donnerstag, der 3. Freitag, der 4. Sonnabend u. s. f. Der letzte Tag des ersten Jahres des windu (der 354. Tag) wird auf Sonnabend fallen, demnach wird das 2. Jahr mit Sonntag anfangen, der Anfangs- tag des 3. Jahres wird Freitag sein, der Anfangstag des 4. Dienstag, des 5. Sonnabend, des 6. Donnerstag, des 7. Montag, des 8. Freitag (mit Berücksichtigung der obengenannten Schaltjahre). Der nächste windu wird wieder mit Mittwoch anfangen, und so jeder folgende, solange die Ordnung des Zyklus dieselbe bleibt und man nicht etwa noch zu der 120 jährigen Schaltung greift. Die Javanen beginnen aber gegenwärtig ihre windu mit Mittwoch. Diesen Anfangstag = 1 gesetzt, sind also die Anfangstage der 8 Jahre des windu 1 = Mittwoch 4 = Sonnabend 5 == Sonntag 2 = Donnerstag 3 = Freitag 6 = Montag 7 = Dienstag 3 = Freitag. Die Zahlen 1, 5, 3, 7, 4, 2, 6, 3, welche den Anfangswochentag der einzelnen Jahre bestimmen, heißen die n^tu (naptu). Die Javanen drücken diese Zahlen durch die bekannten Zahlenwerte einiger Buchstaben des arabischen Alphabets aus, und zwar wie folgt: elif =1 däl =4 he =5 M =2 gtm aival = 3 uäu = 6 ze =7 yim akir = 3 Die Angabe „Jahr he" bedeutet also das mit Sonntag anfangende 2. Jahr des windu-Zylslns. Wie die nej^tu der Jahre, so lassen sich auch die ^lejyfu der Monate bestimmen. Die Länge der einzelnen Monate wechselt wie beim arabischen Jahre mit 29 und 30 Tagen ab, und zwar hat der 1. Monat 30, der 2. 29 Tage, der 3. 30 u. s. f., der 12. in Schaltjahren 30. Den ersten Wochentag des ersten Monats setzt man = 7 oder 0 ; der erste Monat hat 30 Tage = (4 • 7 -h 2), also fängt der zweite um 2 Tage später in der Woche an und erh< §120. Zeitrechnuog auf Java. 417 als neptu = 2. Der dritte Monat beginnt , da der zweite nur 29 = (4 • 7 -f- 1) Tage enthält, 3 Tage weiter in der Woche und bekommt als wep^t^ durch diese Anordnungen ver- ändert werden, hat man die ursprünglichen Bezeichnungen beibehalten. Der Grund dieser Maßregel soll sein, daß man Mohammeds Geburt immer an einem festen Tage des Jahres dal hat feiern wollen. — Die Verbesserung des tmidu, welche oben angedeutet wurde, nämlich durch Ausmerzung eines Schalttages in 120 Jahren, wird auf Java, wenn überhaupt, jedenfalls nur auf besondere Anordnung hin angewendet. Die Monatsnamen sind die arabischen, im Javanischen etwas anders ausgesprochen; für einige Monate hat man besondere Namen: 1. Suva od. Muharam (Mukaram). 2. Safar. 3. Multcd od. Rdlnngul-awal, 4. BabinguUaJcir. 5. JDjumadiUawaL 6. DjumadiUal'ir, 7. Bedjeb. 8. Ruwah, Ancah od. Saban, 9. Ramelan [Pasa, Siam, Pusa], 10. Sawal. 11. Selo od. DulJcangidah, 12. Besar od. DulHdja [auch Wulan-hadji, Pilgermonat]. Der Monat wird, wie in Indien, in eine helle und eine, dunkle Hälfte geteilt und wohl auch nach Tagen dieser Hälften gezählt. Oinsel, Chronologie I. 2" 418 VI. Kapitel. Zeitrechnung einiger südostasiatischer Völker. Die Namen der siebentägigen Woche sind ^der arabischen Zeitrechnung entlehnt, wie man aus dem Vergleich mit der letzteren (s. S. 257) leicht erkennen kann ; außerdem existieren noch die von den alten indischen Wochennamen (s, S. 339) hergenommenen Bezeichnungen, welche in den alten Kawi - Inschriften meist durch Abkürzungen aus- gedrückt werden: arabische Namen indische ; Kawi-Abkürzuogen Sonntag — aliad dite oder raditi ra Montag — senen soma so Dienstag sdlasa anggara a Mittwoch — rebo biiddha bu Donnerstag Jcemis respati ivf'e Freitag — djumuwah §ukra §u [djumungah] Sonnabend =: saptu sanes*chara (tumpc ik) äa Dreißig siebentägige Wochen bilden einen Zyklus von 210 Tagen, vmku genannt. Die Entstehung dieses, wie wir auch bei den Balinesen sehen werden, für die Entwicklung des Jahres auf den südasiatischen Inseln wichtigen Zeitkreises reicht in die Zeit der javanischen Ur- religion zurück. Die 30 Wochen unterliegen dem Einfluß alter Gott- heiten und dienten der alten Astrologie und Kabbalistik als Grundlage. Ihre Namen sind folgende: 1. sinto 2. landep 3. tvuJcir 4. kurantil 5. tolu 6. grümbreg 7. tvarigo {warigalit) 8. ivariga-gung 9. djulung-wangi 10. su/ngsang 11. galungan 12. huningan 13. lankir 14. mondhom 15. djulung-pvdjat 16. pahang 17. JcurU'Welut 18. maraJceh 19. tambir 20. madhan-kungan 21. maktal 22. wuje 23. manahil 24. prang-bakat 25. bolo 26. tfrugu 27. wajang 28. kulawu 29. dhukut 30. tvatu-gunung. Zu Zwecken der polynesischen Wahrsagekunst teilte man den wuku- Zyklus in Gruppen zu 10, 9, 8, 7, 6, 4, 3, 1 Tagen. Von diesen zehntägigen, neuntägigen . . . Ginippen (wenn wir den Ausdruck „Woche" für diese kleinen Zeitkreise vermeiden wollen) haben sich manche, wie namentlich die sechstägige, welche besonders in den Kawi - Schriften auftritt, erhalten. Hier folgen die Namen der Tage dieser Gruppen: § 1 20. ZeitrechDung auf Java. 419 zehntägige (dasawara): neuntägige (sangawara oder padangan) : 1. pandita 6. manu 1. dangu 4. lerangan 7. tulus 2. pati 7. manusja 2. djagur 5. nohon 8. wurung 3. sMÄra 8. rat?;a 3. ^fi^/is 6. wogaii 9. rfar/i 4. dwÄra 9. detf^a 5. «ri 10. rdksasa achttägige (asthawara sechstägige {sadwara oder oder padewan) : paririkelayi) : 1. sri 5. Tcudra 1. tungle (tu) 4. paniron {jxi) 2. iwcira 6. hrdhma 2. arjang (a) 5. i^o^ (w^a) 3. ^wrw 7. X:aZa 3. wuruiuDg (iru) 6. mawulu (ma) 4. jama 8. t^wa viertägige (tjaturwara): sri, saha, djaja, mandhdla. dreitägige (triwara): dora, waja, bjantara. zweitägige (dimwara): menga, pepet eintägige (ekawara): luivang. Diese Tagesnamen beziehen sich auf die guten oder bösen Einflüsse, unter denen die betreffenden Tage kommen können. Bei den Prophe- zeiungen werden die Gruppen in bestimmter Weise mit dem wuku- Zyklus verbunden, um die für Personen und Sachen günstigen resp. ungunstigen Tage ermitteln zu können. Ebenso alt wie der tviiku ist auf Java (und den Nachbarinseln) die pasar- oder Marktwoche, die aus 5 Tagen, pasaran oder peJcenan, besteht und nach welchen die Eeihe der Märkte in Marktplätzen ge- ordnet wurde. Vermutlich bestanden solche Marktplätze aus 5 Vierteln; Spuren solcher patriarchalischer Einrichtungen finden sich noch jetzt in javanischen Gesetzen. Die 5 Tage der j^a^ar -Woche heißen: pahing oder pa, po7i, wage, Jcaliwon, legi oder manis. Diese Namen werden mit den indischen oder arabischen 7 Wochen- tagsnamen des wuJcu kombiniert, und zwar so, daß man die 5 pasar- Namen zuerst mit den 5 ersten W^ochentagen verbindet, darauf vom 6. Wochentage an wiederum eine Kombination veranstaltet u. s. f. Auf diese Weise erhält man eine 35tägige Periode, deren Glieder von Mittwoch, dem Anfange des toindu, wie folgt laufen: 1. buddha-Jcaliwon 4. ianes'chara-pon 7. anggara-manis 2. respati-manis 5. raditi-wage 8. buddha-pahing 3. SuJcra-pahmg 6. soma-ialiwon 9. respati-pon 27* 420 VI. Kapitel. Zeitrechnung einiger südostasiatischer Völker. 10. Suha-tvage 19. radiü-pon 28. anggara-pahing 11. §anes'chara'Tcdlhcon 20. soma-wage 29. buddha-pan 12. raditi-manis 21. anggara-laliivon 30. respati-tvage 13. soma-pahing 22. buddha-manis 31. iukra-haliwon 14. anggara-pon 23. respati-pahing 32. sanes^chara-fiianis 15. buddhfi'wagc 24. §iikra-pon 33. raditi-pahing 16. respatl-kaliwon 25. imies'chara-wage 34. soma-pon 17. ^ukra-manis 26. radifi-kaliwon 35. anggara-ivage 18. &anes'cha7'a-pahing 27. soma-manis Nach der 35. Kombination kehrt die Periode wieder zu buddha-Jcaliwoii oder rebo-kaliwon resp. altad-pahing , falls man mit diesem Tage an- gefangen hätte, zurück. Sechs Perioden geben wieder einen t£?Mi?/ von 210 Tagen. Zwölf Perioden geben 420 Tage oder ein sogenanntes „irMÄ7/-Jahr", welcher Zeitkreis als ein astrologisches Jahr angesehen wird. 27 solcher 08 {lohoT pendin4Jonganbatin=^*^ Nachmittag 4*» =atha (asr) =a8ar =gtd%ng dae Sonnenuntergang =mugr€b =8andjor =lu8ut maia ni ari Mitternacht =tengoh malam =tengah wingi =tenga burgning Morgendämmerung =Ä:uÄ:ue mano srstner^jiüang andostrang Morgenrote =murth =^ando8trang Bei den mohammedanischen Stämmen sind auch die arabischen Gebets- stunden üblich. Die Atschinesen sollen früher eine Teilung des Tages und der Nacht in je 4 Teile (djem) gekannt haben. Die Feste kommen ziemlich mit denen der Javaner überein. Hinzuzufügen sind für die Atschinesen : Himmelfahrt Mohammeds 27. Redjeb, die Tage des heiligen Merahtab 9. — 11. Djamodo akhe, malam beresat um die Mitte des Saban, im Sattal Gräberbesuch und Fest nach den Fasten. Je weiter östlich wir uns von Java entfernen, desto weniger ausgebildet finden wir die Zeitrechnung der asiatischen Inselvölker, welche schließlich selbst unter das Niveau eines mangelhaften Natur- jahres herabsinkt. Der niedrige Kulturzustand und geringe Handels- verkehr der Stämme erzeugt nicht die Notwendigkeit einer Zeit- rechnung. Auf Celebes (bei den Makassaren und Bugi) soll das mohammedanische Jahr noch einige Verbreitung haben (nach Raffles). Die Bewohner der Südwestinseln Timor, Letti u. s. w. beginnen ihr Jahr mit Eintritt der Regenzeit und zählen es nach zwölfmaliger Wiederkehr des Mondes, die Monatstage haben keine besonderen 1) Zeit des Mittagsgottesdienstes. § 12 J , Zeitrechnung in Tnner-Java, auf Bali, Sumatra, Timor, Melanesien etc, 431 Namen, sondern werden als erster, zweiter . . . von den Neu- und Vollmonden ab gezählt. Die Tageszeiten werden, wie auf Java und Sumatra, durch Definitionen über den Stand der Sonne ausgedrückt, z. B.: lerra ankima nmäi = die Sonne geht auf (6^) lerra nalui = die Sonne wenig hoch (7^) lerra nainiäit = die Sonne ist hoch genug, um Palmwein zu zapfen (9^) lerra naJcededde = die Sonne über uns oben (12^) lerra nJcieli = die Sonne senkt sich (P) lerra nwaJcki = die Sonne kühlt ab (4*») lerra nläo = die Sonne ist hinabgegangen (6^) lerra nmetom = die Sonne ist finster geworden (7**) Die Zwischenzeiten werden durch die Zusätze sälameJcio (vorbei), sipo (nahezu) und käi (beinahe) angedeutet. Für die Nachtstunden existieren ähnliche, eventuell den Mondstand bezeichnende Ausdrücke. — Auf den melanesischen Inseln (Salomoninseln, St. Cruz, Banksinseln, Neue Hebriden, Neukaledonien) gibt es überhaupt kein Jahr mehr im Sinne eines festbegrenzten Zeitraums. Die Zeit wird nach den tau oder niuluy den Mondumläufen zwischen der Aussaat und der Ernte der Hauptkulturpflanzen, angegeben. Die Yamswurzel hat einen tau von 4 Monaten von der Zeit der Anpflanzung bis zur Ernte ; Bananen und Kokosnuß haben kein tau^ da sie immer Früchte tragen. Die kleineren Zeiträume erhalten Bezeichnungen, die sich auf die Gärtner- und Ackerbaugeschäfte, auf die Blütezeit der Pflanzen u. dgl. beziehen. Folgende Ausdrucksweise wird auf Motu (Banksinseln) gebraucht: uma, Zeit der Gartenvorbereitung. tara, Beschneiden der Zweige. raJcasag, Sammeln der Abfälle. riv, Anpflanzen. magoto quaro, Zeit des frischen Grases (April). magoto rango, Zeit des verwelkten Grases. nago rara, tur rara, kere rara, die Zeiten des Beginnens des Blühens, der Ent\\icklung und des Blühenendes der Erythrina (Korallen- baumes). un rig, un gogona, un lava, die Zeiten, wenn der Palolowurm auf- tritt, anfangs einzeln und später in Schwärmen erscheint. Zum Schluß mögen noch einige Notizen über das Monsunjahr der Bewohner von Nikobar hier Platz finden. Auf dieser Inselgruppe dauert der Südwestmonsun (sho-hong) von Mai bis etwa Oktober, der Nordostmonsun (fül) währt von November bis April. Dementsprechend wird nach Monsunhalbjahren {shom-en-yuh) gerechnet. Zwei shom-en- 432 VI. Kapitel. Zeitrechnung einiger sUdoBtasiatischer Völker. yuh machen ungefähr ein Sonnenjahr aus. Die beiden Halbjahre werden nach den Neumonden, die darein fallen, in Abteilungen {käh^) geteilt, und zwar fängt das erste Monsunhalbjahr (sho-hong) mit der Zeit des Monsunwechsels (April — ^Mai), das zweite Halbjahr (ful) mit dem zweiten Wechsel (Oktober — November) an. Es finden folgende 14 Benennungen der Mh^ Verwendung, von denen die 5 ersten der beiden Halbjahre immer dieselben bleiben: Südwest-Monsun (sho-Jiong) Nordost-Monsun (fül) sheh von April — Mai häkä-tök von Okt. — Nov. hammtia „ Mai — ^Juni tö4t ,, Nov. — Dez. channl „ Juni — Juli hämaJc ,. Dez. — Jan. daneh'poah „ Juli —Aug. mitosh „ Jan. — ^Febr. manä{kynga'2)oah „ Aug. — Sept. mokheak ,, Febr. — März laneäh oder i c, x /m ^ danah-kapä oder \ ,^.. . ., lahmeluh ) " &ept.-Okt. j^.^j,^^j^J }„ Jfarz-Apnl Wenn das VSTetter gegen Ende des 5. kähe, nämlich mana(kynga-poah, noch stürmisch ist, wird der nächste Neumond (6. kähe) Janeiih ge- nannt, falls es aber frühen Eintritt des Monsunwechsels anzeigt, wird die 7. Bezeichnung lah-meluh gebraucht. Ähnlich heißt im anderen Halbjahre der 6. Teil danah-kapä, wenn noch keine Änderung in der Windrichtung zu bemerken ist, kabä-chui aber, wenn der Wechsel schon bevorsteht; nach dem vollzogenen Monsunwechsel nimmt der gerade laufende Monat den Namen des ersten Monats an. Die Länge der kähe richtet sich nach dem Monde resp. dessen Phasen ; die Tage des kähe werden mit Benennungen versehen, die ebenfalls mit der Bezeichnung der Mondphasen in Beziehung stehen. Die gebräuchlichste Unterscheidung von Jahreszeiten ist die folgende sechsteilige; yonga- rai (dai), die Zeit des Laubfalls (März — April); dai-tata-yäl^ die Zeit der jungen Blätter (Mai- Juni); shama-haufi, die ersten Wochen der Regenzeit; komoruäk, die Saison der Gedächtsnisfeste (koruäk); köi- kapä und köi-ilüe, die Kalmenzeiten im April und Oktober. Die haupt- sächlichsten Ausdi'ücke für die Tagesabschnitte sind: danäkla-heng = Sonnenaufgang lä'hala-heng = Vormittag enhla-käm-heng = Vormittag 10 — 11** käm-heng = Mittag lä-hanga-heng = Nachmittag chin-faicha-ka = Nachmittag 3** shup'heng = Sonnenuntergang Iten-mokugök-ka = Abends 8** yüang-hatom = Mittemacht ha-höaka-ka = Morgens. 3^. §132. Zeitrechnung der zentralaraerikanischen Völker. 433 § 122. Zeitrechnung der zentralamerikanischen Tolker. Die bedeutende Zivilisationsstufe, welche die Bewohner Zentral- amerikas vor der Zeit der spanischen Eroberungskriege erreicht haben, druckt sich auch in dem Zeitrechnungswesen dieser Völker aus. Die älteren Autoren, welche Nachrichten über die Geschichte und Kultur dieser Nationen gaben — Sahagun, Landa, Dtiean, Motolinia, Sigüenza, Clavigebo, Fabrega — sind zumeist spanische Geistliche, deren Werke aus der Tradition , aus der Übersetzung alter Texte u. s. w. hervor- gingen. Erst mit Alex, von Humboldt, welcher mexikanische Bilder- schriften nach Europa brachte und auf die Bedeutung einiger solcher Originalhandschriften in europäischen Bibliotheken aufmerksam machte, begann ein selbständiges Studium der raittelamerikanischen Bücherreste. Seitdem hat die durch die Auffindung weiterer Handschriften mächtig geförderte Kenntnis des Bilderschriftwesens ^ und der Sprachen auch auf dem Gebiete der Zeitrechnung wesentliche Erfolge erzielt. HuMBt^LDTS Darstellung des mexikanischen Kalenders^, die zum Teil noch der spanischen Tradition folgt, kann jetzt richtiggestellt und ergänzt werden; aber auch das Kalenderwesen anderer zentralameri- kanischer Völker ist uns durch die Bemühungen von Cyb. Thomas, Brinton, E. Fürstemann, E. Seleb bekannt geworden, und insbesondere dem letztgenannten verdanken wir eine Reihe wichtiger Feststellungen über die Zeitrechnung dieser Völker. Danach bildete nicht nur bei den Alt-Mexikanern, sondern über- haupt bei den Bewohnern Zentralamerikas, bei den Maya - Stämmen, 2apoteken u. s. w. von Mexiko bis über Nicaragua herunter, die Grund- lage des Kalenders eine Einheit von 20 Tagen. Jeder dieser Tage hat seinen Namen (zum großem Teile sind es Tiernamen) und sein in der Bilderschrift hieroglyphisch ausgedrücktes Zeichen. Trotz der anscheinend voneinander abweichenden Namen dieser 20 Tageszeichen bei den einzelnen Völkern ist nach den Untersuchungen Selers nicht daran zu zweifeln, daß diese Zeichen einen gemeinsamen Ursprung haben. Man kann vermuten, daß der zapotekische Kalender diesen Ausgangspunkt bildet; das Zapotekenland war seiner Lage nach ge- eignet, die Übertragung von Kulturerrungenschaften zu den mexika- nischen und den Maya -Völkern zu vermitteln. Ich gebe hier eine vergleichende Liste der 20 Tageszeichen, und zwar der aztekisch 1) Für die Erforschung des Zeitrechnungswesens sind besonders folgende Hand- fcbriften wichtig: der Codex TelUrtano Remensis, Vaticanus A u. B, Borgia, F^er- väry, Laud, Bologna, die £o(f7ß^-Samm1ung , die itfaya-Handschrift in Dresden und •der Codex Tro [oder Troano^ benannt nach dessen Besitzer Jüan de Tro y Ortolano]. 2' Vues des CordiUeres et Monuments des peuples indighnes de VAmirique, Paris 1816, vol. I u. II. Giozel, Chronologie I. 28 434 VI. Kapitel. Zeitrechnung einiger sUdoBtasiatischer Völker etc. redenden Stamme in Mexiko, Nicaragua, Meztitlan^ und Guatemala^ und der Mayastämme der Tzental *, der Cakchiquel und der Maya von Yukatan, sowie der Zapoteken, mit den Bedeutungen der Namen nach Seleb; bei jenen Namen, die nur dialektisch voneinander abweichen, denen also einerlei Eedeutung zukommt, sind die entsprechenden deutschen Bezeichnungen nur einmal angesetzt: A) Mexiko 1 Nicaragua Meztitlan Guatemala I. cipacüi — Schwertfisch od. Krokodil ftpa/ xochiquetzal (Erdgöttin) cipa>ctU IL eecatl — Wind ecat ecatl ehecaü III. caUi = Haus coli cäüi caüi IV. cueUpalin — Eidechse • qüespdl xiloÜ (Mais- kolben) qüetsallt V. coatl — Schlange coat coatl cohuatl VI. miquiztli — Tod misüte tzontecomail = Schädel miquiztli VII. magaÜ — Hirsch ma^at mojsatl mazaü VIII. iochtli — Kaninchen toste tochili toxtli IX. atl — Wasser at atl atl X. itzcuintli — Hund izqüindi ücuin ytzcuintli XI. ogomatU — Affe Oi^omate OQonxa ozumatli XII. malindüi — Strohseil, Ge- drehtes, Gras malinal Ulan Zahn malinalli XIII. acatl -Rohr agat a^iaÜ acatl XIV. oceloil — Jaguar Ozelot ozeloÜ teyoUocuani (Zauberer"^ XV. quaühtU — Adler oate cuixtli = quauhtli XVI. cozcaquatihtli = Geier (Hals- bandadler) XVII. olin XVIII. tecpatl XIX. quiauitl XX. xochitl = BeweguDg,BaU (Sonnen- u. Mondball) = Feuerstein = Begen = Blume Raubvogel coscagoate teotli/tonäl = tecolotl = Uhu «das Zeichen des Gottes*' olin nahui olli= tecpil anahiialt ,vier Bewegung* tapecat tecpatl teq^atl quiaüit quiyahuitl ayutl = Schildkrötv^ sochit xochitonal xochitl Tzental I. 7nox II. igh = III. ttofrt«=Inner- stes, Herz IV. ghanan = ? B) Cakchiquel Maya v. Yucatan imox imix ? ik = ik = Wind afc&a/=Nacht akbal kat = ? A-an=gelb, im Über- fluß vorhanden Zapoteken chiUa = Krokodil quijlaa = Glut, Feuer gucla {ela, ala) = Nacht gueche (ache, tc/ii) = Le- guan, Kröte 1) Eine Landschaft an den Grenzen der Huaxleca. 2' Im Bistum Chiapas. § 122. Zeitrechnung der zentralamerikanischen Völker. 435 Tzental. Cakchiquel Maya v. Yacatau Zapoteken VI. VII. VIIl. IX. X. XI. XII. XIII. XIV. XV. XVI. XVII. XVIII. XIX. XX. abagJi = can = Schicksal, Schlange Vorzeichen ? tox = ? camey moxtc (von queh^Rinoh )naa;an=8chnell ?) lamhat = V kanel = Ka- ninchen ? /o^=Ge witter- regen tzii = Hund cJncchan=heiQeude zee (zii) = unheilvolles Schlange Vorzeichen tnolo = Ge- wässer ? elab = ? hate = Affe haU (Brüllaffe) euch =ee = been = ver- aÄ=Rohr (?) braucht hix = yt£r=Zauberer Uiquin = tgtquin Vogel(Adler) chabin = ? ahmak = (Schlemmer) ? chic = ? noh = Erd- beben ehinax = ^«Tiax = Ob- sidian ? scharf, schneidend cahogk = caoÄ; = a^Äi«aZ=Herr Auna^pu = Sonnengott ct}Rt=8terben (Tod) manik = der flüch- tige, schnelle lamat muluc = Ansamm- lung d. Wassers ? cJmen = Affe Jana = heimlich, ver- hüllt, verräterisch China = Hirsch lapa = dasZerteilte, Zer- legte niza [queza) = Wasser teUa = ,mit dem Kopf nach unten" (?) loo (goJoo) = Affe eb = Zahnreihe, pija = gedreht werden Spitzenreihe bcn quijy loa = Kohr ix gueche (eche, ache) = Jaguar iM««=UrÄache,Ver- naa = Mutter fertiger loo (guilh) = Auge [Kabe? Wurzel?) xoo = Bewegung (Erd- beben) eztnab = 8tarr(hart), opa (gopd) = Kälte, kalt (scharf) canac = Gewitter ape = herabkommendes (Blitz, Regen) Wa88er,Feuer(Gewitter) ? aJiau = Herr od. loo (loo) == Auge, Führer, Sonne Herr cib = Würze (Räucherwerk) caban = Erde Aus der Vergleichung der Bedeutungen in den Listen A) und B) er- sieht' man, daß ein gemeinsamer Ursprung der 20 Zeichen unver- kennbar ist. Das mexikanische Zeichen I cipactli ist daher identisch mit dem Mayazeichen imix (mox, imex) und dem zapotekischen chilla, das Zeichen II entspricht ecatl-ik-quij laa u. s. w. Die Aufführungen der 20 Zeichen fangen indes in den einzelnen Kalendern nicht immer mit ein und demselben Zeichen an: die mexikanischen beginnen mit cipactli (I), die von Nicaragua und Meztitlan mit acatl (XIII), die Maya mit han (IV = cuetzpalin). Der Ursprung der 20 Zeichen ist jedenfalls sehr alt, denn ihre Erfindung wurde von den aztekischen tonalpouhque (= Sonnenzählem = Astrologen) dem Gotte Quefzalcouatl (dem Schöpfer der Menschen, der Künste und Wissenschaften) zu- geschrieben. Wahrscheinlich rühren die Bezeichnungen von den Namen 28» 436 VI. Kapitel. Zeitrechnung einiger südostasiatischer Völker etc. von Sternbildern her, worauf einzelne (Schlange, Hund, Jaguar, Schild- kröte) deutlich hinweisen. Diese 20tftgige Woche, 13 mal wiederholt, gibt das Tonalamatl von 260 Tagen, die kalendarische Grundzahl der zentralamerikanischen Zeitrechnung. Das Tonalamatl ist bei den Mexikanern „das Buch der guten und bösen Tage", bei den Bewohnern von Guatemala chol Vih = „die Tageszählung" oder Jc'am uuh = „das Buch der Lose", bei den Maya Hn Tcatun = „die Tagesordnung". Daß gerade eine 2()tägige Woche im Tonalamatl zugrunde gelegt wird, hat wahr- scheinlich in dem vigesimalen Zahlensystem der Zentralamerikaner seine Begründung ; die Mexikaner hießen die 20 tägige Woche cempoual- ilhuitl = „eine Einheit von zwanzig", die Maya nannten sie uinalK Die andere Zahl, welche im Tonalamatl auftritt, nämlich 13, spielt in der mexikanischen Astrologie eine wichtige Rolle. Wenn man nach astronomischen Gründen für diese Zahl sucht, so scheint die Hypothese am beachtenswertesten, welche die 13 tägige Zeit auf die ungefähre Periode der Sichtbarkeit des Mondes während der Nacht resp. seiner Unsichtbarkeit bei Tag (von Mondhälfte zu Mondhälfte) zurückführen will. Die Mexikaner sollen die Zeit der Sichtbarkeit des Mondes mit ixtoqoliztli = „das Wachen", jene der Unsichtbarkeit als das cochüiztli = „Schlafen des Mondes" bezeichnet haben. Dies würde eine Parallele bilden zu der „hellen" und der „dunklen" Monats- hälfte, welche wir in dem Zeitrechnungswesen sämtlicher südasiatischer Völker eine sehr wichtige Stelle haben einnehmen sehen. Die Zeit- rechnung der Mexikaner scheint zwar keinerlei Zusammenhang mit dem Monde zu haben, wenigstens in der Gestalt, wie sie uns in den Handschriften entgegentritt, dies schließt aber ihre frühere Entwicklung auf Grund einer Berücksichtigung des Mondlaufes nicht aus. Wir haben in diesem Buche zur Genüge gesehen, daß die allermeisten Völker bei ihren ersten Schritten zu einer geordneten Zeitrechnung von der augenfälligsten Erscheinung des Himmels, dem Phasenwechsel des Mondes, ausgegangen sind. Auch die Zentralamerikaner werden hiervon keine Ausnahme gemacht haben, und so kann ihnen die eigent- liche Bedeutung der 13tägigen Periode als Begrenzung der Mondhälfte (mit Berücksichtigung der 3 Ruhetage des Mondes, d. h. des unsicht- baren Neumondes, vgl. S. 242) in der späteren Zeit ihrer Kulturent- wicklung, mit der Einführung des Tonalamatl, entschwunden sein. Die 260 Tage des Tonalamatl werden nun so gezählt, daß die Zahlen 1 bis 13 zuerst mit den ersten 13 Tageszeichen verbunden 1) Die Wurzel dieses Wortes ist um, auf welche auch uinic, vindk = .Mensch* zurückgeht, , Mensch* wird aber in den Mayasprachen als Bezeichnung für zwanzig gebraucht (20 Glieder der Hände und Füße). §122. Zeitrechnung der zentralamerikanischen Völker. 437 werden, darauf die Zahlen 1 bis 7 mit den restierenden 7 Tages- zeichen; von der Zahl 8 an treten wieder die 20 Tageszeichen in Kombination n. s. f. Wenn wir die Tage der 13tägigen Periode mit arabischen Ziffern, die 20 Tageszeichen mit römischen bezeichnen, ist der Verlauf der Tagesbezeichnungen des Tonalamatl, den man sich dementsprechend bis zu Ende fortgesetzt denken muß, folgender: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 1 2 3 I II in IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI 8 9 10 11 12 13 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI 4 XVII 11 XVII 5 XVIII 12 XVTII 6 7 XIX XX 13 1 XIX XX 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 1 I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII XIV XV XVI 5 XVII 6 XVIII 7 XIX 8 XX 2 3 4 9 10 11 12 13 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 XVII 13 xvm 1 XIX 2 XX u. 8. w. I II III jy 1 = C« y 2 = ome VI 3 = y«» yjj 4 = naui VIII ^ ^^ tnacuiUi Im mexikanischen Kalender sind die Zahlen für 1—13 8 = chicuei 9 r= chicuftaui lö = matlactU 11 = matlactli oce 12 = maüactli ommne j^ & = chiquacen lS = matlaciU omei y^ 7 = chicome XI Die Bezeichnung für den 30. Tag YiTT ^^^ TondlamatVs ist also ^ly 4 X = naui iUeuintli = , vier Hund **; XV ™ Maya- Kalender wäre der- XVI selbe Tag = 4 oc. Ebenso ist 1 XIII = ce acatl = »eins Rohr* 7 V = chicome coatl = «sieben Schlange" der 53. resp. der 85. Tag. Das ganze Tonalamatl besteht also, den eben angedeuteten Zahlenreihen gemäß, aus 20 Abschnitten zu je 13 Tagen. Die Tage gelten glück- lich oder unglücklich, je nach der Gottheit, welche den betreffenden Abschnitt beherrscht. Diese Patrone, welche mit den Anfangstagen der 20 Abschnitte zur Regentschaft kommen, sind folgende: Abschnitte : 1. ce cipactli= 11 = eins Krokodil 2. ce oceloltl = 1 XIV = eins Jaguar 3. ce tnagatl = 1 VII = eins Hirsch 4. ce xoehitl = 1 XX = eins Blume 5. ce acatl = 1 XIII = eins Rohr 6. ce miquiztli = 1 VI = eins Tod 7. ce quiauitl =1 XIX = eins Kegen 8. ce malinaüi = 1 XII = eins Gedrehtes 9. ce coatl = 1 V = eins Sehlange 10. ce tecpatl=l XVIII = eins Feuerstein 11. ce ogomaÜi= 1 XI = eins Affe Patrone ^ : TonacateetUli ((xott der Fruchtbarkeit) Quetzalcouatl (Windgott) Tepeyoüotl=Iierz d.Berge(Gott d.Höhlen) Ueuecoyotl = der alte Coyote Chalchiuitlicue (Göttin d.Quellenu.BSche) Tecciztecatl (Mondgott) u. Tonacaciuatl (Göttin d. Geburt) Tlaloc (Gott d. Kegens, der BUtze) Mayauel (Göttin d. Magueypflanze) Xiuhtecutliod.Ixcogauhqui(ij Ott d.Feviers) MicÜantecutli (Todesgott) u.Tonatiuh (der Sonnengott) Pahtecatl (Pulquegott) 1) Nach dem AusiNschen Tonalamatl, 438 VI. Kapitel. Zeitrechnung einiger südostasiatischer Volker etc. Abschnitte : 12. ce cueUpalin = l IV = eins Eidechse Id. ce olin = 1 XVII = eins Bewegung 14. ce üzcuintli = 1 X = eins Hund 15. ce calli = 1 III = eins Haus 16. ce cozcaquauhtli=l XVI = eins Geier 17. ce atl s= 1 IX = eins Wasser 18. ce eecatl = 1 II = eins Wind 19. ce quauhtli =1 XV = eins Adler 20. ce tochtli = 1 VIII = eins Kaninchen Patrone: Itztlacoliuhqui (Grott d. Kälte, Sünde) Tlagolteotl (Göttin d. Erde, d. Ehe) Xipe (Gott d. Menschenopfer) Itzpapcdotl (ein Dämon) Xolotl(ßoitd, Ballspiels, d. Mißbildungen) Chälchiuhtotolin (Truthahn) als Abbild TezcatUpocas (Gott d. Selbstkasteiung) Chantico (Quaxolott) (Gottheit des chiUi' Pfeffers) Xochiquetzäl (Göttin d. Blumen, d. Ge- sangs u. d. KuDstfertigkeit) Xiuhtecutli (Feuergott) Das Tonalamatl erscheint bisweilen noch in einer anderen Anordnung (wie im Codex Borgia, Bologna, Vaticantcs JS), iridem die 260 Tage desselben in 52 Kolumnen zu je 5 Zeichen gebracht werden, und zwar in die erste Reihe die Tage von II bis 13 XII, in die zweite die von 1 XIII bis 13 IV, in die dritte die von 1 V bis 13 XVI, in die vierte die von 1 XVH bis 13 VIII, in die fünfte die von 1 IX bis 13 XX, wie es im folgenden für die ersten 16 Kolumnen angedeutet ist: I I I 2 2 II ! 3 3 III 4 \ 5 6 7 8 4 IV 5 V 6 VI 7 VII 8 VIII I XIII 2 XIV : 3 XV 4 XVI S XVII 6 XVIII 7 XIX 8 XX I V 2 VI ' 3 VII 4 VIII , s IX 6 X 7 XI 8 XII I XVII 2 XVIII 3 XIX 4 XX 1 5 I 6 II 7 III 8 IV I IX 2 X i 3 XI 4 XII , 5 XIII 6 XIV 7 XV 8 XVI 9 IG II 12 ] »3 1 14 «5 2 XV i6 9 IX j IQ X XI 12 XII l^ XIII XIV 3 XVI 9 I IG 11 III 12 IV 13 V I VI 2 VII 3 VIII 9 XIII 1 IG XIV XV 12 XVI 13 XVII I XVIII 2 XIX 3 XX 9 V IG VI Y f VII 12 VIII 13 IX I X 2 XI 3 XII 9 XVII ! IG XVIII XIX 12 XX 13 I I II • 2 III 3 IV Die 52 Kolumnen setzen sich aus 4 Gruppen zu je 13 Kolumnen zu- sammen, die Anfangstage dieser 4 Gruppen sind: ce dpadli (Kol. 1), ce ocelotl (Kol. 14), ce mcii^atl (Kol. 27) und ce xochitl (Kol. 40); diese 4 Gruppen entsprechen den Himmelsrichtungen Osten, Norden, W'esten, Süden und stehen unter dem Einfluß je einer Gottheit. Unwillkürlich wird man bei diesen astrologischen Einrichtungen des fünfgliedrigen Tonalamatl an den polynesischen wuJcu von 210 Tagen erinnert (S. 418/9), dessen Wochen ebenfalls unter dem Einfluß mächtiger Geister stehen, und an die fünftägige ^^a^ar -Woche , mit deren Hilfe die Marktreihe nach den Himmelsrichtungen bestimmt wird. § 129. Zeitrechnung der zentralamerikanisclien Völker. 439 Das Jahr der Zentralamerikaner enthielt, wir wir sehen werden, 365 Tage, eine regelmäßige Schaltung war unbekannt. Unter Voraus- setzung dieses Jahres können die Anfangstage der Jahre immer nur auf 4 bestimmte Tageszeichen fallen, die um je 5 Zeichen voneinander entfernt sind. Beginnt z. B. ein Jahr mit dem Tage 11 = ce cijMctli, so erhalten wir für den letzten Tag des Jahres, da dieses = (20 . 18 + 5) Tage hat, wenn wir 18 Kolumnen des Tonalamatl (S. 437) und noch 5 Tage abzählen, das Tageszeichen 1 V: also beginnt das zweite Jahr mit dem Tage 2 VI = ome miqmztli\ das dritte Jahr wird dement- sprechend mit 3 XI, das vierte mit 4 XVI beginnen. Vom fünften Jahre ab wiederholen sich die Zeichen I, VI, XI, XVI. Wenn wir in dieser Weise die Zeichen der Jahresanfänge für eine Periode von 52 Jahren ausschreiben, erhalten wir folgende Zeichen der Jahres- anfänge : Jahr 1 Zeichen Jahr Zeichen Jahr Zeichen Jahr Zeichen Jahr Zeichen I 1 Ii 14 I V i II 27 I XI i 40 i XVI 53 I l 2 2 VI 15 2 Xl [ 28 2 XVI 41 2 I 54 2 VI 3 3 XI 1 l6 3 XV] [ 29 3 1 42 3 VI 55 3 XI 4 4 XVI »7 4 1 I 30 4 VI, 43 4 XI, 56 4 XVI 5 5 I i8 5 V] J 1 31 5 XI i 44 5 XVI U.S. r. 6 6 VI 19 6 X] [ 1 32 6 XVI 45 6 I , 7 7 XI 20 7 XVl ^ 33 7 !■ 46 7 VI 8 8 XVI 21 8 1 h 34 8 VI 47 8 XI 9 9 I 22 9 V] ^ 35 9 XI 48 9 XVI lO lo VI 23 lo X] t 36 lo XVI 49 10 I II II xr 24 II XVl ^ 37 II Ii 50 11 VI , 12 XI ' 12 12 XVI 25 12 ] ^ 38 12 VI 51 13 13 I 26 13 VI t;'39 1! 13 XI 52 13 XVI Demnach kehren nach Ablauf von 52 Jahren die Bezeichnungen der Jahresanfänge, wenn hierzu das Tonalamatl gebraucht wird, in der- selben regelmäßigen Weise immer wieder. Diese wichtige 52 jährige Periode nannten die Mexikaner das xiuhmolpilli. Mit Hilfe derselben konnten Begebenheiten chronologisch fixiert werden. Zum Zusammen- fassen größerer Zeitabschnitte bedienten sich die Mexikaner vielleicht der doppelten und mehrfachen Periode. Die Benennung der 52 Jahre des Zyklus richtet sich nach den ihnen zukommenden Zeichen. Sie ist nicht überall die gleiche (S. 435 unt.): Bei den MezikanerD, TzeDta] und Cakcbiquel acatl (Rohr) = heen = XIII tecpaÜ (Feuerstein) = chinax = XVIII calli (Haus) = uotan = III tochtli (Kaninchen) = lambat = VIII Bei den Maya von Yukatan lan muluc ix caiiax IV IX XIV XIX. 440 VI. Kapitel. Zeitrechnung einiger südostasiatischer Völker etc. Astrologisch gehören die 4 Gruppen bestimmten Himmelsrichtungen an, und zwar die acafl-Jahre dem Osten, die tecpatUJaiire dem Norden,, die caHi- Jahre detfi Westen und die tocÄf/i- Jahre dem Süden. Die Zählung beginnt bei den Mexikanern mit Osten, jedoch nicht mit 1 acatl, sondern 2 acatl, stellt sich also (entsprechend dem zuletzt aufgeführten Schema S. 439) wie folgt: 2 acatl 2 tecpatl 2 (?a//i 2 focÄf/i 3 tecpatl 3 calli 3 focAf/i 3 acatf 4 calli 4 tochtli 4 acatl 4 tecpatl 5 tochtli 5 acatl 5 tecpatl 5 caZ/t 6 acatl 6 tecpatl 6 ca//i 6 tochtli 7 tecpatl 7 ca7/i 7 focÄf/i 7 aca« 8 calli 8 focAf/i 8 aca^? 8 tecpatl 9 tochtli 9 aca^Z 9 tecpatl 9 caWi 10 acatl 10 tecpatl 10 m/Zi 10 ^ocA«i 11 tecpatl 11 ca//i 11 focA«i 11 acatl 12 calli 12 tochtli 12 acatl 12 tecpatl 13 tochtli 13 aca« 13 tecpatl 13 ca//i 1 acatl 1 tecpatl 1 calli 1 fOCÄf?« Nach der Vorstellung der Mexikaner ist nämlich das Schlußjahr de» 52 jährigen Zyklus, 1 tochtli^ die Periode der Weltschöpfung (Wieder- aufrichtung des eingestürzten Himmels). Erst nach Vollendung der Schöpfung, also mit dem nächsten Jahre, 2 acatl, konnte der erste xiuhmolpilli begonnen werden. Was den Anfangstag dei* Jahre betrifft, so sollen die Mexikaner ihre Jahre (nach Duban, Cbistobal del Castello, Clavigebo, in neuerer Zeit auch nach Obozco y Bebba) mit den Zeichen cipactli (I) resp. miquiztli (VI), oqomatli (XI), cozcaquauhtli (XVI) angefangen haben. Indessen hat Seleb nachgewiesen, daß bei den Mexikanern der Anfangstag mit der Jahresbezeichnung übereinstimmt, daß also ihre Jahre acatl, tecpatl, calli, tochtli anfangen, wie es natürlich ist anzunehmen; daß femer auch die Maya, trotzdem diese in späterer Zeit ihre Jahre nach den Tageszeichen Ican (IV), muluc (IX), ix (XIV), cauac (XIX) benennen, dennoch die Jahre mit heen, etznah^ akhal, lamat, d. h. den Zeichen XIII, XVIII, III und VIII beginnen ließen, welche mit den mexikanischen für acatl, teq)atl, calli, tochtli A'oUständig übereinkommen. Die Anordnung des Tonalamatl weist, wie wir schon gesehen haben, auf eine Jahreslänge von 365 Tagen hin. Wenn man für die Zentralamerikaner die Kenntnis der wahren Länge des Sonnenjahres (365 Tage 5*» 48" 46*) und die Berücksichtigung des Überschusses über 365 Tage durch Schaltungen in kürzeren Zeiträumen annehmen § 122. Zeitrechnung der zentralamerikanischen Völker. 441 wollte, SO würde die 52 jährige Periode nicht haben bestehen können and die Jahresanfänge würden nicht nach je einem xiuhmolpilli immer auf dieselbe Ziffer nnd dasselbe Zeichen des Tonalamatl gefallen sein. Die älteren Autoren widersprechen sich betreffs des Vorhanden- seins von Schaltungseinrichtungen bei den Mexikanern. Sahagun ver- mutete eine Schaltung nur, Bubgoa sprach sie als Gewißheit aus; MoToiiiNiA und ToKQiJEMADA leuguetcu die Berücksichtigung des über- schüssigen Vierteltages. Sioüenza y Gönogba wollte nach Ablauf der 52 jährigen Periode eine Woche von 13 Tagen angehängt wissen, Leon y Gama kam auf die Hypothese einer Einschaltung von 25 Tagen nach 104 Jahren. Allein keine dieser Schaltungen läßt sich aus den Bilderschriften nachweisen. Anderseits müssen aber die Zentral- amerikaner, da sie vorzugsweise Ackerbauer waren, die Nichtüber- einstimmung eines 365tägigen Jahres mit den Jahreszeiten doch im Lauf der Zeit bemerkt haben, um so mehr, als mit den Jahreszeiten die Feier gewisser Feste in Verbindung stand, also sich die Jahres- zeiten gegen die Festtage verschieben mußten. Es liegt deshalb nahe anzunehmen, daß diese Stämme Schaltungen ausführten, wenn die Differenz erst offenkundig wurde , d. h. anfangs willkürlich , späterhin in großen Zwischenräumen. Auf letzteres deuten gewisse Perioden hin, welche Seleb in einzelnen Bilderschriften zutage treten sieht. Im Codex FejthTdry kommt eine Periode von 59 Tagen vor; in dem Tonalamatl geht dieselbe nicht auf, also fallen erst nach 260 • 59 = 15340 Tagen oder 42 Jahren 10 Tagen (das Jahr zu 365 Tagen ge- rechnet) dieselben Zeichen wieder auf den Anfangstag. Hätte man also nach Ablauf von 42 mexikanischen Jahren die Feste um 10 Tage verschoben, so würde man mit dem Sonnenjahre in naher Überein- stimmung geblieben sein, da 42 Sonnenjahre nahezu = 15 340 Tagen sind. Die Kenntnis einer 42 jährigen Periode geht auch aus dem Codex Borgia hervor. Eine andere Periode, nämlich von 82 Jahren, soll im Codex Nuttall enthalten sein^. Im allgemeinen aber muß man annehmen, daß die Schaltungen unregelmäßig erfolgt sind; von den Mexikanern ist sicher, daß sie sich mit dem Festkalender viel- fach in Unordnung befanden und daß Verschiebungen des Jahresanfanges (z. B. von der Zeit der Eroberung der Stadt Mexiko bis zur Zeit Sahaguns) vorgekommen sind. Auch bei den Maya hat sich der Jahresanfang, und vermutlich auch der ganze Kalender gegen die 1) 82 Jahre zu 365^ sind 29930 Tage; 82 Jahre zu 365,2422 Tage sind etwa 29 950 Tage, Differenz aUo 20 Tage; man würde nach 82 Jahren durch Einschalten von 20 Tagen den Kalender in Ordnung gebracht haben. — Eine andere Periode von 88 Jahren 361 Tagen soll nach Seler aus der Venusperiode abgeleitet sein; aber es ist wohl kaum vorauszusetzen, daß die Zentralamerikaner den syno- dischen Umlauf der Venus mit der hierzu nötigen (Genauigkeit bestimmen konnten. 442 VI. Kapitel. Zeitrechnung einiger sUdostasiatischer YöULer etc. ältere Zeit verschoben, wie aus dem Vergleiche der Überlieferung der Dresdener Handschrift mit dem Codex Tro-Cortes hervorgeht Die 365 Tage des zeutralamerikanischen Jahres zerfallen in 18 Abschnitte zu je 20 Tagen; die Namen dieser Abschnitte, die durch Feste charakterisiert waren, werde ich noch vor dem Schlüsse dieses Kapitels angeben. Die fünf Tage, welche nach diesen 18 Ab- schnitten übrig bleiben, heißen bei den Mexikanern nemontemi (wew- ontemi) = „die Ergänznngs- oder überschüssigen Tage". Sie heißen auch „untauglich", „unbrauchbar", „überflüssig" und „unheilvoll". Man unterließ an diesem Tage die Hausreinigung, hielt kein Gericht, vermied Geschäfte u. s. w. (ähnlich auch in Yukatan). Diese Tage hatten also genau dieselbe ungünstige Bedeutung für das Volksleben, wie wir sie bei den 5 Epagomenen mehrerer asiatischer Völkerschaften vorfanden. Man hat früher gemeint, daß die 5 neniontemi (in Yukatan j:ma Jcaba hin = „Tage ohne Namen") „nicht gezählt" worden seien; dies ist aber nur in dem Sinne zu verstehen, daß sie für das bürger- liche Leben als unbrauchbar weggefallen, keine Feste an ihnen ge- feiert worden sind; aus der Jahresrechnung fielen sie keineswegs heraus, die Einrichtung des TonalamatJ erfordert vielmehr, wie wir gesehen haben, eine Jahreslänge von 365 (=18 • 20 h- 5) Tagen, nämlich 18 Monatsabschnitte und 5 nemontemi Neben dem Tonalamatl der Mexikaner müssen wir noch zweier . besonderer Einrichtungen zur Zeitzählung gedenken, die sich in den Cakchiquel-Annalen und bei den Maya vorfinden. Die ersteren rechnen von einer Epoche aus, der Zeit der Unterdrückung der auf- ständischen Tukuchee. Diese fand statt am Tage 11 ah, im mexika- nischen Tonalamatl entsprechend dem Zeichen XIII = acatl Denken wir uns in dem weiter fortgesetzten Tonalamatl (S. 437) vom Tage 1 1 Xni, den wir in der zehnten Kolumne vorfinden, um 20 • 20 ^ 400 Tage weitergezählt, so kommen wir auf den Tag 8 XIII, nach weiteren 400 Tagen auf den Tag 5 XIII u. s. f. Die Annalen zählen nun vom Tage 11 öA ab nach solchen 400tägigen Perioden, die huna heißen; es folgen demnach die Endtage der huna in dieser Weise aufeinander: 11 ah, 8 ah, 5 ah, 2 ah, 12 ah, 9 ah, 6 ah, 3 ah, 13 ah, 10 ah, 7 ah 4 ah, 1 ah, worauf sie sich wiederholen: 11 aÄ, 8 ah , . , . Die Zählung ist, wie man sieht, gleich dem Tonalamatl auf dem vigesimalen Zahlen- system aufgebaut, aber weiter auf letzterem entwickelt. Zwanzig huna = 20 • 400 = 8000 Tage geben ein may. — Eine ähnliche Periode trifft man auf den Denkmälern und in den Chroniken der Maya an, katun genannt. Den Ausgangspunkt der Zählung bildet nach Fr)RSTEMAXN der Tag 4 ahau, 8 cumku, nämlich der Tag mit der Ziffer 4 und dem Zeichen ahau (welches im mexikanischen Tona- hwiatl dem xochHl = XX entspricht), welcher der 8. des Monats- § 1 22. Zeitrechnung der zentralamerikanischen Völker. 443 abschnittes cumku (s. diesen S. 444 bei den Monatsabschnitten der Maya) war. Von da ab wird in Abständen von 20 • 360 Tagen = 7200 Tagen weitergezählt. Bei der Zählung nach dem Tonalamatl rückt die Beiziffer von 4 ahau immer um 2 zurück, man erhält nämlich die Anfangstage 4 ahau, 2 ahau, 13 ahau, 11 ahau, 9 ahau, 7 ahau, 5 ahau, 3 ahau, 1 ahau, 12 ahau, 10 ahau, 8 ahau, 6 ahau, worauf die Wiederholung der ganzen Reihe eintritt. Diese Periode von 20 • 360 Tagen ist der katun. Die älteren spanischen Autoren sowie die Bücher des Chilam Balam (Wahrsagebücher der Maya) schreiben dem hatun eine Länge von 20 Jahren zu. Wären damit 365tägige Jahre gemeint, so müßten die Beiziffem im katun ganz andere sein, als die eben angegebenen. Deswegen haben neuere Forscher, wie Pio Pebez, Valentini, Cykus Thomas, Brinton, Föbste- ÄL4NN, für den katun eine Länge von 24 Jahren angenommen; dann würden freilich die Beiziffern 4, 2, 13, 11, 9, 7, 5, 3, 1, 12, 10, 8, 6 herauskommen können. Seleb hat indessen nachgewiesen, daß die Länge des katun nur 20 • 360 Tage sein kann. Man hat also viel- leicht die alte Meinung, der katun habe 20 Jahre, auf Rundjahre von 360 Tagen zu beziehen. Das Rundjahr verrät als Basis noch seine Existenz im mexikanischen Jahre, das, wie wir sahen, in 18 Abschnitte zu 20 Tagen, also in 360 Tage und 5 unheilvolle und unbrauchbare zer- legt wird; wir haben Spuren des einstigen Vorhandenseins des mit unsicheren Schaltungen operierenden Rundjahres mehr oder weniger « deutlich in der Zeitrechnung asiatischer Völker hervortreten sehen. Damit ist durchaus nicht gesagt, daß etwa die Zentralamerikaner ein solches Jahr durch asiatische Tradition in weit zurückliegender Zeit kennen gelernt haben; sie können auch selbständig dazu gekommen sein, aber derselbe sexagesimale Aufbau bleibt merkwürdig. Die 18 Jahresabschnitte zu je 20 Tagen, unzutreffenderweise bisweilen auch Monate genannt, oder die 18 „Feste", welche durch besondere Zeremonien oder Festlichkeiten charakterisiert werden, finden sich unter abweichenden Benennungen nicht nur bei den Mexikanern, sondern auch bei den Maya, Tzental u. s. w. Jeder dieser Abschnitte ist in den Bilderschriften durch das Bild einer bestimmten Gottheit dargestellt und führt in seinem Verlaufe ein Hauptfest dieser Gottheit oder Gebräuche, die mit den jährlichen Verrichtungen zusammenhängen oder religiöse Bedeutung haben. Die Namen der 18 Abschnitte sind bei den Mexikanern, Maya und Tzental folgende, wobei aber keines- wegs anzunehmen ist, daß die Feste etwa in der hier nebeneinander angesetzten Folge für diese Völkerschaften identisch wären ^: 1) Vermutet kann werden, daß die Feste 7. yaxkin, 10. yax, 11. zac, 13. mac der Maya mit den Festen 18. yaxquin, 2. hatzül ^ 3. sis-saCj 5. moc der Tzental identisch sind, nnd 5. tzec entspricht vielleicht dem 16. pom. 444 VI. Kapitel. Zeitrechnung einiger sUdostasiatischer Völker etc. Mexikaner 1. AÜcaudlo = »das Wasser wird zurück- gelassen*^; oder Quauitl eva = „die Bäume machen sich auf den Weg* [In diesem Abschnitt Zeremonien an den Regengoit Tldloc] 2. HacaxipeucUitzli = ,das Menschen- schinden" [Opferung der Grefangenen] 3. ToQOztontli = »das kleine Wachen* 4. üeitogojstli = ,das große Wachen* 5. Toxcatl == (Bedeutung?) fällt in die heißeste und trockenste Jahreszeit 6. EizcäqualiztU [Eintreten d. Regenzeit] 7. TecuilhuitontU=di9A kleine Herrenfest 8. Ueitecuilhuitl = das große Herrenfest [Große Volksspeisung, Feste der Mais- göttin] 9. Mtecailhuitonili = das kleine Totenfest 10. Vei miccailhuitl = das große Totenfest 1 1 . Ochpaniztlt=Beaen{esi [Hausreinigung] 12. Teoil eco=, der Gott ist angekommen* [Wiedererscheinen der Götter nach der Reise] 18, Tepeilhuül = Fest der Berge [Opferung von Bildnissen der Berggötter] 14. Quechoüi. In diesem Abschnitt Fest Mixcoatl'Camaoctlis [Gottes v. Tlax- cala u. Jagdgottes] 1 5. Panqueizalütli^= „ Aufrichtung der Fah - nen* [Hauptfest des UiUilopochtU, Stammgottes der Azteken] 16. Jl^emo^Z»=„ Herabkommend. Wassers* [Feste zu Ehren d. Regengottes Tlaloe] 17. Tititl Fest der »alten Fürstin« Ilama- tecutli oder Tonan (»unsere Mutter*) 18. lecalli = »Wachstum*. Maya Tzental 1. pop [Neujahrsfest] 1. teün 2. uo 2. hatzül 3. zip [Am 7. pacam- Fest] 3. sis-sac 4. izoz 4. mucta^ac 5. tzec [Fest d. Bienen - Pächter 5. moc 6. xul [Am 16. Fest chiC'kaban zu EhrenK uhulcans] 6. olalti 7. yaxktn 7. tdol 8. mol [Fest zu Ehren aller Götter' / Fest ocna ch'een | in einem 8. oqutn ajuäl 9. 9. uch 10. l/ax \ dieser l Abschnitte 10. eluch (?) 11. zac [Jägerfesi 11. nichcum 12. ceh 12. sbal vinquil 13. mac [Fest zu Ehren 13. xchibäl der cTiacs, Götter vinqutl der Fruchtbarkeit] 14. kankin 14. yoxibaL vinquil 15. mtian [Jb'est der 15. xchanibal Kakaopflanze] tfinquil 16. pax [Fest pacum- 16. pom chac] 17. kaydb 17. mux 18. cumku 18. yaxquin Hier folgen noch die Namen der 18 Jahresabschnitte bei den Cakchiquel, in Mezütlwn und Tlaxcala. Bei den erstgenannten (nach einem aus dem Jahre 1685 stammenden Manuskripte der Bibliothek zu Guatemala) beginnt das Jahr mit dem 2. mexikanischen Monate (Tlacaodpeualitzli). Der Festkalender der Tlaxhalteken beginnt mit Atenxoztli, jener von Meztitlan mit Panqicetzaliztli, die Namenformen können nicht alle mit Sicherheit richtig wiedergegeben werden; sonst stimmen beide Eeihen im wesentlichen überein [Mitteilung v. E. Selee]: §122. Zeitrechnung der zentralamerikanischen Völker. 445 Cakchiquel : 1. TcuMxepudl [= erste Saatzeit] 2. nahet tumt^zuz [Zeit der Ameisen 3. ruean tumuzue [ , « « 4. zibixfk [Yerbrennen der HolzabfiUle] 5. vehum jZeit der neuen Saat] 6. ndbei mam [Zeit der Frühreife 7. rucab mam [ , » , 8. cfktn k'ä [Zeit der weichen Erde] 9. nabei to'ktk [erste Kakao-Ernte] 10. niea to'ki'k [zweite , ] 11. nahet pach [erste Zeit der Küchlein' 12. ntcanpach [zweite , , , 13. Uiquin k'ih [Zeit der Vögel] 14. cakan [Zeit der rötlichen Färbung] 15. i/hota [Zeit der verschiedenen Farben] 16. katic [?] 1 7. yzeai [Zeit d. Rückkehr d. Schöfilinge] 18. pariche [Zeit der Decken, der Kälte] Der Zusammenhang der Feste (Abschnitte) bei diesen Völkern ist noch nicht klargestellt ; desgleichen ist die Unsicherheit, welche Feste den Anfang des Jahres bildeten, eine ziemlich große. Die älteren Autoren nennen bezüglich des Jahresanfanges der ISIexikaner den Quauiti eua (1.), den Atemoztli (16.), den Tititl (17.) und schwanken darin vom Januar bis ]U!ärz; die 5 nemontemi (die „überschüssigen Tage") werden vor (1.), vor (16.), vor (17.) gesetzte Dies beweißt, daß in der Tradition der Zentralamerikaner über die Lage der Feste im Jahre viel Verwirrung bestand, davon herrührend, daß sich die Feste gegen das nur 365 Tage fassende Jahr mit der Zeit verschoben. Nach Sahagun soll schließlich eine Indianerzusammenkunft in TIalteloJco den Jahresanfang auf den Qtuiuitl eua {= Atlcaualo) festgesetzt haben, der damals dem Anfang Februar entsprach. Nach Selebs Untersuchungen würde zu Beginn des 16. Jahrh. n. Chr. das mexika- nische Jahr mit dem 6. Februar Julian, begonnen haben, also würden die Zeiten des Beginns der 18 Abschnitte gewesen sein: Atlcaualo 6. Februar, Tlacaanpeualitzli 26. Februar, To^oztonfli 18. März u. s. f. Tlaxcala: Meztitlan : Panquetzaiiztli Atemoetli AtemozÜi Tititl Tititl YzcaUi Xochitoea XilomanizÜi XiUmaliztli [Xilo- manilizili] Cohuailhuitl Tzahio [?] IozeotzinÜi[tocoztzintlt\ Quechtdi [?] Huet/ tozcotzintli [huey Huei togoztli tocoztli] Foxcatl Papochili EtzalqualizÜi Etzalqualitztli Tecuilhuitzintli Tzincohu [?] Huey tecuilhuitl Httey tecuylhuiü MicaUhuitzinUi Miccaylhuitl Huey Micailhuitzintl Huey MiccaylhuiÜ huei MiccaühuitI OchpaniztU Huechpaniliztli [Huochpaniliztli] FaehizintU [pachtzintU Pachtli Huey pachtli Huey pachtli QuechoUi Quechuli PanquetzalizÜi [Nemontemi] [Nemontemt 1) Mit Humboldt (Vues des CordiUeres, II 70) auf die Autorität von Gama, ToBQüEXADA hin den I. Februar und als Beginn einer Epoche das Jahr 1091 n. Chr. (nach Gama das Aufangsjahr der mexikanischen Anualen) anzunehmen, liegt natürlich gar kein Grand vor, und es kann keinerlei Datum unserer Zeitrechnung an diese Epoche geknüpft werden. J 446 VI. Kapitel. Zeitrechnung einiger südostasiatischer Völker etc. Der fünfte Abschnitt Toxcail reicht dann vom 27. April bis 17. Mai; da er für Mexiko die heißeste und trockenste Zeit des Jahres vor- stellen soll, so müßte während dieses Abschnittes die Sonne das Zenith erreicht haben, und dies war in der Tat um 1500 n. Chr. für Mexiko der Fall (am 9. oder 10. Mai). Nach SEiiEK war wahrscheinlich dieses Fest Toxcatl das ursprünglich erste Jahresfest ^, und man feierte ein Halbjahr, d. h. 180 Tage später ein zweites Jahresfest; für die Maya steht fest, daß sie in vorhistorischer Zeit ein „kleines erstes Fest'', das yaxkin (7.), feierten, dann müßte 9 Abschnitte später das Fest pax (16.) das große Fest (Neujahrsfest) gewesen sein; in historischer Epoche wurde pop (1.) das offizielle Neujahrsfest. Vermutlich haben die Zentralamerikaner mit zwei Jahresanfängen, also nach Halbjahren gerechnet, vom Ende der trockenen Jahreszeit bis zum Ende der nassen und vom Ende der letzteren bis wieder zur trockenen (Mai — November — Mai), wie auch verschiedene Stämme in Polynesien. Was schließlich die Tageseinteilung der Zentralamerikaner betrifft, so scheinen für den bürgerlichen Bedarf ähnliche populäre, den Stand der Sonne resp. die Zeit der Nacht ungefähr bezeichnende Ausdrücke in Gebrauch gewesen zu sein, wie wir sie bei den Natur- völkern angetroffen haben, z. B. „Zeit der Dämmerung, Zeit des Hell- werdens, des Sonnenaufgangs, Zeit der Wärme, des höchsten Sonnen- standes" u. s. f. Außerdem existierte aber eine astrologische Tageseinteilung in 13 Teile des Tages und 9 Teile der Nacht, die in den Handschriften vielfach auftritt und durch 13 Gottheiten, resp. auch 13 Vögel, und durch 9 Nachtgötter repräsentiert wird, welche günstigen und ungünstigen Einfluß ausüben; diese Art Teilung hat Ähnlichkeit mit der astrologischen Tageseinteilung der Inder. In der vorstehenden gedrängten Darstellung des Zeitrechnungs- wesens der Zentralamerikaner darf noch die Wichtigkeit der Venus- periode nicht vergessen werden. Diese Volksstämme besaßen, wie aus den erhalten gebliebenen Schriften hervorgeht, die Kenntnis einer Anzahl von Sternbildern (Skorpion, südl. Kreuz, Plejaden u. a. m.). Das wichtigste und einflußreichste Gestirn war Venus; diesem Planeten, als dem leuchtendsten unter den Gestirnen, schrieb man geheimnis- volle Kräfte über die Welt zu, seine Erscheinungen wurden darum aufmerksam verfolgt. Die Venus hieß citlalpol oder uei ciüalin = der 1) Für die Bewohner der mexikanischen Küste gibt Petrvs Mabtyr an, dafi sie das Jahr mit dem heliaki sehen Untergang der Plejaden begonnen haben. Letzterer faUt 1519 n. Chr. für eine Breite von 19^ n. Br. auf den 21. Apxil juL, also etwa 20 Tage vor den Zenithstand der Sonne (9. Mai). Demnach konnten jene KUstenbewohner das Fest Toxcatl, die heißeste Zeit, als Jahresbeginn um die Zeit feiern, wo bei ihnen die Sonne ins Zenith kam. [Seleb, Veröff. a. d, Kgh Mus. f. Völkerk.y VI. Bd., 2—4. Heft, 1899, S. 117 u. 166.] § 122. Zeitrechnung der zentralamerikanischen Völker. 447 große Stern, und tlauizcalpan tectitli = Herr der Morgenröte; als letztere Gottheit erscheint sie mit charakteristischen Emblemen viel- fach in den Handschriften. Das Licht der Yenos ist so hell, daß es bekanntlich zu Zeiten der Hauptmaxima des Glanzes (alle 8 Jahre) an Orten von besonders duichsichtigen Luftverhältnissen — und durch solche ist gerade die mexikanische Hochebene ausgezeichnet — von Gegenständen einen deutlichen Schatten erzeugen kann. Die Mexikaner faßten Venus als ungünstig, und nur in besonderen Stellungen als heilvoll auf; wenn sie aufging, verstopften sie die Schornsteine der Kutten, damit das Venuslicht nicht eindringe, die Priester brachten Opfer, zündeten Rauchwerk an u. s.w. Wenn also des Ritus wegen schon in sehr zurückliegender Zeit, bei sonst primitiven astronomischen Kenntnissen, die Erscheinungen der Venus am Himmel beobachtet wurden, mußten die Priester bemerken, daß sie jedesmal nach dem 8 maligen Ablaufe der Jahreszeiten, d. h. nach 8 Sonnenjahren , im größten Glänze erschien, und ferner, daß sie in jedem solchen Jahre ^vieder das ganze Jahr über bei den nämlichen Sternen stand, wie es 8 Jahre vorher der Fall gewesen (s. Einleitg. S. 46). Nächst dieser sehr auffälligen Erscheinung konnten die Priester wahrnehmen, daß die Venus zu gewissen Zeiten ein Maximum ihrer scheinbaren Entfernung von der Sonne erreichte (Elongation), daß die Zeiten dieser größten östlichen und westlichen Entfernungen, von einem Jahre zum anderen verglichen, um 584 Tage voneinander abstanden, und daß auch die kleineren Perioden, in denen sich die Venus vor oder nach den Elongationen besonders hell zeigte, um jene Tageszahl ungefähr ent- fernt waren. Mittelst ihrer einfachen Hilfsmittel werden also die Mexikaner (oder vielleicht noch vor diesen die Tolteken) festgestellt haben, daß einige hauptsächliche Erscheinungen im Venuslaufe an eine Periode von 584 Tagen geknüpft sind, Avenn ihnen auch die astro- nomische Ursache davon verborgen blieb; daß sie die Periode (den synodischen Umlauf der Venus) genauer haben ermitteln können, scheint bei einem Volke, welches astronomisch nicht weit genug war, um mit der wahren Länge des Sonnenjahres in Ordnung zu kommen, weniger wahrscheinlich. Die Kenntnis der 584tägigen Periode hat zuerst FöBSTEMANN für die Maya aus der Dresdener Handschrift nach- gewiesen; sie findet sich dort 5 mal dargestellt und zwar, wie es scheint, in Gruppen je nach den Elongationen und je nach den Unsichtbarkeits- zeiten des Planeten während der Konjunktionen. In den mexikanischen Bilderschriften haben Gruppierungen letzterer Art zwar nicht nach- gewiesen werden können, wohl aber die 5 malige und 13 malige Wieder- holung der 584 Tage. Beim Vergleichen ihres 365tägigen Jahres mit der Venusperiode konnte den Mexikanern nicht entgehen, daß 8 . 365 Tage = 584 • 5 = 2920 Tage, also 8 Sonnenjahre = 5 Venus- 448 VI. Kapitel. Zeitrechnung einiger südostasiatischer Völker etc. Perioden sind, und durch diese Erkenntnis wurde ihnen die Venus- periode eine bedeutsame Zahl für ihre chronologischen Einrichtungen. Wie Seleb als wahrscheinlich hingestellt hat, wäre die Länge des Tonalamatl von 260 Tagen eine Ableitung aus der Venusperiode; auch die Anordnung des Tonalamatl in Gruppen zu je 5 Zeichen, die wir bemerkt haben (S. 438), soll sich aus der Venusperiode er- klären. Man wird wahrgenommen haben, daß in dem gewiß sehr merk- würdigen Kalender der Zentralamerikaner einzelne Spuren auftauchen, die an Einrichtungen asiatischer Zeitrechnungsformen erinnern. Das kann leicht nur Zufall sein, jedenfalls würde es noch nicht berechtigen, an Kulturübertriigungen im Zeitrechnungswesen von Asien nach Amerika zu denken. Ob überhaupt und, bejahenden Falls, inwieweit Beziehungen zwischen den Kulturen beider Kontinente stattgefunden, ist eine Frage, die wissenschaftlich der Lösung noch harrte § 123. Literatur. Tibet. S. A. Waddbll, The Buddhism of Tibety London 1895, c. 17. — E. Schlag- iNTWBiT, Le Bouddhisme au Tibet {AnnaXea de Musie Guimet, T. III, 1881; Über- setzung des englischen Werkes: The Buddhism in Tibet, London 1868). — A. Csoxa DE Koros, A Grammar of the Tibetan language, in English, Calcutta 1834; Appendix p. 147. — Über Feste s. Waddell, p. 503; W. Rockhill, Joum, of the Boy. Asiat, Soc. f. 1891, p. 206 [nach chinesischen Quellen]. — Über den 252jähr. Zykl. s. a. Huc ET Gäbet, Souvenirs d'un voi/age dans la Tartarie . . . vol. I, II, 1853. — Vergl. noch Schlagintweit, Abhdlg. d, bayr, Akad, d. JT., XX. Bd., 3. Abt., 1897, p. 644; Prinsep, üseful tables, p. 161 (edit E. Thomas). Siam und Eambodja. L. Fournereau, Le Siam ancien (Annales de Musee Guimet, T. XXVII, 1895). — B. Pallegoix, Descript du royaume Thai ou Siam, Paris 1854, T. I, p. 252. — 1) Die Beziehungen, welche z.B. A. v. Humboldt (Vues des Cordüleres^ W zwischen den Benennungen der 20 mexikanischen Tageszeichen und dem Tierzjklus der Tataren, Tibetaner und Japaner aufgestellt hat, sind völlig hypothetisch und angreifbar. — £s mag zum Schlüsse hier noch angemerkt werden , daß der Essai A. V. Humboldts (ibid. II 220) über einen sogenannten Kalender der Muvscas [Chibchas] haltlos ist; die Ausführungen beruhen nur auf den phantastischen Deutungen, welche J. D. Duquesne in seiner Dissertacion sobre el calendario de los Muyscas, Indios naturales del Nuero Beyno de Granada 1801, den Figuren, welche auf yermeintlichen Kalendersteinen eingegraben sind, gegeben hat Diese Steine dienten vielmehr als Matrizen, nach denen Goldblech in bestimmte Formen gehämmert wurde, um Verzierungen für Kleidcrbesatz u. dgl. zu erhalten. — § 123. Literatur. 449 De LA LouBERE, Du Toyaume de Siam, Paris 1691 , T. II, p. 74. — J. Moura, Le royaume du Cambodge, Paris 1883, T. I, p. 818. — (Vgl. a. Lassen, Indische Alter- tumskunde, IV, 885, 413.) Java, Sumatra u. s. w. P. J. Veth, Java geographisch, ethnologisch, historisch, Haarlem 1875, Bd. I, p. 497. — E. Metzger, Üb, d. Zeitrechn, d. Jaranen (Deutsche Rundsch. f, Geogr. u. Stat., IX, 1887). — Vgl. a. Raffles, Histor. of Java, London 1817. — Tengger : Meiksma, Bijdragen tot de TaahL, en Volkenk. v. Nederh Indie , 4. volgr., III. deel, 1879, p. 182. — Bali: R. Friederich, Joum, of the Roy. jisiat. Soc, new Ser. X, 1878, p. 86. — Limburg - Stirüm , Tijdschr. v, h, Nederl, Aardrijsk, Genootsch., 2. Ser., IV, 1887, Versl. — Ate hin: Snouck Hurgronje, De Atjehers, Batav. Leiden, 1893, v. I, p. 205. — Lampong: Helfrich, Bijdragen tot de Tadl-L. en Volkenk. v. Nederl, Indie, 5. volgr., IV. deel, 1889, p. 567. — Batta: T. J. Willer, Tijdsehr. v. Nederl. Indie, VIII, 1846, 2. deel, p. 897; J. v. Brenner, Besuch bei den Kannibalen Sumatras^ WUrzburg 1894, S. 238. — Südwestinseln: Heumering, Tijdsehr. t. Nederh Indiv, VIII, 1846, 3. deel, p. 49; H. Zünder van, Tijdschr. v. h. Nederl. Aardr. Genoot, 2. Ser., V, 1888, uitgebr. art. p. 393. — Melanesien: R. H. Codrington, The Melanesians, studies in their Anthropol. and Folklore, Oxford 1891, p. 349. — Nikobar: E. H. Man, Indian Antiquary, vol. XXVI, 1897, p. 269. Zentralamerika. £. Seler, Die Tageszeichen der aztekischen u. der Maya • Handschriften ; Chronologie der Cakchiquel-Annalen; Zur mezikan. Chronologie; Die wirkliche Länge des Katun der Maya-Chroniken ; Das Tonalamatl der alten Mexikaner; Die Venusperiode in den Bilderschriften der Codex Borgia - Gruppe ; Eine Liste der mexikanischen Monatsfeste; Der Festkalender der Tzeltal und der Maya von Yucatan. (Sämtl. Abhdlgn. vereinigt in ..Gesammelte Abhdlgn, z. amerik. Sprach- u. Altertumskunde'^ v. E. Seler, I. Bd., Berlin 1902). — E. Seler, Die 18 Jahres- feste d. Mexikaner (Veröff. d. kgl. Mus. f. Völkerk., VI. Bd., 1899). — E. Seler, Das Tonalamatl der Aubin'schen Sammlung, Berlin 1900. — E. Seler, Die Korrektur d. Jahreslänge u. d. Länge d. ^'enusperiode in den mexik. Bilderschriften (Zeitschr. f. Ethnologie, 1903, Heft I). — E. Förstemann, Die Mayahandschrift d. kgl. Biblioth. z. Dresden, Leipzig 1880. — E. Förstemann, Die Zeitperiodeu der Maya (Globus, vol. 68, No. 2.). — Cyr. Thomas, A study of the manuscript Troano (Contrib. to North-Amer. Ethnol., vol. V, 1882, U. S. geogr. geol. ßurvey). — Cyr. Thomas, The maya year. (Smithson. Institut. Bur. of Ethnol. 1894.) — Brinton, The Native Ca- lendar of Centr. America a, Mexico, Philadelphia 1893. Oinzel, Chronologie I. 29 Vn. Kapitel. Zeitrechnang der Chinesen und Japaner. § 124. Yorbemerkung. Die Zeitrechnungsformen der Chinesen und Japaner sind sehr nahe mit einander verwandt ; wie wir sehen werden, erweist sich das Jahr der Japaner eigentlich als eine Kopie des chinesischen. Die chinesische Zeitrechnung ist aber in den meisten ihrer Teile nralt^ während die japanische sich verhältnismäßig ziemlich spät ausgebildet hat und in ihren Details nachweislich auf chinesischem Import beruht Die vielfältige Übereinstimmung der japanischen mit der chinesischen Zeitrechnung gestattet — entgegengesetzt der Trennung, die wir bei der Behandlung der alt- und neuarabischen, alt- und neupersischen eintreten lassen mußten — eine parallel laufende Darstellung beider Zeitrechnungsformen. Ich werde also neben den Einrichtungen des chinesischen Jahres immer gleich jene des japanischen und die Aus- drücke im letzteren angeben. Übrigens muß einleitend daran erinnert werden, daß die Japaner im Jahre 1873 zum gregorianischen Kalender übergegangen sind, daß also für uns nur ihre historische frühere Zeit- rechnung, von welcher ihre Werke über Geschichtschreibung, Kultur u. s. w. Gebrauch machen, in Betracht kommt. § 125. Der Sexagesimaizyklns. Dem chinesischen wie dem japanischen Zeitrechnungssystem eigen- tümlich und gemeinsam ist ein Zyklus von 60 Einheiten, welcher zur Zählung der Jahre und Tage und , in beschränkter Weise, auch der Monate angewendet wird (Sexagesimal - Zyklus). Die Basis dieses Zyklus bilden die fünf Elemente, auf welchen die Betrachtung aller himmlischen und irdischen Dinge bei den altchinesischen Philosophen beruht. Diese fünf Elemente {ngu-hing oder itgu-tsie oder ttgu-k'i genannt) 1 sind: 1) Die japanischen Ausdrücke sind im folgenden überall gleich neben die entsprechenden chinesischen gesetzt. Die Wiedergabe der chinesischen Wörter § 125. Der Sezagesimaizyklus. 451 chinesisch mu, japanisch ki-no = Holz Äwo, ,, hi-no = Feuer fu, „ tsuchi-no = Erde n hin „ ka-no = Metall „ schui, „ mizu-no = Wasser Die Fünfheit ^ dieser Elemente bezeichnet das feste und flüssige, kalte und wanne , flammende und erkaltende u. s. w. der Erscheinungen in der Natur. Um diesen Dualismus zu repräsentieren, zerlegt man jedes Element in zwei mit entgegengesetzten (als aktiv-passiv, älter- jünger, männlich- weiblich, günstig-ungünstig wirkenden) Eigenschaften und gewinnt so einen zehnteiligen (Denar-) Zyklus, den Zyklus der zehn himmlischen Stämme oder kan. Im Japanischen wird die Trennung der Elemente durch den Zusatz der Silben e (oder je) und to zu den 5 Wörtern angedeutet; die so entstandenen 10 Begriffe haben dann folgende dem angedeuteten Dualismus zukommende Be- deutung : durch das Deutsche kann hei der Schwierigkeit, welche sich der Umschreihung der chinesischen Laute in europäische Hauptsprachen entgegenstellt, nur eine un- gefähre sein; ich habe mich an die gebräuchlichste Umschreibung gehalten. Es wäre, um keinerlei Zweifel aufkommen zu lassen, überall die Beifügung der chine- sischen Zeichen notwendig gewesen. Ich hatte dies daher im Manuskripte auch vorgenommen. Bei der Drucklegung des Buches haben sich indefl Schwierigkeiten eingestellt, und die Verlagsbuchhandlung hat es vorgezogen, die chinesischen Zeichen durch die am Schlufl des Kapitels befindliche Beilage mittelst Autographie wiedergeben bu lassen. Sub III findet man dort die Zeichen der wichtigsten Aus- drucke dieses Kapitels zusammengestellt. Vollständig mußten aber sämtliche Zeichen , die zu den Namen der chinesischen Kaiser und der japanischen nengö gehören, angegeben werden, da bei diesen wegen des sehr häufigen Gleichiantens verschiedener Namen nur durch die zugehörigen Zeichen der gemeinte Name zweifelfrei festgestellt werden kann. Für die Kaiser- und nen^o-Liste findet man also in der autographischen Beilage sowohl die umschriebenen Namen als auch die zugehörigen Zeichen. 1) Die Fünfheit der Elemente regiert alles Seiende, z. B. den Tag, das Jahr (in gewisser Ordnung). Die Fünfheit stellt auch den Einfluß der fünf Pla- neten auf das Irdische dar, wenn den 5 Elementen die Bezeichnung sing (Stern) angefügt wird. — Ich benutze diese Note, um nach Schlegel (üranogr, chinoise 1 614, La Haje, Lejde 1875) die Namen der 5 Planeten hier anzuführen : aui'Sing, der Planet des Jahres, des großen Jahres, der Ordner, der Erneuerer «■ Jupiter. yung-huo, der schwankende, leuchtende, der rote, strafende, der Richter = Mars. Vien-sing, der ewige, immerwährende Planet, der kaiserliche, der Planet der Herrschaft = Saturn. fai'pe, der große weiße Planet, das Licht der Morgenröte, der Tempel des Lichts, die Große, Günstige, Entzückende = Venus. tschin-singj der Planet der Stunde, der kleine Ordner, der Wasser- planet = Merkur. 29* 452 VII. Kapitel. Zeitrechnung der Chinesen und Japaner. Aus mu (kl) , huo (hi) , fu (tsucht) , kin (ka) , schui (mizü) Im Chinesischen Im Japanischen kia hi-no-e = Baum, Holz ki-fUhto entsteht r 1. kü l 2. yi {3. ping hi-no-e 4. { ting hi-no-to = Bauholz = natürliches Feuer, Blitz = häusliches Feuer, Kohlenfeuer 5. wu tattchi-no-e = rohe Erde 6. ki tauchünO'to = irdene Ware ( 7. keng korno-e \ 8. sin ka-no-to ( 9. jin mLsu-no-e l] = rohes Metall = bearbeitetes Metall, Kessel = fließendes Wasser, Seewasser = stehendes oder Qnellwasser 10. kuei mizu-nO'to Den zweiten Teil zur Herstellung des Sexagesimal-Zyklus bieten die zwölf irdischen Zweige, tschi (japanisch tschi-schi oder ju-ni-schi) dar. Dieser Duodenar-Zyklus kommt mit dem zwölfteiligen Tierzyklus überein, welcher bei mehreren Völkern Ostasiens verbreitet ist, und welchen wir, samt seiner Verwendung zum Sexagesimal-Zyklus, schon bei den Tibetanern, den Thai und Khmer (s. S. 404, 411, 413) ange- troffen haben. Es folgen hier die Namen der 12 chinesischen tsch\ und ihre entsprechende Bedeutung im chinesischen und japanischen zwölfteiligen Tierzyklus: Im Tierzyklus Die 12 tschi chinesisch : 1. tse schu 2. tseheu n'ieu 3. yin hu 4. mao fu 5. scMn lung 6. sze sehe 7. ngu ma 8. wei yang 9. schin hou 10. yeu hi 11. siil Ic^iuen (od. Iceu) 12. hat tschu japanisch : ne (ne-sumi) Uschi tora u (U'Sagi) tatsu mi (od. hebt) uma hifsuji saru tori inu Bedeutung Maus, Ratte Ochs (Stier) Tiger Hase Drache Schlange Pferd Schaf (Ziege, Widder) Affe Hahn (Henne) Hund Schwein (Eber). i (tri) Der Sexagesimalzyklus entsteht aus der Reihe der Ican und tschi durch Kombination der beiderseitigen Glieder: man verbindet die tschi mit den lan paarweise und fährt in der Kombination so lange fort, bis der Denarzyklus sechsmal und der Duodenarzyklus fünfmal sich wiederholt hat. Dann repräsentiert das Resultat 60 Kombinationen, und die Reihe fängt wieder mit derselben Kombination an. Bei der Wichtig- keit, die der Sexagesimalzyklus hzuz-kia-tse = „Liste oder Blume der /:ia-fee-Charaktere" (japanisch kua-hö-schi) hat, setze ich alle Glieder des chinesischen Zyklus hier herM 1) Die zugehörigen 60 chinesischen Zeichen findet man in der autographierten Beilage sub III. • §125. Der Sexagesimalzyklus. 453 1. Jcia-tse 2. yi'tscheu 3. ping-ym 4. ting-mao 5. wvrschin 6. Ici'Sze 7. heng-ngu 8. sin-wei 9. jin-sehin 10. kuei-yeu 11. üa-5ii^ 12. yi'hai 13. ping-tse 14. ting-tscheu 15. xvu-yin 16. H-woo 17. Jceng-schin 18. sin-sze 19. jin-ngu 20. Ä:zm-t«;ei 21. kia-schin 22. yi-yeu 23. ping-siü 24. ting-hai 25. -M^i^fee 26. M'tscheu 27. keng-yin 28. sin-mao 29. jin-schin 30. Tcuei'Sze 31. Tcia-ngu 32. yi'wd 33. ping-schin 34. ting-yeu 35. loU'Siü 36. Ä:i-Äai 37. Jceng-tse 38. sin-tscheu 39. jin-yin 40. iwei-wao 41. Jcia-schin 42. yi-5;8re 43. ping-ngu 44. ting-wei 45. wU'Schin 46. Jct-geu 47. Jceng-siü 48. sin-hai 49. jin-tse 50. Jcuei'tscheu 51. kia-gin 52. yi-mao 53. ping-schin 54. üng-sze 55. wu-ngu 56. Jci'Wei 57. keng-schin 58. sin-yeti 59. jin-siü 60. ki(ei'hai Der japanische Sexagesimal- Zyklus bildet sich auf dieselbe Weise, durch paarweise Verbindung der Namen des Tierzyklus mit denen der obigen Elemente; also: ??e-Ä:i-no-e = Ratte — ^Baum, uschi-ki-no-to = Ochs— Bauholz, tora-hi-no-e = Tiger— Blitz, u-hi-no-to = Hase— häusliches Feuer, tatsu-tsuchi-no-e = Drache — rohe Erde, u. s. w. Es wird bis- weilen von Interesse sein, sofort zu übersehen, welche Kombinationen aus gegebenen iaw und fscAi entstehen, resp. das wievielte Glied der Reihe die Kombination ist, und umgekehrt, welchen Ä*an und fsc/ii sie entspricht. Dies lehrt das folgende Schema: chinesisch japaDisch < Ratte n6 Ochs ' Tiger | Hase ti^cAi I £ora i u 5^^ Drache Schlange tat SU mi chines. japanisch Arm Holz kino-to j Ä«no-e 1 ^ l KPllPT I 51 41 y» 13 25 2 52 pwi^ 14 26 3 15 27 39 53 1(7U hino-to tsuchino-e tsuchinO'to Erde 4 5 Art 16 28 40 ^0n^ kano-e 1 . „ MetaU kanO'to J ^Wasser mizuno-to 37 1 17 sin ■ V 49 1 38 1 1 29 X;i? elfte n juichigatsii shimo-tsuki, yogetsu schi'öl ?• r zwölfte n junigatsu shiwasu, goktigetsu Die Namen in der letzten Reihe haben meist Beziehungen auf die Jahreszeiten, auf das Wachstum, die Flora und Fauna ; so heißt ya7joi (3) großes Wachstum, u-tsuki (4) Hasenmonat, mina-tsuki (6) der wasserlose (dürre) Monat, hatsuki (8) der blätterreiche, shimo-tsuki (11) der Frostmonat. — Einen Schaltmonat, der z. B. auf den pa-yüe, den 8. Monat, folgt , würde man durch Hinzufügung des Charakters jun, japanisch als uro-hachigatsu bezeichnen. Die Benennung der Monate nach der Ordnungszahl ist nicht die ursprüngliche. In der alten Zeit bezeichnete man in China die Monate mit den Charakteren der irdischen Zweige, der 12 tschi (s. S. 452). Diese letzteren entsprachen auch den 12 kung oder Zodiakalzeichen, welche aber in umgekehrter Richtung gezählt werden (s. § 129). Ich 456 VlI. Kapitel. Zeitrechnung der Chinesen und Japaner. setze die alte Ordnung der Monate, ihre Benennung (und die ungefähre Bedeutung des Namens), sowie die spätere Monatsordnung und die parallel laufenden Zodiakalzeichen hier an: alte Benennung spätere Zodiak.-Zeichen 1. Monat fee-i/üe [Kind] — 11. Monat Steinbock (Winter) 2. ?7 tscheu-yüe Knospe] — 12. n Wassermann 3. n yin-t/üe Pflanzenkorb — 1. » Fische 4. ?J mao-yüe offenes Tor] — 2. » Widder (Frühling) 5. n schin-yüe [Bewegung] — 3. » Stier 6. » sze-yüe Vollendung — 4. ?? Zwillinge 7. » ngu-yüe Zusammenstoß] — 5. n Krebs (Sommer) 8. n wei-yüe Beladene Bäume — 6. ?? Tiöwe 9. n schin-yüe Reife] — 7. « Jungfrau 10. « yeu-yüe Krug — 8. H Wage (Herbst) 11. » siü-yUe Zerstörung" = 9. ?? Skorpion 12. n hai-yüe [Kück] tehrzurRuhe[ — 10. « Schütze Daß der spätere 11. Monat mit dem ersten der 12 tschi korrespondiert, hat in der alten Verschiebung des Jahresanfangs seinen Grund (s. § 130). Der dritte Monat mit dem Zeichen yin, mit welchem in der ältesten Zeit das Jahr angefangen worden war und auf den auch die Han wieder zurückgingen, wurde der erste des Jahres, der frühere 4. mao der zweite u. s. f., und tscheu (der 2.) der letzte des Jahres. Die Bedeutung der Namen, welche oben den alten Monaten beigeschrieben ist, scheint hier und da nicht nur auf die Jahreszeiten, sondern auch auf astronomische Jahrpunkte (wie die Ausdrücke „Vollendung", ,^ück- kehr") Beziehung zu haben. In den späteren Kalendern haben sich die Benennungen der 12 Monate nach den 12 tschi verloren. Bei der Zählung der Monate muß gleich auch der erste Gebrauch, den die Chinesen von dem im vorigen § beschriebenen Sexagesimal- Zyklus machen — allerdings nur in den Kalendern, nicht bei der Datierung — erwähnt werden. Die Reihe der Monate fängt in einem Zyklus von 60 Monaten, da die Schaltmonate nicht besonders gezählt werden (s. vorher), nach je 5 Jahren wieder von vorne an. Ein Blick auf die 60 Kombinationen des Sexagesimal - Zyklus lehrt, daß die Zeichen, aus welchen sich die Kombinationen zusammensetzen, je nach Ablauf von 12 Kombinationen denselben Endcharakter haben, z. B. 3 = ping-yin, 15 = ivu-yln, 27 == Jceng-ym, 39 ^=jin'yin, 51 = Icia-ym, In der japanischen Chronologie heißt die Stelle, die einer Kombination zukommt, das E-to oder Je-to (von den Silben e und to, s. S. 451). Um das E-to der Monate im Sexagesimal-Zyklus anzugeben, braucht man 12 E-to. Nach jedem Jahre im Zyklus endigt also das § 126. Die Monate. 457 E'to eines gegebenen Monats mit dem gleichen Charakter des einen Zeichens, während der Charakter des zweiten Zeichens wechselt. Nach je 5 Jahren haben die E-to wieder die frühere Zusammensetzung. Wie oben bei der Wiedergabe der alten Namen der Monate bemerkt, markiert das erste tschi, nämlich der Charakter tse, den früheren Jahresbeginn, den (jetzigen) elften Monat. Man fängt deshalb die Zählung der Monate im Sexagesimal-Zyklus mit dem 11. Monate an; der jetzige erste Monat entspricht also dem 3. in der obigen Keihe. Der erste Monat des 1. Jahres hat demnach im Zyklus die Nummer (resp. das E4o) 3, derselbe 1. Monat des 2. Jahres hat Nummer 15, des 3. Jahres Nummer 27, des 4. Jahres 39, des 5. Jahres 51. Aus der neben- stehenden Tafel kann man mit der End- ziffer des Jahres n. Chr. für jeden ge- gebenen Monat die Nummer des letzteren (resp. mit Hilfe des Schemas S. 453/4 das E'to derselben) entnehmen. Da die Jahre der japanischen Ära Kino (Jahre nach limmu Tenno) um 660 Jahre von den christlichen abstehen, also mit letzteren gleiche Endziffern haben, so gilt die Tafel auch zugleich für die Jahre der japanischen Ära. Z. B.: Welches ist das E'to des 5. Monats des Jahres 712 Rmmu Tennö .^ Man findet 43 = hino- e'Uma. — Die Zählung der Monate nach dem Sexagesimal - Zyklus muß wohl alten Ursprungs sein, obgleich sie uns erst in verhältnismäßig späten Kalendern entgegentritt, da diese Zählweise eigentlich nur eine Konsequenz der beiden andern Anwendungen des Sexagesimal-Zyklus, auf die Zählung der Jahre und der Tage, ist, der letztere Usus aber bis in die älteste Zeit Chinas zurückreicht. Die Periode von 60 Monaten = 5 Jahren erinnert sofort an das 5 jährige yu^a der altindischen Zeitrechnung (s. S. 321), welches in Indien die Grundlage für die Entwicklung mehrerer Jahresarten gebildet hat. • • Jahre der Ära Nino 0) oder Jahre n. Chr. «4 oS c endigend auf die Ziffer 1 123 4 , S ^H oder 6,7 89 0 1. MOD. 27 ' 39 i 51 3 1 15 2. 1. , 28 1 40 . 52 4 |i6 1 3- 1. 29 41 53 : 5 17 4. . 30 42 54 , 6 18 5. . 1 31 43 55 ' 7 19 6. . 32 44 56 1 8 20 7. T 33 45 57 ! 9 21 8. , 34 46 58 10 22 9. , 35 47 ' 59 II 23 lo. . 36 48 60 12 24 II. . 37 49 I 13 25 12. r 38 50 : 2 14 26 1 § 127. Der 60taglge Zyklus. Beduktion zyklischer Daten. Die 7tägige Woche. Die Chinesen und Japaner haben keine Woche in dem Sinne, wie wir den Begriff Woche auffassen, d. h. als Unterabteilung des Monats. Sie zählen vielmehr die Tage unter Anwendung des Sexagesimal- 458 VIT. Kapitel. ZeitrechnuDg der Chinesen und Japaner. Zyklus nach einer 60tägigen Periode, welche wenig passend öfters als eine „60tägige Woche" bezeichnet wird. Diese Periode ist seit alter Zeit ohne chronologische Verwirrungen weitergezahlt worden und besitzt deshalb für die chinesische Chronologie große Wichtigkeit. Bei Datierungen wird der Tag der Periode genannt, und wenn gleich- zeitig — wie es gewöhnlich geschieht — das betreffende Regierungs- jahr des Kaisers und der Monat namhaft gemacht wird, so läßt diese Form der Datierung, wie wir sehen werden, an Bestimmtheit nichts zu wünschen übrig. Um Datierungen nach der 60 tägigen Periode mit der christlichen Ära vergleichen zu können, muß zuerst darauf aufmerksam gemacht werden, daß unser gemeines Jahr 6 solcher Perioden und 5 Tage, unser Schaltjahr 6 Perioden und 6 Tage enthält : demnach wird unser 1. Januar in 4 julianischen Jahren um 3 • 5 Tage + 6 Tage = 21 Tage vorschreiten. In 80 julianischen Jahren macht das Vorschreiten 20-21 Tage = 420 Tage oder 7 Perioden des 60 tägigen Zyklus aus oder, was dasselbe ist, nach je 80 julianischen Jahren kommt der 1. Januar wieder auf dieselbe Nummer des 60 tägigen Zyklus zurück. Das 81. Jahr hat sonach wieder denselben zyklischen Anfangstag wie das 1. Jahr. Die folgende Tafel zeigt die Verschiebung des 1. Januar in dem 60 tägigen Zyklus während der ersten 80 Jahre n. Chr. Die Tage darin sind durch die 60 Namen des Sexagesimal - Zyklus be- zeichnet, die chinesischen Charaktere dazu kann man mit Hilfe der neben den Namen stehenden Nummer aus der autographischen Beilage sub ni entnehmen. Die Schaltjahre sind durch * kenntlich. Jahr Name u. Nummer Jahr Name u. Nummer Jahr Name u. Nummer D.Chr . d.l.Jan.i.60täg.Z7kl. n.Chr. d.lJaD.i.60t8g.Z7kl. n.Chr. d.l.Jan.i.60tSg.Zykl 1 ting-tscheu 14 *16 yi-wei 32 31 Ma-yin 51 2 jin-ngu 19 17 sin-tseheu 38 *32 H-wei 56 3 ting-hai 24 18 ping-ngu 43 33 yi-tseheu 2 *4 jiri'Schin 29 19 sin-hai 48 34 keng-ngu 7 5 wu'siü 35 *20 ping-schin 53 35 yi-hai 12 6 Jcuei-mao 40 21 jin-siü 59 *36 keng-sehin 17 7 wu-schin 45 22 ting-mao 4 37 ping-sUi 23 *8 Jcuei-tseheu 50 23 jin-schin 9 38 sin-mao 28 9 Jci-u>ei 56 *24 ting-tscheu 14 39 ping-sehin 33 10 kia-tse 1 25 kiiei-wei 20 *40 sin-tseheu 38 11 hi-sze 6 26 wti-tse 25 41 üng-wei 44 *12 kia-siü 11 27 kuei-sze 30 42 jin-tse 49 13 keng-schin 17 *28 wti-siü 35 43 üng-sze 54 14 yt-yeu 22 29 kia-schin 41 *44 jin-siil 59 15 keng-y'm 27 30 ki-yeu 46 45 toi-sehin 5 § 127. Der 60tfigige Zyklus. Reduktion zyklischer Datei). Die 7 tägigeWoche. 459 Jahr Name u. Nummer Jahr Name u. Nummer Jahr Name u. Nummer n.Chr. d.l.Jan.i.60tSg.Zykl. n.Chr. d.l.Jan.i.60t8g.Zykl. n.Chr. d.l.Jan.L60täg.Z7k] 46 ktiei-yeu 10 58 ping-tse 13 70 ki-mao 16 47 icu-yin 15 59 sin-sze 18 71 kia-schin 21 *48 kuei-wei 20 *60 ping-siü 23 *72 M-tscheu 26 49 ki-tscheu 26 61 jin-schin 29 73 yi-wei 32 50 kia-ngu 31 62 Ung-yeu 34 74 keng-tse 37 51 hi-hai 36 63 jin-yin 39 75 yi-sze 42 *52 kia-schin 41 *64 ting-wei 44 *76 keng-siii 47 53 keng-siü 47 65 kuei-tsdieu 50 77 2nng-schin 53 54 yi-tnao 52 66 wu-ngu 55 78 sin-yeu 58 55 keng-sehin 57 67 kuei-hai 60 79 ping-yin 3 *56 yi-Ueheu 2 *68 ivti-schin 5 *80 »in-wei i 57 sin-wei 8 69 kia-siü 11 81 ting-tscheu 14 Die Tafel gilt, vorausgesetzt, daß man sie für ja lianische Jahre gebraucht, nicht bloß für die Zeit von 1 — 80 n. Chr., sondern, da nach je 80 Jahren die gleiche Verschiebung des 1. Januar wiederkehrt, für alle Vielfachen von 80 und für die Zwischenglieder; man wird nur die gegebene Jahreszahl n. Chr. als ein Produkt von 80 anzusehen haben. Für 241 n. Chr. hat man 80-3+1, also gilt als Eingang in die Tafel der Rest 1 ; der 1. Januar 241 n. Chr. entspricht danach dem zyklischen Tage ting-tscheu 14. Das Jahr 627 n. Chr. (= 80 • 7 + 67) hat mit (Eingangszahl in die Tafel ist 67) dem Tage Jcuei-hai 60 an- gefangen. Um die Tafel auf julianische Jahre nach Christus anwenden zu können, wird man noch die Bemerkung zu machen haben, daß der dem 1. Januar entsprechende chinesische zyklische Tag sechsmal im Jahre wiederkehrt, und zwar in gemeinen Jahren am 1. Januar, 2. März, 1. Mai, 30. Juni, 29. August, 28. Oktober, 27. Dezember; in Schaltjahren am 1. Januar, 1. März, 30. April, 29. Juni, 28. August, 27. Oktober, 26. Dezember. Ist in der chinesischen Datierung neben dem zyklischen Tage auch der Monat angegeben, so kann man bei Rücksicht auf diese Bemerkung das entsprechende julianische Datum leicht ermitteln. Der Anfang des ersten chinesischen Monats fällt nämlich in die Zeit zwischen dem 20. Januar und 19. Februar, und danach, oder vielmehr nach dem Eintritte der Sonne in die 12 Zeichen (Näheres s. hierüber in § 129), bestimmt sich der Anfang der übrigen Monate. Es sei z. B. der Tag ping-ngu 43 des fünften Monats des Jahres 241 n. Chr. gegeben. Oben fanden ^vir schon für den 1. Januar 241 den zyklischen Tag 460 YII. Kapitel. Zeitrechnung der Chinesen und Japaner. ting-tscheu 14. Letzterer Tag fällt auch auf den 2. März, den 1. Mai, den 30. Juni , den 29. August u. s. w. Der fünfte Monat fällt in die zweite Hälfte Mai oder in die erste Hälfte Juni ; wir haben also vom 1. Mai = fing 'tscheu 14 an bis zum Tage lyrng-ngu 43, d.h. um 29 Tage weiter zu zählen und erhalten so den 30. Mai. Es sollen noch 2 Beispiele chinesischer Datierung samt der Reduktion an- geführt werden. Im Seu-han-schu heißt es zu den Regierungsjahren des Kaisers Ming-ti: „Im achten Jahre während des 10. Monats am Tage ji7i-yin, dem letzten, verfinsterte sich die Sonne vollständig." Wie aus dem in der autographierten Beilage befindlichen Verzeichnis der Kaiserjahre hervorgeht, ist das erste Regierungsjahr Ming-ti das Jahr 58 n. Chr., also dessen achtes das Jahr 65 n. Chr. Für das Jahr 65 gibt die Tafel (65 : 80, Rest = 65) 1. Januar = kuei-tscheu 50; letzterer zyklischer Tag kommt auch dem 28. Oktober und 27. Dezember zu. Der 10. Monat fällt in die 2. Hälfte Oktober oder 1. Hälfte November, der Tag jin-yin ist der 39. des 60 tägigen Zyklus ; wir haben also vom 50. zyklischen Tage bis zum 39., d. h. um 49 Tage vom 28. Oktober an vorwärts zu zählen. Hieraus ergibt sich das Datum 16. Dezember 65 n. Chr. Wie die astronomische Rechnung zeigt , fand in der Tat an diesem Tage eine Sonnenfinsternis statt, welche im östlichen China sehr auffällig und für die Residenz Loyang nahezu total (11,6 Zoll) war^ In denselben Berichten aus der Zeit Ming-ti heißt es: „Im 16. Jahre am letzten Tage wu-ngu des fünften Monats war eine Sonnenfinsternis-." Für das Jahr 73 n. Chr., das 16. Jahr Ming-ti, folgt aus der Tafel 1. Januar = yi-wei 32. Um auf den 5. Monat zu gelangen, müssen wir vom 30. Juni = yi-tvei 32 ausgehen^. Da der in dem Berichte angegebene Tag wu-ngu der 55. des Zyklus ist, haben wir zum 30. Juni noch 23 Tage hinzuzulegen und das Datum ist der 23. Juli 73 n. Chr. Die Sonnenfinsternis, die an diesem Tage eintrat, traf besonders das südwestliche China und hatte zu Loyang eine Maximalphase von 9,6 Zoll. — Für Jahre vor Christus bleibt die Tafel ebenfalls benutzbar, wenn man das gegebene Jahr von der nächst größeren der Zahlen 81, 161, 241, 321, 401 u. s. w. abzieht und mit dem Rest« in die Taifel eingeht. Im 9. Jahre des Kao-ti (oder Tai'tsu), des ersten Kaisers der JTaw-Dynastie, am Tage yi-ivei (32), dem letzten des 6. Monats, ereignete sich eine Sonnenfinsternis, 1) GiNZEL, Astron. Unters, über Finsternisse^ I. Abhdlg. {Sitzgber, d. Wiener Akad. d, Wiss., math. KL, 85. Bd., 2. Abteiig., 1882, S. 737;. 2) ibid. S. 739. 3) Das dem Jahre 73 n. Chr. entsprechende chinesische Jahr war ein Schalt- jahr, mit eingelegtem Schaltmonat zwischen dem 4. und 5. Monate. Der 5. Monat iing am 24. Juni an. § 127. Der GOtägige Zyklus. Reduktion zyklischer Daten. Die 7 tägigeWoche. 461 deren Datum Gaubil^ benützt, um das erste Jahr der Han zu er- mitteln. Nach dem Verzeichnis der Kaiser ist das 9. Jahr Kao-ti == 198 V. Chr. Als Eingang in die Tafel haben wir also 241 — 198 = 43 und den 1. Januar = üng-sze 54; dieser zyklische Tag trifft auch auf den 1. Mai, 30. Juni, 29. August. Da der 6. chinesische Monat etwa dem Juni-Juli entspricht, haben wir vom 30. Juni = ting-sze 54 auszugehen bis zum 32. Tage des nächsten Zyklus, d. h. eine Differenz von 38 Tagen zum 30. Juni hinzuzulegen. Als Datum resultiert der 7. August 198 V. Chr. Wie aus Oppolzees Kanon der Finsternisse (s. dort Blatt 49 der Ikonographie) ersichtlich ist, fand an diesem Tage eine für China sehr auffällige Sonnenfinsternis statt. Durch die Aufzeichnung der Finsternis in den chinesischen Annalen wird somit das Jahr 206 v. Chr. als erstes der Han - Dynastie unzweifelhaft be- stimmt. Da die chinesischen Werke eine beträchtliche Anzahl von Sonnen- und Mondfinsternissen vermerken ^ — allerdings sind viele davon nur berechnete, nicht beobachtete — , und da die Vermerke zum Teil mit vollständigen Datierungen versehen sind, so ist der Nutzen, den die Finsternisse der Chronologie gewähren, hier besonders augenscheinlich. Bei gregorianischen Daten hat man auf die jeweilige Differenz des gregorianischen vom julianischen Kalender zu achten, wenn die Tafel benützt wird^. Mit welchem zyklischen Jahrestage z. B. fängt das Jahr 1906 n. Chr. bei den Chinesen an? Das chinesische Neujahr fällt 1906 (s. § 130) auf den 25. Januar gregor., also den 12. Januar Julian. Mittelst der Tafel haben wir 1906 : 80, Eest 66, Tag wurngu 55 = 1. Januar, also für den 12. Januar 55 -f- 11 = 6 = Tag hi- sze 6 als Anfangstag. Wie man sieht, ist bei der Datierung mit zyklischen Tagen immer auch die Angabe des chinesischen Monats nötig, da im Falle des Fehlens derselben die Zykluszahl des Tages in gemeinen Jahren 6 verschiedenen Tagen, in Schaltjahren 7 Tagen zukommen kann. Um den japanischen zyklischen Tag oder das E4o (wie S. 456 schon vorbemerkt) des Tages zu bestimmen, kann man sich, wie im Vorhergehenden, der Tafel und des Schemas auf S. 453/4 bedienen, man 1) TraiU de la Chronologie, Mim. concem. les ChinoiSy T. XVI, p. 202. 2) S. die Verzeichnisse chinesischer Finsternisse Journ. of the North-China- Branch of the Boy, Asiat. Soc, New Ser. 4, 1867, S. 87 und bei John Williams, Month. Notices of the Boy. Astron, Soc.j XXIV. 3) S. Einleitung S. 99. Ich setze den Kalenderunterschied hier nochmals an : von 1582 bis 29. Februar 1700 Diflferenz 10 Tage vom 1. März 1700 , 29. , 1800 „ 11 ^ , 1. „ 1800 , 29. , 1900 , 12 , . 1. . 1900 , 29. , 2100 . 13 . 462 YII. Kapitel. Zeitrechnung der Chinesen und Japaner. wird nur überall statt der chinesischen Ausdrücke die japanischen zu substituieren haben; die japanischen Monatsanfänge können dann und wann wegen der Meridiandifferenz um einen Tag von den chinesischen abweichen, was man, wo nötig, beachten wird (s. § 130) ^ Ich darf also ohne weitere Erläuterungen ein Beispiel der Ermittlung des E-to eines gegebenen Tages ansetzen. Welches war im Jahre 1902 n. Chr. im alten japanischen Kalender das E-to des 26. Tages des fünften Monats, und femer, mit welchem Tages--&-to fing das Jahr 1902 an? Wir haben 1902 : 80 Eest 62, und aus der Tafel das E-to = 34, und mit Berücksichtigung des gregorian. Kalenders E-to = 21 = kino-e- saru = 1. Januar. Der 5. Monat fängt am 6. Juni an, wir gehen also aus vom 30. Juni, welcher ebenfalls das E-to = 21 = üno-e- saru hat. Der 26. Tag des 5. Monats ist der 1. Juli, demnach ist zum E'to des 30. Juni noch 1 hinzuzufügen, und das verlangte E-to ist = 22 = UnO'tO'tori = „Bauholz-Henne". — Der japanische Neujahrstag war der 8. Februar, demnach das E-to dieses Tages = 21 + 38 = 59 == mizuno-e-inu = „Meerwasser-Hund". — Das E-to der Tage wird in den japanischen Kalendern angegeben (auch gegenwärtig noch in den auf gregorianische Basis gestellten), da nach dem Volksglauben (wie in China) der zyklische Charakter der Tage die Eigenung der Tage für gewisse Geschäfte, Handlungen u. s. w. oder ihre Aus- schließung bestimmt. So sind die Tage mit dem E-to = Hno-e-ne == 1 = „Baum-Eatte" dem Daihohu, Gott des Wohlstandes, gewidmet; im Jahre 1902 fallen sie auf den 10. Februar, 11. April, 10. Juni, 9. August, 8. Oktober, 7. Dezember; die Tage tstichino-to-mi = irdene Ware-Schlange = 6 sind der Liebesgöttin Beuten geweiht und treffen im genannten Jahre auf den 15. Februar, 16. April, 15. Juni, 14. August^ 13. Oktober und 12. Dezember 2. Auf die historische Entwicklung des Prinzips in der chinesischen Zeitrechnung, die Monate und Tage, und, wie wir noch sehen werden, auch die Jahre nach einem Sexagesimal-Zyklus zu zählen, wird in § 134 etwas näher eingegangen werden. Hier muß aber schon darauf aufmerksam gemacht werden, daß die (übrigens sehr alte) B«chnung nach 60 tägigen Zyklen weiteren Grund liefert für die Annahme eines alten Rundjahres zu 360 plus 5 Tagen. Sechs solcher Zyklen füllen das Rundjahr aus, jeder Zyklus stellte also eigentlich einen Doppel- monat vor. Auf Doppelmonate in der ältesten Periode der Entwicklung des Zeitrechnungswesens konnte ich in diesem Buche schon einigemal, 1) Für den Zeitraum von 600 bis 1899 n. Chr. erhält man das E-to der Tage auf wesentlich kürzerem Wege mittelst der Tafeln von Brausen, Taf. III u. IV, S. 41 (Titel 8. sub Literatur). 2) Über die Bedeutung und Feier dieser Tage s. e. B. F. A. Jukkeb v. Lanoego, Midzuho-gusay Segenbringende Reisähreo, III, S. 396 u. 426. § 127. Der GOtägige Zyklus. Redaktion zyklischer Daten. Die 7tägigeWocbe. 463 wenigstens für Westasien, hinweisen. Es ist also nicht befremdend, wenn in China eine den Doppelmonaten sehr ähnliche Form, eine Periode von 60 Tagen auftaucht. Sie muß aus der Zeit herrühren, bevor der Übei^ang auf das Mondjahr, oder vielmehr Lunisolarjahr, gemacht worden ist; die halben Zyklen entsprachen den späteren Monaten. Der Sexagesimal - Zyklus enthält auch die deutliche Spur einer Dekaden - Teilung in sich. Wie die Charaktere der 60 Kombi- nationen zeigen, kehren nach je 10 Verbindungen die ian wieder zurück, wiederholen sich also sechsmal im Zyklus (Doppelmonat) oder dreimal im Halbzyklus (Monat). Bei der Zählung der Tage wird in chinesischen Werken bisweilen (beispielsweise im Wan-nien-schu) die Stelle des 10. Tages besonders angegeben, oder es wird der Denar- Zyklus Jcia, yi, ping, ting zur Zählung der Tage direkt ver- wendet (wie in astrologischen Werken). Das Sexagesimalsystem, welches, wie man annehmen muß, bei der Entwicklung des Sexagesimal - Zyklus eine Hauptrolle gespielt hat, schließt für die alte Epoche des chinesischen Zeitrechnungswesens, wo ein rohes Sonnenjahr oder ein Rundjahr maßgebend war, eine sieben- tägige Woche aus. Auch in den Stammländem des Sexagesimalsystems reicht die siebentägige Woche, wie wir folgern mußten (s. S. 120) nicht bis in die älteste Zeit zurück, sondern hat einen späteren, wahr- scheinlich semitischen Ursprung. Den Chinesen blieb die siebentägige Woche fremd. Dagegen schrieben sie in ihren Kalendern seit langer Zeit den Tagen die 28 Charaktere des Kreises der Mondstationen bei, welche hier natürlich nicht auf die eigentliche Bedeutung (s. § 133) eine Beziehung haben, sondern nur die Ordnungszahlen der Tage in dem 28gliedrigen Zyklus angeben. Da unsere siebentägige Woche viermal in dem Zyklus enthalten ist, entspricht jedem Charakter vier- mal derselbe Wochentag, und zwar den Zeichen fang, hiü, mao und sing der Sonntag , u. s. f. Um zu erfahren , welcher Charakter des 28 gliedrigen Zyklus einem gegebenen gregorianischen oder julianischen Datum zukommt, ermittelt man die julianische Tageszahl des Datums (mit ScHKAMS Tafel) und dividiert diese durch 28. Dem übrig- bleibenden Reste entsprechen in folgender Weise die Zeichen und Wochentage : Rest Zeichen Wochentag Rest Zeichen Wochentag 0 wei Montag 6 mao Sonntag 1 8chi Dienstag 7 pi Montag 2 pi Mittwoch 8 tsui Dienstag 3 Jcuei Donnerstag 9 ts'an Mittwoch 4 leu Freitag 10 tsing Donnerstag 5 wei Sonnabend 11 kuei Freitag 464 VII. Kapitel. Zeitrechnung der Chinesen und Japaner. Rest Zeichen Wochentag Rest Zeichen Wochentag 12 lieu Sonnabend 20 fang Sonntag 13 sing Sonntag 21 sin Montag 14 tschang Montag 22 wei Dienstag 15 yi Dienstag 23 Jci Mittwoch 16 tschen Mittwoch 24 teu Donnerstag 17 Ho siu Donnerstag 25 nieu Freitag 18 Fang siu l^Veitag 26 niä Sonnabend 19 ti Sonnabend 27 hin Sonntag Für den 9. Februar 1834 (= 28. Januar 1834 juüan.) z. B. erhält man die Julian. Tageszahl 239 0954 und hieraus den Rest 6, welcher das Zeichen mao und den Wochentag Sonntag angibt. Das Datum bezeichnet hier den Anfangstag des chinesischen Jahres; in der Tat verzeichnet der chinesische Kalender für diesen Tag das Zeichen mao, und im gregorianischen Kalender war der Tag ein Sonntag. — Einiger- maßen in Gebrauch ist unsere siebentägige Woche an chinesischen Handelsplätzen gekommen. Die Chinesen zählen dort die 7 Tage mittelst der schon (S. 455) genannten Ordnungszahlen yi, öl, san, sze . . . ., indem sie davor li pai setzen : Sonntag = li pai, Montag = li pai yi, Dienstag = li pai öl, Mittwoch = li pai san u. s. w. In Japan wurde mit dem gregorianischen Kalender (1873) auch unsere Woche eingeführt. Es haben sich folgende Bezeichnungen der Tage derselben gebildet: nichiyöhi = Sonntag getsuyöbi = Montag kuayöbi =^ Dienstag suiyobi = Mittwoch mokuyöbi = Donnerstag (Jupiter-Tag) hinyöhi = Freitag (Venus-Tag) doyöhi = Sonnabend (Saturn-Tag) (Sonnen-Tag) (Mond-Tag) (Mars-Tag) (Merkur-Tag) Früher bestand in Japan das roJcu-sai, d.h. die Feier der fünften Tage, nämlich des 1., 6., IL, 16., 21., 26. Monatstages als Ruhetag; jetzt gilt der Sonntag offiziell als Feiertag. Der wichtigste Tag des roku'Sai war der 1. Monatstag, ichi-roku, an welchem die Ämter, Schulen u. s. w. geschlossen wurden. § 128. Tagesanfang und Tageseinteilung. Die Chinesen zählen den Tag von Mitternacht ab. Diese Art den Tag zu beginnen, ist bei ihnen jedenfalls sehr alt. Ob sie erst im 12. Jahrh. v. Chr. diesen Tagesbeginn angenommen und früher von § 128. Tagesanfang und Tageseinteilung. 465 Mittag zu Mittag gerechnet haben, wie Gaubil berichtet, bldbt ganz fraglich. Sehr bemerkenswert in Beziehnng auf die Geschichte der Tageseinteilung ist, daß die alte chinesische büi^rliche Tageseinteilung auf der Doppelstunde beruht. Der Tageskreis wird nämlich in 12 sehi geteilt, welche TeUe durch die schon S. 452 angefahrten 12 Namen des Duodenar-Zyklus bezeichnet werden. Jede Doppelstunde zerfällt in 2 Stunden, deren erste oder ungerade durch ein nachgesetztes tsch'u {beginnende) oder kiao (ungerade) von der zweiten geraden unter- schieden wird, die ihrerseits den Zusatz tsehing (gerade) erhält. Mittemacht wird auf die Mitte der ersten Doppelstunde, tse, gelegt, der Mittag dementsprechend auf die Mitte der siebenten. Die Be- nennungen der 12 schi schreiten also wie folgt fort: 1. Doppelstunde / IP- 12 1 11"— 1" 2. 1"— S" 3. S"— 5" 4. f)"— 7^ 5. 7"— 9" 6. 9»— 11" 7. ll"— 1" 8. 1"— 3" 9. S"— 5" 10. 5"— 7'' 11. 7"— g" 12. 9"— 11" 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 / 9 llO -12" nachts - 1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 -10 11 -12 mittags - 1 nachm. - 2 ■ 3 - 4 - 5 6 ■ 7 8 9 10 11 n n rj n morg. » n n n n abends n n » n tse-tsch'u tse-tsching tscheu-tschhi tscheu-tschmg yin-tsch'u yin-tschmg mdO'tsch'u mao4sching schin-tsch^u schin-tsching sze-tsch^u sze-tsching ngurtschhi ngu'tsching wei'tsch'u wei-tsching schin-tsch'u schin-tsching yeu'tsch'u yeu'tschwg siü'tsch'u siü-tsching hai'tsch'u hai'tsching ^ Jede Doppelstunde hat 8 i'o, die Stunde also 4 Fo (Viertelstunden), welche genannt werden tsch'u-Fo, yi-k'o, öl-h'o und san-k'o. Ein Fo 1) Die chinesischen Charaktere dieser Bezeichnungen s. bei P. Petro Hoangs S. XXI (Titel dieses Werkes s. sub Literatur). Dort findet man auch Bemerkungen über die ebenfalls vorkommende, auf dem Dezimalsystem beruhende Tages- teilung. Oins«], Chronologie I. 80 466 YII. Kapitel. Zeitrechnung der Chinesen und Japaner. teilt man in 15 fen (Minuten), in der neueren Zeit auch das fefi in weitere 60 miao (Sekunden) und diese in 60 tvei. Die Zeitangabe 4h 45m Nachmittag wird somit ausgedruckt durch schin-tsching sarirk'o. Gegenwärtig bürgern sich, infolge der immer weiteren Verbreitung der europäischen Uhren, auch die Zusätze Vormittag (t'sien-pan-fien oder schang-pan-fien) und Nachmittag (heti-parirt'ien oder hta-pan- fien) mehr ein, mit Nennung der Stunde unter der Bezeichnung fien- tschimg (Glockenschlag). In Japan hat man zwei Arten von Tagesteilung: die eben er- wähnte chinesische und eine alte einheimische. Bei der ersteren treten einfach an Stelle der chinesischen Ausdrücke die japanischen: die Doppelstunde heißt hier toH, die erste oder ungerade Stunde heißt shiyo (die anfangende), die zweite sei (die richtige). Unterabteilungen der Stunde sind 1 Stunde = 4 Jcoku 1 koJcu =15 bun (Minuten) 1 htm =60 miyo (Sekunden) An Stelle der 12 chinesischen tschi treten die japanischen 12 Zeichen des Tierzyklus : ne = Eatte, icschi = Ochs, tora = Tiger u. s. f. mit den entsprechenden Beisätzen shiyo resp. sei. Die Stunde der Eatte^ ne-no-tokij dauert also von 11 — 1^ nachts, die erste Hälfte derselben, ne-no-shiyoj von 11 — 12^, die zweite, ne-no-sei, von 12 — 1^ Dann folgt die Stunde des Ochsen, uschi-no-toki^ von 1 — 3** morgens u. s. f. Die beiden Teile der Doppelstunde werden bisweilen auch jo-koku und ge-koku (oberes und unteres koku) genannt. Wie die Grundlage des Tierzyklus bei dieser Zeitteilung schon andeutet, werden astrologisch die verschiedenen Zeiten des Tages durch die Tier-Stunden verschieden beeinflußt. Die alt - japanische Tagesteilung beruht auf dem Prinzip der „Neunerstunden". Es wird nämlich die Ordnungszahl der Doppel- stundeU; toki, durch die zweite Ziffer der 6 Produkte von 9 in 1 bis 6, nämlich 9, 18, 27^ 36,. 45, 54, also durch die Zahlen 9, 8, 7, 6, 5, 4 angegeben. Das Zifferblatt der alt- japanischen Uhr trägt diese Ziffern, von 9 (an Stelle der XII unserer Zifferblätter) ausgehend, nach rechts im Kreise herum, es entspricht also 8 = P, 7 = 11** . . . . 9 = VP, 8 = VII**, 7 = Vm*» . . . ., die japanischen Stundenzahlen fallen also, wo unsere wachsen. Die beiden Gruppen der 12 toki, jede zu 6, heißen: die 9. Stunde = kokonotsu-toki = 1 1*' — 1^ mittags und 1 1*' — 1*» nachts >j 8. „ =^yatsU'toki = 1 — 3 nachmitt. „ 1 — 3 moig. § 129. Jahresabschnitte und Jahreszeiten. Zodiakal zeichen. 467 die 7. Stunde =nawafew- tsl 330» hat (fistü SQ^yeu 60» schin 12Q9ngu 1800 sehin 210« mao 240Oy«n 270« tscfieu Jan. 20.23 Febr. 18.84 März 20.82 April 20.31 Mai 21.31 Juni 21.65 JuU 23.11 Aug. 23.39 Sept. 23.27 Okt. 23.63 Nov. 22.50 Dez. 22.04 Jan. 20.52 Febr. 19.13 Man 21.11 April 20.60 Mai 21.60 Juni 21.94 Juii 23.40 Aug. 23.68 Sept. 23.56 Okt. 23.92 Nov. 22.79 Dez. 22.33 Anfangsdatum der chines. Monate 1. Monat am 16. Febr. 3000««« Jan. 20.48 Jan. 20.77 ^(fihai Febr. 19.08 Febr. 19.37 00 8iü März 21.07 März 21.36 300 yeu April 20.56 AprU 20.85 &fi schin Mai 21.55 Mai 21.84 900icet Juni 21.90 Juni 22.19 1200 «^M Juli 23.85 JuU 23.64 1500 8zi Aug. 23.63 Aug. 23.92 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12^ 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. II n 1» 1) ff » 17. März 16. April 15. Mai 14. Juni 18. Juli 11. Aug. 10. Sept. 9. Okt 7. Nov. 7. Dez. 6. Jan. 4. Febr. 6. März 5. April 4. Mai 3. Juni 3. JuU 1. Aug. 30. , 29. Sept. 28. Okt. 27. Nov. 26. Dez. 1. , , 25. Jan. 2. , , 23. Febr. 3. , , 25. März 4. , , 24. April [Schaltmonat 23. Mai] 5. Monat am 22. Juni 6. , , 21. Juli 7. , , 20. Aug. 476 YU. Kapitel. Zeitrechnung der Chinesen und Japaner. NeumondB-Eintritte Berlin.Zeit Peking.Zeit Sept. 18.06 Sept. 18.35 Okt. 17.48 Okt. 17.77 Nov. 15.90 Nov. 16.19 Dez. 15.33 Dez. 15.62 1907 Jan. 13.79 Jan. 14.02 Febr. 12.28 Febr. 12.56 M&rz 13.79 März 14.08 AprU 12.33 April 12.62 Mai 11.91 Mai 12.20 Juni Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jan. 10.53 10.17 8.81 7.41 6.97 5.48 4.97 1908 3.43 Juni JuU Aug. Sept. Okt Nov. Dez. 10.82 10.46 9.10 7.70 7.25 5.77 5.26 Jan. 3.72 Sonnen-Eintritte in das Zeichen Berlin.Zeit Peking.Zeit 180<» schin Sept 23.51 Sept. 23.80 2Wmao Okt. 23.87 Okt. 24.16 240» ytn Nov. 22.74 Nov. 23.03 2700 tsd^eu Dez. 22.29 Dez. 22.58 d0(fit8^ JaD. 20.72 Jan. 21.01 380» hai Febr. 19.32 Febr. 19.61 00 8iü März 21.80 März 21.59 SQ^yeu AprU 20.79 April 21.08 eO^ achin Mai 21.78 Mai 22.07 9(y^foei Juni 22.13 Juni 22.42 I2(fi ngu Juli 23.59 Juli 23.88 150« 8Zt Aug. 23.87 Aug. 24.16 1800 schin Sept. 23.75 Sept. 24.04 2100 11100 Okt. 24.12 Okt. 24.41 2400 ytn Nov. 22.99 Nov. 23.28 Anfangsdatum der chines. Monate 8. Monat am 18. Sept. 9. , 18. Okt. 10. , 16. Nov. 11. , . 16. Dez. 12. , , 14. Jan. 1. , , 13. Febr. 2. , , 14. März 3. , 13. April 4. , 12. Mai 5. , , 11. Juni 6. ^ 10. Juli 7. , , 9. Aug. 8. , 8. Sept 9. , , 7. Okt 10. , , 6. Nov. 11. , «5. Dez. 12. , * 4. Jan. 2700 tscheu Dez. 22.53 Dez. 22.82 3000^2 Jan. 20.97 Jan. 21.26 Bei der Vergleichung der Neumonde und Sonneneintritte in Pe- kinger-Zeit hat man sich zu erinnern, daß das Berliner Astro- nomische Jahrbuch den Tag von Mittag zu Mittag rechnet, fftr den chinesischen Kalender aber die Mittemacht als Tagesanfang gilt. Die letzte der 3 obigen Kolumnen enthält das den Pekinger Neumonden entsprechende Datum der einzelnen Monatsanfänge. Aus dieser Kolumne wird man somit auch die Länge der Monate und die Länge der chinesischen Jahre entnehmen. Man findet daraus folgende Zahlen: der 1904 1905 1906 1907 1. Monat hat 30 Tage 30 Tage 29 Tage 29 Tage 2. 30 1» 30 s 30 « 30 , 3. 29 » 29 « 30 n 29 . 4. 30 30 . 29 + 80 n 30 , 5. 29 30 » 29 s 29 , 6. 29 29 n 30 n 80 , 7. 30 29 r 29 n 30 , 8. 29 30 « 30 « 29 . 9. 29 29 » 29 V 30 . 10. 30 30 « 30 j» 29 , 11. 30 29 n 29 « 80 , 12. 29 ■i « 30 n 30 n 29 , 854 Tage 355 Tage 884 Tage 354 Tage §130. Bürgerliches Jahr. Konstruktion des chinesisch-japanischen Kalenders. 477 Um die Sonneneintritte mit den Neumonden schnell vergleichen zu können, sind in obiger Bechnung die Daten der ersteren in die Mitte je zweier Monatsanf&nge gestellt. Man bemerkt sofort, daß in den Jahren 1904, 1905 und 1907 in jedem Monate die Sonne auch eines der hung-Zeichea erreichte. Im Jahre 1906 im 5. chinesischen Monat, welcher am 23. Mai begann und bis 22. Juni währte, erreichte die Sonne kein neues Zeichen, sondern dasselbe fiel bereits in den Verlauf des 22. Juni, also in den Anfangstag des nächsten Monats. Jener Monat wird daher als überzähliger Monat gerechnet und dem vierten als Schaltmonat angefügt. Die hier für 4 Jahre berechneten Monats- anfänge stimmen vollkommen mit jenen des chinesischen Kalender- Hauptwerkes, des gleich zu erwähnenden Wan-nien-schu, überein. Bei dem japanischen Kalender gelten dieselben Grundsätze; die wahren Neumonde bezeichnen die Monatsanfänge, und Schaltmonat ist derjenige Monat , in welchem die Sonne kein chiu-setsu (dem chines. k'i entsprechend) erreicht. Der japanische Kalender ist also im ganzen mit dem chinesischen identisch, jedoch kann sich wegen der Meridian- differenz Peking — Tokio öfters das Datum eines Monatsanfangs um einen Tag verschieben; auch die Lage des Schaltmonats kann sich, wenn Umstände zusammentreffen, dann und wann gegen den China- Kalender ändern. Für das Jahr 1832 n. Chr. z. B. verschieben sich die Anfänge des 2. und 4. Monats, nämlich 2. März und 30. April im japanischen Jahre auf den 3. März und 1. Mai, da die Neumonde sind für Peking für Tokio März 2,47 = März 2,58 April 30,47 = April 80,53. Ferner kommt es bei diesen Bestimmungen ganz darauf an, welche astronomischen Tafeln zugrunde gelegt werden. Die Chinesen benützen derzeit immer noch die älteren astronomischen Grundlagen (die Sonnen- und Mondtafeln von Delambbe und Tobias mayeb); man wird daher gut tun, die Berechnungen chinesischer Daten mittelst älterer Tafeln vorzunehmen, oder besser, sich an den offiziellen chinesischen Reichs- kalender und an die Angaben des Wan-nien-schu zu halten^. Die folgende Tabelle gibt die chinesischen Monatsanfänge (die Monate durch römische Zahlen ausgedrückt), die Schaltmonate (in viereckigen 1) Das TVan-nien-schu (Buch der zehntausend Jahre) giht die Kalenderdaten seit 1624 n. Chr. mit Fortsetzungen Uher die Gegenwart hinaus. Obige Liste ist aas der Fortsetzung bis 2020 von Fritsche (On chronol. and the constr. of the Ca- lend.j 1886) entnommen (von 1624 — 1921); verschiedene Angaben sind bei Fbitsche berichtigt; seine Tabelle kann wohl als die zuverlässigste gelten. Das Werk De Caiendario Sinico variae noUanes von P. Petbo Hoang, Zi-Ea-Wei 1885, enthält ebenfalls sämtliche Monatsanfänge von 1624^2020 n. Chr. (S. 2—101). — Betreffs anderer Jahresreihen des chines. Kalenders, verglichen mit dem gregorianischen, verweise ich auf P. Loureibo, The 100 years Anglo-Chinese Calendar^ 1776 to 1876 478 YII. Kapitel. Zeitrechnung der Chinesen und Japaner. Klammern) und die Jahreslängen, verglichen mit dem Wan-nien-schu, von 1903 bis 1921 n. Chr.; den zyklischen Tag des Jahresanfanges, der an die Spitze der Zeile gesetzt ist, wird man mittelst der auf S. 461 gegebenen Kegel finden. Zykllsohw Tag i dM ! Neujahres Anfinge der chinesischen Monate 1. MOD. 2. 1 8. I 4. MoD. ; MoD. ' Mon. 6. MoD. 6. Mon. 7. I 8. Mon. , Mon. 9. ' 10. I 11. Mon. MoD. ! Mon. 18. Mon. Chi 1903 ting-sjse 54 29 I 1904 keng-achinij 16II 1905 kia-siü 1 1 4II 1906 ki-8zi 6; '2 5 I 1907 kuei'Szl 30 13II 1908 Hng-hai 24 211 1909 I jin-ngu 19 1910 ping-ngu 43 1911 keng-tsi 37 122 I lOlI 30 I snn 1912 kia-tsl 1I18II 1913 I. tou-ngu SS ^^^ 1914 jin-tai 49 26 I 1915 ping-tsi 13 14II 1916 I sin-toei 8 4II 1917 yiriseheu 2 23 I 27 II 17III 6III 23 U 14III 3III 20 II 1918 \ ki'tscheu 261111 1919 ! kia-achin 21 ill 1920 wu'Sehin 45 20II 1921 I jin-yin 39" 811 Ulli ini 19UI 8in 25 II i6in 41II 22 II 231111 29III 161V siv 25111 I I3IV llV 20IV loIV 30I1I I7IV 7IV 24ni I4IV 31V 2IIV 27IV 27 V [2|VT 15 V 4V 24IV I3IIIIIIV 2III 20III lOlll lIV I91V 81V 12 V 301V 19 V 9V 29IV 17 V 6V 25IV 14VI 3VI 22VI II VI 30 V 18 VI 7VI 24VII 13 VII 3VII 21 VII loVII 29 VI 17 VII 7VII 28 V 26 VI i26VII| 15 VI 5VI 25 V I23VT 14 V 13VI 2 V 21 V 10 V 3orv 18 V 8V iVI 19 VI 9VI 29 V I6VI 6VI I4VII 4VII 23VII I2VII 30 VI I9VII 8VII 28 VI 23VII1 1 1 VIII ivm 2ovra 9V111 28 VII 16V111 svin 24V111 13V111 2vm 21 VIII iivm 30 VII isvni 7VII1 21 IX 10 IX 30VI11 18 IX 8 IX 20 X 9X 29IX 18 X 7X 27vnr25ix 14 IX 4 IX 22 IX II IX I IX 20 IX 9 IX 29vni 16 IX 5 IX 24 IX I6VII SVII 27 VII i2SVIlI| i4vnii2 IX 4V1II 2 IX 14 X 3X 22 X 10 X 30IX 19 X 9X 27IX 16 X 5X 24 X 12 X 1 X I9XI 7x1 28 X I6XI 6X1 asX I3XI 2X1 21x1 9x1 29 X I7XI 7x1 27 X 15x1 4X1 22x1 loXI 31 X i9Xni7 I 7 XII 27 XI i6xn 5 XII 24 XI 13x11 2 XII 20X11 9X11 28 XI 6 I 26x11 14 1 4 I 23x11 11 I 1 19 7 I 27X0 17XII 15 I 7 XII 25 XI 14XII 3XII 22X11 5 I 25xn 13 I 21 10x11 9 i I 29 XI, 29x11 Jhs. Tg. 383 354J 355 384 354 355 384 354 384 354 354 384 355 354 384 355 384 354 354 Shanghai 1872; Playpair, An Änglo-Chin. CdUndar for the yean 1893— 191 J, Shanghai 1896; W. F. Mayers Anglo- Chinese Calendar Manual. — Für den ja- panischen Kalender enthalten W. Bramsens Japanese Chronol. Tables^ Tokyo 1880^ alle Monatsantänge und Schaltjahre von 645 bis 1873 n. Chr. §181. Zählung der Jahre. Zyklusjahre, Kaiserjahre, Regierungsprädikate etc. 479 § 131. Zählung der Jahre. Z];klu8jahrey Kaiseijahre, Begiemngs- prftdikate. JSTengö. Ära Nino. Datiemngsweise. Die chinesischen Jahre werden anf die Weise gezählt, daß man die Eegiemngsjahre der Kaiser mit den Jahren eines Sexagesimal- Zyklns verbindet. Die Regierungsjahre werden vom Neujahrstage bis zum Jahresschluß gerechnet, nämlich als volle Jahre, auch wenn im Verlaufe eines Jahres ein Kaiser stirbt oder abdankt ; das so unter- brochene Jahr gilt in der Zeitrechnung als ganzes. Bei den Namen der Kaiser muß man zweierlei Benennungen unterscheiden, den Jahr- titel oder das Eegierungsprädikat , nien-hao, und den Tempelnamen, miao-hao. Das erstere Attribut nimmt der Kaiser an, sobald er zur Regierung gelangt, und seine Regierungsjahre werden nach dem Regierungsprädikate benannt. Den Tempelnamen erhält er erst nach seinem Tode durch seinen Nachfolger; dieser Name bleibt ihm in der Reichsgeschichte und in den Annalen. Die Regierungsprädikate kommen, wie man aus dem später folgenden Verzeichnisse ersieht, erst seit der Dynastie Hau vor. Zwar führte schon Kaiser King-ti (156 — 141 V. Chr.) im 8. und 14. Jahre seiner Regierung zwei Benennungen seiner Regierungsabschnitte ein, und auch unter den früheren Kaisern Weirhien-ktdng (576 — 558), Wei-hztei-wang (370 — 318), Hitei-wen-wang (337 — 311) und Han-wen-ti (179 — 156) finden sich ähnliche Unter- brechungen in der sonst üblichen Jahreszählung, aber erst Hioo-vm-ti (140 — 86) ist als Begründer der Einführung besonderer Regierungs- prädikate zu betrachten. Er legte sich nach und nach 11 Prädikate bei. Von da ab führten die Kaiser das nien-hdo weiter; seit der Jßn^ - Dynastie (1368 n. Chr.) wurde das Wechseln des Titels auf- gelassen. (Nur Ying-tsung, der zweimal, 1436 und 1457, auf den Thron kam, wechselte noch einmal den Titel.) Seitdem ist nur ein Regierungsprädikat üblich geworden. Die Prädikate haben meist eine den E^aiser ehrende Bedeutung ; z. B. hatte der Kaiser Süafi - tstmg- tseh'eng (1821 — 50) das Prädikat Too-huang^ d.i. ;; Glanz der Ver- nunft^. Die Rechnung nach Regierungs jähren beginnt mit dem Zeit- alter der drei Hoang und der fünf Wu-ti; der Regierungsanfang des ältesten Kaisers dieser Periode, des Hoang-ti^ wird auf 2697 v. Chr. gesetzt. Seit der Dynastie Hau oder doch um den Anfang der christlichen Ära kam der Gebrauch auf, die Regierungsjahre mit den Charakteren des alten Sexagesimal - Zyklus zu verbinden^; im bürgerlichen Leben zählte man indessen nur nach den Regierungsjahren der Kaiser. Die 1) Vgl. Legge, The Chinese CkusicSj III part I, Prolegomena, p. 82. 480 VII. Kapitel. Zeitrechnung der Chinesen und Japaner. chinesischen Historiker setzten die Zählung nach 60 jährigen Zyklen bis in die Zeit Hoang-ti zurück fort und nahmen das 61. Jahr dieses Monarchen, i h. 2637 v. Chr. als erstes Jahr des Zyklus an; andere beginnen die Zählung mit dem ersten Jahre Hoang-tL Die erste Abteilung des Wan-nien-schu bezeichnet ebenfalls 2637 v. Chr. als das Anfangsjahr des Zyklus I. Das später folgende Verzeichnis ent- hält, in Übereinstimmung mit diesem Ansätze, neben den Kaisern und Regierungsprädikaten die zyklische Nummer jedes ersten Begiemngs- jahres. Das erste Jahr Tao-Tciumgs 1821 n.Chr. war das 18. des LXXV. Zyklus. Das siebzehnte desselben Kaisers war demnach 1837, oder das 34. des LXXV. Zyklus; dem Zyklusjahre würde die Bezeichnung ting-yeu (= 34, s. den Sexagesimal-Zyklus S. 453) zukonunen. Das 7. Jahr Kia-Fings ist 1802 = LXXIV 59 = jin-siü. Die Kalender geben die zyklischen Charaktere der Regierungsjahre immer an. (In unserem Verzeichnis bemerkt man bisweilen zwischen den Zeilen die Bezeichnung „R, 4 R . . . ". Dies soll andeuten, daß um die betreffende Zeit ein oder mehrere Rebellenkaiser vorübei^gehend zur Macht ge- langten, und daß sich verschiedene derselben auch Regierungspradikate beigelegt haben.) Die japanische Zählweise der Jahre nach dem Sexagesimal- Zyklus schließt sich ganz an die chinesische an ; das Jahr 1853 n. Chr. wäre (s. das später folgende Verzeichnis) das 50. des LXXV. Zyklus, (2637 + 1853 = 74 Zyklen und 50 Jahre) oder das Jahr mizuno-to- i^schi-no'toshi = „Quellwasser-Ochs". Die zweite japanische Zählart ist die nach der Ära Mno^, der Kaiser- oder Mikado-Periode. Sie wird vom Regierungsantritt des Jimmu Tenno^ 660 v. Chr. ab ge- rechnet; die Ära ist mehr eine offizielle oder historische geblieben und nicht zum bürgerlichen Gebrauch geworden. Die den chinesischen Regierungsprädikaten analoge Zählung nach den nengo (= Jahres- namen) wurde vom 36. Mikado KötokuTennö 645 n. Chr. eingeführt Diese Zählung ist die historisch wichtigere, da die japanischen histori- schen Werke immer in ihren Angaben von den nengo ausgehen; über die nengo sollen weiterhin noch einige Bemerkungen gemacht werden. Das Verzeichnis der chinesischen Kaiser und ihrer Regierungs- prädikate folgt in der autographierten Beilage am Schlüsse dieses Kapitels sub I. Es ist von demselben Umfange wie das von Fritschk {a. a. 0., S. 75 — 92) gegebene, ist jedoch mit dem alphabetischen Ver- 1) ntn-no oder nin-wau = König der Menschen (ein alter Titel der Mikado). 2) Nach F. Katseb fiel der Neujahrstag 660 v. Chr., welcher die Epoche der Ära bezeichnet, auf den 19. Februar jul. Im Jahre 1872 setzte die japanische Regierung die Epoche auf den 25. Dezember 660 v. Chr. fest 660 = 1 Ära Nino gilt demnach als Gründungsjahr des japanischen Reiches. §131. Zähluog der JaUre. Zyklusjahre, Kaiserjahfe, Regierungsprädikate etc. 481 zeichnis von Ezbbman und van Wettum {Totmg Pao II, 1891, S. 359), sowie mit dem gleich noch zu erwähnenden Werke von Mathias Tschako verglichen und danach mit einigen Verbesserungen versehen. Das Verzeichnis durfte , da es nefost den 22 Hauptdynastien auch die wichtigsten Nebendynastien enthält, für die gewöhnlich vorkommenden Fälle ausreichen. Das vollständigste Verzeichnis bietet gegenwärtig Pater Mathias Tschang in seinem Buche - Synchrtmismes chinois, Shanghai 1905 {Varietes sinologiques No. 24), welches aus 166 chine- sischen XVerken. gezogen ist und auch die Nebendynastien in Yün-^nan^ Hang 'tscheu, Nan-king u. s. w., sowie die gleichzeitigen Kaiser in Korea, Japan, Anam u. a. enthält K Ebenso wichtig, wie die Liste der Jahre der Kaiser und der Begierungsprädikate ffir die chinesische Zeitrechnung ist, ebenso nötig ist füjf die japanische die Folge der nengo, der Jahresperioden, da die japanischen Geschichtschreiber, wie schon oben angedeutet wurde, diese Jahresperioden als Grundlage der Datierung benützen. Das nengö entspricht ganz dem chinesischen nien-hao, d. h. dem Eegierungs- prädikate der Kaiser. Die newgrö- Namen haben, wie die letzteren Namen, meist eine ehrende, glückliche oder glückverheißende Bedeutung. So bedeutet z. B. Kuansd = wohlwollende Regierung, Mei-ji = er- leuchteter Friede u. s. w. Bisweilen wurden die nengö - Namen aber auch zur Eiinnerung an Mächtige Vorfälle in irgendeinem Zeitalter ausgewählt ; als z. B. 708 n. Chr. die ersten Kupfennünzen in Japan geprägt wurden, benannte man ein neues nengo mit wa-dd, d. i. Kupfer. Die nengö sind während der Kegierungszeiten der Kaiser von sehr verschiedener Länge; manche Benennung wurde nur ein Jahr bei- behalten, viele länger, im allgemeinen ist aber kein häufiger Wechsel, da die Kaiser nur bei den wichtigeren Anlässen eine Änderung des nefigö vornahmen; die längste Dauet hatte das nengö „Ö-ei" 1394 bis 1427 n. Chr. Beim Wechseln des nengö bezieht sich die Giltig- keit des neuen immer auf den Jahresanfang desjenigen Jahres, in welchem die Änderung eingeführt worden ist. Im XI. Monate des 9. Jahres Mei-iui (1772 n. Chr.) z. B. wurde das nengö verändert in An-ei , und letzteres gilt also vom Anfange jenes 9. rTahres ab , d. h. 1) Die älteren KaiserverzeichDisse sind weniger verläßlieb, oderuDvollBtäiidig, oder nicht mit den entsprechenden chinesischen Charakteren versehen. Das beste ist daB oben erwähnte von Fbitsche; daneben ist das bei W. F. Mayebs, Chinese Beaders Manual^ 1874, S. 366, befindliche zu nennen. Alphabetische Verzeichnisse außer dem obgenannten von Ezerhan und Wettüm bei Playfai» (Journ. of. the China Br. of the Boy. Asiat Soc, 1886, S. 67), A. Giles, {CJiinese-English IHctto- nart/f 1892, S. 1364). — Ältere Verzeichnisse (nicht zu empfehlen): Bridgeman. Clironol, of.the Chinese {Chinese Bepository^ X, 1842, S. 121). W. F. Matei«, Chinese ChronoL Tables {Joum. of the North-China Br. of the B. As. Soc., Jiew.ßer.;«No. 4, 1867, S. 159), P. Pekny, Dictionnaire Fran^ais-latin^dhinois, 187^2^, a 25.: • 6 i n X e 1 , Chronologie I. 31 482 YII. Kapitel. Zeitrechnnng der CHineseii und Japaner. Tom 4. Febraar 1772 ab zählt das erste Jahr Än-ei, Das r^^ose Verändern des nengo während einer und derselben Begienmgsdauer, welches eine Parallele bildet zu dem in den früheren Zeiten häufigen Wechsel der Segiemngsprädikate in China (s. obiges Verzeichnis)^ wurde 1867 (bei der Einfflhrung des nengo Mei-ji) durch die Be- stimmung aufgehoben^ daß künftighin das nengo nur mehr beim Regierungsantritt eines neuen Mikado gewechselt werden solle. In China wurde diese Bestimmung, wie ein Blick in das Verzeichnis lehrt, schon seit der Jfin^ - Dynastie (seit 1868 n. Chr.) gehandhabt, nachdem yorher die Regierungsprädikate häufig gewechselt hatten. Die japanische Verordnung erweist sich also als eine Nachahmung der chinesischen. Auch die Einführung der nengo in Japan überhaupt beruht auf chinesischem Vorbilde: erst im 7. Jahrhundert n. Chr., zu der Zeit, als die ersten chinesischen Kalender in Japan eingeführt wurden, taucht in Japan neben der alten Jahreszählung nach Kaisern jene nach den nengo auf ; die Chinesen besaßen die Zählung nach den Jahren des nien-hao aber schon seit dem 2. Jahrh. y. Chr. Die Reihe der nengo b^innt mit dem 4. Jahre des Kotoku Tenno, d. h. 645 n. Chr. ; das erste nengo heißt Tai-ktta (= große Wandlung). Anfangs erlitt die Zählung nach diesen Jahresperioden einige Unter- brechungen, wie 655 bis 661 [Sai-meil 662 bis 671 [Ten-ji], 687 bis 696 [Ji'to] und zum Teil zwischen 697 bis 707 [Mom-niu], während welcher Zeiten wieder nach Kaiserjahren gerechnet wurde, aber yon 701 ab ist die nen^o-Zählung ununterbrochen gebraucht worden bis 1872, d.h. bis zur Einführung des gregorianischen Kalenders in Japan. Das Verzeichnis II der autographischen Beilage am Schluß dieses Kapitels enthält die Namen der nengo, das zyklische Jahr, die entsprechenden Jahre der Ära Nino und der christlichen Ära; letztere beziehen sich auf das jeweilige erste Jahr des nengo. Die Namen der nengd be- stehen aus 2 (selten 4) Schriftcharakteren ; diese Schriftzeichen mußten in dem genannten nen^o -Verzeichnisse aus demselben Grunde auf- genommen werden, wie es bei den Namen der chinesischen Regierungs- prädikate und Kaiser als nötig erachtet wurde (s. Anmerkung 1 S. 450/1). Betreffs anderer Verzeichnisse der nengo yerweise ich namentlich auf das nach dem Alphabet geordnete yon G. Schlegel (s. sub Literatur), welches das Nachschlagen der Namen erleichtert, und das yon W. Bbamsen^ nach welchem ich die Namen, und zwar in der dort angewendeten (englischen) Aussprache mit geringen Änderungen wieder- gegeben habe. Das zyklische Jahr, welches in dem Verzeichnis in 1) Die Tafeln von Bramsek enthalten (auf S. 45) auch einen alphabetischen Index der nengo. Sowohl das ScHLEOELsche Verzeichnis wie das von Bramsbn gibt auch die Charaktere der nengo an. §182. Chinesische und japanische Feste. 483 der Eolamne hinter den nen^o-Namen angesetzt ist, ist nach 60 jährigen Zyklen von 2637 v. Chr. (vgl. S. 480) ab zu verstehen; der wievielte Zyklns zu dem betreifenden Jahre gebort, erfährt man also sehr ein- fach dadurch , daß man die Jahrdifferenz gegen 2637 v. Chr. bildet (historisch gezählt) und diese Differenz durch 60 dividiert : der Quotient gibt den Zyklus, der bleibende Rest das im Verzeichnis angesetzte zyklische Jahr; z. B. für das Jahr 1868 n. Chr. hat man: 2637 -f- 1868 = 4506 : 60 = 75, Rest 5, also 1868 = 5. Jahr des 76. Zyklus. Zum SchluS mögen noch einige Beispiele von Datierungen angef&hrt werden. Welcher Tag des christlichen Kalenders entspricht dem chinesischen 25. Tag des 5. Monats im 22. Jahre Kicang-siü? Das 1. Jahr Kuang-siü ist 1875 n. Chr. (s. Verzeichnis), also das 22. = 1896 n. Chr. Eine Ephemeride der Monatsanfänge, entworfen nach Art der Tabelle S. 478, gibt für den 1. Tag des 5. Monats = 11. Juni, also das Datum 1896 am 5. Juli. — Welches Datum entspricht der Datierung 26. Tag des 6. Monats im 14. Jahre Kuang-s^iü, Zyklusjahr wurtse, zyklischer Tag ping-ngu? Das 14. Jahr Kuang-sill ist = 1888 LXXVI 25, 25 ist = wu-tse (s. S. 453); der zyklische Tag bestimmt sich wie folgt: 1888:80 = Rest 48, d. h. 1. Januar Julian. = him- wei 20 = 29. Juni Julian. (Schaltjahr) = 11. Juli gregorian.; ping-ngu ist der 43. Tag des Sexagesimal-Zyklus, also noch 23 Tage nach dem 11. Juli = 3. August. Die Monatsephemeride gibt für 1888 in der Tat 1. Tag des 6. Monats = 9. Juli, also für den 26. Tag = 3. August. — Welches Datum entspricht der japanischen Datierung 2. Tag des 12. Monats des 5. Jahres Mei-ji? Die BEAMSENSchen Tafeln geben unmittelbar Mei-ji 5. Jahr, 12. Monat, 1. Tag = 30. Dezember 1872 gregorian., also 2. Tag = 31. Dezember 1872. — Welches historische Datum fällt auf den 26. Tag, 9. Monat, 10. Jahr Bun-Jctm? Die eben genannten Tafeln geben 1. Tag, 9. Monat, 10. Jahr Bun-kua = 24. September 1813, also 26. Tag = 19. Oktober 1813 ^ § 132. Chinesisclie und japanische Feste. Die hauptsächlichsten Feste der Chinesen sind (nach dem Luni- solar-Ealender geordnet) folgende. (Die allgemein gefeierten sind mit * bezeichnet.): 1) Die japanischen Geschichtschreiber bezieben sich bei ihren Angaben oft auch auf die Begiernngszeiten der Mikado und Sbogune (= Oberbefehlshaber; diese erbliche WUrde wurde 1868 aufgehoben). Eine chronologisch und alpha- betisch geordnete Liste der Mikado und Sbogune s. von (I. Schlegel : Taung Fao, III, 1892, S. 381. 31* 484 VIT. Kapitel. Zeitrechnung der Chinesen und Japaner. 1. Monat 1. Tag: yllan-ji (oder sin-nien). Die Neujahrsfeier umfaßt die Tage vom 1. — 15., bis zum Laternenfest. Besondere Bettage dieses Zeitraums sind der 2., 5., 7., 9., 14. Tag, an welchen den Ahnen, den Hausgöttern, geopfert wird. Die ersten 10 Tage haben auch besondere Namen: 1. H- ji (Hahntag), 2. Jc'iian-ji (Hundstag), 3. tschurji (Schwein- tag), 4. yang-ji (Schaftag), 5. nien-ji (Rindtag), 6. ma-ji (Pferdtag), 7. jen-ji (Menschentag), 8. kti-ji (Getreidetag), 9. md'jl (Hanftag), 10. teu-ji (Hülsenfrüchtetag). 1. Monat 15. Tag: sai-teng (oder ÄMa-few<7) Latemenfest. (Glficktag. Illumination. Altes Fest, schon unter der Tang-Dynastie.)* 2. Monat 1. Tag: der „mittlere gleichmäßige Festtermin" (Wünsche für das Gedeihen der Saaten). 2. Monat 2. Tag: fu-schen-fan (oder fu-ti-fan) Geburtstag der Laren, des Erdgottes. Eeichtum bringender Tag. 2. Monat: Frühlingsanfang. 3. Monat 3. Tag: ts^ing-ming-t^sie, das Gräberfest, zum Andenken an die Verstorbenen.* 5. Monat 5. Tag: tsie-hao-fieu-tschimg, das Drachenbootfest (Wett- rudem in Booten).* Verschiedene Gebräuche betreffs Sommer- anfang. 6. Monat 6. Tag: fien-Jcuung, das Lüften der Kleider, Bücher u. s. w. 7. Monat. Mehrere Gedächtnistage mit Opfern zu Ehren der ab- geschiedenen Seelen (1. — 15.) (gil-lan-schhig-hK^^i). 8. Monat 15. Tag: tschung-ts^ieu-tsie, Herbstmittefest. 9. Monat 9. Tag : tschwig-tschang-tsie (oder teng-kao) Fest des Hügel- besuchs (Vergnügungsfest). 11. Monat: tschmg-tschi-tsie y Fest des kürzesten Tages, des Winter- solstiz; Opfer von Reismehlkügelchen. 12. Monat 16. Tag: nien'tsin'liao, letzter Opfertag. 12. Monat 24. Tag: sie-tsao^ Himmelfahrt der Götter; Anbetung des tsaO'Schen. 12. Monat 30. Tag (letzter): scheu-sw . Neujahrerwartung; Abschluß der Bücher, Eenovierung, Beinigung etc.* Die chinesischen Buddhisten haben besondere Fest- und Gedächtnistage, unter welchen eine Anzahl Geburtstage verschiedener Bodhisattwa und Kirchenväter und folgende Tage Buddhas hervorzuheben sind: im 2. Monat 15. Tag Gedächtnis des Hingangs Buddhas. „ 4. „ , 8. „ Geburt Buddhas. « 7. „ 15/1(5. „ Seelenfest. 12. ,, 8. ,. Läuterung Buddhas. § 132* Chinesische und japanische Feste. 485 Ausführliche Nachrichten über die Feste der chinesischen Buddhisten s. bei J. Edkins, Chinese Buddhum (s. sub Literatur). Japanische Feste. Der Kalender des alten japanischen Luni- solarjahres enthält neben den an bestimmte Tage gebundenen öffent- lichen Festen (ffo-seJcku) andere, die auf zyklische Tage fallen, also bewegliche Feste sind (matsuri, Tempelfeste, u. a.), sowie einige, die den Beginn der Jahreszeiten markieren und die wir als Eeste der ehe- mals in Persien , Indien, China und Japan allgemein gewesenen Feier der Hauptjahresabschnitte ansehen müssen. Durch die Reform des Kalenders 1873 ist in die Lage der Feste manche Unsicherheit ge- kommen. Da der Anfang des alten Lunisolarjahres bis zu Vj^ Monaten von dem neuen (gregorianischen) Jahre abweichen konnte, kam man bei einzelnen Festtagen mit den Jahreszeiten in Konflikt. Das erste gosekku z. B. fiel im alten Kalender in den Vorfrühling (1. Monat 7. Tag), konnte aber, wenn man es auf den gleichen Tag des neuen Kalenders, 7. Januar setzte, seiner Bedeutung als Kräuterfest (oder der Erstlinge des Frühjahrs) nicht gerecht werden. Die Japaner haben zu dem Auskunftsmittel gegriffen, daß sie den größern Teil der Feste auf die gleichnamigen Monatstage des neuen Kalenders übergehen ließen, bei einer Anzahl jedoch hat man ein Datum, das ungefähr jenem im alten Kalender entspricht, angenommen. Jedoch besteht in letzterer Beziehung keineswegs Einheit, und es werden deshalb verschiedene der im folgenden genannten Feste mit beträcht- lichen lokalen Abweichungen gefeiert. Die Namen einiger der alten Feste haben in der Jetztzeit schon ihre ehemalige Bedeutung verloren und sind nur mehr Erinnerungstage an alte Gebräuche. 1. Monat 1. — 3. Tag: San-ga-nichi (die drei Tage) [Neujahrsfest; jedoch reicht die Festzeit bis zum 15. Tag, wie bei den Chinesen].* 1. Monat 7. Tag: nana-kum-no-selku, Fest der sieben Kräuter. [Erstes gosekku.] 1. Monat 15. Tag: sa-gi-cho = Fest der Gerechten der Linken (buddhistisches Fest). 2. Monat: Bitt-Tage um gesegnete Ernte (tochi-goi-no-matsuri). Am 1. Tag des Pferdes: hatsii'tnna-Fest. Mit Nachfeier 2. und 3. Tag. 2. Monat 15. Tag: Gedächtnis an den Hingang {nohni) Buddhas (buddhist. Fest). 3. Monat 3. Tag [jetzt 3. März gefeiert]: sanguatsu-no-nokku, mouto- no'sekku (Pfirsichfest), auch^owi oder hina-matsun (Puppen- fest) genannt. [Zweites gosekku.]* 4. Monat 17. Tag: Gedächtnis an (rongon Sama'^ 486 YII. Kapitel. Zeitrechnung der Chinesen und Japaner. 5. Monat 5. Tag [jetzt 5. Mai gefeiert]: nobori-no-sekku, tango'no-sekku (Knaben- oder Fahnenfest). [Drittes gosekku?^ 5. Monat 28. Tag: Fest des Fudo-Son und des Ten-jin-San (Ten- man-gu), 6. Monat am Ämo-e-72o-/u-Tage: Fest des Dai-koku-ten. G. Monat 15. Tag: ko-shin, das Fest Tai-shahv^Tennos, „des großen Himmelskönigs". 6. Monat letzter Tag [jetzt 15. Juni und 15. Dezember gefeiert]: nagoshi-no'harai (oder mi-soji), das Reinigungs- oder Ver- söhnungsfest. Gegen Ende des Sommers : hishiäzume-no-matsuri, das Fest der Bewältigung des Feuers; und michi'ai'no-matsuri, das Fest der Begegnung. 7. Monat 7. Tag [jetzt 7. Juli gefeiert]: tewaftato (Sternenfest) ^ oder sMchi-natsu-no-gosekku. [Viertes gosekku^ 7. Monat 13.— 16. Tag: horiy Latemenfest, oder tama-matsuri j das Seelenfest (buddhistisches Fest).* 8. Monat 1. Tag: has-säku (ein Bitt-Tag). 8. Monat 8. Tag: lusho-ye (buddhistisches Fest). 8. Monat 13. Tag: Fest des Kriegsgottes hachi-man (yorwata). 8. Monat 15. Tag: ju-go-ya-no-tsuki-mi (Mondschau der 15. Nacht). 9. Monat 9. Tag: choyo-no-sekku (oder kiku-no-sekkiC)^ das Chrysan- themumfest. [Fünftes gosekku^^ 10. Monat 13. Tag : ju'sa7i-ya-7i0'tsuki'mi (Mondschau der 13. Nacht.) 10. Monat 26. Tag: yehi-sti-no-matsuri , Fest des Gottes des Wohl- stands, Schutzpatrons der Märkte. 11. Monat 1., 2., 3. Hahntag: torUno-machi , Hahnenmarkt (religiöses, jedoch nicht allgemeines Fest). 11. Monat — nihiname-matsuri , Opferung von der neuen Keisemte durch den Kaiser (gewöhnlich 2. Hälfte November). 12. Monat 8. Tag: jo-do, Läuterung des Shaka Niyo-rai (buddhistisches Fest). 12. Monat 25. bis letzten Tag: kure, die Abschlußzeit. 12. Monat letzter Tag: omi-soka = der große Dreißigste.* Außerdem an einzelnen zyklischen Tagen Verehrung von Monats- Heiligen, wie des kangi-ten, mare-shi-ten u.a., von denen das Fest des Ji'Zo-hosatsu {Ji-zo-sama) am 24. Monatstage ziemlich allgemein begangen wird; ferner gibt es noch die Feste der kami (kami oder 1) Auf den Stand der Sterne Vega und Aquila Beziehung nehmend^ welche als himmlisches Liebespaar (Glückssterne) gedacht werden [a Lyrae und a Aquilae hatten um 2900 v. Chr. die gleiche Rektaszension und kulminierten Anfang Jnoi gleichzeitig um Mitternacht]. § 133. Mondstationeo. Wahlzyklus. Die Perioden tschang, pu, ki. 487 shin, die vaterländischen Götter), die mit lokalen Verschiedenheiten gefeiert werden. Zn den offiziellen Festtagen gehören nach den neueren japanischen Kalendern noch der Gedächtnistag der Erteilung der Konstitution (11. Februar 1889), welcher am 11. Februar, und der Gedächtnistag des Todes Jimmu Tenndy des ersten Mikados, welcher am 3. April gefeiert wird. § 133. Moiidgtatioiien. Wahlzyklus. Die Perioden tsehang, po, ki. Die chinesischen Mondstationen und ihr vermutlicher Zusammen- hang mit den arabischen und indischen, sowie das Zurückgehen dieser auf eine gemeinsame vorderasiatische Quelle, wurden schon in der Einleitung (S. 70 — 77) berührt. Die Namen der Stationen sowie die Sterne, aus denen sich die letzteren zusammensetzen, habe ich eben- falls angegeben. Es erübrigen nur noch einige spezielle Bemerkungen. Die Charaktere der 28 aieu (d. h. Sternbild, eine Nacht, oder während einer Nacht; gewöhnlich Mondstationen oder Domizile des Mondes genannt) oder auch Jcung (Haus, Besidenz) geheißen, folgen in der autographierten Beilage sub XU. Hier stehen die Namen, die Bedeutungen und der jedesmalige Hauptstem der Station, sowie die Positionen des letzteren für die Jahre 2000 n. Chr. 0, —2000, —4000 (= 1 V. Chr., 2001 und 4001 v. Chr.). » Bedeatan^ Haaptatem Poiition des Haaptstena ttLt Xaine »000 0. Chr. 1 ▼. Chr. 8001 V. Chr. 4001 y. Chr. Rekt Dekl. [Rekt. Dekl. Rekt. Dekl. Rekt. Dekl. h m 0 ' h m 0 ' h m u ' h m 0 ' I. kio Horn aVirginis 13 25 —II 10 II 42 — 011 10 I -1033 813 -^1852 2. hang Hals « 1413 -1016 12 29 + 04 1048 -11 9 9 2 +2049 3 H Fundament a Librae 14 51 -16 3 13 5 — 620 II 24 -4 53 942 +15 3» 4 fang G«mach d Scorpii 16 0 -2237 «4 7 -1452 1224 + 415 1045 4-76 5- sin Herz a « 1629 —2626 1432 -1940 1246 + 928 II 7 + I 56 6. wei Schweif Mm 1650 -3418 1447 -28 8 1259 +18 II II 20 -645 7 ki Mistkorb Sagittarii a Saffittarii ß (Japric. 18 6 -3025 16 0 -2733 14 5 -1935 12 22 -840 8. teu Scheffel 1855 -2618 1651 -2556 1454 -1957 13 9 -10 4 9- nieu Rind 2021 -1447 1826 -1845 1631 -1713 1442 -1031 lO. niü Junefrau Grabhügel £ Aquarii 2048 -930 1857 -1443 17 4 -H43 15 16 — 926 11. hiü ß . 21 31 - 5 34 1944 -1237 1752 -1457 16 2 -11 51 12. wei First « . 22 6 — 0 19 2021 -837 1833 -1247 1643 —11 40 «3. 8chi Opferherd a Pegasi 23 5 +15 12 21 26 4- 5 16 1946 - 147 18 4 -428 14 pi Mauer Androm. 0 8 +29 5 2229 + 18 16 2054 -f- 9 7 19 19 + 313 15- kuei Sandale Anarom. I 10 +35 37 2325 +2436 2149 +1410 20 15 + 64 488 VII. Kapitel. Zeitreclinung der Chineaen und Ji^aner.' . ■ ■ ■ Bedeatnng Haaptstern Position .des HanptBterns für | Name " L 2000 D. Chr.. 1 V. Chr. 2001 V. Chr. 4001 V. Chr. Rekt. Dftkl. Rekt DekL Rekt! Dekl. Rektf Dekl. hm! 0 ' m h m 0 ' h m 0 ' 1 h m 0 ' leJleu 1 Schnitterin a Arietis 2 7 42328 020 413 0 2239 4 157 2058 -7 34 Getreide- ly.wei 1 wächter 41 . 2 50 427 16 059 41734 23 18 4 626 2138 -40 Unter- gehende Sonne i8. mäo 71 Tauti 3 47 424 7 154 4^1557 0 II 4 5«» 2232 -63 19. pi Netz a « 436 41631 245 -1-10 15 I 2 — 027 2322 —10 51 20. tsui Mund der Er- X Orionis 5 35 4 956 3 47 6 10 ^ 5 - 155 028 —1242 21. ts'an habene a 5 55 4 725 4 8 4 4 35 2 27 -244 050 -13 8 22 tsitig Brunnen ft Gemin. 623 -1-2231 423 42046 231 4135« 048 4 3 33 23 kuei die Manen d Cancri 845 418 9 647 423 14 448 4-2245 254 +1644 24. lieu Weide ^Hydrae 855 4 5 57 7 8 + 11 33 518 412 IG 33»!+ 73» 25. sing 26 tachang Gestirn '« y, 928 -839 7 49;- I 37 6 8 4 I 10 428— 056 Netz i „ .10 II —1221 833;- 3 45 6534 III 5 I3i-+- 125 27. y* Flügel l^Crateris II 12 -2249 9 35 -1239 80-56 6 23 - I 34 28. *5cÄew Wagen Id Corvi 1230 -1631 1049- 523 9 9 + 4 23 7 25 -»^10 54 Mehrere Namen der Stationen lauten nahezu gleich und können nur durch die ihnen zugehörigen Zeichen sofort erkannt werden ; aus diesem Grunde wurden die Zeichen in der autographierten Beilage sub III beigefügt. — Wie schon in der Einleitung angegeben, wird jedes Mondhaus durch eine Anzahl Sterne dargestellt, welche eine kleine Fläche des Himmels und den jährlichen Weg des Mondes innerhalb derselben begrenzen. Um die Intervalle zwischen den einzelnen Stationen abschätzen zu können, wurde bei jeder Station in der obigen Tabelle einer der Sterne, etwa der zentrale oder der hellste, herausgehoben und als Hauptstern der betreffenden Station bezeichnet. Für das »Jahr 1 v. Chr. ergaben sich die Intervalle zwischen diesen Hauptstemen, in chinesischen Graden ausgedrückt, wie die Tabelle auf der nächsten Seite zeigt. Die chinesischen Schriftsteller machen von den Mondstationen bei ihren Zeitangaben, besonders den astronomischen, Gebrauch, indem sie den Ort der Sonne in den sieu angeben. So heißt es im Heurhun- schu bei der Erwähnung der Sonnenfinsternis vom 9. März 53 n. Chr.: „Es war in der östlichen Mauer (jpi) bei 5 Grad." Mit Hilfe der 4 Kolumnen der Sternörter in der oben stehenden Tafel schätzt man den Ort der Station 14. (pi) a Androm. für 53 n. Chr. auf etwa 338<* Eektaszension ; die Sonne stand nach der chinesischen Angabe 5^ ent- fernt, bei 3430. Die Berechnung des Sonnenortes für die genannte Zeit mittelst Neugebauers Tafeln gibt 348*^. Bei der Sonnenfinsternis vom 30. April 40 n. Chr. merkt dieselbe Quelle an: „Es war in der § 183. Mondstatioiien. Wablzyklus. Die Perioden tsebang, pu, ki. 489 Stationen Rektasz. Chines. 1 V. Chr. (irade Inter- valle , Stationen Kektasz. 1 V. Chr. Chines. («rade Inter- valle I. kio 175* 3/7 178.180 »3.59* 15. kuei 35i®i7'3 356.39* 14.14^ 2. k*ang 187 20.2 190.06 1 1.88 16. leu 4 59.4 506 13.92 3-ii 196 10.3 199.02 8.96 17. wei 14 43 6 1494 9.88 4. fang 211 49.9 214.91 15.89 18. mao 28 34.7 28.99 14.05 5. sin 218 3.6 221.23 6.32 19. pi 41 13-8 41.83 • 12.84 1 6. loei 221 46.1 224.99 3.76 20. tsui 56 46.1 57-59 ' 15.76 1 7. ki 239 59-3 243.47 18.48 21. ts'an 62 6.7 63.01 5-42 8. teu 252 49.9 256.51 »3-04 22. tsing 65 48.1 66.76 ' 3-75 9. nieu 276 34.0 280.58 24.07 7.82 23. kuei 101 52.4 10335 36.59 1 io# niü 284 16.2 28840 24. Heu 106 53.3 108.44 1 5.09 i 11. hiü 295 58.3 300.27 11.87 25. sing 117 8.5 118.84 10.40 12. tr«t 305 197 309.76 9-49 26. tschang 128 13.6 ! 130.09 11.25 1 13. 8Chi 321 306 326.18 16.42 27. y» 143 So-4 145.93 15.84 14. !>• 337 21. 1 342.25 16.07 28. tschen 162 13.9 : 164.59 18.66 Zusammen : ' 365.25 Behausung der untergehenden Sonne, bei 7 Grad". Station 18. mao (untergehende Sonne) steht für die genanhte Zeit etwa bei 29^ Rekt., die Sonne stand also bei 36^. Nach Neugebauers Tafeln ergibt sich der Sonnenort zu 35^ Eekt. Ein chinesischer Kalender für 1723 n. Chr. bezeichnet den Anfangstag des chinesischen Jahres, den 5. Februar, als einen Tag, an welchem die Sonne in der Mondstation niü (10.) bei 7^1^^ stand. Für 1723 folgt « Aquarü (Station 10) ungefähr 308,2^ Rekt., der Sonnenort also 316*^; die astronomische Rechnung gibt 318<> Rekt. Aus den obigen Tafeln ersieht man auch, wenn man die Sterü- örter der Mondstationen mit der berechneten Stellung der Zodiakal- zeichen vergleicht, welche Stationen zu irgendeiner Zeit mit den 12 Zodiakalzeichen zusammengefallen sind. Für die Gegenwart fallen die Stationen in folgender Weise mit den Zeichen zusammen: 14. pij 15. kuei mit dem Widder 16. leu, 17. weiy 18. mao mit dem Stier 19. pij 20. tsui^ 21. ts'an mit den Zwillingen 22. tsing mit dem Krebs 23. kueif 24. Heu, 25. sing mit dem Löwen 26. tschangj 27. i/i mit der Jungfrau I 28. tschen, 1. kio mit der Wage , 2. k^ang, 3. ti mit dem Skorpion ' 4. fafig, 5. sin, 6. wei, 7. ki mit d. Schützen 8. teu mit dem Steinbock ' 9. m6u,10.nm^ll./ittimitd. Wassermann . 12. wei, 13. seht mit den Fischen. Die Mondstationen gehören zum alten Inventar der chinesischen (Chronologie. Bei den Schriftstellern lassen sich dieselben, w^ie Albr. Webeb gefunden hat , nicht über 250 v. Chr. zurück verfolgen , und 490 VII. Kapitel. Zeitrechnung der Chinesen und Japaner. Webeb setzt deshalb ihre Einführung in die Zeit der Hau. Allein es ist kaum zweifelhaft, daß die Kenntnis der Stationen sich in China schon viel früher verbreitet hat, wenn man damit auch vielleicht nicht, wie BioT, bis in die Zeit des Yao zurückgehen muß. Die Mondstationen haben sicher schon während der Ausbildungszeit der chinesischen Jahr- form eine wichtige Eolle gespielt, indem mit ihrer Hilfe die Aus- gleichung des Mondjahres mit dem Sonnenjahre oder, spezieller definiert, der 24 isie-Fi mit der Mondbewegung bewerkstelligt wurde. Nach- dem die Chinesen aus den Beobachtungen gefunden hatten, daß in je 19 Jahren 7 Mond-Schaltmonate einzulegen seien, um mit dem Sonnen- jahre (den Jahreszeiten) in Übereinstimmung zu bleiben, also nachdem sie 19 • 12 Fi oder 228 Fi = 235 Monaten gesetzt, d. h. den METONSchen Zyklus gefunden, gingen sie, wie F. Kükneet entwickelt hat, auf die Gleichung 326 Fi == 336 Mondmonate über, d.h. auf die Annahme 28 • 12 Mondmonate = 27 Vg * 12 Fi, oder 28 Mond- jahre = 27 ^/fi Sonnen jähre. Hieraus lernte man den täglichen Betrag des Zuwachses genauer kennen, um den der Mondmonat g^en die Fi vorauseilte, und man konnte auf diese Weise eine bequeme Begel für das Einlegen der Schaltmonate finden. Die Chinesen besitzen einen Zyklus von 12 Tagen, welcher irgend eine astrologische Bedeutung hat und gewöhnlich Wahlzyklus ge- nannt wird. Der Zyklus steht in Beziehung zu den 24 tsie-Fi, indem die 12 Zeichen dieses Zyklus mit jenen Monatsabschnitten in der Weise verbunden werden, daß der letzte Tag eines Fi (des geraden teie-Fi) und der erste Tag des folgenden tsie (des ungeraden tsie-Fi) unter ein und dasselbe Zeichen kommen. Die Namen der 12 Zeichen und ihre (verbale) Bedeutung sind folgende: 1. Fien, errichten 7. p*o, brechen 2. tschu, ausschließen O^orhalle) 8. wei, gefährlich (First) 3. man, voll oder Fülle 9. tsek'mg, vollenden 4. ]p'ing, das Gleichmäßige 10. scheu, empfangen 5. ting, das Bestimmende 11. Fai, öffnen 6. tschi, ergreifen 12. pi, schließen. Ulügh Beg hat angegeben, daß 4 von diesen Tagen als unglückliche, 4 als glückliche, 2 als sehr unglückliche und 2 als sehr glückliche gelten. Indes trifft diese Anwendung des Zyklus nicht zu, wie neuere chinesische Kalender zeigen. F. Eühnebt hat eine Begel angegeben, mittelst welcher man die Ordnungsnummer des Tages (in obiger Beihe) finden kann, wenn der zyklische Tag des Sexagesimalzyklus und das tsie-Fi für ein Datum gegeben sind. Man dividiert den zyklischen Tag des Datums durch 12 und subtrahiert vom bleibenden Reste § 188. Mondstationen. Wahlsyklus. Die Perioden tscbang, pu, ki. 491 (wenn 0 bleibt^ so ist der Eest = 12 zu setzen) eine der nachstehenden Zahlen je nach dem tsie-kH, in welches das Datnm fällt , nnd zwar ffir die Abschnitte (s. diese S. 470) von ta-me bis (exkl.) siao-han 0 „ »iao'han „ „ Vi-tsch'ün 1 „ li-tsch'ün ,, „ king-tschi 2 „ king-tschi ,, „ ts'ing-ming 3 „ ts^ng-ming ^ „ li-hia 4 y, li-hia „ „ mang-tschung 5 „ mang-tschung ,, ^ siao-schu 6 „ siaO'Schu ^ „ U-ts'ieu 7 ^ li'ts'ieu „ „ pe-lu 8 „ 2)e'lu ,, „ han-lu 9 „ han-lu „ „ li-tung 10 „ li-tung „ „ ta-me 11 Im Jahre 1888 n. Chr. fängt das chinesische Jahr am 12. Februar {= 31. Januar jul.) an; der zj^klische Tag des 1. Januar jul. ist ktiei-tvei 20, daher der zyldische Tag des 4. Tages im 1. Monate (15. Februar greg.) = ping-schin 53. Das U'tseh'iln (Frühlingsanfang) Uegt bereits vor dem Datum 4. Tag 1. Monat (am 4. Februar), daher ist aus der vorstehenden Tabelle die zum Abschnitte U-tscWün — khig-tschi ge- hörige Zahl 2 zu entnehmen. Man hat also 53 : 12, Eest = 5; vom Rest 5 subtrahiert 2, gibt Ordnungsnummer 3 = man. Zum 4. Tage des 1. Monats des 14. Jahres Kuang-siü (d. i. 1888 n. Chr.) gehört also der Wahlzyklus-Tag man. Zuletzt erübrigt noch eine Bemerkung über die drei Perioden tschang, pu und ki, welche bei chinesischen Chronologen vorkommen. Man hat früher, nach Gattbll, der sich mit der /Slin-^wn^r-Chronologie beschäftigte^, angenommen, daß die Periode pu das Vierfache des METONSchen Zyklus, nämlich 76 Jahre sei, und die Periode ki das 20 fache iespu, nämlich 1520 Jahre. Einige chinesische Quellen geben aber an, daS ein pu = 72 Jahre, und ein ki = 20 pu = 1440 Jahre sei. Nach F. Kühnebt sind die beiden Perioden folgendermaßen zu erklären. Der Unterschied des tropischen Sonnenmonats gegen den Mondmonat ist 30,43 685 — 29,53 057 = 0,90 626 Tage oder sehr nahe *•/,, Tage pro Monat. Nach 32 Monaten macht der Unterschied wieder einen Mondmonat (29,00032 Tage) aus. Tsching-schi sagt daher, daß 1) Observations nuUhim. astron. giogr, chroncl, par P. Et. Souciet, T. II, 1732, S. 7 — 20. — Über die Erklärung der drei Perioden s. auch E. Chavannbs, Le Calendrier des Yn (Joum. asiaiiquef 1890, S. 463 und Append. III der Herausgabe der „Histar. Denkwürdigkeiten des Se-Ma Ts'ien", vol. III, 1898). 492 VIT. Kapitel. Zeitrechnung der Chinesen und Japaner. meist nach 32 Monaten ein Schaltmonat einzulegen sei. In einem Jahre steigt der Unterschied auf 10,875 Tage und in 72 Jahren be- trägt er 783 Tage, oder 27 • 29 Tage, d. h. nach je 72 Jahren ist er gleich dem Produkt der Umlaufszeiten in den beiden Bewegungserscheinungen des Mondes, nämlich der siderischen und synodischen Umlaufszeit. Ein pu bedeutet also den 72 jährigen Zeitraum, nach welchem der Unter- schied zwischen dem tropischen Sonnenjahre und dem Mondjahre sehr nahe dem Produkte der siderischen und synodischen Umlaufszeit des Mondes gleich wird. Das 20 fache pu^ die Periode ¥i = 1440 Jahre, hat die Eigenschaft, daß sie 261 Sexagesimalzyklen darstellt (27 . 29 . 20 = 15 660 : 60 = 261). Die Periode kann also als ein Zyklus angesehen werden, in welchem der Unterschied zwischen dem Sonnen- und Mond- jahre immer ein Vielfaches von 60 Tagen darstellt. Die Periode tschang endlich ist der Betrag von 19 Lunisolar jähren ; nach jeder solchen Periode erneuern sich die Relationen zwischen dem Eintritt der Neumonde und den Anfängen der Vi (der geraden Monatsabschnitte). § 134. Bemerkungen zur Geschichte des chinesisch-japanischen Kalenders. Wie die Jahrform bei den Chinesen in der alten Zeit beschaffen war, läßt sich nicht mehr übersehen. Die altklassische Literatur, die darüber manches enthält, ist vielfach zei'stört, insbesondere durch die um 212 V. Chr. auf Befehl Tschin-schl-hoangs vorgenommene Bücher- verbrennung, und konnte in den späteren Jahrhunderten nur teilweise ersetzt werden. Einzelne Stellen der klassischen Bücher, wie des Schu'Jcing, die darüber belehren wollen, sind dunkel'. Die Kommen- tare und späteren Schriftsteller neigen infolge der bei den Chinesen üblichen Ehrfurcht vor dem Alten zu sehr zu der Annahme, das bessere Wissen sei den schon entlegenen Zeiten beizulegen ; aus dem Studium der Schriftsteller allein wird sich deshalb kaum ein richtiges Bild über den Zustand des alten Kalenders gewinnen lassen. Die Dokumente der alten Literatur, welche entscheidend eingreifen könnten, sind bis jetzt noch wenig durchforscht worden. Was sich aus dem astronomischen Wissen der Chinesen der alten Zeit für den Kalender ergibt, lautet wenig günstig. Die Astronomie ist in China zwar sehr alt, aber der Fortschritt in dieser Wissenschaft nur ein sehr lang- samer gewesen und die Kenntnisse der Chinesen hierin haben sich 1) Konfutse schrieb den Schu-king (im 5. Jahrb. v. Chr.) nach älterem Material. Bei der Bücherverbrennung ging das Werk verloren; erst um 140 v. Chr. wurde ein Rest gefunden, aus welchen Ngan-kuo 58 Bücher wiederherstellte; doch ge- langte diese Redaktion erst fast 600 Jahre später zur Anerkennung t^ilwelser Echtheit. § 1 34. Bemerkungen zur Geschichte des chinesisch-japanischen Kalenders. 493 über ein gewisses Niveau nicht erhoben. Die Kenntnis gewisser astro- nomischer Perioden scheint schon früh bei ihnen vorhanden gewesen zu sein. Unter diesen ist besonders die 12 jahrige Jupiterperiode auf- fallend, weü wir diese bei den Indern (s. S. 374) als wichtige Jahr- form kennen gelernt haben. Jupiter führt den bezeichnenden Namen „Jahresplanet", ,,Ordner des großen Jahres" (s. Anm. 2, S. 451); die 12 Jahre, nach welchen di^er Planet ungefähr in dieselben Stellungen in den Sternbildern wiederkehrt, haben in den altchinesischen Trak- taten besondere Namen; jede jährliche Stellung wird durch eines der Mondhäuser definierte Dieser 12jährige Jupiterzyklus scheint bei den Chinesen indes nur eine astrologische Rolle gespielt zu haben, während er bei den Indem in die Kalenderpraxis überging. Sie sind femer Jahrhunderte lang trotz vielfacher Versuche nicht darüber hinaus gekommen, eine zyklische Vorausberechnung der Neumonde zu finden ; erst zu Anfang des 6. Jahrh. . n. Chr. wußten sie, daß sich die Sonne nicht gleichmäßig schnell bewegt, im 7. Jahrh. lernten sie das Mondapogäum kennen, und erst im 17. Jahrh. ^aren sie in der Kalender- kunde so weit, daß sie richtige Kalender konstruieren konnten, und dies nur infolge europäischen Einflusses. Es steht daher wenig mit den Tatsachen im Einklang, wenn die chinesischen Schriftsteller die Kenntnis des Sonnenjahres von 365^4 Tagen schon den alten Zeiten zuschreiben, womöglich schon unter Tao setzen. Wir haben gesehen (Einleitg. S. 67—70), daß die Jahres- länge 365V4 Tage für primitives Wissen nicht so schnell eriangbar ist. Dagegen muß zugegeben werden, daß die Versuche, ein Lunisolar- jahr aufzustellen, bei den Chinesen sehr alt sind; es muß aber eine beträchtliche Zeit erfordert haben, ehe sie die Haupteinrichtungen ihres Kalenders, an denen sie fernerhin fortwährend festhielten, ge- funden hatten. Daß sie sich zeitweise mit ihrem Kalender sehr in Verwirrung befunden haben , geht z. B. aus dem XXLL Kapitel der „Histor. Denkwürdigkeiten" des Se-Ma Ts'ien hervor (s. die unten zitierte Ausgabe von Chavannes T. HI S. 820). F. KüH^'EBT hat versucht, von theoretischen Betrachtungen ausgehend, die vermutliche Entwicklungsart der chinesischen Jahrform darzulegen. Ich muß den Leser auf diese Arbeit verweisen. Hervorzuheben ist daraus, daß F. KüHNEBT für die Zeit vor Yao, oder vielmehr für die vorhistorische 1) Die Namen dieser 12 Jahre fUhre ich nach den .Hibtorischen Denkwürdig- keiten* des Se-Ma Ts'iex hier an: 1. scho-fi-ko, 2. tan-ngo, 3. tsche-siu, 4. 'fl- hoang-lOj 5. toan-tsang, 6. hie-hia, 7. eoan-fatt. 8. tso-ngo, 9. yen-meu, 10. ta-yuen- hien, 11. k'oan-ioan, 12. UcK e-fen-jo. (s. Les wemoires historiques de Se-Ma Tsten, traduits et annot^i p. Ed. Cuavaxnes, T. III, S. 356 u. Append. III, S. 653, I ans 1898.) — FUr Venus nehmen die alten chinesischen Astronomen 8 Jabre 220 Tage, für Saturn 28 Jahre als Rückkehrzeiten an. 494 yil. Kapitel. Zeitrechnung der Chinesen undJapuier. Epoche y deutliche Sparen eines Jahres von 360 Tagen findet.' Die alten Autoren unterscheiden ein 360 tägiges Jahr, das sie mi nennen, Ton dem Mondjahre, welches nieu genannt wird ; sie sagen, daß ersteres um 6 Tage größer sei als das Mondjahr. Man ging Bher bald auf ein Jahr von 366 Tagen über. Anfänglich wären nämlich die 4 Jahres- zeiten zu 90 Tagen, der Monat zu 30, gerechnet' worden; als die Länge des Sonnen jahres ungefähr bekannt wurde, vergrößerte man die Länge der 12 tsie-k'i um einen Tag gegen den Mondmonat, d. h. 29^8 4- 1 = 30 Vä Tage und erhielt ein Jahr von 360 + 6 = 366 Tagen; der 12tägige Unterschied gegen das Mondjahr wurde in 3 jährigen oder 5 jährigen Intervallen durch Schaltungen berücksichtigt. Dieser Zustand des chinesischen Jahres habe noch zu Taos Zeit bestanden; erst der letztere Kaiser ordnete den Gebrauch abwechselnd 29 und 30 tägiger Monate und 3 jährige Schaltungen an. Das 360 tägige Jahr würde also die Basis für den Ubei^ang von einer rohen, unentwickelten Zeitrechnungsform zu einem Lunisolarjahr gebildet haben. Man muß sehr wahrscheinlich dieses Jahr im Sinne als „Rundjahr'' verstehen, in welchem ich es in diesem Buche überall aufgefaßt habe (s. Einleitg. S. 69), da der Gebrauch eines Jahres von nur 360 Tagen bei einem ackerbauenden Volke wie den Chinesen in kurzer Zeit von selbst un- möglich geworden wäre. Ebenso alt wie die Bestrebungen der Chinesen, ein brauchbares Lunisolarjahr zustande zu bringen, ist die populäre Fassung ihrer Er- gebnisse in dieser Beziehung, nämlich die Konstruktion von Kalendern. Nach dem SchurUng hätte schon Yao den Grund zu einem Normal- kalender gelegt. Unter diesem Kaiser, angeblich sogar schon vor ihm, wurde das Fin-fien-Hen, das Kollegium der himmlischen Angelegen- heiten, gegründet Diese Institution (von den Europäern das mathe- matische oder astronomische Tribunal genannt) hat die Aufgabe, den Normalkalender (hoang-li) herauszugeben und die astronomischen Er- scheinungen zu berechnen und zu beobachten. Dem Institute steht das historische Tribunal zur Seite, welches hauptsächlich die Geschichte der Dynastien registriert und die Beichsannalen weiter fortführt ; aus den letzteren sind auch die Änderungen ersichtlich, welche im Kalender- wesen im Laufe der Zeiten vorgenommen worden sind. Als die Mon- golen sich Chinas bemächtigt hatten, kam das mathematische Tribunal unter die Leitung mohammedanischer Astronomen. Unter den letzten vier Kaisem der Ming-Dynastie gewannen allmählich die Jesuiten einen dauernden Einfluß auf das mathematische Tribunal. Insbesondere gelang es dem Pater A. Schall (1622), das im Verfall befindliche Kalenderwesen auf grund europäischer astronomischer Tafeln neu zu ordnen; seit seinem Nachfolger P. Verbiest (1669) haben sich die Jesuiten als Leiter des chinesischen Normalkalenders bis ans Binde §134. Bemerkungen SEur Geschichte des chinesisch-japanischen Kalenders. 495 des 18. Jahrb. zu behaupten gewußt. In der neueren Zeit wechselte der europäische Einfluß auf das mathematische Tribunal je nach den politischen Strömungen, die Europäer wurden mehr oder minder ver- drängt, jedoch haben die Chinesen die Haupterrungenschaft, die ihnen durch die Jesuiten zugeführt worden ist, nämlich die astronomischen Tafeln, beibehalten und rechnen damit, wie es scheint selbständig, ihren Kalender weiter. Der vom mathematischen Tribunal herau^egebene Normalkalender ist mit dem Siegel des Kollegiums versehen ; auf Fälschungen des In- halts sind scharfe Strafen gesetzt. Die Aufschrift des Kalenders kenn- zeichnet seinen amtlichen Charakter; im Titel des auf das 14. Jahr Ktmug-siü lautenden Kalenders z. B. ist vermerkt: „Von dem astro- nomischen KoUegium nach dem auf Befehl des Kaisers veröffentlichten schu'li'tsing'iün bearbeiteter und approbierter kaiserlicher Kalender zur Verteilung für das Eeich". Der Inhalt eines Normalkalenders ist folgender: er enthält für den Meridian von Peking das Datum und die nähere Zeit der Eintritte der tsie-Jc'i, die Dauer der Monate und die Länge des Jahres, für jeden Monat die zyklischen Zeichen des Sexagesimalzyklus, femer für jeden Monatstag die zyklischen Nummern resp. Zeichen, das dem Tage zugehörende Element und das Zeichen der Mondstation (um den Wochentag des gregor. Kalenders bestimmen zu können, s. § 127); weiter die Kennziffer des Jahres im Sexagesimal- Zyklus und im 12jährigen Tierzyklus, außerdem vielerlei Notizen astrologischen, meteorologischen und allgemeinen Inhalts. Die Privat- und Provinzialkalender benützen den Reichskalender, erweitem aber gewöhnlich die astrologischen und anderweitigen Beiträge. Die Entwicklung des Kalenders in Japan ist nur seit der Zeit des Eindringens der chinesischen Jahrform bekannt; über das alt- japanische Zeitrechnungswesen bestehen nur Vermutungen. Aus der Verehrung der Naturgötter der alten Shinto-B^ligion läßt sich kein Schluß ziehen, ob ein Sonnen- oder ein Mondjahr das ursprüngliche in Altjapan gewesen sein kann. Deutlicher spricht für eine ehemalige Mondverehmng, eventuell für ein Mondjahr die Heiligung des 15. Tages im 8. Monat und des 13. im 10. Monat, sowie insbesondere die Heiligung der 8., 15. und 23. Monatstage (der Neumonde) bei den Buddhisten Chinas und Japans. Die alte Zeitrechnung muß wohl recht unvollkommen gewesen sein, da im 7. Jahrh. n. Chr. schon der chinesische Kalender angenommen wurde. Bbamsek hat aus dem Um- stände, daß für die Herrscher vor Xin-toku Tennö (311 n. Chr.) fabel- haft große Alterszahlen angesetzt werden, geschlossen, daß man nach iSonnenhalbjahren (von Äquinoktium zu Äquinoktium) gerechnet habe, eine Hypothese, die mir nicht sehr glaublich erscheint. Als ziemlich verbürgt darf man annehmen, daß nach Mitte des 3. Jahrh. n. Chr., 496 VII. Kapitel. Zeitrechnting der Chinesen und Japaner. unter (Jjin Tenno die erste Kenntnis chinesischer Werke durch die alten Beziehungen zu Korea nach Japan gelangt ist , und daß die Rechnung mit dem Sexagesimal-Zyklus wahrscheinlich im 10. Jahre der Kaiserin Suiko Tenno (602 n. Chr.) durch chinesische astronomische Werke dort bekannt wurde. Als sicher gilt, daß im 6. Jahre Jtio Tenno (692 n. Chr., nach dem Kuoywa-tßii-reki 690) der chinesische Oen-ha-reVi (d. h. Öenia-Kalender) in Japan eingeführt wurde. Dieser Kalender blieb nur 4 Jahre im Gebrauch , da er dann schon .einen halben Tag von der wahren Zeit abwich. Es folgte nun die Annahme einer Reihe anderer chinesischer Kalender, wie des Oi-ho-reki (697 n. Chr.), des Taty-epi-reki (764), des Oo-Tci-reki (858), des Sem-meü-rehi (862), welche aber alle bald erhebliche Abweichungen gegen die wahre Zeit zeigten, wohl der beste Beweis, wie unvollkommen die chinesischen Kalender damals noch waren. Am längsten erhielt sich der letzt- genannte im Gebrauche, durch 823 Jahre, bis 1684 n. Chr., bis der- selbe nahe um 2 Tage gegen die wahre Zeit abwich. Damals (im 1. Jahre Jo-Myos, 1684 n. Chr.) verfaßte Yasui Santetsu Minamoto- no'ShunTcai den ei*sten einheimischen Kalender, den Joiit/ö-Kalender, welcher 71 Jahre lang gebraucht und 1754 durch den Hö-reVi-Tcd-shu- reki verdrängt wurde. Letzterem folgte 1797 der Ä'i^an-sei-Kalender, und diesem 1842 der Tem -jpö -yi?iin - Kalender. Im 5. Jahre Meiji, 1872, wurde die Einführung des gregorianischen Kalenders in Japan beschlossen. Der 31. Dezember 1872 war damals der 2. Tag des 12. Monats; da die Reform am 1. Januar 1873 ins Leben treten sollte, mußte man im alten Kalender also die folgenden 27 Tage des 12. Monats weglassen, und man setzte den 3. Tag des 12. Monats = 1. Tag des 1. Monats des 6. Jahres Meijl = 1. Januar 1873 — ein radikaler Vorgang, der anfänglich einige Unzufriedenheit im Volke hervorrief ; doch fand diese Neuerung schließlich gleichen Eingang, wie die zahlreichen anderweitigen damals geschaffenen Reformen. Von der Regierung werden seitdem zwei Kalender )ierausgegeben : der Son-reki (der Hauptkalender), welcher für den Meridian von Tokio die Kalenderdaten, gegründet auf das Zahlenmaterial der euro- päischen astronomischen Jahrbücher, gibt, und der Byaku-reki^ welcher den Volkskalender darstellt. Der erste gedruckte neue Kalender er- schien 1874. Den gregorianischen Kalender nennen die Japaner Tai- yo-reki, Sonnenkalender, zur Unterscheidung von dem alten Tai-hi-reki, dem Mondkalender. In den neuen Kalendern läßt man die Daten des Mondkalenders mehr oder weniger vollständig mit den gregorianischen parallel laufen. Auch mit der europäischen Tageseinteilung haben 3ich die Japaner allmählich befreundet. Durch ein Jahrtausend hatten sich die Japaner mit der W^asseruhr (ro-koku) zur M^ung der Doppel- stunden begnügt; unter dem Diktator Taiko Sama (Ende des 1 6. Jahrh.) § 135. Literatur. 497 kamen mechanische Uhren aus China nach Japan ; die erste europäische Uhr soll im zweiten Viertel des 19. Jahrh. in der MilitÄrschule zu Numadzu eingeführt worden sein. Gegenwärtig finden die europäischen Taschenuhren immer wachsende Verbreitung. § 135. Literatur'. Hauptwerke. Gaubil, TraitS de la Chronologie Chinoise {Mim, eoncem. lea Chinois^ T. XVI, Mim, d. Vacad. ä. Inscript). — Gaubil, Histoire de V Astronom. ClUnoise {heitres edifiantes, T. 26, 1783). — Fb£kbt, De VantiquiU et de la certitude de la chrotioL chinoise {Mim. d. Vacad, d, Inscript.y T. X, XV, XVllI, 1736, 1753, 1773). — Soücikt, Observations mathim. astron. giogr., tir^es des anciens livres chinoU, Paris 1729 — 32, T. I— III. — L, Ideleb, Üb. die Zeitrechnung der Chinesen {Äbhdlg. d, Berlin. Akad. d. ir., phil.-hist. KL, 1837). — H. Fbitscue, Chi Chronology and the Con- struction of the Calendar with special regard to the Chinese computation of time compared with the European j Petersburg 1886. — P. Petbo Hoang, De Calendar io Sinico variae notiones, Calendarii Sinici et Europei coticordantia, Zi-Ka-Wei 1885. (Die letztgenannten Werke von Fbitsche und Pater Hoang sind vornehmUch zur Einführung in die technischen Details des chinesischen Kalenders geeignet). — E. W. Clement , Japanese Calendars {Transact. of the Asiatic Society of Japan, vol. XXX, part 1, Tokyo 1902). Spezielle Gegenstände. E. B. Knobel, Notes on an ancient Chinese Calendar j London 1882. — F. KüHNEBT, Üb. die Bedeutung der drei Perioden tschang y pu, ki, sowie üb, d. Elementen- u. d. sog. Wahlzyklus b. d. Chinesen (Sitzgsber. d. Wien. Akad. d. W., phil.-hist. KL, 125. Bd., 1892). — E. Chavannes, La chronol. chinoise de Van 238—87 av. J. C. {Toung Pao, VII, 1896, S. 1—38 u. 509); Le calendrier des Yn {Joum, asiatique, 8. Ser., XVI, 1890, S. 463). [Beide Abhdlgn. üb. Schaltungs- wesen in den betr. Zeiten]. — F. Kühnebt, Heipt bei den Chinesen jeder einzelne Solar-temi tsiet-khi? (Zeitschr. d. Deutsch. Morgenl. Ges., 44. Bd., 1890, S. 256). — L. Ideleb, Üb. d. Zeitrechn. von Chatä u. Igur (Abhdlg. d. Berl.Akad, d. )!*., 1882). Entwicklung und Geschichte des chines.-japan. Kalenders. F. Kühnert, Der chines. Kalender nach Yao^s Grundlagen u. die wahrschein- liche allmähliche Entwicklung und Vervollkommnung desselhen\i2oung Pao,Jl,lS^l, S. 49—80). — Chalmebs, Dissertation on the Astron. of the ancient Chinese (J. Legge's The Chinese Classics, vol. 111 90, The Shoo-king). — a. Gaubil, Souciet a. a. 0.; Ideleb a. a. 0. Nachträge V, IX, X. — J. B. Biot, Etudes sur V Astron. indienne et sur V Astron. chinoise^ Paris 1862. — Plath, Chronol. Grundlage d. alten chines. Geschichte {Sitzgsber. d. bayr. Akad. d. W., I. Kl., 1867, II). — E. C. Bbidgeman, 1) Vgl. auch die Literatur-Angaben in den Anmerkungen. Ginzel, Chronologie I. 32 498 VII. Kapitel. Zeitrechnung der Chinesen und Japaner. Chronol. of the Chinese, their era and mode ofreckon. hy cycles (Chinese Reposiiory, X, 1842, Canton). — Th. Fergüsson, Chinese Besearches L Chinese Chronol. and CydeSy London-Shanghai 1880. Tafeln. 8. H. Fritsche a. a. 0., Ideler a. a. 0., Petro Hoano a. a. 0. — W. F. Mayers, Chinese Chronol. Tahles (Joum. of the North China Branch of the Bo»/. Asiat. Soc., n. Ser. 4, 1867). — W. Brahsen, Japanese Gvronol. Tahles from 645—1S73 A. D. M'ith an introduct. essay on Japan. Chronol. and Cdlend., Tokyo 1880. Feste. 11. Morrison, A View of China for philological purposes, 1817, Macao, S. 105. — J. W. YoüNo, de Feestdagen der Chineezen door Tshoa-tse-koan. (Tijdsehr, v. indische Taal-Land- en VoUcenkunde, XXXII, 1889). — F. A. Junker v. Langbgg, Mideuho-gtisa, Segenbringende Beisähren, III, 1880, Leipzig, S. 293 — 434 [Japanische Feste, Legenden und Festgebräuche]. — B. H. Chamberlain, Things Japanese, being notes on varioiis subjects connected toith Japan, London 1902, S. 157. — J. Edkins. Chinese Buddhisme, London 1880, cap. X, S. 605. Astronomisches und allgemeine Darstellungen. 8. Gaübil a. a. O. — F. Kühnert, Das Kalenderwesen b. d. Chinesen {Österr. Monatsschr. f. d. Orient, XIV, 1888). — G. Schlegel, Uranographie chinoise, 1875, I 30, 86—485. — J. V. Langeog, a. a, 0. III 269—286 (Abriß der Japan. Zeitr.). — Weissbrodt (Ausland, 1888, S. 472) [Japan. Zeitr.]. — Edkins, The chronol. of the Chinese (China Beriete XXIII 361). Anhang. § 136. Zeitrechnung der alttürldsehen Insehriften. In den letzten beiden Dezennien haben eine Reihe von Inschriften, welche in der Mongolei, im Gebiete des Jenissei, der Tola, zwischen den Seen Koscho-Zaidam und Kökschün-Orchon, gefunden worden sind, das Interesse der Sprachforscher und Historiker auf sich gelenkte Wir müssen die Datierung dieser Inschriften hier erwähnen, da sich dieselbe unmittelbar an die Zeitrechnung der Chinesen anschließt. Die Inschriften, die bisher gefunden wurden, stammen meist aus dem 7. oder 8. Jahrh. n. Chr.; damals befanden sich verschiedene der alttürkischen Stämme, deren Wohnsitze sich ehemals vom Aralsee bis zum Tschingangebirge ausgedehnt hatten, in einem Vasallenverhältnis zu China. In der Berührung mit der Kultur der Chinesen haben sie von diesen auch einige Eigentümlichkeiten der Zeitrechnung an- genommen. Über die ursprüngliche selbständige Zeitzählung dieser (größtenteils nomadischen) Stämme sind nur von einigen, wie den Kirgisen, Uiguren, Tataren, dürftige Nachrichten bekannt. Die Monatsnamen, welche in den alttürkischen Denkmälern auftreten, gibt schon Albiruni^, und zwar in folgender Reihe an: 1. Ulug al = großer Monat 7 . Säiizintsch ai = achter Monat 2. Kütschük ai = kleiner „ 8. ToJcuzuntsch ai = neunter „ 3. Birmtsch ai = erster „ 9. Onuntsch ai = zehnter „ 4. Äkintsch ai = zweiter „ 10. Törtüntseh ai = vierter „ 5. Ältyntsch ai = sechster „ 11. Ütschüntsch ai == dritter „ 6. Bäsckintsch ai = fünfter „ 12. Jätintsch ai = siebenter „ Diese Namen, mit Ausnahme derjenigen für den ersten und zweiten Monat, sind türkische Ordnungszahlen mit dem Zusätze ai (Monat); 1) Über die Erforscbungsgeschichte der alttürkiscben Inscbriften (Jenissei- Inscbriften) s. den iDformierenden Beriebt von C. Arendt in den Jahresher. d, Gesch. U'issensch., XVI, 1893, III. Abt., S. 483. 2) Clironol. of ancient nationSy ed. Sachau, S. 83, Col. I. 32* 500 Aiiliang:. die hier ihnen beigeschriebenen Ordnungszahlen^ lassen erkennen, daß bei Albibuni die Reihenfolge in Unordnung geraten ist und folgender- maßen berichtigt werden muß*: 1. Ulicg ai 7. Bäschhitsch ai 2. KütschüJc ai 8. Altyntsch ai 3. Birintsch ai 9. Jätintsch ai 4. ÄJcintsch ai 10. Säkidntsch ai 5. Utschüntsch ai 11. Tokuzuntsch ai 6. Törtäntsch ai 12. Onuntsch ai Das Jahr begann also zu Albibtois Zeit nicht mit dem Monate Birintsch = „ei-ster Monat", sondern diesem gingen zwei andere Monate, der „große" und „kleine" voraus, so daß der „erste" eigentlich der dritte war. Dieselbe Eigentümlichkeit haben wir schon bei den Chinesen angetroffen, welche in der alten Zeit, wo sie die Monate noch durch die 12 tschi bezeichneten, ihren ersten Monat mit dem l^. Zeichen der 12 tschi identifizierten, also die Monate tse und tscheu dem 1. Monate j/?w vorangehen ließen (s. S. 456) "*. Die Datierung der Tage in den Inschriften geschieht nach chinesischer Weise, z. B. „am 26. Tage des 10. Monats"; jedoch ist zu beachten, daß die Zahlen in einer für uns ungewohnten (übrigens auch bei einigen anderen Völkerschaften üblichen) Art gelesen werden müssen, welche Besonderheit anfänglich der Interpretation der Inschriften Schwierigkeiten bereitet hat, aber bald durch J. Maequabt aufgeklärt worden ist. Die Alttürken zählen nämlich die Zahlen über zehn in der Weise, daß sie von der auf die Einheit folgenden Zehnergruppe ausgehen (nicht wie wir von der einer Einheit vorangehenden Zehner- gruppe); sie sagen also für 11 = 1 auf 20 für 12 = 2 auf 20 für 47 = 7 auf 50 u. s. w. Demnach heißt z. B. tört jägirmi zwar „vier" „zwanzig", bedeutet aber nicht 24, sondern 4 auf 20, d. h. 14. 1) Die jetzigen Ordnungszahlen der Türkea, welche oben bei den Monats- namen von 1 bis 10 vorkommen, sind folgende: 1. = Birindschi, 2. = Ibitidschif 3. = Ütschindschi, 4. = Törtindschi^ 5. := Beschindschi, 6. = AUindschi, 7. = Je- dindschi, 8. = Sekisindschi^ 9. = Togusindschi, 10. = Onindschi. 2) J. Marquabt, Die Chronologie der älttürkischen Inschriften y Leipzig 1898, S. 30; R. B. Shaw, A sketch of the Turki language as spoken in Eastern Tur- kistan, Labore 1875, S. 75. 3) „Kleine* und , große" Monate Qfüe siao und ifile ta) haben die Chinesen ebenfalls (s. S. 473). § 136. Zeitrechnung der alttürkischeu luschrifteu. 501 Die Angabe des Jahres erfolgt in den Inschriften durch den entsprechenden Namen des zwölfteiligen Tierzyklus Maus, Ochs, Tiger, Hase, Drache u. s. w., welcher Zyklus unter den asiatischen Völker- schaften (s. Tibet, Slam, S. 404, 411) allgemein verbreitet ist und den wir auch bei den Chinesen bei der Jahresbezeichnung antreffen. Da die Anwendung eines solchen Zyklus keine Epoche voraussetzt, sondern nur die Jahresnamen sich nach 12 Jahren in derselben Folge wiederholen, so bildet der Zyklus den denkbar einfachsten Behelf für die Jahreszählung innerhalb einer gegebenen Zeitrechnung; zur Ver- gleichung eines vorgelegten Jahres mit demjenigen einer festen Ära muß man aber irgend einen Wiederkehrspunkt des Zyklus in dieser Ära kennen. Weder Albikuni noch Ulug Beg konnten hierüber Näheres in Erfahrung bringen. Der letztere, welcher in seinen astro- nomischen Tafeln über die Zeitrechnung der Chataier und Uiguren (Chinesen und Türken) handelt, sagt über das alftürkische Jahr : „Die Türken wenden auf ihre Jahre den zwölfjährigen Zyklus an, aber die Dauer ihrer Ära (d. h. der Anfang des Zyklus) ist uns nicht bekannt ^" Wir würden also wegen der Umsetzung der Datierungen in den alt- ^ türkischen Inschriften in Verlegenheit sein, wenn uns nicht chinesische Datierungen über einzelne von den Inschriften erwähnte Fakta in chinesischen Quellen gemeldet würden. So starb Kill-Tägin nach dem Texte der Inschrift K III - in einem „Schaf jähre" ; chinesische Berichte setzen dieses Todesjahr in das 19. Jahr Kai-yüan (Dynastie XIII, Tang)] dieses entspricht dem 8. Jahre sin-wei des LVIL chi- nesischen Sexagesimal- Zyklus oder dem Jahre 731 n. Chr. Bilgä- Kctkhan soll nach der Inschrift Xa 8 in einem „Hundjahre" gestorben sein; das chinesische Kang-mu gibt dafür das 22. Jahr des vor- erwähnten Kaisers K'ai-yüan, also das Jahr 734 n. Chr., dem Zyklus- jahre kia-siü entsprechend. Durch die Vergleichung solcher Daten konnten Thomsen, Radlofi^ und Marquart die Parallele der Jahre des alttürkischen Duodenar -Zyklus für das 7. Jahrh. mit den ent- sprechenden Jahren der christlichen Ära feststellen. Vorläufig kann man mit ziemlicher Sicherheit folgende Anfangsjahre für die 12 Tier- jahre des alttürkischen Zyklus annehmen: Drachenjahr = (380 n. Chr. Pferdjahr = 682 n. Chr. Schlangen jähr = 681 „ Schaf jähr = 683 ,, 1) L. A. Skdillot, FroUgomenes des tables astron. d^Oloug-Beg. Traduction et Commentaire, Paris 1853, S. 34. 2) Die bisher gefundenen Inschriften finden sich gesammelt, übersetzt und erklärt bei W. Radloff, Die alttürkischen Inschriften der Mongolei ^ Petersburg 1895, und Die alttürkischen Inschriften der Mongolei j 2. Folge: Mit Nachworten von F. HiRTH und W. Bakthold, Petersburg 1899. 11 n 502 Anbang. Affenjahr = 684 n. Chr. Rattenjahr = 688 n. Chr. Hahnjahr = 685 „ Ochsenjahr = 689 „ Hundjahr = 686 „ Tigerjahr = 690 Eber jähr =687 „ Hasen jähr =691 Dem Sinne dieser Aufstellung gemäß ist natürlich jedes zwölfte folgende oder frühere Jahr ein gleichnamiges des Zyklus; so sind Drachen- jahre die Jahre 680, 692, 704, 716, 728 .... n. Chr., Hasenjahre 691, 703 ... . 780 n. Chr., u. s. f. Für genauere Untersuchungen der alttürkischen Zeitrechnung, wie über die Frage nach der Länge der einzelnen Monate, der etwaigen Schaltung, dem Jahresbeginn u. s. w. reicht das uns von den Inschriften bisher dargebotene Material von Datierungen nicht aus. Ebenso kann gegenwärtig noch nicht mit Sicherheit festgestellt werden, ob in der Zeit, welcher die Inschriften angehören (7. — 8. Jahrb.), die Datierung sich völlig mit der chinesischen deckte. Vorläufig sind Differenzen zwischen beiden Datierungen aufgetaucht, die eher zur Annahme einer gewissen Selbständigkeit der alttürkischen Monats- und Tages- bezeichnung berechtigen. Ein Beispiel für solche Abweichungen sei hier mitgeteilt. Der oben erwähnte Todestag des Bilgä-Kakhan fällt nach der Inschrift auf den 26. Tag des 10. Monats. Nach der chine- sischen Quelle Tse-fu-yuan-kui (Kap. 975 p. 15) war der Todestag des Bügä'Kdkhan der Tag heng-siü (47. zyklischer Tag) des 12. Monats im 22. Jahre K^ai-yüan, Die Keduktion der chinesischen An- gabe gibt, wenn wir als 1. Tag des 12. chinesischen Monats den Tag wu'tse (25.) annehmen (die Reduktion kann nicht genau verbürgt werden), den 23. Tag als Todestag (21. Januar 735 n. Chr.). Demnach differiert die eine Angabe gegen die andere um 2 Monate in der Monatsangabe und 3 Tage im Datum. F. Hibth hat (im Nachworte zur Inschrift des Ton jukuk) ^ einen Erklärungsversuch dieser Differenz gegeben, auf welchen ich den Leser verweisen muß. Die Beschaffenheit der ursprünglichen Zeitrechnung der Türken der Mongolei (vor der Annahme der chinesischen) muß wohl eine sehr primitive gewesen sein, da das Sui-schu von den chinesischen Türken sagt: „Sie kennen keine Jahreseinteilung, außer daß sie das Grünen der Pflanzen als Erinnerungsmerkmal (der Zeit) betrachten". Zum Schluß sollen noch einige Bemerkungen über die Zeitzählung der den mongolischen Türken stammverwandten U i g u r e n hier Platz finden. Die Monatsnamen derselben sind uns durch üluö Bkg über- liefert'^. Dieselben lauten: 1) Bei JRadloff a. a. 0., ^. Folge, S. 123—126. 2) Skdillot, a. a. 0., S. 53; vgl. auch die im wesentlichen die DarsteHung Ulug Begs wiedergebende Abhandlung von Ideleb, Üb. die Zeitrechnung von Chatä und Igür {Abhdlg. d. Berlin. Akad. d. Jr., 1832, I. Teil, phil. higt. Kl., S.2S5,. § 136. Zeitrechnung der alttürkischen Inschriften. 503 1. Aram 7. Jetindsch 2. IJcindi 8. Sekisindsch 3. UtscMndsch 9. Tukvsind^ch 4. Turtundsch 10. Unundsch 5. Bischindsch 11. Birinkismendsch 6. Ältind^ch 12. Tschakschäbät Diese Namen stimmen, ausgenommen beim 1. und 12. Monate, sehr nahe mit den türkischen Ordnungszahlen (s. Anmerkung 1 S. 500) überein. Die Namen Aräm und Tschakschäbät sind noch nicht zu- verlässig erklärt. — Die üiguren bedienten sich zur Zählung der Jahre des zwölfjährigen Tierzyklus wie die mongolischen Türken. Bei Eeschtd-eddin, dem gelehrten Wesir Ohasans und seiner beiden Nach- folger (gest. 1318 n. Chr.), finden sich einige Vergleichungen zwischen Datierungen nach dem üiguren - Kalender und der arabischen Zeit- rechnung. Für die Eeduktion der letzteren Daten auf das christliche Datum ist in den nachstehenden Angaben der mohammedanische Volks- kalender vorausgesetzt*: Huhn jähr, Aräm = Bedscheb 671 H, = Januar/ Februar 1273 n. Chr. Pferdejahr, 21. Ikindi = 20. Dhul-kade 680 = 2. März 1282 (Montag) (Mittwoch) Affenjahr, 29. Ältindsch = 21 . Dschumddä l 6SS = 11. August 1284 (Freitag) (Freitag) Tigerjahr, 2. Ikindi == 9. Bebt I 689 = 22. März 1290 (Mittwoch) (Mittwoch) Hasenjahr, 13. Ikindi = 12. Bebt I 690 == 15. März 1291 rAif*?c.^'i*«-«i«' ^ frjii Jt 24 "^ijU fiute'tv^imj^ ^M« xxvr u Üitl ^ S«44.-y£ j \rxs » II jSpt i» Hft^A^tttf-fVOM iiiS • XI jnS ^ Siu.-4i^ 1 r5'o6 >» st ^£ A«M^-tV«^ lo^S ** io Ä^iPt:.-«» iH^o XX 9 Qä^ SieUtLö-^vm^ 1 ost xxvn xjS { JnST^^-^M*<;f ^ r<<4j •» 1^ JFgl X UL4.-NmM I iooi xxinn 47 . t^Jgi ^Gm'AisrtA <^ji XJcr 5- ^£JL.*^-iNM^ 9^4 XXIX a ßg¥»SL-,-«i* iHO$ •* 10 ^^3E J^MNMM 9J* • nr JBS ^^% CM%"" »^••ML ^^Of » Jf ^^£ 3&ai^>l»^y^iU^%Ctl IT. Wir. *EÄ^ , (,si XXXIV 7 ^3E Xm^^n^^uny Jf^O XXXWI U M5 XXXV 1B I. 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Gr. a Penei, 2. Gr. 1 1 0 1 ff ' 0 1 ff 0 / // 0 t ff 0 1 ff 0 / ff — 4000' 31435 " - 73333 3285531 -27 5 2 3294552 + 18 5029 — 3600' 31943 II - 55229 33423 17 -25 3 5 334 18 10 + 2053 10 -.3200; 32^4822 - 4 354 339 43 42 — 2256 4 338 52 49 + 23 0 3 — 2800 32951 8 2 846 3445746I-204513 3433040 +25 1020 — 2400 33452 I — 081 350 632,-183141 348 12 41 +2723 17 — 2000 3395140 + I 5724 35511 5 — 16 1631 353 0 I + 2938 3 — 1600 3445049 + 4 629 0 12 27 — 14 048 3575351 + 315346 — 1200 3495016 + 6 18 17 5 II 42 -II 4532 25536 + 34 930 — 800 3545053 + 83150 10 948 93141 8 6441 + 3624 i6| — - 400 359 53 37 + 1046 7 15 7 43 72013 132853 + 383655 0 45923 + 13 0 7 20 6 19 5 12 7 19 3 45 + 4046 16 + 400! 10 9 II + 151248 25 623 — 3 818 2453 4 + 425057 4- 800 152359:4-1723 3\ 30 838 1 943 305832 +444931 z — ijTauri(Pk gadeD),3.Gr. aAurigae (C )apella),l.Gr. 0 f ff oTauri (AldebaraD),l.Gr. Ott» 0 ; // 0 t f* 0 f ff 0 1 ff — 4000 337 54 3 — 6 2 32 349 36 52 + 20 1048 3503520 -105032 —3600 3425350 - 35143 3542641 + 2226 8 355 34 34 - 83331 —3200 34752 II — 138 0 3592145 + 2441 56 03229 — 6 16 14 — 2800 1 3524957 4- 03737 423 II + 265715 530 2 35941 2400 35748 3 + 25412 932 II + 29 II 4 1028 8 - 14450 — 2000, 24724 + 5 1044 1450 4 + 31 22 18 152743 + 027 22 — 1600 74856 + 726 14 20 18 4 + 332948 202934 + 23556 — 1200 125334 + 93941 255726 + 353218 253429 + 4 39 55 — 800 18 2 10 + 11 50 6 314921 + 372828 3043 8 + 63820 — 400 23 1537 + 135624 375446 + 39 1652 3556 6 + 830 12 0 283441 + 155730 44 14 20 + 40 55 59 41 1350 + 10 14 33 + 400 34 0 I + 175220 5048 18 + 422417 463639 +11 5023 4- 800 39 32 1 1 + 193945 5736 19 +434013 52 442, -f-13 1647 !l 0(OrioDi8(Beteigeu2e) 1 .Or. a Ursae major., 2. Gr. aGeminor.(Ca8tor), 2.Gr. 0 f ff 0 1 ff 0 f » 0 r r/ 0 1 tr 0 t If — 4000 1232 9 -13 756 213914+64 1339 22 3 39 +193622 — 3600 17 20 16 105320 2844 3 + 661837 27 2025 + 214139 — 3200 22 851 — 84250 363946 + 68 14 13 3245 9 + 234025 2800 265843 _ 637 17 453459+6957 9 381827 + 253131 — 2400 31 5032 - 43731 553559+712326 44 041 +27 1350 — 2000 364453 - 24420 664232+722834 4952 5 +2846 13 — 1600 4142 15— 05832 7842591+73 814 555229^ + 30 732 — 1200 4642571+ 039 6 91 12291+73 1917 62 I 25' + 3i 1643 — 800 5147 13+ 2 746 1033726 +73 054 68 18 4I + 32 1246 — 400 5655 9 + 32647 115 25 55 +72 1450 7441 14+325451 0 62 641 + 43525 126 1655 +71 450 81 923+3322 17 + 400 672137 + 5 33 4 136 243 -^-69 35 28 874043+333438 + 800 72 39 4o'4- 6 19 12 1444533 +6751 16 941316I + 333143 *) Die Jahre mit negativen Voneichen sind astronoroiaeh sa verstehen, alsos. B. — 4000=4001 v. Chr. (bist. Z&hlnng). — Jede Kolumne enthält den Namen des Sterns, sowie die Rektaszenaion and Deklination. 86* 544 Tafeln. ▼ora.nach'ia Canis iD%jor. (Sirius) Christus 1; i. Gr. ficCanis minor. (Procjon) l.Gr. aLeoni8(BeguluB) l.Gr. 0 1 n 0 / // 1 0 / // 0 f f* 0 1 if 0 t » — 4000 36 539'-263057 3654 9 - 055 3 6538 6 + 22 1354 —3600 4021 0 -—245022 414857 + 04413 71 26 8 + 23 4 1 — 3200 44 36 38 -2317 0 4647 8 + 2 15 3 77 1840 + 234035 — 2800 48 52 54 -21 51 17 514847 + 33643 83 14 31 + 24 313 — 2400 5310 2 -203342 565355 -h 44832 89 1228 -f 24 XI 40 2000 572813 — 192438 62 2 23 + 5 49 54 95 11 10 + 24 5 55 — 1600 61 47 31 - 182425 671356 + 64015 loi 9 19 + 5346 7 — 1200 66 758 -173327 72 28 9 + 719 7 107 5 39 + 231235 800 702929 — 1652 I 77 44 33 + 746 5 112 59 5 + 222551 — 400 745159 — 162023 83 234 + 8 054 1184843 + 212634 0 79 15 17 -155843 882135 + 8 323 1243352 + 201532 + 400 8339 H -1547" 93 40 55 + 75328 13014 6 + 185340 + 800 88 336 - 15 45 51 1 985957 4- 731 16 135 49 15 + 172155 a Hydrae, 2. Gr. 1 tt Virginia (Spica), 1 Gr. OL Booti8(Arktur), 1. Gr. 1' ' j 0 ' " i 0 / w 0 / /' j Off/ 0 1 tt ' 0 f ff — 4000 67 649 - 056 9 123 1425 + 1852 7 13631 19 +535416 — 3600 72 I I - 0 723 1284641 + 1730 6 143 1349 +515427 -3200; 765747 + 02951 134 14 6 + 1558 8 149 32 31 +4946 0 — 28oo|, 815643 + 05518 139 36 41 + 1417^7 1553013 +473048 — 2400' 8657 19 + 1 849 1445440 + ^2 28 SS 161 946 +45 1029 — 2oooi, 91 59 6 -I- I 1020 150 829 + 103259 1663356 +424629 — 1600; 97 I 31 + 05954 155 1840 + 83139 171 45 16 +4020 5 — 1200 102 4 5 +• 03737 1602554 + 62536 17646 4 + 375223 — 800 107 621 + 0 346 1653055 + 41550 1813821 + 352423 — 400 112 757 — 041 20 1703434 + 2 325 1862358 + 3257 I 0.117 ^33 - 137 16 1753742 — 01040 '9» 431 + 3031 7 + 400 122 757 - 2/^z33 18041 15 — 22^22 195 41 23 + 2S 730 4- 800 127 6 6 3 59 34 18546 7i 43941 200 15 50 4-254657 - a Libra e, 2. Gr. a Coronae, 2. Gr. aScorpii (Antares), l.Gr. 0 f " 0 1 n 0 ; rr 0 / r/ 0 / " 0 t tt —4000 1452727 + I53I 14 165 21 II + 5651 2 16647 20 + 15631 -3600,, 150 41 19 + 13 32 41 1705945 + 54 34 3 171 43 II i— 020 18 — 3200 155 50 52 1 + II2834 176 18 0 + 52 1539 17639 I5i— 238 12 2800 1605648 + 9200 181 20 I + 4957 3 181 3627 - 456 9 — 2400 1655957 + 7 758 186 9 4 + 473915 186 35 41 — 7 13 14 — 2000 171 I 10 + 45331 1904756 + 4523 9 191 37 56 — 92826 — i6oo[i76 122 + 2^7 39 I95185I + 43 9 33 19644 3 — II 4046 — 1200' 181 128 + 021 22 1994340 + 4059 8 201 5456 1349 12 — 800 186 2 2^ - 15420 204 3 53 + 385234 207 II 2^ — 155240 — 400 191 5 2 — 4 828 2082047 + 365028 21234 5 — 1750 6 0 196 10 19 — 620 I 2123526 + 345325 218 3 39 — 194022 4- 400 201 19 5 ~ 82757 21648 41 + 33 158 2234029 — 21 22 2^ + 800 20632 7 1 — 1031 14 221 I 1614-31 1640 2292448 -2255 0 Tafel I (Sternpositionen). 545 Tor n. nAch CliristuB a Ophiuchi, 2. Gr. a Aquilae (Atair), 1. Gr. a Ljrae (Wega), 1. Gr. 1 0 r '/ ' 0 t II 0 1 II 0 / 11 0 / n 0 / II —4000 19642 191 + 33 43 19 22^2^2^ + 132933 2302836 + 472422 —3600 201 9 81 + 3130 8 230 4 18 + 115631 23331 18 + 455923 —3200 205 33 33 + 2921 27 2344331 + 103240 23636 17 + 444052 —2800 2095633 + 27 1753 23925 8 + 91830 239 43 30 + 4329 2 2400 214 1856 + 2520 3 244 9 10 + 81430 2425249 + 4224 5 ~2000 2184125 + 232831 2485531 + 721 6 246 4 6 + 412613 1600 223 4 33 + 214351 2534357 + 63839 249 17 15 + 403537 — 1200 227 2847 + 20 637 2583415 + 6 729I 2^232 1 + 395225 - 800 231 5426 + 183721 26326 4 + 54748 2554832 + 391648 — 400 2362146 + 17 ^(>33 268 19 4 + 5 39 45 259 623 + 384854 0 ! 240 50 56 + 16 442 273 12 51 + 54323 262 2528 + 382847 + 400 2^^ 22 0 + 15 2 15 278 7 3 + 55839 265 45 39 + 381634 4- 800, 2495457 4-14 936 283 1 19 + 62526 269 645 -^3^ 12 16 1 a Cygni (Deneb), 1. Gr. 0 1 ti \ 0 1 II a Pegai !i, 2 Gr. a Andromed. (Sirrah), 2. Gr. 0 / /' 0 1 II 0 1 II 0 1 II \ — 4000 260 19 49 -1-36 46 50 271 2 9 — 42820 28945 6 + 3 13 4 — 3600. 26333 10+362724 276 8451— 41954I 29433 7+4 419 —3200126648 i3;4-36 1547 281 1533 - 35912 2992026 + 5 553 —2800 270 448 + 3612 5 28622 0 - 32633 304 653 + 6 17 II 2400 '1 273 22 38 + 36 16 16 2912737 - 242 i8 308 52 2^ + 73740 — 2000 11276 41 ^2> + 362819 29632 2 - 14655 31337 18 + 9 644 — 1600 1| 280 I IQ + 364810 3013456 — 04056 3182133 + 104340 1200; 28321 47 -^37 1545 30636 12 + 035 * 2 323 5 34 + 122747 — 800 j 286 42 49 + 375058 3113549 + 2 0 18 3274946 +14 1822 — 400 1 290 4 18 + 383340 3163352 + 33410 3323445^ + 161439 0 293 26 10 + 392343 3213036 + 51550 33721 8 4-18 1551 + 400 2964821 + 402055 3262Ö22 + 7 432 342 9 45 + 2021 8 + 80013001053 + 41 25 4 331 2141 + 85925 347 1271+22 29 40 1 vor u. nach n /^ • • c% r^ Christus « Cassiopej., 2. Gr. a Ursae mio 2. C . (Polaris), rr. 0 t II 0 / II 0 1 II 0 / n — 4000 304 9 7 + 272622 32'i^313^ +5747 6 -3600 ,308 455 +2848 6 3241557 +5938 7 — 3200 312 141 I+301657 3265423 +61 32 19 ^2800 '3155939 +315227 32^33 3 +632928 2400 31959 14 +333^^2 332 12 6 +652923 — 2000 324 055 +352144 3345149 +673151 — 1600 ' 32S 5 18 +371435 33132 3"^ '+693637 — 1200 332 13 II +391214 3401446 +714327 — 800 3362529 +41 1410 3425921 +7352 9 — 400 34043 19 +431948 3454732 +76 227 0 345 8 ö +452833 3484133 +7814 6 + 400 3494127 i+473943 3514538 +802652 + 800 3542524 +495235 355 9 5 +824028 546 Tafel II. Halbe Tagbogen (mit RUcksicbt auf Refraktion) für die Auf- und Untergange der Gestirne von — 30^ bis + 49^^ Deklinat. in den geogr. Breiten von 20*^ bis 45^ n. Br. (vgl. S. 20). Dekl. Nördl. geogr. Breite Dekl. Nördl. geogr. Breite 1 20» 250 30« 35« 40« 145" 2o0 25O 30« 35O i 40« ! 45» 1 , h m h m h m h m h m h m h m jh m h m h m h m h, m -30« 514 5 I 445 428 4 8 343 + IO« 6 17,621 626631 637 644 29 16 3 48 32 13 49 II i8i 23 29 34 401 48I 28 :; 18 6 52 36 17 55 12 20 25 3« 37 43 52 27 20 9 55 39 22 4 J 13 21 27 34 40 47' 57 26 22 II 58 43 26 7 «4 23! 29 36; 43 51 7 2 -25 524 513 5 « 4 47 431 413 + 15 625I63I 638 646 655 7 6 24 ! 26 16 4 50 35 18 16 26! 33 4« 49 58 II 23 27 18 6 54 40 23 '7 28i 35 43 52 7 2 15 22 29 20 9 57 44 28 18 30 38 46 55 6 20 21 30 22 II 5 0 48 33 19 3« 40 48 58 10 24 — 20 532 524 514 5 4 452 438 + 20 633 642 651 7 2 7 »4 7 291 19 '■• 33 26 17 8 56 43 21 35 44 54 5 18 34 18 1 35 28 20 II 5 0 47 22 36: 46 57 9 22 39 17 1' 36 30 22 14 4 52 23 38 49 7 0 12 27 44 16 •: 38 32 24 17 8 57 24 '1 40 51 3 t6 31 50 15 540 5 34 527 520 511 5 I + 25 642 653 7 6 719 736 755 14 41 36 29I 23 »5 6 26 43 55 9 23 40 8 I 13 43 38 32 26 18 10 27 45 1 58 12 27 45 7 12 i 45 40 34 29 22 15 28 1 47 7 0 «5 31 SO 13 II 46 42 37 31 25 19 29 ! 49 3 18] 35 55 19 - 10 ,1 5 48 5 44 5 39 5 34 529 523 + 30 65' 7 6 721 7 39 8 0 826 9 49 46 42 37 32 27 31 53 8 24 43 6 33 8 ; 51 48 44 40 36 31 32 55 II 28 47 it 40 7 ' 52 49 47 43 39 35 33 '. 57 13 31 52 17 48 6 54 51 49; 46 43 39 34 59 16 35 56 22\ 55 — 5 555 5 53 551 5 49 5 46 5 43 + 35 7 27 19 7398 I 828 9 3\ 4 56 55 54i 52 50: 47 36 ; 4 22 43 6 35 " 3 58 57 56 54 53 51 3711 7 25 47j " 42 2o| 2 59 59 59 57 57 55 381 10 28 51 17 49 30 — I 6 I 6 I 6 I 6 0 6 0 59 39 1 12, 32 55 22 57 42 0 6 3 6 3 6 3 6 3 6 3 6 3 + 40 7i4|7 36 8 0 828 9 5 956 + « 4 5 6 6 7 7 41 17 39 5 35 13 10 10 2 5 6 8; 8 10 II 42 1 20 43 9 41 22, 27I 3 7 8 10 II 14 «5 43 i! 23: 47 •4 48 33 46 1 4 i 8 10 12 14 17: 19 44, 2b 51 20 55 44 II «5 + 5 ■ 6 lo 6 12 6 14 6 17 620623 + 45 7 29 7 55 826 9 3 956 6 , II 14 17 20: 24 27 46 328 0 31 12 10 9 — 7 13 15 19 23 27 31 47 36 5 37 21 27 8 14 17 21 25 30 35 48 40 9 44 30 1047 + 9 16 19 24 28 33. 39 49 7 43 8 14 852942: — — 1 1 605 Tafel ni. 583 I 12.68 II 1I.09 KeuBOHde Ton 605 bU 100 Tor Chrlstug. I 8.53 11 7.29 III 11.46 HI 9.02 IV 9.79 Die Tafel enthält das Jahr (hist.), den Monat (römische IV 7,68 V 9.14 Ziffer) und den Tag, samt Tagesbrucbteilen (gerechnet V 7.22 VI 7-54 VII 7.03 VIII 5.62 Ton Mittag su Mittag) der Eintritte der Neumonde für den Meridian Ton Greenwich, in mittlerer Zeit VI 5.67 VII 5.06 VIII 3.42 IX 4.32 (vgl. S. 53). IX 1.76 X 4.08 Z. B. Neamond 585 v. Chr. XII S0.76 s 80. Du. 18^ 14>^ Or. Zt X 1.15 XI 2.84 = «l. D«. 6*» 14™ morgens = 7*» 4" Rom, = 7*» 49™ Athen. 1. 30.59 XII 2.56 XI 29. 1 1 XII 28.70 604 601 598 595 592 589 586 582 I 1.20 I 27.98 I 24.34 I 21.66 I 17.75 1 15.29 1 12.54 I2734 " 30.72 II 26.72 11 22.81 II 20.12 II 16.50 11 13.73 II II.07I II 26.01 III 1.15 III 27.38 III 24.30 III 21.48 III 18.21 III 14.20 III 12.48 III 27.71 M 3049 IV 25.93, IV 22.84 IV 19.80 IV 16.81 IV 12.71 IV 10.81 IV 26.37 IV 28.79 V 25.38 V 22.44 V 19.08 V 16.31 V 12.27 V 10.10 V 25.98 V 28.09 VI 23.76 VI 21.07 VI 17.39 VI 14.72 VI 10.88 VI 8.41 VI 24.52 VI 26.43 VII 23.10' VII 20.72 VII 16.78 VII 14.08 VII 10.52 VII 7.72 VII 23.99 VII 25.86 VIII 21.43 VIII 19.36 VIII 15.26, VIII 12.43 'VIII 9.19 VIII 6.16 VIII 22.42 VIII 24-40 IX 19.81' IX 17.96 IX 13.88 IX 10.79 IX 7.83 IX 4.71 IX 20.84 IX 23.07 X 19.24 : X 17.53 X 13.60 X 10.20 X 7.43 X 4.39 X 20.25 X 22.84 XI 17.76; XI 16.06 XI 12.41 XI 8.67 XI 6.01 XI 3.17 XI 18.70 XI 21.65 XII 17.35 XII 15.54 XII 12.22 XII 8.23 XII 5.50 XII 2.98 XII 18.17 XII 21.44 603 ) 600 597 504 591 588 585 581 I 20.12 1 16.01 1 13.991 110,96 I 6.85, I 3.95; I 1.77 1 16.67 II 18.69 II 14.71 II 12.39 II 9.59 II 5.51 1 11 2.36 1 „31.45 II 15.21 III 20.15 III 16.42 III 12.78, III ILIO III 7.22 III 3.75 1 III 1.02 III 15.78 IV 18.50 IV 15.09 IV 11.19' IV 9.49 IV 5.90 IV 2.12 „ 30.46 IV 14.40 V 17.78 V 14.70 V 10.63 V 8.80 V 5.55 V 1.54 IV 28.80 V 14.04 VI 16.06 VI 13.23 VI 9.14 VI 7.09 VI 4.11 „ 31.01 V 28.09 VI 12.67 VII 15.38 VII 12.68 VII 8.74 VII 6.36 VII 3.60 VI 29.56 VI 26.38 VII 12.28 VIII 13.76 VIII 11.09 VIII 7.42 VIII 4.71 VIII 2.04 , VII 29.20 VII 25.70 VIII 10.86 IX 12.27 . IX 9.48 IX 6.12 IX 3.16 „ 31.45' VIII 27.91 VIII 24.09 IX 9.38 X 11.89 X 8.89 X 5.8V X 2.72 1X29.85! 1X26.64 IX 22.60 X 8.88 XI 10.62 XI 7.32 XI 4.50 XI 1.40' X 29.28; X 26.34 X 22.22 XI 7.36 XII 10.42 XII 6.80 XII 4.10 XII 1.17 XI 27.74 XI 24.99 XI 20.96 XII 6.82 » 30.99 XII 27.24 XII 24.56 XII 20.76 602 599 596 593 590 1 587 584 580 1 I 9.23 I 5.32 I 2.62 1 29.75 1 25.77 1 23.04, I 19-55 I 526 1 II 7.96 II 3.88 II 1.06 II 28.44' 1124.34' II 21.43 II 18.27 II 3.69 HI 9.59 III 5.48 III 2.45! III 29.00 III 25.94 11122.79 III 19.89 III 5.14 IV 8.08 IV 4.1 1 „31.79 IV 27.44 IV 24.57 IV 21.10 IV 18.38 IV 3.60 V 7.48 V 3.77 IV30.10I V 26.78 V 24.21 V 20.43 V 17.77 V 3.12 VI 5-79 VI 2.40 V 29.461 VI 25.09 VI 22.84 VI 18.8^ VI 16.09 VI 1.70 VII 507 VII 2.00 VI 27.93 VII 24.39 VII 22.43 VII 18.32 VII 15.39 VII 1.34 1 VIII 3.39 „ 31.54 VII2747 VIII22.73 Vm20.96 VIII 16.92 VHI 13.71 M 3100 IX 1.75 VIII 30.05 VIII 26.12 IX21.14, IX19.46' IX15.64 IX 12.09 VIII 29.67 X 1.21 1X28.53 1X24.86 X 20.66 X 18.93 X 15.40 X 11.56 IX 28.29 .. 30.77 X 27.99 X 24.64 XI 19.28 XI 17.39 XI 14.19' XI 10.14 X 27.88 XI 29.44 XI 26.44 XI 23.39 XII 18.98 XII 16.85 XII 13.92 XII 9.79 XI 26.42 XII 29.21 XII 25.89 XII 2^08, XII 25.92 548 Tafeln. 579 575 571 567 563 559 555 551 1 24.35 I 10.32 1 25.65 1 12,09 I 27.02 1 13.75 1 28.52 1 15.27 11 22.73 II 9.08 II 24.07 11 10.77 II 25.53! 11 12.33 II 27.14 II 13.74 III 24.10 III 10.76 III 25.52 III 12.34 III 27.08 III 13.77 III 28.79 mI5.II IV 22.48 IV 9.30 IV 23.99 IV 10.77 IV 25.66 IV 12.13 IV 27.45 IV 13.43 V 21.91 V 8.74 V 23.54 V 10.12 V 25.30 V 11.43 V 27.09 V 12.721 VI 20.42 VI 7.10 VI 22.16 VI 8.41 VI 23.94 VI 9.70 VI 25.681 VI II. 04 1 VII 20.02 VII 6.40 VII 21.81 VII 7.70 VII 23.58 VII 9.00 VII 25.20 VII 10.43 VIII 18.71 vm 4.r2 VIII 20.48 VIII 6.02 VIII 22.16; VIII 7.39 VIII 23.68 vm 8.92 IX 17.43 JX 3.06 IX 19.15 IX 4.42 IX 20.72 IX 5.90, IX 22.14 IX 7.53 X 17.16 X 2.49 X 18.77 X 3.93 X 20.24 X 5.53 X21.59I X 7.26 XI 15.84 XI I.Ol XI 17.35 XI 2.56 XI 18.73 XI 4.26 XI 20.03] XI 6.05 XII 15.96 M 30.62 XII 16.86 XII 2.29 XII 18.18 XII 4.07 XII 19.48 XII 5.861 ! XII 30.31 1 i i i 1 578 574 570 566 562 558 554 550 1 13.99 1 29.06 1 15.31 1 1.08 1 16.62 I 2.88 1 17.95' I 4.60 II 12.41 II 27.80 II 13.73 M 30.85 II 15.03 U 1.61 11 16.44 II 3.22 III 13.77 III 29.48 m 15.09 III 1.58 III 16.45 III 3.23 III 17.96' III 4.73 IV 12.10 IV 28.09 IV 13.44 ,. 31.18 IV 14.90 IV 1.73 IV 16.51 IV 3.12 V 11.42 V 27.60 V 12.84 IV 29.67 V 14.40 V i.ii V 16.12 V 2.43 VI 9.78 VI 26.04 VI 11.30 V 29.07 VI 12.97 M 30.42 VI 14.75 1.31.72 VII 9.21 VII 25.40 VII 10.83 VI 27.40 VII 12.61 VI 28.71 VII 14.39' VI 30.01 VIII 7.76 VIII 23.75 VIII 9.49 VII 26.71 VIII 11.29 VII 28.01 vm 13.02! vii 29.34 IX 6.43 IX 22.14 IX 8.21 vm 25.04 IX 9.97 VIII 26.37 IX 11.61 vm 27.80 X 6.18 X 21.56 X 7.96 IX 23.44 X 9.63 IX 24.83 XII.I5 1X26.36 XI 4.97 XI 20.03 XI 6.68 X 22.91 XI 8.24 X 24.40 XI 9.66 X 26.04 XII 4.731 XII 19.58 XII 6.34 XI 21.49 XII 7.80 XI 23.08 XII 9.13 XI 24.82 1 1 XII 21.14 i XII 22.84 XII 24.64 577 i 573 569 565 561 557 553 1 549 | I 3.41 i 1 18.18 I 4.91 l:o.86' 1 6.29 1 21.64; I 7.58 1 23.41 1 11 1.98 II 16.83 II 3.38 11 18.60! II 4.71 11 20.39 11 6.00: 11 22.091 III 2.45 III 17.51 III 3.78 11119.31 III 5.08 III 21.05 m 6.41 1 11122.641 M 31.80 IV 16.18 IV 2.10 IV 17.94 IV 3-42 IV 19.59 IV 4.83' IV 21.08 IV 30. 1 1 V 15.81 V 1.41 V 17.51 V 2.78 V 19.03; V 4.29 V 20.43 V 29.39 VI 14.39 »» 30.73 VI 15.97 VI 1.20 VI 17.40' VI 2.82 VI 18.72 VI 27.70 VII 13.90 VI 29.12 VII 15.38 M 30.70 VII 16.72 VII 2.42 VII 18.01 VII 27.09 VIII 12.36 VII 28.61 vm 13.74 VII 30.31 VIII 15.04 vm 1.09 VIII 16.34 VIII 25.57 IX 10.79 VIII 27.22 IX 12.11 VIII 29.00 IX 13.41 „ 30.78 IX 14.76 IX 24.21 X 10.22 1X25.94 X 11.52 IX 27.74 X 12.84 1X29.48' X 14.28 X 23.94 XI 8.65 X 25.72 XI 9.97 X 27.49 XI 11.37 X 29.12! XI 12.90 XI 22.75 XII 8.10' XI 24.51 XII 9.47 XI 26.19 XII 10.97 XI 27.70' XII 12.62 XII 22.56 XII 24.26 I XII 25.81 XII 27.23 576 572 568 564 560 556 552 ! 548 I 21.29 I 6.59 I 22.89 I 8.04 1 24.331 I 9.65, 1 25.67 I II.40I II 19.92 II 5." II 21.41 II 6.66 II 22.76 II 8.37 II 24.06 III0.I6I III 21.41 III 6.65 III 22.81 III 8.33 III 24.11 III 10.11 11125.41 III 11.88 IV 19.80 IV 5.23 IV 21.12 IV 6.99 IV 22.42 IV 8.77 IV 23.74 IV 10.48 V 19.11 V 4.85 V 20.41 V 6.65 V 21.72 V 8.37 V 23.13 V 9.97 VI 17.39 VI 3.49 VI 18.70 VI 5.25 VI 20.08 VI 6.90 VI 21.58 VI 8.37 VII 16,69 VII 3.12 VII 18.03 VII 4.80 VII 19.51 VII 6.33 VII 21.14 VII 7.71 VIII 15.03 VIII 1.72 VIII 16.47 VIII 3.30 vm 18.05 vm 4.72 vm 19.79 VIII 6.03 IX 13 49 „ 31.28 IX 15.03 IX 1.75, IX 16.73 IX 3.09 1x18.52" IX 4.39 X 13.06 1X29.81 X 14.72 X 1.18 X 16.50 X 2.49 Xi8.29j X 3.80 XI 11.74 X 29.30 XI 13.50 „ 30.61 XI 15.29 « 31.92 XI 17.03 XI 2.27 XII II. 51 XI 27.76 XII 13.30 XI 29.07 XII 15.07 XI 30.39 XII 16.69 XII 1.84 1 XII 27.22 XII 28.53 1 XII 29.94 .. 31.481 Tafel III (Neumonde). 549 547 1 543 539 535 531 527 1 523 519 1 1 30.17 1 16.66 I 2.19 1 17.95 I 3.97 1 19.27 I 5-75 1 20.65 1 II 28.89 II 15.06 «31-95 11 16.36 II 2.73 II 17.70' II 4.43, III9.I8I III 30.58 III 16.42 III 2.69 III 17.75 III 4.41 III 19.16 III 5,99! III 20.75 IV 29.23 IV 14-75 IV 1.35 IV 16.15 IV 2.96 IV 17.66 IV 4.421 IV 19.36 V 28.78 V 14.10 ,. 30.89 V 15.59 V 2.40 V 17.24 V 3.76; V 19.00 VI 27.26 VI 12.50 V 30.34 VI 14.10 n 31.74 VI 15.85 VI 2.04' VI 17.63 VII 26.68 VII 11.99 VI 28.71 VII 13.71 VI 30.04 VII 15.50 VII 1.34 vn 17.25 VIII 25.07 VIII 10.60 VII 28.05 VUl 12.39 VII 29.35 vni 14.17 „ 30.66 VUl 15.82 IX 23.46 IX 9.31 VIII 26.39 IX II. II VIII 27.691 IX 12.81 Vlll 29.06 IX 14.36 1 X 22.88 X 9.06 1X24.771 X 10.82 IX 26.11 X 12.41 1X27.57 X 13.85 XI 21.34 XI 7.83 X 24.21 XI 9.48! X 25.64 XI 10.97 X 27.20 XI 12.33 XII 20.84 XII 7.54 XI 22.74 XII 9.08 XI 24.25 XII 10.47 XI 25.94 XII 11.79 . Xll 22.331 XII 23.97 XII 25.75 546 ' 542 538 , 534 530 526 522 518 I 19.40 . I 6.18 I 20.99 1 7.60 1 22.73 I 8.92 1 24.52 1 10.23 11 17.99 II 4.69 II 19.69 11 6.04 II 21.48 II 7.34 II 23.25 11 8.65 III 19.62 III 6. II 111 21.40 III 7-41 m 23.17 III 8.72 III 24.85 III 10.10 IV 18.27 IV 4.45 IV 20.06 IV 5.74 IV 21.77! IV 7.09 IV 23.34 IV 8.56 V 17.91 V 3.74 V 19.67 V 5.06 V 21.27 V 6.50 V 22.72 V 8.08 VI 16.53 VI 2.04 VI 18.19 VI 3.43 VI 19.67 VI 4.97 VI 21.05 VI 6.67 VII 16.09 VII 1.38 VII 17.65 VII 2.88 VH19.03J VII 4.52 VII 20.34 VII 6.31 VIII 14.61 ., 30.82 VllI 16.05 VIII 1.43 VIII 17.38 VIII 3.18; VIII 18.67 VIII 4.98 IX 13.09; VIII 29.37 IX 14.45 M 31-10 IX 15.76 IX 1.88 1 IX 17.05 IX 3.64 X 12.54 1X28.05 X 13.86 IX 29.85 X 15.17 X 1.62 X 16.53 X 3.27 XI 10.99 X 27 82 I XI 12.30 X 29.62! XI 13.66 „ 31.32' XI 15.12 XI 1.87 XII 10.45 XI 26.64 XII 11.78 XI 28.37 XII 13.21 XI 29 97 XII 14.78 XII 1.40 XII 26.42 XII 28.06 : XII 29.54 „ 30.89 545 1 541 537 533 529 525 521 ; 517 1 8.90 I 25.10 1 10.30, 1 26.62 1 11.83 1 28.01 I13.51 1 29.32 n 7.36 II 23.66 11 8.851 11 25.08 11 10.49 II26.40I II 12.26 II 27.70 III 7.86 III 24.11 HI 9.45 111 25.44 III 11.20 III 26.75 III 12.99' III 28.06 IV 6.38 IV 22.45 IV 8.08 IV 23.75' IV 9.87 IV 25.05 lVii.64i IV 26.44 V 5.96 V 21.74 V 7.73 j V 23.04 V 9.51 V 24.38 V 11.19 V 25.87 VI 4.57 VI 20.02 VI 6.36; VI 21.35 VI 8.07 VI 22.79 VI 9.63 VI 24.38 VII 4.22 VII 19.33 VII 5.95 VII 20.74 VII 7.56 VII 22.29 VII 9.02 VII 23.99 VIII 2.87! VIII 17.73 VIII 4.5 rvill 19.23! VIII 6.oo,VIIl 20.89 VIII 7.37 VIII 22.68| IX 1.49 IX 16.24 IX 3.01 IX 17.85 IX 442' 1X19.63: IX 5.731 IX 21.41 1 X 1.07 X 15.87 X 2.50 X 17.59 X 3.82 X 19.39 X 5.13 X2I.I4 ,. 3061 XI 14 61 „31.96! XI16.41' XI 2.25' XIi8,i7 XI 3.57' XI19.82 XI 29.101 XII 14.42 XI 30.41 1 XII 16.20 XII 1.71 XII17.90 XII 3.09 XII19.43 XII 28.56 XII 29.86 ,. 31.21 1 544 540 ! 536 532 ! 528 ! 524 520 516 1 26.99 1*13.21 • I28.31 I 14.95' 129.74! 1 16.52' I 1.68; I 17.95 II 25.38; 11 11.93 11 26.78 II 13.57] 1128.31 11 15.05; „31-31 11 16.39 III 26.78 III 13.55 111 28.261 111 15.06' Hl 29.91 III 16.44 III 1.99! III 17-75 IV 25.20 IV^ 12.04! IV 26.80 IV 1 3.46 1 IV 28.54 IV 14.76 „ 31.69 IV 16.05 V 24.69 V:ii.43' V 26.40 1 V 12.77; V 28.18 V 14.06 IV 30.34: V 15.37 VI23.25' VIJ19.74 VI25.04 VI 11.04 VI26.81 VI 12.34 V 29.94 VI 13.74 VII 22.90 VII 9.03 ; VII 24.68 VII 10.32 VII 26.40 VII 11.68 VI 28.48' VII 13.17 vni2i.59,viii 7.34 VIII 23.33 VIII 8.68,V11I 24.931 VIII 10.13 VII27.95 VIII 11.73 IX20.301 IX 5.71; 1X21.95 IX 7.13' 1X23.44 IX 8.69 VIII 26.38 IX 10.40 X 19.981 X 5.19 X2I.51' X 6.70, X22.91 X 8.37 1X24.80 X 10.16 XI 18.62 1 XI 3.75' XI 20,03, XI 5.^91 XI 21.37 XI 7.16 X 24.23' XI 8.95 Xll 18.18 XII 3.42 XIIi9,52i XII 5.17- XIl20.8^ Xll 6.97, XI 22.67 XII 8.72 1 ■ , XII 22.14 650 Tafeln. 515 511 507 ' 503 499 495 491 487 I 7.40 I 22.16 I 8.89 1 23.83 1 10.26 1 25.63 1 11.55 1 27.39 II 5.96 11 20.81 II 7.36 II 22.57 11 8.67 II 24.36 II 996 II 26.06 III 7.42 III 22.48 III 8.74 III 24.27 III 10.04 III 26.02 III 11.38 m 27.61 IV 5.77 IV 21.15 IV 7.07 IV 22.91 IV 8.37 IV 24.56 IV 9.79 IV 26.03 V 5.06 V 20.78 V 6.37 V 22.46 V 7.75 V 23.99 V 9.25 V 25.38 VI 3.35 VI 19.35 VI 4.68 VI 20.93 VI 6.16 VI 22.36 VI 7.79 VI 23.67 VII 2.66 VII 18.87 VII 4.08 VII 20.33 VII 5.66 VII 21.68 VII 7.39 VII 22.98 VIII 1.05 VIII 17.32 VIII 2.58 VIII 18.70; VIII 4.28 VIII 20.00 VIII 6.06 VIII 21.31 „ 30.54' IX 15.76 IX 1.19 IX 1 7.07 I IX 2.97 IX 18.38 IX 4.76 IX 19.72 IX 29.17 X 15.18 u 30.93 X 16.49" X 2.72 X 17.82 X 4.45 X 19.26 X 28.93 XI 13.63 X 30.71 XI 14.95 XI 147 XI 16.35 1 XI 3.10 XI 17.89 XI 27.73 XII 13.09 XI 29.51 XII 14.46 XII 1.17 XII 15.96 XII 2.68 XII 17.61 XII 27.53 XII 29.24 » 30.79 514 510 506 ! 502 498 494 490 486 I 26.28 1 11.57 1 27.87, 1 13.02 1 29.30 1 14.64 I 1.20 1 16.39 II 24.89 II 10.08 II 26.38 II 11.63 " 27.73 II 13.36 « 30.64 II 15-14 III 26.38 III 11.62 III 27.77 , III 13.29 ] III 29.06 III 15.07 III 1.03 III 16.84 IV 24.76 IV 10.19 IV 26.07 IV 11.96' IV 27.37 IV 13.74 M 30.36 IV 15.44 V 24.07 V 9.81 V 25.36 VII.6I V 26.68 V 13.34 IV 28.70' Vi 4.93 1 VI 22.36 VI 8.46 VI 23.65 VI 10.22 1 VI 25.04 VI 11.86 V 28.0S VI 13.33 VII 21.65 VII 8.08 VII 23.00 VII 9.76 VII 24.48 VII 11.29' VI 26.54 VII 12.66 VIII 20.00 VIII 6.68 VIII 21.44 VIII 8.26 VIII 23.03 VIII 9,681 VII 26.10 VIII 11.00 IX 18.46 IX 5.25 IX 20.02 IX 6.71 IX 21.72 IX 8.06 VIII 24.76 IX 9.35 X 18.04 X 4.77 X 19.69 X 6.15 X 21.49 X 7.47 IX 23.51 X 8.77 XI 16.72 XI 3.28 XI 18.49 XI 4.59 XI 20,28 XI 5.90 X 23.27: XI 7.25 1 XII 16.49 XII 2.74 XII 18.30 XII 4.04 XII 20.06 XII 5.37! XI 22.01 XII 6.82 i XII 21.67 513 509 505 501 497 493 489 485 I 15.30 I 1.20 1 17.07 I 2.51 1 18.73 I 3.91 1 20.24 i I 5.47 1 II 14.04 „ 30.62 II 15.75 »31.99 II 17.30. II 2.48 II 18.71 11 4.14 III 14.72 11 29.04 III 16.30 III 1.50 III 17.74 III 3.11; III 19.07 III 4.86 IV 13.27 III 29.47 IV 14.73 M 31.04 IV 16.09 IV 1.75 IV 17.39 IV 3.55 V 12.69 IV 27.97 V 14.07 IV 29.63 V 15.38 V 1.42 V 16.68 V 3.19 VI 11.05' V 27.51 VI 12.36 V 29.26 VI 13.65 M 31.05 VI 14.99 VI 1.74 VII 10.361 VI 26.12 VII 11.65 VI 27.91 VII 12.96 VI 29.64 VII 14.38 VII 1.22 VIII 8.68 1 VII 25.77 VIII 9.98 VII 27.54 VIII 11.36 VII 29.17 VIII 12.89 « 30.64 IX 7.03 VIII 24.46 IX 8.39 VIII 26.14 IX 9.87 VIII 27.64 IX 11.51 VIII 29.04 X 6.47 IX 23.13 X 7.91 IX 24.69 X 9.50 1X26.10 X 11.25 IX 27.42 XI 4.99 X 22.75 XI 6.54 X 24.22 XI 8.26 X 25.56 XI 10.04 X 26.85 XII 4.61 XI 21.33 XII 6.27 XI 22.70 XII 8.07 XI 24.01 : Xll 9.85 XI 25.32 i XII 20.85 XII 22.16; XII 23.47 XII 24.82 512 508 504 500 1 496 492 ; 488 484 1 I 3.30 I 19.29 I 5.07 1 20.59 I 6.86 1 21.93 I 8.581 1 23.36 II 2.04 II 17.69 II 3.83 II 19.00 1 II 5.59 II 20.41 II 7.20 II 2 1.96 III 3.78 III 19.05 III 5.55 III 20.42 III 7.20 III 2 1 .92 m 8.70 III 23.58 IV 2.45 IV 1 7.40 IV 4.15 IV 18.86 IV 5.68 IV 20.48 IV 7.09 IV 22.23 V 2.06 V 16.79 V 3.64 V 18.36 V 5.06 V 20.09 V 6.39 V 21.87 M 31.55 VI 15.25 VI 2.03 VI 16.94 VI 3.38 VI 18.72' VI 4.68 VI 20.49 VI 29.98 VII 14.80 VII 1.36 VII 16.59 VII 2.66" VII 18.37; VII 3.96! VII 20.06 VII 29.37 VIII 13.46' „ 30.66 VIII 15,25 „ 31.96'VIII 16.99 VIII 2.31 |VIII 18.57 VIII 27.72 IX 1 2.20 ; VIII 29.01 i IX 1 3.95 VIir3o.33, 1X15.58 „ 31.76' IX 17.06 IX 26.11 X 11.95 IX 27.41 1 X 13.61 IX 28.8 1 X 1 5. 1 2 IX 30.34 X 1 6.52 >^ 25.53 XI 10.66 X 26.89 1 XI 12,22 X 28.38 XI 13.64 X 30.02 XI 14.96 XI 24.01 XII 10.32 XI 25.47; XII 11.77 XI 27.06 XII13.11 XI 28.81 XII 14.42 XII 23.57 XII 25.12. ' XII 26.83 XII 28.63 1 Tafel III (Neumonde). 551 483 479 475 ; 471 467 463 459 455 1 12.87 129,071 1 14.27, I 1.03 I15.80I I 2.51 1 17.49! I 385 11 11.32! II 27.62 II 12.81 M 30.58 II 14.46 M 31.97 11 16.24 II 2.29 III 12.81' III 29.05 III 14.41 III 1.04; III 16.15 III 2.35 III 17.95 III 366 IV 11.33 IV 27.40 IV 13.05 1» 30.39 IV 14.83 11 31.70 IV 16.59 IV 2.02 V-I0.9II V 26.68' V 12.69 IV 28.70 V 14.46 IV 30.00 V 16.14 V 1.40 VI 9.53' VI 24.961 VI 11.32 V 27,97 VI 13.02 V 29.33 VI 14.58 ., 30.83 VII 9.18 VII 24.29 VII 10.92 VI 26.29 VII 12.51 VI 27.74 VII 13.96 VI 29.35 VIII 7.83 VIII 22.69 VIII 9.47 VII 25.69 VIII 10.96 VII 27.24! VIII 12.33 VII 28.97 IX 6.45 IX 21.21 1 IX 7.97 VIII 24.19 IX 9.37 VIII 25.86 IX 10.68 VIII 27.66 X 6.03 X 20.84 1 X 7.47 1X22.83 X 8.78 IX 24.59 X 10.09 IX 26.39 XI 4.57 XI 19.59! XI 5.93 X 22.56 XI 7.22 X 24.37 XI 8.55 X 26.13 XII 4.07 XII 19.39: XII 5.39 XI 21,39' XII 6.68 XI 23.15 XII 8.07 XI 24 81 \ XII21.19' XII 22.87 XII 24.41 482 478 474 470 466 , 462 458 454 I 2.53 1 18.18 I 3.83 1 19.92 I 5.18 1 1 21.49 I 6.66 I 22.92 ,,31.94 II 16.91 II 2.27 11 18.53 11 3.70. II 20.00 II S.29 "21.35 III 2.34 III 18.51 III 3.74 III 20.02, III 5.27 III 2 1.40! III 6.97; III 22. 70 1 „ 31.73 IV 16.99 IV 2.21 IV 18.40' IV 3.86 IV 19.71 IV 5.64 IV 2 1 .00 IV 30.15 V 16.37 V 1.76 V 17.70 V 3.50 V 18.99 V 5.30 V 20.32 V 29.64 VI 14.69 M 31.35 VI 15.98 VI 2.13 VI 17.29 VI 3.91 VI 18.70 VI 28.21 VII 13.97 VI 30.00 VII 15.28 VII 1.76 1 VII 16.64 VII 3.44 VII 18. 15 1 VII 27.86; VIII 12.30 VII 29.65 VIII 13.63 „ 31.35 'VIII 15.08 1 VIII i.9i,VIIIi6.7o| VIII 26.55- IX 10.67 VIII28.30 IX 12.10; VIII 29.89; IX13.66I „ 31.34 IX 15.39 1X25.26 X 10.15 IX 26.91 , X 11.67 1x28.40 X 13.35 1X29,76] X 15.15 X 24.95 XI 8.73 X 26.48. XI 10.36 X 27.87 XI 12.14' X 29.19 XI 13.95 XI 23.59' XII 8.41 XI 25.00 XU 10.14 XI 26.34 XII 11.94' XI 27.64 XII 13.71 XII 23 15 XII 24 49 XII 25.79 XII 27.11 1 481 1 477 473 : 469 465 461 ! 457 453 1 1 21.62 I 7.17 1 22.92' I 8.95 1 24.22 I 10.72 1 25.62, 1 12.38 II 20.02 " 5-93 11 21.32 II 7.71 II 22.66 11 9.39 11 24.15 11 10.93 III 20.37 III 6.66 III 21.69 III 8.37 III 23.12! III 9.95 III 24.72 III 11.38 IV 18.69 IV 5.31 IV 20.09 IV 6.92 IV 21.62 IV 8.37 IV 23.33' IV 9.72 V 18.04 V 4.84 V 19.54 V 6.35 V 21.18 V 7.71 V 22.97 i V 9.01 VI 16.45. VI 3.29 VI 18.05 VI 4.69 VI 19.80 VI 5.99 VI 21.61 VI 7.30 VII 15.95 VII 2.66 VII 17.67 VII 3.98 VII 19.46' VII 5.28 VII 21.22 VII 6.60I VIII 14.56 VIII I 00 VIII 16.35 VIII 2.30IVIII 18.12 VIII 3.61' VIII 19.78 VIII 5.01 IX 13.28 „ 30.35 1X15.07 „ 31.65 IX 16.77 IX 2.02; IX 18.33] IX 3.52 X 13.04. 1X28.72 X 14.78 1X30.08 X 16.38 X 1.541 X 17.83 1 X 3.15 1 . XI 11.82 X 28.18 XI 13.45 X 29.61 XI 14.94 „ 31.17 XI 16.31 XI 1.92 XII 11.53 XI 26.70 XII 13.04 XI 28.24 XII 14.45 XI 29.92 XII 15.76 XII 1.72 XII 26.30 XII 27.95 XII 29.72 ( „ 31.52 480 476 , 472 468 464 460 456 452 I 10.14 I 24.95 I ''•57 1 26.71 112.89" I28.50I 1 14.19 I30.25I II 8.65 II 23.65 II 9.99 II 25.44 11 11.29' II 27.21' II 12.62] II 28.86 III 10.06 III 25.36 III 11.35 11127.14 III 12.68 III 28.81 III 14.06' III 30.33 IV 8.40 IV 24.01 IV 9.68 IV 25.72 IV 11.04 IV 27.28 IV 12.53' IV 28.71 V 7.69 V 23.62 V 9.01 V2521 V 10.45' V 26.67 V 12.04 V 28.01 VI 5.98 VI 22.14 VI 7.38 VI 23.62 VI 8.92 VI 24.99 VI 10.64 VI 26.31 vn 5.33 VII 21.59 VII 6.83 VII 22.99! VII 8.48! VII 24.30 VII 10.28. VII 25.60 VIII 3.78 VIII 20.01 VIII 5.39 VIII 21.33' VIII 7.i4i VIII 22.62 VIII 8.94' VIII 23.97 IX 2.34 IX 18.41 IX 4.07 IXi9.'7i IX 5.85 1X21.02' IX 7.61 1 1X22.44 X 2.03 X 17.82 X 3.81 X 19.13 X 5.59 X 20.50 X 7.25 X 22.02 V 31.80 XI 16.27, XI 2.60 XI 17.62 XI 4.30' XI 19.09 XI 5.84' XI20.72 XI 30.61 XII15.75.XII 2.35 XII17.18 XII 394 XII18.76 XII 5.37 XII20.49 XII 30.39' , 1 552 Tafeln. 451 447 443 439 435 431 427 423 1 19.28 I 5.15 I 2 1 .06 I 6.48 1 22.71; I 7.89 I 24.21 I 9.44 II 18.03! 11 3.58 II 19.73 II 4.96 II 21.26 11 6.47 11 22.67 II 8.13 III 19.70 III 5.00 III 21.27 III 6.47 III 22.70 III 8.09 III 24.02 III 9.85 IV 18.23 IV 3.43 IV 19.69 IV 5.01 IV 21.03 IV 6.74 IV 22.33. IV 8.52I V 17.65' V 2.93 V 19.02 V 4.60 V 20.32 V 6.39 .V 21.62! V 8.i6| VI 16.00 VI 1.47 VI 17.31 VI 3-24 VI 18.60 VI 5.02 VI 19.94 VI 6.71 VII 15.31 VII 1.09 VII 16.61 VII 2.88 VII 17.92 VII 4.60 VII 19.34 VII 6.18 VIII 13.63 M 30.75 VIII 14.94 VIII 1.5 1 VIII 16.32, VIII 3.13 VIII 17.85 VIII 4.61 IX 12.00 VIII 29.44 1x13.36 n 31. II IX 14.85' IX 1.61 IX 16.48 IX 3.00 X 11.44 IX 28.11 X 12.89 IX 29.66 X 14.49 X 1.07 X 16.23 X 2.39 XI 9.97 1 X 27.73 XI 11.54 X 29.18 XI 13.25 n 30.53 XI 15.04 ,. 31-82 XII 9.59 XI 26.31 XII 11.26 XI 27.67 XII 13 06 1 XI 28.97 XII 14.82 XI 30.29 XII 25.82' XII 27.13 j XII 28.44 XII '29.79 450 446 442 438 434 430 426 ' 422 I 8.29 I 24.25 1 10.05 I 25.57 1 11.85 1 26.89 1 13.55,' 1 28.34 11 7.03 II 22.65, II 8.83 II 23.96 II 10.57 II 25.38 II 12.17 II 26.92 III 8.76 III 24.00 III 10.53 III 25.38 III 12.18 III 26.89 in 13.67 III 28.55 IV 7.43 IV 22.34 IV 9.12 IV 23.82 IV 10.65 IV 25.45 IV 12.04 IV 27.20 V 7.02 V 21.74 V 860 V 23.32 V 10.01 V 25.06 V 11.34 V 26.84 VI 5.52 VI 20.21 VI 6.98 VI 21.91 VI 8.33 VI 23.70 VI 9.62 VI 25.46 VII 4.93 VII 19.78 VII 6.31 VII 21.56 VII 7.61 vn 23.34 VII 8.91 VII 25.03 VIII 3.32 VIII 18.44 VIII 4.62 VIII 20.23 VIII 5.921 VIII 21.96 VIII 7.26 VIII 23.54 IX 1.68 IX 17.18, IX 2.97 IX 18.93 IX 4.30! 1X20.55 IX 5.73 IX 22.03 X 1.08 X1694; X 2.38 X 18.59 X 3.78 X 20.10 X 5.31 X 21.49 » 30.50 XI 15.66 „ 31.87 XI 17.20 XI 2.37 XI 18 62 XI 4.01 XI 19.94 XI 28.98 XII 15.30 XI 30.45 XII 16.75 XII 2.05; XII 18.08 XII 3.81 XII 19.39 XII 28.55 i XII 30. II n 31.82, 449 445 441 437 433 429 425 421 I 27.14 1 13.86 1 28.82 1 15.22 1 30.61 1 16.53 I 2.61 II7.84I II 25.78' II 12.32 II 27.56 II 13.63 II 29.35 II 14.94 II 1.38 II 16.30 III 26.46 III 12.70' III 28.25 III 13.99 III 29.99 III 15.32 III 2.04 m 16.78 IV 25.11 IV 11.02 IV 26.88 IV 12.33 IV 28.52 IV 13.75 1, 31.57 IV 15.30 V 24.75 V 10.32 V 26.42 V II. 71 V 27.95 V 13.21 IV 29.99 V 14.88 VI 23.33 VI 8.64 VI 24.88 VI 10.12 VI 26.31; VI 11.74 V 29.32 VI 13.50 VII 22.83 VII 8.04 ' VII 24.29 VII 9.63 VII 25.63. VII 11.35 VI 27.63 VII 13.14 VIII 21.28 VIII 6.55 VIII 22.66 VIII 8.25 VIII 23.96; VIII 10.03 VII 26.93 VIII 1 1 .80 IX 19.72 IX 5.17 1 IX 21.04 IX 6.96 1X22.35 IX 8.74 VIII 25.27 IX 10.42 X 19.15 X 4.91 ' X 20.46 X 6.72 X 21.79 X 8.43 IX 23.70 X 10.01 XI 17.61 XI 3.70 XI 18.92 XI 5.46 XI 20.32 XI 7.08 X 2^2^ XI S.56 XII 17.06J XII 3.49 XII 18.43 XII 5.15 XII 19.94 XII 6.67 XI 21.88 XII 8.04 1 1 t XII 2 1 .60 448 444 440 436 432 428 424 ; 420 1 15.55 I 2.22 1 17.00 I 3.77 I 18.61 I 5.18 I 20.37 1 6.50 II 14.06 ,,31.84 II 15.61 II 2.27 1 II 17.34 II 3.60 II 19.13 II 4.92 11115.59 III 2.34 III 17.27 III 3.691 III 19.05 III 4.99 III 20.82 III 6.30 IV 14.17 M 31.72 IV 15.93 IV 2.02 IV 17.71 IV 3.32 IV 19 40 IV 4.69 V 13.79 IV 30.02 V 15.59 V 1.32 V 17.30 V 2.66 1 V 18.89 V 4.1 1 VI 12.43 V 29.31 VI 14.19 „ 30.63 VI 15.81 1 VI 1.04 VI 17.28 VI 2.60 VII 12.05 VI 27.60 j vn 13.73 VI 28.99 VII 15.24. „ 30.50! VII 16.63 VII 2.1S VIII 10.66 VII 26.95" VIII 12.22 VII 28.44 VIII 13.64 VII 30.06 , VIII 14.95 » 31-83 IX 9.22 VIII 25.41 IX 10.68 VIII 27.00 IX 12.02,' VIII 28.7 3 IX 13.32 Vlll 30.53 X 8.75, 1X23.99 X 10.12 IX 25.70 X 11.44 IX 27.48 X 12.74 IX 29.24 XI 7.25; X 23.68! XI 8.57 X 25.48 XI 9.87 X 27.26 XI 11.24 X 28.93 XII 6.71 XI 22.49 XII 8.01 XI 24.27 XII 9.35 XI 26.00 XII 10.80 XI 27.55 XII 22.29 XII 24.04 { XII 25.66 XII 27.12 Tafel III (Nettmonde). 553 419 , 415 i 411 407 403 399 395 391 I 25.58 In. 14 1 26.88 1 12.94 I 28.19 1 14.71 1 29.58 1 16.35 II 23.98 11 9.92 II 25.27; 1111.69!' II 26.62 II 13.37 II 28.11 II 14.88 III 25.32 in 11.64 m 26.65; III 13.35 III 28.09; III 14.90 III 29.67' III 16.32 IV 23.64 IV 10.27 IV 25.05 IV 11.87 IV 26.58 IV 13.33 IV 28.29: IV 14.67 V 22.99 V 9.80 V 24.50 V 11.29 V 26.14 V 12.66 V 27.93: V 13.96 VI 21.41 VI 8.24 VI 23.03 VI 9.64 VI 24.77 VI 10.94! VI 26.56! VI 12.24 VII 20.92 VII 7.61 VII 22.65 VII 8.93 VII 24.44 VII 10.22 1 VII 26.18 VII 11.55 VIII 19.53; VIII 5.96; VIII 2 1.33 VIII 7.25 VIII 23,10 VIII 8.55; VIII 24.74 'VIII 9.96 IX 18.26 IX 4.31 1X20.05 IX 5.6 1 IX 21.75 IX 6.98 IX 23.28 IX 8.48 X 18.03 X 3.70: X 19.77 X 5.04; X 21.36 X 6.51 X 22.79 X 8.13 XI 16.80 XI 2.16 1 XI 18.43 XI 3.58' XI 19.92. XI 5.16 XI 21.26 XI 6.89 1 XII 16.51 XII 1.68 1 XU 18.02 „ 31.28; XII 3.21; XII 19.41 XII 4.91 1 XII 20.72 XII 6.71 418 i 414 i 410 406 { 402 396 394 390 I15.ll' 1 29.94 1 16.54 I 1.94' 1 17.85 I 3.72 1 19.15 I 5.50 1113.61= II 28.64 n 14.95' V 31.69: II 16.26 II 2.48 1117.58; II 4.22 III 15.02 ! III 30.33 . III 16.31 1 III 2.43 III 17.62. III 4.18 III 19.02! III 5.82 IV 13.34 IV 28.98' IV 14.64 IV i.ii IV 15.99. IV 2.78 IV 17.48' IV 4.28 V 12.64 V28.58 V 13.96 „ 30.70 1 V 15.41 V 2.24 V 17.00' V 3.66 VI 10.94 VI27.11 VIi2.34i V30.17J VI 13.89 n 31.62 VI 15.60 VI 1.95 VII 10.29 VII 26.55 VII 11.79! VI 28.58 VII 13.45 VI 29.94 VII 15.24; VII i.24| VIII 8.74 VIII 24.97 VIII 10.36 1 V1127.94 vmi2.i2 V1129.25 V11113.91. „ 30.55I IX 7.31 1x23.38 IX 9.05 : VIII 26.28 ■ IX 10.84 VIII 27.58, 1x12.58 VIII 28.92 X 7.02 X 22.80 X 8.81: 1X24.67' X 10.57 1X25.98! X 12.22 IX 27.40 XI 5.79 XI 21.24! XI 7.59 1 X 24.10 XI 9.27 i X 25.48' XI 10.81 X 26.99 XII 5.60 XII 20.72! XII 7.34! XI 22.59 XII 8.92 ' XI 24.06 XII 10.34 XI 25.69 1 j XII 22.16 ' XII 23.73 . XII 25.48 417 ' 413 400 406 401 397 393 1 389 I 4.38; 1 19.24 I 6.00 I20.78J I 748! I22.48 I 8.82; 1 24.26 II 3.04' II 17.79 II 4.55 II 19.45 1 II 5-93 II 21.22 II 7.23' II 23.00 III 3.59, III 18.39 III 5.00 1 III 20.14 III 6.31 III 21.93 III 7.61 11123.64 IV 2.021 IV 17.01 IV 3.34! IV 18.81 IV 4.64' IV 20.56 IV 5.97 IV 22.18 V 1.35 V 16.66 V 2.65 1 V 18.44 V 3.96 V 20.09 V 5.35 V 21.60 V 30.63 VI 15.28 „31.92 VI 16.99. VI 2.29 VI 18.54 VI 3.79 VI 19.94 VI 28.92 VII 14.88 VI 30.25 VII 16.48; VII 1.70 VII 17.92 VII 3.31 VII 19.26 VII 28.24 VIII 13.44 VII 29.65 VIII 14.92 „ 31.21 VIII 16.28'VIII 1.93 VIII 17.58I VIII 26.65 IX 11.95 VIII 28.16 IX 13.34. VIII 29.84 IX 14.65 „ 31.63 IX 15.95 IX 25.18 X 11.43 IX 26.80 X 12.75 IX 28.58 X 14.05 1X30.36 X 15.39 X 24.83 XI 9.90 X 26.55 XI 11.20' X 28.35 XI 12.51 X30.11 XI 13.94 XI 23.58 XII 9.36 XI 25.36, XII10.65 XI27.14 XII 12.04 XI 28.78 XII 13.56 XII 23.38 . XII 25.17; XII 26.85 X1I28.VS 416 412 406 404 , 400 396 392 388 1 1 22.17 I 7.80 1 23.89' I 9.14 1 25.46 1 10.63 I26.8S 1 12.26 II 20.89 II 6.24 II 22.50 II 7.67 II 23.95 11 9.26 II 25.30 II 10.99 III 22.48 III 7.70, III 23.97. III 9.25 III 25.34 III 10.94 11126.64 III 12.73 IV 20.95 IV 6.19 IV 22.34 IV 7.85 IV 23.66 IV 9.62; IV 24.95 IV 11.39 V 20.32 V 5.72 V21.65! V 7.48 V22.94! V 9.27= V24.26: V 10.98 VI 18.64 VI 432 VI 19.93 VI 6.1 1 VI 21.24 VI 7.87 VI 22.63 VI 9.47 VII 17.94 VII 3.96 VII 19.22 VII 5.73 VII 20.60 VII 7.39 VII 22.10 VII 8.87 VIII 16.24. VIII 2.62 VIII 17.59 VIII 4.32 VIII 19.05 VIII 5.87 VIII 20.66 VIII 7.25 IX 14-64 IX 1.27 IX 16.07 IX 2.86 IX 17.63 IX 4.30 IX 19.36 IX 5.63 X 14.12 „ 30.89 X 15.66 X 2.37 X 17.34 X 3.73 X 19.13 X 5.03 XI 12.71 X30.45 XI 14.35: ,131.84 XI 16.13 XI 2.15 XI 17.92 XI 3.46 XII 12.39 XI 28.97 XII 14.14! XI 30.30 XII 15.95 XII 1.60 XII 17.68, XII 2.95 XII 28.46 ; XII 29.76 „ 31.08 564 Tafeln. 387 383 379 : 375 371 367 363 359 I 1.51 1 17.83 I 3.08 1 19.18 I 4.79 1 20.49 1 6.60 1 21.80 ,.31.11 U 16.28 II 1.79 II 17.60 II 3.57 II 18.89 II 5.34 II 20.26 III I.7S III 1 7.64 III 3.52 III 18.94 III 5.30 III 20.28 III 7.00 III 21.74 M 31.42 IV 15.97 IV 2.22 IV 17.28 IV 3.94 IV 18.70 IV 5.52 IV 20.25 IV 30.08 V 15.26 V 1.84 V 16.64 V 3.47 V 18.17 V 4.94 V 19.83 V 29.70 VI 13.58 », 31.38 VI 15.07 VI 1.89 VI 16.70 VI 3.26 VI 18.46 VI 28.28 VII 12.99 VI 29.83 VII 14.58 VII 1.26 VII 16.33: VII 2.56 VII 18.12 VII 27.78 VIII II. 51 VII 29.24 VIII 13.22 n 30.57 VIII 15.01 „ 31.87 VIII 16.77 VIII 26.24 IX 10.14 VIII 27.61 IX 11.93 VIII 28.92 IX 13.72 VIII 30.22 IX 15.40 IX 24.69 X 9.89 IX 26.00 X 11.69 IX 27.30 X 13.41 IX 28.66 X 14.97 X 24.12 XI 8.68 X 25.42 XI 10.44 X 26.76 XI 12.06 X 28.20 XI 13.52 XI 22.56 XII 8.47 XI 23.88 XII 10.13 XI 25.29 XII 11.63 XI 26.85 XII 13.01 XII 22.03 XII 23.40 XII 24.92 XII 26.58 386 382 378 374 370 ' 366 362 358 I 20.51 I 7.20 I 21.97 I 8.73 1 23.59 1 10.14 1 25.35 1 11.46 II 19.01 II 5.80 II 20.58 II 7.23 II 22.31 II 8.56 II 24.10 II 9.86 III 20.55 III 7.30 III 22.23 III 8.64 III 24.01 III 9.94 III 25.78 III 11.25 IV 19.13 IV 5.68 IV 20.88 IV 6.97 IV 22.66 IV 8.27 IV 24 36 IV 9.64 V 18.75 V 4.97 V 20.53 V 6.25 V 22.26 V 7.60 V 23.83 V 9.07 VI 17.38 VI 3.25 VI 19.14 VI 4.57 VI 20.75 VI 5.98 VI 22.23 VI 7.56 VII 17.02 VII 2.55 VII 18.69 vii 3.93 VII 20. 1 8 VII 5.45 VII 21.56 VII 7.14 VIII 15.63 « 31.90 VIII 17.17 VIII 2.39 VIII 18.59 VIII 4.03 VIII 19.89 VIII 5.80 IX 14.19 VIII 30.37 IX 15.64 1. 31.97 IX 16.98 IX 2.70 IX 18.27 IX 4.50 X 13.72 IX 28.95 X 15.08 IX 30.68 X 16.40 X 2.47 X 17.70 X 4.22 XI 12.21 X 28.66 XI 13.53 X 30.46 XI 14.83 XI 1.24 XI 16.20 XI 2.90 XII 11.67 XI 27.46 XII 12.98 XI 29.25 XII 14.32 n 30.97 XII 1 5.78 1 XII 2.52 XII 27.27 1 XII 29.03 XII 30.63 1 ( 385 381 377 373 365 361 ' 357 1 10.12 I 26.03 I 11.44 1 27.68 I 12.86 1 29.18 I 14.41 I 1.08 11 8.54 II 24.69 II 9.92 II 26.22 II 11.43 II 27.62 II 13.10 tt 30.54 III 8.95 III 25.22 III 10.43 III 26.65 III 12.06 III 27.97 III 13.81 II 28.93 IV 7.39 IV 23.63 IV 8.97 IV 24.98 IV 10.70 IV 26.27 IV^ 12.49 III 29.26 V 6.87 V 22.96 V 8.57 V 24.26 V 10.35 V 25.56 V 12.12 IV 27.58 VI 5.43 VI 21.25 VI 7.19 VI 22.55 VI 8.98 VI 23.88 VI 10.66 V 26.94 VII 5.05 VII 20.54 VII 6.83 VII 21.87 VII 8.55 VII2V30 VII 10.13 VI 25.36 VIII 3.72 VHI 18.89 VIII 547 VIII 20.28 VIII 7.08 VIII 2 1.82 'VIII 8.55 VII 24.88 IX 2.41 IX 17.32 IX 4.06 IX 18.80 IX 5.57 1x20.45. IX 6,95 VIII 23.51 X 2.08 X 16.86 X 3.63 X 18,46 X 5-03 X 20.22' X 6.35; IX 22.24 1 M 31.70 XI 15.51 XI 2.15 XI 17.23! XI 3.48 XI 19.02 XI 4.78 X 22.01 XI 30.27 XII 15.25 XII 1.64 XII 17.04; XII 2.93 XII 18.82 XII 4.25 XI 20.78 XII 29.78 1, 31-09 1 1 XII 20.48 384 380 376 372 368 364 360 356 I 28.21 1 14.03' 1 29.51 115-83 I 1.40 1 17-53 I 2.76 1 19 08 II 26.60 11 12.79, II 27.92 II 14.54' „30.86,' II 16.14 II 1.30 II 17.57 III 27.95 III 14.49 III 29.33 III 16.13 III 1.34 III 17.62 III 2.89 III 18.97 IV 26.29 IV 13.07' IV 27.77 I\^ 14.60 „ 30.84 IV 1 5.98 IV 1.52 : IV 17.28I V 25.69 V 12.54' V 27.28 V 13.96 1 IV 29.40 V 15,28' V 1.16; V16.57I VI 24.17 VI 10.92 VI 25.87 VI 12.27 V 29.00, VI 13.56 „ 30.80 VI 14.88 VII 23.74 VII 10.25! VII 25.52 VII 11.56; VI 27.65 VII 12.85! VI 29.42' VII 14.24 VIII 22.41 VIII 8.57 VIII 24.20 VIII 9.87 VII 27.30 VIII 11.22' VII 28.98 VIII 12.70 IX2I.I4 IX 6.92 IX 22.90 IX 8.25 VIII 25.92! IX 9.69X11127.50 IX11.2SI X 20.90 X 6.34 X 22.56 X 7.74 1X24.52, X 9.29 IX 25.98 X 10,99 XI 19.63 XI 4.83 XI2I.17 XI 6.34 X 24.07 XI 7.99 X 25,45 XI 9.79 XII 19.28 XII 4.41 XII 20.71 XII 6.03 XI 22.58 XII 7.79 XI 23.90 XII 9.59 I XII 22,05 XII 23.35 Tafel III (Neumonde) ÖÖ5 3» I 8.36 II 7.01 8.55 6.96 6.29 4.58 3.85 2.18 31.60 IX 30.14 X 29.80 XI 28.56 XII 28.37 III IV V VI VII VIII 351 I 23.21 II 21.77 ni 23.35 IV 21.98 V 21.63 VI 20.26 VII 19.86 VIII 18.401 IX 16.92 X 16.40 XI 14.86 XII 14.33 347 I II III IV V VI VII VIII IX X 9.98 8.53 9.97 8.30 7.60 5.89 5.20 3.62 2.14 1.79 ». 31.54 XI 30.34 XII 30.16 343 1 24.76 II 23.42 III 25.10 IV 23.77 V 23.39 VI 21.95 VII 21.44 VIII 19.88 IX 18.31 X 17.72 XI 16.17 XII 15.63 339 1 11.45 II 9.90 III 11.28 IV 9.61 V VI VII VIII IX X XI XII u 8.91 7.25 6.66 5.18 3.82 3.56 2.34 2.12 31.84 335 I26, II 25. III 26, IV 25. V25. VI 23. VII 22. VUI2I. IX 19, XI9. XI 17. XII 17. 46 20 90 53 05 50 88 24 62 02 49 02 331 I12. II II. III 12, IV 10, V 10. VI 8. VII VIII IX X XI XII 79 20 58 92 30 75 26 90 61 35 09 327 I 28.25 II 26.98 III 28.61 IV 27.13 V 26.56 VI 24.91 VII 24.21 VIII 22.54 IX 20.92 X 20.37 XI 18.93 8. 6. 5. 5. 4. 3.76 XII 18.55 354 I 27.14 II 25.85 III 27.43 IV 25.89 V 25.26 VI 23.58 VII 22.88 VIII 21.21 IX 19.61 X 19.10 XI 1 7.69 XII 17.38 350 I 12.77 II 11.21 III 12.67 IV II. 15 V 10.69 VI 9.301 8.92! 7.60 6.25 5.86 4.43 3.95 VII VIII IX X XI XII 346 1 28.88 II 27.47 III 28.94 IV 27.30 V 26.60 VI 24.88 VII 24.19 VIII 22.55 IX 21.03 X 20.63 XI 19.34 XII 19.13 342 I 1 14.12 II 12.64 III 14.22 IV 12.81 I V 12.45 VI 11.07 VII 10.70 VIII 9.29' IX X XI XII 7.83 7.34 5.82 5.27 338 1 30.43 II 28.92 III 30.30 IV 28.61 V 27.89 VI 26.19 VII 25.56 VIII 24.02 IX 22.62 X 22.32 XI 2 I . I 2 XII 20.93 334 1 15.60 II 14.23 III 15.90 IV 14.59 V 14.23 VI 12.83 VII 12.35 VIII 10.82 IX 9.27 X 8.70 XI 7.13 XII 658 330 I 2.36 „31.86 III 2.26 „ 31 60 IV 29.90 V 29.22 VI 27.59 VII 27.06 VIII 25.64 IX 24.35 X 24.11 XI 22.91 XII 22.67 326 1 17.25 II 15.98 III 17.69 IV 16.37 V 15.94 VI 14.43 VII 13.83 VIII 12.22 IX 10.59 X 10,00 XI 8.44 XII 7.93 353 I 16.13 II 14.89 III 15.61 IV 1425 V 13.77 VI 12.20 11.57 9.91 8.27 7.67 i 6.I3I 5.66: VII VIII IX X XI XII 349 I 2.42 1 M 31.85! III 1.23: „ 30.60, IV 29.01 V 28.45 VI 26.99 VII 26.61 VIII 25.31 IX 24.04 X 23.75 XI 22.42 , XII 22.00 345 1 17.93 II 16.67 III 17.31 IV 15.84 V 15.25 VI 13.59 VII 12.88 V111II.2I IX 9.57 X 9.01 xj 7.56 XII 7.20 341 I 3-73 II 2.16 III 2.59 IV 1.05 M 30.54 V 30.11 VI 28.74 VII 28.41 VIII 27.08 IX 25.73 X 25.33 XI 23.89 XII 23.39 337 I 19.69 II 18.35 III 18.87 IV 17.28 V 16.62 VI 14.89 VII 14.17 VIII 12.52 IX 10.95 X 10.49 XI 9.15 XII 8.90 333 I 5.06 " 3.55 III 4.08 IV 2.65 V 2.26 M 31.90 VI 30.53 VII 30.15 VIII 28.72 IX 27.25 X 26.77 XI 25.24 XII 24.70 329 I 21.32 II 19.86 III 20.29 IV 18.62 V 17.91 VI 16.18 VII 15.51 VIII 13.9^ IX 12.46 X 12.12 XI 10.87 XII 10.70 325 I 6.48 II 5.08 III 5.72 IV 4.38 V 4.05 VI 2.66 VII 2.23 M 31.74 VIII 30.21 IX 28.65 X 28.09 XI 26.54 XII 26.00 352 I 4.26 II 2.92 III 4.61 IV 3.31 V 2.95 VI 1.54 VII 1.06 t. 30.52 VIII 28.93 1X27.34 X 26.77 XI 25.21 XII 24.69 348 I 20.50 II 18.92 III 20.28 IV 18.60 V 17.91; VI 16.29 VII 15.75 VIII 14.33 IX 13,03 X 12.79 XI 11.58 XII U.32 344 I 5.91 II 4.67 III 6.40 IV 5.08 V 4.66 VI 3.13 VII 2.54' M 31.89 VIII 30.25. IX 28.63 . X 28.07 XI 26.57 ; XII 26.14 340 1 21.83 II 20.22 III 21.59 IV V VI VII VIII IX X XI XII 9-95 9-37 7.85 7.43 6.10 4.82 4.55 326 2.90 336 I 7.70 6.47! 8.171 6.74! 6.20 1 4.58 3.90 2.20 31.55 29.95 2945 XI 28.04 XII 27.72 II III IV V VI VII VIII 11 IX X 332 1 23.13 II 21.55 III 22.99 IV 21.44 V 20.97 VI 19.56 VII 19.22 VIII 17.88 IX 16.56 X 16.20 XI 14-79 XII 14.32 328 I II 9.49 8.20 9.79 8.25 7.61 5-91 5.19 3.51 1.88 1-37 .. 30.97 XI 29.67 XII 29 46 III IV V VI VII VIII IX X 324 I 24.47 II 22.98 III 24 51 IV 23.08 V 22.70 \ VI 21.34 ! VII 20.98 !viii 19.59 IX 18.16 X 17.70 XI 16,20 XII 15.65 656 Tafeln. 323 319 315 311 307 303 299 295 1 14.09 I 30.01, I 15.41 I 2.00 1 16.84; I 3.61 1 18.40, I 5.05 •II 12.50 II 28.66 j II 13.90 „31.66 II 15.41 11 2.15; II 17.091 II 3.511 III 13.92; III 30.19! III 15.39 III 2.19 III 17.02 III 3.59; Uli 8.79 i in 4.90 1 IV 12.35' IV 28.59 IV 13.93 „ 31.60 IV 15.67 IV 1.93 IV 17.46 IV 3.23 Vi 1.83 V 27.91 V 13.52 IV 29.93 Vi 5.31 V 1.22 V 17.08 V 2.54 VI 10.38 VI 26.20 VI 12.16 V 29.21 1 VI 13.94 „30.52 VI 15.62 M 31.90 VII 10.01 i VII 25.51 VII 11.80 VI 27.50 VII 13.51 VI 28.84 i VII 1 5.09 1 VI 30.32 1 VIII 8.69 VIII 23.85 VIII 10.4^ VII 26.82 VIII 12.05 VII 28.26 VIII 13.52! VII 29.84 1 IX 7.38 1 1X22.30 IX 9.03 VIII 25.24 IX 10.54 VIII 26.78 IXII.9I VIII 28.48 X 7.05' X 21.84 X 8.61 IX 23.79 X 10.01 IX 25.44 X 11.32 IX 27.22 XI 5.68. XI 20.49 XI 7.13 X 23.44 XI 8.46 X 25.19 XI 9.76 X 26.99 XII 5.25 XII 20.24 XII 6.61 XI 22.22 XII 7.91 XI 24.01 XII 9.22 XI 25.76 XII 22.02 XII 23.80 XII 25.46 322 318 314 310 306 302 298 294 1 3.76 1 19.02 I 5.07. 1 20.81 I 6.37 I 22.51 I 7.74 1 24.06 II 2.17 II 17.79 II 3.48 II 19.52 II 4.82 II 21.11 II 6.28 11 22.54 III 3.57 III 19.46 III 4.88 III 21.10: III 6.31 III 22.58 III 7.86 III 23.93 IV 1.91 IV 18.03 IV 3.29 IV 19.56 IV 4.81 IV 20.94 IV 6.49 IV 22.24 V 1.25 V 17.50 V 2.73 V 18.92 V 4.36 V 20.23 V 6.13 V 21.52 M 30.65 VI 15.88 VI 1.24 1 VI 17.22 VI 2.97 VI 18.52 VI 4.77 VI 19.83 VI 29.13 VII 15.21 n 30.83; VII 16.51 VII 2.61 VII 17,82 VII 4.38 VII 19.20 VII 28.71 VIII 13.53 VII 30.50, VIII 14.83 VIII 1.26 VIII 16.19 VIII 2.94 VIII 17.66 VIII 27.38 IX 11.88 VIII 29.18 IX 13.23 „ 30.90 IX 14.67 IX 1.46 IX 16.26 IX 26.12 X11.31 1X27.88, X 12.74 1X29.49 X 14.27 „ 30.95. X 15.971 X 25.88 XI 9.81 X 27.54, XI 11.33. X 29.04 XI 12.99 X 30.42 XI 14.77 1 XI 24.61 XII 9.40^ XI 26.15, XII 11.02 XI27.56 XII 12.77 XI 28.87 XII 14.58 1 XII 24.26 XII 25.701 XII 27.02 XII 28.32 1 321 317 ' 313 . 309 305 301 297 < 293 1 1 22.81; I 8.06 1 24.15 I 9.78 1 25.45 1 11.57 t 1 26.77 1 13.34 II 21.25 II 6.77 II 22.55 II 8.55! II 23.85 II 10.33 II 25.22 II 11.98 III 21.61 III 7.50 III 22.90 III 928 III 24.23 III 10.98 III 25.70 III 12.52 IV 19.91 IV 6.18 IV 21.24 IV 7.91 IV 22.64 IV 9.49 IV 24.21 IV 10.93 V 19.21 V 5.80 V 20.60 V 7.43! V 22.12 V 8.90 V 23.79 V 10.25 VI 17.54 VI 4.34 VI 19.02 VI 5.85 VI 20.66 i VI 7.22 VI 22.43 VI 8.53 1 VII 16.96 VII 3.79 vn 1 8.56 1 VII 5.20 VII 20.29; VII 6.52 VII 22.08 VII 7.81 1 VIII 15.47 VIII 2.20 ! VIII 17.1 8 1 VIII 3.53 VIII 18.97 VIII 4.83 : VIII 20.74 VIII 6.15 1 IX 14.12 „ 31.58 IX 15.91 IX 1.88 IX 17.69 IX 3.19 IX 19.37 IX 4.57 X 13.88 IX 29.96 X 15.67 X 1.28 X 17.39 X 2.63 X 18.95 X 4.1 1 XI 12.68; X 29.39 XI 14.43 „ 30.73 XI 16.04 XI 1.18. XI 17.50 XI 2.78 XII 12.45 XI 27.86 XII 14.11 XI 29.27 XII 15.61 „ 3083 XII 16.99 XII 2.54 XII 27.38 XII 28.90 XII 30.56 , 320 316 . 312 1 t 306 304 300 296 292 1 1 11.17 1 25.94 1 12.71 1 27.57! I-I4.li 129.34! I 15.42; I I.35I II 9.77 II 24.55 II 11.20: II 26.28 11.12.53 II 28.08; II 13.83 ,i3>.i3 III 11.26 III 26.20 III 12.60. III 27.98 III 13.90 j III 29.75 i III 15.21 III 1.82 IV 9.63 IV 24.85 IV 10.92 IV 26.62 IV 12.22 IV 28.32 IV 13.60 „ 31.39 V 8.93 V 24.50' V 10.21 V 26.22 vi 11.55 V 27.79, V 13.03 IV 29.85 VI 7.21 VI 23. 11 VI 8.52 VI 24.71 VI 9.94 VI 26.21 VI 11.52 V 29.22 VII 6.50 VII 22.65 VII 7.89 VII 24.15 VII 9.41 VII 25.53 VII ILIO VI 27.53 VIII 4.87 VIII 21.14 VIII 6.36 VIII 22.55 VIII 7.99 VIII 23.86 VIII 9.77 VU 26.83 IX 3.34 IX 19.61 IX 4.94 IX 20.95 IX 6.68 1X22.24 IX 8.48 VIII 25.16 X 2.94 X 19.06 X 4.65 X 20.36 X 6.44 X 21.67 X 8.20 IX 23.57 XI 1.65 XI 17.51 ' XI 3.45" XI 18,82; XI 5.22 XI 20.18 XI 6.88 X 23.07 XII 1.45 XII 16.96 XII 3.23I XII 18.30 XII 4.96, XII 19.76 XII 6.50 XI 21.66 „ 31.26 1 1 1 ' 1 ,,-,.,, XII 21.35 1 Tafel ni (Neumonde). 557 291 287 283 279 275 271 267 263 I20.10 I 6.39 I 21.90 I 7.70 1 23.66 I 9.02 1 25.29 1 10.46 II 18.86 II 4.80 II 20.64 II 6.12 II 22.31 II 7.52 II 23.82 II 9.06 11120.57 m 6.19 III 22.28 ni .7.55 m 23.83 III 9.04 III 25.23 III 10.70 IV 19.20 IV 4.55 IV 20.79 IV 6.00 IV 22.23 IV 7.60 IV 23.57 IV 9.37 V 18.72; V 3.95 V 20.20 V 5.51 V 21.55 V 7.21 V 22.85 V 9.01 VI 17.15 VI 2.40 VI 18.54 VI 4.07 VI 19.84 VI 5.85 VI 21.14 VI 7.64 VII 16.51 „ 1.95 VII 17.84 VII 3.69 VII 19.13 VII 5.47 VII 20.46 VII 7.20 VIII 14.86 VII 31.57 VIII 16.17 VIII 2.37 VIII 17.46 VIII 4.09 VIII 18.89 VIII 5.71 1X13.22 VIII 30.27 IX 14.54 IX 1.04 IX 15.91 IX 2.68 IX 17.43 IX 4.18 X 12.63 IX 29.01 X 13.98 n 30.69 X 15.46 X 2.22 X 17.10 X 3.62 XI 11.09 X 28.72 XI 12.54 X 30.30 XI 14.12 „31.73 XI 15.86 XI 2.06 XII 10.64 XI 27.38 XII 12.17 XI 28.86 XII 13.88 XI 30.20 XII 15.67 XII 1.5 1 XII 26.98 XII 28.36 : XII 29.67 ' ,» 30.97 290 286 282 ! 278 274 270 266 262 I 9.24 1 25.47' 1 10.89 1 1 26.78 1 12.68; I 28.08 1 14.48 1 29.44 II 7.89 II 23.88 II 9.64 II 25.18 II ir.43 II 26.50 II 13.17 II 27.95 III 9.58 III 25.22 III 11.37 III 26.54! III 13.13 III 27,94 III 14.76 III 29.49 IV 8.26 IV 23.53 IV 10.04 IV 24.90 IV 11.70 IV 26.40 IV 13.21 IV 28.05 V 7.91 V 22.86 V 9.61 V 24.31 V II. 16 V 25.92 V 12.57 V 27.67 VI 6.50 VI 21.24 VI 8.08 VI 22.80 VI 9.52 VI 24.52 VI 10.85 VI 26.32 VII 6.00 VII 20.70 VII 7.48 VII 22.38 VII 8.84 VII 24.17 VII 10.14 VII 25.96 VIII 4.47 VIII 19.28 VIII 5.85 VIII 21.06 VIII 7.16 VIII 22.85 VIII 8.46 VIII 24.56 IX 2.89 IX 18.00 IX 4.20 IX 19.79 IX 5.50 IX 21.53 IX 6.85 IX 23.14 X 2.31 X 17.77 X 3.60 X 19.53 X 4.91 X2I.I7 X 6.35 X 22.67 V 31.73 XI 16.55 j XI 2.04 XI 18.23 XI 3.41 XI 19.76 XI 4.96 XI 21.17 XI 30.17 XII 16 30 XII 1.54 XII 17.87 XII 3.01 XII 19.29 XII 4.67 XII 20.62 XII 29.67 M 31. II 289 285 281 277 273 269 265 261 I 28.17 1 14.95 I 29.73 1 16.41 I 1.69 1 17.76 I 3.45 1 19.06 II 26.72: II 13.48 II 28.38 II 14.86 1131.43 II 16.15 II 2.22 II 17.48 11127.31 III 13.92 III 29.07 III 15.22 III 1.17 III 16.52 III 2.96 III 17.88 IV 25.94 IV 12.24 IV 27.72 IV 13.55 „ 30.86 IV 14.88 IV 1.58 IV 16.31 V 25.58 V 11.55 V 27.34 V 12.86 IV 29.48 V 14.25 V 1.09 V 15.80 VI 24.21 VI 9.83 VI 25.90 VI II. 19 V 29.00 VI 12.70 n 30.50 VI 14.35 VII 23.81 VII 9.14 VII 25.40 VII 10.61 VI 27.45 VII 12.22 VI 28.85 VII 13.99 VIII 22.36 VIII 7.57 VIII 23.84 VIII 9.13 VII 26.84 VIII I0.86 VII 28.16 VIII 12.66 IX 20.87 IX 6.10 1X22.26 IX 7.78 VIII 25.20 IX 9.57 VIII 26.50 IX 11.36 X 20.36 X 5.75 X 21.69 X 7.53 1x23.58 X 9.32 IX 24.89 X 1 1 .04 XI 18.83 XI 4.52' XI 20.13 XI 6.32 X 22.99 XI 8.06 X 24.34 XI 9.66 XII 18.30 XII 4 33' XII 19.60 XII 6.10 XI 21,46 XII 7.74 XI 22.90 XII 9.23 1 XII 20.99 XII 22.54 288 284 280 ! 276 272 268 264 260 1 16.74 I 3.13: 1 18.08' I 4.81 1 19.57 I 6.32 1 21.23 I 7.73 II 15.17 II 1.84 II 16.61 1 11 3.39 II 18.21 II 4.81 II 19.96 II 6.13 III 16.62 in 3-43 III 18.17 1 III 4.87 III 19.87 III 6.21 III 21.68 III 7.52 IV 15.11 IV 1.89 IV 16.77 IV 3.25 IV 18.54 IV 4.55 IV 20.32! IV 5.86 1 V 14.64 V 1.26 V 16.41 V 2.56 Vi8.i8 V 3.85 V 19.90 v.5.20 VI 13.25 11 30.54 VI 15.03 „ 31.84 VI 16.78 VI 2.15 VI 18.38 VI 3.61 VII 12.89 VI 28.82 VII 14.65 VI 30.14 VII 16.30 VII 1.54 VII 17.80 VII 3.09 VIII 11.55; VII 28.14 VIII 13.25 VII 29.51 VIII 14.78 „ 31.02 VIII 16.18 VIII 1.68 IX 10.21 VIII 26.51 1 IX 11.79 VIII 27.98 IX 13.22 VIII 29.60 IX 14.55 ,1 31.37 X 9.83 1X25.001 XII.3I 1X26.58 X 12.65 IX 28.31 X 13.97 IX 30.11 XI 8.40 X 24.60' XI 9.78 X 26.30 XI II. 10 X 28.09 XI 12.42' X 29.87 1 XII 7.92 XI 23.32 XII 9.24 XI 25 10 XII 10.55 XI 26.88 XII 11.90 XI 28.60 1 XII 23.11 ; . XII 24.91 i XII 26.65 1 ' XII 28.24 Q in sei, Chronologie I. 37 558 Tafeln. 259 255 251 247 243 1 239 235 1 231 1 1 26.77 1 12.05 I 28.11 1 13.77 1 29.42' 115.57 I 1.30 1 17.32 II 25.21 II 10.76 II 26.52 II 12.54 II 27.81 1114.31 M 30.74 II 15.95 III 26.56 m 12.48 in 27.86 III 14.26 III 29.19 III 15.94 III 1.19 III 17.47 IV 24.86 IV II. 16 IV 26.19 IV 12.88 IV 27.60 IV 14.45 „ 30.66 IV 15.88 V 24.16 V 10.77 V 25.56 V 12.39 V 27.08 V 13.85 IV 29.18 V 15.19 VI 22.50 VI 9.30 VI 23.99 VI 10.81 VI 25.63 VI 12.17 V 28.77 VI 13.48 VII 21.92 VII 8.75 VII 23.53 VII 10.15 VII 25.28 VII 11.47 VI 27.40 VII 12.76 VIII 20.45 VIII 7.16 VUI 22.16 VIII 8.48 VIII 23.96 VIII 9.78 VII 27.06 VIII 11.10 IXI9.II IX 5.54 IX 20.90 IX 6.84 IX 22.68 IX 8.15 VIII 25.71 IX 9.54 X 18.87 X 4.93 X 20.66 X 6.24 X 22.38 X 7.60 1x24.35 X 9.09 XI 17.67 XI 3.36 XI 19.43 XI 4.70 XI 21.02 XI 6.16 X 23.93 XI 7.77 XII 17.45 XII 2.83 XII 19.10 XII 4.26 XII 20.60 XII 5.82 XI 22.47 XII 21.96 XII 7.53 258 254 250 246 242 238 234 230 I 16.15 I 1.36; I 17.69 I 2.88 1 19.08I I 4.56 1 20.40 ' I 6.35 II 14.74 n 30.92 II 16.17 II 1.55 II 17.56 II 3.32 II 18.80 II 5.10 III 16.21 III 1.53 ni 17.55 III 3.26 III 18.85 III 5.06 III 20. 17 III 6.80 IV 14.58 „ 31-17 IV 15.88 IV 1.96 IV 17.17 IV 3.72 IV 18.56 IV 5.36 V 13.88 IV 29.82 V 15.16 V 1.61 V 16.51 V 3.28 V 17.99 V 4.81 VI 12.16 V 29.47 VI 13.47 M 31.17 VI 14.90 VI 1.75 VI 16.49 VI 3.17 VII 11.45 VI 28.08 VII 12.85 VI 29.67 VII 14.38 VII 1.14 VII 16.07 VII 2.48 VIII 9.83 VII 27.61 1 VIII 11.33 VII 29.11 VIII 12.97 „ 30.48 VIII 14.75 .» 31.79 IX 8.31 VIII 26.11 IX 9.92 VIII 27.52 IX 11.68 VIII 28.82 IX 13 46 VIII 30.12 X 7.92 IX 24.58 X 9.64 IX 25.91 X 11.44 IX 27.21 X 13.18 IX 28.53 XI 6.64 X 24.03; XI 8.44 X 25.33 XI 10.22 X 26.63 XI 11.87 X 28.04 XII 6.44 XI 22.48 ' XII 8.24 XI 23.79 XH 9.94 XI 25.15 XII 11.49 XI 26.65 XII 2 1.92 XII 23.28 XII 24.74 ; XII 26.35 1 257 253 249 245 241 237 233 229 I 5.25 1 20.38 I 6.99 I 21.82 I 8.59 1 23.38 1 10.02 1 25.09 11 3.99 II 18.86 II 5.63 II 20.39 II 7.12 II 22.07! II 8.48 II 23.84 III 4.64 III 19.36 III 6.16 III 21.00 III 7.55 III 22.77 III 8.86 III 24.55 IV 3.14 IV 1 7.90 IV 4.56 IV 19.64; IV 5.87 IV 21.43 IV 7.18 IV 23.17 V 2.54 V 17.49 V 3.88 V 19.28' V 5.18 V 2 1.04 V 6.49 V 22.68 », 3 1-86 VI 16.14 VI 2.16 VI 17.91. VI 3.47 VI 19.58 VI 4.85 VI 21.171 VI 30.15 VII 15.77 VII 1.45 VII 17.49, VII 2.80 VII 19.05 VII 4.28 VII 20.48 1 VII 29.45 VIII 14.40 n 30.78 VIII 16.02, VIII 1.22 VIII 1 7.47 VIII 2.81 VIII 18.81 VIII 27.81 IX 13.00 VIII 29.21 ; IX 14.51 ' M 30.76 IX 15.88 IX 1.46! IX 17.19 IX 26.26 X 12.58 1X27.76' X 13.98' 1X29.42 X 15.29I X I.2I ; X 16.59I X 25.82 XI II. II X 27.431 XI 12.431 X 29.19 XI 13.73 „30.98 XI 15.07 XI 24.48 XII 10.59 XI 26.21; XII 11.88' XI28.00 XII 13.20 XI 29.75 XH 14.61 XII 24.22 ' XII 26.02 : XII 27.79 XII 29.44. 256 252 248 244 240 236 232 228 I 23.01 I 9.03 I 24.80 1 10.34 I 26.49 1 11.70 I 28.03 I 13.22 II 2*1.76 n 7.45 II 23.50 II 8.79 II 25.08 II 10.25 II 26.51 U 11.87 III 23.44 UI 8.85 III 25.06 III 10.27 III 26.54 III 11.83 III 27.88 III 13.56 IV 22.00 IV 7.25 IV 23.50 IV 8.78 IV 24.89 IV 10.45 IV 26.191 IV 12.23 V 21.45 V 6.69 V 22.87 V 8.33 V 24.17 V lo.ii V 25.47 i Vi 1.88 VI 19.83 VI 5.21 VI 21.16 VI 6.94 VI 22.46 VI 8.74 VI 23.79 VI 10.46 VII 19.17 VII 4.80 VII 20.46 VII 6.59 VII 21.77 VII 8.35 VII 23.16 VII 9.96 VIII 17 48! VIII 3.47 VIII 18.78 VIII 5.24 VIII 20.14 VIII 6.92 VIII 21.63 VIII 8.43 IX 15.85 IX 2.16! IX 17.19 IX 3.87 IX 18.64 IX 5.43 IX 20.24 1 IX 6.85 X 15.28 X 1.87 X 16.70 X 3.47 X 18.25 X 4.93 X 19.97" X 6.26 XI 13.79 n 31-53 XI 15.30 XI 2.02 XI 16.98' XI 3.39 XI 18.76 XI 4.70 XII r ^.38 XI 30.12 XII 15.01 XII 1.53 XII 16.78 XII 2.84 XII 18.57 XII 4.15 XII 29.66 » 30.99 1 I Tafel III (Neumonde). 569 227 223 219 215 211 207 ' 203 199 I 2.63 1 18.93 I 4.09 1 20.39 I 5.68 I2I.72 I 7.42 I 23.02 II 1.15 II 17.46 II 2.70 II 18.83 II 4.42 II 20. 1 2 II 6.20 II 21.43 III 2.70 III 18.87 III 4.36 III 20.18 III 6.15 III 21.47 III 7.92 lU 22.83 IV 1.28 IV 17.21 IV 3.05 IV 18.50 IV 4.84 IV 19.82 IV 6.53 IV 21.26 ., 30.91 V 16.49 V 2.70 V 17.81 V 4.45 V 19.21 V 6.04 V 20,74 V 30.55 VI 14.77 VI I.31 VI 16.15 VI 2.96 VI 17.65 VI 4.44 VI 19.31 VI 29.18 VII 14.09 „ 30.87 VII 15.57 VU 2.40 VII 17.19 VII 3.79 VII 18.95 VII 28.78 vm 12.53 VII 30.36 VIII 14. II n 31.79 VIII 15.84 VIII 2.10 vin 17.63 VIII 27.33 IX 11.07 VIII 28.80 IX 12.77 VIII 30.15 IX 14.57 n 31.45 IX 16.34 IX 25.85 X 10.74 IX 27.23 X 12.52 IX 28.54 X 14.31 IX 29.84 X 16.01 X 25.33 XI 9.51 X 26.65 XI 11.32 X 27.96 XI 13.05 X 29.30 XI 14.64 XI23.80J XII 9.32 XI 25.10 XII 11.09 XI 26.43 XII 12.72 XI 27.87 XU 14.19 XII 23.26 XII 24.57 XII 25.97 XII 27.51 196 226 222 218 214 210 206 202 I 21.71 I 8.12 I 23.06 I 9.79 1 24.55, 1 11.30 I 26.20 I 12.68 U 20.13 II 6.82 II 21.58 II 8.37 II 23.18 II 9.78 II 24.93 II ILIO III 21.59 III 8.40 III 23.15 III 9.84 III 24.85 III II. 17 III 26.63 UI 12.47 IV 20.07 IV 6.85 IV 21.74 IV 8.20 IV 23.52 IV 9.50 IV 25.29 IV 10.81 V 19,61 V 6.21 V 21.38 V 7.51 V 23.15 V 8.80 V 24.85 V 10.16 VI 18.21 VI 4.49 VI 20.01 VI 5.79 VI2I.75 VI 7.1 1 VI 23.33 VI 8.56 VII 17.86 VII 3.77 VII 19.63 VII 5.09 VII 21.28 VII 6.49 VII 22.75 VU 8.05 VIII 16.54 VIII 2.09 VIII 18.22 VIII 3.47 VIII 19.74 VIII 4.97 VIII 21.12 VIU 6.65 IX 15.19 » 31.47 IX 16.77 IX 1.95 IX 18.19 IX 3.57 IX 19.51 IX 5.34 X 14.81 IX 29.97 X 16.28 X 1.56 X 17.62 X 3.30 X 18.92 X 5.09 XI 13.38 X 29.59 XI 14.76 „ 31.28 XI 16.07 XI 2.08 XI 17.37 XI 3.84 XII 12.90 XI 28.31 XII 14.22 XI 30.09 XII 15.52 XII 1.88 XII 16.87 XU 3.56 XII 28.10 XII 29.90 n 31.63: 225 221 1 217 213 209 , 205 201 197 1 11.36 126.89! I i2.66| 1 28.64 1 13.99! 1 30.27 1 15.43 I 2.21 II 9.77 II 25.62 II 11.08 II 27.28; II 12.48 II 28.79' II 14.03 ,,31.74 UI 10.15 III 26.25 III 11.52 III 27.79 III 13.02 III 29.19 III 14.67 UI 1.16 IV 8.51 IV 24.74 IV 9.97 IV 26.18 IV 11.57 IV 27.51 IV 13.32 n 30.51 V 7.92 V 24.14 V 9.47 V 25.50 V II. 18 V 26.80 V 12.98 IV 28.81 VI 6.38 VI 22.49 VI 8.04 VI 23.79 VI 9.83! VI 25.08; VI11.59I V 28.101 VII 5.91 VII 21.78 VII 7.67 VII23.07 VII 9.46! VII 24.42; VII II. 15 VI26.45 VIII 4.55 VIII 20.12 VIII 6.35 VIII 2 1.42 VIII 8.08 'VIII 22.85' VIII 9.66 VII 25.88 IX 3.25 IX 18.50 IX 5.02 IX 19.88 IX 6.65 1X21.401 IX 8.1 3, VIII 24.41 1 X 2.99 X 17.96J X 4.67 X 19.44' X 6.19 X21.07 X 7.58 1x23.091 XI 1.71 XI 16.52' XI 3.27 XI 18.11' XI 4.701 XI 19.85! XI 6.01 X 22.85 1 XU 1.36 XII 16.16' XII 2.83 XII 17.87 XII 4.16 XII 19.66' XII 5.47 XI21.65I » 30.95 ! XII 2 1.44 1 224 220 216 212 206 204 200 196 1 29.44 1 14.88 I 1.33 1 16.67 I 2.63 1 18.45 I 3.94 1 20.13 11 27.83 II 13.62; „30.75! II 15.42 II 1.05 1117.15 II 2.40 U 18.70 III 29.18 III 15.35, III 1.13 III 17.10' III 2.47, III 18.71 UI 3.90 UI 20.16 IV 27.48 IV 14.01 „ 30.50 IV 15.66: „ 31.89 IV 17.16 IV 2.44 XV 18.51 V 26.81 i V 13.58 IV 28.85" V15.11: IV 30.36- V 16.51 V 2.01 V 17.82 VI 25.20 VI 12.04 V 28.27! VI 13.48: V 29.88! VI 14.79 n 31.64 VI 16.09 VII24.68 VII11.43I VI 26.76' VII 12.79' VI 28.49' VII 14.08 VI 30.28 VU 15.39 VIII23.26 VIII 9.80' VII 26.36 VIII 11. II. VII 28.14 VIII 12.41 VH 29.92 VIU 13.78 IX 21.98 IX 8.16 VIII 25.04, IX 9.46 VIII 26.831 IX 10.80 vm 28.53 IX 12.27 X 21.75 X 7.55 1X23.78 X 8.89' 1X25.52 X 10.31 1X27.10 X 11.89 XI 20.55 1 XI 6.01, X 23.52 XI 7.40 X 25.15 XI 8.93' X 26.63- XI 10.62 XII20.29 XII 5.51 Xl22.22;XII 6.99 XI23.74 XII 8.641 XI25.12 XII10.42I XII 21.85: i XII 2^.26 t XII 24.59 1 37* 560 Tafeln. 195 191 187 183 179 175 171 167 I 9.23 I 24.35 1 10.97 1 25.79 1 12.56 1 27.35 1 14.00 1 29.07 II 7.97 II 22.82 II 9.61 II 24.36 II 11.09 II 26.04 J II 1 2.43 II 27.82 III 9.60 III 24.32 Ulli. 12 III 25.96 III 12.51 in 27.741 III 13.82 III 29.52 IV 8.09 IV 22.86 IV 9.52 IV 24.60 IV 10.84 IV 26.40 IV 12.14 IV 28.13 V 7.49 V 22.46 V 8.83 V 24.25 V 10.13 V 26.01 V 11.46 V 27.64 VI 5.81 VI 21.10 VI 7.12 VI 22.87 VI 8.42 VI 24.55 VI 9.81 VI 26.06 VII 5.09 VII 20.75 VII 6.40 VII 22.45 VII 7.75 VII 24.01 VII 9.24 VII 25.43 VIII 3.39 VIII 19.37 VIII 4.74 VIII 20.98 vm 6.19 vm 22.43 VIII 7.79 VIII 23.77 IX 1.76 IX 17.99 IX 3.18 IX 19.48 IX 4.73 1X20.85 IX 6.44 IX 22.15 X 1.22 X 17.54 X 2.74 X 18.95 X 4.40 X 20.26! X 6.19 X2I.57 » 30.78 XI 16.07 XI 1.41 XI 17.40 XI 3.18 XI 18.71 XI 4.98 XI 20.04 XI 29.45 XII 15.56 XII 1.18 XII 16.85 XII 2.99 XII 18.18 XII 4.73 XII 19.59 XII 29.21 ; » 31.00 1 194 190 186 182 178 174 ' 170 166 I 27.98 1 14.01 1 29.77 1 15.30 I 1.77 1 16.68, I 3.42 1 18.20 II 26.73 II 12.41 II 28.47 n 13.75 ,,31.47 II 15.22 II 2.00 II 16.84 III 28.40 III 13.81 III 30.03 III 15.24 lU 2.04 III 16.80 III 3.47 III 18.53 IV 26.95 IV 12.22 IV 28.47 IV 13.74 M 31.50 IV 15.43 IV 1.83 IV 17.21 V 26.40 V 11.65 V 27.82 V 13.30 IV 29.84 V 15.07 V 1.14 V 16.84 VI 24.78 VI 10.17 VI 26.12 VI11.91 V 29.13 VI 13.71 n 30.42 VI 15.43 VII 24.11 VII 9.77 VII 25.42 VII 11.55 VI 27.42 VII 13.32 VI 28.73 VII 14.93 VIII 22.44 VUI 8.44 VIII 23.75 VIII I0.2I VII 26.73 VIII 11.87 VII 28.12 VIII 13.38 IX 20.81 IX 7.13 IX 22.15 IX 8.85 VIII 25.11 IX 10.40 VIII 26.60 IX 11.81 X 20.24 X 6.84 X 21.67 X 8.44 IX 23.62 X 9.90 IX 25.22 X 11.23 XI 18.76 XI 5.51 XI 20.29 XI 7.00 X 23.24 XI 8.36 X 24.95 XI 9.67 XU 18.35 XII 5.10 XII 19.99 XII 6.51 XI 21.97 XII 21.77 xn 7.82 XI 23.76 XII 9.13 XII 23.55 193 189 185 181 177 173 i 169 165 I 17.01 I 3.63 1 18.76 I 4.97 I 20.56 I 6.27 I 22.30 I 7.60 "15.73 II 2.08 1117.52 11 3.38 II 19.29 II 4.70, II 20.94 II 6.12 III 16.44 III 2.47; III 18.23 III 3.78 III 19.91 III 5.16 III 2 1.44 m 6.67 IV 15.12 n 31.80 IV 16.84 IV 2.15 IV 18.41 IV 3.63 IV 19.83 IV 5.25 V 14.73 IV 30.14 V 16.34 V 1.57 V 17.81 V 3.15 V 19.14 V 4.88 VI 13.25 V 29.51 VI 14.77 M 31.03 VI 16.12 VI 1.73 VI 17.43 VI 3.51 VII 12.70 VI 27.96 VII 14.12 VI 29.59 VII 15.41 VII 1.37: VII 16.71 VII 3.15 VIII II. 10 VII 27.49 VIII 12.45 VII 29.24 VIII 13.74 „ 31.03: VIII 15.06 VIII 1.74 IX 9.49 VIII 26.14 IX 10.80 VIII 27.93 IX I2.II VIII 29.68 1X13.50 M 31-30 X 8.90 IX 24.88 X 10.21 IX 26.66 X 11.58 IX 28.31 X 13.08 IX 29.82 XI 7.32 X 24.65 XI 8.68 X 26.35 XI 10.14 X 27.91 XI 11.75 X 29.30 XII 6.79 XI 23.40 XII 8.24' XI 25.00 XII 9.80 XI 26.44 XII 11.53 XI 27.77 XII 23.08 1 ! XII 24.57 1 XII 25.93; XII 27.23 192 188 184 180 176 , 172 168 164 I 5.32 1 21.66 I 6.86 I 23.06 I 8.54 I 24.37 1 10.33 1 25.67 11 3.88 II 20.14 II 552 II 21.45 II 7.30 II 22.76, II 9.10 11 24.10 m 5.49 III 21.52 III 7.24 III 22.82 III 9.04 III 24.1 3 i III 10.78 III 25.55 IV 4.13 IV 19.83 IV 5.92 IV 21.14 IV 7.69 IV 22.51; IV 9.33 IV 24.03 V 3.79 V 19.11 V 5.57 V 20.47 V 7.25 V 21.94 V 8.77 V 23.57 VI 2.42 VI 17.42 VI 4.14 VI 18.86 VI 5.70 VI 20.45 VI 7.13 VI 22.18 VII 2.03 VII 16.80 VII 3.62 VII 18.35 VII 5.09 VII 20.05 VII 6.43 VII 21.83 „ 31.57] VIII 15.29 VIII 2.06 VIII 16.95 VIII 3.44 VIII 18.73 VIII 4.74 VIII 20.50 VIII 30.06 IX 13.90 M 31.47 IX 15.65 IX 1.78 IX 17.45 IX 3.08 IX 19.17 IX 28.54 X 13.63 IX 29.86 X 15.41 X 1.16 X 17.17' X 2.51 X 18.79 X 27.99 XI 12.42 X 29.30 XI 14.20 „ 30.61 XI 15.85: XI 1.02! XI 17.35 XI 26.43 XII 12.23 1X27.75 XII 13.92 XI 29.12 XII 15.47; n 30.63 XII16.S7 XII 25.89 XII 27.25 XII 28 71t • XII 30.34, 1 Tafel m (Neumonde). 561 163 159 155 151 147 143 139 135 1 15.32 I 1.09 1 16.63 I 2.89 1 17.97 I 4.62 1 19.41 I 6.18 n 13.74 n 30.87 II 15.05 H 1.63 II 16.46 11 3.24 II 18.01 II 4.70 III 15.11 III 1.59 III 16.47 III 3.25 III 17.98 in 4.75 III 19.63 III 6.13 IV 13.46 n 31.21 IV 14.93 IV 1.75 IV 16.54 IV 3.15 IV 18.29 IV 4.46 V 12.86 IV 29.70 V 14.43 V 1.14 V 16.15 V 2.47 V 17.94 V 3.76 VI 11.34 V 29.10 VI 13.00 M 30.45 VI 14.79 .. 31.75 VI 16.55 VI 2.05 VHio.88' VI 27.43! VII 12.63 VI 28.74 VII 14.42 VI 30.03 VII 16.11 VII 1.40 VIII 9.52 ' VII 26.74 VIII 11.31 VII 28.03 VIII 13.04 VII 29.37 VIII 14.63 n 30.84 IX 8.23 VIII 25.08 IX 9.99 VIII 26.39 IX 11.62 VIII 27.82 IX 13.10 VIII 29.38 X 7.97 IX 23.47 X 9.66 IX 24.85 XI1.16 IX 26.38 X 12.55 IX 28.06 XI 6.69 X 22.93 XI 8.25 X 24.41 XI 9.67 X 26.05 XI 10.99 X 27.83 XII 6.34 XI 21.50. XII 7.81 XI 23.09 XII 9.14 XI 24.84 XII 10.44 XI 26.64 XII 21.15 XII 22.86 XII 24.65 XII 26.42 162 158 154 1 150 146 142 1 138 134 1 I 4.93 1 19.86 I 6.30; I 21.65 I 7.61 1 23.43' I 8.91 I25.II II 3.40' II 18.62 II 4.72 II 20.40 II 6.02 II 22.12 II 7.36 II 23.67 III 4.80 III 20.32, III 6.10; III 22.07 III 7.43 III 23.68 III 8.87 III 25.12 IV 3.13 IV 18.971 IV 4.45: IV 20.62 IV 5.85 IV 22.12 IV 740 IV 23.47 V 2.43 V 18.54; V 3.81 1 V 20.06 V 5.31 V 21.47 V 6.98 V 22.77 » 31.76 VI 17.00 VI 2.23 VI 18.42 VI 3.84 VI 19.75 VI 5.61 VI 21.05 VI 30.15 VII 16.40; VII 1.73 VII 17.74 VII 3.45 VII 19.04 VII 5.24 VII 20.36 VII 29.64 VIII 14.76 „ 31.33, VIII 16.07 VIII 2.11 VIII 17.38 VIII 3.88 VIII 18.74 VIII 28.24 IX 13.12 VIII 30,02 IX 14.43 M 31.80 IX 15.78 IX 2,50 1x17.25 IX 26.96 X 12.53, 1X28.76 X 13.86 1X30.49 X 15.29: X 2.07 X 16.87 X 26.73 XI 10.981 X 28.50 XI 12.38 X 30.13; XI 13.92 n 31.61 XI 15.61 XI 25.54 XII 10.48 XI 27.20 XII 11.98 XI 28.71 XII 13.63 XI 30.10 XII 15.42 XII 25.28 XII 26.82 XII 28.24 ! XII 29.56 161 1 157 1 153 149 '; 145 141 137 133 I 23.91 I 9.07 1 25.35, 1 10.66 1 26.69 1 12.41 1 27.99 1 14.22 II 22.43 II 7.69 II 23.79 II 9.39 II 25.08 II 11.18 II 26.39 II 12.94 III 22.84 III 8.34, III 24.15 III 10.12 III 25.43 III U.90 III 26.79 III 13.57 IV 21.151 IV 7.01 IV 22 45 IV 8.80' IV 23.77 IV 10.51 IV 25.22 IV 12.06 V 20.45 V 6.67 V 21.75 V 8.41 j V 23.17 V 10.00 V 24.71 V 11.45 VI 18.73 VI 5.28 VI 20.11! VI 6.93 VI 21.61 VI 8.40 VI 23.28 VI 0.76 VII 18.06 VII 4.83! VII 19.54 VII 6.35 VII 21.16 VII 7.75: VII 22.91 VII 9.05 1 VIII 16.50 VIII 3.32 VIII 18.07 VIII 4.74 VIII 19.81 VIII 6.07! VIII 21.61 VIII 7.36 IX 15.05 IX 1.77 IX 16.75 IX 3.12 IX 18.54 IX 4.42! IX 20.31 IX 5.72 X 14.73 X 1.20 X 16.51 X 2.51 X 18.30 X 3.82' X 19.99 X 5.19! XI 13.51 » 30.62; XI 15.30 n 31.93 XI 17.03 XI 2.28 XI 18.62: XI 3.761 XII 13.31 XI 29.08! XII 15.08 XI 30.40 XII 16.70 XII 1.85 XII 18.18 XII 3.43 XII 28.55! XII 29.96 148 „ 31.49 160 156 152 144 140 136 132 1 I 12.10; I 27.03 1 13.77 1 28.54 1 15.28 1 30.19 I 16.66 I 2.19 II 10.79 II 25.55 II 12.34 II 27.16 II 13.75' II 28.91 II 15.06 „31.96 III 12.36 III 27.10 III 13.80 III 28.82 in 15.14 III 30.61 III 16.43 III 2.70 IV 10.81 IV 25.69 IV 12.16 IV 27.48 IV 13.45 IV 29.25 IV 14.77 1 IV 1.36 V 10.16 V 25.34' V 11.45 V 27.12 V 12.75' V 28.81 V 14.12 1 „ 30.91 VI 8.44 VI 23.97 VI 9.73 VI 25.71 VI 11.06! VI27.29' VI 12.52- V30.36I VII 7.73 VII 23.60 VII 9.04 VII 25.23 VII 10.45! VII 26.71 ; VII 12.01 , VI 28.73 1 VIII 6.05 VIII 22.18 VIII 7.44 VIII 23.71 VIII 8.93 VIII 25.09 VIII 10.61 VII 28.08 IX 444 1X20.73 IX 5.92 IX 22.16 IX 7.54 IX 23.48 IX 9.32 VIII 26.40 X 3.95 A 20.25' X 5.54 X 2 1 .60 X 7.28 X 22.90 X 9.08 1X24.78 XI 2.57 XI 18.74 XI 4.28 ^h MV ^V ^V V 4V ^ ■ j^ 1 .^ XI 20.05 XI 6.07' XI 21.36 XI 7.83 X 24.22 XII 2.29 XII18.19IXII 4.08 XII 19.50 XII 5.87 ! XII 20.86 XII 7.54' XI 22.74 1 ' XII 22.33 562 Tafeln. 131 127 123 119 115 111 107 103 1 20.99 1 7.60 1 22.73 1 8.92 1 24.53! 1 10.23 1 26.28 1 11.57 II 19.70 II 6.04 II 2 1.49 II 7-34 II 23.26 11 8.67 II 24.90 II 10.09 III 21.42 III 7.43 III 23.19 III 8.73 III 24.87 III 10.12! III 26.39 III 11.64 IV 20.09 IV 5.75 IV 21.79 IV 7.10 IV 23.36 IV 8.58; IV 24.78 IV 10.21 V 19.70 V 5.09 V 21.29 V 6.52 V 22.74 V 8.10' V 24.09 V 9.84 VI 18.21 VI 3.46 VI 19.70 VI 4.99' VI 2 1.07 1 VI 6.69 1 VI 22.37 VI 8.47 VII 17.66 VII 2.91 VII 19.07 VII 4.54; VII 20.37 VII 6.33 VII 21.67 VII 8.10 VIII 16.07 VIII 1.45 VIII 17.40 VIII 3.20 VIII 18.68 VIII 4.99 VIII 20.01 Iviii 6.71I IX 14.46 „ 31.11 ! IX 15.77 IX 1.90 IX 17.08 IX 3.65 IX 18.47 IX 5.26 X 13.86 IX 29.85 X 15.18 X 1.62 X 16.55 X 3.27 X 18.04 X 4.78 XI 12.30 X 29.62 XI 13.65 M 31.32 XI 15.12; XI 1.87 XI 16.72 XI 3.27 XII 11.78 XI 28.37 XII 13.21 XI 29.97 XII 14.77 XII 1.41 XII 16.51 XII 2.73 XII 28.06 XII 29.54 „ 30.90 130 126 122 ' 118 1 114 110 106 102 1 10.30 I 26.62 I 11.83' I 28.01 1^3.51 1 29.32 115.31 I 1.20 II 8.86 II 25.09' II 10.50! 11 26.41 II 12.27 II 27.71 II 14.06 „30.621 III 10.46 III 26.46 11112.21 III 27.76 III 14.01 III 29.08: 111 15.74 III 1.05 IV 9.10 IV 24.78 1 IV 10.89 IV 26.07 IV 12.65 IV 27.46 IV 14.28 „ 30.50 V 8.75 V 24.06; V 10.53 V 25.40, V 12.21 V 26.89 V1372 IV 28.98 VI 7:38 VI 22.37 VI 9.10 VI 23.81 VI 10.65 VI 25.40 VI 12.07 V 28.52 VII 6.98 VII 21.76 VII 8.58 VII 23.30 VII 10.04 VII 25.01 VII 11.37 VI 27.14 VIII 5.53 VIII 20.24 i VIII 7.02 VIII 21.90 VIII 8.39 VIII 23.69 VIII 9.70 VII 26.80 IX 4.03 IX 18.87 IX 5-43 1X20.62 IX 6.74 IX 22.41 IX 8.04 VIII 25.47 X 3.50 X 18.60 X 4.83 X 20.39 X 6.12 X 22.14 X 7.47' IX 24.13 XI 1.96 XI 17.40 XI 3.27 XI 19.17 XI 4.57 XI 20.82 XI 5.99! X 23.76 XII 1.41 XII 17.20 XII 2.72 XII 18.90 XII 4.09 XII 20.43 XII 5.60 XI 22.33 „ 30-86 t i . XII 21.84 129 125 121 117 113 109 105 101 1 I 29.31 I 15.95 I 1.22 I 17.53 I 2.68 1 18.95 I 4.30 1 20.29 11 27.79 II 14.57 „30.75. II 16.05 11 1-33 II 17.38 11 3.05 1118,691 III 28.28 III 15.08 II 29.32 III 16.45 III 2.01 III 17.76 III 3-79 HI 19.05 IV 26.82 IV 13.47 III 29.92 IV 14.78 „ 31.71 IV 16.08 IV 2.47 IV 17.41 V 26.42 V 12.78 IV 28.55 V 14.08 IV 30.35 V 15.39 V 2.09 V 16.81 VI 25.06 VI 11.06 V 28.20 VI 12.37 V 29.96! VI 13.76 M 31.59 VI 15.27 VII 24.70 VII 10.34 VI 26.83 VII 11.70 VI 28.50 VII 13.19 VI 30.01 VII 14.83 VIII 23.34 VIII 8.69 VII 26.42 VIII 10.14 VII 27.97 VIII 11.74 VII29.38 VIII 13.49 1X21.95! IX 7.14 VIII 24.94 IX 8.70 VIII 26.39 IX 10.41 vin 27.73' IX 12.20 X 21.51 1 X 6.70 IX 23.44 X 8.37 IX 24.81 X 10.17 1X26.11 X 11.96 XI 20.04' XI 5.39 X 22.91 XI 7.15 X 24.23; XI 8.95 X 25.53: XI 10.67 XII 19.53 _ XII 5.16 XI 21.37 1 XII 6.97' XI 22.67 XII 8.71 XI 24.02- XII 10.32 j XII 20.83 ; XII 22.14' XII 23.56 128 124 120 116 112 108 104 100 I 17.97 I 3.97 1 19.27 I 5.75 1 20.65 I 7.40' 1 22.16 I 8.90 II 16.37 II 2.75 II 17.71 II 4.43 II 19.19 II 5.96' 11 20.82 II 7.36 III 17.76 III 4.43 III 19.19 III 6.00 III 20.76 III 7.43 III 22.50 III 8.75 IV 16.17 IV 2.98 IV 17.70 IV 4.44 IV 19.38 IV 5.78, IV 21.17 IV 7.07 V 15.61 V 2.42 V 17.25 V 3.79 V 19.02' V 5.08 V 20.81 V 6.38 VI 14.13 „ 31.76 VI 15.87 VI 2.07 VI 17.66 VI 3.36 VI 19.37 VI 4.70 VII 13.73 VI 30.07 VII 15.51 1 VII 1.36 VII 17.27 VII 2.68 VII 18.88 VII 4.10 vm 12.40 VII 29.37 VIII 14.17 „ 30.68! VIII 15.84 VIII 1.08! VIII 17.34 VIII 2.59 IX ILIO VIII 27.70 IX 12.81 VIII 29.07' IX 14.36 „ 30.57 IX 15.77 IX I.2I X 10.82 IX 26.12 X 12.41 1 1X27.58; X 13.85 IX 29.19 X 15.20 n 30.93 XI 9.48 X 25.64 XI 10.96, X 27.20 XI12.34I X 28.93 XI 13.63 X 30.71 XII 9.07 XI 24.26 XII 10.47 XI 25.94 XII 1 1.79 1 XI 27.73 XII 13.09 XI 29.52 XII 23.96 i XII 25.74 XII 27.54; xn 29.25 Tafel IT. Jaeobis Tafeln zur Zeitreelmaiig der laden (Erklärungen und Gebrauch der Tafeln s. S. 345 bis 376.) Taf. I. Lunisol . Jahrhunderte Solarkorrektion nach dem Jul. Kaliyuga 3000 08 tithi Anom. 1 t Kai. 1 Ärya- Siddh. Sürya- Siddh. Brahma- Siddh. Siddh. Sirom. 2 13.97 685 1 i ^ 2 4- 2gh 30p 4- igh loP 4-i8grh45P 3100 2 10.57 272 - I - 5 25 ~ 6 18 4- 9 22 3200 2 7.17 859 0 1 —13 20 — 13 46 0 0 3300 2 3.77 ; 446 . + 1 — 21 15 — 21 13 — 9 23 3400 2 0.37 1 34 1 + 2 — 29 10 — 28 41 —18 45 3500 I 25.96 58s , -f 2 ' -^22 55 + 23 52 +31 52 3600 I 22.56 172 : + 3 ' +15 0 4-16 24 4-22 30 3700 I 19.17 759 -h 4 ■ -f 7 5 4- 8 56 4-13 7 3800 I 15.77 348 4-51—0 50 4- I 29 4- 3 45 3900 I 12.37 936 4-6—8 45 - 5 59 — 5 37 j 4000 I 8.98 523 ' -f- 7 —16 40 13 , 27 — 14 59 4100 I 5.58 III -{■ 8 —24 35 —20 54 — 24 22 — 22eh4ip 4200 I 2.19 699 + 9 —32 30 —28 22 33 44 —30 41 4300 0 ! 27.78 251 -r 9 +19 35 4-24 16 4-16 53 4-21 27 4400 0 ' 24.38 840 1 --10 + 11 4- 3 40 4-16 43 4- 7 31 4-13 35 45CX) 0 20.99 i 428 -fii ' 45 4- 9 15 — I 52 H- 5 45 4600 0 17.60 15 -f-I2 , 4 10 4- I 47 — II 14 4- 3 6 4700 0 ' 14.20 605 + 13 i— 12 5 — 5 40 —20 37 4- 9 58 4800 0 10.81 194 -f 14 20 0 -13 8 —29 59 4-17 49 4900 0 7.41 783 , + 15 ' —27 55 20 36 —39 22 4-25 40 5000 0 ' 3.00 337 ,' 4-15 4-24 10 1 4-3' 57 1 4-1 1 16 4-26 30 Kaliyuga Ahargai^ 0v.DK Mod.^ Tafeli ^n. Jupiter- Samvat. 1 1 i Käliyuga 1 Aharga^ia 0v.DKn. Med.* Tafeln Jupiter- Samvat. 3000 1095776 5" 35.10 4100 1497 561! 819 ! 7.97 3100 I 132302 268 16.27 4200 1534087 573 49.14 3200 1 168828 1 23 57.44 ' 4300 1570612 323 ; 30.31 3300 1205354 778 38.61 4400 1607 138 79 11.48 3400 I 241 880 535 19.78 4500 1643664 834 52.65 3500 I 278405 284 0.95 4600 1 680 190 590 33.82 3600 1314931 40 42.12 1 4700 1716716 345 14.99 3700 1351457 796 23.29 4800 1753242 lOO 56.16 3800 1387983! 551 4.46 4900 1789768 856 37.33 3900 1424509 307 45.63 ' 5000 . 1826293' 605 ; 18.50 1 4000 1 461 035 62 26.80 1 ' 1 1 *) Der Betrag von ^ Sonne vom Mondknoten" nach den 4 obigen Siddhdnta folgt in der Ergänzungstafel Taf. IVb. 564 Tafeln. Taf. II. Jahre ^ ! tühi ÄDom. Jul. Kai. Sol. Korrekt. (Ärya Siddk.) Ähargafia 0 V. 1 DKnot. > Jupiter- Samtat. o 0 1 — I 1 0 0 I I 10.80 246 0 -f i5Kh3iP 365 106 , I.Ol 17 2 2 21.60 , 493 0 -f3i 2 730 212 1 2.0234 3 4 3.42 776 I — 13 26 ^ 1096 324 ; 3.0351 4 5 14.22 22 I 4-25 1461 430 1 4.046 8 5 6 6 25.03 269 0 4-17 36 1826 536 ! 5.0585 0 5.83 515 0 + 33 7 2191 642 6.0702 7 2 17.65 798 I — II 20 2557 754 7.0819 8 3 28.45 44 I + 4 10 2922 860 8.0936 9 4 9.25 291 0 -f 19 41 3287 966 9.1053 lO II J 0 20.05 537 0 + 35 12 3652 72 10.1170 1.87 820 I — 9 16 4018 184 i II. 1287 12 I 12.67 66 I -f 6 15 4383 290 12.1404 13 2 23.47 313 0 H-2I 46 4748 396 13.1521 14 4 5.29 595 I —22 43 5114 508 14.1638 15 i6 5 6 16.09 842 I — 7 II 5479 614 15.1755 26.89 88 I -1- 8 20 ' 5844 720 16.1872 17 0 7.70 335 0 + 23 51 6209 826 17.1989 i8 2 19.51 618 I —20 37 6575 938 18.2106 19 3 0.32 864 I - 5 6 6940 44 19.2223 20 21 4 II. 12 HO I -fio 25 7305 150 20.2340 5 21.92 357 0 + 25 56 1 7670 256 21.2457 22 0 3.74 640 -18 33 . 8036 368 22.2574 23 I 14.54 886 - 3 I • 8401 474 23.2691 24 2 25.34 133 -f 12 30 8766 580 24.280S 25 26 3 6.14 379 0 4-28 I 9131 686 25.2925 5 17.96 662 — 16 28 9497 798 26.3042 27 6 28.76 908 — 0 56 9862 904 27.3159 28 0 9.57 155 -^14 35 10227 10 28.3276 29 I 20.37 401 0 4-30 6 1 10592 116 29.3393 30 31 3 4 1 2.19 684 —14 23 10958 228 30.3510 12.99 930 -f I 9 11323 334 31.3627 32 5 23.79 177 -^16 40 11688 440 32.3744 33 6 4.59 ! 423 0 + 32 II 12053 546 33.3861 34 I 16.41 ! 706 —12 18 12419 658 34.3978 35 36 2 3 27.21 ' 952 + 3 13 12784 764 35.4095 8.01 199 + 18 45 13 149 870 , 36.4212 37 4 18.82 445 1 0 4-34 16 13514 976 37.4329 38 6 0.63 728 I —10 13 13880 88 38.4446 39 0 11.44 974 I + 5 19 14245 194 39.4563 40 41 I 22.24 221 I 4-20 50 14610 1 300 406 40.4680 41.4797 2 ; 3.04 467 ; 0 4-36 21 14975 42 4 ' 14.86 750 > 8 8 15341 518 42.4914 43 5 25.66 997 ' I -^ 7 24 15706 624 43-5031 44 6 6.46 243 I ' +22 55 16071 730 44.5148 45 46 I 2 18.28 ,29^08' 526 I ! —21 33 16437 842 45.5265 46.5382 1 - 6 3 i 16802 ! 948 47 3 9.88 1 19 I ' -f- 9 28 , I7167 ■ 54 47-5499 48 4 20.68 265 I 4-25 0 ; 17532 160 48.5616 49 6 2.50 ' 548 ' I 19 29 li 17898 272 49.5733 Tafel IV (Jacobis Tafeln). 565 Jahre 50 m 0 tiihi 13.30 Anom. Ja]. Kai. 1 So]. Korrekt. ' {Ärya Siddh,) Ahargai(^ 18263 0 ▼. DKnot Jupitet' SamvdU. 794 ' I — 3«^ 58p ' 378 50.5850 51 I 24.11 41 ■ I -fii 34 18628 484 51.5967 52 2 4.91 287 ; I +27 5 ; 18993 590 52.6084 53 4 16.73 570 I —17 24 19359 702 53.6201 54 5 27.53 816 I ' 53 i 19724 808 54.6318 55 56 6 8.33 63 I -^13 39 ; 20089 914 55.6435 0 19.13 309 i I 4-29 10 20454 20 56.6552 57 2 0.95 592 I — 15 19 20820 132 57.6669 58 3 11.75 838 I -f 0 12 21185 238 58.6786 59 4 22.55 85 I -^15 44 21550 344 59.6903 60 61 5 0 3.36 331 I -r3i 15 21915 450 0.7020 15.17 614 I I —13 14 22281 562 1.7137 62 I 25.98 861 I 4- 2 17 22646 668 2.7254 63 2 6.78 107 , I 1 -fi7 49 2301 1 774 3.7371 64 3 17.58 353 I ^33 20 23376 880 4.7488 65 66 5 29.40 636 I —11 9 23742 992 5.7605 6 10.20 883 ; I -^ 4 22 24107 98 6.7722 67 0 21.00 129 I -^19 54 24472 204 7.7839 68 I 1.80 376 I -^35 25 24837 310 8.7956 69 3 13.62 658 I — 9 4 1 25203 422 9.8073 70 71 4 5 24.42 905 I 4- 6 27 ' 25568 528 10.8190 5.22 151 : I -21 59 !; 25933 634 11.8307 72 0 17.04 434 2 — 22 30 26299 746 12.8424 73 I 27.84 680 I 6 59 26664 852 13.8541 74 2 8.65 927 I -f 8 32 27029 958 14.8658 75 76 3 5 19.45 173 I 4-24 4 27394 27760 64 176 15.8775 16.8892 1.27 456 i 2 — 20 25 ; 77 6 12.07 702 I ' - 4 54 'I 28125 282 17.9009 78 0 22.87 949 I -fio 37 ! 28490 388 18.9126 79 I 3.67 195 I -f26 9 ;' 28855 494 19.9243 80 81 3 _ 4 15.49 26.29 478 2 —18 20 — 2 49 . 29221 29586 606 712 20.9360 725 I 21.9477 82 5 7.09 971 : I -^12 42 " 29951 818 22.9594 83 6 17.90 217 ' I -^28 14 30316 924 23.9711 84 I 29.71 500 ( 2 —16 15 30682 36 24.9828 85 86 2 10.52 747 1 I 0 44 4-14 47 31047 31412 142. 248 25.9945 27,0062 3 21.32 993 I 87 4 2.12 240 I +30 19 31777 354 28.0179 88 6 13.94 522 ' 2 —14 10 i 32143 466 29.0296 89 0 24.74 769 I -f- I 21 32508 572 30.0413 90 91 I 2 5.54 16.34 15 I -16 52 32873 678 31.0530 262 I -f-32 24 33238 784 32.0647 92 4 28.16 544 1 2 -12 5 33604 896 33.0764 93 > 8.96 791 II -^3 26 33969 2 34088 t 94 6 19.77 1 37 I -fi8 57 34334 108 35.0998 95 96 0 2 0.57 ' 12.39 284 I -f34 29 ~io 0 34699 214 326 36.1 115 37.1232 566 2 35065 97 3 23.19 813 I -^ 5 31 35430 432 38.1349 98 4 3.99 59 I 4-21 2 35795 538 39.1466 99 5 , 14.79 ,306 I : a.36 34 36160 644 40.1583 566 Tafeln. Taf. III. Chaitra des YoraDgehenden Jahres. Sol. Korrekt.: i.Ä = — 29gh 3lP ÄÄ = — 28 30 tf u ^»^At a o a <3J I 0V.D Knot. o I 2 3 4 2 3 4 5 6 26.49 27.50 28.52 29.53 0.55 802 839 875 912 948 33 32 31 30 29 799 804 810 816 822 0 Länge Jupiter- Samv. 329** 29' 159.9086 330 29 59.9114 331 29 59.9141 332 29 59.9169 333 29 59.9197 1 50 1.56 984 28 6 I 2.58 20 27 7! 2 3.59 56 26 8' 3 4.61 92 25 9 4 5.62 129 24 827 i334 28 ! 599224 833 |335 28 j 59.9252 839 844 850 336 [337 1338 28 27 27 59.9280 59.9308 59.9335 10 j 5 j 6.64 165 11 6 ' 7.65 202 12 ,0 8.67 238 13 14 I 2 9.68274 10.70 310 15. 3 16; 4 17. 5 18 6 19 'O ii.7i|347 12.731383 13.751419 14.76455 15.78492 23 22 21 20 19 18 17 16 15 14 855 86 t 867 |339 ,340 i34i 26 26 25 59.9363 59.9391 59.9418 873 1342 25 ,59.9446 878 ,343 25 59-9474 884 890 896 901 907 344 !345 J346 ,347 I348 24 24 23 22 21 59.9501 59.9529 59.9557 59.9585 599612 20 I I I 21 ,1 2 22 '3 23 4 19.84 24,5 16.79528 17.81 564 18.83601 637 673 20.86 13 12 II 10 9 913 919 925 930 936 1349 350 351 352 353 20 19 18 17 16 59.9640 59.9668 59.9695 59.9723 59.9751 25 26 6 o 27I1 I 28' 2 29' 3 ;2i.87 710 22.89 746 23.90 782 24.92 25.94 819 855 8 942 354 15 59.9778 7 948 355 14 59.9806 6 953 356 13 '59.9834 5 959 357 12 59.9862 4 965 358 II 59.9889 Sol. Korrekt.: 1, Vaisäkha i.5. = — 8«^ 53p S.S. = — 10 14 0) II Uthi o I 2 3 4 4 5 6 o I 26.96 27.97 28.99 0.00 1.02 S o a 891 927 964 o 36 E CS I Knot 0 Länge Jupiter- Samv. 3 2 I o I 97» 976 982 988 994 359» 10 0 9 1 8 2 6 3 5 5 6 7 8 9 2 3 4 5 6 2.04 73 2 0 4 3 3.06 109 3 5 5 2 4.07 145 4 II 6 0 5.09 181 5 17 6 59 6.10 218 6 23 7 57 10 II 12 13 14 O I 2 3 4 7.12:254 8.14 290 9.16327 10.17 II. 19 15 5 16 6 i7|;o i8|ii 19 2 12.21 13.22 14.24 15.26 16.28 363 399 436 472 508 544 581 7: 8i 9! 10 II 28 I 8 56 34 ; 9 54 40 i 10 51 46 52 12 13 14 15 16 58 64 70 76 81 13 46 14 44 15 42 16 40 17 37 20 21 22 23 24 3 4 5 6 o 17.29617 18.31 19.33 20.34 21.36 653 690 726 762 17 18 19 20 21 87 93 99 104 HO 18 19 20 21 22 35 33 31 29 27 |25 I 26 2 27 3 ,28-4 29,5 22.38 23.40 24.41 25.43 26.45 798 835 871 907 944 22 23 24 25 26 116 23 25 122 > 24 22 128 25 19 134 26 17 140 I 27 14 30 6 27.47 980 27 146 28 12 59.9917 59.9944 59.9972 0.0000 0.0028 0.0056 0.0083 O.Ol 1 1 0.0138 0.0166 0.0194 0.0222 0.0249 11 49 ; 0.0277 12 48 0.0305 0.0332 0.0360 0.0388 0.0416 0.0443 0.0471 0.0499 0.0526 0.0554 0.0582 0.0609 0.0637 0.0665 0.0693 0.0720 0.0748 Tafel IV (Jacobis Tafeln). 567 2. Jyeshtha Sol. Korrekt.: Xä'. = — 13gi»2lP S.S. = — U 9 «tt^» a o 0 o 1 I 2 2 3 3 4' 4 28.49 129.50 0.52 1.54 2.56: 16 52 89 125 161 CS 0V.D Knot. © Länge Jupiter- Samt, 28 29 30 31 32 152 157 163 170 176 29* 30 31 32 33 n 9 8 7 6 0.0776 0.0803 0.083 1 0.0859 0.0886 5 6 7 8 9 5 6 o I 2 3-58;i98 4.59|234 5.61270 6.63 306 7.65 343 33 181 34 187 35 193 36 199 37 204 34 3 35 I ^35 58 36 56 37 54 0.0914 0.0942 I 0.0969 ] 0.0997 ! I 0.1025 10 3 8.67,379 11 4 9.68|4I5 12 5 10.70452 13 6 II. 721488 14 o 12.74:524 '5 I 13.76561 16 2 ,14.78-597 17 3 15.801633 18 4 16.81 669 19 5 17.83 706 38j 39 40 41 42 43i 44: 46. 47 210 217 223 229 234 240 246 252 258 264 38 51 39 48 40 46 41 43 42 40 0.1053 0.1080 O. I 1 08 O.II36 O.II63 ._l 43 38 44 35 45 32 46 30 47 27 0.1191 0.1219 o. 1 246 0.1274 0.1302 20 6 18.85 742 21 0119.87788 22 I 20.89815 23 2 121.91,851 24 3 22.93 887 48 49 50 51 52 270 276 282 288 294 48 49 50 51 52 < .• 24 21 18 15 13 0.1330 0.1357 0.1385 0.1413 0.1440 25 26 27 28 29 3 6 o I 23.94 24.96 923 960 25.981996 27.00 32 28.02 69 53 300 54 306 55 312 56 318 57 324 53 54 55 56 10 0.1468 6 0.1496 3 i 0.1523 o I 0.1551 56 57 I 0.1579 30 2 29.04 105 58" 330 ■ 57 55 0.1607 B. ÄshädJui Sol. Korrekt.: S,8,= + II 7 aOv.D! Knot. 0 Länge I Jupiter- Samv, 335 58O52' 341 59 50 348 60 47 354 61 44 360 62 41 0.1634 0.1662 0.1690 O.I7I7 0.1745 5' 6 / 8 4 9 5 1 5.15 2 I 6.17 3 7.19 8.21 9.23 323 I359 395 432 '468 64 365 63 38 65 371 64 35 1 66 377 65 32 67 383 66 30 68 389 67 26 0.1773 0.1800 0.1828 0.1856 0.1884 II 10.24 10 in o 11.26 il2 I 12.28 13 2 J13.3O 14 3 114.32 504 69 395 68 1 23 540 70 401 69 20 577 71 407 70 17 613 72 413 71 14 649 73 419 /2 II 15 16 4 15.34686 5 16.36722 17 6 17.38,758 18,0 18.40.794 19 . 1 19.41 831 74 /Di 76! 77' 78, 425 431 437 443 449 73 74 75 75 76 8 4 I 58 55 0.1911 0.1939 0.1967 0.1994 0.2022 0.2050 0.2077 0.2105 0.2133 0.2160 20 2 21 3 22 23 20.43 21.45 4 122.47 5 '23.49 I, 867 903 940 976 24 6 24.51 12 1 79 455 ■77 52 80 461 78 49 81 467 79 46 82 473 80 43 83 479 81 40 , 0.2188 0.2216 0.2244 0.2271 0.2299 25 o 25.53 48 26 I 26.55 85 27 2 27.57 121 28 3 28.59 157 29 4 29.60 194 84' 85 86. 87 88 485 491 497 503 509 82 83 84 85 86 37 34 31 28 24 0.2327 0.2354 0.2382 0.2410 0.2438 30 31 3 6 0.62 230 1.64 266 568 Tafeln. Sol. Korrekt.: Sol. Korrekt.: 4. Srä/vavM Xä — — 12gb3U b. Bhää/rapada X5.=+i5gb4ip| 5. 5. — — 10 12 ÄÄ — + 17 57 1 t ■ E a SP 03 tithi 0 l>i 0V.D 0 Jupit- SP X tithi 0 s 1 0V.3 0 JupiL- H < 1 Knot. Länge Samv. H ^ < Knot. Länge Samt, 1 es ^ 0 3 4.24 fs o 0 \ 2.66303 91 527 89O15' 0.2521 428 122 712 118O48' 0.3379 I l 3-68 339 92 533 90 12 0.2548 ^t 4 5.26464 123 718 119 45 10.3407 •2| 2 4.70375 93 539 91 9 0.2576 2i 5 6.28! 500 124 723 120 42 0.3435 3 3 5.72 411 94 544 92 6 1 0.2604 36 7.29 536I 125 729 121 40 0.3462 4'! 4 1 6.74 448 95 550 93 3 0.2631 4: 0, 8.31 573 126 735 122 37 0.3490 1 5- 5 7.76 484 96 556 94 0 , 0.2659 5 I 9.33!6o9 127 741 123 35 0.3518 6, 6 8.77 520 97 562 94 57 0.2687 6 2 10.35645 128 747 124 33 0.3546 7 0 9.79 557 98 568 95 54 0.2715 7 3 11.36 682 129 752 125 30! 0.3573 1 8 i 10.81 593 99 574 96 52 0.2742 8 4 12.38 718 130 758 126 28 0.3601 9 2 11.83 629 100 580 97 48 0.2770 9 5 13.40 754 1 131 765 127 26 0.3629 lO 3 12.85 665 lOI 587 98 45 0.2798 10 : 6 14.42 790 132 771 128 24 0.3656 II ;4 13.87 702 102 593 99 42 0.2825 ii'o 15.44827 133 776 129 22 0.3684 12 5 14.89 738 103 598 100 39 0.2853 12 i i6.45|863 134 782 130 20 0.3712 13 6!i5.9i|774 104 604 loi 36 0.2881 13 2 17.47 899 135 788 131 17 0.3739 14 0 16.92 811 1 ! 105 610 102 33 0.2909 14 3 1 18.49I936 1 136 794 132 15 0.3767 15 1 17.94847 106 616 103 30 j 0.2936 15 4 19.51972 137 800 133 13 0.3795 i6 2 18.96883 107 622 104 27 0.2964 16 5 20.53 8 138 806 134 II 0.3823 17 3 19.98919 108 628 105 25 0.2992 17 6 21.54 45 139 812 135 10 j 0.3850 i8 4 21.00956 109 634 !io6 22 0.3019 18 0 ,22.56 81 140 818 136 8 : 0.3878 19 5 22.02 992 1 110 640 107 19 1 1 0.3047 !'9 I 23.58 117 1 1 141 824 137 6 0.3906 2o!j6 23.04 28 III 1 646 108 17 0.3074 20; 2 1 1 24.59:153 142 829 138 4 0.3933 21 O '24.05 65 112 652 iio9 14 0.3102 21/3 25.61 190 143 835 139 2 0.3961 22. I 125.07 lOI 113 658 110 12 0.3130 22 1 4 126.63,226 144 841 140 0 0.3989 23- 2 26.09 137 114 664 III 9 0.3158 23 5 27.65 262 145 847 140 58 0.4016 24 3 1 27.11 174 1 "5 670 112 6 0.3185 24 1 1 25 6 1 28.66|299 146 852 141 56 0.4044 25 4 28.13 2IO 116 676 '113 4 0.3213 i 0 1 29.68 335 147 859 142 55 0.4072 26 5129.15 246 117 682 114 I 0.32411 26 I 0.70 371 148 865 143 53 0.4100 27'6 0.16I282 1 118 688 114 58 0.3269 27 2 1.71 407 149 871 144 52 0.4127 28; 0 1 1.18319 119 694 115 56 0.3296J 28 3 2.73 444 150 876 145 50 0.4155 29; I 1 2.20 3js 120 699 116 53 0.3324 29 4 3.75 480 151 882 146 48 0.4183 30 2 3.22 391 121 705 117 50 1 0.3352 30 ! 5 4.77 516 152 888 147 47 0.4210 Tafel IV (Jaoobig Tafeln). 569 Sol. Korrekt.: Sol. Korrekt.: G.Äivina A8, — + 17 gb 51 P 7. Kärttika ±8. — - -14ffh47P iS.Ä — +19 30 1 s.s. — - -U 7 1 1 1 • ä • g 1 ^ tithi 0 a 1 0V.D 0 Jupü.' ^ 08 tithi 0 1 0V.D 0 JupiL- H 'S < 1 Knot. Länge Samv, H V < w Knot. Länge Samv, 1 rs 1 ! 7.28 n ^ 1 o 6j 5-7^553 153 894 148*45' 0.4238 ii 0'2 678 1 1 184 74 179* 15' 0.5097 I o 6.8o 589 154 900 149 43 0.4266 1 1-3 8.29714 185 79 180 15 0.5124 2 I 1 7.82 625 155 905 150 41 0.4293 1 2 = 4 9.31 750 186 85 181 15 0.5152 3 2 8.83 661 156 91F 151 40 0.4321 3 5 10.32787 187 90 ,182 15 1 0.5180 4 3 ' 9.85 698 1 1 157 917 I152 38 1 0.4349 4 6 11.33823 1 1 ' 188 96 183 1 1 14 ' 0.5208 1 10.87 734 158 923 153 37 1 0.4377 1 5 0 12.35 859 189 102 184 14 0.5235 61:5 11.88 770 159 928 154 36 0.4404 6 I ,13.37 895 190 107 185 14 0.5263 7 6 1/.9O1807 160 934 155 34! 0.4432,1 7j.2 14.39 932 191 "3 186 14 0.5291 8 0 13.91 843 161 941 156 33 0.4460 8I3 15.40 968 192 119 187 14 0.5318 9 I 14.93 879 162 947 157 31 0.4487 9 i 10! 4 16.42 4 193 125 188 14 0.5346 10' 2 1 1 I5.95'9i6 163 953 158 30 0.4515 5 17.43 41 194 130 189 14 0.5374 iii 3 16.96952 164 958 159 29 0.4543 II 6 18.44 77 195 136 190 14 0.5401 12 4 17.98988 165 964 160 28 0.4570 |I2 0 19.46 113 196' 142 191 14 0.5429 13 5 19.00 24 166 970 161 27 0.4598 'i3' I 20.47 149 197 148 192 14 0.5457 14 1 6 20.01 61 167 168 976 981 162 26 0.46261 14 2 .1 1 21.49 186 198 153 159 193 14 0.5485 1 15 1 i 0I21.03 97 163 25 0.4654 15 3 22.50 222 199 194 14 0.5512 16 I 22.04; 133 169 987 164 24 0.4681 16! 4*23.51 258 200 165 ;i95 14 0.5540 17 2 23.06 170 170 993 165 23 0.4709 17 5 '24.53 295 201 171 196 14 0.5568 18 3 24.08 206 171 999 166 22 0.4737 18 6:25.54 331 202 176 197 14 0.5595 19 4 25.09'242 172 4 167 21 1 0.4764 1 :i9 1 0 '26.56 1 367 203 181 1 ( 204' 187 198 14 0.5623 20 1 '5 26.11 278 173 10 168 20 1 0.4792 ] i I2011 J27.57 403 199 15 0.5651 21 {6 27.12315 174 16 169 19 0.4820 |2II 2 28.59 440 205' 193 200 15 0.5678 22 |0 28.14I351 175 22 170 19 0.4847 '22 3 29.60 476 2061 199 201 15 '0.5706 23 i 1 29.16 387 176 28 171 18 0.4875 23 4 0.61 512 207 204 202 16 : 0.5734 24 12 0.17424 177 33 '172 18 0.4903 24' 5 ' i.63'549 I 1 I 208' 210 203 16 1 0.5762 ^s! 3 1.19 460 178 39 173 17 0.493 1 1 1 1 1 25 6 2.64 585 1 209 216 204 17 0.5789 26 14 2.20 496 179 45 174 16 0.4958 |26 0 3.66 621 210' 222 205 17 0.5817 27|i5 3-22 532 180 51 175 16 0.4986 27' I 4.67'658 211 227 1206 18 0.5844 28 6 4.23 569 181 56 ,176 16 0.5014 281; 2 5.68 694 212 233 207 19 0.5872 29'' 0 1, 5.25 605 182 62 177 15 0.5041 1 29 3 r 6.70 1 730 213 238 208 20 1 0.5900 1 30 I 6.26I641 183 68 178 15 ! 0.5069 1 ! 1 1 ! 1 1 570 Tafeln. Sol. Korrekt: Sol. Korrekt SMa/i/'gasiTshaÄ. 5. =x — aogb 40p | Q.üittsha XÄ = + 9gl»44p ÄÄ = -20 84 Ä Ä — + 8 45 1 1 • E ,1 1 ■1 ■ s 1 ^ i^A« a 1 0v.> 0 Jupä,' SP OB tühi 0 0 « ?» 0v.> 0 Jupä.' H V ^ »•»'»i < V. ILnot. Länge Samv, H Ob -^ j Knot Länge Samv. n ^ II ' ii n 819 o'4 7.71 766 214 244 209** 20' 0.5928 1 0 5 7.10 243 406 238« 50' 0.6731 i| 5 8.73 803 215 250 210 21 0.5955 1 6 8.11 855 244 412 239 51 0.6759 2| 6 9.74 839 216 255 211 22 0.5983 2 0 9.12 891 245 418 240 52 0.6786 3: 0|io.75 875 217 261 212 23 0.601 1 3 I 10.14 928 246 423 241 54! 0.68 141 4, 1 1 I ".77 912 218 267 213 23 0.6039 4 2 II. 15 964 247 429 1242 55 ; 0.6842 1 5 2 12.78 948 219 272 214 24 0.6066 1 1 5; 1 3 12.16 0 248 434 243 57 0.6870 6 3 13.79 984 220 277 |2i5 25 0.6094 6! 4 13.18 37| 249 440 244 58 ! 0.6897 1 7 4 14.81 20 221 283 j2i6 26 0.6122 1 7 5 14.19 73 250 445 245 59 1 0.6925 1 8 5 15.82 57 222 289 217 27 0.6149 8 6 15.20 109 251 451 247 I 0.6953 9! 6 16.83 93 223 295 218 28 1 0.6177 9 io n 16.21 145 252 457 248 2 0.6980 10 0 17.85 129 224 300 |2I9 29 0.6205 1 10 I 17.23182 253 463 249 4 0.7008 II I 18.86 166 225 306 220 30 0.6232 II ,2 18.24:218 254 468 250 5 0.7036 I2;:2 19.87 202 226 312 221 31 0.62601 12 3 19.25254 255 473 251 7 0.7063 13 3 20.89 238 227 318 222 32 0.62881 13 4 20.26 291 256 479 252 8 0.7091 I4i 4 11 h 21.90 274 228 323 223 33 0.63161 14 5 21.28 327 363 257 485 253 9 0.7 119 15 5 22.91,311 229 328 ,224 35 0.6343; 1 15 6 22.29 258 490 254 10 0,7147 16,6 23.93 347 230 334 225 36 0.637 n 16 0 23.30400 259 495 255 II 0.7174 17,0 24.94I383 231 340 ;226 37 ] 0.6399! 17'' I :24.32!436 260 501 256 13 0.7202 i8 i |25.95!42o 232 346 227 38 1 0.6426 182I25.33J472 261 507 257 14 0.7230 19 2 26.97:456 1 1 233 351 228 39 1 0.6454 1 19 3 ; 20 4 26.34 508 262 513 1 258 15 0.7257 20 3 27.98 492 234 1 1 356 229 40 ; 0.6482 27.36 545 263 518 259 17 0.7285 21 4 28.99 529 235 \ 362 230 41 ! 0.6509 21. 5 i28.37 581 264 523 260 18 0.7313 22 5 0.01,565 236 368 23 1 42 0.6537 22 ; 6 29.38!6i7 265 529 261 20 0.7340 23 6 1.02 1601 237 373 ,232 43 0.6565 23II0 0.39 654 266 : 535 262 21 0.7368 24 0 2.03637 238 378 !233 44 1 0.6593. 24 I 1.41 690 267 540 263 22 0.7396 25 I 3.05 674 239 384 234 45 0.6620 25 ' 2 1 2.42 726 268 545 264 24 0.7424 26 2 4.06 710 240 ; 390 235 46 0.6648 26 3 3.43 762 269 551 265 25 0.7451 27 3 5.07! 746 241 ! 396 236 47 1 0.66761 27 I4i 4.45 799 270 557 266 27 0.7479 28 4 6.09783 242 401 i 237 49 1 0.6703 28,5 1 il 1 546 835 271 563 1 267 28 i 0.7507 1 1 1 1 1 k_ 1 1 1 1 Tafel IV (Jacobig Tafeln). 571 SoL Korrekt.: Sol. Korrekt: 10. Mägha ^. ä — + 30gi» 87 p 11. Fhälffwna Ä.8.=^'-u^i9 ÄÄ— + 28 0 S,8, — --6 8 I 1 • 6 1 • 1 ^ e8 tühi 0 s 1 0V.3 0 JupüA ^ tühi 0 CS 1 0V.3 0 Jupit,' H < 1 Knot. Länge Samv. 5 . ^ < 5 Knot. Länge Samv. fS ^ n 302 '1 o,6 6.47 871 272 568 268® 29' 0.7534 0 I 6.86I960 736 299O 3' 0.8365 Ii o 7.48 908 273 573 269 30 0.7562 I 2 7.88,996 303 741 300 3 0.8393 2 I 8.5o|944 274 579 '270 31 0.7590 2 3 8.89 33 304 746 301 4 0.8421 3,2. 9.51 980 275 585 271 33 0.76171 3.4 9.90 69 305 752 302 4 08448 4I3 10.52 16 276; 591 272 34 1 0.7645 1 4 5 10.92 105 306; 758 1 303 5 0.8476 1 5.4 1 11.53 53 277 596 1 273 36 0.7673 5 6 11.93 142 307 763 304 5 0.8504 6 5 12.55 89 278 601 274 37 0.7701 6 0.12.95 178 308 769 305 6 0.8532 7 6 13.56 125 279 607 275 38 ; 0.7728 7.1 13.96 214 309 775 306 7 i 0.8559 8' 0 14.57 162 280 613 276 39 0.7756 8 2 14.97 250 310 781 307 7 0.8587 9;I 15.59 t 1 198 281 618 '277 41 0.7784 9 i 3! 15.99 287 311 786 308 8 0.8615 10 2 16.60 234 1 282 624 278 42 0.781 1 ■t 10; 4 17.00323 312 791 1 309 9 ; 0.8642 II 3 17.61 271 283 629 279 43 0.7839 II 5 18.01 359 313 797 310 9 : 0.8670 12 4 18.63 307 284 634 280 44 0.7867 12 6 19.03 396 314 803 311 10 0.8698 1 13 i5 19.64 343 285 640 281 46 0.7894 13 0 20.04432 315 809 312 10 0.8725 1 14 6 20.65 379 286 646 282 47 f 0.7922 14 I 21.06468 316 814 313 10 0.8753 i ' 15 0 21.67 416 1 1 287 652 283 48 0.7950 n I5I 2 22.07 504 317 820 314 10 0.8781 I6I I 22.68 452 288 657 284 49 0.7978 16 3 23.09 54i| 318 826 315 II 0.8809 17 2 :23.69|488| 289 663 285 50 0.8005 ' i7|,4 24.10577 319 831 316 II 0.8836 18 3 24.71 525 290 668 286 51 0.8033 i8|i5 25.12613 320 836 317 II 0.8864 19 4 25.72 561 291 674 287 52 0.8061 1 19(6 26.13 650 321 842 318 12 1 0.8892 1 1 20 1 5 26.73597 292 680 288 53 0.8088, 20 0 ,27.14 686 1 322 848 319 12 0.8919 2ll6 27.751633 293 685 289 54 0.8116 21 I 28.16722 323 854 320 12 0.8947 22 0 28.76J670 294 690 1290 55 0.8144 22 2 29.17 758 324 859 '321 12 0.8975 23 I 29.77 706 295 696 291 56 0.8171 23 3 0.19 795 325 865 ,322 12 0.9002 24 2 0.78 742 296 702 292 57 0.8199 24 4 i 1.20 831 326 871 1 323 12 0.9030 25 3 1.80,779 297 707 293 58 0.8227 25! 5 2.21 867 1 327 877 324 13 0.9058 26 4 2.81 815 298: 712 ,294 59 0.8255 26 6 3.23 904 328 882 325 13 10.9086 27 5 3.82851 299 718 296 0 0.8282' 27|,o| 4.24I940 329' 887 326 13 10.9113 28.6 4.84 887 300 724 297 I 0.8310 28i I 5.26 976 330 893 327 13 0.9141 29 1 0 i 5.85 924 301 730 298 2 0.8338 2912 1 6.27 13 331 899 328 13 0.9169 1 1 ; 1 1 672 Tafeln. Sol. Korrekt.: 13. Vaisäkha Sol. Korrekt.; 12. Chaitra Ä,s. 18 «^ 4 p des folgenden X 5. = 4- 5g^ 25p 5.5. — -15 53 Jahres. ÄÄ— -r6 38 • E • g 1 1 1 1 1 SP tithi 0 a 1 0V.3 0 Jupit- ^ tithi © « 0V.3 0 Jupit.' H < 1 Knot. Länge Samv. ' H < 1 Knot. Länge 8(xnw. o n i 1 n ^ 3 7.29 49 1 332 905 329*13' 1 0.9196 1 0 5 7.75 138 362 77 358«» 55' 1.0027 I 4 8.31 85 333 910 330 13 0.9224 ij6 8.77 174 363 83 359 54 1.0055 2 5 9.32 121 334 916 j 331 13 0.9252 2''0 9.79 210 364 88 0 53 1.0083 3 6 10.33 158 335' 922 332 13 1 0.9279 1 3 I 10.80 246 365 94 I 51 I.Ol 10 4; 0 11.35 194 336 927 1 333 13 0.9307 1 ' 4 1 2 1 • 11.82 283 366 100 2 50 1.0138 1 5*'i 12.36230 337 933 334 12 0.9335 5. 3 1 12.84319 367; 106 3 48 1.0166 6, 2 13.38,267 338 939 335 12 0.9363, 1 6 4 13.85 355 368 III 4 47 1.0194 7' 3 14.39 303 339 945 336 12 0.9390 1 7 5 14.87 391 369 117 5 45 1.0221 8;4 15.41 339 340' 950 337 II 0.9418 8 6 15.89 428 370 123 6 44 1.0249 9 5 16.42 1 375 341 956 338 II 0.9446 1 9;o ,1 ii 10 1 i 16.90 464 371 129 7 42 ; 1.0277 10 6 17.44 412 342 961 339 II 0.9473 17.92500 1 1 3721 134 8 41 1.0304 II o|i8.45;448 343 967 340 II 0.9501 II 2 18.94:537 373 140 9 39 1.0332 12 I ,19.471484 344 973 341 10 0.9529 12 3 19.95 573 374' 146 10 37 1,0360 13 2 20.49521 345 979 342 10 '0.9556 13I4 20.97 609 375' 152 " 35 1.0387 14 3j2i.50 557 1 346 984 343 9 0.9584 14 5 1 21.99 645 376 158 1 12 33 1.0415 15 4 22.52 593 347, 990 344 8 0.9612 1 15 .6 23.01 682 377 164 13 31 1.0443 16 5 23.53 629 348, 996 345 8 0.9640 16 0 24.02 718 378 170 14 29 1.047 1 17 6 24.55 666 349 2 346 7 0.9667 17,1 25.041754 379 176 15 27 1 .0498 18 0 25.56 702 350. 7 347 6 0.9695 18' 2 1 26.06 1 1 791 380 181 16 25 1.0526 19 I '26.58 1 738 351 ; '3 ! 19 348 6 0.9723 1 19 20 1 3 ,27.08 1 827 381 187 17 23 1 1.0554 20 2 27.59 775 352 349 5 1 1 1 0.9750 4 28.09 863 382 193 18 21 1.0581 21 3 28.61J811 353 25 350 4 0.9778, 21 5 29.11 900 383 199 19 19 ' 1.0609 22 4 29.631847 354 31 351 3 0.9806 22 6 1 0.13936 384 204 20 17 • 1.0637 23.5 o.64|884 355, 36 352 2 0.9833 23 0 1.14,972 385 210 21 15 ; 1.0664 2416 h 1.66 920 356 42 353 I ' 0.9861 241 25 2 2.16 9 386 216 22 13 1.0692 1 25 0 2.67956 357, 48 354 0 1 1 0.9889 3-18, 45 387 222 23 II 1.0720 26 I 3.69I992 358 54 354 59 0.9917 ;26i,3 4.20| 81 388 228 24 9 1.0748 27 2 4.71 29 359 59 '355 58 0.9944 27 II 4 5.21 117 389I 234 25 6 1.0775 28 3 5.72 65 360 65 356 57 0.9972 ;28"5 6.23ii54 390 240 26 3 1.0803 29 4 6.74 lOI 361 71 357 56 ' o.ioool 29 6 7.25 190 391 246 27 I 27 59 1.083 1 1 j 1 1 1 30 1 0 1 8.27 226 392 1 252 1.0858 Tafel IV (Jacobis Tafeln). 573 Taf. IV (ErgäDzuDgstafelD). b. (Sonne V. Mondknoten.) a. e. Fhdlguna des vorherg. Jahres 1^ * 1 m B £'^ tithi n§ < 9.24 185 14 0 10.26 222 15 I 'U.27 258 16,1 2 ,12.28 294 17; 3 13.30 331 18 4 14.31 367 19 5 15.33 403 20 6 16.34 439 21 0 17.36 476 22 I 18.37 512 23 2 19.38 548 24 3 2040 585 25 4 21.41 621 26 5 22.43 657 27 6 23.44 694 28 0 24.46 730 29 I 25.47! 766 1 3600 42 3700798 3800553 3900309 4000 64 4100820 4200575 4300325 4400 81 4500836 4600592 4700 347 4800 103 4900 858 5000 608 Sürya- Siddh. 1 796 552 307 64 820 576 326 82 838 588 350 106 862 612 • 818 574 324 80 836 592 348 104 860 610 0